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San Marino Center

Matt schaute hinunter auf den dunklen Haarschopf von Celine und lächelte. Er saß auf dem Rand eines Brunnens in diesem riesigen Einkaufscenter. Die Kleine saß neben ihm und leckte genüsslich an ihrem Schokoladen Eis. Tammy hatte recht gehabt. Die Kinder waren großartig.

Als Nick und er die Bande vorhin im Hotel abgeholt hatten, standen sie bereits fix und fertig abfahrtbereit vor dem Hotel und erwarteten sie. Es gab kein „Ich finde meine Schuhe nicht“- oder „Ich will das nicht anziehen“,-Gequake und keine mürrischen Gesichter. Im Gegenteil, die beiden Männer wurden so lieb empfangen, dass Matt sofort das Herz aufging. Nachdem Tammy die Männer den Kindern als alte Bekannte von ihr vorgestellt hatte, war das Eis gebrochen. Celine war ganz offen auf sie zugegangen und hatte Nick und Matt vorbehaltlos begrüßt. Jessie und Jonas waren ihnen gegenüber ebenso offen und fröhlich gewesen. Sage war höflich aber zurückhaltend gewesen und konnte sich gerade so ein Lächeln herausquetschen, während Manuel grimmig dreinschauend wenigstens ein Hallo gemurmelt hatte. Becky war nicht da gewesen, da sie noch einen Arzttermin hatte, aber wollte sich später mit ihnen in der Mall treffen. Irgendwann hatte Celine ihre kleine Hand in Matts geschoben, einfach so und ihm wurde die Kehle eng.

Diese Szene brannte sich ganz tief in seinem Herzen unter Familie ein. Schon wieder brachte ihn diese Frau ohne auch nur einen Finger zu rühren zum Schmelzen. Das war doch verrückt. Nachdem sie sich alle miteinander bekannt gemacht hatten, stiegen sie in den großen Van, den ihnen Ms. Stark organisiert hatte. Manuel setzte sich nach vorne zu Nick und Matt. Die Kinder und Tammy verteilten sich auf den restlichen Sitzen. Matt fiel auf, dass Sage sich ganz dicht bei Jessie hielt. Aha, sehr interessant. Jonas, der direkt hinter Matt saß, erzählte gerade einen Witz, über den Tammy und Celine lauthals lachten.

Dieser Moment war so fröhlich, so … Familie und absolut genau das, was er sich insgeheim schon so lange wünschte. Oh Mann, war er gefühlsdusselig, und er musste schon wieder gegen einen Kloß im Hals ankämpfen. Es war zum verrückt werden. Sobald er in der Nähe dieser Frau war, spielten seine Gefühle total verrückt und über die wollte er momentan lieber nicht auch noch nachdenken. Das dringlichste Problem war seine brennende Neugier darauf, was sie und Noles in Tammys Zimmer veranstaltet hatten. Seine Fantasie war extrem mit ihm durchgegangen und die Szenarien, die er sich ausgemalt hatte, dienten nicht gerade dazu, seine Nerven zu beruhigen. Allerdings konnte er sie schlecht vor den Kindern zu ihrem Abenteuer befragen. Die Fahrt zum San Marino Center verlief sehr fröhlich, so dass Matt sich langsam entspannte. Tammy hatte mit Becky geredet und die beiden Frauen befanden, es sei eine super Idee für die Männer, alle Kinder kennen zu lernen. Als Tammy dann Nick gestern Abend von ihrer Idee überzeugte und er anschließend Matt informiert hatte, wollte Matt erst nicht mitspielen und war nicht gewillt, den Babysitter zu geben. Schließlich hatte er mürrisch eingewilligt. Aber hey, dies hier entwickelte sich wider Erwarten zu einem richtig schönen Ausflug. Vielleicht war dieser gemeinsame Einkaufsbummel mit allen Kindern doch keine so schlechte Idee.

Jessie, die mit ihren 13 Jahren sehr klein und zierlich war, hatte die durchscheinende Haut einer Elfe. Ihr langes dunkelbraunes Haar ließ ihr schmales Gesicht mit den großen, braunen Augen noch schmaler wirken. Trotz ihres oft ernsten Gesichtsausdruckes wirkte sie zart und kindlich. Celine dagegen wirkte im Gegensatz zu Jessie sehr robust. Sie schien ein absoluter Wildfang zu sein und war für ihre zehn Jahre sehr groß. Sie war alles andere als elfenhaft, eher wie ein kleiner, raufwütiger Junge, lebhaft und aufgeweckt. Ihre Augen funkelten so verschmitzt, als heckte sie ständig neue Streiche aus. Wie auch ihre ältere Schwester hatte sie dunkelbraunes Haar und exakt die gleichen Augen. Celines Haare waren jedoch kurz und fransig geschnitten und sie wirkte dadurch noch frecher. Das dritte Geschwisterkind, das neujährige Nesthäkchen Jonas war ein stiller, in sich gekehrter Junge. Er war wie Celine recht groß für sein Alter aber so schlank, dass man jede einzelne Rippe unter seinem T-Shirt erkennen konnte. Alle drei lebten jetzt bereits vier Jahre bei Tammy und Becky. Das waren keine Waisenkinder mehr, nein, diese Kinder hatten definitiv eine Familie gefunden, wenn auch eine mit zwei Müttern. Sage war wie Manuel seit etwas über einem Jahr in der Familie. Der vierzehnjährige war asiatischer Abstammung und ein kleingewachsener, zierlicher Junge. Sein pechschwarzes Haar war extrem kurz geschnitten, fast geschoren. Matt fragte sich, wieso der Junge so kurze Haare trug. Sage war extrem zurückhaltend und still. Zuerst hatte Matt gedacht, Sage würde sich bei den anderen nicht wirklich wohl fühlen, aber dem war nicht so.

Nein, Sage klebte förmlich entweder an Manuel oder an Jessie, beobachtete sie, las ihre Mimik und war so aufmerksam, dass ihm dabei fast nichts entging. Aus seiner Akte ging hervor, dass sein Vater Amerikaner und seine Mutter japanische Einwanderin war. Seine Eltern waren vor vier Jahren bei einem schweren Autounfall ums Leben gekommen und der Junge, der hier keine Angehörigen mehr hatte, landete wie Manuel auch im Heim. Allerdings war er mit dem Unterschied zu Manuel nie negativ aufgefallen, er galt als ruhig und zugänglich. Zugänglich?

Matt hatte den Verdacht, dass hier die Unterlagen extrem beschönigt wurden.

Dieser Junge war alles andere als zugänglich. Er nahm sich vor, Tammy später auf jeden Fall sowohl zu Sage als auch zu Manuel ein paar Fragen zu stellen.

