7
Als der erste Schrei durch die Nacht hallte, bohrte er sich in die Trommelfelle seines Jaguars. Ein schauerliches Kreischen, das mit rasiermesserscharfen Klingen an seinen Nerven zerrte und sein Herz mit Entsetzen erfüllte, während der Laut ihn gleichzeitig mit Freude erfüllte. Ein Laut, der vom Dämon kommen musste.
Weiter so, Rotschopf!
Doch der zweite Schrei hatte eine völlig andere Wirkung auf ihn. Denn dieser wurde nicht von der Kreatur ausgestoßen, sondern von Olivia.
Auf vier Beinen raste Jag durch den Wald und zwischen Bäumen hindurch, bis sich seinen Augen ein Anblick bot, der ihn bis auf den Grund seiner Seele erstarren ließ – der Dämon schwebte über Olivia. Aber während er noch schaute, flog das Wesen plötzlich weg, und Olivia sank auf die Knie.
Der Krieger in ihm wollte dem fliehenden Dämon nach und ihn töten, doch der Mann in ihm hatte andere Prioritäten. Er rannte zu Olivia, während er wieder menschliche Gestalt annahm, und fiel dann neben ihr auf die Knie. Als sie sich mit glasigen Augen nach vorn neigte, packte er sie.
»Rotschopf.« Sein Griff wurde fester. »Olivia.«
»Ergreif ihn.« Ihre Stimme war atemlos und angespannt vor Schmerz.
»Er ist fort.«
»Folge … ihm.«
Ihr Rücken war aufgerissen, ein schmaler Streifen Haut hing herunter, sodass er ihre Rippen durch das strömende Blut im Mondlicht schimmern sehen konnte.
»Heilige Göttin, was hat er dir angetan? Deine Wunde heilt nicht.«
»Gift. Fühlt sich wie … Gift an.«
»Wovon?«
»Seinen Klauen.«
»Ihre Klauen sind vergiftet.« Seine Finger zuckten an ihren Oberarmen. »Verdammt, Olivia. Warum hast du nicht im Hummer gewartet, wie ich es dir gesagt habe?«
»Ich bin eine Kämpferin. Keine, die Däumchen dreht. Hättest du denn gewartet?«
»Verdammt, nein, aber ich tue selten, was man mir sagt.«
»Hol ihn dir, Jag.«
»Später.« Shit. Sie sah schrecklich aus. Ihre Kleidung war fast völlig zerfetzt. Ihre seidenweiche Haut war bleich wie Sand, und er befürchtete, dass sie umfallen und nie wieder hochkommen würde, wenn er sie losließ. »Du brauchst Hilfe, Rotschopf. Wir müssen dich ins Haus des Lichts zurückschaffen.«
Sie versuchte, ihre schmale Hand zu heben, musste sie jedoch entkräftet wieder fallen lassen. »Meine Wunden werden heilen. Ergreif ihn, ehe er wieder mordet.«
»Und dich hier zurücklassen, wo dir dann die Drader den Rest geben? Auf. Gar. Keinen. Fall.« Er zog sie an sich, legte einen Arm um ihre Schultern und den anderen unter ihre Hüften, wobei er es vermied, ihren geschundenen Rücken zu berühren. Sie blutete immer noch heftig. Ihr Körper würde noch stundenlang neues Blut produzieren, aber irgendwann gab sogar ein therianischer Körper auf. Und nur der Himmel wusste, was das Dämonengift mit ihr machte.
Sie legte ihren unverletzten Arm um seinen Hals und klammerte sich mit bebenden Muskeln an ihn, während ihr Körper wie ein Bogen gespannt war. Ihr anderer Arm hing zerfetzt und schlaff herunter.
Verdammt. Er hätte derjenige sein sollen, der es mit der Kreatur aufnahm. Er hätte das Wesen umgebracht.
Sie drückte ihr Gesicht an seine Schulterbeuge. Sie zitterte, gab aber keinen Laut von sich. Ihr stilles Leiden vergrößerte seine Bewunderung für sie noch.
Er hätte wissen müssen, dass sie nicht zurückbleiben würde. Alles an ihr bewies, dass sie eine Kriegerin war. Die Art, wie sie sich bewegte und sich gab, zeugte von einer Kraft und einem Selbstbewusstsein, nicht nur ihres Körpers, sondern auch ihres Geistes. Das Selbstvertrauen einer Person, die daran gewöhnt war zu kämpfen. Und zu siegen.
Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass dieses Selbstvertrauen viel damit zu tun hatte, warum er sich so zu ihr hingezogen fühlte.
»Wie hast du es geschafft, dass er wegflog, Rotschopf? Ich muss es wissen.«
»Ich habe ihn mit dem Messer erwischt.« Ihre Stimme klang schon ein bisschen kräftiger, sie zitterte nicht mehr ganz so stark wie noch einen Augenblick zuvor.
