Eva Maria: Ramonas Tanz

»Freu’ mich schon auf heute Abend, gegen einundzwanzig Uhr bin ich bei dir …«, tönte es aus dem Telefonhörer.

 

Ramona lag auf dem Sofa, die Beine baumelten über der Lehne, als sie mit ihrer Freundin Steffi telefonierte: »Ja, ja ich bin pünktlich.«

 

»Und mache dich schick!«

 

»Schick? Du! Ich gehe so wie immer.«, verärgert kräuselte Ramona ihre Stirn.

 

»So wird das nie was. Ziehe doch den kurzen Rock an, den wir neulich zusammen aussuchten. Darin siehst du umwerfend aus und dazu …«

 

»Hör’ bloß auf! Was soll das?«

 

»Was das soll? – Doofe Frage. Du bist lange genug alleine, viel zu lange schon. Es wird Zeit für einen neuen Typen …«

 

»Wieder deine alte Leier. Also bis dann!«

 

»Okay, okay! Bis dann, ich bin pünktlich.«

 

Wütend legte Ramona den Hörer auf. Immer wieder mischte sich Steffi in ihre Angelegenheiten. Wie oft sollte sie ihr noch sagen, dass sie keinen Mann brauchte.

 

Missgestimmt stand Ramona auf und ging ins Schlafzimmer.

 

Dort öffnete sie die Kleiderschranktüren. Im Schneidersitz setzte sie sich davor und suchte nach der passenden Garderobe für den Abend. Leise murmelte sie vor sich hin: »Was, ja was trage ich heute?« In ihren Gedanken wanderte sie zur letzten Tanzveranstaltung zurück, diese war, wie die anderen zuvor, öde. Steffi fand schnell einen Verehrer, mit dem sie am späten Abend oder besser gesagt am frühen Morgen sang- und klanglos verschwand. Sie dagegen ärgerte sich mit irgendwelchen Typen herum, tanzte mit diesem und jenem, um dann schließlich allein nach Hause zu gehen. Sie hatte keinen Bock mehr auf schnellen Sex ohne Orgasmus, ohne sich ineinander zu verlieren und danach blieb nur ein bitterer Nachgeschmack zurück.

 

›Soll dieser Abend wieder so verlaufen?‹, überlegte sie. Plötzlich rief sie lauf: »Nein, dieser Abend wird mir gehören, mir alleine.«

 

Kurz vor einundzwanzig Uhr klingelte es. Ramona öffnete die Tür.

 

Galant stellte sie sich in den Rahmen. Steffi riss die Augen auf, als sie ihre Freundin sah, welche den Minirock trug.

 

»Du siehst super aus. Sage ich doch, wenn du willst, schnappst du dir jeden!«

 

»Ich?«

 

Ramona lachte schallend auf: »Ich will nicht J e d e n. Ich will mich amüsieren, mehr nicht!«

 

»Warten wir es ab. Ich bin ja gespannt! Heute werden die Kerle bei dir Schlange stehen«, kicherte Steffi.

 

Ramona zog sich noch schnell eine Jacke über, nahm ihre Handtasche und schloss die Wohnungstür.

 

Während die beiden Frauen die Treppen hinunter eilten, nörgelte Steffi: »Warum nimmst du die Tasche mit. Die passt nicht dazu!«

 

»Die brauche ich heute.«

 

»Wozu brauchst du so ein hässliches Teil?«

 

»Nichts weiter, nur so!«, murmelte sie, dabei huschte ein geheimnisvolles Lächeln über ihr Gesicht. Endlich kamen die Beiden im Lokal an. Gerade rechtzeitig.

 

Pünktlich um zweiundzwanzig Uhr wurde der Tanzabend eröffnet.

 

Bereits nach den ersten Takten rückte Steffi mit ihrem Hintern nervös auf dem Stuhl hin und her, dabei begutachtete sie das vorhandene Männerangebot. Es dauerte nicht lange und sie wurde aufs Parkett geführt. Ramona hingegen schaute sich nicht um, wenn ihr ein Mann zulächelte oder gar auf sie zukam, wehrte sie ihn mit eiskalten Blicken ab.

 

Sie wollte ihren Abend haben.

 

Der Alkohol floss, die Stimmung stieg, die Tanzfläche füllte sich immer mehr. Aber Ramona weilte noch immer auf ihrem Platz.

 

Geduldig beobachtete sie das Treiben, bis es ihr an der Zeit schien, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Deshalb machte sie sich auf den Weg zur Toilette. Dort öffnete sie ihre Tasche und holte die Liebes-Kugeln heraus. Kurz zögerte sie, fragte sich still: ›Soll ich wirklich, soll ich sie hier ausprobieren, hier vor allen?‹ Der Gedanke gefiel ihr, gleichfalls spülte er ein verheißungsvolles Verlangen in sie. Mit geschlossenen Augen schob sie sich das Spielzeug in ihre Scheide.

