39

Als Emily sich am Morgen anzog, konnte sie kaum glauben, dass sie sich den Kopf darüber zerbrochen hatte, welchen Slip sie anziehen sollte. Als würde Luke Bradshaw den zu sehen bekommen! Sie würde ihn nicht herzeigen, selbst wenn er sie anflehte.

Draußen schien die Sonne sanft auf die Ostwand und das Dach, und das Farmhaus auf den High Plains erwachte knarrend aus dem Schlaf. Es würde ein warmer Tag werden. Emily hörte, wie die Mädchen aufwachten, sich im Bett wälzten, miteinander flüsterten und sich dann erinnerten, dass heute der große Tag war, an dem sie Evie besuchen und mit ihr nach Dargo fahren würden, um die Einkäufe zu erledigen. Bevor sie vor Aufregung aus dem Bett sprangen, eilte Emily durch den Flur ins Bad, um sich die Zähne zu putzen. Frischer Atem, falls er mich küssen will, dachte sie und schob den Gedanken gleich wieder beiseite.

Im Halbdunkel des Badezimmers starrte sie ihr Spiegelbild an. Die großen, dunklen Augen, das glänzende, länger gewordene dunkle Haar, das ihr Gesicht umrahmte. Die Haut war glatt und seidig. Vielleicht konnte Luke sie doch mögen … Sie beugte sich vor, um nach ihrer Zahnbürste zu greifen, und sah in diesem Moment im Spiegel eine Frau in der Tür stehen. Ein weißes Nachthemd blitzte auf, dazu ein süßes Lächeln inmitten der langen, dunkelgrauen Haare, die weich das Gesicht der Frau umspielten. Emily fuhr herum und warf dabei mit lautem Scheppern den Becher mit den Zahnbürsten und der Zahnpasta um. Sie war allein.

»Okay, Emily«, versuchte sie, sich zu beruhigen. »So etwas ist heutzutage ganz normal. Du wirst dich daran gewöhnen müssen, Granny Emily. Ich weiß, dass du hier bist. Aber woran willst du mich eigentlich erinnern? Ist das etwa die Arbeit, die ich hier zu erledigen habe? Die Reiseführerin für einen Ranger spielen?«

Verschlafen schob Tilly die Tür zum Badezimmer auf. »Mit wem redest du, Mum?«

Blinzelnd kehrte Emily ins Hier und Jetzt zurück.

»Mit Granny natürlich, du Dummkopf.« Meg drängte sich an Tilly vorbei und hob die Zahnbürsten vom Boden auf. »Du weißt schon, die, die immer auf Mum aufpasst. Sie freut sich über den netten Mann. Sie möchte, dass sie zusammen sind.«

»Ach, Meg«, sagte Emily. »Was redest du denn da?«

»Das weißt du doch, Mummy.«

Emily ging in die Hocke und nahm sie in die Arme. »Du weißt so vieles, nicht wahr, meine Kleine?«

Meg begann achselzuckend, Zahnpasta aus der Tube zu quetschen.

»Hey! Nicht so viel!«, mahnte Emily.

Als sie mit den Mädchen beim Frühstück saß, schloss sie die Augen und malte sich aus, wie alles werden könnte. Wie sie und Luke zusammenarbeiteten und gemeinsam beschlossen, welcher Teil des Gebietes bewaldet werden musste und welcher ein weiteres Jahr ruhen sollte. Welchen Bereichen ein kontrollierter Brand guttun würde und wo es problematische Flächen gab, die von Unkraut befreit werden mussten. War ein solches Leben wirklich möglich, rätselte sie. Vielleicht wollte ihr die alte Emily klarmachen, dass es funktionieren könnte. Vielleicht waren ihnen diese Berge gemeinsam bestimmt, ihr und Luke? Das sind doch Märchen, tadelte sie sich schließlich.

Ein paar Stunden später hatte Emily Tilly und Meg bei Evie abgesetzt und stand gerade wieder vor dem Spiegel, um ihr Gesicht zu begutachten, als Rousie anschlug, um ihr mitzuteilen, dass sich jemand näherte. Sie beobachtete, wie Luke in seinem alten Holden WB über den zerfurchten Weg schaukelte. Erleichtert erkannte sie, dass er keine Uniform trug. Als er ausstieg und in seinen Jeans, Stiefeln und dem wollenen Arbeitspullover vor ihr stand, wurden Emily die Knie weich.