Er hoffte inständig, dass es bedeutete, dass der Heilungsprozess voranschritt. Der Klammergriff der Angst, den er vorher gar nicht wahrgenommen hatte, begann sich zu lockern.
»Ich stach in die Stelle, wo eigentlich der Bauch hätte sein müssen, traf aber nur Luft.«
Jag runzelte die Stirn und brummte: »Wie bei einem Drader. Das nächste Mal ziel aufs Herz.«
»Das habe ich versucht. Es war aber nicht da, wo ich es vermutet hätte.«
Das nächste Mal? War er völlig von Sinnen? Würde er sie tatsächlich auf die Jagd nach diesem Geschöpf mitkommen lassen?
Zur Hölle.
Unbeholfen, aber mit geschärften Sinnen schleppte er sie durch den Wald, wobei er versuchte, ihr nicht mehr wehzutun, als es der Dämon bereits getan hatte. Er war splitternackt und trug eine verwundete Frau auf den Armen. Eine Begegnung jeglicher Art – sei es mit Menschen, Zauberern, Dradern oder Dämonen – würde sich in diesem Moment als äußerst gefährlich, wenn nicht gar tödlich erweisen. Er konnte nur versuchen, sie ohne weitere Vorkommnisse zum Hummer zurückzubringen.
Wie standen ihre Chancen?
Er hatte sich kaum diese Frage gestellt, als er über sich einen Schatten bemerkte, der den Mond verdunkelte. Ein unnatürlicher Schatten, den er nur allzu gut kannte.
Shit. »Drader.«
Olivias Finger bohrten sich in seine nackte Schulter. »Wie viele?«
Er schluckte. Das würde eng werden. »Ich schätze, ungefähr ein Dutzend. Ich brauche deine Messer, Rotschopf.«
»Ich dachte, Krieger des Lichts bekämpfen Drader in ihrer tierischen Gestalt.«
»Sie werden nur von therianischer Energie angezogen, nicht von Tieren. Wenn ich mich jetzt verwandle, wirst du die Einzige sein, die sie angreifen.« In ihrem geschwächten Zustand würden sie Olivia umbringen, ehe er sie vernichten konnte. Das würde er auf gar keinen Fall geschehen lassen.
Er merkte, wie der kleine Schwarm Drader zwischen den Baumkronen hindurch immer tiefer kam, und er setzte Olivia zu seinen Füßen auf dem Boden ab. Sie schaffte es kaum, aufrecht sitzen zu bleiben, während sie ein Messer nach dem anderen aus den inneren Jackentaschen zog.
Sie reichte ihm zwei und behielt das dritte in der Hand. Er hatte den Verdacht, dass sie auch noch ein viertes hervorgezogen hätte, würde ihr verletzter Arm nicht immer noch schlaff herabhängen.
Sie sahen einander an. Ihr Blick war trüb und schmerzerfüllt. »Alles okay, Rotschopf?« Wenn doch nur der Hummer in der Nähe wäre. Wenn er sie doch nur hinter dessen geschützte Fenster verfrachten könnte. Sie war zu schwach für das, was ihnen bevorstand.
Sie nickte und schenkte ihm ein schmerzverzerrtes Lächeln. »Lass uns ein paar Drader töten.« So verletzt und benommen, wie sie war, hätte sie eigentlich entsetzt sein müssen, innerhalb von wenigen Minuten einem zweiten tödlichen Gegner entgegenzutreten. Hätte sich geschlagen geben müssen.
Stattdessen strahlten ihre Augen hell vor Mut und Kampfgeist.
Zögernd und wild entschlossen, sie zu beschützen, erwiderte er ihr Lächeln, während sich noch ein Gefühl, das er nicht benennen konnte, warm in ihm ausbreitete. »Du hast es erfasst, Rotschopf. Lass uns ein paar Drader töten.« Er zwinkerte ihr zu und drehte sich um, stellte sich breitbeinig hin, um auf den Angriff vorbereitet zu sein.
Als die ersten Drader herabstürzten, griff er an, bohrte die Messer in ihre Leiber und schnitt ihnen einem nach dem anderen die Herzen heraus. Vier Drader. Fünf. Entscheidend war, sie zu töten, ehe sie sich an ihn hängen konnten. Sobald sie sich einmal auf Kopf oder Rücken niedergelassen hatten, würde er es kaum schaffen, sie wieder loszuwerden, und er würde gezwungen sein, sich in sein Tier zu verwandeln, ehe sie ihn völlig aussaugten. Doch in dem Moment, in dem er sich verwandelte, würden sie sich auf Olivia stürzen.
Also bewegte er sich schnell, zielte genau und drehte sich die ganze Zeit, damit ihn keiner von hinten erwischte, während er Olivia umkreiste, um die Drader auch von ihr abzuhalten.
