Nachdem ich eine Weile auf der Couch gelegen und die Decke angestarrt hatte, wusste ich, dass ich dieses Mal nicht alleine weiter kommen würde. Je länger ich die Decke betrachtet hatte, desto überzeugter war ich davon, dass die Stelle, die ich dort oben immer so erbost und wütend anstarrte, bestimmt schon viel abgenutzter sein musste als der Rest. Konnte man Wandfarbe zerdenken?
Seufzend griff ich nach meinem Telefon und wählte zuerst Elenas Nummer. Sie meldete sich mit dem überraschten Ton in der Stimme, den sie immer aufsetzte, wenn ich anrief. Er war dazu gedacht, mir beizubringen, dass ich öfter anrufen sollte. In Wahrheit bewirkte er genau das Gegenteil.
»Hi, ich habe Mist gebaut«, meldete ich mich und sah praktisch vor mir, wie meine Schwester mit den Augen rollte.
»Was hast du gemacht?«, wollte sie wissen und verkniff sich wohlweislich den vorwurfsvollen Ton.
»Ich kann nicht ins Detail gehen, aber Frederik ist sauer auf mich. Wie mache ich das rückgängig?«, fragte ich und wünschte mir verzweifelt, von meiner Schwester einen kompetenten und simplen Drei-Schritte-Plan zu bekommen. Immerhin war sie verheiratet, sie musste also Bescheid wissen!
»Kannst oder willst du nicht ins Detail gehen?«
»Elena!«, warnte ich sie und hörte ihr Seufzen.
»Wie soll ich dir helfen, wenn ich nicht weiß, wie gravierend es ist?«
Ich konnte nicht leugnen, dass da etwas dran war. »Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich es so um fünfzehn einordnen. Und komm mir jetzt nicht mit Sex und aufreizender Unterwäsche!«
Mir entging nicht, dass Elena tief Luft geholt hatte, als ich den Schaden benannt hatte. »Also, wenn Stephan so richtig sauer ist, dann hole ich immer Tickets für ein blödes Fußballspiel und gehe mit, um mich dann im Stadion zum Affen zu machen, indem ich wie alle anderen auch einen Schal schwenke und irgendwelche Sachen gröle.«
»Aha.« Ich versuchte wirklich, damit zu arbeiten. Aber irgendwie schien es mir nicht auf meine Situation anwendbar zu sein.
»Ansonsten, – ich sage es nur ungern: Sex und hübsche Unterwäsche.« Elenas Stimme war im Laufe des Gesprächs deutlich leiser geworden und ich vermutete, dass Stephan sich im gleichen Raum befand.
Bevor sie noch etwas sagen konnte, murmelte ich: »Danke.«
Ich legte auf und wählte direkt die nächste Nummer. Mo brauchte etwas länger, um abzuheben und klang verdächtig atemlos.
»Helen, was gibt es?«
»Hey. Also: Ich habe Frederik verärgert und brauche einen Tipp, wie ich es wieder gut machen kann.«
»Wofür interessiert er sich denn?«, fragte die Freundin meines Bruders.
»Woher soll ich das wissen?«, herrschte ich sie an und wurde mit einem lauten Lachen bestraft. Dann wurde ihre Stimme deutlich gedämpft und ich hörte, wie sie mit jemandem redete. Anschließend klang es, als würde sie um das Telefon rangeln.
Schließlich hörte ich die belustigte Stimme meines Bruders und schloss die Augen. »Helen. Wer hätte bloß damit gerechnet, dass du Ärger machen würdest?«
Ich schnaubte nur verächtlich. »Gib mir wieder Mo.«
»Mo hat leider nicht die geringste Ahnung«, erwiderte er gelassen und ich hörte ein Geräusch, das verdächtig so klang, als hätte Mo ihn geboxt.
»Ach so, und du hast die Weisheit mit Löffeln gefressen?« Sarkasmus tropfte aus jedem meiner Worte.
»Zufälligerweise ja. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, männlich zu sein und damit dein bester Ansprechpartner.«
Ich schnaubte und hoffte, so meine Meinung deutlich zu machen. »Und was rätst du mir?«
»Da ich dich ziemlich gut kenne: Mit ihm reden. Sag ihm, was er hören will«, riet mein Bruder mir.
Vor Entsetzen, weil er genau ins Schwarze getroffen hatte, blieb mir der Mund offen stehen. »Aber-«, setzte ich stammelnd an und brach wieder ab.
»Gern geschehen, Schwesterherz. Garniere deine wortreiche Erklärung noch mit einer Entschuldigung und einem hübschen Geschenk.«
Kurz kaute ich nachdenklich auf meiner Unterlippe herum. »Ein Geschenk?«, fragte ich dann vorsichtig nach.
»Na, irgendetwas wofür er sich interessiert«, flötete mein Bruder in den Hörer. »Männerkram eben, Computer, Videospiele, DVDs, Bücher, Sportklamotten – du kennst ihn vermutlich besser als ich. Das hier wird keine Unterhaltung über Sex oder Dessous.«
»Danke«, sagte ich und legte auf.
Ich strich mir mit beiden Händen durch die Haare. Daniel war erstaunlicherweise zumindest hilfreicher gewesen als Elena, aber ich hatte das Gefühl, statistisch gesehen noch nicht genug Leute befragt zu haben. Schweren Herzens wählte ich die nächste Nummer.
