* ZWÖLF

 

* I

 

Als sich Banks gegen vier Uhr am Morgen auf dem Sofa rührte, spielte immer noch Mozarts Requiem. Er hatte die Repeat-Taste gedrückt. Und ein passenderes Musikstück konnte er sich auch nicht vorstellen. Da die Musik ziemlich laut war, war Banks überrascht, dass keiner seiner Nachbarn die Polizei gerufen hatte. Aber die Polizei war ja er. Jedenfalls bis gestern.

  Am liebsten wäre er noch bewusstlos gewesen. Er stöhnte, rieb sein Stoppelkinn, rollte sich vom Sofa, um Kaffee aufzusetzen, und machte auf dem Weg in die Küche die Anlage leiser. Dann stolperte er nach oben und schluckte eine Hand voll Aspirintabletten, die er mit zwei Gläsern Wasser herunterspülte, um seine dehydrierten Gehirnzellen zu bewässern.

  Als er wieder unten war und der Kaffee mit frustrierender Langsamkeit durch den Filter tröpfelte, begutachtete er den Schaden: zwölf Zigarettenkippen im Aschenbecher, keine Brandflecken auf Sofa oder Teppich, noch ein paar Schlucke Laphroaig in der Flasche. Wenn er seinen Alkoholkonsum weiterhin steigerte, würde er anfangen müssen, billigeren Scotch zu kaufen. Aber es hätte alles auch schlimmer kommen können, dachte er, besonders als er sich daran erinnerte, dass die Flasche nur noch ungefähr drei viertel voll gewesen war, als er angefangen hatte.

  Nachdem der Kaffee fertig war, beschloss er, vom Requiem zur C-Moll-Messe zu wechseln, um etwas mehr Licht und Hoffnung in seine trostlose Welt zu bringen. Dann versuchte er, seine Gedanken zu ordnen.

  Die erste Erinnerung, die zurückkam, war, dass er Jimmy Riddle geschlagen hatte. Und seine wunden Knöchel bewiesen es. Gut, es war eine Dummheit gewesen, dachte er jetzt, und sie hatte wahrscheinlich seine Karriere zerstört.

  Er war also arbeitslos. Und ohne Frau und verkatert. Wenigstens der Kater würde vorübergehen. Es könnte wirklich schlimmer sein, oder? Ja, er wusste, dass es schlimmer sein könnte. Man hätte eine unheilbare Krankheit bei ihm diagnostizieren können. Er zerbrach sich den Kopf darüber, ob das tatsächlich geschehen war, aber er hatte keine Erinnerung daran. So, wie sich seine Lunge nach all den Zigaretten anfühlte, würde es wahrscheinlich bald geschehen.

  Was sollte er nun machen? Privatdetektiv werden? Ins Kloster gehen? Einen Job bei einer Sicherheitsfirma annehmen? Oder sollte er einfach weitermachen und auf eigene Faust den Jason-Fox-Fall aufklären, um Jimmy Riddle in die Tasche zu stecken, so, wie es Sherlock Holmes mit Inspector Lestrade getan hatte? Alan Banks, Privatermittler. Das klang nicht übel.

  Er schenkte sich eine Tasse schwarzen Kaffee ein und ließ sich wieder aufs Sofa fallen. Als er das Bild des dunstigen Sonnenuntergangs in Hawes über dem Kamin betrachtete, fiel ihm aus irgendeinem Grund ein, dass Sandra ihm am Donnerstag gesagt hatte, es hätte jemand anderen geben können, es gäbe aber niemanden. Er entsann sich auch des verträumten Blickes in ihren Augen, als sie das gesagt hatte.

  Und das machte ihn wütend. Er stellte sich Sandra mit einem strammen, Bart tragenden jungen Künstler vor, die beiden stehen im Hochmoor im Wind wie Cathy und Heathcliff, schauen sich verliebt in die Augen und üben sich in Beherrschung. »Nein, mein Liebling, wir dürfen nicht. Es steht zu viel auf dem Spiel. Denke an die Kinder.« Große Leidenschaft trifft auf Familienwerte und moralische Verantwortung. Eine Szene aus einer billigen Romanze. Trotzdem ballten sich Banks Fäuste bei der Vorstellung. Hätte geben können. Und wenn man genau darüber nachdachte, hatte er nur ihr Wort, dass sie ihn nicht verlassen hatte, um mit einem anderen wegzulaufen, einem, mit dem sie sich wohl erst nach »angemessenem Abstand« in der Öffentlichkeit sehen lassen würde.

  Na gut, das Spiel konnte er auch spielen. Banks hatte in der Vergangenheit auch seine Möglichkeiten zur Untreue gehabt, aber er hatte sie nicht genutzt. Er hatte sie auch nicht romantisch verklärt. Er musste besonders an Jenny Füller denken. Es hatte eine Zeit gegeben, vor ein paar Jahren, als zwischen den beiden etwas hätte entstehen können. Ob es jetzt zu spät war? Wahrscheinlich. In letzter Zeit verbrachte Jenny die meiste Zeit mit Unterrichten in Amerika, zudem hatte sie drüben einen festen Freund. Dann gab es Pamela Jeffreys, diejenige, die Riddle für seine Geliebte hielt. Auch mit Pamela hatte Banks nicht geschlafen, aber der Gedanke daran war reizvoll.

