Schmerz. Er kam von einem Ort außerhalb seines Geistes. Er traf ihn wieder. Wo war er? Der Vogelblick auf die Frau und den leblosen Mann verschwamm. Die Gedanken an Flucht und Rückzug versanken in dem Rabenkörper. Sie hatten mit Daniel nichts mehr zu tun. Die Frau war Lucy. Wegen ihr war er hier. Er erinnerte sich wieder. Sie schlug ihn, kratzte ihn, zerrte an ihm, bis sich der Schmerz immer tiefer in ihn grub. Er hatte einen Körper, er litt, blutete und wurde von ihr gewärmt. Er musste zu ihm. Daniel löste sich von dem Raben. Es war schwer, der Vogel wollte ihn nicht hergeben. Der Vogelgeist war mit seinem verschmolzen. Daniel riss ihn mit sich aus dem kleinen Körper, dessen Herz angstvoll zitterte und schließlich verstummte. Der Vogel fiel zu Boden. Sein Tod lenkte ihn ab. Wo wollte er hin? Er war verloren, ohne Halt.
Lucy sah hoch, starrte auf die Rabenleiche. „Ich bin hier! Komm hierher!“
Sie schrie in sein Ohr, das er noch nicht bewohnte. Es war laut. Daniel taumelte zu sich, zwängte sich in sich hinein. Es fühlte sich fremd an. Er war zu lange fort gewesen.
*
Ein Zucken durchlief Daniels Körper. Er öffnete den Mund, holte tief Atem. „Daniel!“ Seine Lippen bewegten sich, doch sie konnte die leisen Laute nicht verstehen. Er musste hierbleiben. Musste aufwachen. Sie griff fest in seine Arme, drückte in die Muskeln seines Oberkörpers, kratzte über seine Schenkel. „Fühl dich. Fühl mich.“ Sie hatte Angst, ihn jetzt zu küssen. Endlich atmete er wieder tief. Statt seiner Lippen küsste sie die blutigen Male, die sie ihm selbst beigebracht hatte.
„Es tut mir leid.“ Sie küsste die Striemen über seinem Bauch, küsste bis zu den Lenden. „Ich wollte dich nur wiederhaben.“ Die Haut war warm. Fühlte sich lebendig an. Lucy weinte vor Erleichterung, als sie Daniels Hand auf ihrem Nacken fühlte. Er streichelte sie unsicher, dann fiel seine Hand von ihr ab, um sich wieder auf den Weg zu ihr zu machen. Sie nahm sie, küsste die Handfläche. Daniel öffnete die Augen. „Ich helfe dir, dass du dich wieder in deinem Körper zurechtfindest.“ War das winzige Zucken in seiner reglosen Miene ein Lächeln? Ein Nicken? „Alles, was ich küsse und liebe gehört zu dir. Du musst dich nur auf meine Berührungen konzentrieren.“ Sie fasste ihm ins Haar, zerwuselte es. Fuhr über seine Brauen, strich über seine Nase, küsste die Wangenknochen entlang bis zum Kinn. Mit der Zungenspitze zog sie seine Lippen nach. „All das bist du. Spürst du es?“
Eine einzelne Träne lief über seine Schläfe. Lucy nahm seine Hand, biss in jede Fingerkuppe, küsste die Handfläche, verweilte am Puls. Daniel streichelte über ihr Gesicht. Es funktionierte. Sie strich über seine Arme, bog sie zurück, küsste die Achseln. Daniel streckte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. „Genießt du mich oder erleidest du mich?“
Diesmal war es ein Lächeln. Sie war sicher. Ganz sanft fuhr sie zwischen seine Beine. Leben. Lucy biss ihn ins Kinn. „Siehst du? Ich bringe dich nach Hause.“ Noch ein wenig und es würde reichen. Sie massierte seine Füße. „Hier hörst du auf.“ Sie schlängelte sich über seine Beine. „Hier geht es weiter.“ Daniel hob den Kopf, sah sie an. Er versuchte, sich aufzustützen, es gelang ihm nicht, aber sie half ihm. Nahm ihn in den Arm, zog ihn hoch und legte seine Arme um sich. Er hielt sie fest und streichelte über ihren Rücken. „Soll ich dich in deinen Körper hineinlieben?“
Draußen war alles still. Kolja war noch nicht da. Wer wusste schon, wann er hier aufschlagen würde? Vielleicht nie. Vielleicht hatten sie die ganze Nacht.
„Ich will dich in deinem Mund, in deinen Händen und hier.“ Sie knöpfte seine Jeans auf. „Von hier aus erobern wir zu zweit deinen Körper zurück.“
Daniel sah ihr zu, wie sie die Jeans über seine Hüften zog, er half kaum mit, doch das brauchte er auch nicht. Roope würde ihr Zeit verschaffen. Sie streichelte Daniel in sich hinein. Immer ein wenig tiefer, immer ein wenig fester. In seinen Augen glomm die Flamme auf, die sie in ihrer ersten Nacht verbrannt hatte. Lucy schlang die Beine um ihn, ließ ihm Zeit, sich in ihr wohlzufühlen, bewegte sich nur langsam und behutsam. Daniels Blick wurde wacher. Er griff ihr ins Haar, streichelte über ihren Nacken, über ihre Brust.
