Gina Blum: Eisdiele

Sie hatte es schon immer vorgezogen, ihr Eis aus einer Waffeltüte zu essen, drei Kugeln übereinander getürmt. Dieses ganze Brimborium von Früchten und Dekorationen lenke sie nur vom Wesentlichen ab, sagte sie immer. Er war ihr nicht böse darum.

 

Ganz im Gegenteil. Er schaute ihr überhaupt gern beim Essen zu.

 

Er glaubte daran, dass Menschen, die Essen nur als Nahrungsaufnahme betrachten, es auch im Bett an genießerischer Freude fehlen lassen. Das konnte man von ihr nun wirklich nicht behaupten.

 

Er trank einen Schluck von seinem Cappuccino und blickte sie dabei an. Wie sehr er sie liebte! In all den Jahren hatte sie nichts von dieser gradlinigen Natürlichkeit verloren, die ihn vom ersten Augenblick an ihr fasziniert hatte. Die Weichheit ihres Körpers – wie gut sie sich anfühlte – und wie viel Mühe es ihn gekostet hatte, sie nicht durch Ungeschicklichkeiten in eine Härte zu treiben, die sie gar nicht kannte! Er war stolz, dass es ihm gelungen war.

 

Vielleicht war sie ihm deshalb so kostbar.

 

Er sah den Ansatz ihrer Brüste über dem Ausschnittrand ihres Sommerkleides. Ihre Brüste – fest und schwer lagen sie in seiner Hand, wenn sie sich liebten. Der klar gezeichnete Hof um ihre Brustwarzen schimmerte in einem bräunlichen Rot. Das wusste er auch ohne sie zu sehen. Bei der leisesten Berührung durch seine Finger richteten sich ihre Brustwarzen auf, wurden hart, so hart … Er hob den Kopf und sah, dass sie ihn anschaute. Es war klar, sie wusste genau, wie sehr er sie begehrte! Jetzt und hier! Ohne ihn aus den Augen zu lassen, fuhr sie mit der fest angespannten Zungenspitze über die Rundung der Kugel und hob dabei kleine Eishäufchen ab. Genüsslich ließ sie sie im Mund zergehen. Ihre Augenlider schlossen sich etwas. Er spürte ihren Blick tiefer und tiefer an sich hinunter sinken. Den Mund halb geöffnet, begann sie, die Kugel mit der flachen Zunge breit glatt zu streicheln. Es war offensichtlich, woran sie dachte. Zu oft hatte sie schon seine Eichel mit genau diesen Bewegungen umspielt und ihn damit fast zum Wahnsinn getrieben.

 

Sie öffnete ihren Mund noch weiter und blickte ihm wieder direkt ins Gesicht. Dann nahm sie das ganze Eis bis zum Ansatz der Waffel in sich auf. Ihre Wangen wölbten sich um die Kugeln, schienen sie kaum aufnehmen zu können. Fasziniert sah er, wie sie sich etwas zusammenzogen, als sie begann, das Eis wieder freizugeben. Ganz langsam, wie in Zeitlupe, glitt die sahnige Kugel wieder aus ihr heraus, einen cremig-hellen Rand auf ihren Lippen hinterlassend. ›Wie Sperma!‹, konnte er nur denken. Und folgte der Zunge, wie sie die Sahne aufnahm. Er starrte weiter auf ihre Lippen, die lautlos ein Wort formten. Was sagte sie da? Endlich drang die Botschaft in sein Gehirn. »Komm!« las er ihr vom Mund ab. Diesem Mund, der gerade so sehr ihrer Scheide glich, wenn er sich in sie ergossen hatte!

 

»Komm!« hörte er sie noch einmal sagen und sah sie aufstehen. Sie war schon neben ihm, bevor er richtig begriff. Wie im Traum folgte er ihr in den hinteren Bereich der Eisdiele. Was geschah hier? Immer noch ihr Eis schleckend, ging sie direkt in die Behindertentoilette. Selbst das Schließen der Tür hinter ihnen konnte ihn nicht ablenken. Diese Frau wollte er. Diese Frau gehörte ihm. Und dieser Frau wollte er gehören. Hier und jetzt und auf der Stelle.

 

Sie saß schon mit weit gespreizten Schenkeln auf dem Toilettenbecken, als er noch mit seinem Reißverschluss kämpfte. Dick geschwollen leuchteten ihm ihre Schamlippen entgegen. Sie war bereit – bereit, ihn in die feuchte Glätte ihres Schoßes aufzunehmen. So bereit!

 

Endlich hatte er sein Glied befreit. Es schien ihn förmlich zwischen ihre Schenkel zu ziehen – in diesen Eingang hinein, den Eingang zu vollkommener Glückseligkeit. Oh, wie feucht sie war! Er spürte kaum, wie seine Eichel die Schamlippen öffnete und sie mit leichtem Druck voneinander trennte. Über ihre angeschwollene Klitoris hinweg glitt er mit einer weichen Bewegung tiefer direkt auf die Pforte zu und in sie hinein. Sofort zog sie ihn noch dichter an sich heran und nahm ihn ganz in sich auf. Ihre Beine schlossen sich um seinen Rücken. In dieser Klammer gehalten, stieß er in sie hinein, aufgepeitscht und angespornt von dem antwortenden Vorwärtsdrängen ihres Unterleibes. So herrlich, so überaus herrlich war dieses Gefühl! Wieder und wieder kamen sie sich hitzig entgegen, pressten sich aneinander, entfernten sich wieder, begannen von Neuem und trugen sich höher und höher hinauf.

 

In der allerletzten Sekunde der maßlosen Anspannung, unmittelbar vor dem Gipfel seiner Lust, traf es ihn wie eine Keule unterhalb des Rückgrates. Schockartig wurde er senkrecht empor direkt ins Universum geschleudert. Mit weit geöffneten Augen, seine Muskeln wie im Krampf erstarrt, fühlte er nur noch, wie sein Samen eruptionsartig aus ihm heraus schoss, mit einer ihm bisher unbekannten, ihn seiner Sinne beraubenden Gewalt.

 

Er kam zu sich, halb auf ihr liegend. Undeutlich sah er die weißen Fliesen vor sich, an denen das Waschbecken hing. In seine Benommenheit hinein drang ihre Stimme, noch rau von der eben erlebten Lust, und er hörte sie sagen: »Das kostet dich jetzt aber ein neues Eis, mein Lieber!«