»Morgen«, sagte er, holte seinen breitkrempigen Cowboyhut aus dem Wagen und drückte ihn auf seinen Kopf.

»Morgen«, erwiderte sie nervös. »Noch einen Tee, bevor wir losziehen?«

Luke schüttelte den Kopf.

»Nö, lass uns gleich loslegen.« Er rieb sich die Hände. »Kann’s kaum erwarten.«

»Ich habe gehofft, dass du das sagen würdest«, erwiderte Emily. »Ich hab’s auch nicht so mit dem Rumsitzen. Dann komm mit.«

»Mit Vergnügen«, erwiderte Luke breit lächelnd, und sie hörte ein leises Flirten in seiner Stimme. Es könnte tatsächlich funktionieren, sagte sie sich aufgeregt. Mit klopfendem Herzen führte sie ihn zu den Ställen.

Im Stall beobachtete sie, wie er mit seinen schönen Händen über die uralten Pfeiler strich, auf denen die Sparren unter dem luftigen Schindeldach ruhten, das außen zum Schutz mit Wellblech abgedeckt war.

»Der Bau ist unglaublich. Sieh dir diese Zimmererarbeit an!«

Emily war gerade dabei, das Zaumzeug von den Holzhaken zu nehmen, und sah auf.

»Ich weiß. Sie waren damals ziemlich geschickt.«

»Das sind sie heute auch noch, soweit ich das feststellen kann.« Er fing ihren Blick auf und hoffte, dass sie sein Kompliment bemerkt hatte.

»Granddad hat diese Ställe gebaut, und hier draußen«, erzählte sie und trat durch eine Seitentür, »hat Granny früher Ziegen gehalten.« Sie deutete auf den festen Holzzaun, der eine Ecke der Wiese vor dem Stall abtrennte. »Die alte Steinwand dort gehörte früher zum Schweinekoben. Und an dem Gestell da drüben hat Granddad früher die Kuh gemolken, als er noch ein kleiner Wicht war.«

Sie stützten sich mit den Ellbogen auf die Zaunbretter und ließen den Blick über die alten schindelgedeckten Außengebäude und das in der Mitte stehende Haupthaus der Flanaghan Station wandern.

»Die Farm ist der Wahnsinn!«, stellte Luke fest.

»Sie ist schon was Besonderes, ja. Du bist seit Jahrzehnten der erste Regierungsbeamte, der hier aufkreuzt, weißt du das? Nicht, dass wir euch eigens hergebeten hätten, aber es scheint auch niemand herkommen und sich die Farm mit eigenen Augen ansehen zu wollen. So als würde sich niemand für die Geschichte unserer Gegend interessieren. Ich glaube, es ist einfacher für sie, wenn sie so tun, als wäre all das gar nicht da.«

Sie drehte sich zu ihm um, und die Sonne wärmte ihr Lächeln. »Gut, dass endlich mal so ein Regierungsheini herkommt und aus erster Hand erfährt, was ihr mit eurem Weideverbot zerstört.«

»Emily.« Er drehte sich ihr zu und sah ihr in die Augen. »Ich bin kein ›Regierungsheini‹, und ich habe es nicht darauf abgesehen, irgendwas zu zerstören. Solange du hier bist, kann dir niemand diese Farm wegnehmen.« Er legte die Stirn in Falten. »Regierungsheini? Autsch, das tut weh.«

»Aber du bist ein Regierungsheini. Du arbeitest für den VPP

»Das ist ein Job, Emily. Meine Fahrkarte aus der Stadt. Ich habe ihnen nicht meine Seele verkauft. Ich wurde auch von meinem Land vertrieben, hast du das vergessen? Auch dafür war ein Gesetz verantwortlich. Diese ganzen Steuervergünstigungen, die dazu geführt haben, dass sich immer mehr Städter bei den sogenannten Klimaschutz-Baumfarmen eingekauft haben – das ist genauso lächerlich wie das, was sie deiner Familie angetan haben. Der einzige Unterschied ist, dass mein Dad aufgegeben hat. Und dein Dad nicht.«

Emily begriff plötzlich, was er meinte, und lächelte ihn an.