Nun saß Matt hier, mit einem Eis schleckenden Kind und wartete auf die Frau, die er schon so lange sehnsüchtig begehrte und die es zu erobern galt. Er fing an, vor sich hin zu grinsen. Ja, an diesen Zustand konnte er sich gewöhnen, auf seine Frau zu warten und dabei auf sein Kind aufzupassen. Sein Grinsen wurde noch breiter, bis er plötzlich stutzte. Woher zum Teufel, kamen diese Gedanken?

Tammy war nicht seine Frau und trotzdem… Er grinste noch breiter und bewegte vorsichtig die Schultern, denn plötzlich hatte er das Bedürfnis, nach seiner Frau Ausschau zu halten. Als hätte er es geahnt, kam Jonas angerannt, im Schlepptau Sage und riss ihn aus seinen Gedanken. „Celine, komm mit, ich hab eine super Uhr für dich gefunden, komm schon.“ Seine Schwester hochziehend hüpfte Jonas ungeduldig vor ihr hin und her und zog sie dann mit sich. „Ihr bleibt da, wo ich euch sehen kann“, rief Matt ihnen nach, aber die beiden schenkten ihm schon keine Beachtung mehr und liefen davon. „Ich kümmere mich um sie, Mr. Cassidy“, meinte Sage und schlenderte den beiden hinterher. Ja, so wäre es, wenn es in seiner Familie ältere Geschwisterkinder gab. Man hätte nicht alles alleine an der Backe. Das musste er sich unbedingt für seine eigene Familienplanung merken, dachte sich Matt. Manuel, Jessie, Tammy und Nick fanden sich kurz darauf bei Matt am Brunnen ein. Manuel und Nick waren dabei so voll bepackt, dass Matt ein Lachen nicht unterdrücken konnte. „Na Mädels, ganz Arbeit geleistet?“ Tammy ließ sich stöhnend ein Stück neben Matt auf den Brunnenrand plumpsen. „Oh Gott, tun mir die Füße weh.“ Sie grienste Nick an. „Du Monster hast mich einmal quer durch alle Geschäfte gejagt.“ Matt war sprachlos. Nick und Tammy gingen so locker miteinander um, als seien sie schon ewig befreundet.

Brennend heiß stieg die Eifersucht in ihm hoch und versengte ihn. Das Atmen fiel ihm plötzlich schwer. „Du wolltest doch unbedingt noch diese Flachlandtreter haben.“ Nick lachte Tammy strahlend und total an und wirkte so gelöst wie schon lange nicht mehr. Nein, dachte Matt, das würde Nick ihm doch nicht antun, oder?

Er knirschte mit den Zähnen und unterdrückte ein Knurren. Gott verdammt, hörte das denn nie auf? Erst Wes, dann Tim und jetzt auch noch Nick. Manuel und Nick parkten die Tüten und setzten sich ebenfalls auf den Brunnenrand. Tammy stöhnte.

„Mann oh Mann, soviel habe ich noch nie in meinem Leben eingekauft. Ich verkaufe meine Seele für ein Fußbad.“ „Ich massiere dir gerne die Füße wenn du magst.“

Nicks Angebot, das hoffentlich ganz unschuldig gemeint war, brachte bei Manuel wohl ebenfalls etwas zum Klingen. „Das kann ich schon übernehmen.“ knurrte Manuel Nick von der Seite an. „Jungs, ihr könnt euch meine Füße gerne teilen, schließlich seid ihr ja Schuld an der Misere. Ich wusste gar nicht, dass Männer bezüglich Klamotten solche Mädchen sein können“, lachte Tammy sie nun aus. „Na warte, Du kriegst Dein Fußbad gleich hier.“ Schwungvoll begann Manuel Tammy mit Wasser zu bespritzen. Sie schrie auf und versuchte jauchzend auszuweichen, leider ohne Erfolg. Mit einem Mal tropfte Wasser von ihren Haaren und ihr hellgrünes T-Shirt war klitschnass. Es klebte wie eine zweite Haut an ihr… und verhüllte gar nichts mehr. Heilige Mutter Gottes. Bei der Größe ihrer Brüste würde sie wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses abgeführt werden, soviel war klar. Die Stimmung schlug von jetzt auf gleich um, angespannte Stille folgte.

Manuel starrte erschrocken auf Tammys wippende Brüste, deren Nippel sich praktisch unverhüllt durch den BH und den Stoff des TShirts bohrten. Jede Erhebung, jede Kurve, alles war zu sehen. Er blickte völlig aufgelöst zu Matt, der jedoch selbst damit beschäftigt war, Tammy anzustarren. Matts Jeans wurde schlagartig zu eng, sein Schwanz war steinhart. Verdammt noch mal, er saß hier mitten in einer belebten Einkaufsmeile und war hart wie Granit. Wie unpassend war das denn? Als er sich räusperte und die Augen mühsam von diesem mehr als leckeren Anblick löste, erkannte er, dass es Nick nicht viel besser ging als ihm selbst. Manuel war total geschockt und hatte Panik im Blick und Matt bekam Mitleid mit dem Jungen. Der arme Kerl war so verlegen, wie es ein Junge in seinem Alter in solch einer Situation nur sein konnte. Matt lachte in sich hinein, der Junge war wohl doch nicht so abgeklärt, wie er ihnen hatte weismachen wollen. Nick hüstelte und wandte den Blick von den Herrlichkeiten ab und lächelte Manuel aufmunternd zu. Halb so wild, signalisierte er ihm damit.

Die Einzige, die die Situation wohl noch nicht erfasst hatte, war Tammy selbst.

Sie war damit beschäftigt, ihre nass gewordenen Haarsträhnen von der Brille zu pflücken und sich das Wasser aus dem Gesicht zu wischen. Was sie dabei mit ihren Brüsten anstellte war der blanke Wahnsinn. „Ähmm, Tammy, du…“, Manuels verlegenes Gestammel ließ Tammy aufhorchen. „Du bist … ähm, bei dir…“ Matt half dem Jungen aus der Klemme. „Tam, dein Shirt ist klitschnass und ziemlich …“, er räusperte sich rau „durchsichtig.“ Tammy stockte mitten in ihren Bewegungen und sah an sich herunter. Als ihr bewusst wurde, dass sie quasi nackt zwischen den Männern saß, wurde sie puterrot. Boa war das peinlich. So etwas konnte ja auch nur ihr passieren. Hier, im Einkaufszentrum, vor Nick und vor allem vor Matt!

