20.08.2007

Heute war wieder ein Tag, an dem ich mir gewünscht hätte, ich müsste ihn nicht ertragen, es ging mir nicht gut. Ich konnte wieder erst gegen Morgen zur Ruhe kommen und so gegen 4.00 Uhr erst einschlafen. Habe immer wieder mit Unterbrechungen ein klein wenig schlafen können und es war 1.22 Uhr, als ich auf die Uhr sah und erschrak, dass es bereits schon wieder so spät ist. Es ging mir gar nicht gut. Ich weiß nicht wann heute morgen, ich glaube so zwischen 8 und 9 Uhr donnerte es wie jeden Morgen an meine Zimmertür und sie wurde aufgerissen, die Schwester (heute Schwester Beate) stellte die Frage: „Alles in Ordnung“ und schon war die Tür wieder zu. Ich aufgeweckt, erschrocken und mich schuldig fühlend, weil ich noch im Bett liege. Das läuft jeden Morgen so ab. Ich kann das nicht ganz nachvollziehen, denn bei Übergabe morgens ist doch ersichtlich, wann ich die letzte Medikation erhalten habe und wie lange ich wieder nicht schlafen konnte. Wenn es darum ginge, nachzusehen, ob alles in Ordnung ist, dann ginge das auch unter anderen Umständen – nämlich leise und nicht mit solchem Krach. Meist komme ich, wenn ich munter bin, nicht einmal dazu, zu sagen, wie es mir geht, so schnell ist die Tür wieder zu. Wozu das alles? Warum kann man mich nicht, wenn ich morgens 4.00 Uhr noch munter war und nun endlich zur Ruhe gekommen bin, in Ruhe lassen. Es interessiert doch gar nicht, wie es mir geht, sonst würde man die Antwort auf die Frage abwarten und nicht sofort wieder verschwinden. Wann ich meine Medikamente bekomme ist auch egal, obwohl jeden Morgen jemand meine Zimmertür aufreißt und mir mit dem Krach einen Schreck einjagt, ist es nicht möglich, die Morgenmedikamente auf diesem Weg mitzubringen und mir hinzustellen, damit ich sie zur richtigen Zeit einnehmen kann.

Ich habe das Gefühl, es geht nur darum, mich aus dem Bett zutreiben, dass ich mich ungut fühle und mit schlechtem Gewissen trotz der Schmerzen noch liegen bleiben muss, damit ich den Rest des Tages wenigstens zurechtkommen kann. Wenn ich es geschafft habe, aufzustehen, ist es mir jedes Mal, jeden Tag peinlich, weil es wieder so spät ist. Am liebsten würde ich mich dann verkriechen. Verdammt, ich komme doch selbst nicht damit zurecht, dass ich nicht morgens fit bin und wie die Anderen funktionsfähig bin. Es macht mich doch selbst jeden Tag aufs neue fertig und unzufrieden mit mir und meinen Leistungen. Versager, Faulheit, Bequemlichkeit, Sonderrolle – ich fühle mich echt beschissen dabei.

Heute habe ich wieder so starke Schmerzen, dass ich nicht weiß, wie ich damit zurechtkommen soll, ohne „Scheiße“ zu bauen. Es schon schlimm genug, dass das am Freitag passiert ist und ich versagt habe, ich habe ein schlechtes Gewissen deswegen, ich schäme mich, wieder einmal voll der Versager zu sein. Aber keiner kann mir sagen, wie ich das aushalten kann, keiner weiß, wie schlimm das ist, in der Hölle zu sein und diese Schmerzen zu spüren. Außen sieht man nichts.

Mein großer Bruder war auch nicht besser, vor ihm war ich nicht sicher und er tat es, wann er es eben wollte und oft musste ich mit hoch zu seinem Freund in die Wohnung oder auf den Berg, wo seine Freunde mit mir taten, was sie wollten. Mund oder unten, bis ich total dreckig und stinkig war. Ich rieche mich heute trotz Waschen und hundert Sorten Parfüm noch genauso. Es geht nicht weg. Ich bin das! Ich rieche so ekelig! Ich bin so ekelig. Aber Blut riecht noch schlimmer und trotzdem, wenn ich mich geschnitten habe und soviel Blut gelaufen ist, dann ist auch viel Dreck mit rausgelaufen. Aber es ist nie genug.