»Okay. Entschuldige. Wir sitzen im selben Boot. Ab sofort bist du für mich kein Regierungsheini mehr.«

»Mann. Da bin ich aber froh.«

Einen Moment glaubte sie, er würde sich gleich vorbeugen und sie küssen. Sie wünschte es sich, aber stattdessen richtete Luke sich auf.

»Und jetzt lass uns die Pferde einfangen. Ich kann es kaum erwarten, mehr von dieser Farm zu sehen.«

Während Luke den schweren Sattel auf den Rücken des Wallachs warf und den Gurt unter dem Bauch festzog, beobachtete er Emily so ausgiebig wie möglich, ohne dass es so aussah, als würde er sie anglotzen. Sie faszinierte ihn. Sie schien vollkommen in sich zu ruhen. Sie war zäh. Nicht zornig und feindselig wie Cassie, einfach nur unerschütterlich, genau wie die Landschaft um sie herum. Er sah zu, wie sie ihre graue Stute sattelte, als wäre sie dazu geboren, so behände und selbstverständlich zurrte sie den Gurt fest.

Während sie alles Nötige zusammensuchte, erzählte sie ihm, dass ihr der Name Salsa, den er damals im Herbst vorgeschlagen hatte, wirklich gut gefiel, aber sie trotzdem bei Bonus geblieben sei. Sie versuchte mit dem Gerede die Nervosität zu überspielen, das hörte Luke ihr an. Er konnte den Blick nicht von ihrem hübschen Gesicht und von den geschickten Händen wenden, die genauso stark waren wie die eines Mannes, aber viel, viel schöner. Sie hielt ihn auf fast altmodische Art auf Abstand. So als hätte ihre Begegnung im Wonnangatta sie voneinander entfernt, statt sie einander näherzubringen. Irgendwie musste er sie dazu bringen, sich zu entspannen, damit sie endlich ihre Abwehrmauern öffnete. Als sie sich bückte, um mit einem Hufkratzer Snowgums Hufe zu reinigen, sah Luke eine froschgrüne Unterhose über ihrem Jeansbund aufblitzen.

»Wow! Interessante Farbwahl«, bemerkte er grinsend.

Emily richtete sich auf und sah ihn fragend an.

»Was?«

»Deine Unterhose.«

»O Gott.« Emily wurde knallrot und zerrte die Jeans höher. »Wie peinlich. Die ist absolut unmöglich.«

»Das braucht dir nicht peinlich zu sein. Ich liebe Grün. Es erinnert mich an eine Wiese.«

»Du willst nicht wirklich wissen, warum ich diese Unterhose trage. Das ist eine lange Geschichte.«

»Ehrlich, ich liebe lange Geschichten, und wir haben den ganzen Tag Zeit.« Grinsend führte er Bonus aus dem Stall. Emily verdrehte verlegen die Augen und schwang sich lächelnd auf Snowgum.

Als Luke sie auf dem Rücken ihres Pferdes sitzen sah, als wäre sie ein fester Bestandteil dieser Landschaft, konnte er sich nur noch mit Mühe auf ihre Erklärung konzentrieren, wohin sie reiten würden. Er hörte nur etwas von Bobs Weideland und der Westseite der Straße. Während er benommen nickte, fragte er sich insgeheim, wie er diesem Mädchen nur näherkommen konnte. Er war hin und weg von ihr. Trotzdem schien sein VPP-Job wie ein stummer, dunkler Schatten über ihnen zu hängen.

»Wie wär’s mit einem kurzen Trab?«, fragte Emily und war locker im Sattel sitzend losgeritten, bevor er auch nur antworten konnte. Die Stute trabte über den Weg und zwischen den Eukalyptusbäumen hindurch. Der Wallach unter ihm folgte ihr problemlos. Sie hatte ihn exzellent eingeritten. Bonus reagierte schnell, aber ruhig, und er bewältigte den felsigen, gewundenen Pfad entspannt und selbstsicher. Emily war wirklich eine begnadete Reiterin! Lukes Bewunderung für das außergewöhnliche Mädchen vor ihm wuchs.

