13
Cape Sable lag am südlichen Ende von Florida, an der Westküste der Everglades. Es gab dort mehrere Strände, an denen man campen konnte, aber der Großteil der Küste bestand aus einer wilden Mangrovenlandschaft.
Horatio überlegte, wie man am besten in dieses Gebiet vorstoßen könnte. Wenn sie den Weg übers Meer nähmen, würden die Sektenmitglieder sie schon von weitem sehen. Also beschloss er, so lange wie möglich auf dem Landweg in die Sümpfe vorzudringen und die restliche Strecke mit dem Propellerboot zurückzulegen.
Er wies Delko, Wolfe und Calleigh an, sich für den Einsatz fertig zu machen. Aus zwei Gründen wollte er das ganze Team dabei haben: erstens, weil sie alle an dem Fall gearbeitet hatten, und zweitens, weil es unter Umständen zwei Dutzend Leichen zu untersuchen gab.
»Macht es dir etwas aus, wenn ich hier bleibe, Horatio?«, fragte Calleigh.
»Wieso?«, erwiderte er. »Hast du nach deinem letzten Abenteuer im Wald genug von der Natur?«
»Nein, das ist es nicht, aber ich habe eine Idee, der ich gern im Labor nachgehen würde.«
»Gut, das ist kein Problem. Wir kommen auch ohne dich klar.«
Auf Autoanhängern nahmen sie schließlich drei Propellerboote mit und forderten zusätzlich ein komplettes Sondereinsatzkommando an. Horatio, Delko und Wolfe fuhren mit dem Hummer, während zwei weitere Polizeifahrzeuge ihnen mit einigem Abstand folgten.
»Was haben wir deiner Meinung nach zu erwarten, H.?«, fragte Delko, der auf dem Beifahrersitz saß.
»Wenn wir Glück haben«, sagte Horatio, »finden wir dort zwei Dutzend kerngesunde Leute, die mit Moskitostichen übersät sind.«
»Und wenn nicht?«, fragte Wolfe.
»Dieselbe Anzahl von Leuten«, entgegnete Horatio, »aber wesentlich mehr Ungeziefer.«
Calleigh Duquesne gab so leicht nicht auf.
Dass sie den Pfeil, mit dem Ruth Carrell getötet wurde, nicht mit denen aus Julio Ferras Garage in Verbindung bringen konnte, machte ihr schwer zu schaffen. Obwohl sie Charlessly geschnappt und seinen Drogengeschäften ein Ende bereitet hatte, ließ sich die Tatsache nicht ignorieren, dass sie in einer Sackgasse gelandet war.
Manchmal jedoch brachte einen der Weg, der nicht zum gewünschten Ziel führt, dennoch zu neuen Erkenntnissen. Während sie auf dem Baum gehockt und darauf gewartet hatte, dass der gefährliche Irre von seinem Hochsitz herunterkam, hatte sie über Julio Ferra nachgedacht. Laut Horatio hatte er das Bogenschießen von seinem Vater gelernt, gemeinsam waren sie auf die Jagd gegangen. Die Frage war nur, wer die Pfeile gefertigt hatte – der Vater oder der Sohn? Solche Dinge lernte man in der Regel von dem Älteren und erinnerte sich dann ein Leben lang daran.
Die Pfeile aus Ferras Garage – das hatte Calleigh untersucht –waren nicht neu, sondern alt gewesen. Die Farbe blätterte bereits ab, und die Spitzen waren nicht aufgeschraubt wie bei moderneren Pfeilen, sondern aufgeklebt. Vermutlich waren sie aus den späten Achtzigern oder frühen Neunzigern, und Calleigh hätte darauf gewettet, dass die Federn von einem der Jagdausflüge stammten, die Vater und Sohn gemeinsam unternommen hatten. Und wenn sie auf heimischem Terrain geblieben waren, dann handelte es sich mit fast hundertprozentiger Sicherheit auch um die Federn eines in Florida beheimateten Vogels.
Mitten in diesen Überlegungen war Dooley hereingeplatzt und hatte sie mit der Waffe in der Hand eine Weile abgelenkt.
Doch jetzt war die Zeit gekommen, in der sie in aller Ruhe ihre Theorie überprüfen konnte.
Sie schnitt ein Stückchen der Federn ab, sowohl von den Pfeilen, die sie in der Garage gefunden hatten, wie auch von denen der Mordwaffe.
»Na, dann wollen wir doch mal sehen«, murmelte sie vor sich hin.
Propellerboote machten ziemlich viel Lärm. Diese Flachbodenboote mit den großen vergitterten Propellern am Heck waren im Grunde nicht mehr als Surfbretter mit aufmontierten riesengroßen Ventilatoren. Weil sie über die Wasseroberfläche hinwegglitten, waren sie das perfekte Verkehrsmittel für die flachen, sumpfigen Gewässer der Everglades, wo ein Boot mit Kiel oder Außenbordmotor nicht weiterkam. Dafür jedoch waren sie so laut wie ein Moskito von der Größe einer Cessna.