»Helen! Um Himmels Willen, was ist passiert?« Meine Mutter klang geradezu bestürzt.
»Nichts«, erwiderte ich gereizt. »So selten rufe ich auch wieder nicht an.«
»Natürlich nicht«, murmelte Mama und ich konnte die Ironie hören.
»Was machst du, wenn du Streit mit Papa hast und ihn versöhnen willst?«, fragte ich und versuchte, so unbeteiligt wie möglich zu klingen.
Dennoch schwieg sie einen Moment – schließlich war sie keine Idiotin. »Sein Lieblingsessen kochen«, antwortete sie nach einer Weile und ließ am Ende des Satzes eine bedeutungsschwangere Pause, die ich automatisch mit »Und Sex« auffüllte. Hatte denn niemand eine andere Lösung, um Streit beizulegen? Du meine Güte!
Eigentlich war ich nur wütend, weil ich genau wusste, dass das bei Frederik nicht ziehen würde. Zumal unser Verhältnis so angefangen hatte.
»Du meinst Leber?«, erkundigte ich mich.
»Ja, und er weiß, dass ich das Zeug hasse. Es ist also ein Zeichen von Zuneigung.« Sie schwieg wieder und ich ahnte, dass sie darunter litt, dass ich ihr nichts erzählt hatte. Doch sah sie davon ab, mich zu fragen, weil sie vermutlich fürchtete, dass ich sie abweisen würde.
Schweren Herzens seufzte ich. »Sein Name ist Frederik, er ist etwas älter als ich und umwerfend. Ich wollte mir nur sicher sein, bevor ich ihn euch vorstelle.«
Meine Mutter wäre nicht meine Mutter gewesen, wenn sie nicht im gleichen Moment strafend gesagt hätte: »Dann sieh zu, dass du das wieder hinbiegst, Helen!«
»Ja, Mama.«
Dieses Mal war es meine Mutter, die auflegte. Ich runzelte die Stirn und ließ Revue passieren, was ich meiner Mutter da gerade erzählt hatte. Wobei wollte ich mir bitte sicher sein? Um Himmels Willen! Ich redete einfach nur noch Unsinn.
Einige Stunden später betrachtete ich sehr zufrieden meine neuen Einkäufe. Ich hatte darüber nachgedacht, was mir geraten worden war und war dann zum Einkaufszentrum aufgebrochen.
Ich hatte geduscht und mich hübsch zurechtgemacht. Nun würde ich die Geschenke für Frederik vor seiner Tür stapeln, klopfen und dabei mein Verlangen unterdrücken, mich zu übergeben. Meine wortreiche Entschuldigung hatte ich in meinem Kopf schon mehrfach geübt.
Trotzdem musste ich doch schwer schlucken, bevor ich klopfte. Es dauerte sehr lange, bis Frederik mit einem missmutigen Gesicht die Tür öffnete.
Schnell rasselte ich meinen Text hinunter, bevor mich endgültig der Mut verließ. »Estutmirsoleidwennduwillsterzähleichdirallesbittehabmichnochlieb!«
»Was? Ich habe kein Wort verstanden!«, rief Frederik aufgebracht, sah aber schon weniger ablehnend aus. Sein Blick glitt nach unten und ich konnte sehen, wie er den Kasten Bier, die Playstation und die Blu-rays begutachtete.
»Was ist das?«, fragte er misstrauisch und deutete auf meine Geschenke.
»Mein Versöhnungsangebot. Ein Männer-Blumenstrauß, wenn du so willst.«
»Männer-Blumenstrauß?«, wiederholte er fassungslos.
Ich fühlte mich verpflichtet, ihn aufzuklären: »Na, wenn Frauen sauer sind, gehen Männer los und kaufen Blumensträuße oder Schmuck. Aber ich konnte hier ja schlecht mit einem Diamantring aufkreuzen.«
Seine Mundwinkel zuckten, aber ich sah, dass er mit sich kämpfte. Als holte ich Luft und trug meinen Text noch einmal vor, dieses Mal langsamer: »Es tut mir leid. Wenn du mich noch willst, dann erzähle ich dir alles, was du wissen willst.«
Frederik grunzte – oder zumindest klang es verdächtig danach. »Natürlich will ich dich noch. Komm rein.«
»Sofort, ich muss vorher noch etwas holen, damit die ganze Geschichte verständlicher wird.«
Ich drehte mich und schlüpfte schnell in meine Wohnung. Mir war noch immer nicht ganz wohl dabei, aber noch schlimmer fand ich die Vorstellung, mein Leben ohne Frederik zu fristen.
In der untersten Schublade meines Schreibtischs lag der Bilderrahmen und wie immer konnte ich nicht verhindern, dass mein Magen sich verkrampfte, als ich ihn in die Hand nahm. Ich löschte das Licht und betrat wieder Frederiks Wohnung.
Er hatte die Blu-rays in der Hand und starrte mich vollkommen entsetzt an. »Das sind ja gar keine Spiele für die Playstation!«
Ich schlug die Hand vor die Stirn. Videospiele! Natürlich, darauf hätte ich auch kommen können. Dabei hatte ich gedacht, ich würde ihm trotzdem eine Freude machen.
»Männer stehen doch auf so etwas…« Meine Stimme wurde am Ende des Satzes merklich leiser.