Unterwegs wies sie ihn auf Bäume hin, die eine besondere Geschichte hatten, auf Pflanzen, von denen er noch nie gehört hatte, und auf Schleichwege, die auf keiner Karte eingezeichnet waren. Sie erzählte ihm, wo früher Hütten gestanden hatten, wo man die schönsten Forellen fing und wo man nach Gold suchen musste. Sie ritten sanfte Hänge hinauf und rutschten steile Böschungen hinab, immer an den Zäunen entlang, deren Verlauf Emily genau kannte.

Jeder Fleck, an den sie ihn führte, war atemberaubend schön. Luke spürte, wie sie sich ihm immer weiter öffnete, je tiefer sie in die Berge vordrangen. Inzwischen hatte sie vergessen, dass er Ranger war, und redete mit ihm wie mit einem Freund. Sie erzählte ihm von Bobs mangelndem Talent als Farmer und erklärte ihm, inwiefern er das Land falsch behandelt hatte. Sie erläuterte ihm ihre Pläne, es wieder fruchtbar zu machen. Mit jedem Satz bewunderte Luke sie mehr. Seine Gefühle für sie wurden so intensiv, dass er, als es auf Mittag zuging, meinte, gleich vor Lust zu platzen.

Als die Sonne hoch und heiß am Himmel stand, führte Emily sie an einen Bergbach, der von ein paar vereinzelten Eukalyptusbäumen überschattet wurde. Das Wasser lief durch eine Wiese und dann plätschernd und glucksend über einen kleinen Wasserfall. Emily band Snowgum an einen jungen Baum und löste dann die Satteltaschen.

Sie hatte eine ganz besondere Vesper eingepackt. Normalerweise hätte sie nur einen Apfel und eine Flasche Wasser eingesteckt, aber heute hatte sie, weil Luke mitkommen würde, alle Leckereien zusammengesucht, die sie nur finden konnte. Sie kletterte die kleine Uferböschung hinunter und ließ sich auf einem Moosfleck am Rand des kleinen Teiches unter dem Wasserfall nieder. Luke folgte ihr, setzte sich neben sie und sah zu, wie sie eine Thermoskanne aus der Satteltasche zog, um ihm eine Tasse Kaffee oder Tee anzubieten.

»Erst führst du mich an einen erstklassigen Vesperplatz, und dann darf ich auch noch wählen, was ich trinken will?«, fragte er lächelnd.

»Du könntest auch Milo haben, aber ich habe nur ein Päckchen dabei, du müsstest also mit mir teilen.«

»Es macht mir nichts aus, mit dir zu teilen.«

Emily hob den Kopf und sah ihm in die Augen. Sie wusste, in diesem Moment hätte sie sich zu ihm beugen und ihn küssen können. Aber sie wollte diesen Augenblick bis zur Neige auskosten. Ihn auf die Probe stellen. Sie schenkte ihm hastig eine Tasse ein und reichte sie ihm.

»Danke.« Sie hörte seine Frustration heraus, die mühsam gezügelte Lust. Sie wusste genau, dass er sie wollte. Und sie wusste, dass sie ihn wollte. Zeit, sich ein bisschen zu amüsieren. Sich ihm zu öffnen. Sie streifte die Stiefel ab, zerrte die Socken von den Füßen und stand unvermittelt auf, um ihren Gürtel zu öffnen und aus den Jeans zu steigen.

»Was tust du da?« Gleichzeitig verwirrt und beglückt sah er auf ihre nackten braunen Beine.

»Zeit zum Kitzeln.«

»Zum Kitzeln? Ich hätte nicht gedacht, dass du auf solche Sachen stehst.« Er grinste.

»Forellenbäuche kitzeln«, stellte Emily klar und zog ihr Hemd über den schreiend grünen Slip.

»Ist das überhaupt erlaubt?« Luke stand auf und zog ebenfalls Schuhe und Jeans aus. »Schließlich ist zurzeit keine Forellensaison. Wahrscheinlich braucht man zum Kitzeln einen Forellenkitzelschein und die vorgeschriebene Ausrüstung. Ich muss mich da mal kundig machen. Jedenfalls solltest du aufpassen, dass du keine Schwierigkeiten bekommst, junge Dame.«

»Dann wirst du mich eben verhaften müssen«, meinte Emily.

