7. Der Countdown

Am nächsten Morgen nahmen Mr und Mrs Sun ihr Frühstück auf der verglasten Veranda ein. Mr Sun las die Zeitung und brütete über einem unlösbaren Kreuzworträtsel. Mrs Sun las ein Buch mit dem Titel Botschaften aus dem Jenseits von Roan Oran.

»Was meinst du, wie läuft’s?«, fragte Mr Sun. Nach fünfundzwanzig Ehejahren sprachen sie in Chiffren.

»Na ja, er war bis in die Puppen unterwegs.« Mrs Sun nahm einen zierlichen Bissen Toast. »Ich habe die Garagentür um vier gehört.«

»Ich dachte, sie würde ihn auf Linie halten. Warum haben wir nicht eine, von der er für zu spätes Nachhausekommen Elektroschocks bekommt?«

»Ich glaube, es ist eher ein« – Mrs Sun suchte nach dem richtigen Wort – »ganzheitlicher Prozess.«

»Du bist zu nachsichtig mit ihm. Wenn ich als junger Bursche so spät nach Hause gekommen wäre, hätte mein Vater mich windelweich geprügelt.«

»Wundervoll. Dann würde er enden wie du. Ooh! Schau mal!«

Heftig gestikulierend deutete Mrs Sun auf ein Muster aus Sonnenlicht, das durch die Brechung in Mr Suns Trinkglas erzeugt wurde. Sonnenflecken fielen auf den ausrangierten Wirtschaftsteil der Zeitung (den Mr Sun verärgert hingeworfen hatte). Mrs Sun schnappte ihren Bleistift und kritzelte die Worte nieder, die von den Flecken getroffen wurden.

»Evelyn, was …?«, begann Mr Sun.

Das Buch, in dem Mrs Sun las, Botschaften aus dem Jenseits, sagte, Geister würden oft Naturelemente nutzen, um den Lebenden Botschaften zu überbringen. »Erst wenn ihre Botschaften offenbart sind, können die Toten ins Jenseits übergehen!«, sagte Mrs Sun und schrieb wie wild. »Bist du das, Claire?«

Aber das Ergebnis war offenkundiger Wortsalat. »Sie-ist-Alter-in-Kabeljau-ohne-oh-5«, las Mrs Sun vor. »Na, von mir aus, dann eben nicht. Auch egal.«

Im unteren Stockwerk schauten sich David und Rose einen Kriegsfilm an – oder vielleicht einen Dokumentarfilm, sie waren sich nicht sicher. David war nicht bei der Sache. Er nahm gerade eine persönliche Selbsteinschätzung vor.

»Du glaubst doch nicht ernstlich diesen Mist – dass ich irre und wer weiß was bin, oder?«

Ihre Augen trafen sich. Roses Wimpern waren dunkel und schwer. Sie duftete nach Seife und frischen Blumen. Es hätte ein romantischer Moment sein können.

»Ich meine, deswegen bin ich doch hier, David …« Ihre Stimme war sanft, beruhigend, was ihn noch mehr auf die Palme brachte.

Die letzte Nacht verschwamm im Nebel. David erinnerte sich nur mit Mühe, wie er die Treppe hochgestolpert, aufs Bett gefallen und um fünf wieder wach geworden war mit einem Gefühl, als hätte ihm jemand die Kehle sandgestrahlt. Gegen zehn hatte er bei Rose an die Tür geklopft und sie bereits wach und angezogen vorgefunden, eine Familie von Papiervögeln lag auf ihrer Bettdecke verstreut.

»Du glaubst doch nicht etwa, dass das stimmt, oder? Ich meine, verdammt, ich bin absolut normal. Ich bin wie jeder andere in meinem Alter.«

David ging zur Minibar. Sie enthielt nichts Alkoholisches, nur Softdrinks. Er machte einen auf.

»Ärgere dich nicht.« Er hörte Bedauern in ihrer Stimme, auch Angst. Vorschriftsmäßige Schuldgefühle, dachte David. Er stand mit dem Rücken zu ihr und beobachtete, wie seine Cola schäumte. Sie sah aus wie kochender schwarzer Teer.