Ich fühle mich wie zwei Dinge – das Mädchen, das das so stinkt und von allen voll gemacht wird, und das Mädchen, dass so grausame Sachen macht, dass man vernichten müsste, dass sich vernichten müsste, weil es bei diesen schlimmen Morden dabei war, ein Messer in der Hand hatte und auch verletzt hat. Jemandem wehgetan hat, der ihm nichts getan hat. Dieses Mädchen ist SO wie sein Opa, den es lieb hatte, wo sie froh war, dass er immer da war und sie beschützt hat.

Ich weiß, wie ich dachte. „Mein Opa ist ja da, da machen die das nicht mit mir. Ich darf sie nur nicht wütend auf mich machen, oder sie dürfen nicht merken, dass ich auch noch da bin, wenn das Mädchen tot ist.“ Manchmal haben sie es aber gemerkt und mich dann auf den Tisch voller Blut gelegt und alles passierte noch einmal, was am Anfang passiert ist. Eigentlich nichts Schlimmes, das haben sie ja mit dem Mädchen gemacht. Das hier war auch nicht schön, tat auch weh, aber ich werde nicht überall gestochen, geschnitten und verletzt. Ich dachte: „Wenn das Mädchen vorhin nicht dagewesen wäre, dann würden sie das jetzt mit mir machen.“

Ja, solche Gedanken habe ich gehabt. So schlecht bin ich. Ich denke, mich haben sie verschont, weil ich eben dazugehört habe, mitgemacht habe, so schlecht und grausam bin, wie sie selbst. Ich bin eine von ihnen, es macht mir genauso Spaß wie ihnen, haben sie gesagt. Ich möchte nicht so sein, bin es aber. Das bin ich, kein normaler Mensch, ein böses Monster.

Nein, ich weiß nicht, was ich bin, wie ich bin. Ich denke immer und immer wieder darüber nach, was für ein Mensch ich bin und ich weiß nur, dass ich mit mir nicht zurechtkomme, dass ich mich nicht aushalte, dass es mich innerlich zerreißt, dass ich mich schäme und denke, so kann ich nicht leben. Ja, ich habe sogar Angst vor meiner neuen Therapeutin, wenn ich dort hingehe, wie soll ich ohne über das, was mich beherrscht, reden zu können, reden? Ich kann nicht, was wird sie von mir denken, wie wird sie reagieren und wie werde ich selbst reagieren, wenn noch jemand davon erfährt. Ich möchte mich so schon vor der ganzen Welt verkriechen, nie jemandem unter die Augen treten, weil ich mich so schäme, weil all das passiert ist und ich noch übrig bin. Wieso bin ich noch da? Wieso haben sie mit mir nicht das Gleiche getan? Ja, ich bin ja weggeschickt worden von Mutti, einfach so weg. Vielleicht lebe ich deswegen noch. Aber ich habe nicht das Gefühl, Glück gehabt zu haben, dass ich davon gekommen bin und noch lebe.

Ich habe ein schlechtes Gewissen weil ich noch lebe. Es ist nicht richtig, dass ich noch da bin. Ich bin genauso ein Täter, wie die.

Aber richtig lebe ich nicht, ich existiere mit dieser Last, dieser Gewissensqual, dem Wissen und Fühlen, was ich gemacht habe. Ich kann es nicht mehr aushalten, diese fürchterlichen Bilder zu sehen, die Schreie zu hören, das Blut zu riechen und es an mir zu spüren. Ich halte es nicht aus, diese schrecklichen grauenvollen Bilder zu ertragen, möchte meinen Kopf gegen die Wand schlagen, damit sie rausfallen (funktioniert nicht). Ich bekomme sie nicht los. Nicht diese Momente, in denen ich so schreckliche Dinge tun musste. Alle sagen mir, das wird anders, das wird weniger.

Wie viel kann man aushalten? Wie viel kann man ertragen? Ich habe das Gefühl, immer mehr zu versinken.