  So eine große Auswahl. So viele Möglichkeiten. Und weshalb fühlte er sich dann so verdammt elend und leer? Weil er, wie er schlussfolgerte, keine dieser Möglichkeiten wollte. Im Grunde wollte er nur, dass er seinen Job wiederbekam, dass Sandra zurückkehrte und dass sein Kater vorüberging. Wenn er vielleicht einen Countrysong rückwärts spielen würde ...? So wie er Country hasste, konnte er nicht einmal das tun. Doch während er versuchte, sich über seine Situation klar zu werden, merkte er, dass er sich jetzt, so deprimiert er auch war, ruhiger fühlte als gestern, als er eingeklemmt im Flugzeug saß und über seine Rückkehr nach Hause nachgrübelte. Dass er Jimmy Riddle geschlagen hatte, hatte vermutlich auch etwas damit zu tun.

  Nach der ersten Tasse Kaffee spürte er, dass er hungrig war. Seit dem Imbiss im Flugzeug hatte er nichts mehr gegessen und das war mittlerweile eine Ewigkeit her. Als er die Reste im Kühlschrank in Augenschein nahm, fielen ihm drei durchwachsene Speckstreifen und zwei Eier in die Hände, die erst eine Woche über das Verkaufsdatum waren. Das musste genügen. Die einzige übrig gebliebene Scheibe Brot war schon etwas trocken, aber noch nicht grün geworden und würde schön im Speckfett braten. Cholesterin pur. Na und?

  Während er sein Frühstück briet, erinnerte sich Banks an Tracys Nachricht. Er musste sie heute zurückrufen und beruhigen. Sollte er ihr auch erzählen, dass er seinen Job verloren hatte? Lieber noch nicht, entschied er. Es war schon schlimm genug, dass seine Tochter, kaum dass sie das Elternhaus verlassen hatte, zu einem Kind einer zerbrochenen Ehe wurde; da wollte er ihr lieber die Neuigkeit ersparen, dass sie zudem das Kind eines in Ungnade gefallenen Polizeibeamten war. Dafür würde später noch genug Zeit sein. Er musste auch Brian in Portsmouth anrufen und seine Eltern. Alle würden bestürzt sein.

  Plötzlich schien er einen Tag vor sich zu haben, der voller Aufgaben steckte. Keine davon war angenehm. Der einzige Lichtblick war, dass er sich eine Weile keine Geldsorgen machen musste; trotz Suspendierung wurde weiterhin das Gehalt gezahlt. Und vor dem Disziplinarverfahren konnte Jimmy Riddle nichts dagegen unternehmen.

  Er fluchte, weil ein Ei in zwei Teile zerbrach, als er es auf den Teller hob, und das Eigelb über die Küchenplatte lief. Egal, im Kühlschrank war sowieso nichts mehr. Vorsichtig hob er das unbeschädigte Ei mit einem Wender auf das gebratene Brot, tupfte den Speck mit einem Blatt der Küchenrolle ab, um das überschüssige Fett zu entfernen, und begann zu essen. Nachdem er fertig war, schenkte er sich noch eine Tasse Kaffee ein und zündete sich eine Zigarette an.

  Es war erst kurz nach fünf Uhr am Morgen, und er hatte keine Ahnung, womit er sich beschäftigen sollte, bis es spät genug für seine Telefonate war. An Schlaf war nicht mehr zu denken, und er wusste, dass er sich nicht darauf konzentrieren konnte, ein Buch zu lesen oder Musik zu hören. Er brauchte etwas völlig Geistloses, etwas, das seine Gedanken für ein paar Stunden von seinen Problemen ablenkte. Wie Fernsehen.

  Doch da es außer einem Schulprogramm auf BBC2 und einer Studiodiskussion auf ITV um diese Zeit nichts im Fernsehen gab, begann er, seine Videos zu durchforsten, die sich über die Jahre angesammelt hatten. Schließlich fand er eine Kassette, die genau richtig war. Sie war noch eingeschweißt, anscheinend hatte er sie geschenkt bekommen und später vergessen.

  Die Brücke am Kwai. Perfekt. Er erinnerte sich, dass sein Vater ihn zu einer Wiederaufführung des Films ins Gaumont mitgenommen hatte, als er ungefähr zwölf war. Der Film würde ihn zurück in diese Zeit führen, als das Leben noch einfach war, und in diesem Moment würde er alles auf der Welt dafür geben, wieder dieser unschuldige Zwölfjährige zu sein, der die Hand seines Vaters gepackt hatte, als Jack Hawkins, der gefesselt war, die Blutegel mit einer Zigarette wegbrannte, wie die Vögel aufflogen und sich der Teich rot mit Blut färbte, als sie die japanische Patrouille aus dem Hinterhalt überfielen, und er sich seine Nägel bis zum Fleisch abgekaut hatte, als sich Alec Guiness zum letzten Mal, strauchelnd, sterbend auf den Sprengstoffzünder zubewegte. Ja, Die Brücke am Kwai dürfte die dunklen Dämonen der Depression für ein paar Stunden in Schach halten, so lange, bis das Tageslicht kam.