Horatio ließ die Propeller abschalten, als sie gut einen Kilometer von ihrem Ziel entfernt waren. Die Boote mussten nun mit Staken vorwärts bewegt werden. Der C.S.I.-Chef saß vorn mit einem GPS-Gerät in der Hand, während Wolfe und Delko die körperliche Arbeit übernahmen. Das Sondereinsatzkommando hatte sich auf die beiden anderen Boote verteilt: sechs stämmige Kerle mit kurzärmligen Shirts, kugelsicheren Westen und dunkelblauen Schirmmützen. Es gab allerdings nicht viel Sonne, vor der sie ihre Augen hätten schützen müssen. Die schwarzen Wolken am Himmel kündigten einen gewaltigen Regenschauer an, und der würde nicht mehr lang auf sich warten lassen. Es war extrem schwül, wie vor jedem großen Gewitter, und die körperliche Anstrengung in der feuchten Luft forderte ihren Tribut: alle waren klatschnass geschwitzt.
»Ob die uns schon gehört haben?«, fragte Wolfe leise. »Auf dem Wasser sind Geräusche auch aus weiter Ferne zu hören.«
»Aber Propellerboote sind hier draußen ganz normal«, raunte Delko ihm zu. »Solange sie keins in ihrer Nähe entdecken, werden sie sich nichts dabei denken.«
Ringsum wogten die gelblichen Sumpfpflanzen im Wind. Ein paar Störche zogen vorbei, so langsam als bewegten sie sich in Zeitlupe. Im Grunde erweckte alles in den Everglades den Eindruck von Langsamkeit. Das aus dem Lake Okeechobee überlaufende Wasser bahnte sich gemächlich einen Weg durch das riesige Sumpfgebiet bis zur Florida Bay. Das Wasser war an manchen Stellen nicht einmal einen halben Meter tief, und während es sich im Schneckentempo vorwärts bewegte, bot es unzähligen Lebensformen Schutz und Nahrung. Der Sumpf erschuf auf seine ruhige Art Leben, während ein Hurrikan es mit seiner unbändigen Kraft zerstören konnte.
Ist Sinhurma aus diesem Grund hergekommen?, überlegte Horatio. Sieht er in dieser Gegend vielleicht den Hort des Lebens?
Er fragte sich, was sie am Ende ihrer Reise wohl finden würden. Er glaubte nicht so recht daran, dass die Sekte sich zurückgezogen hatte, um Selbstmord zu begehen. Sinhurmas Ego war so groß, dass dafür nur das Rampenlicht infrage gekommen wäre. Allerdings ließen sie ihm durch ihre Verfolgung bereits die gewünschte Aufmerksamkeit zukommen.
Aber das gehört nun mal zu unserer Arbeit, dachte Horatio. Wir bringen Licht ins Dunkel, ganz egal, was wir dort zu sehen bekommen. Wir können keinen Rückzieher machen, nur weil wir vielleicht etwas Schlimmes auslösen.
Der Sea of Grass war von unzähligen Mangroven durchzogen, die Vögeln und Ananasgewächsen eine Heimat boten. Ein Alligator schwamm vorbei und taxierte die Boote mit kaltem Blick, bevor er geräuschlos abtauchte.
Der Garten Eden, dachte Horatio. Und wer ist für Sinhurma die Schlange? Ich etwa? Hat er mir diese Rolle in seinem verworrenen Drehbuch zugedacht?
Er wusste es nicht. Und er wusste ebenso wenig, wie Sinhurma Jason dazu gebracht hatte, sich der Sekte anzuschließen, nachdem er Ruth Carrell hatte umbringen lassen.
Aber vielleicht war das für jemanden, der mit Medikamenten voll gepumpt war, gar nicht so offensichtlich. Und laut Murayaki gehörte jemand, der den Verlust einer ihm nahe stehenden Person zu beklagen hatte, zum Kreis potenzieller neuer Mitglieder.
Sinhurma füllte möglicherweise die innere Leere, die Jason seit Ruths Tod verspürte. Er bot ihm Halt und Trost in einer Welt, die plötzlich aus den Fugen geraten war … und überzeugte Jason schließlich davon, dass die Sekte nichts mit dem Mord zu tun hatte.
Aber irgendjemand ist schuld, dachte Horatio. Ruth ist nicht einfach tot umgefallen, sondern mit einem Pfeil getötet worden. Jason muss wissen, dass sie ermordet wurde – wer ist also in seinen Augen der Täter?
Derjenige, den Sinhurma für schuldig erklärt.
Derjenige, den er als Schlange brandmarkt.
Von Zeit zu Zeit hielt Calleigh inne und sagte zu sich selbst: »Wow, ich bin in einem Science-Fiction-Film!« Obwohl sie tagtäglich mit Hightech-Geräten zu tun hatte, kamen ihr manche Verfahren noch immer ein wenig surreal vor.