Doch dann stieß einer von den Mistkerlen durch seine Abwehr, klammerte sich an seiner Schulter fest und bohrte ihm die scharfen Zähne ins Fleisch. Glücklicherweise kam er ohne Schwierigkeiten an ihn ran und tötete ihn sofort.
Zwei kamen von unten angeflogen und versuchten, Olivia direkt anzugreifen, doch sie erledigte sie schnell und geschickt. Die letzten fünf kamen aus unterschiedlichen Richtungen und stürzten sich alle auf einmal auf ihn. Er tötete drei, doch einer landete auf seinem Haar und klammerte sich an seinen Kopf. Ein anderer bohrte die scharfen Zähne in seine rechte Seite.
Stechender Schmerz breitete sich in ihm aus. Zuerst schnitt er dem Drader an seiner Seite das Herz heraus, doch als er das Messer hob, um sich den vorzunehmen, der an seinem Hinterkopf hing, bemerkte er hoch über sich erneut einen Schatten.
Er schaute auf und erstarrte.
Heilige Scheiße.
»Wir bekommen Ärger, Olivia. Es sieht so aus, als ob dies hier nur die Vorhut war.« Von hoch oben stieß ein weiterer Schwarm herab, der drei-, vielleicht sogar viermal so groß war wie der erste.
Während er den Drader erledigte, der an seinem Hinterkopf hing, brach ihm der kalte Schweiß aus. In seinem Kopf begann es zu dröhnen, als ihm mit einem Schlag klar wurde, dass er es mit einem Schwarm dieser Größe nicht in seiner menschlichen Gestalt würde aufnehmen können. Sie würden ihn umbringen, ehe er auch nur die Hälfte von ihnen erledigt hatte. Doch wenn er sich wieder in seinen Jaguar verwandelte und sich damit rettete, war Olivia so gut wie tot.
Verdammt. Seine Hände umklammerten die Messer noch fester, als ihm die schreckliche Ausweglosigkeit der Situation mit eisiger Klarheit vor Augen trat. Verdammt. Sie würde sterben. Wut kam in ihm hoch und kochte über, als sie ein Ventil fand.
Er wirbelte zu Olivia herum. »Warum bist du nicht in dem gottverdammten Auto geblieben?«
Sie sah ihn mit offenem Mund an. »Es ist ein bisschen spät, sich darüber jetzt Gedanken zu machen!« Ihre Stimme war fester, klang jetzt wieder stark. Sie rappelte sich auf und zog mit dem verletzten Arm ein weiteres Messer aus ihrer Jacke. Doch das Messer entglitt ihren Fingern und fiel zu Boden.
Jag knurrte, während er verzweifelt nach einer Lösung suchte. Wenn er der Meinung gewesen wäre, dem Schwarm weglaufen zu können, hätte er sie sich über die Schulter geworfen und wäre losgerannt. Doch wenn Drader erst einmal eine Fährte gewittert hatten, flogen sie doppelt so schnell, wie seine Katze lief. Zu Fuß wären er und Olivia eine leichte Beute.
Weglaufen stand also nicht zur Debatte. Und Olivia war ganz gewiss nicht in der Lage, sich zu verteidigen. Wie sollte sich jemand schon gegen mehr als vierzig Drader wehren können? Sie würde sterben.
Und wenn er seine Gestalt nicht änderte, würden sie beide sterben.
Die grausame Wahrheit rann wie kalter Schweiß seinen Rücken hinunter. Nein!
»Auf den Boden, Rotschopf. Sofort!«
Er konzentrierte sich auf die Kraft seines Tieres und verwandelte sich in seinen Jaguar, während er sich nicht zum ersten Mal wünschte, er besäße die Fähigkeit, sein Tier nicht nur kleiner, sondern auch größer zu machen. Trotzdem konnte er mit seiner Länge von fast zwei Metern ohne Schwanz den größten Teil ihres Körpers schützen. Ihren Rücken. Er musste ihren Rücken schützen.
Als er mit seinen Jaguaraugen zu ihr aufschaute, stand sie immer noch, war immer noch entschlossen zu kämpfen.
Deine Fähigkeit zu gehorchen bedarf der Verbesserung, Rotschopf. Leg dich auf den Boden. Sofort! Schnell!
»Warum?« Sie sank auf die Knie.
Leg dich auf den Rücken und halte deine Messer bereit, wobei ich es als Gunstbezeugung betrachten würde, wenn du versuchst, mich nicht zu stechen.
Sie sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren, doch nach einem kurzen Moment des Zögerns tat sie schließlich, was er ihr befohlen hatte. Als der erste Drader auf sie herabstieß, warf sich Jag auf sie und bedeckte sie mit seinem Tierleib.
Bleib unter mir. Und sag mir, wenn du irgendwo gebissen wirst.
»Jag, das wird nicht funktionieren. Wir müssen sie töten.«
Ich werde die, an die ich rankomme, totbeißen.