»Aber zuvor muss ich dich filzen.«

Sofort mussten beide an die Begegnung im Wonnangatta und an ihren ersten Kuss denken. Lächelnd sah Emily zu, wie Luke ihr ins Wasser folgte. Sie beugte sich vor und ließ die Hände tief ins Wasser gleiten. Ihre Finger tasteten unter der Oberfläche zwischen den Steinen herum, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. Langsam hob sie die Forelle aus dem Wasser, bis der silberne, gesprenkelte Leib in der Sonne blitzte.

»Den hast du erwischt!«, lächelte Luke sie an.

»Die, meinst du.«

»Was machst du jetzt mit ihr? Willst du sie essen?«

Emily schüttelte den Kopf. »Ach was. Ich lasse sie wieder frei.« Behutsam setzte sie die Forelle wieder in dem dunklen Spalt zwischen zwei Steinen ab. »Ich lasse sie dort, wo sie hingehört.«

»Sie ist wie du.« Luke schaute Emily an, die wie er bis zu den Schenkeln im kalten Wasser stand. »Du gehörst auch hierher.« Er nahm sie an den Händen, zog sie langsam zu sich her und drückte zärtlich und vorsichtig die Lippen auf ihren Mund. Dann zog er sich ein winziges bisschen zurück und wartete ab, ob sie den Kuss erwidern würde.

Sie reagierte, indem sie einen Schritt auf ihn zu machte, sich an ihn schmiegte und ihren Mund öffnete. Die Erleichterung, ihn endlich wieder zu spüren, war unbeschreiblich. Sie ließen ihre Hände wandern und meinten, Funkenschläge zu spüren. Atemlos führte sie ihn zurück zum bemoosten Ufer.

Dort lagen sie nebeneinander, inmitten des erdigen Geruchs nach Leben, der die Luft tränkte. Luke labte sich mit Händen und Mund an ihr. Nach einer Weile zog er ihr Hemd und Unterhemd aus und öffnete geschickt ihren BH. Dann küsste er ihren von der Sonne beschienenen Hals und ihre Brüste und arbeitete sich von dort aus mit dem Mund langsam über ihren Bauch vor.

»Mmm. Pflüg meine Furche, wie?«, murmelte er an ihrer Haut und strich mit einem Finger verspielt unter dem Gummi ihres Slips entlang.

»Ich dachte, bei einem Landei wie dir müsste das den Traktor zum Tuckern bringen.«

»Dachtest du?«

Emily biss sich auf die Unterlippe und nickte.

»Ich hab’s nicht so mit dem Pflügen. Das laugt auf lange Sicht den Boden aus«, erklärte er ihr und streifte dabei quälend langsam den Slip über ihre geschwungenen, festen Hüften. »Es ist viel schonender, den Boden erst vorsichtig aufzulockern und danach die Saat direkt einzubringen.«

»Vorsichtig auflockern? Das klingt gar nicht schlecht.« Emily fuhr mit den Fingern durch sein Haar und sah in den blauen Himmel auf.

»Du wirst staunen«, fuhr Luke fort und zog den Slip über ihre Füße. »Das Auflockern ist nicht nur schonender, es braucht auch Muße und hält viel, viel länger an.« Er bekräftigte jedes einzelne Wort mit einem Kuss auf ihren Bauch, ihre Schenkel und zuletzt ihre Mitte. Emily wölbte sich lustvoll seiner behänden, erfahrenen Berührung entgegen. Noch nie hatte ihr ein Mann so fingerfertig und so selbstsicher Lust verschafft. Seine Finger waren scheinbar überall, seine Zunge schien auf ihr zu tanzen, und aus jeder Bewegung sprach langjährige Erfahrung. Auf einer Woge der Lust wurde sie himmelwärts getragen.

Ehe sie sich versah, lag er auf ihr und küsste sie wieder. Verträumt lächelnd fuhr Emily mit den Fingernägeln unter seinem T-Shirt auf und ab. Sie knabberte an seiner Halsbeuge und zog ihn näher. Sie wollte ihn in sich spüren. Im nächsten Moment hatte sie ihm das T-Shirt über den Kopf gezogen, und die Berührung ihrer nackten Leiber weckte in beiden neue Begierde. Luke drang in sie ein, und sie bäumte sich unter ihm auf, umhüllt vom stechenden Parfüm des moosigen Untergrundes.

