21. KAPITEL

Zwei Monate nach Drehbeginn für Thunder Bay schwitzte das gesamte Filmteam Blut und Wasser. Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit, Verhandlungen über Filmrechte, Vertragsabschlüssen mit Schauspielern und Regisseuren und dem Erweisen und Einfordern von Gefälligkeiten hatte John LaMonica die Produktion endlich zum Laufen gebracht, die Kameras surrten, und da brach seine Hauptdarstellerin zusammen.

„Eine tolle Art, das neue Jahr anzufangen“, sagte LaMonica in seinem grauen Büro zu Freddy. „Du musst etwas tun, und zwar schnell.“ Er war in keiner Stimmung zu streiten. „Andernfalls habe ich keine Wahl, als sie rauszuwerfen.“

„Was?“ rief Freddy, riss sich die Zigarre aus dem Mund, beugte sich vor und stemmte die Ellbogen auf LaMonicas riesige Schreibtischplatte. „Das kannst du nicht machen. Der Film ist halb abgedreht.“

„Ich kann und ich werde.“ Er betrachtete Freddy über die aneinander gelegten Fingerspitzen hinweg.

Freddy nahm seine Cola, schwenkte die Eiswürfel und ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen. LaMonica mit seinem breiten Kinn und der Neigung zum Fettansatz wirkte nur dank eines exzellenten Schneiders einigermaßen schlank. Aber er war nun mal der Produzent. „Was würdest du dadurch gewinnen“, versuchte er es auf die versöhnliche Tour. „Du würdest alles verlieren.“

„Eher beende ich den Film und kassiere die Versicherungssumme, als dass ich das noch zwei Monate so mitmache. Sie treibt das Projekt in den Ruin.“

Freddy kaute an seiner Zigarre und versagte sich einen Kommentar. LaMonica gehörte zu einer neuen Sorte von Hollywoodproduzenten, die es sich zur Ehre anrechneten, die Produktionskosten niedrig zu halten. Damit hatte er sich einen guten Ruf erworben, und er reagierte geradezu paranoid, wenn die Kosten in die Höhe schnellten. Zweifellos schossen sie für Thunder Bay geradezu in den Himmel. Seine Gedanken rasten. Er hatte von Charlottes Problemen am Drehort gehört. Aber sie war ein absoluter Profi. Er hätte sich nie träumen lassen, dass es so schlimm werden würde. Er lehnte sich zurück und nahm eine entspanntere Haltung ein.

„Bei allem Respekt, John, du kannst nicht alles Charlotte anlasten. Jeder weiß, die Computeranimationen kosten schon Millionen.“

„He, das ist eingeplant. Dafür gibt es ein festes Budget. Aber mit den emotionalen Schwankungen deines Stars werde ich nicht fertig.“ Mit finsterer Miene fügte er leise hinzu: „Was ist es? Drogen?“

„Nein, nichts in der Art. Ehrlich, John, ich weiß nicht genau, was los ist. Aber es ist körperlich bedingt. Sie ist krank, und es wird schlimmer. Wir haben schon eine Reihe von Ärzten aufgesucht, doch keiner erkennt das Problem. Sobald der Film abgedreht ist, suchen wir Spezialisten auf. Ich bringe sie in ein Krankenhaus, damit sie richtig durchgecheckt wird.“ Da LaMonica die Brauen hochzog, fügte er hinzu: „Ich meine nicht die Betty Ford Klinik. Sie ist nicht süchtig. Es ist etwas anderes, Arthritis vielleicht.“

LaMonica faltete die Hände auf der Tischplatte und betrachtete sie einen Moment voller Sorge. Freddy merkte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinabrann, blieb äußerlich jedoch ruhig. La-Monica kaufte ihm die Arthritis nicht ab, brauchte er auch nicht. Vermutlich befürchtete er Aids oder ähnlich Schlimmes. Die Frage war nur, tat er so, als würde er es glauben. Als er sich räusperte, richtete Freddy sich respektvoll auf.