»Und die anderen werden warten und den Rest der Nacht versuchen, an mich ranzukommen. Der Dämon entkommt uns.«
Scheiß auf den Dämon. Ich versuche gerade dafür zu sorgen, dass du am Leben bleibst. Wenn ich aufstehe, werden sie sich auf dich stürzen. Innerhalb von Minuten bist du tot.
Der Schwarm Drader kam herab, stürzte sich auf sie und drängte sich in jede Lücke. Und sie kamen an sie dran, verdammt. Er schnappte nach ihnen, fraß die Kreaturen, die nach nichts schmeckten, einen Drader nach dem anderen, doch ihre Zahl schien nicht weniger zu werden.
Sie kriegen dich.
»Mir geht’s gut.« Doch ihr Tonfall ließ etwas anderes vermuten. Er hörte Schmerz in ihrer Stimme. Und einen Anflug von Furcht.
Seine Erinnerung katapultierte ihn an einen anderen Ort, in eine andere Zeit zurück. Er spürte wieder die Schläge auf seinen damals viel jüngeren Körper, die Fäuste, die auf ihn einhieben, während die wütende Stimme des Anführers der Enklave über dreieinhalb Jahrhunderte hinweg in seinem Kopf widerhallte.
»Du hast sie sterben lassen. Du hast sie sterben lassen! Du selbstsüchtiger, kaltherziger Mistkerl.«
Ja, ja, genau das war er. Aber nicht heute Nacht. Nicht heute. Olivia würde nicht sterben, während er sicher und geschützt dalag. Nutzlos.
Bunte Lichter blitzten auf, als er wieder menschliche Gestalt annahm. In einem Winkel seiner Wahrnehmung hatte er das Gefühl ihres weichen Körpers unter sich genossen. Dann hatten die Drader angegriffen, und jeder lustvolle Gedanke war verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben.
»Was machst du da?«, rief Olivia.
Er sprang von ihr hoch. »Roll dich zusammen, Rotschopf!«
Die Drader stürzten sich auf sie beide, doch er packte die auf dem Boden liegenden Messer und bekämpfte sie mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft. Er hielt sie sich so gut wie möglich vom Leib, aber all seine Gedanken drehten sich nur um sie. Er musste die töten, die ihr nahe kamen.
Sie wird nicht sterben.
Der Blick dieser grauen Augen würde nicht kalt werden und brechen, dieser wache Geist verlöschen. Nur die Göttin wusste, was sie mit ihm angestellt hatte, aber sie hatte eine Saite in ihm berührt, war mit ihm in einer Weise verbunden wie noch keine andere Frau je zuvor. Sie mochten zwar die ganze Zeit miteinander streiten, aber er fing allmählich an, sie gern zu haben, verdammt. Er hatte sie gern. Er würde sie nicht sterben lassen.
Olivia ignorierte seinen Befehl, setzte sich auf und stach fast genauso schnell wie er auf Drader ein. Trotzdem wurden sie weiter angegriffen. Es mussten wohl an die fünfzig sein. Mit zwei Händen konnte er sie nicht alle bekommen. Sie saugten sich an seinen Schultern fest, seinem Kopf, am Rücken, an den Seiten und den Beinen.
»Jag, verwandle dich wieder!«
»Nein.«
»Du dummer, sturer Krieger!«, brüllte sie.
Er beachtete sie nicht, sondern konzentrierte sich nur auf eine einzige Sache: Drader töten. Er kämpfte, bis ihm der Schweiß in Strömen über die Schläfen lief, bis sein ganzer Körper in brennenden Schmerz gehüllt war. Bis seine Beine schwächer wurden.
Die verdammten Drader würden gewinnen. Er wusste nicht mehr, was er tun sollte. Was er getan hatte, war nicht genug.
Es war nicht genug.
Ach, heilige Göttin, was soll ich nur tun?
Die Frage durchfuhr die vor Angst bebende Olivia, während sie die Drader mit einer Verzweiflung bekämpfte, die sie im Verlaufe von über fünfeinhalb Jahrhunderten noch nie erlebt hatte. Weil sie sie nicht auf ihre Art bekämpfen konnte, indem sie ihnen die Lebenskraft nahm; denn Jag würde es merken.
Doch wenn sie es nicht tat, wenn sie nicht bald die Drader erledigten, würden sie beide sterben.
Jag ragte über ihr auf und tötete die meisten Drader, die versuchten, sie anzugreifen. Sie schaute auf und keuchte vor Schreck, als sie ihn ansah. Sie bedeckten ihn. Sie bedeckten seinen ganzen Körper. Noch während sie hinsah, begannen seine Bewegungen langsamer zu werden, und er schwankte, als wäre er betrunken.
Sie waren dabei, ihn umzubringen.
»Jag, verwandle dich!«
»Nein.« Seine Stimme war flach und tonlos, als hätte er sich bereits mit seinem Tod abgefunden.