Rose stellte sich hinter ihn. »Vielleicht hast du ja recht. In jedem Fall werden wir Freunde.«

Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, und er zuckte zusammen. Aber wenn ihre Berührung nicht brannte, war sie äußerst wohltuend. Er drehte sich zu ihr um, und ihm fiel ein, dass sie allein im Untergeschoss waren, seine Eltern hielten sich oben auf. Mit geschlossenen Augen beugte er sich vor. Ihr Atem war feucht und warm. Er tauchte weiter, immer tiefer, überlegte, wann sie wohl auf Tuchfühlung wären, und dachte: Houston, wir haben ein Problem. Als er die Augen öffnete, sah er, dass Rose sich nach hinten lehnte. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, und ihre Augen hatten diesen schläfrig-hungrigen Ausdruck, aber sie stand so weit nach hinten gebogen, dass es aussah, als würde sie gleich umkippen.

»Was ist?«

»Es tut mir leid.«

»Noch nicht? Wann?«

»Bald.«

»Aber nicht jetzt.«

Sie schüttelte den Kopf.

»Wann also? In ein paar Tagen?«

Rose vollführte eine Bewegung mit ihrem Daumen – es war kein hochgereckter Daumen. Sie meinte mehr.

»In einer Woche? Zwei Wochen?«

Sie drehte die Hand hin und her, im Sinne von Na ja, irgend so was.

»In einem Monat?«

»Vielleicht. Wahrscheinlich. Es kommt darauf an.«

»Lieber Himmel, Rose! In was für einer Zeit leben wir, den Fünfzigern?«

»Es ist gesünder so …«

»Nach wessen Definition? Ich glaube, meine Eltern würde es nicht mal jucken, wenn wir uns jetzt küssen.«

»Bitte, hab einfach Geduld!« Es war das erste Mal, dass er sie die Stimme heben hörte, und er war überrascht, wie schrill sie klang.

»Wie soll das eine gesunde Beziehung werden, wenn keiner von uns das bekommt, was er will?«

»Vielleicht geht es ja darum, dass du nicht immer das bekommst, was du willst.«

»Das ist idiotisch. So was Bescheuertes hab ich noch nie gehört.«

Er ließ sich auf die Couch fallen. Auf dem Fernsehbildschirm wurden ein paar Köpfe weggepustet. Gut, dachte David.

Rose setzte sich hinter ihn. »Nur einen Monat. So lange können wir doch warten, oder?«

»Es bleibt uns wohl kaum was anderes übrig.«

Sie legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel, und David dachte an die vergangene Nacht im Auto, als er so schnell fuhr, dass er kaum atmen konnte. Rose bewegte sich, ihre Hand schob sich vielleicht um einen Zentimeter nach Norden. Sie hielt ihre Lippen an sein Ohr. »Bald, ich verspreche es.«

Ihre warmen Rundungen suchten einen Platz direkt neben ihm. Sie nahm seinen Arm und legte ihn sich um die Schulter.

Einen Monat, dachte David. Okay.

Einen Monat würde er aushalten. Einen Monat konnte er schaffen.

Und so begann der Countdown.

David kam jeden Tag gegen drei Uhr nachmittags nach Hause. Rose hörte sein Auto heranfahren, hörte, wie er die rückwärtige Treppe hochsprang, hörte, wie er den Gang entlanglief. Und wenn er mit weit ausgebreiteten Armen zur Tür hereingeplatzt kam, sprang sie auf, rannte ihm entgegen, schlang ihm die Arme um die Hüfte und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals.

»Wieder ein Tag weniger.«

»Willst du es auf dem Kalender abstreichen?«

Sie hatten in ihrem Zimmer einen Kalender an die Wand gehängt und ein Kästchen angekreuzt für jeden Tag, den sie miteinander verbracht hatten. Es gab kein festgesetztes Datum, an dem Roses Körper ihm gestatten würde, sie zu küssen. Je mehr Zeit verging, je besser sie sich kennenlernten, desto eher würde es so weit sein. Aber es war aufregend, die Reihen mit den angekreuzten Kästchen zu betrachten und den Augenblick näher rücken zu fühlen.

Abends saßen sie vor dem Fernseher oder fuhren mit dem Auto herum. Das war eine ihrer Meinungsverschiedenheiten: David liebte Autofahrten, Rose nicht. Sie mochte die aufblitzenden Katzenaugen nicht, die sie an eine verknitterte blaue Jacke auf der Straße erinnerten. Aber sie lächelte trotzdem und legte weiter ihre Hand auf sein Knie.

