Bildung neu erfinden: Das Education Innovation Lab

 

Beispiele wie Kolumbien, die esbz und andere sich entwickelnde Schulen führen uns nun zu der Frage, wie und ob uns die Verwandlung unseres heutigen Bildungssystems in ein Potenzialentfaltungssystem gelingen kann. Wie können wir Education zu EduAction umgestalten?

Viele Wege zu Reformen im Bildungssektor sind bereits beschritten, von der aktiven Teilnahme am bildungspolitischen Diskurs zu zukunftstauglichen Schulformen über die Gründung von Reformschulen bis zu Initiativen, die sich der Behebung konkreter Defizite im Bildungswesen verschrieben haben. Im Sommer 2011 fanden sich einige Akteure zusammen, die über die Bündelung bisheriger Ansätze und über neue, flankierende wirksame Ansätze nachdenken wollten. Auf Initiative des Genisis Instituts gründete sich an der Humboldt-Viadrina School of Governance das Education Innovation Lab.

Den Hebel ansetzen mit herausragenden Bildungsinnovatoren

 

In nahezu allen Sektoren der Gesellschaft gelten Innovatoren als die entscheidenden Zukunftsgestalter. In den Auseinandersetzungen über dringend notwendige Reformen in unseren Bildungssystemen wird der Beitrag und Wert der visionären und umsetzungsstarken Innovatoren dagegen noch viel zu wenig beachtet. Beflügelt durch den Geist des social entrepreneurship betreten in jüngster Zeit immer mehr hochmotivierte, kreative und professionelle Innovatoren das Feld der Bildung.

Neben einer besseren Motivation und umfassenden Lernfähigkeit vermitteln ihre Konzepte insbesondere lebensunternehmerische Schlüsselkompetenzen wie soziale und empathische Kompetenz, Teamkompetenz, Lernkompetenz, Konfliktlösungskompetenz, visionäre Kompetenz, Umsetzungskompetenz und vieles mehr. Die Bildungsinnovatoren zeigen verblüffende neue Wege und erzielen erstaunliche, nicht für möglich gehaltene Ergebnisse, die die Suche nach einem künftigen Bildungsparadigma erheblich erleichtern können. Deshalb entschied sich das Education Innovation Lab, »die Kreativität und Dynamik herausragender Bildungsinnovatoren dafür zu nutzen, die Anpassung von Bildung an die Erfordernisse einer aktiven und verantwortungsvollen Zukunftsgestaltung entscheidend zu beleben und erheblich zu beschleunigen« und sich in seiner Arbeit schwerpunktmäßig mit dem Verständnis von Innovationsleistungen der Bildungsinnovatoren zu beschäftigen sowie mit den Chancen einer breiten Implementierung und Skalierung der Neuerungen. Dazu baut es ein Netzwerk herausragender Bildungsinnovatoren auf, um weitere Innovationen zu entwickeln und zu begleiten und zu überprüfen, was diese zur Ausgestaltung einer adäquaten Zukunftsbildung beitragen können. Die erzielten Ergebnisse werden offensiv in die Bildungsdiskussion getragen. Und schließlich befasst es sich mit der Frage, wie Bildungsinnovationen in einer neuen Qualität systematisch entwickelt, gefördert und umgesetzt werden können.

Zu den Gründern des Education Innovation Lab zählt neben den beiden Autoren dieses Buches Stephan Breidenbach, Dean der Humboldt-Viadrina School of Governance und Koordinator im Rahmen der von Bundeskanzlerin Angela Merkel initiierten Zukunftsdialoge im Themenfeld »Wie werden wir lernen?«. Weiterhin Heather Cameron, Professorin für Integrationspädagogik an der Freien Universität Berlin, Ashoka Fellow für Social Entrepreneurship und Hochschullehrerin des Jahres 2011, sowie Claudia Dikmans, Sebastian Hirsch und Susanne Stövhase, die drei Gründer von Nextlearning, eine im Masterstudiengang Public Policy der Humboldt-Viadrina School of Governance entwickelte Plattform zur Vernetzung von Bildungsinnovatoren und Initiierung von Projekten, die die Zukunft des Lernens erkunden. Zum Kernteam gehören ferner der Hirnforscher Gerald Hüther, der Gründer der Sinn-Stiftung, Christian Rauschenfels, sowie die auf soziale Innovationen fokussierenden Jungunternehmer David Diallo und Ruha Reyhani.