Wie zum Beispiel die Neutronenaktivierungsanalyse, kurz NAA genannt. Dabei schoss man mit radioaktiver Strahlung auf die zu untersuchende Substanz und konnte anhand der Messungen von Gammastrahlen die verschiedenen Bestandteile identifizieren.
Es begann damit, dass Calleigh jede ihrer Federproben in ein Fläschchen steckte, das eine fünfundzwanzigprozentige nichtionische Reinigungslösung enthielt, und es kräftig schüttelte. Danach nahm sie die Proben vorsichtig mit einer Plastikpinzette heraus und spülte sie mehrmals mit destilliertem Wasser ab. Als nächster Schritt folgte das Trocknen der Proben unter Vakuum. Dann wurden sie in einem Polyethylen-Gefäß verschlossen und in einem pneumatischen Reaktor bestrahlt. Die nun auftretenden Gammastrahlen konnten mit einem Detektor gemessen werden und mithilfe eines Computerprogramms mit anderen Daten radioaktiver Materialien verglichen werden. Das ermöglichte die genaue Bestimmung des Strahlen aussendenden Elements.
Calleigh war ihrem Ziel ein gutes Stück näher gekommen.
Wie Horatio auf dem Display seines GPS sehen konnte, waren sie auf dem richtigen Weg. Sie waren dem Meer nun so nah, dass sie die Wellen an den Strand aufschlagen hörten. Der Wind war stärker geworden und der Luftdruck gefallen. Nachdem sie die ganze Zeit auf die Küste zugefahren waren, setzten sie den Weg nun parallel zur Küste fort.
»Wir müssen äußerst leise und wachsam sein«, sagte Horatio. »Vielleicht hören wir sie, bevor wir sie sehen – aber sie sollen uns auf keinen Fall hören.«
Plötzlich knallte es in einiger Entfernung. Horatio kniff die Augen zusammen und lauschte angestrengt. Das Geräusch wiederholte sich einige Male.
»Schüsse?«, meinte Wolfe.
»Glaube ich nicht«, entgegnete Horatio. »Klingt eher nach Hammerschlägen auf Stein.«
Sie folgten dem Geräusch, und nach einer Weile legten sie auf einem schlammigen Landstück an und gingen mit gezogenen Waffen zu Fuß weiter.
Bis zum Strand war es nicht mehr weit. Die Everglades waren eine weite Ebene, die von Kalkstein umgeben war. Vor ihnen erhob sich eine Art Damm, der von Dünen umgeben war. Er bot ihnen Deckung, während sie in Ruhe von dort aus beobachten konnten, was auf der anderen Seite vor sich ging.
Sie erblickten drei transportable Häuser, die U-förmig auf einer großen hölzernen Plattform festgenagelt waren. Ein breiter Holzsteg reichte von dieser Plattform aus mindestens fünfzig Meter weit ins Meer.
Die Sektenmitglieder schufteten, was das Zeug hielt. Die meisten waren am Strand und gruben mithilfe von Spitzhacken, Schaufeln und Vorschlaghämmern dicke Kalksteinbrocken aus; andere luden diese Brocken in Schubkarren und beförderten sie ans andere Ende des Stegs, um sie dort ins Meer zu werfen.
»Was machen die da eigentlich?«, fragte Wolfe im Flüsterton.
»Sie bauen sich ihr Paradies«, antwortete Horatio leise. »Wenn ich mich nicht irre, will Sinhurma sich eine Insel erbauen.«
»Das ist doch krank«, fand Delko.
»Wenn man so ein Kontrollfreak wie Sinhurma ist, dann nicht«, antwortete Horatio. »Er will sich sein eigenes kleines Paradies erschaffen.«
»Das allerdings mitten in einem Nationalpark liegt«, bemerkte Delko. »Und deshalb entbehrt das jeder rechtlichen Grundlage.«
»Wir schreiben es auch auf die Liste«, entgegnete Horatio. »Ich sehe siebzehn Leute da unten, aber Jason McKinley, Caesar Kim und der Doktor sind nicht dabei. Sie müssen in einem der Holzhäuser sein.«
»Wie haben sie bloß das ganze Zeug hierher gebracht?«, fragte Wolfe.
»Mit einem Lastkahn«, sagte Delko. »Zuerst haben sie die Plattform gebaut, dann haben sie die Flut genutzt und die Hütten vom Wasser aus mit einem Kran direkt auf die Plattform gehoben.«
Der Anführer des Sondereinsatzkommandos, ein stämmiger Mann mit einem dicken schwarzen Schnurrbart, namens Hernandez, kam zu Horatio. »Wie wollen Sie die Sache angehen?«, fragte er.
»Wir teilen die Leute in drei Gruppen auf«, sagte Horatio. »Die eine Hälfte Ihrer Männer nimmt sich die Personen am Strand vor, die andere hält die auf dem Steg fest. Und wir vom C.S.I. konzentrieren uns auf die Häuser.«
»Die auf dem Steg sind kein Problem«, meinte Hernandez. »Sie können außer ins Wasser nirgendwohin. Aber die am Strand haben vielleicht irgendwo Waffen versteckt – da unten ist jede Menge hohes Gras. Und wer weiß, was sich alles noch in diesen Häusern befindet.«
»Dann hoffen wir mal, dass der Doktor ein lausiger Schütze ist«, erwiderte Horatio.