 

* II

 

Susan hatte keine Ahnung, wohin sie gehen sollte, als sie das Revier gegen elf Uhr am Vormittag verließ; sie wusste nur, dass sie für eine Weile dem Büro entkommen musste. Sollte Riddle sie doch auch suspendieren, wenn er es herausfand.

  Sie wurde sich ihrer Umgebung erst wieder bewusst, als sie am Castle Walk entlangging und über die Gartenanlagen und den Fluss schaute, beides eingerahmt von den Ästen der Buchen. Es war der gleiche Blick, den sie am Samstagabend im Bistro mit Gavin gehabt hatte. Allein der Gedanke an diesen Abend erfüllte sie mit Scham und Wut.

  Jenseits des Swains verdeckte die Baumreihe, die The Green genannt wurde, teilweise die Eastside-Siedlung. Trotzdem konnte sie ein paar der hellroten Backsteinreihenhäuser und Einfamilienhäuser erkennen. Und die drei zwölfstöckigen Wohnblocks - eine Verbrechenswelle in sich - ragten hässlich über die Bäume hinaus. Hinter der Siedlung und den Bahnschienen lagen die Schokoladenfabrik und einige alte Lagerhäuser, deren Wellblechdächer in der Sonne schimmerten. Eine Regionalbahn ratterte vorbei und tutete.  Sie würde Eastvale verlassen müssen, daran gab es keinen Zweifel. Jetzt, wo sie sich ihre Gefühle eingestanden hatte, konnte sie nicht länger mit Banks zusammenarbeiten. Sie konnte nicht wissen, ob sie sich nicht wie ein liebestolles Schulmädchen benehmen würde, noch konnte sie jedes Mal in Tränen aufgelöst davonlaufen, wenn sie ihn sah. Und sie würde ihn ja sehen müssen. Im Moment war er vielleicht suspendiert, aber nach einem Disziplinarverfahren würde er vermutlich seinen Dienst wieder aufnehmen.

  Außerdem hatte es nicht lange gebraucht, bis sie darauf kam, dass Jimmy Riddle nach dem Vorfall, deren Zeugin sie gestern geworden war, sie nicht mehr in North Yorkshire dulden würde. Das zumindest könnte problemlos arrangiert werden, ohne dass jemand Verdacht schöpfte.

  Obwohl es gelegentlich vorkam, war es selten, dass ein Detective Constable innerhalb des gleichen Reviers direkt zum Detective Sergeant befördert wurde. Das wahrscheinlichste Szenario war eine Versetzung und wenigstens ein Jahr zurück zur uniformierten Polizei. Damit wollte man der Korruption vorbeugen und verhindern, dass beispielsweise Vorgesetzte eine Beförderung im Austausch für gefälschte Beweise anboten.

  Am Anfang hatte Susan gehofft, der Chief Constable würde ihrer Bitte zu bleiben nachkommen. Aber nun interessierte es sie nicht mehr, innerhalb der Eastvaler Kriminalpolizei befördert zu werden. Sie musste gehen. Und je weiter weg, desto besser. Vielleicht nach Devon oder Cornwall. Durch die Ferien in der Kindheit hatte sie schöne Erinnerungen an diesen Teil der Welt: St. Ives, Torquay, Polperro.

  Wie hatte sie nur so dumm sein können, fragte sie sich erneut. In Cafes, Pubs und im Bett hatte sie Gavin gegenüber von Banks und seinen Eigenarten geplappert, von seiner Liebe zur Musik, seinem schlechten Gewissen wegen der Verletzungen, die Pamela Jeffreys erlitten hatte, und Gavin hatte alles brühwarm an Jimmy Riddle weitergegeben, der die Informationen verdrehte und pervertierte, bis man sie nicht mehr wiedererkennen konnte. Wenn es jemand verdient hatte, suspendiert zu werden, dann waren es Riddle und Gavin. Aber da konnte man wohl ewig drauf warten.

  Eine alte Frau, die einen Hund ausführte, ging an Susan vorbei und grüßte. Nachdem sie weg war, setzte sich Susan für einen Moment auf eine Bank. Sie schaute jetzt nach Norden, und zu ihrer Linken konnte sie den quadratischen Turm der normannischen Kirche sehen, die Bushaltestelle und den Glas-und-Beton-Bau des Swainsdale-Centers. Geradeaus lag in der Ferne die vorrömische Ausgrabungsstelle, die nicht mehr als ein paar Unebenheiten auf der Wiese am Fluss war.

  Obwohl es nach dem Jason-Fox-Fall nicht viel im Revier zu tun gab, glaubte Susan nicht, dass sie zu lange wegbleiben konnte. Schließlich könnte ein Anruf hereinkommen, irgendetwas Wichtiges, und wenn sie ihn verpassen würde, müsste sie erklären, warum.