Sie fragte ihn, wie sein Tag gewesen war, aber David hatte normalerweise wenig zu berichten. Die Schule war langweilig – er saß schlicht den ganzen Tag vor einem Bildschirm. Das verwirrte Rose, denn zu Hause saß er ebenfalls vor einem Bildschirm. Er surfte gern im Internet, chattete mit Freunden und las Blogs. Rose kam zu der Überzeugung, dass sie den Unterschied ausmachte, da David in der Schule allein war, zu Hause aber mit ihr zusammen.

Sie schauten sich Filme an. David hatte eine Vorliebe für Actionfilme, Rose dagegen begeisterte sich für Liebesfilme. Sie verglich sich und David gern mit den Paaren im Fernseher. Sie nahm die sehnsüchtigen Blicke in ihren Augen wahr, und auch wenn sie selbst nie im Nebel gestanden hatte, während nebenan ein Flugzeug mit laufenden Triebwerken wartete, konnte sie nachempfinden, was die Frau mit dem grauen Hut fühlte, die ihren Geliebten verlassen musste. Und auch wenn David nie Steinchen an ihr Fenster geworfen hatte, konnte sie nachempfinden, was für ein Gefühl es war, die Vorhänge aufzureißen und nach unten zu rennen, um dem Geliebten auf dem raureifbedeckten, frühmorgendlichen Rasen zu begegnen. Und natürlich endete jeder Film mit einem langen, leidenschaftlichen Kuss.

Spätabends, wenn der Film vorbei war, lagen sie in Davids Bett. Das war der beste Teil des Tages für Rose, wenn sie nur zu zweit waren. Wenn sie redeten oder auch nicht. Wenn sie nur atmeten. Dann klopfte Mrs Sun an die Tür (die sie unverschlossen lassen mussten) und sagte, es sei Zeit für Rose, in ihr eigenes Zimmer zu gehen. Sie sagten sich mit einem Pseudo-Kuss Gute Nacht, ein Trick, den sie sich ausgedacht hatten, eine Form, sich gegenseitig »Ich mag dich« zu sagen, ohne sich wirklich zu küssen. Rose drückte die Fingerspitzen an ihre eigenen Lippen, David tat das Gleiche, und dann berührten sie jeweils die Lippen des anderen. David fand das »total kitschig«, aber Rose gefiel es allemal. Sie war ziemlich sicher, dass es ihm auch gefiel. Er hatte es sich ausgedacht.

Rose war nicht darauf programmiert, sich tagsüber selbst zu beschäftigen, und anfangs verbrachte sie viel Zeit damit, nur dazusitzen und in die Gegend zu starren. Je länger sie aber bei David war, desto mehr Dinge gab es, über die sie nachdenken und die sie miteinander vergleichen musste, und so beschleunigten all diese Hirnaktivitäten bald ihre Herzfrequenz und sie wurde unruhig. Ihre Hände brauchten etwas zu tun, darum falteten sie Papiervögel. Bald waren die Hände so geschickt im Falten von Papiervögeln, dass sie diese herstellten, ohne dass Rose ihnen den Auftrag dazu gab. Wenn David dann nach Hause kam, fand er immer mehr Vögel auf Roses Nachttisch, bis ihr Zimmer schließlich einem Miniatur-Vogelhaus glich.

Eines Abends standen sie zusammen an Roses Fenster und sahen zu, wie dunkle Wolken über den See zogen. Das Fenster war offen, und ein Wind, der einen Sturm ankündigte, wehte ins Zimmer.

»Die Luft ist heute sehr romantisch«, sagte Rose.

David lachte, wie immer, wenn sie eine ihrer speziellen Rose-Formulierungen von sich gab.

»Wieso ist sie romantisch?«

»Fühlst du das nicht?«, sagte sie und blickte durch ihre Wimpern zu ihm auf. Sie berührte sein Schlüsselbein, und David spürte ein Kribbeln, ein Vibrieren an der Wirbelsäule.