„Lucy.“
„Fühlst du mich?“
„Nichts anderes als dich.“ Er schloss die Augen, als ob er Mühe hätte, sich zu konzentrieren. „Du bist in Gefahr. Ich bin hier, um dich fortzubringen.“ Nur ein Wispern in ihrem Mund, der vergeblich versuchte, genügend Luft einzuatmen. „Du musst aufhören, Lucy. Wir müssen gehen.“ Er schaffte es nicht, sie festzuhalten. Niemand konnte sie jetzt aufhalten. „Lucy!“
Mit Macht drehte er sie unter sich. Woher nahm er plötzlich die Kraft?
„Wir hören jetzt auf.“
Lucy umfasste sein Gesicht. Die Augen, die sie ansahen, waren voll Liebe, voll Angst um sie. Sie hatte auch Angst gehabt. Eben noch. Vor nur einem Augenblick. Angst, dass er sie nie wieder berühren, sie nie wieder lieben konnte. Dass er sein Leben geopfert hätte, um sie zu schützen. Lucy versuchte, den Aufruhr in sich hinunterzukämpfen. Er bäumte sich nur noch stärker gegen Daniels Bewegungslosigkeit auf. Sie hatte es schon einmal unter ihm gefühlt, das Wissen, sterben zu müssen, wenn er sie nicht erlöste.
„Lucy.“ Seine Stimme war voll Qual. Er presste seine Lippen auf ihre, küsste sie verzweifelt, wisperte immer wieder ihren Namen. „Ich will dich nicht verlieren.“ Diesen Blick in ihrer Seele zu spüren und seine kaum gezähmte Erregung tief in sich beben zu fühlen, war nicht zu ertragen. „Und ich werde dich nicht verlieren.“ Er presste sie an sich, griff hart in ihr Fleisch, strich über ihren Körper, der unter seinen Berührungen zu zittern anfing. „Ich will dich für die Ewigkeit.“
Die hingehaltene Lust explodierte in ihr. Daniel erstarrte, hielt sie fester, streckte ihren Körper unter sich. Lucy schrie. Konnte nicht aufhören. Daniel gab sich frei, liebte sie schneller. Zu intensiv. Zu unerbittlich. Sie war nur Hitze, wurde mehr und mehr geschürt. Verbrannte in hochschlagenden Flammen. Von Ferne hörte sie Daniel am Scheitelpunkt seiner Lust. Er trieb sie weit über ihren hinaus. Irgendwann sank er auf ihr zusammen. Haltloses Zittern, das nicht aufhörte, wie sehr sie ihn auch festhielt.
„Pack sie ein! Wir müssen fort.“
Wer brüllte da? Es war egal. Sie war längst fort. Zuckte in Nachbeben, ergab sich den Wogen, die qualvoll langsam abebbten. Lärm. Er interessierte sie nicht. Geschrei. Wer lachte? Böse. Weit weg von ihr.
*
„Zieh dich an.“
Daniel wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Jetzt war der falsche Augenblick für Schwäche. Lucys Blick wurde klar. Dann kam die Angst. Mit zitternden Händen tastete sie nach ihren Sachen.
Susanna drückte sich durch die Tür. „Sie sind da. Roope will mir seine Axt nicht geben, dabei könnte ich kämpfen. Stattdessen sollen wir zum Wagen flüchten und losfahren, wenn er das Zeichen gibt.“
„Du bekämst die Axt nicht mal hochgestemmt.“ Selbst Daniel fiel beim Ausholen mit Roopes Lieblingswaffe nach hinten.
Susanna zog Lucys Jackenreißverschluss zu und stülpte ihr die Kapuze über den Kopf. „Ist kalt draußen und du zitterst wie Espenlaub.“
Mit erhobenem Schwert stand Roope vor der Tür. Vor ihm blendeten Scheinwerfer. Die Männer, die neben den Wagen standen, waren nicht zu erkennen.
„Wo ist der Ring, Diebin?“ Die spröde Stimme bebte vor Zorn. „Gib ihn mir und ich bin bereit, zu verhandeln.“
„Er lügt.“ Susanna quetschte sich hinter Roopes breiten Rücken. „Ich höre es ihm an.“
Roope nickte bedächtig. „Habe nichts anderes erwartet.“
Hinter den Lichtkegeln keuchte es. Dann setzte aufgeregtes Gewisper ein. Daniel zog Lucy hinter sich, Roope spannte seine Schultern.
„Gleich geht es los. Die Luft flimmert vor Hass. Spürst du es?“
Daniel hielt den Atem an. Gleich. Die Atmosphäre war zum Zerreißen gespannt.
