Archiv der Lux Aeterna
VERZEICHNIS ATHOS
INTERVIEW 1979 - 1/5
Historisches Dokument Nr. 4217.461
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Synopsis
Dieses Dokument ist geeignet, um die Anfänge der Lux Aeterna und die Entstehungsumstände der Vereinten Elektriker zu studieren. Es handelt sich hierbei um ein nie gedrucktes Interview, das 1979 Björn Randow mit mir führte. Randow war ein Journalist, der so nah an Lux Aeterna herankam, wie niemand zuvor und danach. Er hatte Jahrelang Material gesammelt, vorrangig mit der Absicht, A.K. als einen Schwindler und Verbrecher zu entlarven. Ich erinnere daran, dass wir uns in den 70er Jahren mit der Idee befassten, die Öffentlichkeit durch gezielte Aktionen auf eine Zukunft vorzubereiten, in der das Bewusstsein der Menschen die Mechanismen der Aschewerdung zulassen würde. Die Veröffentlichung dieser Story sollte hierzu beitragen. Von den sieben Medienaktionen dieser Art wurden lediglich zwei der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: ein stark zensierter Artikel in der russischen Zeitschrift Vnjimanje und wesentlich später eine längere Diskussion in der Radiosendung von Art Bell. Heute nehmen wir von den Versuchen, die Öffentlichkeit auf das Geheimnis des Todes einzustimmen weitgehend Abstand.
PS: Björn Randow gilt seit dem Herbst ´79 als verschollen. Sein Fahrzeug wurde mit einem Totalschaden gefunden, doch von seiner Person fehlt seitdem jede Spur. (-Athos)
Björn Randow: Sie sind hier in Ihrer Funktion als Vertreter einer Geheimgruppe mit dem mysteriösen Namen Lux Aeterna. Das ist doch eine ungewöhnliche Vorgehensweise...
Athos: Technisch gesehen sind wir nie eine „Geheimorganisation“ gewesen. Die Diskretion, mit der wir Jahrzehnte existierten, geschah als Vorsichtsmaßnahme. In der Vergangenheit haben wir uns mehrmals an die Medien gewandt, um Missverständnisse aufzuklären, doch natürlich wurden wir als Spinner rezipiert.
Björn Randow: Immerhin sind Paul Lichtmann und Sie in den USA unter dem Namen Laurence Neel und Robert Clayton aufgetreten und sind für die Gründung von zwei Sekten verantwortlich...
Athos: Ja, ja... Und wir haben in gewissen Kreisen einen ähnlichen Stellenwert, wie die UFOs und die mitteilsamen Verstorbenen.
Björn Randow: Und? Haben Sie etwas zu tun mit UFOs und Geistern?
Athos: Herr Randow... Wir verzetteln uns hier. Ich habe nur eine halbe Stunde Zeit und keine Minute mehr.
Björn Randow: Die Frage ist eigentlich einfach. Sind Sie Robert Clayton?
Athos: Ja.
[einige Sekunden Stille]
Björn Randow: In 1972 hat Robert Clayton die Mitglieder seiner Lichtkirche zum kollektiven Selbstmord aufgerufen, dem dann 54 Mitglieder gefolgt sind. Sind sie für diese Tat verantwortlich?
Athos: Das ist die Version, die das FBI und die Medien verbreitet haben.
Björn Randow: Sie haben nicht an Mitglieder Ihrer Sekte Giftkapseln verteilt, während die Polizei und das FBI Ihr Anwesen in Florida stürmen wollten?
Athos: Doch... Aber es war anders motiviert, als angenommen...
Björn Randow: Sie halten es nicht für Mord?
Athos: Ich halte es nicht für Mord, da in dieser Nacht keiner der 54 gestorben ist.
Björn Randow: Wir haben Photos und Filmaufnahmen der Leichen gesehen, die vom Tatort mit ganzen Kolonnen aus Krankenwagen und Polizeiautos wegtransportiert wurden...
Athos: Es gab keine Toten. Wir wollten die Staaten verlassen, doch eine konventionelle Flucht war zu diesem Zeitpunkt beinahe unmöglich. In unserer Situation gab es nur die Möglichkeit, sich zur Wehr zu setzen, oder...
Björn Randow: Auf Ihrem Anwesen wurden unzählige Waffen gefunden...
Paul Laurentis:...oder das Artificium zu wählen?
Björn Randow: Das Artificium?
Athos: Erklären Sie mir doch eins. Wenn ich nun lüge und in Wirklichkeit all diese Menschen auf dem Gewissen habe - wieso lebe ich noch und sitze hier? Meine Leiche wurde sogar im Fernsehen gezeigt. Nicht aus der Nähe, doch deutlich genug...
Björn Randow: Es war die Leiche eines Mannes, der vollkommen anders aussah als Sie.
Athos: Was schlußfolgern Sie daraus?
Björn Randow: Daß Sie ein Betrüger sind und möglicherweise nie dort waren?
Athos: Glauben Sie mir, ich war dort. Und wir sind alle getürmt, da es keine Veranlassung gab, dort ein Schlachthaus zu veranstalten. Wir sind keine Monster. Es gab keinen Anlaß, Polizisten zu töten, die nur ihre Anweisungen befolgten. Doch wir hatten auch nicht vor, sich gefangen nehmen zu lassen. Wir sind lieber getürmt.