»Du hast mir Pornos geschenkt«, murmelte Frederik völlig fassungslos und legte die Hüllen auf den Tisch.
»Daniel hat mir zu Filmen geraten«, jammerte ich sofort.
Frederik grinste mich schief an. »Ich würde vermuten, dass er eine andere Art von Filmen meinte. Actionfilme? Komödien? Horrorfilme vielleicht?«
Betroffen starrte ich auf den Boden. »Du musst das positiv sehen, immerhin bin ich- äh- locker.«
Er lachte und ließ sich auf das Polster fallen. »Du bist einfach unbegreiflich.«
Mein Magen schien eine Tonne zu wiegen, als ich die Couch umrundete und neben ihm Platz nahm. »So unbegreiflich bin ich gar nicht.«
Meine Finger hatten sich um den Bilderrahmen verkrampft und ich wusste nicht einmal, wo ich anfangen sollte. »Es tut mir leid«, sagte ich noch einmal und spürte, dass die Tränen aufstiegen.
Frederik seufzte, nahm mir den Rahmen aus der Hand und zog mich in seine Arme. Er streichelte meinen Rücken und ich atmete seinen Duft ein, als würde ich ertrinken und nur das könnte mich retten.
»Ich bin etwas überfordert«, flüsterte ich an dem weichen Stoff, der seine Schulter umspannte.
»Ach was?«, fragte er sarkastisch.
»Niemand weiß davon, nicht einmal Elena.«
Statt einer Antwort streichelte Frederik einfach meinen Rücken und wartete, geduldig wie eh und je.
Schließlich richtete ich mich auf und begann meine Beichte: »Es ging alles so wahnsinnig schnell damals, dass ich einfach den Zeitpunkt verpasst habe, meiner Familie davon zu erzählen. Als es dann den Bach heruntergegangen war, sah ich keinen Grund mehr, überhaupt darüber zu reden.«
Es half immens, dass Frederik weiter über meinen Rücken strich und mir zwischendurch den Nacken kraulte. »Ich habe Ole kennengelernt und eh ich es mich versah, zog er mehr oder weniger bei mir ein. Wobei, das stimmt nicht ganz: Er war einfach andauernd da. Er war Lyriker und grübelte stets über irgendwelchen philosophischen Problemen. Keine Ahnung, was ich an ihm fand. Ich hatte zwei Aushilfsjobs, um über die Runden zu kommen und habe jede freie Minute zum Schreiben genutzt. Schließlich fand ich kaum noch Zeit dazu, weil ich immer mehr arbeiten musste, um ihn auch noch durchzufüttern. Irgendwann war mein erster Krimi fertig und nach einer Ewigkeit habe ich mich endlich getraut, ihn Ole zum Lesen zu geben.«
Ich musste eine Pause machen und rieb mir über das Gesicht. »Er fand ihn grauenvoll. Das ist nicht einmal das richtige Wort dafür, er hat mich regelrecht fertig gemacht, dass er – der ach so große Künstler – mit einer dermaßen untalentierten Frau zusammenlebt, die keinerlei Leidenschaft in die Kunst steckt und lieber dem Geld hinterher rennt. Er hatte leicht reden, immerhin musste er ja zusätzlich zum Schreiben nicht arbeiten gehen.« Bei der Erinnerung ballten sich meine Fäuste von alleine. »Das vorläufige Ende der Geschichte ist, dass er mich verlassen hat. Am nächsten Tag kam ich von der Arbeit und von ihm war keine Spur zu finden. Er hatte sich einfach vom Acker gemacht und mich mit einer Unmenge von Selbstzweifeln zurückgelassen.«
Frederik legte die Arme um mich und ich schmiegte mich an seine Brust, plötzlich davon überzeugt, dass er niemals so etwas tun würde.
»Wie kann er dir nur so etwas einreden? Ich liebe deine Bücher! Du bist so unglaublich talentiert! «, sagte Frederik aufgebracht und zog mich ganz eng an sich.
»Ich weiß«, murmelte ich dumpf. »Und Ole wusste das auch.« Dabei ignorierte ich das bittere Brennen, das aus meinem Magen aufstieg. Auch die Tränen machten sich wieder in meinen Augen bemerkbar.
»Wie meinst du das?«
Obwohl meine Hand zitterte, griff ich nach dem Bilderrahmen und reichte ihn Frederik. Er nahm ihn und betrachtete die Seite aus dem Verlagskatalog, auf dem ein Krimi beworben wurde, der vor ein paar Jahren ein ziemlicher Erfolg gewesen war und sich bis heute gut verkaufte.
»Ja, das kenne ich. Das war sehr gut. Aber hat der Autor danach nicht eine Schaffenskrise gehabt und nichts Anständiges mehr geschrieben?«
»Du bist gut informiert«, sagte ich anerkennend und versuchte, zumindest ein schiefes Grinsen zustande zu bringen. »Aber es ist nicht verwunderlich, dass der Autor danach nichts mehr hinbekommen hat: Er ist eigentlich ein erfolgloser Lyriker und hat das Manuskript seiner Ex-Freundin geklaut, nachdem er ihr sehr eindrucksvoll klargemacht hat, dass sie eine talentlose Versagerin ist.«
Ich spuckte die Worte förmlich aus und hörte Frederik entsetzt nach Luft schnappen. »Was?«, schrie er fassungslos.