 

Es fühlte sich gut an. Schnell zog sie ihre halterlosen Strümpfe in Form und ging zurück in den Tanzsaal. Bei jedem Schritt spürte sie die Kugeln, fühlte deren Vibrationen in ihrem Schoß. Abwartend setzte sie sich wieder auf ihren Platz.

 

Endlich wurden ihre bestellten Songs von The Who angekündigt.

 

Aus den Lautsprechern dröhnte »Old red wine«. Ramona stand auf.

 

Zielsicher wühlte sie sich auf der Tanzfläche zur hinteren linken Ecke durch.

 

Alleine bewegte sie sich langsam zu den Klängen.

 

Ihr Becken kreiste sanft, dabei fühlte sie ein erregendes Beben.

 

Der Takt wurde schneller. Ramona passte sich mit ihren Bewegungen an. Ihr Körper bog sich, ihre Hüfte schwang lustvoll mit. Sie vergaß Raum und Zeit, während ihre Scheidenmuskeln die Kugeln umklammerten, die ihre Lustzone massierten. Es existierte nur noch das Pulsieren in ihr. Immer schneller drehte sie sich, immer wilder wirbelte sie umher, immer verheißungsvoller kribbelte, brannte, vibrierte es in ihr. Unaufhaltsam verschmolzen die Klänge mit den heißen Wellen in ihrem Schoß, wurden eins.

 

Plötzlich umfassten sie zwei Arme, zogen sie an eine Brust. Sie spürte Hände, die zart über ihren Rücken strichen, die ihren Po fest an einen Unterleib drückten. Dann schmiegte sich dieser Körper eng an den ihrigen. Tief zog Ramona den fremden herben Duft aus Lust und After Shave in sich ein. Dieser Mann bewegte sich in ihrem Rhythmus mit, er passte sich ihren Schwingungen an.

 

Was für ein Tanz, was für ein erregendes Gefühl, was für eine Explosion!

 

Ramona genoss diesen männlichen Körper, sie genoss ihren erregten Körper, sie genoss dieses nicht enden wollende ekstatische Beisammensein. Bis der Fremde in ihr Ohr flüsterte: »Ich habe Durst, wie sieht das bei dir aus?«

 

Ramona sah in zwei graublaue Sterne, blickte in ein erhitztes Gesicht. Noch immer hielt er sie in seinen Armen gefangen. Befangen von ihm, von diesen Augenblick antwortete sie: »Ja, ich habe auch Durst!« Bevor sie zur Bar gingen, huschte Ramona auf die Toilette. Dort entfernte sie ihre Liebes-Kugeln und ließ diese mit einem erfüllten Lächeln in ihrer Handtasche verschwinden.

 

Ihr Tänzer wartete. Hand in Hand gingen sie zum Tresen. Ra- mona klettere auf einen Barhocker. Hinter ihr stehend umfasste er ihre Taille. Während sie durch den Strohhalm ihren Caipirinha sog, spürte sie, wie er seine Nase in ihr Haar tauchte, wie er ihr Küsschen auf den Nacken hauchte, wie er sich an sie schmiegte.

 

Und es gefiel ihr.

 

Er gefiel ihr.

 

»Ich bin Jörg«, raunte er.

 

»Und ich bin Ramona.«

 

»Ich habe dich noch nie so tanzen sehen, noch nie.«

 

»Wie meinst du das?«

 

»Du bist fast jede Woche hier und i…«

 

Ramona drehte sich um. Verwundert schaute sie ihn an: »Du beobachtest mich?«

 

»Ja!«, ein verlegendes Räuspern, »aber du bist immer so abweisend, so kühl. Ich traute mich nie, dich anzusprechen. Aber heute …«

 

»Was war heute?«

 

»Dein Tanz! Ich war fasziniert von dir. Du wirktest, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, wie …«

 

»Ich ahne, was du meinst!«, gab sie wissend zurück.

 

»Möchtest du noch einmal tanzen?«

 

»Nein! Nein, bitte nicht.« wehrte Ramona kopfschüttelnd ab.

 

»Was möchtest du dann?«, fragte Jörg erstaunt.

 

»Ich will nach Hause!«

 

Unschlüssig sah sie den Mann an, dabei überlegte sie, ob sie ihn einladen sollte?

 

In diesem Augenblick strich er über ihre Wange und sagte: »Ich habe zu Hause eine Stereoanlage, auch alle Zutaten für einen Caipirinha. Was hältst du davon, wenn wir zu mir fahren?«

 

Leicht irritiert musterte sie den Mann, grinste, schließlich hüpfte sie vom Barhocker: »Worauf warten wir dann noch?«

 

»Nur auf dich!«, gab er zur Antwort und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.

 

Eine Stunde später stand sie in seinem Wohnzimmer.

 

»Setz dich. Ich mach’ uns einen Drink und lege Musik auf.«

 

»Kann ich dir was helfen?«

 

»Ne, lass nur. Das schaffe ich noch alleine!«, winkte Jörg dankend ab.

 

»Gut!«, flüsterte Ramona beiläufig und machte es sich auf der gelben Ledercouch gemütlich.