Sie versuchte, ihre Brüste mit den Händen abzudecken, was jedoch ein sinnloses Unterfangen war. Nick hatte begonnen, die Tüten nach einem neuen, trockenen Oberteil für sie zu durchsuchen, während Matt sein Baumwollhemd schon fast ganz aufgeknöpft hatte. Aber Tammy hatte andere Pläne, sie trat den Rückzug an. „Ähm, ich werde mir mal ein trockenes Oberteil besorgen. Bitte wartet hier auf mich.“

Völlig kopflos drehte sie sich herum und rannte los, die Hände fest vor die Brüste gedrückt. Blitzschnell verschwand sie zirka 20 Meter entfernt in einem Geschäft für Damenbekleidung. „Ich geh ihr nach, bleib du hier“, rief Matt Nick zu und sprintete bereits hinter ihr her. Als Matt den Laden betrat, konnte er Tammy nirgends entdecken. Wo, zum Teufel war sie? Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit und ließ seine Kopfhaut kribbeln. Dann setzte sein Verstand wieder ein. Klar, sie musste natürlich bei den Umkleiden sein. Er war voller Adrenalin von dieser kurzen Angstattacke eben. Mann, diese Frau schaffte ihn. Es gab momentan für ihn nur zwei Zustände, wenn es um sie ging. Entweder war er hochgradig erregt, oder er war extrem um sie besorgt. „Tammy, in welcher Kabine steckst du?“ Schroff rief er nach ihr, schließlich konnte er ja schlecht die Kabinen stürmen. „Kabine 2“ kam es dumpf zurück und schon riss er den Vorhang der Kabine zur Seite. Grundgütiger! Sein Körper, der sowieso schon unter Strom stand, spannte sich schlagartig noch mehr an. Tammy stand in der Kabine mit hocherhobenen Händen, das T-Shirt und der BH hingen ihr über Hals und Gesicht und in den Haaren. Irgendwie musste beim Überstreifen die Schließe ihres BHs sich in ihren Locken verfangen haben. Ihr Bauch und die Brüste waren völlig nackt, köstlich und schneeweiß. Ihm lief bei diesem Anblick das Wasser im Mund zusammen. Trotz allem musste er plötzlich ein Lachen unterdrücken. Matt versuchte, nicht loszuprusten. Die Situation war so grotesk, dass man daraus locker eine Filmszene hätte drehen können. Allerdings war er sich ziemlich sicher, Lachen käme jetzt ganz sicher so was von überhaupt nicht gut bei ihr an, dass er seine Anstrengungen verstärkte, ruhig zu bleiben. „Zum Teufel Matt, es hilft mir nicht wirklich, wenn Du da stehst und mich anglotzt.“ „Ja, das stimmt“, erwiderte er. „Aber ich krieg ja nicht alle Tage so einen Anblick geboten.“ Ups, eine Frau in einer solchen Situation wütend zu machen, war wohl keine so gute Idee. Dann, Gott sei Dank schlug die Stimmung in der Kabine um.

Die Luft schien sich zu verdichten und sie begann förmlich zu knistern. Es durchfuhr ihn siedend heiß und der Zwang, seinen stahlharten Körper an diese weiche, warme Pracht zu drücken, wurde beinahe übermächtig. Er musste die Augen schließen, um die Bilderflut zu verarbeiten und seinen Drang zu bändigen. Ihre Brüste reckten sich ihm dank der Position ihrer Arme förmlich entgegen. Die schneeweißen Kugeln waren gekrönt von dunkelroten Brustwarzen. Er hatte sich diese Brüste so oft vorgestellt, aber hier in der Enge der Kabine mischte sich das dreidimensionale Bild noch mit ihrem betörenden Duft. Das, zusammen mit dem Anblick ihres cremeweißen Bauches und dem Bauchnabel der aus der Jeans lugte, war weit mehr, als seine Selbstbeherrschung verkraften konnte. Das Teil in seiner Hose war der leider genau der gleichen Meinung, denn er meldete sich heftig zuckend zu Wort. Okay. Gleich hatte er kein Blut mehr im Gehirn, denn das pumpte momentan in die entgegen gesetzte Richtung. Ihm brach so heftig der Schweiß aus, dass seine Hände klitschnass wurden und sich der Schweiß in seinem Nacken ansammelte und von dort langsam in dem Hemdkragen lief. Sein Herz schlug im Gleichtakt mit seinem pochenden Freund. Er betrat die Kabine und zog mit einem energischen Ruck den Vorhang hinter sich zu. Bisher hatte er Tammy keine Sekunde lang aus den Augen gelassen. Als er jedoch jetzt einen Blick in den Spiegel hinter ihr warf, erschrak er zutiefst über den Ausdruck in seinen Augen.

Hunger und Gier lagen in seinem Blick. Matt zuckte erschrocken zusammen. Oh ja, diese Frau machte ihn scharf wie Chili und brachte bei ihm die denkbar höhlenmenschartigsten und wildesten Eigenschaften zu Tage. „Zum Teufel Matt.

Hilf mir gefälligst“, herrschte sie ihn erneut an und seine Starre löste sich.

Einige Teile seines Gehirnes nahmen wieder die Arbeit auf. Ganz nah trat er an sie heran, biss sich fest auf die Zähne und hob dann tapfer die Arme. Dabei zwang er sich, seine Aufmerksamkeit auf ihre verknoteten Haare zu richten. Es war unvermeidlich, dass sich dabei ihre Oberkörper berührten und beide erschauderten heftig. Matt zwang sich mit eisernem Willen, nicht sofort über sie herzufallen. Ihre Augen von einem dunklen Grün und so verhangen, dass er verblüfft die Luft ausstieß. Ja, Tammy war genauso scharf wie er, aber zuerst musste er sie aus dieser misslichen Lage befreien. Energisch begann er, jede einzelne ihrer verfangenen Strähnen aus der Schließe zu ziehen. Ihre Brüste rieben sich köstlich an seinem Baumwollhemd und ihre Brustwarzen schienen ihn förmlich zu durchbohren. Oh Lord. Wenn er noch eine Minute so weitermachte, würde er wieder in seiner Hose kommen. Das durfte doch nicht wahr sein. Er war doch nicht mehr in der zehnten Klasse, dass er sich wie ein Primaner so blamierte. Der Duft ihrer Haare und ihres Körpers füllte den engen Raum und schoss brüllend direkt in seine Lenden. Lange konnte Matt das nicht mehr aushalten, da war er ganz sicher. Diese Situation war so erotisch und dass, obwohl sie nur dastand und ihm ihre Brüste entgegenreckte. Tammy stand ganz still. Stocksteif stand sie da und blickte ihn unverwandt an. Der Blick aus diesen unglaublich, seegrünen Augen durchbohrte ihn förmlich. Ihr Mund und die Nase waren unter dem feuchten T-Shirt versteckt und sie atmete schwer. Oh, dieser Duft. Seine Instinkte brüllten ihn förmlich an, sie jetzt sofort und hier zu nehmen. Dann endlich war die letzte Strähne aus der Schließe befreit.