»Ole hat mein Manuskript gestohlen und während ich voller Hass auf mich und die Welt meine Schriftstellerkarriere an den Nagel hängen wollte, hat er mein Buch an einen Verlag verkauft«, fasste ich noch einmal zusammen – nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass er mich nicht verstanden hatte. »Daher kommen vermutlich meine Bindungsängste«, fügte ich noch trocken hinzu.
»Helen«, sagte Frederik und wühlte aufgebracht durch seine Haare. »Ich weiß gerade nicht einmal, was ich sagen soll.« Zum Trost legte er die Arme fester um mich und zerquetschte mich fast. »Hättest du früher etwas gesagt, dann hätte ich dieses Arschloch heute unangespitzt in den Boden gerammt.«
Seine Worte waren Balsam für meine Seele. Meine Wange an ihn geschmiegt lauschte ich einen Moment lang seinem Herzschlag. »Ich konnte einfach nicht darüber reden.«
»Jetzt kann ich das nachvollziehen.« Frederik küsste meinen Scheitel. »Warum hast du nie etwas unternommen?«
Ich lachte böse auf. »Was denn? Ich hatte keine Beweise und das Buch erschien mehr als zwei Jahre, nachdem er mich verlassen hatte. Inzwischen hatte ich mich eingekriegt und befand mich in Verhandlungen mit meinem jetzigen Verlag, da wollte ich keinen Streit vor Gericht provozieren. Außerdem hatte ich nicht genug Geld, um mir einen Anwalt zu leisten.«
Frederik dachte nach und liebkoste mich dabei die ganze Zeit weiter. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus: »Du hasst mich nicht?«
»Natürlich nicht, du Dummkopf. Wie könnte ich? Immerhin hast du mir Pornos mitgebracht.«
Wir lachten beide und ich war froh, dass ich scheinbar das Unheil abgewendet hatte. Frederik löste sich von mir und betrachtete mein Gesicht. »Sag mal, du stehst doch so auf Kategorien und Ordnung: Wo stehen wir beide denn jetzt?«
So viel zum Thema ›Unheil abwenden‹. Ich biss mir auf die Unterlippe und dachte so angestrengt nach, dass mein Kopf tatsächlich davon schmerzte. Frederik beobachtete mein Mienenspiel. »Lass dir ruhig Zeit, ich gucke mir mal deinen Filmgeschmack an.«
Entsetzt verbarg ich mein Gesicht in den Händen, aber sah durch die Finger hindurch dabei zu, wie er nach den Pornos griff.
»Kleine Luder hart gefickt 3«, las er vor und schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an. »Ich glaube, ich brauche etwas zu trinken und es ist mir egal, dass es nicht einmal nachmittags ist.«
Erleichtert nickte ich. »Ich auch, unbedingt!«
Frederik verschwand in der Küche und kam mit einer Flasche und zwei Gläsern zurück. »Wodka okay?«
»Hauptsache Alkohol«, versicherte ich ihm und griff sofort gierig nach dem Glas. Die klare Flüssigkeit brannte auf meiner Zunge und lenkte mich auf angenehme Weise von dem Klumpen in meinem Magen ab, der schon merklich kleiner geworden war, nachdem ich das große Geständnis hinter mich gebracht hatte.
Innerhalb von Minuten war ich betrunken. Keine Ahnung, ob es an dem verpassten Mittagessen lag, aber der Alkohol wanderte schneller in meinen Kopf, als Frederik brauchte, um die kleine Porno-Sammlung zu bestaunen, die ich ihm geschenkt hatte.
»So, Frau Doktor Freud: Gehe ich richtig in der Annahme, dass die Filme deine intimsten sexuellen Wünsche widerspiegeln?« Frederik grinste mich offen an.
Ich verschluckte mich fast am zweiten Wodka und wusste nicht, was ich antworten sollte. Wenn ich jetzt alles abstritt, würde das unglaubwürdig klingen und die Wahrheit konnte ich ihm unmöglich sagen.
Mit Frederik blieben in meinen Augen nämlich keine Wünsche offen – aber die Vorstellung, was dieses Geständnis mit seinem Ego veranstalten würde, hielt mich davon ab, es zu sagen. Stattdessen rümpfte ich die Nase. »Hm.«
Frederik lachte nur und stand auf, um die Disc in den Player zu schieben, während mir das Herz stehenblieb. Er wollte doch jetzt nicht allen Ernstes einen Porno mit mir gucken!
Sekunden später war das Wohnzimmer von eindeutigen Geräuschen erfüllt und ich wurde eines Besseren belehrt.
Gemeinsam sahen wir zu, wie die üppig ausgestattete Blondine auf dem Bildschirm sich über den Schwanz des ebenfalls gut bestückten Herrn hermachte, den sie gerade zufällig auf dem Parkplatz getroffen hatte. Die Art, wie sie ihn verschlang, erweckte den Verdacht in mir, dass sie genau wie ich auf das Mittagessen verzichtet hatte. Als der Penis sich mehr als deutlich in ihrem entblößten Hals abzeichnete, griff ich sicherheitshalber nach der Wodka-Flasche – wer wusste schon, wo der Film noch hinführen würde.