22.08.2007

Letzte Woche habe ich keine Nacht schlafen können. Es ist alles ruhig, alle schlafen, nur ich kann nicht einschlafen wegen dem Schrecklichen, was ich getan habe, es lässt mich nicht einschlafen. Die Bilder sind immer wieder da und ich fühle mich schlecht, sehr schlecht. Klar kommt es dann dazu, dass ich mich bestrafen will, mir dasselbe zufügen will, aber das verhindert meist der Gedanke daran, dass ich es nicht mehr tun wollte, es versprochen habe und die von D mich wahrscheinlich deswegen satt hatten. An irgendwas muss es ja gelegen haben. Ich bin dann allein in meinem Einzelzimmer und dem ausgeliefert, was da auf mich zukommt. Der Versuch, mir Medikamente zu holen, die helfen sollen, bringt kaum etwas, weil das viel zu stark ist und die Dosis einfach nicht reicht. Aber ich denke, ich kann mich auch nicht ewig total zuknallen mit Medis und davor weglaufen. Es geht mir schlecht, sehr schlecht, alles tut weh, vor allem aber innen zerreißt es mich und ich kann es nicht begreifen, was da passiert ist und wenn ich mir noch so oft einrede, ich konnte nichts dagegen tun- es zerreißt mich und ich fühle mich so schlecht, so böse, so grausam.

Immer wieder stelle ich mir die Frage, warum musste ich nur übrigbleiben – ich verdiene es nicht zu existieren und dann noch so, dass jeder denkt, ich bin lieb und gut. Ich schäme mich so, weil das ist, wie lügen.

Ich bin müde, sehr müde und ich möchte nur noch schlafen und am liebsten gar nicht mehr aufwachen. Das ist kein Leben. Ich quäle mich und halte den Mund, mache das, was erwartet wird, wenn ich es schaffe, denn meist bin ich in letzter Zeit zu nichts mehr in der Lage. Ich bin nur eine sinnlose Last. Aber das sagt keiner zu mir. Hier in diesem Zimmer habe ich schon so viele Stunden geweint und jetzt sitze ich wieder hier und will schreiben, darüber schreiben, worüber ich mich nicht wage zu reden und auch nicht wage zu schreiben. Es ist, als würde ich damit preisgeben, was ich für ein Monster bin, dabei fühle ich mich sowieso so und denke, alle sehen es mir an und alle gehen mir deswegen aus dem Weg.

Keiner kann mir das abnehmen und keiner kann sagen, dass ich nicht so bin, wie ich mich fühle, auch wenn sie es ständig tun. Sie wissen nichts, nicht, was ich getan habe, nicht, was ich gefühlt habe und nicht, dass es mich nie verlassen wird.

Ich weiß nicht einmal mehr genau, wie viele Mädchen so schrecklich umgebracht worden sind, es müssen so zwischen mehr als 4 Mädchen sein und jedes Mal war ich auch dabei, sah zu, war starr vor Schreck und stumm, wenn ich was tun sollte, dann tat ich es. Machte, was die mir sagten, aus Angst, mir passiert das Gleiche.

Ich war Schuld, wenn es wehtat, wenn es blutete, wenn das Mädchen weinte und schrie und ich stand dabei und musste zusehen, bis es zu Ende war – kein Schreien, kein Weinen mehr. Ruhe. Tot. Ende. Angst in mir, ob sie jetzt zufrieden sind, oder ob sie mit mir weitermachen, wie sie es oft gesagt haben, Rudolf hat immer gesagt, einmal bist auch du dran, glaub nur nicht, dass du immer so davon kommst. Opa hat das gehört und nichts dazu gesagt und mir war da klar, dass er mir dann nicht mehr hilft. Ich habe immer gewusst, mein Opa ist da und mir passiert nicht so was Schlimmes, wie den Mädchen. Wenn ich so nackt und voll Blut war und zu ihm wollte, weil ich Angst hatte, dann hat er nach mir getreten. Erst, wenn ich wieder sauber und angezogen war, dann durfte ich zu ihm und er hat mich in den Arm genommen und festgehalten und ich war wieder sicher.

Wenn jemand denkt, es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, ich bin sicher, dann kann ich das nicht behaupten. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen dabei, sicher zu sein, nachdem all das Schlimme und Schreckliche vorher passiert ist. Wer kann mir sagen, was ich bin? Opa sein Mäuschen? Muttis Fette oder Vati seine kleine Prinzessin? Nichts ist richtig, nichts ist schön.

