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Neuerdings schien ich nach dem Sex mit Frederik auf einem regelrechten Hoch zu schweben und knackte in der folgenden Woche mehrfach meinen Tagesrekord für geschriebene Wörter. Außerdem war ich mit der Handlung zufrieden – ich konnte mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal so entspannt und ausgelastet zugleich gewesen war.

Irgendwie hätte mir das zu denken geben sollen! Um sonst in diesen Zustand zu gelangen, musste ich in der Regel mehrere Stunden schreiben und anschließend etliche Kilometer laufen gehen. Wenn ich dann unter der Dusche stand, fühlte mein Kopf sich wunderbar leer und leicht an. 

Energisch schob ich die Gedanken zur Seite und beschäftigte mich mit angenehmeren Aussichten. Wenn ich in diesem Tempo weiter schrieb, wäre ich sicherlich lange vor dem eigentlichen Abgabetermin fertig. Das Wort »Urlaub« flatterte durch meinen Kopf und sorgte für ein wohliges Gefühl in meinem Bauch. 

Bevor ich mich allerdings in Fantasien von einer einsamen Blockhütte, einem gewissen Nachbarn und leidenschaftlichem Sex ergehen konnte, ermahnte ich mich selbst zur Ruhe. Ich sollte gar nicht erst anfangen, mir das kleine Abkommen mit Frederik zu Kopf steigen zu lassen. Er hatte in meinem Leben nichts zu suchen.

Schließlich überlegte ich, ihn zu fragen, ob wir nicht feste Termine für unsere Begegnungen vereinbaren sollten. Ich musste grinsen – das klang ja wirklich enorm sexy. Dienstags und donnerstags pünktlich um 18.30 Uhr in meiner Wohnung, ich konnte die kleine Karte an einem Blumenstrauß befestigt förmlich vor mir sehen. 

Unser letzter Sex lag noch nicht lang zurück, aber ich hatte schon wieder Lust, über Frederik herzufallen. Wenn ich ihm nur abgewöhnen könnte, ständig zu reden – unwillig schüttelte ich den Kopf. Vielleicht sollte ich morgen bei ihm klopfen und ihn verführen. Je länger ich darüber nachdachte, desto besser gefiel mir die Idee.

Als es draußen langsam dunkler wurde, beschloss ich, dass es an der Zeit war, Feierabend zu machen. Ich wollte den Abend in der Badewanne ausklingen lassen und freute mich schon auf mein Bett. Der Herbst kündigte sich unaufhaltsam an und ich liebte diese Jahreszeit. Heute Morgen hatte ich endlich wieder die Decke aus der Sommerpause geholt, anstatt nur mit einem dünnen Laken zu schlafen, für das es mittlerweile zu kalt war. Jedes Jahr beging ich den ersten Abend mit der dicken, flauschigen Decke fast schon zeremoniell.

Irgendwie war es nicht erstaunlich, dass ich mitten in der Nacht aufwachte und die Decke von mir gestrampelt hatte. Ich war verschwitzt und mein Körper glühte. Außerdem war ich ziemlich feucht – ich konnte mich sehr lebhaft an den erotischen Traum erinnern, in dem Frederik die Hauptrolle gespielt hatte. 

Einen kurzen Moment hasste ich ihn dafür, dass er mir die erste kühlere Nacht ruiniert hatte. Wäre es nicht drei Uhr morgens gewesen, hätte ich vermutlich drüben geklingelt und ihm die Meinung gesagt. Andererseits hätte ich dann gestehen müssen, dass ich mittlerweile sogar von ihm träumte – und das kam unter gar keinen Umständen in Frage. 

Unwillig stand ich auf und zog die dicke Decke aus dem Bettbezug. So heiß, wie mir gerade war, würde ich sonst ohnehin nicht schlafen können. Offensichtlich brauchte ich regelmäßigeren Sex – das würde ich gleich morgen klären.


Es erschien mir unendlich lang, bis Frederik endlich von der Arbeit nach Hause kam. Meine Selbstbeherrschung reichte noch für eine weitere Viertelstunde, dann marschierte ich über den Flur und hämmerte energisch an der Tür.

Ich hatte Herzklopfen, setzte aber dennoch mein bestes Lächeln auf. Frederik öffnete mir und war sofort auf der Hut, was mich irgendwie ärgerte.

»Helen, wie kann ich dir behilflich sein?« Er musste förmlich sein Lachen unterdrücken und ich rümpfte die Nase. Als ob wir nicht beide wussten, was ich wollte.

»Ich will Sex, du bekommst auch eine Pizza.« Mit einer möglichst einladenden Geste wies ich auf meine Wohnung. 