„Erledigt“, stieß er gepresst hervor, seine Stimme war so rau und kratzig, dass er sich selbst kaum verstand. Tammy ließ die Arme nicht sinken, stand einfach vor ihm und blickte ihn aus diesen wahnsinnig schönen Augen abwartend an. Was dann passierte, war jenseits seiner Kontrolle. Seine Hände entwickelten ihr Eigenleben und er umfasste ihre Brüste. Als er begann, diese köstlichen Kugeln zu kneten, verirrten sich seine Daumen auf ihre Brustwarten und rieben sie erst sachte, dann fester und härter. Stöhnend bog sie den Oberkörper noch mehr durch, warf sich förmlich nach hinten und wäre um ein Haar umgefallen, wenn er sie nicht blitzschnell gehalten hätte. Okay, Reflexe noch vorhanden, dachte er spöttisch. Ihre heftige Reaktion machte Matt rasend, er riss ihr BH und Shirt über den Kopf und warf beides in die Ecke. Und dann küsste er sie, holte sich ihren Mund. Endlich. Er konnte nicht zart sein. Oder langsam. Oder einfühlsam.

Über dieses Stadium war er Lichtjahre hinaus. Sein Kuss war fast brutal und von solcher Intensität, mit der er zuvor schon ihre Brüste bearbeitet hatte. Ihr Mund war die Festung, die es zu erobern galt. Er stieß seine Zunge in sie hinein und begann, ihren Gaumen zu lecken und ihre Zunge mit seiner zu umkreisen. Das tiefe Stöhnen, dass sich in seinen Mund ergoss, brachte ihn schier um. Oh ja.

Sie wollte das hier genauso, wie er. Dann zeigte er ihr mit seiner Zunge, was er gedachte, mit ihr weiter unten anzustellen. Wieder und wieder stieß er zu. Sie begann, heftig zu zittern und klammerte sich an ihn, erwiderte seine Bestürmung so leidenschaftlich, dass ihm schwindelig wurde.

„Tammy? Bist du da?“ Celines Stimme beendete ihre Ekstase abrupt und mit solcher Wucht, dass Tammy glaubte, umzufallen. Ihr war mit einem Mal so schwindelig, dass sie zu taumeln begann. Sie lösten sich blitzartig voneinander, laut keuchend und beide heftig atmend. Tammy war außerstande, auch nur einen Ton herauszukriegen, deswegen wandte sich Matt um Celine zu antworten. „Tammy kommt gleich, mein Schatz. Wir haben hier nur ein kleines Problem mit ihren Haaren“, stieß er heiser hervor. Als Celines Gesicht zwischen dem Vorhang hereinlugte, schob sich Matt blitzschnell vor Tammy und beugte sich leicht zu dem Mädchen vor. „Celine, Schatz, bitte sei so lieb und geh zu Nick und Manuel, wir sind sofort bei euch, okay?“ Mit großen Augen schaute sie in an, nickte dann zögernd und ihr Kopf verschwand wieder. Matt schloss ergeben die Augen. Fassungslos über dass, was gerade geschehen war. Als er sich zu Tammy umdrehte, erschrak über die Spuren, die sein brutaler Kuss auf ihrem Gesicht und ihrem Hals hinterlassen hatte. Sein unrasiertes Kinn hatte ihre zarte Haut gereizt und stark gerötet.

Ihre Lippen waren rot und geschwollen von seiner Plünderung und ihr Atem kam stoßweise, als wäre sie einen Marathon gelaufen. Sie sah aus, als hätte sie Fieber, so glänzten ihre Augen. Nick würde sofort sehen, was Tammy und er eben hier getrieben hatten. Er fluchte unterdrückt und fuhr sich frustriert über die Haare. Was in Gottes Namen war nur in ihn gefahren? Willkommen zurück im Gehirn, begrüßte er sein Blut. Das hätte niemals geschehen dürfen, aber wieso nur fühlte es sich dann so gut und so richtig an? „Es…, es “, stammelte er „ Es…tut mir leid, Süße, dass ich mich so habe gehen lassen“, flüsterte er ihr entschuldigend zu und musste sich abwenden, ob des Schadens, den er angerichtet hatte. Tammy war völlig durch den Wind. Verzweifelt versuchte sie, ihren feuchten BH

anzuziehen, aber es gelang ihr nicht. Ihre zitternden Finger und der feuchte Stoff versagten ihr den Dienst. Also warf sie ihn frustriert in die Ecke und schnappte sich mit zitternden Fingern den Pullover, den sie zur Anprobe mit in die Kabine genommen hatte und zog ihn über. Ihre Brüste waren prall und erregt und ihre Nippel rieben sich köstlich an der weichen Baumwolle. Sie stöhnte verzweifelt, denn so, ohne BH, konnte sie dieses Teil definitiv nicht tragen.

„Tammy?“ Oh nein, Celine hatte nicht auf Matt gehört, sondern stand abwartend vor der Kabine. „Wir kommen gleich, mein Schatz“ rief sie dem Mädchen zu, ihre eigene Stimme nicht mehr erkennend. Eine ewige Minute und viele hektische Bewegungen später flüsterte sie Matt leise zu, „Ich bin fertig.“ Ihr Atem kitzelte ihn im Nacken, so nahe stand sie bei ihm. Eine einzelne Schweißperle löste sich von seiner Stirn und rann ihm seitlich am Hals hinunter. Oh ja meine Süße, du wärst unter Garantie jetzt fertig. Matt stöhnte leise auf und begann zu lächeln. Irgendwie wusste er, jetzt war er endgültig verloren, denn jetzt hatte er gekostet und wollte mehr. Viel mehr. Nein, berichtigte er sich, jetzt wollte er alles. „Ich komme gleich nach“ Er blickte an sich herunter und Tammy folgte seinem Blick. Er konnte unmöglich in diesem Zustand aus der Kabine raus, also trat er einen Schritt zur Seite und ließ Tammy an sich vorbei. Als er den Blick hob sah er direkt in ihre Augen, die immer noch dunkel vor Verlangen waren und vor Leidenschaft leuchteten. Erhitzt und gerötet sah sie aus … einfach …

zauberhaft. In diesem Moment kam ihn erneut die Erkenntnis, traf ihn wie ein Rammbock mitten ins Herz. Ich liebe sie! Immer noch! Aus tiefsten Herzen! Ohne wenn und aber! Und er ergab sich diesem wahnsinnig aufregenden und Furcht einflößenden Gefühl, dass ihm enorme Angst einjagte. So eine wahnsinnige Angst, wie er sie noch nie in seinem ganzen Leben gefühlt hatte. Bis jetzt.