Inzwischen donnerte es fast unaufhörlich. Das kam Horatio gelegen, denn so blieben sie unbemerkt und konnten mit dem Überraschungsmoment auf ihrer Seite vielleicht die ganze Sekte ohne viel Blutvergießen in Gewahrsam nehmen.
Das erste Team von Hernandez schlich sich so nah wie möglich an die Gruppe am Strand heran. Horatio behielt sie im Blick. Er selbst wollte den Sturm auf die Plattform anführen, von der aus das zweite Team des Sondereinsatzkommandos weiter vorrücken sollte, um den Leuten auf dem Steg den Weg abzuschneiden. »Los!«, zischte Horatio.
Alexx steckte den Kopf durch die Tür. »Ist Horatio da?«
Calleigh stellte ihre Teetasse ab. Sie hatte eine kleine Pause gemacht, während sie auf die Testergebnisse wartete. »Nein, er ist irgendwo da draußen in den Everglades. Und angesichts der Wetterlage kann ich nur hoffen, dass er seine Regenjacke mitgenommen hat.«
Alexx setzte sich zu Calleigh. »Nun, dann sage ich es dir. Ich habe mir noch mal das toxikologische Gutachten von Ruth Carrell angesehen, weil ich herausfinden wollte, was Sinhurma eigentlich genau mit den Injektionen bezweckt hat. Einige Substanzen ergaben für mich zunächst keinen Sinn. Ich überlegte sogar, ob sie vielleicht bestimmte Nebenwirkungen anderer Wirkstoffe bekämpfen sollten. Mit einem Bestandteil konnte ich rein gar nichts anzufangen – nämlich mit Mefloquin.«
»Was ist das?«
»Zunächst mal ist es sehr giftig. Es kann Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlafstörungen, Albträume und Sehstörungen verursachen. Dann fiel mir ein, auf Sinhurmas Website gelesen zu haben, dass er sehr viel reist. Es ist noch nicht so lange her, dass er aus Mosambik zurückgekehrt ist.«
»Und?«
»Und Mefloquin ist ein Mittel gegen Malaria.«
»Die in Ländern wie Mosambik weit verbreitet ist.« Calleigh runzelte die Stirn. »Wenn Sinhurma das Medikament also genommen hat, warum taucht es dann in Ruth Carrells Blut auf? Sie war doch nicht mit ihm unterwegs, oder?«
»Nicht dass ich wüsste. Sie hatte nicht einmal einen Reisepass. Ich habe eine Theorie«, begann Alexx. »Mefloquin hat alle möglichen neurologischen Nebenwirkungen: In manchen Fällen führt es zu Depressionen oder sogar zu Psychosen. Jemand mit einem bereits überentwickelten Messiaskomplex dreht vielleicht ganz durch. In manchen Religionen ist es doch Tradition, mithilfe bestimmter Drogen den Kontakt zu den Göttern aufzunehmen. Wenn Sinhurma seine Reaktion auf das Medikament als eine metaphysische interpretiert hat, wollte er diese Erfahrung vielleicht an seine Anhänger weitergeben. Es dauert sehr lange, bis der Körper die Substanz wieder ausscheidet. Manchmal sogar Monate. Ich habe das toxikologische Gutachten von Phillip Mulrooney überprüft, und in seinem Blut waren auch Spuren von Mefloquin enthalten.«
»Also hat das Medikament bei Sinhurma Wahnvorstellungen ausgelöst«, sagte Calleigh. »Das könnte erklären, warum er es für vernünftig hielt, jemanden mit einer Rakete zu töten.«
»Und das bereitet mir Sorgen«, entgegnete Alexx. »Wenn Sinhurma und seine Anhänger dieses Medikament nehmen, dann sind sie nicht mehr zurechnungsfähig.«
Es ging alles sehr schnell. Zwei Officer vom ersten Team stürzten die Dünen zum Strand hinunter, während ein Scharfschütze ihnen von oben Deckung gab. Zur gleichen Zeit stürmte Horatio mit den anderen auf die Holzhäuser zu.
»Keine Bewegung!«, brüllte Hernandez.
Horatio musterte die drei Hütten. Durch die Fenster war keine Bewegung zu erkennen. Er schlich, gefolgt von Delko und Wolfe, auf das rechte Haus zu. Neben der Tür drückte er sich flach an die Wand und rief: »Dr. Sinhurma! Kommen Sie sofort da raus!«
Dann warf er rasch einen Blick auf den Strand und den Holzsteg. Hernandez’ Leute hatten es ohne Schwierigkeiten geschafft, die Sektenmitglieder zu überwältigen und dort festzuhalten. Offenbar hatte niemand der Gefangenen Waffen bei sich.