Björn Randow: Es gab aber 55 Leichen...
Athos: Und die waren echt. Doch gelenkte Seelenwanderung ist das zentrale Instrument unserer Gruppe.
Björn Randow: Gelenkte Seelenwanderung...?
Athos: Wir können den Freitod wählen oder getötet werden, doch unter gewissen Umständen können wir daraus eine Flucht in eine andere sterbliche Hülle...
Björn Randow: Warten Sie...? Sie wollen damit sagen, daß die toten Mitglieder der Lichtkirche ... quasi... reinkarniert sind, bevor die Polizei das Haus stürmte?
Athos: Es hat genau nach Plan funktioniert. Faktisch war es bis heute das größte Gruppen-Artificium, das wir je durchgeführt haben...
Björn Randow: Artificium...?
Athos: So nennt Adam Kadmon das Sterben, das nicht dem üblichen Sterben gleicht, sondern dem Auftakt einer gelenkten, bewußten Wanderung durch das Jenseits entspricht, die wir als Aschewerdung bezeichnen...
Björn Randow: Sie haben eine ungeheuerliche Phantasie. Und einen unglaublichen Mangel an Pietät...
Athos: Warum haben Sie dann sieben Jahre Ihres Lebens damit verbracht, um uns aufzuspüren?
Björn Randow: Weil ich denke, daß Sie ein Verbrecher sind. Ein genialer Verbrecher. Unter Umständen. Vielleicht hatten Sie einfach nur Glück.
Athos: Haben Sie denn keine Angst, daß Sie hier nicht lebend herauskommen, wenn ich ein Verbrecher bin?
Björn Randow: Ich glaube nicht, daß dies Ihrer Vorgehensweise entspräche... Außerdem gibt es Menschen, die wissen, wo ich gerade bin und was ich gerade mache. Ich will ehrlich zu Ihnen sein... Ich weiß nicht, was ich von all dem halten soll.
Athos: Sie wären überrascht, wie viel die Polizei und der Interpol über uns in ihren Archiven haben. Und ich bewundere Ihren Scharfsinn. Denn Sie haben recht. Wäre ich ein Verbrecher, der Ihren Schaden im Sinne hat, würde ich nicht all die Zeit investieren, um mit Ihnen zu sprechen.
Björn Randow: Sie geben also vor, wie eine Art tibetischer Heiliger wiedergeboren worden zu sein?
Athos: Es ist schwer für diese Vorgänge die passende Grammatik zu finden, nicht wahr? Der Vergleich ist aber nicht ganz korrekt, aber auf der richtigen Spur. Ein tibetischer Rimpotsche ist im Stande den Ort seiner Wiedergeburt vorherzusehen und ihn im Tod entsprechend anzusteuern. Das ändert nichts daran, daß er als ein nichtsahnender Säugling geboren wird. Wir dagegen bedienen uns erwachsener Körper.
Björn Randow: Wollen Sie damit sagen, daß der Massenselbstmord der über 900 Anhänger von Jim Jones, der sich vor einem halben Jahr in Guyana ereignete, auch nur eine Reinkarnations-Nummer war?
Athos: Verstehen Sie bitte eins - wir sind an dem Betrieb einer Sekte vollkommen uninteressiert. Doch es gab Zeitpunkte, an den die Fassade einer religiösen Verbindung die nötige Tarnung und die nötige Fluchtmöglichkeit bot. Mit richtigen Sekten haben wir nichts zu tun und finden sie in jeder Hinsicht lachhaft. Doch es gilt stets zu bedenken: nur weil etwas im Fernsehen gezeigt und entsprechend kommentiert wird, bedeutet es nicht, daß wir uns dadurch in der Kenntnis aller Fakten oder im Besitz der Wahrheit befinden. Ganz gleich, wie viele Volontäre es nachrufen und weiter verbreiten.
Björn Randow: Sie sagen also: die Vorgänge in 1972 lassen sich mit dem Massenselbstmord in Guyana nicht vergleichen...
Athos: Ich habe mit Guyana nichts zu tun. Ich bin hier, um Ihnen meine Geschichte zu erzählen...
Björn Randow: Können Sie versuchen am Anfang zu beginnen? Wie hat für Sie alles begonnen?
Athos: Die ganze Geschichte fing im Frühling des Jahres 1766 an. Ich war ein 17jähriger Mann im Dienst der preußischen Armee und lebte in Berlin.
Björn Randow: Warten Sie...! Langsam. Das würde bedeuten, daß Sie über 200 Jahre alt wären...
Athos: 230 um genau zu sein.
Björn Randow: [lacht] Sie haben sich gut gehalten.
Athos: Sie nehmen das nicht ernst, ich verstehe das. Aber das macht nichts. Adam Kadmon hat mich aufgefordert, Ihnen alles zu erzählen. Sie sind im Grunde mein Versuchskaninchen. Ich erzähle Ihnen die Wahrheit und nichts als die Wahrheit und werde Ihre Reaktion darauf studieren.
Björn Randow: Ich bin auf jeden Fall jetzt schon sicher, daß Ihre Geschichte einen hohen Unterhaltungswert haben wird.
Athos: Bestimmt.