„Kannst du sie lange genug stabil halten, damit wir den Drehplan beenden?“

„Ich gebe dir mein Wort.“

LaMonica dachte darüber nach und ließ Freddy bewusst zappeln.

Freddy war Charlottes Zustand ein Rätsel. Zum Teil litt sie zweifellos unter einer Depression. Er kannte die Symptome noch aus seiner Zeit mit Ali. Wenn Charlotte sich allerdings nicht schnell zusammenriss, wurde sie aus dem Vertrag entlassen. In diesem Geschäft kam das einem Selbstmord gleich. In ihrem Fall sogar einem doppelten. Er musste schnell etwas unternehmen.

„Ich verlasse mich auf dein Wort, Freddy.“ LaMonica deutete mit dem Finger auf ihn und ließ keinen Zweifel, wen er verantwortlich machte, falls es schief ging.

„Mein Wort ist heilig. Halte nur bitte die Presse fern, John. Seit Charlotte nominiert wurde, gieren die Medien nach jeder Information über sie.“

„Vielleicht sollte sie gelegentlich mit der Presse reden, anstatt Gerüchten Nahrung zu geben …“

„Wir wissen beide, das ist nicht der richtige Zeitpunkt.“

LaMonica nickte und paffte gedankenverloren an seiner Zigarre.

„Riegel den Drehort ab.“ Freddy schlug mit der Faust auf den Tisch.

„Ist schon geschehen.“

„Dann erklär mir, wie Vicki Ray an die Information kam, Charlotte sei wie eine Betrunkene umhergewankt? Diese Frau verfolgt Charlotte geradezu.“

„Vicki Ray hat überall ihre Quellen. Und Tatsache ist nun mal, dass Charlotte herumwankte und ihren Text vergaß. Als wir ihr einen Teleprompter hinstellen wollten, wurde sie giftig, plusterte sich auf und erklärte arrogant, sie brauche keine Textvorlagen, ihr Gedächtnis sei ausgezeichnet. Genau das hatte ich auch von ihr gehört, aber bei unserer Arbeit stimmte es einfach nicht. Und wenn sie sprach, war sie kaum zu verstehen!“

Freddy beschwichtigte: „Okay, ich fahre hin und sehe, was ich machen kann.“ Er drückte seine Zigarre aus und stand auf. Er musste hier raus, ehe die Feindseligkeiten eskalierten.

„Freddy!“ LaMonica winkte ihn nah heran und sagte vertraulich: „Wir wissen beide, dass die Arbeit an dem Film hart ist, auch für eine Schauspielerin in Topform. Es gibt eine Reihe von körperlich anstrengenden Action-Szenen. Man braucht viel Energie.“ Er machte eine Pause und studierte seine Finger. Dann blickte er auf und sagte entschieden: „Geh und schätze die Situation ein. Dann kommst du sofort zu mir zurück. Heute noch, in ein paar Stunden. Ehe ich dich beim Wort nehme.“

Freddy stockte der Atem. Das war eine goldene Brücke, Charlotte fallen zu lassen, ohne selbst in den Abgrund mitgerissen zu werden.

Mist, dachte er in einem Anflug von Panik, offenbar ist es schlimmer, als ich dachte.

Dieses Angebot machte John ihm nur aus alter Freundschaft. Freddy nickte knapp, trat vor und schüttelte LaMonica zur Bekräftigung der Abmachung die Hand. Danach warf er die Zigarre in den Abfall und verließ das Büro.

Charlotte sah Freddy auf das Haus zukommen. Er hatte den entschlossenen Gang eines Menschen mit einer Mission.

Sie ließ die Gardine sinken und massierte mit den Fingern die wunden Stellen an ihrem Kiefer. Leichte Angst bemächtigte sich ihrer, immerhin das erste echte Gefühl seit Monaten. Sie wusste, was Freddy sagen würde. Alles das, was sie sich schon selbst gesagt hatte: Reiß dich zusammen, Schwierigkeiten sind da, um gemeistert zu werden.