»Halt! Kommen Sie nicht rein!«, schrie Caesar Kim entsetzt aus dem Innern der Hütte. »Er bringt uns alle um!«
»Immer langsam, Doktor!«, rief Horatio. »Ihren Leuten hier draußen geht es gut! Es muss niemand sterben.«
Und dann war plötzlich die Hölle los.
»Dreckskerle!«, brüllte unvermittelt eines der Sektenmitglieder am Strand, hob seine Spitzhacke und ging auf Hernandez los. Im selben Moment stürzte sich eine Frau ins hohe Strandgras.
Hernandez schoss dem Mann mit der Spitzhacke dreimal in die Brust. Dann tauchte die Frau mit einem halbautomatischen Gewehr wieder auf, schrie wirres Zeug und schoss unkontrolliert durch die Gegend.
Die Leute auf dem Steg nutzten ihre Chance. Als die Officer, die sie in Schach hielten, sich nach der Frau umdrehten, sprangen sie ins Wasser und wateten, so schnell wie sie konnten, auf den Strand zu.
Mit einem gezielten Schuss setzte der Scharfschütze die Frau außer Gefecht. In dem ganzen Tumult rannten die übrigen Sektenmitglieder am Strand auf das nächstgelegene Haus zu.
»Haltet sie!«, rief Horatio. »Lasst sie nicht rein!«
Die Officer am Strand verstanden seinen Befehl offenbar als Hinweis darauf, dass die Leute Waffen holen wollten. Sie eröffneten das Feuer und trafen zwei der Sektenmitglieder in den Rücken. Aber vier andere schafften es, in das Haus, das am weitesten von Horatio entfernt war, einzudringen. Auch die Leute, die durch das seichte Wasser von dem Steg an den Strand gelangt waren, liefen dorthin.
»Nein! Feuer einstellen!«, schrie Horatio, steckte seine Pistole ins Holster und rannte auf sie zu. »Delko! Wolfe!«
Horatio und Wolfe waren beide nicht besonders stämmig, aber sie rannten in die Sektenmitglieder hinein wie die Verteidiger eines Footballteams. Obwohl die anderen in der Überzahl waren, konnten Horatio und Wolfe zwei überwältigen, während Delko zwei weitere mit ausgestreckten Armen abblockte. Von den restlichen Sektenmitgliedern blieb keiner stehen, um den Kameraden zu helfen; sie rannten einfach auf die Häuser zu wie wasserscheue Lemminge.
Horatio drehte seinem Gefangenen den Arm auf den Rücken und legte ihm eine Handschelle ums Handgelenk. »Liegen bleiben!«, fuhr er ihn an, dann half er Wolfe, der mit einer kräftigen Frau mit langem blondem Haar und irrem Blick kämpfte. Eins von Delkos Opfern lag bewusstlos im Sand, während er das andere im Schwitzkasten hatte und immer wieder rief: »Aufhören! Hör schon auf, verdammt!«
Aber den anderen Sektenmitgliedern war es gelungen, ins Haus zu flüchten und die Tür hinter sich zu verbarrikadieren.
Einen Augenblick später flog das Haus in die Luft.
Die Detonation war so laut, dass Horatio nichts mehr hören konnte. Die Druckwelle warf ihn zu Boden, und er blieb eine Weile halb bewusstlos im feuchten Sand liegen. Als es in seinen Ohren zu klingen begann, fragte er sich im ersten Moment, ob es sein Wecker war, den er da hörte. Vielleicht hatte er nur wieder diesen merkwürdigen Traum von dem Footballspiel am Strand gehabt …
Mühsam rappelte er sich auf. »Eric! Ryan!«, rief er, aber er konnte seine Stimme kaum hören.
»Hier bin ich«, keuchte Delko, der bereits wieder auf den Beinen war.
»Was«, Wolfe setzte sich mit letzter Kraft auf. »war das …!«
Das Holzhaus brannte lichterloh, schwarzer Rauch stieg in den Himmel, und hoch über ihren Köpfen blitzte und donnerte es gewaltig. Die Leute schrien, kreischten und weinten.
Horatio riss das Funkgerät von seinem Gürtel. »Lieutenant Caine an den Küstenwachenkutter Alhambra! Wir brauchen sofort Verstärkung! Wir haben hier eine Geiselnahme und Überlebende einer Bombenexplosion, die umgehend medizinisch versorgt werden müssen.«
Während Horatio, Delko und Wolfe auf die Verstärkung warteten, kümmerten sie sich um ihre Gefangenen und hielten nach weiteren Verletzten Ausschau.
Und sie beteten, dass die anderen beiden Häuser nicht auch noch in die Luft flogen.
Calleigh wusste nun eine ganze Menge über den Compound-Bogen, der vor ihr lag. Sie kannte sein Zuggewicht, wusste, woraus er hergestellt war und wie viel Zentimeter er von Spitze zu Spitze maß, im Ruhezustand und mit angezogener Sehne. Was sie jedoch nicht wusste war, wer zuletzt mit ihm geschossen hatte – von ihr selbst einmal abgesehen.