Tammy kam um vor Scham. Nicht nur, dass Matt hatte sie in der Umkleide fast nackt gesehen, nein, sie war quasi über ihn hergefallen und sich so heftig an ihn gepresst, dass ihr immer noch davon schwindelig war. Sie war zwar sicher, dass Matt es auch gefallen hatte, denn auch er hatte heftig geatmet und sein Schwanz hatte sich hart gegen ihren Bauch gepresst. Allerdings fragte sie sich, wieso ein so gut aussehender und durchtrainierter Mann wie Matt sie attraktiv oder gar sexy fand? Er war einfach perfekt und sie, sie war… na ja, sie war es eben nicht. Nein, entschied sie. Er war einfach nur ein Mann mit einer gesunden Libido, was bedeutete, er wäre auf jede Andere auch angesprungen. Schließlich hatte er ihr über Jahre und gerade gestern erst wieder deutlich zu verstehen gegeben, dass er nicht interessiert war. Joe war Tammys erster und auch einziger Liebhaber gewesen. Sie konnte sich noch genau an seine Reaktion erinnern, als sie ihm eröffnete, noch Jungfrau zu sein. Mit einem erstaunten Aufschrei hatte er sie an sich gezogen und ihr zugeflüstert, wie stolz ihn das machte und wie toll er das fand. Er war genau wie Matt auch schlank und durchtrainiert gewesen, ohne ein Gramm Fett am Leib, eben ein Bild von einem Mann. Tammy hatte sich anfangs oft gefragt, wieso ein Mann wie Joe sich ausgerechnet mit einer Frau wie ihr abgab. Einer Frau, die so überhaupt nicht klassisch schön war und sich auch nicht so fühlte. Sie war pummelig und rund und überproportioniert. Gut, sie hatte einen gesunden Humor, war lustig und offen, aber reichte das aus, um einen Mann zu halten? Sie wusste es nicht. Aber was sie wusste, dass sie seine Jungfrau war und er diese Tatsache sichtlich genoss. Allerdings hatte er sie nicht, wie sie sich das als junges Mädchen immer erträumt hatte, behutsam an den Sex herangeführt, sondern war stürmisch vorangepresst, leidenschaftlich und wild. Durch seine offene und freizügige Art hatte er sie dazu gebracht, sämtliche Hemmungen über Bord zu werfen und sie gelehrt, den Sex richtig zu genießen. Ja, er hatte es sogar geschafft, sie davon zu überzeugen, dass sie für ihn nicht perfekt zu sein brauchte. Er liebte ihre Rundungen und ihre Pfunde.

Sie hatten sich am helllichten Tag auf dem Küchentisch geliebt, hinterm Haus auf der Wiese, auf dem Kühler seines Wagens vor ihrem Lieblingslokal. Sie hatten so viel ausprobiert und nie war es langweilig gewesen mit Joe. Oft hatte er ihr ins Ohr geflüstert, wie verrückt er nach ihr sei, wie scharf er auf sie war und wie geil er sie fand. Tammy hatte zwar keine Vergleichsmöglichkeiten, aber sie war sicher, dass der Sex mit Joe sehr gut gewesen war, zumal sie meistens zum Höhepunkt gekommen war. Manchmal war es ihr zwar zu kurz und schnell erschienen, aber sie hatte es trotzdem gemocht. Allerdings – so extrem abgegangen wie vorhin bei Matt war sie noch nie! Es war … wie ein explosives Feuerwerk gewesen, ekstatisch, einfach wow. Lange Zeit hatte Tammy Angst davor gehabt, dass sie sich niemals wieder so völlig ohne Hemmungen einem Mann hingeben könnte. Nach Joe war sie mit keinem Mann mehr zusammen gewesen und ihre Problemzonen waren nicht gerade geschrumpft. Trotzdem hatte Matt sie mit den gleichen, hungrigen Blicken angeschaut, wie sie es von Joe gewohnt war. Sie seufzte. Die letzten Jahre hatte sie keine Veranlassung gehabt, solche Überlegungen anzustellen, denn zuerst hatte sie eine lange, lange Zeit um Joe getrauert und dann, nach dem Abschluss ihres Studiums hatte sie sich voll und ganz der Erziehung ihrer Kinder gewidmet. Sie hatte schon lange nicht mehr über ihr nicht vorhandenes Sexleben nachgedacht. Tammy lachte auf. Becky hatte vor einigen Monaten mal gesagt, sie solle sich endlich mal wieder nach einem Knackarsch und starken Händen umschauen, schließlich würde sie ja andere Muskeln auch regelmäßig trainieren.

Das stimmte, nämlich ihre Lachmuskeln hatte sie daraufhin erwidert und sofort standen beide Frauen mitten im Lachmuskel-Training. Die Wildheit, mit der Matt eben ihren Mund und ihre Brüste vereinnahmt hatte, hätte Tammy um ein Haar zum Kommen gebracht. Leidenschaftlich, nein fast grob, hatte er ihren Mund erobert und sich heftig an sie gedrückt, was sie ohne zu zögern zurückgegeben hatte.

Aber sie verstand Matt nicht. Er war ihr, ehrlich gesagt, total suspekt. Bisher hatte er sie in dem Glauben gelassen, sie wäre im völlig egal, wäre uninteressant für ihn. All die Jahre lang hatte er sich nicht bei ihr gemeldet und dass, obwohl sie ihm in ihrem Brief vor knapp zwei Jahren eindeutig zu verstehen gegeben hatte, dass sie ihn gerne wieder gesehen hätte. Sie seufzte verzweifelt. Jeder behauptete, Frauen seinen schwierig und zickig. Wieso sagte das keiner über die Männer? Was war das nur zwischen Matt und ihr, das ihn in der einen Sekunde vor Leidenschaft fast rasend machte und in der nächsten in einen Gletscher verwandelte. Sie verstand nicht, wieso er ihr dieses Wechselbad der Gefühle auferlegte und sie damit quälte. Das musste ein Ende haben, beschloss sie nun. Irgendwie würde sie ihn schon dazu bringen, endlich mit offenen Karten zu spielen. Tammy lächelte. Wäre es nicht geschickt, ihm einige Reaktionen über das traditionelle Mach-Ihn-Eifersüchtig-Spiel zu entlocken. Tim böte sich dafür an, dachte sie schmunzelnd. Nein, das wäre nicht richtig. Tim schien wirklich was für sie zu empfinden und damit spielte man nicht, also nein!