Ein höhnisches Lachen durchschnitt die Stille. „Ich kann den Kerl doch einfach erschießen.“
Roope nickte unmerklich.
Stahl schnitt durch die Luft, schrilles Auflachen, ein Klacken, ein Aufprall, dann ein Keuchen.
Roope grinste. „Sag deinen Kugeln, sie sind zu langsam für Roope Turunen.“
Lucy starrte ihn fassungslos an. „Wie hast du das gemacht?“
Roopes Grinsen wurde noch breiter. „Training seit dem Tag, als in Suomi Stahl geschmiedet wurde.“ Plötzlich rannte er los. Mitten hinein ins gleißende Licht der Scheinwerfer. „Rennt zum Wagen und fahrt los!“
Fluchen und Brüllen begleitete sie bei jedem Schritt. Lucy riss die Wagentür auf. Hinter ihr erschien ein Mann aus der Dunkelheit.
„Lucy! Vorsicht!“ Daniel rannte ums Auto. Es war zu spät. Mit kaltem Blick hatte der Kerl sie gegriffen und über die Schulter geworfen. Er rannte los. Viel schneller, als Daniels zittrige Beine ihm folgen konnten.
„Lucy!“ Er stolperte hinterher. Einen Weg über die Klippen. Lucy schrie. Daniel rannte schneller. Treppen. Glitschiges Holz, von der Gischt rutschiger Stein. Das Meer brauste immer lauter, verschluckte Lucys Schreie. Vor sich konnte er den Dämon sehen. Er hechtete auf der anderen Seite die Treppen wieder nach oben. Der Abstand vergrößerte sich. Daniel zwang seinen Körper, ihm zu gehorchen. Mauerreste vor schwarzem Himmel, ein Torbogen, Steinbrocken. Lucys Schreie verstummten. Wo waren sie? Da! Ein gebeugter Rücken über einer leblosen Gestalt. Nein! Nicht leblos! Niemals. Daniel rannte, auch ohne seine Beine zu fühlen. Die Hände streckten sich wie Klauen nach Lucys Kehle aus. Das grausame Knurren schien aus bodenlosen Tiefen zu kommen. Speichel tropfte von der spitzen, weit herausgestreckten Zunge. Im Mondlicht blitzten Zähne auf.
„Weg von ihr!“
Vor Gier glühende Augen sahen ihn an. „Zu spät, Mensch. Sie ist mein. Sieh zu, wie ich meine Hände in ihren Körper tauche und danach meine Zähne. Du hast den Logenplatz. Genieße ihn, Rabengott. Soll ich dir einen Brocken übrig lassen?“
Das klirrende Lachen erstarb. Daniel sprang ihn an, riss ihn von Lucy fort. Der Dämon kreischte vor Zorn. Sein glühender Blick bohrte sich in Daniels Seele, stach und zerriss. Daniel musste die Augen schließen. Er krallte sich an dem Dämon fest, rollte über das Gras, spürte Steine unter sich. Die Klippe. Er schlug ihm die Faust ins Gesicht. Nur ein Keuchen, dann packte der Dämon seinen Hals, würgte ihn, bis Lichter vor seinen Augen aufflammten. Die Hände rochen nach Blut. Lucy! Eiskaltes Lachen schlug ihm ins Gesicht. Der Dämon hatte seine Angst bemerkt. Bemerkte er auch, dass er über der Klippe hing?
„Töte diesen Körper und ertrage, dass ich deinen nehmen werde und mit ihm diese Frau, die ich in ihr eigenes Blut gebettet habe.“
Daniel zwang das Entsetzen zurück und presste den Dämonenkopf weiter über den Klippenrand. „Gelten die alten Regeln noch?“
Der Dämon knurrte. „Sie haben ihre Gültigkeit nie eingebüßt.“ Die Muskeln waren gespannt. Die Sehnen traten am Hals hervor. „Du wirst es nicht verhindern können, mir in die Augen zu sehen, Wiedergeborener. Und dann bist du mein.“
Er stemmte seinen Kopf Daniel entgegen, starrte ihn mit höhnischem Lachen ins Gesicht. Ohne Vorwarnung schnellte Daniel nach vorn und küsste erschrocken zuckende Lippen. Der Griff um seinen Hals lockerte sich, fassungslos starrten ihn aufgerissenen Augen an.
„Was tust du?“
Daniel packte ihn am Schopf, drehte den Kopf mit einem einzigen kräftigen Ruck nach hinten. Das letzte Keuchen entrang sich dem sterbenden Körper mit Blick in den Abgrund. Er trat den Kadaver über den Klippenrand. Unten schlug er auf einen Felsen. Daniel spuckte aus und wischte über den Mund. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass sein Kuss den Tod gebracht hatte.