Bei einer Feuerwaffe hätte sie einfach eine Schmauchspuranalyse durchgeführt. Nach Fingerabdrücken hatte sie den Bogen bereits abgesucht, aber nichts Brauchbares gefunden.
Sie streifte sich Latexhandschuhe über, nahm den Bogen in die Hand und tat, als lege sie einen Pfeil ein. Sie zog an der Sehne, bis sie auf einer Höhe mit ihrem Jochbein war.
Als sie zur Seite schaute, riss sie plötzlich die Augen auf und flüsterte: »Natürlich!«
Sie ließ die Sehne langsam wieder los und legte den Bogen auf den Tisch. Sie musste noch einen weiteren Test durchführen.
»So viel zu dem Überraschungsmoment«, sagte Delko und zuckte zusammen, als ein Sanitäter ein Mullpad auf die Platzwunde an seiner Stirn legte und es mit Klebestreifen befestigte.
»Es hätte schlimmer kommen können«, entgegnete Horatio. Sie befanden sich in einem Zelt, das die Küstenwache als behelfsmäßigen Kommandoposten hinter den Dünen aufgebaut hatte. Nachdem die Männer mit einem Schlauchboot an Land gekommen waren und Verstärkung und Ausrüstung mitgebracht hatten, waren zunächst die Schwerverletzten abtransportiert worden. »Wir haben keine Kollegen verloren und vier Gefangene gemacht, die sonst umgekommen wären. Und es fehlen uns noch sechs Sektenmitglieder, die vermutlich am Leben sind.«
»Wo soll ich das hinbringen?«, fragte ein Reservist in Uniform, der eine Aluminiumkiste herbeischleppte. Horatio nahm sie ihm ab, öffnete die Riegel und holte ein elektronisches Gerät heraus.
»Ja, aber wie lange noch?«, entgegnete Wolfe. Er starrte die Dünen an, als könne er durch sie hindurchsehen. »Vermutlich nehmen sie gerade Zyanid.«
»Nein«, sagte Horatio bestimmt. »Kim lebt noch. Wir haben seine Stimme gehört. Und was er sagte, weist darauf hin, dass Sinhurma auch noch lebt. Und der wird sich garantiert nicht erschießen oder Gift schlucken.«
»Warum nicht?«, fragte Wolfe.
»Weil er sich nicht die Schau stehlen lassen will«, erklärte Horatio. »Womit auch immer er das Haus in die Luft gejagt hat, er hat auf jeden Fall zehnmal so viel davon in seinem.«
»Und warum hat er es nicht hochgehen lassen?«, fragte Delko.
»Das weiß ich nicht«, gab Horatio zu.
In dem Moment vibrierte sein Handy. Er holte es stirnrunzelnd heraus und schaute auf das Display. »Aber wir werden es gleich erfahren«, sagte er und klappte das Handy auf.
»Hallo, Doktor.«
»Hallo, Horatio«, antwortete Dr. Sinhurma. »Ich dachte, wir sollten uns unterhalten.«
»Es überrascht mich, dass man hier draußen überhaupt Empfang hat«, sagte Horatio. »Worüber wollen Sie mit mir reden?«
»Über meinen bevorstehenden Abschied von dieser Ebene der Realität«, erwiderte Sinhurma.
»Doktor, all diese Leute müssen nicht sterben …«
»Sterben? Hier wird niemand sterben, Horatio.« Sinhurma klang leicht verblüfft. »Zumindest niemand von meinen Anhängern. Wir werden alle heimkehren.«
»Ich verstehe nicht.«
»Natürlich nicht. Sie stehen auf heiligem Boden, Horatio. Genau an diesem Ort nahm die menschliche Rasse ihren Anfang. Ich habe auf der ganzen Welt nach der Wiege der Menschheit gesucht, und ich habe sie endlich gefunden. Sie ist weder im Zweistromland noch in Äthiopien oder Brasilien – sie ist hier!«
»Ich verstehe«, sagte Horatio gelassen.