Tatsache war jedoch, dass ihr alles gleichgültig war. Sie trauerte in dem Gefühl, einen unerträglichen Verlust erlitten zu haben. Sie hatte alles verloren: Liebe, Schönheit, ihre Mutter und ihr Talent. Das hinterließ eine Leere in ihr, mit der sie nicht zurechtkam.

Sie hatte Dr. Navarro mehrfach geschrieben und um neue, eventuell stärkere pflanzliche Medizin gebeten. Monatelang hatten ihr die Präparate gut geholfen, doch sie verloren ihre Wirkung. Ihre Symptomatik verschlimmerte sich, wie vorausgesagt. Früher hatte sie gute und schlechte Tage gehabt, jetzt nur noch schlechte. Vor Kurzem hatte sie noch mit Willenskraft ihren Text behalten und sich über den Tag gerettet. Depressiv war sie nur nachts geworden. Jetzt zog sich die düstere Stimmung auch durch den Tag.

Sie ließ sich auf das Sofa fallen, presste ein Kissen an die Brust und legte das Kinn darauf. Was blieb ihr für eine Wahl? In das Leben zurückzukehren, das sie einmal geführt hatte, war undenkbar. Aber genau das musste sie, wenn sie den Eingriff vornehmen ließ. Tat sie das nicht, wurde sie ständig kränker und starb vielleicht. Na wenn schon, der Tod machte ihr keine Angst. Was war schon ein Leben ohne Liebe? Ihre Herausforderung bestand darin, einen Grund zum Weiterleben zu finden.

Freddy war bleich, und der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Soll das heißen, dieser Typ hat dir gesagt, du sollst die Implantate entfernen lassen und was tun? Einfach abhauen?“ Er lief rot an, und seine Stimme wurde mit steigendem Blutdruck schriller. „Zum Teufel, dein Kinn wird deine Brust berühren!“

Charlotte wandte entsetzt das Gesicht ab.

Freddy stemmte die Hände auf die Hüften. „Bockmist! Das lasse ich nicht zu! Verdammt, warum hast du mir das nicht früher erzählt? Warte, tut mir Leid. Ich muss mich erst abkühlen. Das ist ziemlich viel auf einmal. Mir dreht sich alles. Ich muss nachdenken.“

Eine Hand an der Stirn, ging Freddy auf und ab. Schließlich setzte er sich Charlotte gegenüber. Mit leicht verengten Augen betrachtete er aufmerksam ihr Gesicht. Sie ließ ihn. Es war nicht die Zeit, sich zu zieren.

Sie diskutierten eine gute Stunde über den Eingriff, ihre Erkrankung und die Arztberichte. Freddy war gnadenlos in seiner Befragung, und sie antwortete ehrlich und offen.

„Weißt du was“, sagte er schließlich und wirkte um Jahre gealtert, „ich klemme mich ans Telefon und rede mit einem berühmten plastischen Chirurgen in Südamerika. Ich kenne ihn, er ist Weltklasse und nimmt nur ausgesuchte Patienten. Der Mann weiß, was er tut. Ich rede mit ihm, und wir machen einen Termin für dich aus. Dann kann er die alten Implantate entfernen und neue einsetzen.“

Sie beugte sich vor und brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen. „Freddy, ich sagte schon, so einfach ist das nicht. Die Forschung auf diesem Gebiet ist noch sehr jung.“

„Es ist einfach!“ widersprach er heftig. „Du erzählst mir, dass du eine große Gesichtsoperation hattest und nun alles rückgängig machen lassen musst, weil ein Arzt es dir rät. Soll ich vielleicht sagen, ‚na fein, mach nur?‘ Sei dir über eines klar, Baby: Wenn sich dein Gesicht verändert, ist deine Karriere beendet. Denk darüber nach, bevor du dich auf den Rat eines einzelnen Arztes verlässt.“

„Leider hat mir das nicht nur ein Arzt geraten.“

„Aber von den anderen Ärzten bist du nicht untersucht worden.“

„Nein …“

„Na bitte. Wir gehen zu meinem Doktor, und der wird die Sache regeln. Glaub mir, der Mann ist ein Genie. Hör auf mich, Charlotte.“

Im Augenblick hatte sie seiner Überredungskunst nichts entgegenzusetzen. Sie hatte Freddys Manipulationsversuche lange geduldet, weil sie dasselbe Ziel verfolgten. Um es zu erreichen, war es einfacher gewesen, sich seiner Erfahrung zu beugen. Nur in Bezug auf Michael hatte sie ihm getrotzt, aber das war vielleicht ein Fehler gewesen.