Frederik legte den Kopf schräg. »Du musst mich nicht mit Essen bezahlen. Weißt du, eigentlich würde ich Ja sagen, aber ich wollte heute Fernsehen gucken. Frauentausch und so.«

Ich starrte ihn entgeistert an und obwohl mir bewusst war, dass mein Unterkiefer herab geklappt war, konnte ich meinen Mund einfach nicht dazu bringen, sich wieder zu schließen.

Der Mann brach in lautes Gelächter aus. »War nur ein Scherz. Gib mir zehn Minuten.« Damit schloss er die Tür vor meiner Nase.

Ich stand noch mindestens zwei Minuten völlig verdattert vor der Tür, bevor ich mich aus der Erstarrung lösen konnte. Was für ein unglaublicher Witzbold. Das Schlimmste daran war allerdings, dass ich wirklich auf ihn hereingefallen war.

Als er tatsächlich exakt zehn Minuten später bei mir klopfte, war ich noch immer so beleidigt, dass ich versucht war, ihm nicht zu öffnen. Doch meine Gier war stärker leider um ein Vielfaches stärker als ich. 

Er brauchte nur einen Blick in mein Gesicht, da lachte er schon wieder. »Meine Güte, du bist wirklich beleidigt?«

»Hm.« Ich drehte mich um und überließ es ihm, mir zu folgen. Er hatte mich so aus dem Konzept gebracht, dass mein schöner Plan, erst zu essen und dann zu vögeln, nicht mehr aufzugehen schien. Nicht einmal bis in die Küche schaffte ich es, da griff Frederik nach mir und umfasste meinen Oberarm direkt über dem Ellenbogen.

Er zog mich an sich und küsste mich – schon war ich versöhnt und schmiegte mich an ihn. In seiner Nähe verlor ich einfach den Boden unter den Füßen. Seine Zunge spielte mit meiner und mein Unterleib reagierte auf eine sehr unmissverständliche Weise. 

Ich spürte seine Hand in meinem Nacken, die sich langsam nach oben vor arbeitete und schließlich meinen Hinterkopf festhielt. Die Hitze seines Körpers übertrug sich auf mich und ich konnte bereits seinen harten Schwanz fühlen, der ungeduldig gegen mich drängte. Mein Inneres schien sich komplett verflüssigt zu haben, anders konnte ich mir die Nässe zwischen meinen Schenkeln wirklich nicht erklären.

Obwohl es mir schwer fiel, löste ich mich von ihm, seinem Mund, seinen Armen und trat einen Schritt zurück. Mein Atem ging schneller und Frederik sah auf mich hinunter, seine Lider waren halb gesenkt und ein eindeutiges Lächeln umspielte seine Lippen. Ich folgte seinem Blick und sah, dass meine Nippel sich bereits durch den Stoff meines Shirts bohrten. Genau wie ich gierten sie nach Frederik.

Bevor ich mich gar nicht mehr unter Kontrolle hatte, ergriff ich seine Hand und zerrte ihn zum Schlafzimmer. Ich wollte unbedingt in der Nähe einer Matratze sein, wenn meine Knie nachgaben, denn das würden sie bald tun. Schon unterwegs riss ich mir die Kleidung vom Leib und nahm zufrieden zur Kenntnis, dass Frederik es mir gleich tat. 

Entspannt ließ ich mich auf die Bettkante sinken und schloss meine Finger um seinen heißen Schaft. Ich liebte das samtige Gefühl seiner Haut und konnte nicht widerstehen: Schnell züngelte ich einmal die gesamte Länge hinab und war mir dabei deutlich bewusst, dass Frederik mir zusah.

Die Lust spiegelte sich in seinen Augen wider und ich sank nach hinten. Auf die Ellenbogen gestützt sah ich zu ihm auf. Das Verlangen, ihm ein Kompliment zu machen, erfüllte mich. »Ich schlafe wirklich sehr gern mit dir. Wir sollten das öfter tun.«

Mit einem Grinsen schüttelte er den Kopf, dann kam er zu mir aufs Bett. »Du bist wirklich merkwürdig, Helen Strobel.«

Zufrieden nickte ich und wollte schon in der Nachttischschublade nach einem Kondom suchen, da umfasste Frederik meine Taille und hielt mich an Ort und Stelle. Während er begann, an meinen Nippeln zu saugen, glitt seine Hand zwischen meine Schenkel. Ich spreizte erwartungsvoll die Beine und bäumte mich auf, dabei wühlte ich durch seine dichten Haare. 

Als mir klar wurde, was er vorhatte, stöhnte ich kehlig und schloss die Augen. Langsam zeichnete er mit seinem Mund eine Spur von meinen Brüsten hinunter über meinen Bauch, bis er an der Innenseite der Oberschenkel angekommen war. Allein sein Atem sorgte für einen angenehmen Schauer und meine Pussy verkrampfte sich voll gieriger Vorfreude.

