Amelié de Lyn: Romantisch

Ich stehe im Verruf, gewisse Perversionen auszuleben. Das kommt vielleicht daher, weil ich nie ein Blatt vor den Mund nehme und offen ausspreche, was ich denke, mir vorstelle, oder wünschen würde; dass ich Geschichten erzähle, so wie sie sich zugetragen haben, ohne etwas dazu zu dichten, oder auszulassen, weil es mir etwa peinlich wäre. Nein, peinlich ist es mir nicht, ganz im Gegenteil – ich bin stolz auf meine Abenteuer, ich habe nichts zu verbergen, und ich stehe zu meinen abwegigen, manchmal unerwarteten Gelüsten. (Wer meine anderen Erzählungen kennt, weiß, wovon ich rede.) Diejenigen, die den Kopf schütteln über meine geschilderten Ausbrüche, sind meistens sexuell sehr unbefriedigte Leute, deren Zurückhaltung zu explodieren droht, weil sie voll sind mit Bildern, Phantasien, Vorstellungen von den abstrusesten Momentaufnahmen und Fetischs. Versteckt, nie nach Außen getragen, nie auch nur erwähnt, und schon gar nicht ausgelebt. Das ist in meinen Augen nicht nur ungesund, sondern auch unmoralisch gegenüber dem eignen Ich, selbst wenn diese Menschen vielleicht gerade der Moral wegen ihre versteckten Persönlichkeiten nicht zulassen wollen. Aus diesem Grunde habe ich mir nicht nur angewöhnt, mit aller Leidenschaft all meinen inneren Lüsten nachzugehen, sondern auch, sie zu erzählen und weiterzugeben, damit sie vielleicht dem Einen oder Anderen Ansporn und Inspiration sein können.

 

Das allerdings brachte mich in Verruf. Nun repräsentiere ich das Image einer sex-geilen, keine Grenzen kennenden Frau, der es nur daran gelegen ist, ihre Phantasien bis ins Detail auf die Wirklichkeit zu projizieren, immer verrückter, immer härter, immer perverser zu sein und sich selbst in jedem Akt noch zu übertreffen. Aber so ist es nicht. Ich bin ein großer Anhänger der Romantik, und wie jede Frau liebe ich es, bei Kerzenschein, leiser Musik und zärtlichen Berührungen sachte zum Höhepunkt geführt zu werden. Ebenso wie die abgedrehte, nur einem Zwecke dienende Vögelei, genieße ich Liebesspielchen vor dem Kamin, oder im frisch bezogenen Federbett, Sonntag morgens.

 

Ich möchte dem Vorurteil, ich hätte einen gewissen Hang zur Perversion, eine Geschichte entgegensetzen, die durchaus deutlich machen wird, dass ich auch anders kann, dass ich auch der Zärtlichkeit nicht abgeneigt bin und, wie das weibliche Geschlecht im Allgemeinen, romantisch-sensibel veranlagt.

 

In einem Café lernte ich diesen netten jungen Mann kennen, mit dem ich mich auf Anhieb gut verstand und unterhalten konnte, mit dem ich mich einige Male zu einem Spaziergang und auf einen Kinobesuch verabredete und den ich hin und wieder küsste, ohne dass wir jedoch, über eine Berührung unserer Zungenspitzen hinaus, intimer wurden. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht daran dachte und nicht gerne einmal meine Hand zwischen seine Beine hätte gleiten lassen wollen, um die ungefähre Größe seines Schwanzes schätzen zu können. So manche Nacht nach unseren Treffen – die immer nur in einem ausgiebigen Zungenkuss vor meiner Wohnungstür endeten, bei dem es mir heiß und kalt den Rücken herunterlief – verbrachte ich damit, mir vorzustellen, wie er wohl riecht und schmeckt und wie wohl seine Stimme klingt, wenn er stöhnt. Aber ich wollte uns Zeit geben und nichts überstürzen, ich wollte es langsam angehen lassen, denn es kam mir so vor, als sei ihm sehr viel daran gelegen, dass wir langsam, zärtlich und liebevoll miteinander umgehen. Natürlich machte das einen sehr guten Eindruck auf mich, da er bewies, dass nicht nur der nackte Sex anzustreben ist, sondern dass sein Empfindungsvermögen weit über einen one-night-stand, ein schnelles, wildes Ficken hinausging.

 

Eines Tages, wir hatten uns nach einem ausgiebigen Waldspaziergang auf einer Lichtung niedergelassen, lagen wir nebeneinander auf einer kleinen Decke und ordneten den Wolkenformationen verschiedene Tiere zu, da spürte ich seine Hand auf meinem Oberschenkel und alsbald auch seinen Mund an meinem Hals. Er küsste mich sacht im Genick, ließ seine Zungenspitze über meinen Kieferknochen gleiten und hauchte mir, fast wie zufällig, seinen warmen Atem in mein Ohr. Mein ganzer Körper fing an zu beben, ich bog mich unter seinen Berührungen und konnte ein leises Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Langsam schob ich meine Hand unter sein Hemd, ließ die Fingernägel leicht auf seinem Brustkorb spielen und spürte, wie sich sein hartes Glied an meine Hüfte presste. Als er meine Bluse aufknöpfte, sprang mein Busen ins Freie und stand fest und aufrecht wie zwei Hügel vor ihm. Mit der flachen Hand strich er über meine Brüste, deren Knospen hart waren und abstanden, als befiehlten sie ihm, an ihnen zu saugen. Er aber küsste sie sanft, ließ seine Zungenspitze über meine Nippel gleiten und umkreiste sie, bis ich am ganzen Körper zu zittern begann.