Frederik hielt mir sein Glas hin und bemerkte trocken: »So wollen Frauen das also?«
Erschüttert sah ich ihn an und blinzelte langsam. »Was? Der Film ist ja wohl eindeutig für ein männliches Publikum gemacht. Anders kann ich mir die ganzen Close-ups auf ihre Pussy sonst nicht erklären.«
Ich weiß nicht, woher der Mann die Ruhe nahm, aber er blickte mir geradewegs in die Augen und fragte: »Helen, hast du etwa Komplexe aufgrund deiner Weiblichkeit?«
Mein alkoholvernebelter Kopf brauchte eindeutig zu lange, um herauszufinden, dass er sich gerade gehörig auf meine Kosten amüsierte und es überhaupt nicht ernst meinte. Als es mir schließlich aufging, schlug ich nach ihm – allerdings äußerst unkoordiniert, da meine Motorik den Wodka auch schon zu spüren bekommen hatte.
Frederik wich meinem Schlag aus und zog mich stattdessen auf seinen Schoß. Im Hintergrund war nur Schmatzen und Gurgeln zu hören, was mich nicht störte, während ich gebannt in Frederiks schöne blaue Augen sah. »Bist du etwa schon betrunken?«
Ich schlang die Arme um seinen Nacken. »Gut möglich.«
»Du verträgst nicht viel, oder?« Dabei strich er bereits leicht mit seinen Lippen über meinen Hals und ich erschauerte.
»Nein, die Fähigkeit ist komplett auf meine Zwillingsschwester übergegangen.« Ich drehte den Kopf so, dass ich ihm meine Lippen anbot und seufzte leise, als er meiner Aufforderung nachkam.
Plötzlich erschien mir alles so logisch. Frederik war ein wunderbarer Mann, der bisher äußerst stoisch alle meine Ticks und nervigen Angewohnheiten ertragen hatte. Er war – perfekt. Genau das war das richtige Wort, um ihn zu beschreiben. Verträumt betrachtete ich ihn. Warum hatte ich nur so lange gebraucht, um das zu erkennen?
Ein warmes Gefühl strömte durch meinen Körper, zusammen mit dem Verlangen, direkt Nägel mit Köpfen zu machen. Ich legte die Hände um seine Wangen und suchte seine Augen, ich musste ihm einfach sagen, wie toll ich ihn fand.
Er hielt mich noch immer im Arm und bedachte mich mit einem merkwürdigen Blick, der mich bloß mehr animierte. Ich musste ihm unbedingt ein Kompliment machen und sagen, wie toll ich ihn fand – und zwar, bevor der Wodka mein Sprachzentrum lahmlegte.
»Heirate mich!«
Für einen sehr langen Augenblick schien die Welt sich sehr langsam weiterzudrehen, Frederiks Mund verzog sich vor Verblüffung und ich erstarrte in seinem Arm. Ich zählte meine Herzschläge und unterdrückte das Verlangen, hektisch nach einer Papiertüte zu suchen, um meine Atmung zu kontrollieren.
Schließlich brach ich das Schweigen. »Wow. Kein Wodka mehr für mich. Okay, zumindest bin ich mir sicher, dass der Alkohol zu 50 Prozent für mein Angebot verantwortlich ist.«
Mit dem Zeigefinger strich Frederik über meine Unterlippe und sagte leise: »Dann sollten wir vielleicht über die anderen 50 Prozent reden, wenn du wieder nüchtern bist.«
Dankbar nickte ich und ließ den Kopf auf seine Schulter sinken. Wenigstens war er nicht kreischend davon gerannt – was ich ihm nicht einmal hätte verübeln können, so wie ich im Moment drauf war.
Während ich darüber sinnierte, was ich gerade von mir gegeben hatte, kam wieder das geräuschvolle Schnaufen und Stöhnen vom Fernsehbildschirm in meinen Sinn. Aus einer spontanen Laune heraus ließ ich meine Hände auf Wanderschaft gehen und rutschte gleichzeitig in Richtung von Frederiks Knien. Überrascht zog er eine Augenbraue hoch, als ich über seine Hose strich.
»Betrunkene Frauen sind wirklich unterhaltsam«, stellte er fest und holte gleich darauf scharf Luft, weil ich seine Hose geöffnet hatte und mit der Hand nach seinem Schwanz tastete.
»Das kann schon sein. Bin ich jetzt offiziell deine Freundin?«, erkundigte ich mich, während meine Finger sich um das heiße Fleisch schlossen.
Frederik ächzte leise. »Willst du dieses Gespräch wirklich jetzt führen? Ich habe gerade- äh- leichte Konzentrationsschwierigkeiten.«
Mit einem spöttischen Gesichtsausdruck ließ ich mich von seinen Beinen gleiten und kniete nun vor ihm auf dem weichen Teppich. Meine Finger lagen nach wie vor um seine Latte. Ich streckte meine Zunge hervor und ließ die Spitze einmal über seine Eichel gleiten.
Dann zog ich seine Hose hinunter; nur zu eilig hob er seine Hüften an, um mir die Aufgabe zu erleichtern. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, strich ich genüsslich mit der Zunge an der Unterseite des Schafts nach oben, hinterließ eine feuchte Spur.