Ein erster Schritt, die Arbeit dieser Bildungsinnovatoren auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, war das Schreiben dieses Buches. Und bereits vor der Gründung des Education Innovation Lab entschieden deren Initiatoren, den Schwerpunkt des Vision Summit 2012 auf »Education«, oder genauer: auf »Eduaction« zu legen. Bei dieser internationalen Leitkonferenz für social innovation, social entrepreneurship und social impact business werden im Mai 2012 in Berlin und Potsdam herausragende Bildungsinnovatoren ihre Arbeit präsentieren und mit mehr als 1000 engagierten Multiplikatoren aus Zivilgesellschaft, Stiftungen, Wirtschaft und Politik diskutieren. Im Zuge des Vision Summit 2012 wird auch eine neuartige Internetplattform ans Netz gehen, auf der soziale Innovationen im Mittelpunkt stehen und erstmals Innovatoren in Videopräsentationen vorgestellt werden nach dem Vorbild der legendären Plattform www.ted.com. Diese Videopräsentationen werden ergänzt durch professionelle Infotexte aus dem Team des Magazins enorm, durch ausführliche Hinweise, wie jeder diese Projekte gezielt unterstützen kann, sowie durch alle modernen interaktiven Kommunikationsformen, die das Internet ermöglicht.

Diese neuartige Internetplattform wird ferner flankiert durch eine Medienkampagne, die durch den Marktführer für Kampagnenentwicklung – Jung von Matt – pro bono für das Genisis Institut entwickelt wurde. Unter demselben Motto wie das Buch Denk die Welt weiter! werden in Pro-bono-Zeitungsanzeigen und vielleicht auch TV-Spots soziale Innovatoren aus dem deutschsprachigen Raum mit ihren umgesetzten Innovationen vorgestellt. Auch hier setzen die Bildungsinnovatoren die Schwerpunkte.

Das Nextlearning-Team entwickelte eine Ausstellung und ein Festivalkonzept, das mit diesem medialen Format Bildungsinnovationen aus aller Welt unmittelbar erfahrbar und »erfassbar« macht. Diese Ausstellung mit Festivalprogramm wird voraussichtlich ab Herbst 2012 für Touren durch die deutschsprachigen Länder zur Verfügung stehen.

Bildungsinnovatoren offensiv unterstützen

 

Die Bekanntheit von Bildungsinnovatoren in der Öffentlichkeit ist eine notwendige, aber keine hinlängliche Voraussetzung für einen nachhaltigen Durchbruch ihrer Innovationen in unserer Bildungsrepublik. Zur Informationskampagne muss eine ebenso wirksame Mobilisierungskampagne hinzukommen.

Die Idee für eine solche Mobilisierungskampagne entstand im Gespräch mit Peter M. Endres, dem CEO von Ergo Direkt. Entsprechend dem in Kooperation mit der Versicherungsgruppe Ergo weiterentwickelten Konzept wählt das Education Innovation Lab eine Reihe von Bildungsprojekten aus, die sich durch eine hohe Innovationsqualität auszeichnen sowie durch einen hohen Wirkungsgrad zur Lösung von Defiziten in unserer Bildungslandschaft beziehungsweise durch die Bereitstellung von Bildungsdienstleistungen, die für eine zukunftsfähige Bildung unserer Kinder bisher ganz oder in weiten Bereichen unserer Bildungseinrichtungen fehlen. Diese bildungsinnovativen Projekte werden auf einer Internetplattform veröffentlicht zusammen mit jeweils sehr konkreten Vorschlägen, wie jeder Bürger diese Projekte bei ihrer möglichst raschen flächendeckenden Ausbreitung unterstützen kann – von der einfachsten Form von Spenden über die Verbreitung der Idee als Botschafter bis zur Unterstützung durch persönliches Engagement im Projekt selbst. Ergo mobilisiert in einer ersten Stufe seine eigenen Mitarbeiter zu aktivem Mitwirken an diesem Vorhaben, also zum Spenden, zum Wirken als Botschafter oder als ehrenamtliche Mitarbeiter in einem der ausgewählten Bildungsprojekte. In einer zweiten Stufe – und dies gab es bisher noch nie in der Geschichte der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung (CSR) durch Unternehmen – wird das betreffende Unternehmen offensiv seine Kunden zur Mitwirkung in diesem Mobilisierungsprojekt gewinnen wollen, und in einer dritten Phase letztlich alle Bürger.