»Yeah«, sagte er. »Stimmt, ich fühle es.«

Er dachte, er könnte sie jetzt auf der Stelle küssen, aber ein zorniger Windstoß fegte quer durchs Zimmer und der Papiervogelschwarm flatterte vom Nachttisch auf. Rose stieß einen leisen Laut des Entzückens aus, doch David schloss, ohne groß zu überlegen, das Fenster und beendete ihren Flug. Rose hockte schmollend über dem Papierhaufen, was David nicht begriff, aber sie wurde wieder munter, als er vorschlug, den Sturm gemeinsam von der überdachten Veranda aus zu beobachten.

Dann, eines Nachmittags, entdeckte er ein Bild an Roses Zimmerwand.

»Was ist das?«, fragte er, während er die willkürlichen Schnörkel betrachtete.

Rose betätigte sich künstlerisch, und wie alle jungen Künstler hatte sie sich noch nicht ganz von ihren Vorbildern freigemacht. Sie hatte das Gemälde in der Diele kopiert – eine triste Landschaft aus dem Südwesten mit Gewitterwolken, die sich in ein Flussbecken ergossen, ein Gemälde, das nach Ansicht von Rose aussah wie die trübe Brühe, die Lupe nach dem Abwasch der Kristallgläser in den Ausguss entleerte. Rose hatte Kreise auf weißes Druckerpapier gemalt, bis die Wände in ihrem Zimmer von ergrauten Wolken bedeckt waren. Die Unterschiede zwischen ihren Zeichnungen und dem himmelhohen Ausblick über der Essecke irritierten sie, aber Davids Komplimente erfüllten sie mit einem neuen, machtvoll anschwellenden Gefühl. Stolz.

Er ertappte sich dabei, dass er vergaß, in Rose einen Roboter zu sehen. Ihre Ausdrucksweise hatte sich verändert, war jetzt weniger steif, ungezwungener und flüssiger. Ihre Gebärden und Ansichten, anfangs schmerzhaft als seine eigenen erkennbar, prägten sich zu denen einer individuellen Persönlichkeit aus – liebenswert, standfest, neugierig, ängstlich, amüsant und authentisch. Er mochte ihre Pingeligkeit in der Küche, die Art, wie sie über jeden Witz ernsthaft nachdachte, bevor sie entschied, ob er komisch war, ihre Begeisterung für Papierfalten, Donner, Schatten und Sonnenlicht (woher stammten diese Neigungen? Es waren nicht seine), und natürlich die Art und Weise, wie sie ihn anschaute – das ließ ihn manchmal auf der Stelle stocken und vergessen, was er gerade sagen wollte.

»Du bist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist«, sagte er einmal zu seiner eigenen Überraschung. Sie saßen auf der hinteren Terrasse in der großen Chaiselongue, in eine karierte Decke gehüllt. Ihre Gesichter waren kalt, die Körper aber warm, zusammen unter der Decke. David trank eine Cola und schnippte Kieselsteine in den See. Er dachte über die Sonne nach und darüber, wie sehr sie ihre Farbe veränderte, wenn sie unterging, sie wurde glutrot. Fast genau Roses Haarfarbe.

»Du bist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist.«

Lächelnd schaute er sie über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg an. »Ich glaube, ich mag irgendwie, wer ich bin, wenn ich mit dir zusammen bin. Ich mag es, wie ich dich mag. Klingt das komisch?«

»Ich finde, es klingt absolut einleuchtend.«

Er lachte. »Ich hab überhaupt noch nie so viel Zeit mit einem Mädchen verbracht. Ich glaube, ich war seit der ersten Klasse mit keinem Mädchen befreundet.«

»Im Ernst?«

»Ja. Wenn wir dann endlich mal wirklich knutschen, wird das ein bisschen seltsam. Als würde ich meine Schwester küssen.«

Rose sagte nichts. Stattdessen warf sie einen Kieselstein in Richtung des Sees. Er landete kläglich weit vom Ufer.

»Hör mal, ich mache nur Spaß. Das wird bestimmt nicht seltsam.«

»Oh, Gott sei Dank.« Rose stieß einen Seufzer aus, der David noch mehr zum Lachen brachte.

»So gefällt mir meine Rose. Meine Rosy.«

»Hey, Sun«, rief Artie.

David klappte den Ständer seines Motorrads hoch und schaute zu, wie Artie über den Parkplatz joggte. Die Autos funkelten in der späten Nachmittagssonne, alles erschien gleißend weiß. Artie, Hemd über der Hose, Krawatte schief, warf seine Tasche über die Schulter.