Frederiks Pupillen zogen sich zusammen und er atmete schwer. Durch den Alkohol fühlte ich mich übermütig und fragte leise: »Wäre jetzt nicht ein guter Zeitpunkt, um mir zu sagen, was ich hören will?« Dann ließ ich seinen Penis in meinen Mund gleiten und saugte kräftig.
Stöhnend strich Frederik über meinen Hinterkopf und keuchte dann: »Wenn du das möchtest, darfst du gern meine Freundin sein.«
Das versöhnte mich auf Anhieb und als Antwort presste ich meine Zunge gegen seinen Schwanz, bewegte den Kopf schneller. Sein Unterleib schob sich mir entgegen und sein leises Stöhnen erregte mich enorm.
Es dauerte nicht mehr lange, bis sein Schwanz zwischen meinen Lippen zuckte und sein Sperma in meinen Mund spritzte. Ich saugte so lange weiter, bis Frederik meine Schultern umfasste und sich aus mir zurückzog. Er lächelte mich an, in seiner Miene spiegelte sich eine Mischung aus Überraschung und Dankbarkeit wider. Nachdem er sich geräuspert hatte, fragte er mit belegter Stimme: »Und was machen wir jetzt?«
Statt einer Antwort sah ich lächelnd zur Schlafzimmertür, er folgte meinem Blick und erwiderte mein Lächeln.
In der Nacht wachte ich auf und konnte nicht wieder einschlafen – egal wie viele Schafe ich zu zählen versuchte. Weil ich Frederik nicht wecken wollte, schlich ich mich leise ins Wohnzimmer. Der Raum lag still in blasses Mondlicht getaucht vor mir.
Wir hatten das Bett nur verlassen, um kurz etwas zu essen. Rein rational wusste ich, dass ich eigentlich müde sein sollte, doch sobald ich die Augen schloss, zuckten wilde Gedanken durch meinen Kopf.
Ganz oben auf der Liste stand die Frage, ob ich mich wirklich bereit dazu fühlte, eine Beziehung zu führen. Wenn ich dem Wodka glauben durfte, wollte ich ja sogar heiraten. Dann waren da noch Ideen für neue Bücher, Rezepte, die ich ausprobieren wollte und die Frage, was ich Frederik wohl zu Weihnachten schenken sollte.
Mit einem leisen Stöhnen vergrub ich mein Gesicht in dem Sofakissen und wühlte durch meine Haare. Warum konnte ich nicht einfach schlafen und mir erst morgen wieder das Gehirn verrenken? So ein Mist!
Plötzlich bewegte sich das Sofakissen unter mir und ich sprang auf. Mit klopfendem Herzen fragte ich mich, ob ich jetzt schon halluzinierte. Das Kissen fiel von der Couch und Schröder starrte mich vorwurfsvoll an. Das hatte er sich bestimmt von Frederik abgeschaut, der konnte nämlich exakt so gucken. Nur dass der Mann dabei noch eine Augenbraue so hoch zog, dass sie förmlich über seinem Kopf schwebte.
Ich hob das Kissen auf, legte es wieder auf die Couch und verbeugte mich vor dem Kater. Dann setzte ich mich neben ihn. Schröder bewegte keinen Muskel, offenbar hatte er sich noch immer nicht entschieden, wie er überhaupt zu mir stand – es bestand also die Gefahr, dass er mir gleich mit ausgestreckten Krallen ins Gesicht springen würde.
»Sag mal, Schröder, du hast doch so ein samtiges Fell, die Katzendamen fahren bestimmt auf dich ab, oder?« Ich streckte die Hand aus, um ihn anzulocken und hoffte, dass er sie zum Dank nicht mit blutigen Kratzern verzieren würde. Er legte nur den Kopf schräg und betrachtete mich argwöhnisch.
»Na, komm schon her. Vielleicht hast du ja ein paar Beziehungstipps für mich.«
Wenigstens ließ das Tier sich jetzt dazu herab, probehalber an meinen Fingern zu schnuppern und einmal kurz an ihnen zu lecken.
»Verrat mir mehr über deinen Besitzer. Für wie verrückt hält er mich?«, fragte ich und stellte begeistert fest, dass Schröder zu mir kam und gekrault werden wollte.
»Für ziemlich verrückt«, erklang Frederiks trockene Stimme hinter mir und ich zuckte zusammen.
»Habe ich dich geweckt?« Schuldbewusst warf ich einen Blick über die Schulter.
»Nein. Hast du nicht.« Er kam zu mir geschlurft und brauchte Schröder nur anzusehen, damit dieser bereitwillig den Platz neben mir räumte. Allerdings nicht für lange, denn als Frederik saß, sprang der schwarze Kater auf seinen Schoß und machte es sich dort bequem. Das Gesicht zu mir gewandt, begann der Mann routiniert, den Kater zu streicheln. Zugegebenermaßen war ich in diesem Moment ziemlich neidisch auf das Vieh.
»Konntest du nicht schlafen?«
Ich schüttelte den Kopf und seufzte: »Zu viel Wodka, zu viele Gedanken.«
Frederiks Augen funkelten. »Träume von dir in einem weißen Kleid mit ganz vielen Rüschen?«
»Schön, dass du dich darüber lustig machen kannst.« Trotzig schob ich die Unterlippe vor.
Frederiks leises Lachen löste ein wohliges Gefühl in meinem Bauch aus. »Du willst zu viel zu schnell. Mich wundert ehrlich gesagt, dass du überhaupt strukturiert arbeiten kannst.«
»Was willst du? Dass ich dich wie ein Manuskript behandele?«, fragte ich verwirrt.