 

Bevor Jörg in der Küche verschwand, widmete er sich noch der Stereoanlage; zielsicher suchte er die passende Musik aus seiner CD-Sammlung. Seine Finger glitten über einige der silbernen Knöpfe, sogleich erklang im Hintergrund der erste Song. Wenig später stellte er zwei Longdrinks auf den Glastisch. Anschließend zündete er fünf gelbe Kerzen an, setzte sich in aller Ruhe neben Ramona und nahm sein Glas vom Tisch, »Prost Ramona«, und sein Glas stieß an ihres.

 

»Prost Jörg« raunte sie und nippte von dem Getränk.

 

Plötzlich hörte sie ihr Lied von vorhin.

 

Jörg stand schmunzelnd auf. Er zog Ramona vom Sofa hoch, nahm sie in seine Arme und begann zu tanzen. Sie schloss ihre Augen. Sie folgte ihm; folgte seinem Rhythmus, seinen biegsamen Bewegungen.

 

Als er seinen Oberschenkel zwischen ihre Beine schob, sanft ihre Spalte berührte, erwachte erneut das heiße Beben in ihrem Schoß.

 

Erregt stöhnte sie auf und löste sich ein wenig von ihm. Kurz nur, dann drängte sie sich leidenschaftlich an seinen Körper. Sein Mund suchte den ihren. Der erste Kuss wollte nicht enden, während ihre Zungen miteinander rangen.

 

Auf einmal waren seine Hände überall, zogen sie aus.

 

Nicht sanft, nicht spielerisch.

 

Zügellos streifte er ihr Oberteil über ihren Busen hinweg, danach ließ er ihren Rock auf den Boden gleiten. Hastig löste er ihren Büstenhalter, warf ihn achtlos beiseite und schob ihr Höschen nach unten. Unvermutet hier er inne, fixierte den weißen Spitzenslip, ertastete ihre Feuchtigkeit. Schließlich hob er ihn hoch, um seine Nase in den weichen Stoff, in ihren Duft hinein schieben zu können.

 

Sie konnte hören, wie er ihren Geruch aufsog.

 

Als sie ihn beobachtete, verstärkte sich das Kribbeln in ihrem Körper. Die Lust kroch an ihren Beinen entlang, bahnte sich einen Weg in ihr Zentrum.

 

Ramona stöhnte auf.

 

Jörg schmiss das Höschen hinter sich. Er umarmte sie und presste sich verlangend an sie.

 

Und endlich berührten seine Finger ihre Schamlippen.

 

Der Mann sank vor ihr auf die Knie. Fest umschloss er ihre Pobacken mit seinen Händen, zog Ramonas Leib zu sich heran, nah, ganz nah. Als seine Zunge ihre Klitoris fand, als sie kreisend über ihre empfindlichste Stelle strich, sie gierig verwöhnte, floss ihre Erregtheit aus ihr.

 

Taumelnd drängte sie sich ihm entgegen, erwartete sie ihn, erwartete mehr. Ramonas Beine versagten ihre Dienste und sie fand sich auf dem Boden wieder. Küssen, streicheln, schmecken – mehr, viel mehr.

 

Ihre Finger verknoteten sich, lösten sich, fanden wieder zueinander.

 

Langsam glitt Jörg an Ramonas Körper entlang nach unten. Ausgiebig saugte er ihre festen Brustwarzen.

 

Das Kribbeln wuchs ins Unermessliche – sie erschauderte durch seine Liebkosungen.

 

Sie öffnete ihre Schenkel und er vergrub seinen Kopf zwischen ihnen.

 

Ein heißer Strom begann seinen Weg durch ihren Leib zu ziehen.

 

Sie wimmerte vor Erregung.

 

Plötzlich hielt er inne – kurz.

 

Fast tat es weh, dieses Verzehren nach mehr. Voller Gier tanzte Ramonas Becken vor seinen Augen, bettelte um seine Berührungen.

 

Dann endlich setzte er sein Spiel fort.

 

Schneller, weicher, fester.

 

Sie schrie, sie bog sich, sie verlor sich.

 

Leicht zitternd umfasste sie Jörgs Wangen mit ihren Händen. Langsam zog sie ihn über ihren Bauch, über die wogenden Brüste zu sich nach oben. Ramonas Lippen empfingen seinen nach ihrer Lust schmeckenden Mund.

 

Sie klebten aneinander, Haut auf Haut.

 

Schliesslich drang seine Eichel zwischen ihre geschwollenen Schamlippen, schob sich weiter in sie hinein, bis sie das Gefühl hatte, vollständig ausgefüllt zu sein. Später, irgendwann, ließen sie voneinander, und lagen verschwitzt Hand in Hand.

 

»Bin glücklich«, flüsterte sie.

 

»Ich auch«, antwortete er, »Und, und wann tanzen wir das nächste Mal?«

 

Ramona sah zu ihrer Handtasche, die auf dem Sofa lag, lächelte geheimnisvoll und raunte: »Schaun wir mal!«