Wes? Der schon eher. Wes schien zwar interessiert, aber wohl mehr aus seinem Jagdinstinkt heraus. Ja, das sollte funktionieren, zumal sich bei Wes ihr schlechtes Gewissen in Grenzen halten würde, da war sie sich sicher. Dieser Kerl versuchte sowieso bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit ihr Körperkontakt herzustellen und würde auf ihr Spiel sicher eingehen. Wieder dachte sie an die Küsse, die sie eben mit Matt in der Umkleide hatte, vor Verlangen fast verrückt und so heiß, dass ihr Slip jetzt feucht und schlüpfrig war. Allein bei dem Gedanken daran errötete sie erneut. Stopp, Moment. Vielleicht war das in der Umkleide ein Versehen gewesen und Matt war gar nicht heiß auf sie. Vielleicht war er auch lange nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen und musste einfach nur Dampf ablassen. Joe hatte ihr irgendwann mal erzählt, dass Matt auf große, schlanke, sportliche Frauen stand und hatte Witze darüber gerissen, dass Matt ja nur halb soviel Spaß hätte, weil er es nur mit halb soviel Frau trieb. Zwei von Matts Freundinnen hatte Tammy kennen gelernt, aber er war mit keiner länger als drei Monate zusammen gewesen. Und, Gott bewahre, die beiden waren weder klein, rund oder rothaarig gewesen. Was zur Hölle wollte er dann von ihr? Seinen Horizont erweitern? Ausprobieren, ob proper auch eine Möglichkeit war, wenn gerade nichts anderes greifbar war? Diente sie ihm etwa zu Testzwecken? Wenn Celine sie nicht unterbrochen hätte, wären sie in der Umkleidekabine übereinander hergefallen und hätten ES getrieben, da war Tammy absolut sicher.

Seufzend schnappte sich Tammy ihre feuchten Klamotten und einen der neuen Pullis und ging zur Kasse, um zu bezahlen. Dabei war ihr wohl bewusst, dass sie unter ihrer Neuerwerbung keinen BH trug. Unangenehm bewusst. Als sie einen Blick auf sich selbst in einem der Spiegel erhaschte, zog scharf die Luft ein. Ihre Augen strahlten und ihr Gesicht war stark gerötet. Ihre Brüste bewegten sich frei und aufreizend unter dem dünnen Baumwollpulli, schienen sie zu verhöhnen. Jeder, der nicht völlig blind war, würde sofort erkennen, was mit ihr los war. Auch die Kassiererin blickte sie an und verzog missbilligend den Mund. Na super. Tammy versuchte, den hochmütigen Blick der Frau zu ignorieren und zurück zu geben, was ihr nicht gelang. Doch dann, ganz plötzlich veränderte sich die Blickrichtung der Dame, sie schaute an Tammy vorbei und erstarrte regungslos mitten in ihrer Bewegung. Dann weiteten sich ihre Augen und ein Seufzer entfuhr ihr. Matt war nur wenige Augenblicke nach Tammy aus der Kabine getreten und sah einfach umwerfend aus.

Groß und breitschultrig stand er da, das Haar zerzaust und sein Hemd hing ihm lose über der Jeans. Auch ihm sah man an, was gerade passiert war, aber an ihm wirkte es einfach göttlich. Ihre Blicke trafen sich im Spiegel und er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. Seine Zähne blitzten. Seine Augen funkelten mit der gleichen Energie wie ihre eigenen und jetzt … leckte er sich auch noch über die Lippen. Mit großen, eleganten Schritten schloss er zu ihr auf und stellte sich lässig neben sie. Dabei sah er aus, als sei er geradewegs einem Modemagazin entsprungen und wirkte überhaupt nicht aufgelöst oder derangiert, wie das bei ihr der Fall war. Einfach unglaublich. Die Kassiererin dachte dies wohl auch, denn sie ließ Matt nicht eine Sekunde aus den Augen. „Wären sie so freundlich?“, Matt hob der Dame die Zettel der beiden Pullis vor die Nase. „Ähm, natürlich.“

Er zückte seinen Geldbeutel und hielt der völlig weggetretenen Kassiererin ein paar Scheine unter die Nase. Als sie ihm das Rückgeld in die Hand drückte, seufzte sie leise auf, aber Matt hatte seine Aufmerksamkeit bereits wieder auf Tammy gerichtet. Matt schob ihr die Tüte mit dem Pulli zu und beugte sich dann zu ihr. „Hier, meine Süße! Das ist ein persönliches Geschenk von mir und ich möchte, dass du die Pullis immer nur genau so trägst.“ Er deutete auf das Teil, das sie ohne BH übergezogen hatte, was man unschwer und in aller Deutlichkeit erkennen konnte. Sie verlor sich in seinem tiefen, durchdringenden Blick und diesen wahnsinnig blauen Augen. „Aber nur für mich, hörst du?“ Seine geflüsterten Worte gingen ihr durch und durch und ihr wurde schon wieder glühend heiß. Super! Was zum Geier sollte das? Stöhnend wandte sie sich ab um aus dem Geschäft raus und zum Brunnen zurück zu gehen. Sie presste die Tüte mit den Kleidern fest gegen ihren Oberkörper und benutzte sie als Schutzpanzer vor …

Matt und dem Rest der Welt.

Auch Matt hatte diese kleine Begebenheit schon wieder in Wallung gebracht. Er holte tief Luft und atmete genauso heftig wieder aus. Dann schenkte er der völlig perplexen Kassiererin ein Lächeln und folgte Tammy.

Sie wurden bereits erwartet. Celine und Jonas hüpften lachend auf dem Platz vor dem Brunnen umher und Becky saß entspannt neben Nick. Sie unterhielten sich angeregt. Als Becky Tammy entdeckte, sprang sie auf und umarmte ihre Freundin fest. Dann schob sie Tammy eine Armeslänge von sich, blickte an ihr herunter und musterte sie durchdringend. Nur wenige Sekunden später stahl sich ein Lächeln in ihr Gesicht und sie zog wissend die Augenbrauen hoch. Schließlich drehte sie sich zu Matt herum und musterte auch ihn neugierig. Und zwinkerte ihm zu. Tammys Gestik, perfekt imitiert! „Das sieht Tammy ähnlich“, lachte sie Matt an. „Das Sahneschnittchen schleppt sie in die Umkleide und behält es für sich.“ Alle lachten, nur Tammy nicht. Sie warf Becky einen bösen Blick zu, dass diese mit einem Blinzeln und einem triumphierenden Lächeln quittierte.

Becky war eine hübsche, junge Frau Mitte Zwanzig. Sie hatte ungefähr die gleiche Größe wie Tammy, war aber wesentlich schlanker und bei weitem nicht so üppig ausgestattet. Ihr sportliches Outfit ließ darauf schließen, dass sie wenigstens zum Joggen ging, um sich fit zu halten. Ihre langen, glatten, hellbraunen Haare hatte sie zu einem lustig, wippenden Pferdeschwanz gebunden und sie wirkte lebhaft und offen. Ja, Becky war hübsch und gut gebaut, aber… nicht sein Typ.