  Sie erinnerte sich an etwas anderes, das sie gestern mit angehört hatte: Banks hatte Zweifel an der Aufklärung des Falles geäußert. Obwohl sie nicht genau sagen konnte, was es war, gab es Dinge in Mark Woods Geständnis, die auch ihr ungereimt vorkamen. Vielleicht sollte sie sich noch einmal die Berichte anschauen. Und so stand sie mit einem Seufzer auf und ging den Castle Walk zurück.

  Als sie die Stufen zu den Büros der Kriminalpolizei hochging, sagte sie sich, dass sie sich zusammenreißen musste, dass sie ihre Gefühle im Zaum halten und von der Arbeit trennen und sich wie ein Profi benehmen musste. Dass sie es konnte, hatte sie schon früher bewiesen. Als Frau in einer Männerwelt musste sie das in gewisser Weise die ganze Zeit tun. Außerdem hatte sie zu entscheiden, wie sie mit Banks' Vertrauen in sie umgehen sollte. Sollte sie ihm von Gavin erzählen? Konnte sie das wirklich tun?

 

* III

 

Kurz nach sechs Uhr am Abend saß Banks in der Pfarrkirche von Leeds. Die Kirche machte von außen nicht viel her, das Innere des viktorianischen Gotikbaus war jedoch erst kürzlich restauriert worden und wie im Rathaus erstrahlten die Buntglasfenster, das dunkle, polierte Holz und die hohen Bögen im alten Glanz.

  Er war nicht hier, weil ihn seine Probleme zur Religion getrieben hätten. Er wohnte einer Probe des Chors und Kammerorchesters der St. Peter Gemeinde von Vi-valdis Gloria bei. Als er an diesem Morgen auf dem Sofa aufgewacht war, hatte er jedenfalls weder damit gerechnet, später in einer Kirche zu sitzen noch einem Konzert zu lauschen.

  Tracy hatte ihn viel früher angerufen, als er einen Rückruf bei ihr eingeplant hatte. Immerhin hatte er sich zu dem Zeitpunkt schon wieder etwas menschlicher gefühlt. Sie war natürlich voller Sorge gewesen, und er hatte sich bemüht, ihr zu versichern, dass bei ihm alles in Ordnung sei. Tracy sagte ihm, dass sie für eine Weile nach Croydon zu ihrer Mutter und den Großeltern fahren wollte, versicherte ihm aber, dass sie nicht Partei ergriff. Er sagte ihr, dass sie ruhig fahren und sich um ihre Mutter kümmern sollte; er würde sie sehen, wenn sie zurückkäme. Widerwillig legte sie auf. Vielleicht hatte er Tracy doch nicht ganz verloren.

  Gegen Mittag hatte er das Bedürfnis, aus Eastvale herauszukommen, und rief deshalb Pamela Jeffreys an. Sie hatte am Abend eine Probe, doch Banks war eingeladen, ihr beizuwohnen. Sie war überrascht, von ihm zu hören, und sagte, sie würde sich sehr freuen, ihn zu sehen. Jemand freute sich, ihn zu sehen? Musik in seinen Ohren.

  Er fuhr rechtzeitig nach Leeds, um zuerst durch die Plattenläden des Citycenters streifen zu können. Ein paar CDs waren eine armselige Kompensation für die fürchterliche Zeit, die er hinter sich hatte; aber sie waren besser als nichts. Wie die Spielzeugsoldaten, die seine Mutter ihm immer gekauft hatte, nachdem er beim Zahnarzt gewesen war.

  Um halb sechs schien der Dirigent von der Unfähigkeit der Sopranistinnen, im richtigen Moment einzusetzen, so frustriert zu sein, dass er die Probe frühzeitig beendete. Pamela verstaute ihre Bratsche, nahm ihre Jacke und ging zu Banks. Sie trug schwarze Leggings und ein weites schwarzes Samttop, das an der Hüfte mit einem Gürtel zusammengerafft war und einen tiefen Ausschnitt hatte, der genau über der Wölbung ihrer Brüste endete. Ihr langes rabenschwarzes Haar fiel auf die nackten Schultern, der Diamantknopf in ihrem rechten Nasenflügel funkelte im Seitenlicht. Ihre Haut hatte die Farbe von poliertem Gold, ihre Augen die Farbe und Form von Mandeln und hinter ihren fein gezeichneten roten Lippen zeigten sich, wenn sie lächelte, gleichmäßige, weiße Zähne. Viele von ihnen waren Kronen, wusste Banks. Wenn er sie jetzt anschaute, konnte er kaum glauben, dass sie noch vor wenigen Jahren einbandagiert im Krankenhaus gelegen und sich gefragt hatte, ob sie jemals wieder fähig sein würde zu spielen.

  Banks gab ihr ein Küsschen auf die Wange. Sie roch nach Jasmin. »Danke für die Einladung«, sagte er. »Es hat sich wirklich gelohnt.«

  Sie rümpfte die Nase. »Wir waren fürchterlich. Aber trotzdem, danke. Es ist schön, dich endlich mal wiederzusehen.«

  »Tut mir Leid, dass ich nach Die Perlenfischer nicht dableiben konnte«, sagte Banks.