Sie hatte Gott, ihrer Mutter und Freddy getrotzt, und alle zeigten es ihr. Ihr Kampfgeist war erlahmt. Sie war nicht zornig oder depressiv, nur unendlich müde.

„Was soll ich tun?“ fragte sie leise.

Er neigte den Kopf zur Seite und sah sie mit leuchtenden Augen an. „Heirate mich.“

Sie japste ungläubig. „Dich heiraten?“

„Ja, es ist die einzige Möglichkeit, wie ich dich beschützen und zugleich angemessen für dich sorgen kann.“

„Aber … ich liebe dich nicht.“

Er drückte sich mit zwei Fingern auf den Nasenrücken, schloss die Augen und seufzte ungeduldig. „Das macht nichts.“

„Das macht nichts?“ wiederholte sie verzweifelt.

„Nein.“

An seinem Kiefer zuckte ein Muskel. Offenbar verbarg Freddy tiefergehende Gefühle, die sie nur ahnen konnte. Über sein Privatleben wusste sie so gut wie nichts.

„Es macht nichts“, fuhr er gleichmütig fort, „weil die Ehe nur auf dem Papier bestehen wird. Wir müssen nicht wirklich heiraten, wenn du das nicht möchtest. Wie ich das sehe, müssen wir gleich nach der Oscar-Verleihung nach Südamerika, um den Eingriff machen zu lassen. Naturgemäß ist das auch genau die Zeit, wo die Presse dir auf den Fersen sein wird. Wir können Hochzeit und Flitterwochen als Vorwand nutzen, uns nach Brasilien abzusetzen und auszuruhen. Überlass die Details mir. Wenn du zurückkommst, arbeitest du an Tess, und dann beenden wir die Vertragsverhandlungen für Die Schöne und das Biest. Weitere Filme sind in Vorbereitung. Bis dahin kümmert es niemand mehr, ob wir wirklich verheiratet sind oder nicht.“

„Dann sagen wir also nur, dass wir heiraten wollen …“

„Ich …“ Er atmete aus und spreizte die Finger auf dem Tisch. „Wenn dir das lieber ist.“

„Ist es.“

Sein Gesicht rötete sich, doch er sagte nur achselzuckend: „Wir brauchen kein Stück Papier, das uns bindet. Du und ich, wir sind ein Team. Wir sind wie Yin und Yang, zwei Hälften eines Ganzen.“

Charlotte schlang die Arme fest um sich und studierte ihn aufmerksam. Er war aufrichtig. Er hatte stärkere Gefühle für sie, als sie geglaubt hatte. „Du liebst mich.“

Er seufzte ungeduldig. „Natürlich liebe ich dich, Süße. Auf meine Art. Du warst immer etwas Besonderes für mich, schon am ersten Tag, als du so spröde in diesem grässlichen Kostüm in mein Büro kamst. Ich kann es nicht erklären, ich empfinde es auch jetzt.“ Er streckte die Hand aus, als wolle er sie streicheln wie ein Kind.

Charlotte wich zurück und wandte den Blick ab. Sie wollte von ihm weder berührt noch gestreichelt werden. Es widerstrebte ihr.

