Epilog

Es war weiß und kühl, und es roch nach Stärke.

»Guten Morgen, Euer Lordschaft.«

Cosmo öffnete die Augen. Ein weibliches Gesicht, eingerahmt von einem weißen Häubchen, blickte auf ihn herab.

Also hatte es geklappt. Er hatte es gewusst!

»Möchtest du jetzt aufstehen?«, fragte die Frau und trat zurück. Hinter ihr standen ein paar kräftig gebaute Männer, ebenfalls in Weiß gekleidet. Alles war so, wie es sein sollte.

Er blickte zu der Stelle, wo sich eigentlich ein kompletter Finger befinden sollte, sah dort aber einen Stummel, um den ein Verband gewickelt war. Er konnte sich nicht genau erinnern, wie das passiert war, aber das machte nichts. Schließlich musste man, wenn sich etwas verändern sollte, sowohl etwas aufgeben als auch etwas gewinnen. Das war gut so. Also war er in einem Krankenhaus. Auch das war gut.

»Das hier ist doch ein Krankenhaus, oder?«, sagte er und setzte sich im Bett auf.

»Sehr gut, Euer Lordschaft. Du befindest dich auf der Lord-Vetinari-Station, um genau zu sein.«

Das ist gut, dachte Cosmo. Irgendwann habe ich also eine Station gestiftet. Damit habe ich große Voraussicht bewiesen.

»Und diese Männer sind Leibwächter?«, fragte er und nickte in ihre Richtung.

»Nun ja, sie sind hier, um dafür zu sorgen, dass du nicht zu Schaden kommst«, antwortete die Schwester. »Also kann man das wohl so ausdrücken.«

Es gab noch weitere Patienten in der langgezogenen Station, alle in weißen Gewändern. Einige saßen und beschäftigten sich mit Brettspielen, andere standen am großen Fenster und blickten hinaus. Alle hatten die gleiche Pose eingenommen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Cosmo beobachtete sie eine Zeit lang.

Dann blickte er zu dem kleinen Tisch, wo sich zwei Männer gegenübersaßen, die offenbar abwechselnd die Stirn des anderen musterten. Er musste sie eine Zeit lang sehr genau beobachten, um darauf zu kommen, was dort vor sich ging. Aber Lord Vetinari neigte nicht zu voreiligen Schlussfolgerungen.

»Entschuldigung, Schwester«, sagte Cosmo, worauf sie sofort herbeieilte. Er winkte sie näher heran, und die zwei stämmigen Männer blieben dicht hinter ihr und behielten ihn im Auge.

»Ich weiß, dass diese Leute geistig nicht ganz normal sind«, sagte er. »Sie glauben, dass sie Lord Vetinari sind, nicht wahr? Das hier ist eine Station für derartige Fälle, richtig? Diese beiden messen sich im Augenbrauenhochziehen.«

»Du hast völlig Recht«, sagte die Schwester.

»Irritiert es sie nicht, wenn sie einander sehen?«

»Nicht unbedingt, Euer Lordschaft. Jeder hält sich für den echten Lord.«

»Also wissen sie nicht, dass ich der echte bin?«

Einer der Leibwächter beugte sich vor. »Nein, Euer Lordschaft. Das halten wir geheim«, sagte er und zwinkerte seinem Kollegen zu.

Cosmo nickte. »Sehr gut. Dies ist der ideale Ort, um mich zu erholen. Der ideale Ort, um inkognito zu bleiben.«

»Genau das ist der Plan, Herr.«

»Ich finde, so etwas wie eine künstliche Skyline würde die Sache für die armen Schlucker am Fenster interessanter machen«, sagte er.

»Ah, es zeigt sich wieder einmal, dass du der echte bist«, sagte der Mann.

Cosmo strahlte. Und zwei Wochen später, als er den Wettbewerb im Augenbrauenhochziehen gewann, war er glücklicher als jemals zuvor.

Der Pink PussyCat Club war gerammelt voll - bis auf Sitz sieben (erste Reihe, Mitte).

Die längste Zeit, die es jemand auf Sitz sieben ausgehalten hatte, lag bei neun Sekunden. Die verdutzte Geschäftsführung hatte das Kissen und die Federung schon mehrmals ausgewechselt, aber es nützte nichts. Andererseits lief alles andere jetzt erstaunlich gut. Im Etablissement schien eine gute Atmosphäre zu herrschen, vor allem unter den Tänzerinnen, die sich nun besonders viel Mühe gaben, nachdem jemand eine Währung erfunden hatte, die man unter ein Strumpfband stecken konnte. Alle waren zufrieden, lautete die Schlussfolgerung der Geschäftsführung. Das war es wert, einen Sitz zu opfern, insbesondere in Anbetracht dessen, was geschehen war, als man versucht hatte, den verfluchten Sessel auszubauen ...