»Was läuft, Artie?«

»Mann, Kumpel, wo bist du gewesen?« Artie blieb ein paar Schritte entfernt stehen und hustete. Er rannte nicht besonders oft.

»Solltest weniger rauchen, Arts. Du wirst noch die Lunge ausspucken.«

»Danke, Papa.« Artie steckte sich eine Zigarette an. »Also, im Ernst, ich hab dich seit Wochen nicht gesehen. Ich dachte, wir wollten letztes Wochenende zusammen abhängen.«

»Ich hab einfach nur zu Hause gechillt.«

Artie blies Rauch in seine geballte Faust und schleuderte ihn dann in den Wind – ein alter Trick. »Wie geht’s Rose? Hast mit ihr gechillt?«

»Sie ist okay. Jaaa …« David tat, als stellte er seine Seitenspiegel ein. »Na ja. Wir treffen uns gelegentlich.«

»Lernt euch näher kennen?«

David warf Artie einen Blick von der Seite zu. »Schätze mal ja.«

»Hat sie schon deine Nudel betatscht?«

»Jetzt hör mal, Artie …«

Artie stocherte mit seiner Zigarette in Davids Richtung. »Was ist los mit dir und dieser Tusse, Mann? Du warst doch nie besonders zimperlich in Sachen Mädels. Weißt du noch, wie du Stacy Keener gefilmt hast, als sie an Silvester nackt vor dir stand, und das Video auf den Schulserver gestellt hast?«

»Ja, sie war nicht gerade begeistert.«

»Aber dich hat’s nicht gekratzt.«

»Tja, tut es vielleicht jetzt«, sagte David. »Ich schätze mal, ich hätte das nicht tun sollen.«

»Dann hat sie deinen Schwanz also noch nicht betatscht.«

David sagte nichts. Artie nickte. »Genau, hatte ich mir schon gedacht. Na wennschon, scheiß drauf. Es ist dein Leben. Möchte bloß nicht, dass meinem guten Jungen die Eier abgeschnitten werden.«

David warf seinem Freund, der lässig die Luft einsog, einen wütenden Blick zu.

»Okay«, schnaufte Artie. »Wann hängen wir also wieder zusammen ab?«

»Bald.«

»Party bei Clay nächstes Wochenende?«

»Vielleicht.«

Artie nickte und wandte sich ab. Sein Kopf wippte unverändert auf und ab, als er sich auf den Weg zum freien Gelände machte und dabei eine Rauchfahne hinter sich herzog. David wollte etwas Nettes sagen, etwas, das klarmachte, dass sie immer noch Kopf und Arsch waren, aber Artie drehte sich zuerst um.

»Hey, wenn Rose dich grade so gut kennenlernt, dann vergiss nicht, ihr von Stacy Keener zu erzählen«, sagte er und hob die Hand zum Peace-Zeichen.

***

»Was möchtest du dieses Wochenende unternehmen?« David streckte sich auf Roses Bett aus und verschränkte die Arme unter ihrem Kopfkissen. »Außer mit mir zusammen sein.«

Sie kuschelte sich an ihn. »Ich weiß nicht. Was möchtest du unternehmen?«

»Clay schmeißt am Freitagabend ’ne Party. Das könnte ganz spaßig werden.« Rose sagte nichts. »Also, was meinst du? Freitag bei Clay?«

»Okay.«

»Clay lässt uns bestimmt sein Zimmer benutzen.«

»Für was denn benutzen?«

»Na ja, ich dachte, Freitag könnte vielleicht der Tag sein, an dem wir uns küssen«, sagte er, indem er ihre Hand streichelte. »Was meinst du?«

Sie lächelte in ihre Schulter hinein. »Vielleicht.«

»Oh, dieser Blick!«, sagte David und griff sich in lustvoller Qual an die Brust. Er lehnte sich zurück und fuhr mit dem Finger ihre Taille entlang. »Wenn du mich so anschaust, dann denke ich, ich könnte hundert Jahre warten, wenn es bedeuten würde, dass ich dich danach ins Bett kriege.«

»Aber du hast mich doch gerade schon im Bett«, sagte sie.

David lachte. »Baby! Ich glaube, das war dein erster Witz.«

»Wirklich?« Rose blinzelte.

Sie war froh, dass er sich freute, aber sie hatte keine Ahnung, wovon er redete.

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