Lucy! Ihre Augen waren geschlossen gewesen. Daniel rannte zurück. Sie waren es noch. Unter seinen Fingern fühlte er einen schwachen Puls, sie lebte.
„Daniel! Ist alles in Ordnung?“ Roope rannte auf ihn zu. Das Schwert noch drohend erhoben. „Grigorjew ist tot. Sein Handlanger auch.“
Sein Blick fiel auf Lucy. Dann kniete er sich neben sie, fühlte das Gras, auf dem sie lag. Der Schreck jagte durch Daniel und schnitt in sein Herz. Roopes Hand glänzte dunkel im Mondlicht. Daniel streifte die Jacke zur Seite. Tiefe Wunden überzogen ihren Bauch. Neben ihr lag das Amulett. Es hatte sie nicht schützen können. Daniel schleuderte es in die Nacht und presste Lucy an sich. Warmes Blut floss über seine Hände. Nein. Sie durfte nicht sterben. Er hatte es ihr versprochen. Er würde sie nicht verlieren. Roopes Hand lag auf seiner Schulter. Er schlug sie weg. Warum sah ihn der Finne versteinert an? Es gab keinen Grund, Lucy starb nicht, nicht hier, nicht jetzt. Er riss sich das Hemd vom Körper und drückte es auf die Wunden. Sie sahen tief aus. Groß. Endgültig. Er brauchte ein Wunder. Für sie und für sich selbst.
„Roope, hilf ihr.“ Er hatte ihn so oft zusammengeflickt, warum hockte er da und tat nichts? Warum sah er nur stumm auf durchnässten Stoff?
„Ich kann nicht zaubern, Daniel. Ich bin nur ein Mensch.“
„Ethan!“ Sie mussten zu ihm. Sofort. „Er hat den Ring von Grigorjew.“ Den Ring mit der Lebenskraft der Nephilim. Er hatte diese Kraft gespürt. Sie musste Lucy heilen.
„Es ist verdammt weit bis London.“ Roope strich über ihr Haar. Er gab sie auf, es stand in seinem Gesicht.
Daniel schlug ihn vor die Brust. „Hilf uns!“
Roope schüttelte den Kopf. „Es ist zu spät, Daniel. Sieh sie dir an.“
„Nein!“ Er tippte mit blutverschmierten Fingern auf dem Handy. „Ethan! Komm uns entgegen. Lucy stirbt, wir brauchen den Ring.“
Ethan keuchte. Warum sagte er nichts? „Ethan, verdammt! Komm!“
„Daniel? Ich bin’s, Kepheqiah. Ich fahre ihn.“
„Beeil dich.“
Roope rannte zum Wagen, nahm ihm Lucy ab. Etwas Rundes lag nicht weit von ihm. Ein Kopf. Etwas weiter zwei Körperhälften.
Als Daniel saß, bettete Roope sie in seinen Schoß.
„Halt sie gut fest. Ich werde fahren wie frisch der Hölle entronnen.“
Susanna stieß ihn zur Seite. „Das werde ich tun.“
Sie gab Gas, noch bevor Roope um den Wagen gerannt war. Als die Tür zuschlug, schleuderte sie den Wagen über den Feldweg, er brach hinten aus und Lucy wurde in seinen Arm gedrückt.
„Brauchst du Verbände?“, rief Roope über die Schulter.„Hier muss irgendwo so was sein.“
Daniel lachte unter Tränen. Sie wären sinnlos bei all dem Blut. Lucy zitterte in seinen Armen und schlug die Augen auf. „Halte durch. Wir helfen dir.“
Sie verbarg ihr Gesicht an seiner Brust und krümmte sich zusammen. „Sei nur da.“ Nur ein Flüstern. Nur ein verdammtes Flüstern, das zu leise klang, zu schwach.
„Susanna, fahr!“
Sie raste durch die Nacht. Lucy wurde kalt in seinem Arm. „Ich bin bei dir. Du bist nicht allein.“ Die Tränen verätzten seine Kehle. Er küsste trotzdem ihre schweißnasse Stirn.
„Mach, dass es aufhört.“ Ihre Hand krampfte sich um seine.
„Sprich nicht, Lucy. Das strengt dich nur an.“ Der Stofffetzen auf ihrem Bauch war klitschnass.
Roope zerrte sich den Pullover über den Kopf, dann das T-Shirt. Vorne prangte ein Totenkopf mit einer Gitarre. „Gib nichts auf den Schädel. Vielleicht bringt er ihr Glück.“
Daniel drückte es auf die Wunden. Lucy wurde grau im Gesicht. Ihre kalte Hand legte sich an seine Wange. „Bei dir hätte ich geben können.“
„Das hast du längst.“ Mit aller Macht versuchte Daniel, das Rinnsal zu übersehen, das aus ihrem Mund floss. Es ging nicht. Er wusste, für was es stand. Ihren Tod. Bald. Unaufhaltsam. Er wollte es abwischen aber er verschmierte es nur über ihr Kinn.
