Die Schläfer erwachen

»Kommt es mir nur so vor, oder ist es hier unten jetzt wärmer als oben?«, wisperte Lisa, als sie das Ende der Leiter erreichte und auf festen Boden trat.

Kyra hatte ihr den Rücken zugewandt. Sie ließ den Strahl der Taschenlampe voraus in die Finsternis züngeln.

»Wärmer«, wiederholte sie nachdenklich. »Ja, scheint fast so, oder?«

Lisa nickte. Was sie spürte, war jedoch keine angenehme Wärme. Sie fand es eher feucht und stickig. Fast wie in einem Raubtierhaus im Zoo.

Raubtierhaus …

Das war kein Gedanke, der ihr in diesem Moment allzu großen Mut machte. Nein, absolut nicht.

Auch hier unten lag ein feiner Dunst in der Luft – hätte es hier Fensterscheiben gegeben, wären sie wohl beschlagen. Der Lichtstrahl der Taschenlampe sah aus wie ein Laserschwert aus einem Star-Wars-Film. Lisa hätte in diesem Augenblick eine Menge dafür gegeben, eine Waffe zu besitzen. Genau genommen hätte es auch schon ein Knüppel getan. Irgendetwas, das ihr das Gefühl gab, nicht gar so schutzlos zu sein.

Kyra ging voraus. Wie Chris gemutmaßt hatte, verlief ein Gang von der Öffnung aus nach Norden. Er war nur wenige Meter lang, dann öffnete er sich zu einem tiefer gelegenen Raum. Ein halbes Dutzend Stufen führte nach unten.

»Was ist denn das?«, entfuhr es Kyra. Sie ließ den Schein der Lampe viel zu hastig umherirren, um mehr als vage Schemen der Umgebung zu erkennen.

»Halt das Licht still«, zischte Lisa ihr zu. »Und sei, um Himmels willen, nicht so laut.«

 

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