Doch wenn er sich verwandelte, würde er nicht sterben, verdammt noch mal. In seiner tierischen Gestalt konnten sie ihm nichts anhaben.
Oh Gott, er opferte sein Leben in dem hilflosen Versuch, ihres zu retten, wenn sie doch eigentlich nur den Dradern, die um sie herum waren, die Lebenskraft nehmen musste, um nicht zu sterben.
Womit sie ihr Geheimnis verraten würde.
Womit ihr Leben vernichtet wäre.
Aber welche andere Wahl hatte sie?
Wenn sie nichts tat, wenn sie zuließ, dass die Drader ihn töteten, und sich dann selber rettete, würde keiner es je erfahren, und ihr Geheimnis wäre gewahrt. Und der Mann, der sein Leben für sie opferte, wäre tot.
»Jag, hör mir zu. Du musst dich verwandeln. Sie können mir nichts anhaben.«
Er sah sie noch nicht einmal an.
»Jag, ich bin von Dradern geküsst worden!«
Aber er reagierte immer noch nicht, konzentrierte sich nur darauf, am Leben zu bleiben. Damit sie beide am Leben blieben.
Sie krabbelte unter seinen wirbelnden Klingen hervor und rappelte sich mühsam auf, denn das Gift des Dämons schwächte sie immer noch.
Er fuhr mit gehetztem Blick zu ihr herum. »Olivia, nein. Sie werden dich umbringen.«
»Sie können mich nicht umbringen, es sei denn, ich lasse es zu.« Sie ließ seinen Blick nicht los und zwang sich zuzuschauen, wie er allmählich begriff, während sie die Arme ausbreitete und sich von ihnen beißen ließ, um sie dann auszusaugen, ohne sich gegen sie zu wehren. Sie brauchte sich nicht gegen sie zu wehren.
Als seine Augen ganz groß wurden, weil er endlich begriff, hatte sie das Gefühl, ihr würde ein Messer in die Brust gestoßen werden.
»Sie können mir nichts anhaben, Jag. Verwandle dich!«
Und endlich tat er es, während er sie weiter ansah. Aufs Neue beobachtete sie den magischen Moment, erlebte, wie die Funken stoben und die freigesetzte Energie auf ihrer Haut kribbelte. Mit wütendem Kreischen schossen die Drader, die an ihm geklebt hatten, hoch in die Luft, um sich dann auf sie zu stürzen. Als sie sie wie eine Decke aus vielen Mäulern bedeckten, sah sie den Jaguar zu Boden sinken, weil ihn die Verwandlung den letzten Rest Kraft gekostet hatte.
Sie musste die Drader schnell aussaugen, sonst würden diese sie umbringen, ehe sie es schaffte, sich zu retten; doch was war, wenn sie dabei auch Jags Energie anzapfte? Konnte sie ihm in seiner tierischen Gestalt etwas anhaben? Sie wusste es nicht und wollte es nicht riskieren. Er hatte keine Reserven mehr.
Olivia stolperte von ihm weg. Ihr ganzer Körper war mit Dradern bedeckt, und das Gift des Dämons schwächte sie zusätzlich. Doch noch während sie sich wegbewegte, nahm sie schon Energie zu sich. Erst langsam, dann immer gieriger, während sie den Abstand zwischen sich und Jag vergrößerte. Sie nahm die Nahrung in noch größeren Zügen zu sich. Und schließlich öffnete sie sich ganz und verschlang die Energie der Drader, sodass sie immer stärker wurde und festeren Stand bekam, während die Drader schwächer wurden, bis sie einer nach dem anderen von ihr abfielen und sich in kleinen Rauchwölkchen auflösten.
Ihre Haut war aufgerissen und brannte von Dutzenden Draderbissen, und ihr Körper war immer noch langsam und lethargisch vom Dämonengift, aber sie fühlte sich wieder stark, ihre Lebenskraft war wieder aufgefüllt.
Wenn da nur nicht diese verkrampfte Anspannung in ihrem Bauch gewesen wäre, die schreckliche Gewissheit, dass ihr Leben zu Bruch gegangen war.
Sie drehte sich um und ging mit bleischweren Füßen über den mit Laub bedeckten Boden zu Jag zurück. Er lag immer noch, hatte sich jedoch auf den Bauch gedreht und das Kinn ruhte auf seinen Tatzen, während er mit durchdringendem Jaguarblick beobachtete, wie sie näher kam.
Er weiß, was ich bin.
Schwäche breitete sich in ihren Gliedern aus, und ihre Haut wurde ganz kalt, als ihr die volle Tragweite dessen, was sie getan hatte, offenbar wurde.
Jag wusste es. Ihr Leben war vorbei. Ihre Arbeit. Die therianische Wache würde sie nie wieder in ihre Nähe lassen. Kein Therianer würde sich ihr mehr nähern. Sie würde ausgestoßen werden. Geächtet.