Zum Konzept dieser permanenten Mobilisierungskampagne gehört ferner das Angebot an die ausgewählten Bildungsprojekte, sie bei der nachhaltigen Skalierung ihrer Innovationen zu begleiten, sowie der Aufbau eines breiten Netzwerks von Organisationen, die die einzelnen Projekte aktiv mittragen. Wenn dieses Vorhaben sich in der geplanten Dimension umsetzen lässt, wäre es eine der größten, wenn nicht die größte CSR-Maßnahme, die es je in Deutschland gab.

Zu den zur Wahl stehenden Bildungsprojekten könnten – um ein erstes Beispiel zu nennen – die beschriebenen Sprachbotschafter gehören. Dieses Projekt erfüllt alle der oben genannten Kriterien. Mit Spenden könnten beispielsweise Ausbildungen für Sprachbotschafter finanziert werden, die der entscheidende Hebel für die Ausweitung dieser Dienstleistung sind. Über die Plattform können immer mehr Menschen gewonnen werden, als Botschafter für die Idee der Sprachbotschafter zu wirken, und weitere Spender, weitere Botschafter und weitere aktive Mitwirkende. Es können sich auf diese Weise Projektgruppen auf lokaler Ebene oder auf der Ebene von Schulen bilden, um dort die Idee von Sprachbotschaftern aufzugreifen und umzusetzen.

Ein weiteres Projekt, das in die Plattform aufgenommen werden könnte, ist das Projekt »Rock Your Life«. Hier werden Studenten professionell darauf vorbereitet, sich um Schüler zu kümmern, die beispielsweise Probleme haben, den Hauptschulabschluss aus eigener Kraft zu erreichen. Diese Individualbetreuung erweist sich als überaus wirkungsvoll. Die Schüler mit Lernhemmungen und -defiziten schaffen durch die motivierende Unterstützung in aller Regel ihren Schulabschluss und finden den für sie passenden Ausbildungsplatz. Und die studentischen Betreuer profitieren nicht nur von der professionellen Ausbildung, sondern vor allem von den Erfahrungen, die sie bei der Arbeit mit den Kindern machen: »Heute weiß ich«, sagt ein Teilnehmer des Projekts, »dass dieses Engagement mein wichtigstes Studienfach war, denn hier lernte ich eine entscheidende Fähigkeit für meinen künftigen Berufsweg. Ich lernte hier hautnah und sehr erfolgreich soziale Kompetenz. Eigentlich sollte dieses Studienfach der sozialen Kompetenz mittels Engagement bei ›Rock Your Life‹ oder ähnlichen Bildungsprojekten zum Pflichtfach für alle Studenten werden.«

Durch Spenden, durch Botschafter und durch aktive ehrenamtliche Mitarbeiter könnte und sollte sich »Rock Your Life« ausbreiten, um die Zahl der auf diesem Wege aus der Resignation geholten Hauptschüler und Schulabbrecher von derzeit gut 300 möglichst schnell zu vervielfachen.

Auch dem schon länger existierenden Projekt »Lesefüchse« könnte auf diese Weise zu noch größerer Wirksamkeit verholfen werden. Hier bieten sich Erwachsene an, Schülern mit Migrationshintergrund an Grundschulen Geschichten zu erzählen und vorzulesen, um so ihr Sprachverständnis zu fördern. Selbstverständlich wirkt sich auch hier allein der soziale Kontakt schon positiv auf die Schüler aus. Die Einstiegsschwelle für engagementbereite Jugendliche und Erwachsene ist bei diesem Projekt besonders niedrig, denn Vorlesen und Geschichtenerzählen kann fast jeder leicht anbieten. Entscheidend ist deswegen, dass möglichst viele Menschen von diesem Projekt erfahren und möglichst viele Botschafter dafür werben. Und schon mit relativ geringen Spenden kann das Projekt gefördert werden.

Und schließlich gehört auch das von Tim Breker ins Leben gerufene »em-Schülerfirmennetzwerk« zu den unterstützenswerten Projekten. Es fördert und begleitet die Gründung und den Betrieb von Schülerfirmen, konkret von selbstorganisierten Schülerkiosken, an weiterführenden Schulen. Die Firmen arbeiten als social businesses, das heißt, sie arbeiten wirtschaftlich selbsttragend, schütten aber keine Gewinne an Geldgeber aus. Wenn Gewinne erwirtschaftet werden, entscheiden die beteiligten Schüler, die für ihre Kiosk-Arbeit natürlich bezahlt werden, in welches Projekt an der Schule sie fließen sollen. Über ihre »Firma« lernen die Schüler unternehmerisches Denken und Handeln in der Praxis und bereichern ihre Schule nicht nur durch ihr konkretes Angebot, sondern auch durch die Förderung anderer Projekte.