Seine Zunge strich sanft über meine Klit und ich wimmerte unwillkürlich. Im selben Moment schob Frederik die Hände unter meinen Po und hob mich seinem Mund entgegen. In einem sehr sinnlichen Rhythmus leckte er mich und ich glaubte schon bald, vollends die Beherrschung zu verlieren. Als er zusätzlich mit dem Daumen in mich eindrang und seine Zunge immer herausfordernder über meine Perle wanderte, konnte ich mich nicht länger beherrschen und presste mich ihm entgegen.

»Frederik«, stöhnte ich, nicht im Mindesten erstaunt, dass meine Stimme sehr heiser klang. »Oh bitte!«, forderte ich und stemmte meine Fersen in die Matratze.

Er hielt mich noch ein wenig hin, bevor er meinem atemlosen Flehen nachgab und mich fester liebkoste; härter, schneller und intensiver. Mir wurde schwindelig und ich keuchte auf. Meine Oberschenkel verkrampften sich, das vertraute Zittern setzte ein. Ich hielt mich an Frederiks Schultern fest und spürte, wie meine Finger sich in seine Haut gruben, als ich kam.

Und wie ich kam! Entsetzt schnappte ich nach Luft und sah nur noch ein heftiges Flackern vor meinen Augen. Mein Blut schien zu kochen, es rauschte laut in meinen Ohren und außer meinem eigenen Wimmern hörte ich nichts mehr.

Frederik ließ den Kontakt zu mir nicht abbrechen und bewegte zusätzlich den Daumen in mir, bis ich endlich zusammensackte und nicht mehr zitterte. Zärtlich tätschelte er meinen Bauch und bat mich: »Knie dich hin.«

Seine Augen waren dunkel und ich fragte mich, wie ich ihm in diesem Moment überhaupt irgendetwas hätte ausschlagen können. Während ich mich auf meine weichen Knie sinken ließ, hörte ich, wie Frederik die Kondomverpackung aufriss und bebte unwillkürlich.

»Ich mag es, wie du meinen Namen sagst«, raunte Frederik und drückte mir einen Kuss auf den Rücken. 

Ich spürte seinen Schwanz an meiner Haut und dachte darüber nach, dass ich mir nicht vorstellen konnte, die Nacht zu überleben. Es war alles zu gut, zu unwirklich – zu gefühlvoll.

Sein harter Schaft war plötzlich in mir, erlangte leichten Zugang und vertrieb jeden Gedanken. Er füllte mich ganz aus und es war unglaublich, ihn so zu spüren. Weil meine Arme sich schwach anfühlten, ließ ich den Oberkörper sinken und schmiegte meine Wange in das Laken.

Sämtliche Muskeln in meiner Pussy schienen zu pulsieren und hießen Frederiks Penis willkommen. Er ließ sich Zeit und drang immer wieder in mich ein, ruhig und genüsslich. Dabei streichelte er mich; erweckte die Illusion, dass seine Hände überall gleichzeitig waren.

Unruhig bewegte ich mich unter ihm und spürte überdeutlich, wie feucht ich durch den vorherigen Höhepunkt war. Endlich steigerte er sein Tempo ein wenig und ich riss erstaunt die Augen auf, verwirrt durch das brennende Prickeln, das sich rasend schnell in meinem Unterleib ausbreitete und auf den nächsten Orgasmus hindeutete.

Frederiks Hand wanderte um meinen Körper herum, zupfte zuerst an meinem steil aufgerichteten Nippel und glitt dann zu meinem Schoß. Als er meine Klit erreichte, stöhnte ich auf. Geschickt reizte er die kleine Perle, trieb mich ohne Umschweife zu ungeahnten Höhen.

Im gleichen Moment wurden seine Stößen härter, eindringlicher und er brachte mich ohne Mühe ein zweites Mal zum Kommen. Ich erschauerte und zitterte unkontrolliert unter ihm, bis er sich mir anschloss. Die letzten zwei, drei Stöße waren so hemmungslos, dass sie fast schmerzhaft waren und Frederiks Stöhnen klang unnachahmlich sexy in meinen Ohren. Er versteifte sich hinter mir, presste sich tief in mich hinein und verharrte dort eine Weile.

Schließlich lagen wir auf dem Rücken nebeneinander und ich war froh, dass es so unkompliziert zwischen uns war. Gebannt lauschte ich unseren Atemzügen und stellte verschämt fest, dass Frederik viel schneller als ich wieder gleichmäßig und ruhig atmete. Offensichtlich war seine Kondition besser als meine – oder ich war einfach aus der Übung.