25. und 26.08.2007 Wochenende

Ich war zu Hause. Wie war es? Es war gut, zu Hause zu sein. Mein Mann war da, die Türen zu und meinen Katzen war nichts wichtiger, als bei mir zu sein. Ich liebe Katzen. Sie tun nichts, was sie nicht wollen.

Freitag war kein guter Tag. Ich hatte starke Kopfschmerzen und nachmittags nach dem Einzel ging es mir richtig schlecht. Bilder, Bilder, Bilder und so viele Fragen. Ich wusste genau, wenn ich das ausspreche, dass ich mich als „Täter“ fühle, dann kommt sofort die Gegenreaktion und eine Erklärung, warum nicht!

Ich weiß das doch alles und vom Kopf her ist es mir auch völlig klar, aber ich fühle mich völlig anders. Ich wusste, was kommt, musste deshalb lächeln, hatte genau diese Worte erwartet und sowieso vorher schon überlegt, ob ich es überhaupt ausspreche und ob es Sinn macht, darüber zu reden. Macht es Sinn etwas zu sagen, wo ich doch schon die Antwort kenne und sie mir doch nicht hilft?

Ich weiß doch, dass das nicht die Meinung von Herrn Dr. S. ist. Aber auf der anderen Seite denke ich, es bringt mich nicht weiter, wenn ich nicht endlich ausspreche, wie ich mich fühle, was mich quält und innerlich auffrisst.

Ich kann nun mal in mir nicht das Opfer sehen, wenn ich dastehe und Dinge tue, die ich zwar nicht tun will, aber doch tun muss und letztendlich auch tu.

Ich lebe noch und die Mädchen sind tot und ich soll mich nicht schuldig fühlen?

Ich habe dann gesagt, wie verzweifelt ich bin. Verzweifelt, weil keiner versteht, wie ich mich fühle. Wie es mir geht. Entweder ist alles leer und tot, aber ich kann alles normal tun und nach außen hin sieht alles normal aus. Es ist aber nur so, dass alles funktioniert – ich funktioniere.

Oder ich drehe fast durch vor Schmerz über das, was passiert ist. Es tut innen so weh und ich merke, dass ich nie so leben kann, wie ich möchte – frei davon, glücklich.

Ich fühle mich leer und tot, wie eine Hülle. Auch am Wochenende war es so. Habe schlecht und wenig geschlafen, dazu heftige Schmerzen, vor allem im Kopf. Aber ich habe einigermaßen funktioniert. Ich konnte meine Aufgaben erfüllen. Habe nichts gefühlt und die Zeit verging. Ohne dass ich etwas tu, geht es nicht, immer muss ich irgendetwas tun, habe keine Ruhe. Habe gedacht, wenn ich wenigstens meine Arbeit im Haushalt wieder auf die Reihe bekomme, dann kann ich heimgehen. Es wird mir nie anders gehen, nie wird es besser werden!

Worauf warte ich eigentlich?

Was denke ich, hoffe ich eigentlich noch, was sich verändern wird?

Ich möchte mich lebendig fühlen, nicht so leer, automatisch und einsam, in mir gefangen. Ich fühle mich so allein mit dem Schmerz und der Verzweiflung darüber, was ich tun musste. Ich fühle mich so traurig. Alles um mich ist so unecht, wie eine Scheinwelt, in die ich nicht gehöre, aber ich muss meine Rolle spielen, damit keiner merkt, dass ich schlecht bin. Ich beobachte das Leben um mich herum und fühle mich fehl am Platz, fühl mich als Fremdkörper.

So, wie ich mich schäme vor mir selbst, so habe ich Angst, dass ich verachtet werde, gehasst werde und jeder sich abwendet, wenn er mich sieht. Ich gehe lieber allen aus dem Weg, damit keiner mir nicht ansieht, wie ich bin.

Seit ich angefangen habe, darüber zu reden, ist soviel weg. Viele, zu denen ich Vertrauen hatte, sind nicht mehr da. Ich habe kein Vertrauen mehr zu ihnen und bereue es, schäme mich, weil ich Vertrauen hatte und nun deswegen allein bin. Ich darf nicht mehr reden, es ist nicht gut.

Heute und gestern konnte ich wieder niemand anrufen, hätte mich aber eigentlich mal wieder melden müssen bei meinen Freunden.