  »Schon in Ordnung. Ich war sowieso kaputt gewesen. War ein langer Tag. Und wie hat dir die Aufführung gefallen?«

  »Wunderbar.«

  Sie grinste. »Da hast du einmal Recht. An dem Abend schien alles zusammenzupassen. Manchmal geschieht es und niemand weiß, warum.«

  Banks deutete mit einer Handbewegung auf die Kirche. »Ich bin überrascht, dass du dafür Zeit hast.«

  »St. Peter? Ach, wenn ich es mit meinem Terminkalender vereinbaren kann, dann mache ich es. Ich brauche jede Übung, die ich kriegen kann. Mit dem Orchester habe ich gerade das Bratschenkonzert von Walton aufgenommen. Für Naxos. Endlich bekommt die Bratsche etwas von der Aufmerksamkeit, die sie verdient.«

  »Du warst die Solistin?«

  Sie gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Nein. Ich nicht, du Dummkopf. So gut bin ich nicht. Der Solist war Lars Anders Tomter. Er ist sehr gut.«

  »Ich bin jedenfalls wirklich froh, dass es wieder läuft für dich.«

  Pamela lächelte und machte einen gespielten Knicks. »Danke schön, werter Herr. Und, wohin jetzt?«

  Banks schaute auf seine Uhr. »Es ist zwar noch ein bisschen früh, aber wie wäre es mit Essen?«

  »Gerne. Ich verhungere.«

  »Indisch?«

  Pamela lachte. »Nur weil ich Bangladescherin bin, heißt es noch lange nicht, dass ich nur asiatisch esse.«

  Banks hob seine Hand. »Dann irgendetwas anderes. Brasserie Fortyfour?«

  »Nein«, sagte Pamela. »Da ist es viel zu teuer. Es gibt eine neue Pizzeria in Headingley, in einer Seitenstraße der North Lane. Ich habe gehört, sie soll ganz gut sein.«

  »Gut, dann Pizza. Ich parke gleich drüben in The Calls.«

  »Aber wir können auch asiatisch essen, wenn du unbedingt willst.«

  Banks schüttelte den Kopf, dann gingen die beiden durch die schummerig beleuchteten, gepflasterten Hintergassen zum Wagen. Sie befanden sich im ältesten Teil von Leeds, und dem am jüngsten sanierten. Die meisten der am Fluss Aire liegenden Lagerhäuser aus dem achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert waren jahrelang im Verfall begriffen gewesen, bis in den Achtzigern großangelegte Stadtsanierungsprogramme aufgestellt wurden. Jetzt, da Leeds eine boomende Stadt war, waren sie Touristenattraktionen voller trendiger neuer Restaurants, welche alle an einem so genannten »Wharf« lagen, ein Begriff, den vor zwanzig Jahren niemand in der Stadt verwendet hätte.

  »Ich denke doch nicht, dass du ständig asiatisch isst, weil du Asiatin bist«, sagte Banks. »Es ist nur so, dass es in Eastvale kein Lokal gibt, in dem man anständig asiatisch essen kann. Doch, eines gibt es, aber ich glaube, da bin ich im Moment nicht gern gesehen.«

  »Was hast du gekauft?«, fragte Pamela, als sie in den Cavalier stieg und die HMV-Tüte vom Beifahrersitz nahm.

  »Schau nach«, forderte Banks sie auf, während er losfuhr und durch die Einbahnstraßen zum Stadtzentrum steuerte.

  »The Beatles Anthology? Ich hätte dich nie für einen Beatlesfan gehalten.«

  Banks lächelte. »Reine Nostalgie. Als Kind habe ich immer den >Samstagsclub mit Brian Matthew gehört. Wenn ich mich richtig entsinne, kam das gleich nach Onkel Macs >Kinderlieblinge<, und mit dreizehn hatte ich die Nase voll von >Sparky und das Wunderklavier<, »Kleiner grüner Mann< und >Big Rock Candy Mountains.

  Pamela lachte. »Das war vor meiner Zeit. Außerdem hätten mir meine Eltern nie erlaubt, Popmusik zu hören.«

  »Hast du rebelliert?«

  »Ab und zu habe ich es geschafft, mich mit ein bisschen John Peel unter der Bettdecke zu verstecken.«

  »Ich hoffe, du meinst das metaphorisch.« Banks fuhr an der St.-Michael-Kirche und dem Original Oak gleich gegenüber vorbei. Die Straßenlaternen waren an und es waren eine Menge Leute unterwegs, hauptsächlich Studenten. Ein Stück weiter kam er an die Kreuzung mit der North Lane, einem Viertel mit Cafés, Pubs und Buchhandlungen.