Er drehte sich auf die Seite, stützte den Kopf auf die Hand und fragte: »Wie oft ist ›öfter‹ für dich?« 

Einen kurzen Moment dachte ich nach, dann schlug ich vor: »Ich weiß nicht. Jeden zweiten Tag vielleicht?«

Frederik lachte und schüttelte erneut den Kopf. »Wenn ich ein Callboy wäre – und so fühle ich mich mit dir manchmal wirklich – würde das ganz schön ins Geld gehen.«

Ich zuckte mit den Schultern und schloss zufrieden die Augen. »Aber wenigstens wärest du das Geld wert. Schlag etwas anderes vor, wenn dir das zu oft ist.«

Nachdem ich einige Zeit gewartet hatte, aber keine Antwort kam, hob ich ein Lid und stellte erstaunt fest, dass Frederik gegangen war. Obwohl es genau das war, was ich wollte – nämlich ein unverbindliches Arrangement – war ich irritiert davon, dass er dieses Mal einfach so wortlos gegangen war.


Unschlüssig betrachtete ich die unzähligen Packungen und fragte mich, wann es eine solche Wissenschaft geworden war, Kondome zu kaufen. Außerdem sollte es mir stark zu denken geben, dass meine bevorzugte Marke offensichtlich schon nicht mehr erhältlich war. Kein Wunder, dass ich so heftig auf Frederik reagiert hatte und immer noch reagierte – ich hatte wirklich viel zu lange nicht mehr gevögelt.

Jetzt, da wir eine kleine, prickelnde Affäre begonnen hatten, schien es mir sinnvoll, mich mit Kondomen einzudecken. Ich fand es irgendwie zu früh, um mir die Pille zu besorgen und außerdem erforderte das ein Gespräch mit ihm, wo er sich vorher so herumgetrieben hatte. Auf das konnte ich wirklich gut verzichten. 

Befeuchtet? Extra dünn? Genoppt? Ratlos drehte ich die Kartons in meinen Händen – wenn das so weiter ging, würde ich einfach nach der Farbe der Verpackung entscheiden. Mit exakt vier verschiedenen Packungen Kondomen in der Hand stand ich vor dem Regal, als ich meinen Namen hörte.

»Helen? Draußen in der freien Natur? Wahnsinn.« Mo, die Freundin meines Bruders, neckte mich liebevoll und ich drehte mich um. Erstaunlicherweise mochte ich Mo irgendwie – was auch immer sie an meinem durchschnittlichen Bruder fand. Ihr Blick fiel auf meine Hände und ich wurde rot. Verdammt. Natürlich musste mir das passieren.

Mos Augen weiteten sich und sie murmelte leise: »Heilige Scheiße. Don hatte also recht?«

Ich stöhnte gequält. »Bitte erzähl Daniel nichts davon.«

»Wovon soll sie mir nichts erzählen?« Mein Bruder kam aus dem nächsten Gang geschlendert und grinste mich an. Allerdings gefror das Grinsen auf halber Strecke, als er ebenfalls die Kondome entdeckte. Wirklich hervorragend – wo blieb das sprichwörtliche Loch im Boden, jetzt, da ich es dringend brauchte?

Skeptisch betrachtete Daniel mich. »Ist das etwa der Grund, weshalb du nicht ans Telefon gegangen bist?«

Ich atmete tief durch. »Ich weiß nicht, was du meinst.«

Daniel verdrehte die Augen und tippte dann auf die blaue Packung in meiner Hand ohne irgendetwas dazu zu sagen. 

»Danke«, murmelte ich erleichtert und legte die anderen in das Regal zurück. Dann drehte ich mich einfach auf dem Absatz um und betete inständig, dass ich einfach so davon kommen würde. Doch schon vor der Kasse holte Mo mich ein und warf einen Blick über die Schulter. »Ist das der gleiche Mann, den Don am Telefon hatte?«

Stumm nickte ich und Mo tätschelte meinen Rücken, bevor sie auf meinen Bruder zu eilte und ihn offensichtlich davon abhielt, mir deswegen auf die Pelle zu rücken. Irgendwie war das eine merkwürdig tröstende Geste.

Kaum, dass ich gezahlt hatte, verließ ich den Laden und flüchtete nach Hause.


Ich konnte selbst nicht glauben, dass ich mir abends freiwillig diese bekloppten Klebestreifen um meine Arme wickelte und damit die Treppe nach unten lief. Das Treffen mit Daniel hatte mich gestresst und eine Runde zu laufen, bevor ich ins Bett kroch, schien mir die passende Lösung zu sein.

Kaum war ich in der Halle angekommen, sah ich Frederik, der an den Briefkästen stand. »Guten Abend«, sagte ich so gelassen wie möglich. Er musste ja nicht gleich wissen, dass ich mich freute, ihn zu sehen.