Es wird immer schwieriger, überhaupt jemand anzurufen. Das ist so, weil ich mich so schlecht fühle und mich daher schäme, mit jemand zu reden, der mich mag. Es wäre nicht richtig, so zu tun, als sei alles in Ordnung und das würde ich versuchen und dann käme ich mir so verlogen vor und alles würde noch schlimmer.

Deswegen habe ich auch gesagt, wie ich mich fühle. Wie etwas Schlimmes, Böses, Verachtenswertes (Täter).

Es ist so und es war sinnlos, es zu sagen. Ich habe es vorher gewusst.

Wusste, ich bekomme es wieder ausgeredet, tausend Erklärungen dagegen – aber, ich fühle mich so! Ich fühle mich schuldig und ich kann meinen Mund halten und das nicht mehr sagen. Doch besser wird es durch Schweigen auch nicht.

Ich habe es gesagt und es war ein Zugeben meiner Schuld. Wenn ich reden könnte, würde ich fragen: „Glaubt denn einer, dass ich mich nicht schlecht und böse fühlen könnte deswegen? Geht das überhaupt? Was haltet ihr wirklich von mir?“

Es ist so schlimm, so leben zu müssen und anderen in die Augen zu schauen, dass ich lieber nach Hause in meine eigenen 4 Wände will, als hier zu sein.

Verkriechen und tot stellen, damit keiner bemerkt, dass ich da bin. Denn, wenn mich jemand bemerkt, dann muss ich so tun, als sei alles in Ordnung. Das ist schwer und ich kann das nicht mehr aushalten, weil ich mir wie eine Lügnerin und Betrügerin vorkomme. Ich tue doch so als sei ich in Ordnung und habe doch ständig Angst, erwischt zu werden. Ich bin einfach müde und so kaputt, kann nicht mehr.

Wie soll es weitergehen? Es ist Zeit zu überlegen, wie es weitergehen soll – kann.

Ich wollte ehrlich sein, wollte verstanden werden. Wollte sagen, was los ist.

Irgendwie wusste ich, es bringt nichts, es zu sagen, so direkt zu sagen.

Klar weiß ich, dass diese Mädchen auch ohne mich nicht mehr am Leben wären.

Aber ich war nun einmal dabei und die Erinnerungen zerreißen mich fast vor Schmerz und schlechtem Gewissen. Ich lebe mit den toten Mädchen bzw. ich bin auch nicht mehr lebendig. Mein Gott, so, wie ich mich fühle, ich kann so nicht mehr existieren, kann es nicht mehr ertragen.

Außen: Ruhe, müde, kaputt, Schmerzen, stumm, traurig, leer, isoliert

Innen: Schmerz, Grauen, Scham, Schuldgefühl, entsetzliche Bilder

Ich bin auch nicht erwachsen, nicht so, wie ich aussehe. Es ist so seltsam, verheiratet zu sein, einen Haushalt und Bekannte zu haben. Alle sehen mich so, wie ich im Spiegel aussehe. Das stimmt nicht. In Wirklichkeit ist es eine Mischung zwischen 30 Jahren und 8 Jahren oder jünger und „nicht da sein.“ Zeit ist weg. Und dann ist da viel leere Zeit.

Die Nächte sind am schlimmsten.

„Nachts“

Wieder eine Nacht, wieder kein Schlaf

wieder Bilder, Blut, Geruch, warme Feuchtigkeit an mir

Schreie in meinen Ohren, Worte, die ich höre

Warum? Wieso?

Es tut so weh!

Die Schreie zerreißen mich innerlich.

Außen bin ich ruhig.

Fassade.

Keiner bemerkt, wie es in mir aussieht.

Vergessen? Leben? Lachen? Normal sein?

Wie denn?

Ich war nicht im Krieg und habe doch im Blut gestanden.

Die Mädchen haben mir nie etwas getan und doch habe ich ihnen weh getan.

Ich war dabei, bis sie tot waren.

Wer bin ich? Was bin ich? Wie bin ich?

Es lässt mich nicht leben, quält mich, zerreißt mich, schreit mich, macht mich stumm, fühlt mich schuldig, macht mich leer, traurig, einsam, innerlich tot, kraftlos und müde.

Ich weine, ich weine immer wieder um sie und der Schmerz hört doch nicht auf.