Nicht mehr sein Typ, korrigierte er sich in Gedanken. Super. Tammy hatte ihn restlos für andere Frauen versaut, ihn immun gemacht. Wieder dachte er an ihre milchweiße Haut, die ihm in der Umkleidekabine den Verstand geraubt hatte. Er würde sie davon überzeugen, dass er eine zweite Chance wert war, koste es was es wolle. Nick blies zum allgemeinen Aufbruch, worüber Tammy sehr dankbar war. Sie musste nach Hause. Auf dem Weg zurück ins Hotel waren die Kinder total aufgedreht. Tammy saß zwischen Matt und Nick vorne im Bus. Die Nähe zu ihr machte es ihm nicht gerade leicht, sich aufs Fahren und dann noch auf die Gespräche im Wagen zu konzentrieren. Ihr köstlicher Duft umhüllte sie wie eine Glocke und machte ihn völlig gaga. Sie roch einfach köstlich, nach Frühling und nach sich selbst. Matt betete, dass weder Tammy noch Nick einen Blick auf seinen Schoß warfen, denn ihre Nähe war ihm wirklich sehr lebhaft bewusst. Nicks Handy klingelte und plötzlich herrschte schlagartig Totenstille im Wagen. Alle Augen richteten sich auf Nick. „Ja, Cellino hier.“ Nick lauschte ein paar Sekunden, dann nickte er bedächtig und mit einem „Okay, dann bis morgen“, klappte er sein Handy wieder zu. „Die Haftprüfung für Puertes ist durch.“ Nick atmete geräuschvoll tief ein und aus. „Seine Kaution wurde auf zehn Millionen festgelegt“ Tammys Puls beschleunigte sich vor Freude. „Aber das ist doch gut, zehn Millionen sind ńe Menge Geld, das wird er nicht einfach so aufbringen, oder?“ Die besorgten Blicke, die sich Matt und Nick zuwarfen, dämpften jedoch ihre Euphorie schlagartig wieder und wandelten sie in Angst um. „Nicht hier im Auto, Tammy“, schüttelte Matt jetzt den Kopf und warf im Spiegel Manuel einen aufmunternden Blick zu. Der Junge wusste genau, wieso Matt und Nick so besorgt waren, denn ihm schien wie den Männern auch klar zu sein, dass für Puertes zehn Millionen ein Klacks sein würden. Als der Bus in SPRINGFIELD angekommen war, stiegen alle außer Matt aus, um sich zu verabschieden. Tammy ging zu Celine und drückte das Mädchen ganz fest an sich. Als sie anschließend Jonas in ihre Umarmung ziehen wollte, maulte der Junge und versuchte sie, mit seinen Armen auf Abstand zu halten. Umarmungen gingen gar nicht, dafür war er doch schon zu groß, befand er. Sie wechselte ein paar Worte mit Jessie, woraufhin das Mädchen völlig unvermittelt in Tränen ausbrach. Becky zog sie fest an sich und hielt sie eng umschlungen. Als sich Tammy schließlich an Sage wandte, stieß der Junge einen verzweifelten Laut aus. „Sehen w… kommt ihr wieder?“ Manuel zog scharf die Luft ein. „Klar Alter, natürlich sehen wir uns wieder. Du wirst dich wundern, wie schnell wir wieder zusammen sind. Höchstens noch ein paar Tage.“ Sage versuchte, ihn tapfer anzulächeln, was ihm nicht gelange. Er sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. Dann ließ er sich von Tammy widerstandslos umarmen und ganz plötzlich, als schien sein schmächtiger Körper zu explodieren, drückte er sich so fest an sie, dass Matt und die anderen ihr Rückrat knacken hören konnten. Erschrocken ließ Sage sie los und blickte sie aus tränennassen Augen an. „Ich liebe dich, Sage.“ Tammys sanfte Stimme war leise, aber dennoch fest.

„Wir sehen uns so schnell es geht wieder, ich verspreche es. Ich lasse dich nicht alleine. Und dein Bruder auch nicht.“ Dann küsste sie ihn auf die Wange und zog ihn noch mal kurz an sich. Jonas schniefte mittlerweile auch vor sich hin und wenn das hier so weiterging, würden sich bald alle in Tränen auflösen.

So groß war Jonas wohl doch nicht, denn ganz plötzlich stürzte er sich auch auf Tammy und umklammerte ihre Taille. Matt räusperte sich laut. „Wir müssen los.“

Seine Stimme klang heiser und mitgenommen, aber sein harscher Aufruf bewirkte wenigstens, dass die Tränenflut nicht noch schlimmer wurde. Becky, die Jenny immer noch im Arm hielt, zog Tammy an sich und flüsterte ihr was ins Ohr. Als die zwei Frauen sich anschauten, liefen auch bei ihnen die ersten Tränen. Oh Mann, so eine Scheiße, wie war das denn jetzt passiert. Eben im Auto war noch alles super und jetzt? Weder Matt noch Nick konnten besonders gut mit Tränen umgehen und wieder war es Manuel der prompt reagierte. „Scheiße“, murmelte er und zog Tammy aus Beckys Umarmung. Er schlang einen Arm um Tammys Taille und zog sie dann in Richtung Van. Liebevoll wischte er ihr mit der anderen Hand die Tränen von der Wange und murmelte etwas in ihr Haar. Dieser Junge ging so behutsam und zärtlich mit Tammy um, dass Matt ein heftiger Stich durchfuhr. Er war eifersüchtig auf diesen Teenager, der den Arm um seine Tammy geschlungen hatte und sie offenbar tröstete. Gott verdammt, nein, er würde doch nicht auf einen Halbwüchsigen eifersüchtig sein. Manuel hatte Tammy mittlerweile auf die hintere Rückbank geschoben und sich dicht neben sie gesetzt, um sie gleich wieder an sich ziehen zu können. „Wir können“, teilte er Nick knapp mit. Als Manuels Blick in den Rückspiegel fiel, bemerkte er, dass Matt ihn beobachtete.

Einen Moment lang fixierten sie sich gegenseitig. Dann vergrub Manuel wieder seinen Kopf in Tammys Haar und murmelte ihr beruhigend zu. Das gibt’s doch nicht. Eifersucht durchzuckte Matt wie ein heißer Strahl und ließ ihn aufkeuchen, obwohl die Vernunft ihm sagte, dass dies vollkommener Schwachsinn war. Schließlich war er hier der reife, erwachsene Mann und sollte kaum auf einen 17-jährigen Jungen eifersüchtig sein. Tja, wo war die Vernunft, wenn man sie dringend brauchte? Matts Emotionen schienen überzukochen. Vor nicht mal einer Stunde war er kurz davor gewesen, sich in Tammy zu verlieren und jetzt?