Olivia presste eine Faust gegen ihren Bauch, als könnte sie so das Entsetzen, das wie eine Flutwelle über ihr zusammenschlug, eindämmen.
Früher oder später würde jemand der Bedrohung, die sie darstellte, ein Ende bereiten, indem er ihr den Kopf abschlug oder ihr das Herz herausriss.
Würde Jag dieser Jemand sein? Würde es jetzt gleich passieren? Heute Nacht?
Die Göttin stehe ihr bei, sie musste fort von ihm.
Sie drehte sich um. Das Grauen drückte ihr den Brustkorb ein, bis sie kaum noch atmen konnte, bis sie meinte, ihr Körper würde in sich zusammenbrechen, sodass ihr Herz explodierte und sie zu Staub wurde.
Wo sollte sie hin? Sie hatte nichts außer der Kleidung, die sie trug. Nichts.
Sie bewegte sich, als würde sie durch Eiswasser waten. Jeder Schritt war ein Kampf, während ihr Körper allmählich taub wurde. Schmerzhaft erstarrt ging sie durch den Wald. Sie schlug keine bestimmte Richtung ein, hatte kein Ziel. Nur fort. Fort von der Wahrheit.
Sie bemerkte Jags Kommen nicht. Wusste nicht, ob er sie auf zwei Beinen oder allen vieren eingeholt hatte, doch plötzlich legten sich Finger fest um ihren Arm und rissen sie zu einem Mann herum, auf dessen Gesicht, in dem sich die Wunden bereits wieder schlossen, blanke Wut lag.
»Du hättest mich beinahe sterben lassen!«
Sie blinzelte; denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass dies seine ersten Worte sein würden, nachdem er die Wahrheit über sie erfahren hatte. Aber vielleicht hätte sie darauf vorbereitet sein sollen. »Es wäre so einfach gewesen.« Die Worte kamen tonlos und voller Schmerz über ihre Lippen. »Keiner hätte es je erfahren. Aber ich konnte es nicht tun. Ich konnte dich nicht sterben lassen, um mich selber zu retten.«
»Du verdammte, energiesaugende Schlampe. Ich war bereit, mein Leben für dich herzugeben!« Er stieß sie von sich, und sie taumelte nach hinten, wobei sie fast das Gleichgewicht verlor.
»Ich weiß. Ich konnte dich das nicht tun lassen. Lass mich gehen, Jag. Lass mich einfach nur weggehen. Du wirst nie wieder von mir hören. Ich werde irgendwohin gehen, wo ich weit von den Therianern entfernt bin.« Natürlich würde es fern der Therianer wenige bis gar keine Drader geben. Sie könnte nicht mehr ihrer Bestimmung folgen. Ihr Leben hätte keinen Sinn mehr. Der Schmerz drückte ihr die Kehle zusammen, als sie versuchte zu sprechen. »Keiner wird je wieder von mir hören.«
Jag kam langsam auf sie zu. Seine ganze Haltung, jede einzelne Bewegung wirkte bedrohlich. Eine Stimme in ihrem Innern rief ihr zu wegzulaufen, die Stimme, die jenen Teil in ihr verkörperte, der leben wollte, egal wie leer das Leben auch sein mochte, das vor ihr lag.
Aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Jag wollte seine gnadenlosen Forderungen erfüllt sehen, und sie brachte es nicht über sich, davor wegzulaufen … vor ihm wegzulaufen. Sie bezweifelte, dass sie überhaupt laufen konnte, während das Gift des Dämons immer noch zäh in ihrem Blut verharrte.
Die gefährliche Wut in Jags Augen verstärkte ihren Herzschlag zu einem pochenden Dröhnen in ihren Ohren, und sie hatte das Gefühl, als würde sie sich jetzt endlich dem Schicksal stellen, das schon immer, schon seit der Nacht, in der ihre Mutter gestorben war, über ihrem Kopf schwebte.
Jag kam immer näher auf sie zu und zwang sie zurückzuweichen, weil er sie sonst zu Boden gestoßen hätte. Erst als sie mit dem Rücken gegen einen Baum stieß, drängte er sich nicht mehr dichter an sie heran, sondern ragte mit seinem mächtigen Körper, der im Mondlicht schimmerte, einfach nur vor ihr auf. Er strahlte eine glühende Hitze aus, während seine Miene so hart wie Granit wurde.
Er riss eine Hand hoch und drückte sie direkt über ihrem Kopf gegen den Stamm.
Eben noch hätte sie vielleicht gemeint, er müsste wieder Kraft sammeln, doch sie spürte, dass die Energie, die durch seinen Körper strömte, ungebrochen und stark war. Er hatte sich vollständig vom Angriff der Drader erholt; nur die Bisse waren noch zu sehen.