»Nein, du sollst dich mal entspannen. Du kannst nicht gestern versuchen, mich krampfhaft auf Abstand zu halten und am nächsten Tag von heiraten sprechen.«
Genervt schloss ich die Augen. »Das weiß ich selbst. Aber mein Gehirn will das irgendwie nicht akzeptieren.« Schnell fügte ich noch hinzu: »Andere Männer würden sich sicher geschmeichelt fühlen.«
»Andere Männer wären schon schreiend weggerannt, sobald sie dich in dieser umwerfenden Jogginghose gesehen hätten, die du dein Eigen nennst«, bemerkte er gelassen und ich stöhnte gequält auf.
»Okay, dann sag mir, was ich tun soll«, forderte ich von ihm und konnte nicht glauben, dass es schon so weit mit mir gekommen war.
Frederik schwieg einen Moment und sah nach unten zu Schröder, der seinen Blick gelangweilt erwiderte. »Wie lange kennen wir uns jetzt?«
Ich dachte kurz nach und kaute dabei auf meiner Unterlippe herum. Elenas Hochzeit! An dem Tag hatten wir uns zum ersten Mal gesehen und waren im Bett gelandet, aber wann war das gewesen? Gut, dass Elena gerade nicht hier war – sie wäre ausgeflippt, wenn sie mitbekommen hätte, dass ich das Datum bereits wieder vergessen hatte.
So sehr ich auch grübelte, ich kam einfach nicht darauf. »Ich weiß es nicht«, entgegnete ich verlegen.
»Drei Monate und elf Tage«, lautete die sehr präzise Antwort von Frederik, die mich für einen Moment sprachlos machte. Mir erschien der Zeitraum sehr viel länger als nur läppische drei Monate.
»Das hast du aber genau im Kopf«, brummte ich und versuchte so, meine Verlegenheit zu überspielen.
»In diesen drei Monaten und elf Tagen haben wir genau zwei Nächte miteinander verbracht. Wobei ich finde, dass die erste nicht wirklich zählt, weil du mich immerhin am frühen Morgen rausgeworfen hast.«
Ich errötete und wich seinem Blick aus.
»Also lass es mich so ausdrücken: Von 102 Tagen weniger als zwei Nächte miteinander verbracht sind nicht einmal zwei Prozent. Du findest mich sicherlich altmodisch, aber für eine Ehe finde ich das etwas dürftig.«
»Wie viele Nächte hältst du denn für angemessen?«, erkundigte ich mich interessiert.
Und schon wieder bekam ich von einem männlichen Wesen einen vorwurfsvollen Blick zugeworfen und schon wieder stellte ich fest, dass Schröder Frederik ähnelte. Wie war das möglich?
»Im Idealfall wohl 100 Prozent. Aber bei dir würde ich mich wahrscheinlich auch mit weniger zufriedengeben, wenn ich dafür mal durchschlafen dürfte.«
Ich stand auf und sofort beäugte Schröder mich misstrauisch. Sein Herrchen guckte nicht unbedingt anders. »Wohin willst du?«
»Mein Kissen holen, sonst kann ich nicht vernünftig schlafen. Außerdem hat diese ganze Prozentrechnung mich müde gemacht.«
Am nächsten Morgen kitzelte ein Sonnenstrahl mich an der Nase und ich machte mir sofort ernsthafte Sorgen um den Zustand meiner geistigen Gesundheit. War ich im Laufe der letzten Nacht zu einem emotionalen Wrack verkommen?
Vorsichtig öffnete ich ein Auge und stellte erleichtert fest, dass es sich bei dem Sonnenstrahl um Schröders Zunge handelte, die offenbar meine Nasenspitze lieb gewonnen hatte. Keine Ahnung, was ich getan hatte, doch kaum hatte ich beide Augen geöffnet, sprang Schröder mit einem schrillen Kreischen vom Bett. Ich zuckte zusammen und mit einem Ruck richtete Frederik sich auf.
Er sah einfach zu bezaubernd aus, wie er so verwirrt in die Welt blinzelte. »Um Himmels Willen! Was war das?«, keuchte er und seine Stimme klang vom Schlafen noch so rau, dass ich mich am liebsten auf ihn geworfen hatte.
Belustigt fragte ich: »Müsstest du das nicht am besten wissen?«
Sein Gesicht erinnerte mich prompt daran, dass er kein Morgenmensch war. »Woher bitte soll ich das wissen?«
»Na, das war immerhin dein Kater«, stellte ich klar.
Frederik zog eine Grimasse. »Sehr witzig. Jetzt sag schon, was war das?«
»Schröder! Ehrlich! Er saß gerade hier auf dem Bettrand und hat an meiner Nase geleckt. Als ich aufgewacht bin, hat er sich erschreckt oder so.« Ich sah mich um, aber natürlich fehlte von dem Vieh jede Spur.
»Ich habe noch nie gehört, dass Schröder so klingt. Außerdem weiß er, dass er nicht ins Schlafzimmer darf.« Langsam und mit einem sehr dramatischen Schnaufen ließ Frederik seinen Oberkörper wieder auf die Matratze sinken.