 

Mein Becken hob sich, meine Muschi schrie, schmatze, wollte geleckt, wollte umzüngelt, wollte gebissen werden und ich wünschte mir im Geheimen, er würde meinen Busen kneten, seine Latte dazwischen stecken und sie mit meinen Rundungen massieren, ich wünschte, er würde meinen Rock heben, das Höschen runter reißen und seinen gigantischen Schwengel in mein Loch schieben, so weit, dass sein Sack ein Stück weit mit hinein gleitet.)

 

Es war sehr romantisch. Der schöne Mann, (an dessen Oberkörper ich mich reiben wollte, bis er über und über mit Saft bedeckt war) fuhr seine Fingerspitzen über meine Haut, an meinen Beinen entlang, unter den Rock, bis zum Ansatz meines Dreiecks und malte mit dem Daumen kleine Kreise auf meine Unterwäsche.

 

(Ich hielt es nicht länger aus, ich wollte seine Zunge an meiner Muschi spüren, ich wollte, dass er mich ausleckt wie eine Auster und stellte mir vor, wie ich ihn seiner Hose entledigte und mit einer Hand seinen Keil umschloss, mit der anderen seine Hoden knetete, bis auch er stöhnte und zu beben begann. Ich malte mir aus, wie ich mir das Höschen herunter streifte und mich über ihn hockte, sodass meine kleine nasse Votze direkt über seinem Gesicht schwebte, während ich mit feuchten Lippen seinen Schwanz umschloss und solange daran leckte und sog, bis ich erste Tropfen seiner Lust auf meiner Zunge spürte. Ich stelle mir vor, wie es schmecken würde. Ich malte mir aus, wie es dann seinen pumpenden Stock in meine Höhle schob, nein stieß, bis ich aufschrie und seine Spitze an meine Gebärmutter klopfen spürte.)

 

Er ließ nun seinen Zeigefinger unter mein Höschen gleiten, langsam und vorsichtig strich er wie ein Windhauch über meine geschwollenen Lippen, während seine Zunge noch immer meine Nippel liebkoste. Meine Atmung ging schnell und es war, als würde ich ohnmächtig werden, weil ich soviel Geilheit nicht ertragen konnte.

 

(Ich wollte sein hartes, abstehendes Schwert vor Augen haben, ich wollte die rosa Spitze sehen und wie sie glänzte, weil Sperma schon an ihr herabfloss, ich wollte sie mit meinen Zähnen umschließen und ein Ungeheuer machen aus diesem zahmen Tier, ich wollte, dass er zum Stier wird und gegen mein rotes Tuch rennt, gegen meine Wand aus geschwollenen Blutkörperchen. Ich wollte, dass er sein Schwert wieder und wieder in meinen dafür vorgesehenen Eingang rammt, ich wollte, dass er es mir so sehr besorgt, dass die Wolken keine Wolken mehr sind, sondern Götter, die uns lechzend zusehen.)

 

Schließlich streifte er meine Wäsche ab und bahnte sich mit seinen Lippen einen Weg zu meiner Vagina, um sie mit kleinen Küssen zu bedecken.

 

(Es kam mir vor, als hätte ich eine fleischfressende Pflanze zwischen den Beinen, meine Pussy schien sich verwandelt zu haben und ein eigenständiges Leben zu führen, ja mir war, als wären auf einmal die Rollen vertauscht, als sei sie der Mund, als würde sie die Zunge umschließen, an ihr saugen, sie aufnehmen, und laut dabei schmatzen. Meine Schnecke schien sich nach außen zu stülpen, sabberte, rülpste, war einer Bestie gleich, die, vollkommen ausgehungert, darauf wartete, etwas fressen zu können.)

 

Seine Zungenspitze schnippte leicht gegen meine Klitoris, die bereits so weit ins Freie stach, dass sie nicht hätte verfehlt werden können und ich war an diesem Punkt so außer mir, dass ich tatsächlich schrie, aufsprang, den Mann, der noch immer zwischen meinen Beinen hockte, auf den Rücken legte und mich mit einer gekonnten Bewegung auf sein Gerät setzte, welches ich dann mit kreisenden Hüftbewegungen zu provozieren vermochte.

 

(Dabei stellte ich mir vor, wie mein Schrei vielleicht andere Wanderer angelockt haben könnte und wie diese jetzt in den Büschen hocken und uns zuschauen, sich dabei einen runterholen, oder es selbst päärchenweise in der Hündchen- stellung treiben, um uns weiter anstarren zu können.)

 

Dieser Gedanke entfachte ein so starkes Feuer in mir, dass all meine Muskeln sich verkrampften und mir ein Stöhnen aus der Kehle glitt, wie ich es lange nicht von mir gegeben habe. Ich hüpfte auf und nieder, wobei mein Busen wippte und meine Haare flatterten, und auch der Mann schien seinem Samenerguss sehr nahe zu sein. Als ich dann noch meine Hand an seine Hoden legte und sie leicht gegen mein Arschloch drückte, konnte wir beide uns nicht mehr zurückhalten und es überkam uns ein Orgasmus, der von so viel Zittern, Beben und Schreien begleitet war, dass unsere Körper anschließend wie taub in sich zusammen sackten.

 

An diesem Tag hatte ich mir bewiesen, dass ich auch anders kann, dass ich auch romantisch bin und auf einer Decke unter freiem Himmel Liebe mache, dass ich Zärtlichkeiten zu schätzen weiß und sanfte Berührungen genieße und dass meine Liebesabenteuer nicht immer in abstrusen Situationen enden müssen.

 

Dass mir manchmal auch einfach nach Blümchensex gelüstet.