Er drehte sich um und lächelte, als er die Leuchtstreifen an meinen Armen bemerkte. »Hi. Freut mich, dass du die Reflektoren trägst.«

Unsicher sah ich zu ihnen herunter. »Wie kommt es eigentlich, dass du die bei dir herumliegen hattest?«

»Geschenk von der Firma«, entgegnete er mit einem Achselzucken. Als er meinen neugierigen Gesichtsausdruck bemerkte, fuhr er fort: »Ich arbeite bei einer Firma, die Sportartikel vertreibt.«

»Als was?«

Langsam kam er auf mich zu geschlendert. »Ich beantworte deine Fragen, wenn du meine beantwortest.« 

Meine Mundwinkel sanken nach unten. Plötzlich vibrierte die kleine Gürteltasche, die ich trug. Ich hatte mein Handy dabei, weil ich darüber beim Laufen Musik hörte und es die Distanz maß, die ich zurücklegte. Dann und wann konnte es allerdings auch vorkommen, dass ich anhielt und mir Notizen machte. 

Gequält verzog ich das Gesicht. »Ich schwöre, dass es an dir liegt. Sonst klingelt mein Handy nie.«

Seine hochgezogenen Augenbrauen bezeugten seinen Unglauben, während ich das Telefon aus der engen Tasche fummelte. Elena, meine Zwillingsschwester. Sie sollte doch eigentlich noch in ihren Flitterwochen sein.

»Hi.«

Elena verlor keine Zeit und fuhr mich an: »Klar, ein einziges Mal bin ich so weit weg und dann hast du einen Mann?« Sie rief den letzten Teil so laut, dass ich Angst hatte, Frederik könnte sie hören. Er hatte sich bereits lässig gegen die Wand gelehnt und beobachtete mich interessiert.

»Krieg dich wieder ein«, zischte ich in den Hörer.

»Oh mein Gott, ist er etwa bei dir? Ich dachte, Daniel lügt.« Elena war außer sich und ich fürchtete, dass sie jederzeit zu hyperventilieren beginnen könnte. 

»Nein! Nein! Und ich will nicht darüber reden.« Dieser Kommentar bescherte mir ein trockenes Lachen von Frederik. Böse drehte ich mich um und versuchte, ihn mit einem eisigen Blick verstummen zu lassen.

»Das war er! Du hast wirklich einen Mann an deiner Seite und mir nichts davon erzählt.« Jetzt wechselte Elena zu gekränkt und ich knirschte mit den Zähnen. »Ich will ihn kennenlernen«, verlangte sie.

»Auf keinen Fall!«, stieß ich hervor.

»Oh doch. Nächste Woche veranstalten Daniel und Mo ihre Einweihungsparty, bis dahin sind wir zurück. Entweder du bringst ihn mit oder ich erzähle Mama davon. Und dann hetze ich dir jeden Single-Mann auf den Hals, den ich kenne!«

Mit einem Knurren legte ich auf und rief laut: »Scheiße. Scheiße. Scheiße!« Dazu stampfte ich mit dem Fuß auf – für einen Moment hatte ich Frederiks Anwesenheit vergessen.

Hätte er nicht sein Lachen unterdrücken müssen, als er mich fragte, hätte ich ihm die Frage vielleicht sogar abgenommen. »Alles in Ordnung?«

Die Lust, laufen zu gehen, war mir gründlich vergangen und ich stiefelte schwer atmend die Treppe hinauf. Ich würde meinen Bruder einfach umbringen, so sah es aus.

»Wo gehst du hin?«

Obwohl ich in meiner Wut fast die Treppe hoch rannte, hielt Frederik mühelos mit mir Schritt. »Ein Messer holen.«

Er gluckste vergnügt. »Und dann?«

»Meinen Bruder erstechen.«

Vor meiner Wohnungstür packte er mein Handgelenk. »Jetzt warte doch! Was ist denn los?«

Ich ließ mich mit dem Rücken gegen die Wand sinken und starrte auf den Teppich. »Ich war heute Kondome kaufen, dabei habe ich leider meinen Bruder getroffen und jetzt ist meine ganze Familie aus dem Häuschen, weil da ein Mann ist.« Müde rieb ich mir über das Gesicht. »Ich muss ich mir schleunigst etwas einfallen lassen, damit ich für eine beknackte Party nächste Woche ein beknacktes Date habe.«

Mit einem seltsamen Lächeln beugte Frederik sich vor und stützte die Hände neben meinem Kopf ab. »Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich beleidigt sein sollte oder nicht.«

Verwirrt sah ich ihn an. »Wieso?«

»Du könntest mich doch einfach fragen, ob ich dich begleite. Machen Callboys so etwas nicht sowieso?« 

Sein breites Grinsen ging mir gehörig auf die Nerven. »Hör auf, dich andauernd als Callboy zu bezeichnen«, stieß ich gereizt hervor und ignorierte mit einem unguten Gefühl, dass sein beknacktes, selbstgerechtes Grinsen noch breiter wurde. Was zum Henker hatte das zu bedeuten?