»Nein, das tun Sie nicht«, wies ihn Sinhurma zurecht und wurde plötzlich wütend. »Sie verstehen gar nichts. Sie sehen lediglich die Sümpfe, die Alligatoren und die Flamingos. Sie sehen die Nadeln der Zypressen, aber die Wurzeln sehen Sie nicht. Das fruchtbare Ökosystem ringsum ist Leben, das sich vom Tod nährt, Horatio. Es soll ein Zeichen sein, eine riesige, lebendige Botschaft für diejenigen, die wahrhaftig verstehen. Aus Tod entsteht Leben. Wenn man hier stirbt – in dem Wissen um die Wahrheit –, wird man an diesem Ort wiedergeboren, wie er früher einmal war. Unsere Seelen werden eine Zeitreise in den Garten Eden machen, zum Ursprung allen Lebens.«
»Aber irgendetwas wollen Sie doch, Doktor. Sonst wären Sie doch schon längst abgetreten.«
»Ich werde gehen, wenn die Zeit dafür gekommen ist – und es ist schon bald so weit, Horatio. Den nächsten Sonnenaufgang sehe ich bereits im Paradies. Und was meinen Wunsch angeht … Ich hätte gern, dass Sie mich begleiten, Horatio.«
Horatio nickte langsam. »Und wenn ich das tue?«
»Dann werden Sie erlöst.«
Natürlich, dachte Horatio. In seiner Vorstellung kehrt er nicht nur ins Paradies zurück, sondern rehabilitiert obendrein noch die Schlange. »Das ist ein äußerst interessantes Angebot, Doktor. Ich weiß, dass Sie mich für Ihren Feind halten, aber im Grunde sind wir gar nicht so verschieden. Uns beiden liegt vor allem das Wohlergehen Ihrer Anhänger am Herzen, und da gibt es noch etwas, das Sie vielleicht nicht bedacht haben.«
»Und das wäre?«
»Sie sagten doch, dass nur diejenigen, die wahrhaft glauben, in den Garten Eden gelangen. Aber was ist mit denen, die zweifeln? Ihr Tod wird bedeutungslos sein.«
»Alle, die mir folgen, sind voller Glauben.«
»Wirklich? Haben Sie Ihre Schäfchen denn in letzter Zeit mal gefragt, was sie davon halten, diese Daseinsebene zu verlassen? Oder haben Sie vielleicht Angst davor, nicht die erwünschte Antwort zu bekommen?«
Horatio hielt die Luft an. Es war ein heikles Spiel, und die Zurechnungsfähigkeit von einem der Spieler war stark beeinträchtigt – wenn nicht sogar gänzlich verschwunden. Er durfte Sinhurma nicht zu sehr bedrängen, andererseits musste er ihn unter Druck setzen, sonst würde nichts passieren …
… außer sechs weiteren Leichen, die sie werden untersuchen müssen.
Der Mann am anderen Ende der Leitung kicherte. »Sie spielen Ihre Rolle sehr gut«, sagte Sinhurma. »Aber mir ist nicht ganz klar, worauf Sie hinauswollen. Wie Sie ja sicherlich verstehen, kann ich Ihnen nicht erlauben, mit meinen Anhängern zu reden.«
»Das weiß ich, aber darum möchte ich Sie auch gar nicht bitten. Ich bitte Sie vielmehr … um eine zweite Chance. Um eine zweite Chance für Ihre Leute.«
»Was?«
»Wenn jemand von Ihren Anhängern Zweifel hat – die er vor Ihnen vielleicht nicht zugeben wollte –, dann stirbt er ganz umsonst. Und ich bin davon überzeugt, dass Sie das nicht wollen.« Horatio hielt inne und hoffte, dass er richtig lag.
»Fahren Sie fort«, forderte Sinhurma ihn auf.
»Wenn jemand Zweifel hat, dann ist das Ihr Fehler. Sie haben die Leute angeführt. Sie haben sie unterrichtet. Sie können sie doch nicht zu einem durch Ihr Versagen sinnlos gewordenen Tod verurteilen, nicht wahr?«
»Was schlagen Sie vor?«
»Lassen Sie die Leute entscheiden. Lassen Sie diejenigen gehen, die Zweifel haben.«
»Ich werde meine Schäfchen nicht im Stich lassen …«
»Sie lassen sie doch gar nicht im Stich, Doktor«, sagte Horatio. »Sie geben Ihnen die Chance, erlöst zu werden. Denn heimkehren können sie doch jederzeit, oder? Die Everglades wird es immer geben. Der Garten besteht ewig fort, nicht wahr?«
»Ja, ja, der Garten ist immer während.«
»Vielleicht sind manche Ihrer Anhänger noch nicht bereit. Vielleicht brauchen sie noch Zeit zum Nachdenken – Zeit, um das zu verarbeiten, was Sie ihnen beigebracht haben.«
»Ach? Noch mehr Zeit, um über meine ›New-Age-Glückskeks-Überzeugung‹ nachzudenken?«, entgegnete Sinhurma kalt.
»Tun Sie doch nicht so, als ginge es hier um Sie und mich, Doktor.«
»Aber es geht sehr wohl um Sie und mich! Das wusste ich bereits, als ich zum ersten Mal mit Ihnen sprach. Haben Sie geglaubt, ich erkenne Sie nicht? Aber vielleicht hat es das Karma so bestimmt, dass Sie genauso wenig die Wahl haben wie ich.«
»Doktor, hören Sie mir zu! In diesem Drama, das Sie hier inszenieren wollen, bin ich nicht die Schlange!«
Das Lachen, das an Horatios Ohr drang, klang beinahe hysterisch. »Die Schlange? Versuchen Sie nicht, mich mit Unwesentlichkeiten zu irritieren, Horatio. Ich weiß ganz genau, wer Sie sind, Mr Caine.«
Horatio hörte es knacken, dann war die Verbindung unterbrochen.