Freddy zog sich zurück, blieb jedoch bemüht, ihr seinen Standpunkt zu verdeutlichen. „Ich möchte dein Beschützer sein. Ich habe dich geschaffen. Ich habe dich der Welt geschenkt. Verstehst du nicht? Ich …“ Er schloss die Hände, als nehme er ihr Herz und presse es an seine Brust. „Du gehörst mir.“

Charlotte starrte ihn fassungslos an. Er meinte das ernst, er bildete sich ein, sie gehöre ihm. Das machte ihr ein wenig Angst, vermittelte ihr aber zugleich ein Gefühl von Sicherheit, wofür sie sich hasste. Den meisten Menschen war sie schlichtweg egal. Zwar gaben sie sich mitfühlend, interessierten sich in Wahrheit aber nur dafür, ob ein Film rechtzeitig fertig wurde, der ihnen Geld einbrachte. Oder schlimmer noch, sie gaben vor, sie zu lieben, und ließen sie bei den ersten Schwierigkeiten fallen.

Er liebte sie auf seine Art? Was meinte er damit? Sie sah auf die zugezogenen Vorhänge, die die Nachmittagssonne fern hielten. Vielleicht hatte Freddy Recht? Was machte es schon, auf dem Papier zu heiraten? Was war Liebe schon anderes als eine gute Chance, verletzt und gedemütigt zu werden, sich gar das Herz brechen zu lassen? Freddys Vorschlag schien eine praktikable Alternative zu Lust und Leidenschaft zu sein.

Das war Freddy, er machte das Unmögliche möglich. Vielleicht fand er ja tatsächlich einen Ausweg aus ihrem Dilemma, denn sie war mit ihrem Latein am Ende.

„Kannst du den Film zu Ende drehen?“ fragte er und überraschte sie mit dieser einfachen Frage.

Sie zwang ihr benebeltes Hirn zur Arbeit und dachte darüber nach. „Nein. Ehrlich, Freddy, ich glaube nicht. Nicht diesen Film.“

Freddy fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. „Wenigstens bist du ehrlich. Nun gut.“ Er schlug die Handflächen gegen die Schenkel. „LaMonica denkt darüber nach, dich zu verklagen. Wenn wir jetzt freiwillig aussteigen, kann er vielleicht einen Ersatz für dich beschaffen, und wir retten deinen Ruf. Er möchte unsere Entscheidung sofort wissen.“

Charlotte schwieg.

„Was die Schadensbegrenzung angeht, wir lassen verbreiten, dass du sehr krank bist. Was ja stimmt. Aber wir sagen, es ist etwas Heilbares, wie Lungenentzündung beispielsweise. Ich besorge einen Arzt, der die Diagnose bestätigt. Dann verstecken wir dich bis zur Oscar-Verleihung. Die zu überstehen ist erst mal das Wichtigste. Sobald du den Oscar hast, erledigt sich alles andere fast von selbst.“

„Meine Krankheit nicht, Freddy.“

„Natürlich nicht. Aber machen wir einen Schritt nach dem anderen.“

Charlotte lehnte sich fröstelnd zurück, während Freddy ihr erklärte, was er alles für die Oscar-Verleihung geplant hatte. Ihr eigentliches Problem hatte er offenbar unter „noch zu erledigen“ abgelegt, während er sich bereits mit der nächsten Stufe ihrer Karriereleiter befasste. Er war absolut gefühl- und rücksichtslos in seiner Geschäftsmäßigkeit, eben typisch Freddy.

Während er über die passende Musik, die Sitzverteilung, die Frage, ob sie eine der Präsentatoren hätte sein sollen und seine Kontaktpflege zu allen, die mit den Oscars zu tun haben, schwadronierte, wickelte sie sich in ihre Lieblingsdecke ein und schaltete ab.

Im Aufblicken entdeckte sie ihr perfektes Gesicht im Spiegel. Hochstaplerin, dachte sie und hasste die leere Schönheit, die sie sah. Etwas von ihrer Deformierung musste übrig geblieben sein, das sie nicht liebenswert machte. Michael konnte sie jedenfalls nicht geliebt haben. Sie hatte geglaubt, mit einem schönen Gesicht würde sich alles ändern. Doch im Grunde war alles gleich geblieben. Sie sehnte sich immer noch nach Anerkennung und Liebe.