Ein garstiger Zug lag um seinen Mund. »Kein Wunder, dass du schneller und stärker bist, als du eigentlich sein solltest. Du nimmst deinem Gegenüber die Kraft.«
»Ich töte niemanden. Ich habe noch nie auch nur jemanden verletzt.« Eiseskälte breitete sich in ihrem Innern aus und ließ alles erstarren, womit sie in Berührung kam. »Ich kontrolliere es, Jag.« Ihre Stimme klang hölzern. Tonlos, in völligem Gegensatz zu dem Chaos, das in ihrem Kopf herrschte. »Ich habe es immer kontrolliert.« Fast immer.
Tief im Innern schrie eine dünne, verzweifelte Stimme auf. Bitte ihn darum, es nicht weiterzuerzählen. Bitte ihn darum, dein Geheimnis zu bewahren. Doch es gab niemanden, dem sie weniger getraut hätte als diesem Krieger des Lichts. Er würde mit ihr spielen, bis er ihr den Todesstoß versetzte. Er würde sie quälen. Doch am Ende würde er zuschlagen. Daran gab es für sie keinen Zweifel.
Seine andere Hand fuhr hoch, packte ihr Kinn und drückte ihren Kopf hoch. »Du warst es, die ich gestern im Besprechungszimmer spürte.« Er knurrte. Es war ein leiser, gefährlicher Laut. »Du hast von unserer Energie gezehrt.«
Olivia schluckte krampfhaft. »Ja. Ich nehme häufig Nahrung in geringen Mengen zu mir. Das tut keinem weh. Noch nie hat jemand etwas davon gemerkt.«
Die Hand, die ihr Kinn umfasst hatte, glitt zu ihrer Kehle und umklammerte sie, als er sie hochzog, bis sie auf den Zehenspitzen stand. Ihr Herz begann laut zu schlagen. Wenn er beschloss, ihrem Leben ein Ende zu setzen, würde er es auch tun. Ihre Ausbildung und Überlegenheit in manchen Bereichen konnte es mit seiner rohen Kraft und der Energie seines Tieres nicht aufnehmen.
Sie würde Zeit brauchen, um ihm seine ganze Lebenskraft zu nehmen. Ihr den Kopf abzureißen war dagegen eine Sache von Sekunden.
»Zehre jetzt von mir«, knurrte er.
»Nein.« Sie konnte nur krächzen, weil er ihr immer noch den Hals zusammendrückte.
Er drückte noch fester zu, bis ihr Tränen in die Augen stiegen.
»Tu es!«
Ihr Magen zog sich zusammen und verkrampfte sich so sehr, dass sie befürchtete, sich übergeben zu müssen. Doch sie öffnete sich und begann Nahrung zu sich zu nehmen. Gierig.
Seine Hand verkrampfte sich. »Halt«, knurrte er.
Sie hörte auf. Sein Griff entspannte sich, und sie holte zu schnell Luft, sodass sie einen Hustenanfall bekam.
»Und jetzt nimm die Energie in der Geschwindigkeit zu dir, wie du es im Besprechungsraum getan hast.«
Sie schaute in seine kalten, sehr kalten Augen. Sie musste kräftig schlucken, um die Tränen zurückzudrängen, die ihr in die Augen gestiegen waren. Dann zwang sie sich, in ihrer normalen, langsamen Weise Nahrung zu sich zu nehmen.
»Es ist anders«, murmelte er, als würde er mit sich selber reden. »Sieht so aus, als hätte ich Glück. Du kannst mich nicht aussaugen, ohne dass ich es mitbekomme, nicht wahr?«
»Noch nie hat einer etwas gemerkt.«
Langsam ließ er sie los und trat einen Schritt zurück. Er verschränkte die Arme vor seiner mächtigen Brust und stellte sich breitbeinig vor sie hin, sein Geschlecht lag groß und schwer an seinem Schenkel.
Er legte den Kopf zur Seite und musterte sie mit wütend zusammengezogenen Brauen.
Olivia wartete, Schweiß trat auf ihre Stirn, und der Baum in ihrem Rücken war das Einzige, was verhinderte, dass sie unter der Last des Unheils, das ihr drohte, zusammenbrach.
»Sieht so aus, als hätten wir es hier mit einem ganz besonderen Sachverhalt zu tun, nicht wahr, Süße?«, meinte Jag und zog dabei die Worte in die Länge. Die rasende Wut, die seine Stimme eben noch hatte scharf klingen lassen, war verschwunden, doch die Boshaftigkeit, die jetzt darin mitschwang, jagte ihr einen kalten Schauer der Angst über den Rücken. »Was meinst du wohl, was passiert, wenn alle erfahren, was du in Wirklichkeit bist?«
Ganz benommen vor Angst und Entsetzen starrte sie ihn an. »Wir wissen beide, was passieren wird.«
»Ja, ganz genau wissen wir das.« Jag schnalzte mit der Zunge und musterte sie mit einem Blick, der immer hinterlistiger wurde, was ihre Furcht noch verstärkte. »Lyon könnte unter Umständen befehlen, dich auf der Stelle zu töten. Er wird bestimmt keinen Bedarf an deinen Diensten mehr haben, und ich garantiere dir, dass er dich nie wieder auch nur in die Nähe des Hauses des Lichts oder der Strahlenden lassen wird. Die Wache wird dich rausschmeißen. Eigentlich könntest du die Jungs ja bis auf den letzten Tropfen aussaugen.«
»Ich töte nicht.« Sie schluckte, denn es war eine Lüge. Sie hatte nur sehr, sehr lange nicht mehr getötet.