„Susanna!“
„Ich fahr so schnell es diese Karre hergibt. Ich schwör’s. Wenn ich diese mistigen Kurven zu stark nehme, klatscht ihr beide da hinten von einer Wand an die andere.“
Der Schlag unter Daniels Fingerspitzen wurde flacher. Nicht denken. Nur die Frau halten, die das Leben für ihn war. Selbst im Tod.
Die Nacht verschwamm wie die Straße, die sie ins Nichts führen würde. Lucy schwieg. Nur ein kaum wahrnehmbarer Atem streifte seine Wange, wenn er den Kopf tief über sie beugte. Daniel schloss die Augen. Ein Leben mit ihr, frei von Ketten und Zwängen. Ein wundervoller Traum. Mehr war es nie gewesen. Das Leben rann aus ihr, ohne sich aufhalten zu lassen und mehr als ihren Körper halten konnte er nicht.
„Da!“ Die Reifen quietschten. Susanna schleuderte den Wagen herum und fuhr hupend in die entgegengesetzte Richtung.
Daniel hielt Lucy fest an sich gedrückt. Endlich standen sie.
Ethan riss die Wagentür auf, zwischen seinen Fingern glänzte der Smaragdring. Sein Blick war schreckensstarr, als er Lucy leblos in Daniels Arm liegen sah. „Ist es zu spät?“
Daniel steckte ihr den Ring an die schlaffe Hand. Nichts geschah.
„Es wird Zeit brauchen.“ Keph trat hinter Ethan und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wir müssen von der Straße weg und an einen Ort, wo sie ruhig und warm liegen kann.“
„Warum fahrt ihr sie nicht in ein Krankenhaus?“ Ethans Stimme überschlug sich. „Seht sie euch an! Sie verblutet.“
„Dafür ist es längst zu spät.“ Roope hockte sich neben Daniel und streichelte über Lucys kalte Wange. „Wenn dieser elende Nephilim-Zauber es nicht schafft, ihren letzten Lebensfunken am Glimmen zu halten, hilft auch nichts anderes mehr. Gib mir deine Jacke.“
Ethan zog sie aus und Roope wickelte sie um Lucy. „Wir fahren jetzt zurück zu dem Steinhaus, und wenn sie bis dahin noch lebt, bette ich sie in Daniels Arm. Und dann warten wir.“
Ethan wischte sich über die Augen und Keph führte ihn zurück zum Wagen. Die Fahrt nach Tintagel war die längste in Daniels Leben.
Roope packte eine Leiche, die vor der Tür lag, und warf sie zur Seite wie einen Müllsack. „Um die Kadaver kümmere ich mich später.“
Ethan und Keph folgten ihnen ins Haus. Roope begann, das Feuer im Kamin neu zu entfachen und Keph setzte Teewasser auf.
„Willst du auch noch Sandwiches schmieren?“ Ethan starrte Keph ungläubig an. „Lucy stirbt und ihr tut so, als kämen wir von ’nem Ausflug.“
„Sie braucht es warm.“ Kephs Geduld war engelsgleich. „Innen und außen. Und sie muss trinken.“
Ethan schluchzte auf. „In diesen Mund bekommt ihr keinen Schluck. Nie wieder.“
„Nun mal nicht so negativ.“ Roope nahm Daniel Lucy ab und wartete, bis er sich aufs Bett gesetzt hatte. Dann legte er ihm Lucy behutsam in den Arm.
„Ich habe schon ganz andere Fälle gefüttert.“ Mit schiefem Grinsen zauselte er Daniel durchs Haar. „Typen, die mir das Essen kreischend wieder ins Gesicht gespuckt haben zum Beispiel.“
Hatte er das getan? Daniel konnte sich an Einzelheiten nicht mehr erinnern.
Roope fuhr sanft mit dem Finger über Lucys Lippen. „Es wird schon gehen, wenn nur der Ring hält, was wir uns von ihm erhoffen.“
Und wenn nicht? Dann endete dieses Leben hier in dem alten Steinhaus. Es gab schlimmere Orte zum Sterben.
Keph rief Mahawaj an. Es war erstaunlich, welch entspannten Umgangston sie miteinander pflegten. Daniel hätte ihn gern wegen dieser Freundschaft gehasst, aber in seinem Herz war nur Platz für unsagbare Angst.
„Lass uns über Daniel später reden. Grigorjew hat dem Ziel einen Dämon auf den Hals gehetzt, der Daniel besetzen sollte.“ Keph presste die Lippen aufeinander, als er Mahawaj zuhörte. „Nein, ihm ist nichts geschehen. So wie es aussieht, sind Grigorjew und seine Handlanger tot. Der Finne ist hier. Er hat Daniel und das Ziel beschützt.“ Er schwieg wieder, dann schüttelte er den Kopf. „Der Familie gegenüber schuldest du keine Regressansprüche. Die Grigorjews haben den Vertrag zum zweiten Mal gebrochen, also komm wieder runter. Und ja, ich sagte doch schon, dass es Daniel gut geht.“
Kephs Stimme wurde leiser und er verließ den Raum. Sollte er um Daniels Seele schachern. Würde Lucy nicht überleben, war es Daniel egal, was mit ihm passierte.