Statt einer Antwort knabberte er an meiner Unterlippe. »Weißt du eigentlich, was für einen bezaubernden Hintern du in dieser Hose hast?«

Sein Ablenkungsmanöver verunsicherte mich – es war mir aber lieber, als weiterhin über das Dilemma mit meiner Familie nachzudenken. »Nackt sieht mein Hintern noch besser aus.«

»Ich weiß«, antwortete er schlicht und verschloss meinen Mund mit seinem. Meine Hände machten sich selbstständig und glitten über seinen Körper. Wenigstens hatte ich Kondome gekauft, das einzig Tröstende in meiner momentanen Situation.

In Sekundenschnelle wurde ich zu Wachs in seinen Händen und wimmerte an seinen Lippen. Da löste er sich von mir und raunte: »Frag mich.«

Ich wusste sofort, dass er auf das Date anspielte und schluckte schwer. »Das geht nicht. Dann bekommt das hier zu viel Bedeutung.«

Seine Augenbrauen wanderten nach oben. »Ist das so?«

Atemlos nickte ich, streichelte seine Brust. Meine Augen hingen an seiner vollen Unterlippe, ich wollte ihn viel lieber küssen statt weiter zu reden. »Ja. Es wird alles kompliziert und dann-« Ich brach ab und versuchte, den dumpfen Schmerz in meiner Brust zu ignorieren.

»Quatsch. Du brauchst ein Date und ich bin frei verfügbar. Bei Gelegenheit kannst du dich revanchieren, wenn ich mal eine Begleitung brauche.«

Traurig schüttelte ich den Kopf und schob ihn von mir weg. »Nein.« Dann schlüpfte ich blitzschnell in meine Wohnung und verriegelte die Tür hinter mir.

Doch ich fand keine Ruhe. Zuerst zog ich mich um, um meine Nerven zu beruhigen, dann lief ich nervöse Kreise im Wohnzimmer. Frederik war nett, aber ich konnte und wollte meiner Familie keinen Mann vorstellen. Beziehungen brachten nichts als Ärger und Schmerz.

Entschlossen setzte ich mich an den Schreibtisch und zog die unterste Schublade meines Rollcontainers auf. Der Bilderrahmen lag mit der Rückseite nach oben. Obwohl meine Finger leicht zitterten, nahm ich den Rahmen heraus und drehte ihn um. Sofort lag ein bitterer Geschmack auf meiner Zunge, der mich eindringlich daran erinnerte, warum ich keine Beziehung wollte. Bevor ich wusste, was geschah, tropfte eine Träne auf das Glas. Sentimentalität war nun wirklich nicht mein Ding. Schnell wischte ich sie weg und ließ das Foto wieder in der Schublade verschwinden. 

Ich brauchte keinen Mann und meiner Familie würde ich das schon klarmachen.


Ganze zwei Tage hielt ich meinen Vorsatz durch. Leider behinderte mich mein kleiner, innerer Konflikt beim Schreiben und nachdem ich in dieser Zeit insgesamt dreiundsechzig Wörter zu Papier gebracht hatte, war dieser Zustand nicht mehr annehmbar. 

Außerdem konnte selbst ich nicht noch mehr Frustkäufe im Internet vor mir selbst rechtfertigen.

Krampfhaft versuchte ich, mir einzureden, dass mir die Meinung meiner Schwester egal war und Frederik mir sowieso nur einen Gefallen tun wollte. Auf keinen Fall wollte er außerhalb des Bettes etwas mit mir zu tun haben.

Aber vielleicht sollte ich sichergehen und ihn fragen, bevor ich nie wieder ein anständiges Buch schreiben konnte, weil seine verdammten Augen mich verfolgten. Mit einem schweren Seufzen erhob ich mich aus dem Schreibtischstuhl und starrte die Wohnungstür finster an. Jetzt würde ich doch nachgeben und mit ihm reden. Wohl war mir bei dem Gedanken, ihn mit zu meiner Familie zu nehmen, allerdings überhaupt nicht. Davor mussten wir erst ganz klare Richtlinien abstecken. Obwohl ich schon ahnte, dass auch Regeln nichts bringen würden, versuchte ich mir einzureden, dass es mir dann besser gehen würde.

Ich zog die Tür auf und starrte erschrocken in Frederiks verblüfftes Gesicht, er hatte klopfen wollen; seine Hand schwebte noch in der Luft. 

Vor einer Sekunde war ich noch aufgewühlt gewesen, jetzt stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen. »Hallo. Ich wollte gerade zu dir.«

Frederik lehnte sich mit einer Hand gegen den Türrahmen. »Was für ein Zufall. Ich wollte gerade zu dir.« Dann kam er herein und blieb unschlüssig stehen. 