»Aber du könntest es. Verdammt, du könntest sie im Schlaf ermorden, und sie würden es noch nicht einmal merken. Wenn die Zauberer dich in die Finger bekommen und umgewandelt hätten, wärest du wohl zu ihrer mächtigsten Waffe geworden. Da ist nur eins … ich spüre, wenn du Nahrung zu dir nimmst.«
Ihr Tanktop fing an, feucht zu werden vor Schweiß. Er stand zu nah vor ihr und vibrierte förmlich vor Wut, während er mit ihr spielte.
»Ich bin nicht gefährlich, Jag. Ich wurde von Dradern geküsst, als ich sieben war.«
Das schien ihn zu verblüffen, aber nicht lange. Er bedachte sie mit einem hässlichen Lächeln. »Willst du, dass ich dein Geheimnis für mich behalte, Süße?«
Leise Hoffnung keimte in ihr auf, sank aber sofort wieder in sich zusammen. Das war Jag, der vor ihr stand. Sie konnte ihm nicht trauen. Nie.
»Vielleicht sollten wir zu einer kleinen Übereinkunft kommen«, meinte er gedehnt.
Olivia fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und unterdrückte den Drang, die Augen zu schließen. Heilige Göttin, ich ertrage es nicht länger! Was wollte er von ihr? Wie lange würde er sie noch quälen, ehe er schließlich die Guillotine auf sie heruntersausen ließ? »Was für eine … Übereinkunft?«
Ein langsames, lüsternes Lächeln verzog seine Lippen. »Du tust genau das, was ich dir sage, kleiner Rotschopf.«
»Und …?« Was dann? Würde er sie dann weiterleben lassen oder nichts erzählen? Das machte einen verdammt großen Unterschied.
»Und du wirst genau das tun, was ich dir sage.« Er streckte einen Finger aus und fuhr mit ihm von ihrem Hals zu ihrer Brust und dann bis zum Saum ihres Tanktops. »Zieh deine Sachen aus, Süße. Jedes einzelne Fitzelchen. Und dann runter auf alle viere.«
Ihr ganzer Kopf fing an zu kribbeln, während Wut und Verzweiflung miteinander rangen. »Ich werde nicht deine Sklavin sein, Jag.«
Mit einem Schritt stand er dicht vor ihr und forderte sie mit seinem Blick heraus, irgendetwas am Unausweichlichen zu ändern. Seine Hand schloss sich um ihre Brust, und er drückte fest zu, sodass es beinahe wehtat. »Du wirst alles sein, was ich will. Ab jetzt gehörst du mir, Rotschopf. Mir ganz allein.«
Seine Worte weckten ihren Stolz, versetzten sie in Wut. Zur Hölle mit ihm. Zur Hölle. Als sie in seine grausamen Augen starrte, erwachte ihr Stolz erst recht, doch gleichzeitig wallte Hoffnung in ihr auf und ließ ihre Hand verharren, obwohl das Einzige, was sie wollte, war, ihn zu schlagen.
Wenn sie tat, was er wollte, würde er dann ihr Geheimnis bewahren?
Sie konnte es nur vermuten. Jag tat, was Jag wollte und sonst nichts.
Aber wenn er es nun tat? Wenn er nun schwieg, wenn sie sich ergab und sich für ihn zur Hure machte?
Nein, sie hatte gesehen, wie er vorging. Er wollte nicht, dass sie sich ergab. Er wollte Auseinandersetzung. Kampf. Er wollte keine gefügige Hure. Er würde nur glücklich sein, solange er wusste, dass sie jede Minute, in der er mit ihr machte, was er wollte, hasste.
Das stellte kein Problem dar. Überhaupt keins. Denn es wäre die reine Wahrheit.
Aber würde das reichen? Und wie lange würde sie das Ganze aufrechterhalten können? Wie lange konnte sie sein Interesse wachhalten, sodass er sie nicht verriet?
So lange, wie es sein musste.
Sie spielte mit dem Feuer. Doch was blieb ihr anderes übrig? Verbannung, vielleicht sogar der Tod. Oder Jag.
Ihr Stolz oder ihr Leben.
Da gab es keine Diskussion. Die Antwort stand fest.
Als ihr Blick auf sein Geschlecht fiel, das bereits sichtbar zum Leben erwachte, knöpfte sie ihre Hose auf.