Roope löffelte Zucker und Salz in die Teetasse. Während er rührte und den Dampf wegpustete, summte er eine Melodie, die schwermütiger nicht hätte sein können. Sie schlich sich in Daniels Seele und entspannte ihn auf eine dunkle, weiche Weise.
Roope fütterte Lucy. Winzige Mengen Flüssigkeit verschwanden in ihrem Mund und mit sanften Worten überredete er ihre Kehle, zu schlucken.
Irgendwann kam Keph wieder. Zum ersten Mal, seit Daniel ihn kannte, sah er müde und erschöpft aus. „Um Mahawaj musst du dir vorerst keine Gedanken machen.“
„Danke.“
Keph sah erstaunt hoch. „Im Ernst?“
„Auch dafür, dass du bereit warst, Lucy zu helfen.“
Die braunen Augen verschatteten sich. „Ich beginne, dich zu verstehen. Wenn man einem Menschen gestattet, sein Herz zu berühren, bindet man sich an ihn.“ Er goss sich einen Tee ein und wickelte sich in eine Decke. „Ich bin vorm Haus, wenn ihr mich sucht. Ich will sichergehen, dass der Dämon nicht auf dumme Gedanken kommt.“
Als er draußen war, pfiff Roope leise. „Dieser Kepheqiah kann es mit einem Dämon aufnehmen?“
„Offenbar ist das so.“ Daniel war zu müde, um darüber nachzudenken. Seine einzige Sorge galt Lucy. Fühlte sie, dass sie in seinem Arm lag? Dass sie nicht einsam war, dass er sie liebte, wie er noch nie ein Wesen geliebt hatte?
*
Um sie herum waren leise Stimmen. Sie hatten aufgehört, traurig zu klingen, wie am Anfang.
An ihrer Seite fehlte etwas. Daniel. Wo war er? Seine Wärme hatte sie jedes Mal beruhigt, wenn sie den Schmerz und den unsäglichen Durst gespürt hatte. Die Angst um ihn fraß ein Loch in ihr Herz. Sie wollte etwas sagen, aber ihre Lippen gehorchten ihr nicht. Da, endlich bewegte sich etwas neben ihr. Ihr Kopf wurde vorsichtig angehoben und sie lag wieder in Daniels Umarmung. Lucy atmete auf. Alles war gut, solange er bei ihr war. Die tiefe Stimme, die sie oft neben sich gehört hatte, summte wieder dieses Lied. Es war unendlich schön. Jemand flößte ihr etwas Heißes ein, das zu süß und zu salzig schmeckte. Ekelhaft, aber sie konnte sich nicht wehren. Die Melodie umschmeichelte sie, nahm die Angst und entspannte ihren Magen. Daniel streichelte über ihr Gesicht, ihren Hals, küsste ihre Wangen und ihre Stirn.
Eine Tür schlug zu. Jemand zischte wütend. Dann raschelte etwas.
„Und?“ Ethan.
„Was und? Sie lebt noch.“ Die tiefe Stimme klang nach Spott. „So wie gestern, vorgestern und vorvorgestern. Hör auf, so ängstlich zu klingen. Das behindert den Heilungsprozess.“
„Oh, tut mir leid.“ Wieder raschelte Papier. „Ich mach uns was zu essen. Ihr beide seht schlimmer aus als Lucy.“
Schlimm? Schlimm war schlecht. Sie lag in Daniels Arm. Er sah sie an, küsste sie. Sie durfte nicht schlimm aussehen. Die Decke wurde weggezogen. Lucy fror. Sanfte Hände machten sich an ihr zu schaffen. Es tat trotzdem weh.
„Wenn es innen genauso heilt wie außen, haben wir jeden Grund, uns zu freuen.“
Ethan stöhnte auf. „Es sieht furchtbar aus.“
„Aber es heilt.“
Daniels Atem strich über die empfindliche Haut. Er küsste einen Kreis auf ihren Bauch. Was war in der Mitte? Sie war angegriffen worden, von dem Mann mit den glühenden Augen. Dann war der Schmerz gekommen. Immer und immer wieder.
„Heiß ist sie auch nicht mehr. Wenn sie nur aufwachen würde.“
„Ich bin froh, dass sie noch atmet. Der Rest wird von allein kommen.“
Wieder fühlte sie warmes Metall an ihrem Mund und wieder rann dieser eklige Tee durch ihre Kehle. Sie hatte so viel Durst. Warum gab ihr niemand Wasser?