Die Welt um sie herum löste sich auf. Sie lösten sich ineinander auf. In der Landschaft. Sie wälzten sich zur Seite, und im nächsten Moment saß Emily rittlings auf Luke. Jetzt lag er im Moos, und sie ritt ihn. Luke tief in sich, setzte Emily zum Galopp an. Luke biss die Zähne zusammen, hielt die Augen halb geschlossen und krallte sich an ihren wunderschönen Hüften fest, um sie weiter anzutreiben. Als sie beide in mehreren Wellen zum Höhepunkt kamen, umfasste er ihre Brüste, bis Emily sich nach vorn fallen ließ, mit ihrem Haar über sein Gesicht strich und sie sich schwer atmend küssten und immer wieder küssten.

»Dieser Fleck ist wirklich etwas Besonderes, den werde ich nie vergessen«, flüsterte er.

»Wenn du diesen Fleck schon für etwas Besonderes hältst, dann warte ab, bis ich dir irgendwann Mayford zeige.«

Es war schon spät, als Luke und Emily zum Farmhaus zurückkehrten. Ihre Gesichter waren von der Sonne erhitzt, von ihren Wettrennen über die Weiden, vom lauten Gelächter über die gegenseitigen Neckereien, Flirts und Witze.

Sie überließ es ihm, die Pferde im Stall abzureiben, und lief ins Haus, weil sie Evie anrufen wollte, um sich dafür zu entschuldigen, dass sie Tilly und Meg später als vereinbart abholen würde. Als sie zum Telefon griff, sah sie, dass eine Nachricht auf der Mailbox war, und gleich darauf hörte sie Evies gut gelaunte Stimme.

»Du brauchst die Mädels heute nicht mehr zu holen. Sie wollten unbedingt bei Tante Bridie übernachten. Wir sehen uns dann morgen Nachmittag bei mir zu Hause. Lass dir Zeit, Schätzchen. Genieß die Einsamkeit.«

Einsamkeit, dachte Emily lächelnd. Sie fragte sich, ob Luke über Nacht bleiben würde.

An jenem Abend bewegten sie sich in der Küche wie ein altes, eingespieltes Paar. Alle Hemmungen waren verflogen. Kein Thema war tabu. Sie erzählte ihm, wie sich das Weideverbot auswirkte, und Luke schilderte ihr, wie er sich an seinen Job hatte anpassen müssen. Er skizzierte ihr seine familiäre Situation, und er sprach über Cassy. Im Gegenzug erzählte ihm Emily von Clancy.

Sie küssten sich vor dem offenen Kamin im Wohnraum und liebten sich dort gleich noch einmal. Danach lagen sie, nackt unter eine Decke gekuschelt, vor dem offenen Feuer, wo Emily in alten Fotoalben blätterte und ihm Geschichten über das Leben in den Bergen erzählte. Irgendwann hielt sie mitten im Satz inne, weil sie merkte, wie Luke sie ansah. Zärtlich strich er ihr das Haar aus dem Gesicht. »Du bist so unglaublich schön«, sagte er.

»Genau wie du.«

Wieder küssten sie sich, dann gingen sie Hand in Hand durch den Flur ins Schlafzimmer. Sie zog ihn mit sich auf ihr Bett, wo sie sich die ganze Nacht durch immer und immer wieder liebten und küssten.

Am nächsten Tag ritten sie wieder zusammen los. Ein Ausritt über einen Bergkamm. Ein Stelldichein in einer Berghütte. Ein Picknick am Bach. Als schließlich die Sonne hinter die Baumwipfel sank, schloss Luke Emily ein letztes Mal in die Arme und gab ihr einen langen Abschiedskuss.

Emily sah ihm nach, als er ins Tal fuhr. Es war, als würde er damit wieder auf die andere Seite wechseln, wo er seine Uniform tragen und am Montagmorgen seinen Job antreten musste, während sie zu ihrem Leben als Mutter und Cattleman zurückkehren würde, einem Leben in den Bergen, das rein gar nichts mit seinem zu tun hatte.