»Tja«, bemerkte er trocken, »das hätte ich mir eigentlich denken können.«
»Also ist er noch verrückter, als wir angenommen haben«, sagte Wolfe.
»Wenn das, was Calleigh Horatio berichtet hat, stimmt, dann ja«, antwortete Delko. »Ein Freund von mir, der nach Afrika reiste, musste einmal ein Mittel gegen Malaria nehmen und erzählte mir, dass er noch Monate danach von Albträumen heimgesucht wurde.«
»Es gibt einen Unterschied zwischen Albträumen und religiösem Wahn«, bemerkte Wolfe. »Und wenn Horatio Kain ist, wer ist dann Abel?«
Delko seufzte. »Das darfst du mich nicht fragen. Sinhurma hat in dieser Hinsicht ganz eigene Vorstellungen, soweit ich weiß. Adam und Eva sind Pornostars, und der Apfel ist … was weiß ich … eine Banane.«
Wolfe und Delko saßen in einer Ecke des Zelts auf Klappstühlen und schenkten sich Kaffee aus einer Thermoskanne ein, während die Reservisten der Küstenwache ihre Ausrüstung aufbauten. Horatio stand ein paar Meter von ihnen entfernt und hatte sein Handy am Ohr.
»Aber wie verdreht seine Logik auch ist, man kann ihm trotzdem beikommen«, sagte Wolfe. »Bei Verhandlungen mit einem Geiselnehmer geht es immer darum, in seinen Kopf einzudringen. Wenn wir herausfinden, wie und was er denkt, finden wir vielleicht einen Weg, ihm das zu geben, was er will, ohne dabei Tote zu riskieren.«
Delko pustete über seinen Kaffee. »Ja, aber das funktioniert nur, wenn der Geiselnehmer etwas haben will, das du ihm auch tatsächlich geben kannst – oder wenn du ihn zumindest glauben machen kannst, dass es in deiner Macht steht. Bei einem Spinner wie Sinhurma ist das nicht so einfach. Bislang ist das Einzige, was er haben wollte, Horatio.«
»Glaubst du, H. lässt sich darauf ein?«
»Er wird es so lange hinauszögern, wie er kann, damit wir Zeit gewinnen. Aber wenn ihm nichts anderes mehr übrig bleibt … ja, dann wird er es tun, das weiß ich.«
»Aber das ist doch verrückt! In dem Moment, in dem Horatio dieses Haus betritt, wird Sinhurma es in die Luft jagen.«
Delko schüttelte den Kopf. »Das weiß Horatio auch. Und wenn er glaubt, dass er den Geiseln dadurch auch nur eine Minute mehr Zeit verschafft, wird er es trotzdem tun.«
Horatio, der immer noch telefonierte, kam zu ihnen hinüber.
»… alles klar, Doktor. Ja, ich habe verstanden. Ich halte mich an meinen Teil der Abmachung, wenn Sie sich an Ihre halten.« Er klappte das Handy zu. »Also, Gentlemen«, sagte er, »an die Arbeit!«
»Was hast du vor, H.?«, fragte Delko.
»Wir müssen einen Tatort untersuchen, Eric. Gleich hinter den Dünen.«
»Sie meinen das Haus, das gerade explodiert ist?«, fragte Wolfe. »Und woher wissen wir, dass er nicht noch etwas in die Luft jagt, während wir dort sind?«
»Das können wir nicht wissen«, entgegnete Horatio gelassen. »Aber er hat gesagt, dass er uns unsere Arbeit machen lässt, wenn wir uns nicht den beiden anderen Häusern nähern. Das bedeutet, wir können die Leichen bergen und den Explosionsort untersuchen. Und hoffentlich dabei etwas erfahren, was uns weiterbringt.«
»Warum sollte er das tun?«, fragte Wolfe. »Ich meine, ich verstehe seine Logik nicht.«
»Der Doktor hat mit Logik im Augenblick nicht sehr viel am Hut«, entgegnete Horatio. »Aber er scheint offenbar zu glauben, dass es irgendeine Verbindung zwischen ihm und mir gibt, und mir ist es gelungen, an dieses Gefühl zu appellieren.«
»Also gut«, sagte Delko und stand auf. »Dann hole ich jetzt meinen Koffer.«
»Äh, Horatio?«, meldete Wolfe sich nervös zu Wort.
»Ja, Mr Wolfe?«
»Es steht mir nicht zu, so etwas zu sagen, aber … ich denke, Sie sollten nicht mit uns da runter gehen.«
Horatio lächelte grimmig. »Und warum nicht?«
»Nun, wenn Sinhurma denkt, dass er Sie mitnehmen kann, zündet er den Sprengstoff vielleicht trotz aller Abmachungen.«
»Danke für Ihre Besorgnis, Mr Wolfe. Zu diesem Schluss bin ich auch schon gelangt … und deshalb werde ich das Ganze auch von den Dünen aus beobachten.«
»Oh. Na, dann …«
Horatio verschwieg dem jungen Kollegen allerdings, dass er dabei die ganze Zeit die Luft anhalten würde.