Selbst zur Lösung des Fachkräftemangels existieren sehr nachahmenswerte Bildungsinnovationen in unserem Land. Unternehmen, die händeringend nach geeignetem Nachwuchs für Fachkräftepositionen suchen, haben die geeigneten »Suchmaschinen« noch nicht gefunden. Spezielle Messen, die sie aufwendig organisieren, stoßen auf zu wenig Resonanz, ebenso wie Anzeigen und Onlineportale. Als das entscheidende Problem hierbei identifizierte Ashoka-Fellow Karin Ressel die Tatsache, dass die Ausbildungsplatzsuchenden viel zu unbestimmte Vorstellungen davon haben, welche Anforderungen welche Ausbildungsberufe haben. Umgekehrt haben Unternehmen oft große Probleme, die Anforderungen der von ihnen angebotenen Ausbildungsplätze überhaupt an die richtigen Zielgruppen zu kommunizieren. Zur Lösung dieses Problems entwickelte Karin Ressel sogenannte Berufsparcours, die in einer Schule durchgeführt werden können oder auch in einem großen Unternehmen, das unterschiedliche Ausbildungsberufe anbietet. Es werden dazu Informationsstände errichtet, an denen die Schüler an Geräten oder durch spielerische Konstellationen das, worauf es bei einem jeweiligen Berufsbild ankommt, direkt erfahren können. Sie durchlaufen einen ganzen Parcours mit solchen Ständen zu unterschiedlichen Ausbildungsberufen. Dadurch erhalten die Schüler nachgewiesenermaßen ein unvergleichlich klareres Bild von einer Vielzahl von Ausbildungsberufen, und Unternehmen können durch die Berufsparcours viel schneller und besser als durch alle Zeugnisse oder Bewerbungsgespräche beurteilen, wer für ihre Ausbildungsplätze wirklich geeignet ist, weil sie die Schüler in einer Situation erleben, die der realen Arbeit in ihrem Betrieb viel näher kommt als jedes Zeugnis oder abstraktes Gespräch. Es hat sich gezeigt, dass dieses Konzept im Vergleich zu entsprechenden anderen Angeboten insgesamt sehr viel mehr Schüler zu der Entscheidung motiviert, einen Ausbildungsberuf Richtung Facharbeiter zu beschreiten.

Freiwillige mit unterschiedlichen Kompetenzen können dabei mithelfen, die notwendigen Materialien und Gerätschaften für Berufsparcours zu organisieren und aufzubauen. Und je mehr Geld für das Projekt Bildungsparcours zur Verfügung steht, für umso mehr Ausbildungsberufe können ähnlich gute Materialien wie die bereits vorhandenen entwickelt werden.

Und noch ein letztes Beispiel: Die in Magdeburg von Meinrad Armbruster, Professor für pädagogische Psychologie, gegründete Bildungsinitiative »Eltern-AG« fand einen innovativen Weg, um Eltern aus besonders schwierigen sozialen Verhältnissen bei der Erziehung ihrer Klein- und Vorschulkinder zu unterstützen. In diesem Projekt werden Eltern aus sozialen Brennpunkten darin ausgebildet, andere Eltern in vergleichbaren Lebenssituationen bei der Bewältigung ihrer Erziehungsaufgaben und der Vorbereitung ihrer Kinder auf einen erfolgreichen Schuleinstieg zu begleiten. Betroffene zu Betreuern in ihrem sozialen Umfeld auszubilden erwies sich als besonders wirkungsvoll, weil diese von den Familien im selben Milieu ganz anders akzeptiert werden. Allein aufgrund der Tatsache, dass es »jemand von ihnen« geschafft hat, die Erziehung der eigenen Kinder besser in den Griff zu bekommen und auch noch gute Tipps an andere weitergeben zu können, wirkt sich ermutigend aus. Die »Eltern-AG« bildet inzwischen nicht nur Betroffene zu Betreuern aus, sondern auch Sozialarbeiter nach dem Train-the-Trainer-Prinzip, damit diese lernen, ihrerseits Betroffene zu Betreuern auszubilden.

Die Eltern-AG wird, wie erstaunlich viele junge »Social-Entrepreneurship-Projekte« im Bildungssektor, so professionell geführt, dass es für sie kein Problem sein dürfte, konkrete Wege zu beschreiben, wie sie durch Spenden, Botschafter und aktive Mitwirkende zu schnellerer bundesweiter Skalierung finden kann.