  »Hier«, sagte Pamela und zeigte in die Nebenstraße. Nachdem Banks einen Parkplatz gefunden hatte, gingen sie um die Ecke in das Restaurant. Der vertraute Pizzageruch aus Olivenöl, Tomatensauce, Oregano und frisch gebackenem Teig empfing sie. In dem Restaurant war es ziemlich voll und laut, aber sie mussten nur wenige Minuten an der Bar warten, bis sie im hinteren Bereich einen winzigen Tisch für zwei bekamen. Es war kein großartiger Platz, er lag zu nahe an den Toiletten und der Küche, aber wenigstens befand er sich im Raucherbereich. Nach einer Weile, während er an dem einen Glas Rotwein nippte, das er sich an diesem Abend erlaubte, und eine der zollfreien Silk Cuts rauchte, die er in Schiphol gekauft hatte, nahm Banks den Betrieb und den Geräuschpegel kaum noch wahr.

  »Und, hast du wieder einen Freund?«, fragte er.

  Pamela runzelte die Stirn. »Zu viel um die Ohren«, sagte sie. »Außerdem weiß ich nicht, ob ich schon wieder für eine Beziehung bereit bin. Es ist noch zu früh. Und wie geht es deiner Frau? Sandra, nicht wahr?«

  »Ja. Ihr geht es gut.«

  Nachdem sie eine Weile geplaudert hatten, kamen ihre Pizzas - eine Margherita für Banks und eine Fungi für Pamela.

  »Und wie läuft das Leben als Polizist?«, fragte Pamela zwischen zwei Bissen.

  »Keine Ahnung«, sagte Banks. »Ich bin vom Dienst suspendiert worden.«

  Er hatte nicht die Absicht gehabt, es ihr zu erzählen, jedenfalls nicht so schroff, aber die Worte waren ihm unversehens herausgerutscht. Er schien nichts für sich behalten zu können. In gewisser Weise war er jedoch froh, es gesagt zu haben, denn er musste sich jemandem anvertrauen. Sie machte große Augen, schluckte ihren Bissen in aller Eile hinunter und sagte: »Was? Großer Gott, warum?«

  So gut er konnte, erzählte er ihr vom Jason-Fox-Fall und dass er Jimmy Riddle geschlagen hatte.

  »Bist du immer noch wütend?«, fragte sie, nachdem er geendet hatte.

  Banks trank einen Schluck Wein und beobachtete, wie Pamela einen kleinen Spritzer Tomatensauce von ihrem Kinn wischte. Die Gäste am Nachbartisch waren gegangen. Der Kellner nahm das Geld und räumte den Tisch ab. »Wütend eigentlich nicht«, antwortete Banks. »Ein bisschen vielleicht, aber nicht sehr. Nicht mehr.«

  »Was dann?«

  »Enttäuscht.«

  »Von wem?«

  »Hauptsächlich von mir selbst. Weil ich so dumm war, es nicht kommen zu sehen. Und weil ich Riddle geschlagen habe.«

  »Nach allem, was du mir erzählt hast, kann ich es dir nicht verübeln.«

  »Ja, Riddle ist ein Arschloch, keine Frage. Er hat mir sogar unterstellt, dass ich dich nach Amsterdam mitgenommen habe.«

  »Mich? Wieso das denn?«

  »Er glaubt, du bist meine Geliebte.«

  Pamela erstickte fast an einem Bissen Pizza. Banks fühlte sich nicht besonders geschmeichelt. Danach konnte er nicht sagen, ob sie aus Verlegenheit rot geworden war oder vom Husten. »Wie bitte?«, brachte sie schließlich hervor und klopfte sich auf die Brust.

  »Es stimmt. Er glaubt, ich hätte eine Geliebte in Leeds und würde deswegen immer Ausreden erfinden, um herzukommen.«

  »Aber woher kann er das wissen? Ich meine ...«

  »Ich weiß, was du meinst. Frag mich nicht.« Banks lächelte, spürte sein Herz hüpfen und fuhr dennoch fort, bemüht, unbeschwert zu klingen: »Eigentlich keine schlimme Vorstellung.«

  Pamela schaute hinab. Er merkte, dass es ihr peinlich war. »Tut mir Leid«, sagte er. »Das sollte ein Kompliment sein.«

  »Ich weiß, was es sein sollte«, erwiderte Pamela. Dann lächelte sie. »Keine Sorge. Ich nehme es dir nicht übel.«

  Bitte, hätte er fast gesagt, schaffte es jedoch, sich rechtzeitig zu stoppen. Er fragte sich, ob sie ihn zu sich nach Hause mitnehmen würde, wenn er ihr erzählte, dass er und Sandra sich getrennt hatten. Schweigend aßen sie weiter, dann schüttelte Pamela langsam den Kopf und meinte: »Es hört sich einfach so unfair an.«

  »Um Fairness geht es dabei nicht.« Banks schob seinen Teller zur Seite und zündete sich eine Zigarette an. »Oh, entschuldige«, sagte er dann, als er sah, dass sie noch nicht aufgegessen hatte.

