TEIL 2

SPEZIELLE INNOVATIONSHINDERNISSE

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Jetzt will ich mit Ihnen eine Reise durch die Unternehmensabteilungen beginnen, die sich mit dem Neuen auseinandersetzen wollen oder müssen.

Besonders große Unternehmen sind effizient organisiert, sie haben das Prinzip der Arbeitsteilung über eine lange Zeit hinweg wieder und wieder optimiert. Alle Arbeit verläuft in Workflows oder in Prozessbahnen wie am Fließband. Jeder Mitarbeiter ist Teil einer Wertschöpfungskette und soll möglichst zuverlässig wie ein Rädchen im Getriebe »seinen Job machen«. Jeder hat eine Rolle bei seiner Arbeit auszufüllen, und nur genau die. Schlimmer noch für Innovation: Mehr und mehr neigen Unternehmen dazu, die Mitarbeiter chronisch zu überlasten, sodass sie schon in ihrem engsten Arbeitsbereich unter Stress stehen und keinerlei Zeit haben, irgendetwas anderes zu tun oder gar irgendeiner anderen Abteilung einfach einmal auszuhelfen. Unter Überstress schaut jeder auf seine Arbeit, und zwar in einem immer engeren Sinne – es gibt keine Zeit mehr! Die Zeit ist sozusagen wegoptimiert worden.

In diesem Umfeld soll nun etwas Neues entstehen. Geht das überhaupt noch? Fast alle Innovationen scheitern an den Zwängen der verschiedenen Unternehmensabteilungen, die eigentlich gar keine Zeit haben dürfen, bei der Entstehung von etwas Neuem mitzuwirken. Und trotzdem!

Ich gehe jetzt mit Ihnen durch verschiedene Unternehmens- oder Arbeitsbereiche und zeige Ihnen, was Sie dort als Wegbereiter des Neuen vorfinden werden – an Pflichten, Erfordernissen, Denkweisen, Arbeitsweisen und Geisteshaltungen zu Neuem. Erst wenn Sie wissen, wie die einzelnen Arbeitsbereiche »ticken«, können Sie Wege finden, das Neue trotzdem durchzutragen. Bereich für Bereich muss gut verstanden werden.

Ich beginne mit denen, die zuerst die Idee haben – bei den Wissenschaftlern. Die müssen dann »raus aus dem Elfenbeinturm« und ihre Ideen und Prototypen auf Messen zeigen und verbreiten (Marketing) und dann mit potenziellen Kunden testen, die sie zum Beispiel mit dem Vertriebsbeauftragten besuchen. Dann kommt langsam das Management ins Spiel, das neugierig fragt, ob da Geld zu verdienen wäre – und es treten die Controller, Finanzfachleute und Vertragsexperten auf den Plan, die plötzlich in großer Zahl helfen sollen – sodass zu viele Köche den Brei verderben könnten. Wenn etwas in dieser Weise nicht gelingt, fragt man externe Berater, und die setzen mit Brainstormings wieder einmal neu an …

Sie werden sehen: Die effiziente Aufteilung der Arbeit in normalen Unternehmen behindert das Neue – insgesamt wirkt sie eben wie ein großes Immunsystem gegen Feinde der Ordnung, zu denen alles Neue nun einmal gehört.