„Ihre Hand.“ Die tiefe Stimme flüsterte. „Daniel. Sieh nur.“
Unter ihren Fingerspitzen wurde es nass. Daniel hielt ihre Hand auf, die wissen wollte, woher all das Wasser kam. Er küsste ihre Fingerspitzen. Sein Mund war auch nass. Er schlang die Arme um sie und drückte sein Gesicht in ihre Haare. Warum war er so traurig? Sie musste furchtbar aussehen.
*
„Bist du sicher, dass sie wieder schläft?“
Roope zog Lucys Lid hoch. „Tut sie. Gut. Dann komm mit. Ich muss mit dir reden.“
Daniel rollte sich aus dem Bett, ohne Lucy zu wecken. Seit einer Woche hielt er sie im Arm. Tag und Nacht. Verließ ihr Krankenlager nur im Notfall, um zu essen oder sich zu strecken und ein paar Schritte vorm Haus zu gehen.
Draußen standen Keph und Ethan. Susanna war nach London zurückgefahren, sich um ihre Ratte kümmern. Ethan war unter Protest mitgefahren. Seine ständige Nervosität war ihnen auf den Geist gegangen, und nachdem er zum hundertsten Mal Lucys Tod orakelt hatte, nur weil sie an einem Tag blasser ausgesehen hatte als sonst, hatte ihm Roope ein Ultimatum gestellt. Sein eigener Tod durch die Breitaxt oder sofortige Abreise. Ethan hatte mit den Zähnen geknirscht, als er zu Susanna ins Auto gestiegen war.
Roope strich sich über den Bart. „Ich habe bis jetzt die Leiche von Grigorjew nicht finden können.“
„Was? Sagtest du nicht, du hättest ihn getötet?“
„Davon bin ich ausgegangen. Es traf ihn ein Schwertstreich, er brach zusammen. Dann hat sich sein Lakai auf mich gestürzt. Als ich mit dem fertig war, bin ich dir hinterhergerannt, habe dich an den Klippen gesehen. Und dann war Lucy wichtiger. Erst am nächsten Morgen wollte ich die Leichen vergraben, beziehungsweise ihre Teile. Und da hat Grigorjew gefehlt.“
„Keine Blutspur? Nichts?“ Ein auf den Tod verletzter Greis konnte nicht spurlos verschwinden, es sei denn, Ruben hatte die Hand im Spiel.
„Blutspuren waren überall. Immerhin herrschte hier ein Mini-Gemetzel.“
„Selbst wenn Grigorjew noch am Leben sein sollte, wird er es nicht wagen, uns in die Quere zu kommen, außer er strebt eine Karriere als anonymer Meister an. Vertragsbruch, Daniel. Seine Seele gehört Mahawaj und früher oder später wird er sie sich holen.“
Kephs Gelassenheit beruhigte Daniel etwas. Trotzdem wurde es Zeit, dass sie Lucy hier wegbrachten.
Roope erriet seine Gedanken. „Ruben scheint sehr fähig zu sein. Laut Ives hat sich dein düsteres Haus in das bestbewachteste Gebäude Londons verwandelt. Dort wäre sie in jedem Fall sicher. Egal, wovor.“
Auch Keph nickte. „Wir werden langsam fahren. Die Limousine ist geräumig, Lucy kann sich ausstrecken. Es wird schon gehen.“
„Du nennst sie Lucy?“
Keph lächelte. „Sie ist kein Ziel mehr.“
Er zog das Handy aus der Tasche und teilte Ives ihre Ankunft mit. Roope wickelte Lucy wie einen Säugling in Decken und legte sie auf die Rückbank. Sie wachte nicht auf. Daniel hatte aufgehört, sich deswegen Sorgen zu machen. Es war, als würde ihr Körper jede Kraft brauchen, um heilen zu können.
Die Fahrt verlief ohne Probleme. Lucy wurde erst kurz vor London wach.
„Wo bringst du mich hin?“
„Zu mir.“ Es war so schön, sie lächeln zu sehen.
„Und wenn ich nicht will?“ Ihre Augen blitzten.
„Dann hast du Pech gehabt. Du wirst bei mir wohnen, weil ich dich sonst nicht schützen kann. Ebenso wie Ethan, Roope, Ives und ein Typ, den du noch nicht kennst.“
Roope lachte von vorn. „Der ist ein ganz Netter, emotional etwas kastriert, aber dafür sehr effizient.“
Selbst Keph grinste. „Ruben funktioniert. Es war für ihn kein Problem, den Arbeitgeber zu wechseln.“
Vor dem Haus wartete ein Empfangskomitee. Ives, Ethan, Susanna samt Ratte und Jade. Einer von Rubens Männern wartet am Eingang, ein anderer sah vom Dach auf sie herab.