»Du wusstest ja auch, dass ich nur Sex will. Klär mich auf, hat dich das irgendwie abgehalten?«, entgegnete ich sarkastisch.
Sehr mit sich zufrieden schmunzelte der Mann mit geschlossenen Augen und klopfte sich schließlich auf die Brust. »Wenn du magst, darfst du dich hierhin legen.«
Stur schüttelte ich den Kopf und beäugte den mir angebotenen Platz. Eigentlich sah er von hier nicht schlecht aus und mein Kopfschütteln hatte Frederik nicht gesehen, weil er schon fast wieder schlief.
Die Verhandlung mit mir selbst dauerte nicht lang, dann schmiegte ich mich bereits an ihn und genoss, dass er so warm war. Daran konnte ich mich wirklich gewöhnen.
Als wir es schließlich aus dem Bett schafften und gemeinsam in die Küche gingen, um Kaffee zu kochen, saß Schröder in der Tür und leckte sehr konzentriert an seiner linken Vorderpfote. Vielleicht bildete ich mir das ein, aber ich war mir ziemlich sicher, dass der Kater mich mit seinem Blick verhöhnte.
Frederik bückte sich im Vorbeigehen und tätschelte Schröder, der sich das nur zu gern gefallen ließ. Als ich es meinem Freund gleichtun wollte, sprang der Kater prompt auf und tigerte davon. Dabei schwenkte er sein Hinterteil sehr ausladend. Wer nicht will, der hat schon.
Als ich Frederik ansah, bemerkte ich den äußerst vorwurfsvollen Ausdruck in seinen Augen. »Hast du Schröder verärgert?«
»Wie bitte?«, fragte ich empört.
»Sonst ist er nicht so«, stellte Frederik fest und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Ich wurde prompt durch den Anblick seines Hinterteils unter der dünnen Pyjamahose abgelenkt.
»Ich habe dir doch gesagt, dass er an meiner Nase geleckt hat. Wer hat sich hier denn bitte daneben benommen?«
Frederik brummte zwar, aber ich hatte den Eindruck, dass er mir nicht glaubte. Also schmiegte ich mich von hinten an ihn und sagte: »Vielleicht ist Schröder eifersüchtig, weil du mich jetzt auch ab und zu streichelst.«
Gegen seinen Willen musste Frederik lachen. »Dann erzähl ihm bloß nicht, was ich sonst noch mit dir anstelle.«
Ich streichelte seinen Bauch und suchte nach einer Antwort, die unweigerlich zu Sex führen würde. Doch zu meinem Entsetzen schob Frederik meine Hand weg und murmelte: »Nicht, bevor ich nicht meinen Kaffee hatte.«
Oha. Was für eine Prinzessin! Da ich mir aber nicht die Chancen für den gesamten Tag vermiesen wollte, hielt ich lieber meine Klappe und nahm meine Tasse entgegen. Ich ging voraus und hockte mich wieder auf das Bett. Jetzt, da ich sein Schlafzimmer zum ersten Mal im Tageslicht betrachtete, fiel mir erst auf, dass es viel geräumiger wirkte als meins. Aber das konnte daran liegen, dass er nicht solch einen monströsen Kleiderschrank hatte wie ich. Dafür war sein Bett allerdings größer – nicht unbedingt ein Nachteil.
Frederik trank ruhig seinen Kaffee und folgte dabei meinem Blick. »Wenn dir gefällt, was du siehst, darfst du gern öfter hierher kommen.«
Ich verdrehte nur die Augen, musste aber trotzdem grinsen. Natürlich währte mein kleiner Seelenfrieden nicht lange, denn Elenas letzter Anruf kam mir wieder in den Sinn. »Sag mal«, fing ich an und streckte dabei die Hand aus, um kleine Kreise auf seine Brust zu malen, »was machst du eigentlich Silvester?«
Die Hand, die gerade die Tasse zum Mund führte, verharrte in der Luft und er schielte mich über den Rand an. »Mit dir feiern?«
Mein breites Grinsen ließ sich einfach nicht unterdrücken. »Sehr gute Antwort.«
»Ich nehme an, du hast auch schon einen Plan, was wir machen?«
Mit einem leisen Stöhnen ließ ich mich auf das Bett fallen. »Ich nicht, aber meine Schwester.«
»Okay«, sagte Frederik und stellte die Tasse weg. Er legte sich auf die Seite und betrachtete mich von oben. »Da wir gerade schon dabei sind: Verbringst du Weihnachten auch mit deiner Familie?«
Sofort klopfte mein Herz aufgeregt von innen gegen meine Rippen. »Nein. Ich bin haarscharf davongekommen. Meine Eltern fahren in den Urlaub, Daniel feiert bei Mo und Stephan und Elena zu zweit. Dafür musste ich dieser blöden Silvesterparty zustimmen. Was machst du?«
Frederik beugte sich näher zu mir. »Ich schätze, ich werde meine hübsche Freundin fragen, ob sie mit mir die Feiertage verbringt, wenn sie nicht arbeiten muss.« Dann begann er, sanft an meiner Unterlippe zu knabbern.
Ich erschauerte wohlig. »Ich glaube nicht, dass sie dir widerstehen kann, wenn du dein Angebot so wunderbar vorträgst.« Mit diesen Worten schlang ich die Arme um seinen Nacken und zog ihn zu mir hinunter.