  »Schon in Ordnung. Ich bin satt.« Auch sie schob ihren Teller zur Seite. »Dieser Neville Motcombe, den du erwähnt hast, ist das nicht der Typ, der an diesem Wochenende in der Yorkshire Post interviewt worden ist? Irgendwas mit Neonazis, die eine Beerdigung gestört haben?«

  »Genau der.«

  »Ist dabei nicht jemand gestorben?«

  »Ja«, antwortete Banks. »Frank Hepplethwaite. Ich kannte ihn flüchtig.«

  »Oh, tut mir Leid.«

  »Schon gut. Wir waren nicht eng befreundet. Aber ich mochte ihn, und ich glaube, er ist das eigentliche Opfer bei dieser ganzen Sache. Aber sag mal: Hast du in irgendeinem anderen Zusammenhang schon mal mit Motcombe zu tun gehabt?«

  »Was, meinst du, ich könnte jemand sein, der ins Fadenkreuz dieser Albion-Liga gerät?«

  »Ja.«

  Sie schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Ich habe wohl bisher Glück gehabt. Ich bin auch schon auf der Straße beschimpft worden und so weiter. Pakihure oder Pakischlampe haben sie mich genannt. Immer >Paki<. Fällt denen nichts anderes ein, oder was?«

  Banks lächelte. »Das ist ein Teil ihres Problems. Extrem beschränkte Denkweise. Keine Fantasie.«

  »Wahrscheinlich. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass es mir egal ist, wenn so etwas passiert. Es macht mir Angst. Es bedrückt mich. Aber man gewöhnt sich daran. Ich meine, irgendwann überrascht es dich nicht mehr, du bist also nicht mehr so leicht zu schockieren. Aber es tut trotzdem weh. Jedes Mal. Als würde man heiße Nadeln in deine Haut stechen. Genauso gucken dich die Leute manchmal an. Drücke ich mich verständlich aus?«

  »Vollkommen.«

  »Ich erinnere mich noch an ein Vorkommnis aus meiner Kindheit, damals in Shipley. Das muss in den Siebzigern gewesen sein, vor zwanzig Jahren mittlerweile. Ich war mit meinen Eltern auf dem Heimweg von meiner Tante. Wir gingen um eine Ecke und da stand eine Bande Skinheads. Sie haben uns umzingelt und rassistische Sprüche gemacht und uns umhergeschubst. Es waren ungefähr zehn. Wir konnten nichts machen. Ich hatte furchtbare Angst. Meine Eltern auch, glaube ich. Aber mein Dad hat sich ihnen entgegengestellt, hat sie Feiglinge genannt und zurückgeschubst. Zuerst haben sie nur gelacht, aber dann wurden sie immer aggressiver. Ich spürte, dass sie kurz davor waren, uns etwas anzutun. Meine Mutter schrie und ich heulte, und sie stießen meinen Vater zu Boden und begannen ihn zu treten ...« Ihr Blick schweifte ab und sie schüttelte angesichts der Erinnerung den Kopf.

  »Und was geschah dann?«

  Pamela schaute auf und lächelte mit Tränen in den Augen. »Ein Polizeiwagen kam vorbei und sie rannten weg, kannst du dir das vorstellen? Ein blöder Polizeiwagen. Das war das einzige Mal, dass die Polizei da war, als ich sie brauchte. Es muss ein Wunder gewesen sein.«

  Die beiden lachten. Der Kellner kam vorbei und räumte ihre Teller ab.

  »Und jetzt?«, fragte Pamela, nachdem sie sich ihre Tränen der schrecklichen Erinnerung und des Lachens aus den Augen gewischt hatte.

  »Kaffee? Dessert?«

  Sie gab ihm wieder einen Klaps auf den Arm. »Das meinte ich nicht, du Dummkopf. Ich meinte dich. Deine Zukunft.«

  »Die sieht trostlos aus. Ich konzentriere mich lieber auf den Nachtisch.«

  »Für mich nur einen Cappuccino.«

  Banks bestellte zwei Cappuccino und zündete sich eine neue Zigarette an.

  »Du rauchst zu viel«, stellte Pamela fest.

  »Ich weiß. Und dabei hatte ich es gerade geschafft, weniger zu rauchen.«

  »Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«

  »Welche Frage?«

  »Das weißt du ganz genau. Deine Zukunft. Was wirst „du machen?«

  Banks schüttelte den Kopf. »Ich weiß es noch nicht. Es ist noch zu früh.«

  »Aber wenn dieser Chief Constable seine Untersuchung abgeschlossen hat, wird er dich doch wieder einstellen müssen, oder?«

  »Das bezweifle ich. Und selbst wenn ich nach dem Disziplinarverfahren wieder eingestellt werde, ist das Problem nicht gelöst.«

  »Warum nicht?«

  »Überleg mal«, sagte Banks. »Ich habe den Chief Constable geschlagen. Selbst wenn er den Vorfall nicht öffentlich macht, kann ich nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten. Er würde immer Wege finden, um mir das Leben zur Hölle zu machen.«

  »Es könnte alles etwas schwierig werden.«

  »Schwierig? Schwierig war es schon vorher. Jetzt...« Er zuckte mit den Achseln. »Jetzt ist es eher unmöglich geworden.«

  Das Restaurant war nun voller Studenten. Sie sahen alle wie Künstlertypen oder Intellektuelle aus und sprachen aufgeregt über die neueste Musik oder diskutierten laut über Bücher und Philosophie. In ihrer Gegenwart kam sich Banks alt vor; sie gaben ihm das Gefühl, sein Leben vergeudet zu haben. Ein Kellner ging mit ein paar Tellern vorbei und zog einen Hauch Knoblauch und Basilikum hinter sich her.

