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San Diego, gleicher Abend.

Zwei Stunden später klingelte ein Handy in San Diego und eine Mädchenstimme meldete sich. „Ja, bitte?“ Scheiße. Wie kam die Kleine ans Telefon seines Bruders? Total verdutzt überlegte er, wieder aufzulegen, tat es dann jedoch nicht. Seine Information war zu wichtig. „Hör mal Kleine. Kannst du bitte mal Lawrence ans Telefon holen?“ „Ja, das kann ich. Und wer bist du?“ Noch bevor er antworten konnte, entstand an der anderen Seite der Leitung ein Tumult und er hörte, wie eine harsche Männerstimme das Mädchen anfuhr. Sie weinte leise. Dann schnauzte Lawrence ins Telefon, „Wenn du es noch mal wagst, die Kleine anzusprechen, wird dich das mehr kosten, als dir lieb ist. Das ist ein Versprechen.“ Völlig verdattert erwiderte der Anrufer, „Natürlich, entschuldige bitte.“ „Was hast du für mich?“, knurrte Lawrence, ohne auf die Antwort einzugehen. „Ramon und Raul haben es verbockt. Sie sind beide tot.“ „Wie bitte?“, brüllte sein Bruder ins Telefon. „Gottverdammt, hast du denn keine besseren Nachrichten für mich?“, fauchte er ihn wütend an. „Tut mir leid, aber …

nein“, kam die Antwort etwas zögerlich. „Diese Stümper haben es vermasselt und sich die Birne wegschießen lassen.“ Als er stockte, begann sein Bruder plötzlich trocken zu lachen. „Tja. Das macht dann zwei Probleme weniger. Hast du den Aufenthaltsort des Jungen und der Frau endlich rausgekriegt?“ „Ja, hab ich“, antwortete der Anrufer. „Das Haus befindet sich in Rock Springs, Elm Drive Five.

Die Leichen der Sanchez-Brüder liegen ebenfalls in Rock Springs, allerdings beim Coroner.“ Als hätte er einen megaguten Witz gemacht, lachte er laut und unpassend, was sein Bruder am anderen Ende nur mit einem verächtlichen Schnauben quittierte. Unruhig rutschte der Anrufer auf seinem Hintern hin und her. „Die zwei hatten die Schlampe entführt, aber keine Zeit gehabt, in Erfahrung zu bringen, wo der Junge steckt. Sie kamen auch nicht mehr dazu, das Miststück kalt zu machen.“ Er machte eine kurze Pause und holte dann zum Schwinger aus. „Und, die erste Zeugenanhörung ist in zwei Wochen.“ Ein wütendes Knurren klang aus dem Hörer. „Es wird wohl Zeit, meinen Trumpf auszuspielen, auch wenn ich dafür aus der Deckung kommen muss“, bellte Lawrence in den Hörer. „Melde dich, falls es was Neues gibt, ist das klar?“ „Natürlich, geht klar. Ähm, Clarice ist im Anmarsch, ich leg jetzt auf.“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, wurde bereits aufgelegt. Wütend starrte der Anrufer seinen Hörer an, schon wieder hatte sein Bruder einfach aufgelegt. So langsam konnte sich das Arschloch doch mal erkenntlich zeigen. All die Informationen, die er ranschleppte und was er dafür auf sich nahm. Pahh, er würde es ihm heimzahlen. Blitzschnell legte er das Handy weg und spurtete in die Küche, als er hörte, dass sich die Tür des Apartments öffnete. Er versuchte, seine Atmung zu kontrollieren. „Clarice. Mein Engel. Was machst du schon zu Hause?“