Schon diese wenigen Beispiele illustrieren, wie viele wunderbare Bildungsinnovatoren unser Land in den letzten Jahren hervorgebracht hat und wie sinnvoll es ist, zur raschen Ausweitung ihrer Innovationen eine Mobilisierungsplattform zu schaffen.

Die Ergo-Versicherungsgruppe entschied sich zur Kooperation mit dem Education Innovation Lab aus dem Willen heraus, der ursprünglichen Idee von Versicherungen wieder mehr Geltung zu verschaffen. Versicherungen wurden als Solidargemeinschaften gegründet, in denen mit Hilfe vieler kleiner Beiträge im Fall einer Erkrankung oder eines Unfalls Einzelnen finanzielle Unterstützung gegeben wird.

Lange Zeit waren solche Solidargemeinschaften lediglich für individuelle Schadensfälle notwendig, denn der Schutz vor grundlegenden Risiken bei Kollektivaufgaben der Gesellschaft als Ganzes war und ist Aufgabe des Staates. Insbesondere die Bereitstellung einer guten Bildung für alle gehört zu diesen staatlichen Aufgaben. Doch inzwischen schafft es der Staat nicht mehr alleine, alle Defizite in den bestehenden Bildungseinrichtungen und -angeboten zu bewältigen. Damit unsere Kinder eine zukunftsbefähigende Bildung erlangen und Defizite schnell ausgeglichen und neue innovative Bildungsansätze schnell über bürgerschaftliches Engagement angeboten werden können, ist es höchste Zeit für eine »Solidarversicherung« einer völlig neuen Art. Dies soll die von Ergo in Zusammenarbeit mit dem Education Innovation Lab, dem Genisis Institut und weiteren Partnern umgesetzte Plattform leisten. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das keine Gewinne erwirtschaftet, also um eine rein gemeinnützige Einrichtung, eine gemeinnützige Solidargemeinschaft, ein »Social Impact Joint Venture«.

Eine »Box for change«

 

Schulen, die sich für einen Transformationsprozess hin zu Potenzialentfaltung entscheiden, brauchen Unterstützung. Zu diesem Zweck hat das Education Innovation Lab eine »Box for Change« entwickelt. Darin enthalten sind wichtige offizielle Dokumente zum Thema, darunter insbesondere Texte von der UNESCO, der UNO, von Bildungsministerien und sonstigen anerkannten Bildungs- sowie Forschungseinrichtungen zu Bildungsfragen, wie auch Materialien zur Potenzialentfaltung, die ständig ergänzt und erneuert werden. Ferner wird die Box Best Practices aufzeigen und Hinweise auf Schulen versammeln, die bereits über Materialien zur Potenzialentfaltung verfügen.

Auch zu Fragen, wie Schulen sich auf den Weg begeben, wen sie als Bündnispartner brauchen, wie und wo sie je nach Entwicklungsstand einsteigen sollen, wer sie dabei begleiten kann, wird es in der »Box for Change« Informationsmaterial geben. Für eine breite Innovationsbewegung brauchen wir noch deutlich mehr kompetente Begleiter, als wir bislang haben. Gerald Hüther wird deshalb gemeinsam mit weiteren Mitgliedern des Education Innovation Lab ein Curriculum entwickeln für die Ausbildung von Potenzialentfaltungscoachs, die Schulen unterstützen können. Zunächst soll die Ausbildung über die Humboldt-Viadrina School of Governance und einer weiteren Hochschule angeboten werden. Partner aus der Wirtschaft sollen die Prozessbegleitung finanzieren.

Ausblick zum Education Innovation Lab

 

Das Education Innovation Lab konnte in Zusammenarbeit mit weiteren ähnlich denkenden Einrichtungen innerhalb weniger Monate die hier beschriebenen Vorhaben erfolgreich auf den Weg bringen. Mehrere seiner Initiatoren waren nahezu zeitgleich mit dessen Gründung in führende politische Beratungsgremien für Bildungsinnovationen berufen worden. Der Ansatz und die Projekte des Education Innovation Lab stoßen auf starke Resonanz, nicht nur bei den Bildungsinnovatoren, sondern bei reformwilligen Schulen, in der Gesellschaft und auch in der Wirtschaft. Das Education Innovation Lab kann zu einem wichtigen Partner für die Verbreitung der Erfahrungen aller Bildungsinnovatoren im deutschsprachigen Raum werden.