Ich schloss die Tür und drehte mich um. »Vielleicht sollten wir über das Date reden. Ich-«

»Wenn du jeden zweiten Tag Sex willst, hast du gestern-«

Aus Versehen fielen wir uns ins Wort und verstummten hastig. Um mir Halt zu verschaffen – den ich gerade dringend benötigte – lehnte ich mich gegen die Tür und überlegte, was ich eigentlich zu ihm hatte sagen wollen. Sein unerwartetes Auftauchen hatte mich völlig aus dem Konzept gebracht und plötzlich wusste ich scheinbar nicht einmal mehr, wie man einen ganzen Satz bildete. Aber das hatte ich ja schon beim Schreiben gemerkt.

Ich hatte keine Ahnung, was der Auslöser war, aber im nächsten Moment fiel ich in Frederiks Arme, während er mich gegen die Tür drängte. Sein Kuss war heiß und hungrig. Mit der Hand umfasste er meinen Nacken und drang mit seiner Zunge zwischen meine Lippen. Ich strich derweil mit den Fingern über seinen nackten Rücken. In Rekordzeit hatte ich mich unter sein T-Shirt gestohlen und spürte die Muskeln unter meinen Fingerspitzen. Meine Hände glitten nach vorne und ich konnte nicht widerstehen, ließ sie über seine kleinen, harten Brustwarzen kreisen. 

Er öffnete bereits meine Jeans und knetete meinen Po, als die Hose zu Boden gefallen war. Atemlos drängte ich mich ihm entgegen und massierte die beträchtliche Beule zwischen seinen Beinen. Alles, was ich hatte sagen wollen, war vergessen.

Er zog den Reißverschluss seiner Hose hinunter und das Geräusch verursachte ein Kribbeln, das sich rasend schnell in mir ausbreitete. Von meinem Magen strahlte es in Klit und Nippel aus; sorgte dafür, dass meine Pussy sich zusammenzog und schon fast schmerzhaft nach seinem Schwanz gierte.

Als Frederik das Kondom aus seiner Tasche zauberte, war ich mir mit einem Mal sehr sicher, dass er den Sex von vornherein geplant hatte und gar nicht zum Reden gekommen war. Tatsächlich war es mir aber egal. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so schnell und vollkommen von meiner Lust überwältigt worden war und wollte, dass er mich jetzt, sofort und auf der Stelle vögelte – und ich war überzeugt, dass er es auch wollte. 

Er legte die Hände auf meine Hüften und ich schlang die Arme um seinen Nacken, hob ihm mein Gesicht entgegen. Während er an meiner Unterlippe knabberte, erforschten seine Hände mich mit sicheren und festen Berührungen. Ich ächzte leise, als er mit einem Finger in mich glitt. Sein Daumen legte sich auf meine Klit und ich schob ihm auffordernd mein Becken entgegen. 

Flüchtig dachte ich darüber nach, für wie verdorben er mich halten musste, weil ich nach so kurzer Zeit schon so feucht war. Ich verbarg mein gerötetes Gesicht an seiner Brust und gab mich seiner Hand hin. Viel zu schnell nahm er sie wieder weg und umfasste stattdessen meine Oberschenkel. Schockiert klammerte ich mich an ihm fest, als er mich hochhob und gegen die Tür presste. 

Er drang in mich ein und suchte meine Lippen mit seinem Mund. Meine Finger krallten sich in seine Schultern und bei jedem Stoß hätte ich am liebsten laut aufgestöhnt. Mein Körper war von Verlangen erfüllt und die Erregung lief wellenartig durch mich hindurch. Ich erschauerte und hob meinen Blick. Frederiks Augen trafen mich unvermittelt und ich schnappte nach Luft. Sie waren dunkel vor Lust und ich konnte den Ausdruck in ihnen absolut nicht deuten. Anstatt darüber nachzudenken, schmiegte ich mich noch näher an ihn und leckte kurz über seinen Hals. Er antwortete mit einem heiseren Keuchen, das mich bis ins Mark erschütterte.

Ich ahnte, dass weder sein noch mein Orgasmus weit entfernt waren und versuchte, mir jedes Details dieser heftigen, leidenschaftlichen Begegnung einzuprägen. Wie schwer unser Atem ging, wie seine Finger sich auf meiner Haut anfühlten, sein Schwanz in mir, die Tür an meinem Rücken, mein jagender Puls und das verlangende Ziehen in meinem Unterleib.

Auf eine höchst betörende Art stieß er in mich. Immer wieder.