  »Aber du kannst doch woanders einen Job finden«, sagte Pamela. »Ich meine als Polizist. In einer anderen Gegend. Oder nicht?«

  »Doch, wahrscheinlich. Ich will nicht negativ sein, Pamela, ich habe einfach noch nicht so weit gedacht.«

  »Verstehe.« Sie beugte sich vor und legte ihre Hand auf seine. Das Kerzenlicht schimmerte in ihrem Diamantknopf, erzeugte goldene Schatten und erleuchtete den feinen Flaum auf ihrem Dekollete.

  Banks schluckte und fühlte seine Erregung wachsen. Er wollte sie nach Hause nehmen und jeden Zentimeter ihrer goldenen Haut liebkosen. Aber wollte er das wirklich? Es würde Konsequenzen haben, sie müssten sich gegenseitig öffnen. Eine Beziehung. Er glaubte nicht, dass er im Moment damit umgehen konnte.

  Pamela lehnte sich zurück und warf eine lange Haarsträhne über ihre Schulter. »Was ist mit diesem Fall, an dem du gearbeitet hast?«, fragte sie. »Du hast angedeutet, dass er noch nicht aufgeklärt ist.«

  »Jeder glaubt, er wäre aufgeklärt.«

  »Und du?«

  Banks zuckte mit den Achseln.

  Sie spielte mit ihrem goldenen Armreif. »Also, Alan, dieser junge Mann, von dem du vorhin gesprochen hast, Mark Wood. Hat er es wirklich getan?«

  »Ich weiß es nicht. Er könnte es getan haben. Aber ich glaube, nicht so, wie er es ausgesagt hat, und nicht aus dem Grund, den er angegeben hat.«

  »Spielt das eine Rolle?«

  »Ja. Es könnte den Unterschied zwischen Totschlag und Mord bedeuten. Und wenn noch jemand anderes dahinter steckte, sagen wir Neville Motcombe, dann würde ich es nur sehr ungern sehen, dass er davonkommt, während allein Mark Wood bestraft wird.«

  »Wenn du noch bei der Polizei wärst, würdest du dann weiter an dem Fall arbeiten?«

  »Wahrscheinlich nicht. Der Chief Constable hat sein Geständnis. Jeder ist zufrieden. Fall abgeschlossen.«

  »Aber du bist nicht mehr bei der Polizei.«

  »Stimmt.«

  »Also kannst du doch daran weiterarbeiten, wenn du willst.«

  Banks lächelte und schüttelte den Kopf. »Welch zwingende Logik. Aber ich glaube, es geht nicht. Ich kann es nicht tun, Pamela. Es ist vorbei.«

  »Erinnerst du dich noch, als ich verletzt im Krankenhaus lag?«

  »Ja.«

  »Und wie ich fürchtete, ich könnte nie wieder spielen?« Banks nickte.

  »Tja, wenn ich damals deine negative Einstellung gehabt hätte, hätte ich nie wieder gespielt. Und du kannst mir glauben, dass es Zeiten gegeben hat, als es das Einfachste auf der Welt gewesen wäre, einfach aufzugeben. Aber damals hast du mir geholfen. Du hast mich aufgemuntert. Du hast mir Kraft und Mut gegeben, als es mir am schlechtesten ging. Ich hatte nie so einen Freund ... einen, der nicht nur ...« Sie wandte sich für einen Moment ab. Als sie ihn wieder anschaute, schimmerten Tränen in ihren Augen, aber ihr Blick war ernst und durchdringend. »Und jetzt willst du aufgeben. Einfach so. Ich kann es nicht glauben. Nicht du.«

  »Was soll ich denn machen?«

  »Du kannst deiner Intuition folgen. Allein.«

  »Aber wie? Mir fehlen schon mal die Mittel.«

  »Jemand wird dir helfen. Du hast doch noch Freunde dort, in deiner Abteilung, oder?«

  »Das hoffe ich.«

  »Und?«

  »Ich weiß es nicht. Vielleicht hast du Recht.« Banks gab dem Kellner einen Wink und zahlte, wobei er alle Versuche von Pamela, etwas dazuzugeben, abwehrte. »Es war meine Idee, also zahle ich auch«, sagte er.

  »Wirst du etwas unternehmen? Versprichst du mir, nicht einfach zu Hause herumzusitzen und Trübsal zu blasen?«

  »Ja, versprochen. Ich werde etwas unternehmen.« Er schob seinen Stuhl zurück und lächelte. »Aber jetzt komm. Ich bringe dich nach Hause.«