„Ich habe ihnen gesagt, dass in der Öffentlichkeit getragene Schusswaffen nicht gut kommen.“ Ethan strahlte, als er Lucy wach und lächelnd sah. „Jetzt hat Ruben sie überall im Haus verteilen lassen, um sie im Notfall schnell zur Hand zu haben.“
„Weder einer der Grigorjews noch Mahawaj wird uns angreifen.“
Bei Kephs Worten sah Ethan erstaunt zu Daniel. „Warum nicht? Ruben wird enttäuscht sein, jetzt, wo er die Überwachungskameras und Bewegungsmelder installiert hat.“
„Er hat was getan?“ Daniel hatte sich nie bespitzeln lassen. In seinem eigenen Haus würde er damit nicht anfangen.
In Kephs Miene zuckte es verdächtig. „Lass uns später reden. Bring erst Lucy ins Bett.“
Daniel hob Lucy aus dem Auto und schon umhüllte sie Jade mit einer behutsamen Umarmung.
„Ethan hat gepetzt. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich von deinem Dämonenkampf weiß.“ Sie hopste neben Daniel bis in den Fahrstuhl. „Du musst dich nicht schämen. Laut Statistik können nur 0,01 Prozent aller potenziellen Dämonenopfer einen Angriff effektiv abwehren.“
Ethan schlug die Hände vors Gesicht.
„Ich habe das Ouija-Board befragt. Der Dämon heißt Caym, gehört zu einer höheren Dämonenklasse und befehligt dreißig Legionen. Also sei nicht traurig, auch mit entsprechender Ausbildung hättest du nur wenig ausrichten können.“
Ethan jaulte auf. „Hör mit dem Unsinn auf, Jade. Es gibt keine Dämonen. Ein Irrer hat ihr das angetan.“
Jade zuckte die Schulter. „Irrsinn schließt einen Dämonenstatus nicht zwingend aus. Ich habe mal einen gekannt …“
„Schluss jetzt!“ Ethan drehte sich demonstrativ weg.
Keph warf Daniel einen vielsagenden Blick zu. Er würde sich sicher noch intensiver mit Jade befassen.
Daniel erkannte sein Loft kaum wieder. Ives hatte sich ausgetobt. Auf dem Tisch standen Blumen, das Bett war frisch bezogen und aus der Küche duftete es nach Tomaten und Rosmarin.
„Nur ein kleiner Snack.“ Ives wurde rot. „Ich dachte, ihr habt Hunger, und bevor Baraq’el deine Seele kassiert, solltest du noch eine Henkersmahlzeit haben.“
Lucy zuckte in seinem Arm zusammen. Konnte Ives nicht den Mund halten?
„Das kann er nicht.“ Mit nachsichtigem Lächeln schlug Jade die Bettdecke für Lucy zurück. „Niemand kann dir deine Seele nehmen. Sie ist frei. Denkst du, dieser Mahawaj steckt sie in eine Keksdose und setzt sich für alle Ewigkeit drauf?“
„Der Mistsack sammelt Seelen, seit ich von der Bruderschaft gehört habe.“ Roopes Brauen schoben sich übereinander. „Wenn wir keine Vorkehrungen schaffen, wird er bei Daniel keine Ausnahme machen.“
„Ich denke, das wird er doch.“ Keph setzte sich zu Lucy auf die Bettkante. „Bleib ganz ruhig, Lucinde. Mahawaj wird Daniels Seele nicht nehmen. Er kann es nicht.“
Über Lucy hinweg sah er Daniel auf eine Weise an, die ihn nervös machte. „Er wird dir nichts antun. Er wird deinen Widerstand respektieren, wie er ihn immer respektiert hat. Und jetzt entschuldigt mich. Ich habe Termine, die sich nicht länger aufschieben lassen.“
Während er Lucy übers Haar strich, stand er auf und wollte gehen, aber Roope stellte sich ihm in den Weg.
„Du könntest bleiben, Kepheqiah ohne Sippenname. Wir könnten dich gebrauchen und so wichtig, wie du tust, wirst du für die Bruderschaft schon nicht sein.“
Es war einer der seltenen Momente, in denen Keph spontan auflachte. „Ich bin Meister des ersten Kreises. Glaub mir, Wikinger, ich bin wichtig.“ Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum.
Roope zuckte die Schulter. „Dann eben nicht. Ruben behalten wir trotzdem. Wetten, der ist ein guter Kämpfer?“ Mit hinterhältigem Grinsen rieb sich Roope die Hände. „Wir pfuschen Baraq’el ins Handwerk, sobald es Lucy wieder gut geht. Wär doch gelacht, wenn wir ihm nicht das ein oder andere Ziel vor den Nasen seiner anonymen Meister wegschnappen könnten.“
Lucy war in Daniels Arm eingeschlafen. Ob sie das Risiko nach diesem Anschlag immer noch schätzte? Wenn er könnte, würde er ihr alles ausreden, was für sie Gefahr bedeutete, aber es würde ihm nicht gelingen. Das wusste er schon jetzt. Sie war eine begnadete Diebin. Für eine Organisation, wie sie Roope vorzuschweben schien, wäre sie ein wertvolles Mitglied.
*