Das Brennen setzte ein und für den Bruchteil einer Sekunde war mir, als würde ich tatsächlich fliegen. Meine Finger verkrampften sich und meine Pussy zog sich eng zusammen. Als Antwort beschleunigte Frederik noch einmal das Tempo und fickte mich hart, presste meinen Körper gegen das Holz. Er pulsierte in mir, schob sich tief in mich hinein und ich genoss das Gefühl aus tiefstem Herzen. Zu spüren, wie er kam und ich noch empfindlich von meinem Höhepunkt war – es schien gerade nichts Besseres auf der Welt zu geben.

Frederiks Atem strich über mein Ohr und ich konnte an seiner Brust spüren, wie schnell sein Herz raste. Aber mein eigener Herzschlag stand seinem in Nichts nach. Meine Finger zitterten leicht und ich fragte mich, ob er das auf seiner Haut fühlte. 

Schließlich richtete er sich auf und grinste mich an. »Das war unerwartet.«

Da mir immer noch nichts Kluges einfiel, was ich dazu hätte sagen können, schwieg ich lieber und senkte den Blick. Stirnrunzelnd überlegte ich, wie ich ihn fragen sollte, ob er mich zu der Party begleitete, ohne dass er danach glaubte, eine Beziehung zu führen.

Er legte den Finger unter mein Kinn und zwang meinen Kopf nach oben. Seine blauen Augen bohrten sich in meine und er seufzte: »Okay, okay. Ich bin schon weg. Kein Grund, mich so finster anzustarren.«

Ich wollte protestieren, denn ich wollte doch gar nicht, dass er jetzt schon ging. Das Pulsieren zwischen meinen Schenkeln verebbte gerade erst und ich erwischte mich dabei, mich nach seiner Umarmung zu sehnen. Dabei stand er nur einen Schritt vor mir und schloss gerade seine Hose. 

»Nein, sorry. Ich habe gerade nur etwas überlegt«, murmelte ich schwach und fühlte mich gefangen. Gefangen zwischen dem Wunsch, Frederik aus der Wohnung zu werfen und nie wieder zu sehen und dem unbändigen Verlangen, ihn an mein Bett zu ketten und nie wieder gehen zu lassen – obwohl diese Alternative selbst mir etwas zu radikal zu sein schien. Wann war mein Leben so verdammt kompliziert geworden? Scheiße. Scheiße. Scheiße.

Mein Liebhaber grinste schief. »Ich nehme nicht an, dass du mir mitteilen wirst, worüber du dir gerade deinen hübschen Kopf zerbrichst?«

Nervös rieb ich mit der Handfläche über meinen Oberschenkel. Sorgfältig wählte ich meine Worte, nur um gleich darauf etwas ganz anderes zu sagen: »Was tust du eigentlich hier?«

Frederik lachte und verschränkte die Arme, während er belustigt auf mich hinuntersah. »Sex haben. Ist das nicht offensichtlich?«

Mit einem resignierenden Ächzen wischte ich mir über die Augen. Was war nur los mit mir? Scheiße. Scheiße. Scheiße. In Frederiks Gegenwart schien mein sonst so ausgeprägter Selbsterhaltungstrieb einfach nicht zu funktionieren.

»Ich meine vom Sex abgesehen«, stellte ich richtig.

»Ach so. Abgesehen davon manipuliere ich dich.« Er sagte das vollkommen ruhig und sah mich weiter eindringlich an. 

Meine Augen weiteten sich, während ich versuchte, mir einen Reim auf das zu machen, was er da gerade gesagt hatte. Doch egal, wie sehr ich mein Gehirn bemühte, es ergab keinen Sinn. »Wie  und warum willst du mich denn bitte manipulieren? Ich schlafe doch sowieso schon mit dir.«

Frederik umfasste meine Schultern und schob mich sanft zur Seite, sodass die Tür frei war. »Ich wäre ja schön blöd, wenn ich dir meine Strategie offenlegen würde.«

Erbost starrte ich ihn an. »Was für eine Strategie?« Ich mochte vielleicht ruhig wirken, doch innerlich bekam ich einen erstklassigen Wutanfall.

Er antwortete nicht, sondern grinste nur. Seine Hand lag bereits auf der Klinke und er öffnete die Tür.

»Du bist so ein Blödmann! Es ist einfach unfassbar, dass ich mich überhaupt mit dir abgebe!«, stieß ich aufgebracht hervor.

»Eines Tages werde ich sagen: ›Siehst du?‹ – Und dann wird es dir wie Schuppen von den Augen fallen.«

Er besaß einfach die bodenlose Frechheit, mir zuzuzwinkern, dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Allerdings dauerte es eine Weile, bis ich das verarbeitet hatte. Ich blinzelte langsam und versuchte, das Chaos in meinem Kopf zu beherrschen. Was hatte er damit gemeint? Allmählich gingen sogar mir die Flüche aus und das war wirklich schon lange nicht mehr vorgekommen.