Jetzt saß er auf dem Fahrersitz des Wagens, auf dessen Rücksitz ein Junge seine Frau im Arm hielt. Wenn das nicht zum Haare raufen war …Trotzdem konnte Matt nicht umhin anzuerkennen, dass Manuel etwas ganz besonderes an sich hatte und für sein Alter wirklich sehr reif war. „Bye. Passen sie gut auf sich und die Kinder auf. Wir sehen uns bald“, verabschiedete sich Nick und Becky. „Und passen sie gut auf die beiden auf“, murmelte Becky , als sie sich die Hand gereicht hatten. Ja, das würde er ganz sicher. Nachdem endlich auch Nick wieder im Wagen saß und Matt losgefahren war, wurde es still im Auto. Nur Tammys leise Schluchzer und Manuels leises, beruhigendes Geflüster waren zu hören. Tammys Weinen nahm Matt so mit, dass er mit sich kämpfen musste, nicht am Fahrbahnrand anzuhalten und sie in seine Arme zu reißen. Zur Not konnte er ihr doch im Hotel den Trennungsschmerz wegküssen, überlegte er und verwarf den Gedanken gleich wieder. Verdammt und zugenäht. Sich so hilflos und ohnmächtig zu fühlen und nicht Herr der Lage zu sein, war er überhaupt nicht gewohnt. Auch Nick schien Tammys Gefühlslage zuzusetzen. Das drückte zumindest sein Gesichtsausdruck aus, als er eben Matt einen Seitenblick zugeworfen hatte. Absolute Hilflosigkeit hatte Matt in seinen Augen gelesen. Ja, sie waren halt auch nur… Männer.

Wahrscheinlich dachte Nick gerade an seine Sarah. Für Nick und ihn war es Neuland, mit solch starken Emotionen, wie denen, die sie gerade erlebt hatten, umzugehen. Natürlich hatten sie schon oft mitbekommen, wie sich Menschen voneinander verabschiedet hatten und sei es auch nur für eine kurze Zeit, aber bisher waren selten Kinder im Spiel gewesen. Tammy hatte sich inzwischen wieder einigermaßen gefangen und rückte ein wenig von Manuel ab. „Es tut mir leid“, murmelte sie den Männern zu und setzte sich dann völlig ruhig und kerzengerade direkt ans Fenster um hinaus zu sehen. „Wir sind gleich am Hotel“, teilte Matt ihr sanft mit und versuchte, im Spiegel Blickkontakt mit ihr aufzunehmen. Seit sie aus der Umkleide raus waren, hatten sie keine Sekunde Zeit gehabt, darüber zu reden und dass war wirklich dringend nötig. Nick informierte den Schutzpolizist in Zivil im Hotel darüber, dass sie in einer Viertelstunde da sein würden.

Als sie das CESARS erreichten, herrschte Schweigen. Weder während des Durchquerens der Lobby, noch im Fahrstuhl sagte einer von ihnen irgendetwas.

Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Nur die Fahrstuhlmusik durchbrach die Stille und es war fast unheimlich, wie unpassend diese Musik zur Situation klang. Tammy war völlig fertig, mental, aber auch körperlich. Ihre verquollenen, rotgeränderte Augen waren halb geschlossen. Sie sah winzig aus, wie sie so zwischen den Männern, an die Fahrstuhlrückwand angelehnt, dastand. Matt dachte, sie würde jeden Moment zusammenklappen. Kein Wunder, wenn man bedachte, was sie die letzten drei Tage emotional durchgemacht hatte. Manuels Blick war genauso besorgt wie sein eigener. Der Junge stand wie er auf dem Sprung, bereit zuzupacken, falls sie zusammenbrechen sollte. Aber sie klappte nicht zusammen.

Ganz im Gegenteil. Kaum hatte sich die Fahrstuhltür im 5. Stock geöffnet, war sie schon draußen und rannte förmlich auf ihr Zimmer zu. Matt, der ihr sofort nachgesetzt hatte, sprang mit einem Satz vor sie, blickte ärgerlich auf sie herab und fuhr sie ungehalten an, „Verdammt noch mal, einer von uns wird vorgehen, verstanden. Du wartest hier.“ Sein Ärger strahlte in Wellen von seinem Körper und ließ ihn wild und gefährlich wirken. Stumm blickte sie ihn an, aus verheulten, riesigen grünen Bergseen und er kam sich vor wie ein Drecksack.

Wieso nur hatte er sie so angefahren? Es ging ihr doch auch so schon schlecht genug. Gründlich und schnell sorgte ihr Blick dafür, dass er sich wie das letzte Arschloch vorkam, obwohl sie nicht ein Wort über die Lippen gebracht hatte. Er nahm ihr die Chipkarte des Zimmers ab und betrat dann vor ihr das Hotelzimmer.

Nick und Manuel folgten ihm schweigend, während Tammy immer noch regungslos im Flur stand. Dann, ganz langsam folgte sie den Männern und schloss die Zimmertür mit einer heftigen Bewegung. Das Zuschlagen der Tür war das einzige Zeichen dafür, wie aufgefühlt sie innerlich war. Nick ließ sich neben Manuel auf eine kleine Couch fallen, während Tammy im Badezimmer verschwand. Matt, der hilflos im Raum stand, war sich nicht bewusst, dass er ihr hinterher gestarrt hatte, bis Nick sich laut räusperte und ihn aus seiner Erstarrung riss. Die Männer sprachen nicht, auch Manuel schaltete lediglich stumm den Fernseher an. Wenige Minuten später kam Tammy zurück, die Wangen glitzerten noch vom Wasser, das sie sich ins Gesicht gespritzt hatte, die Augen vom vielen Weinen rot umrandet. Nick stand auf und wandte sich zum Gehen. „Ich ruf dich morgen an und gebe dir die neuesten Informationen durch, okay?“ Er hatte die Tür bereits in der Hand als Tammy zu ihm ging und ihn auf die Wange küsste. „Danke für alles, Nick“, flüsterte sie weich und lächelte Nick an. „Das ist mein Job, Kleines, dafür gibt es nichts zu danken“, antwortete er ebenso leise zurück. „Außerdem war es mir heute ein Vergnügen, euch zu begleiten, Tammy.“ Er trat in den Flur hinaus und warf Matt einen abwartenden Blick zu. „Ich, ähm… Dann werd ich auch mal verschwinden.

Schlaft gut, Ihr Zwei.“ Matt lächelte Manuel zu und wandte sich Tammy zu, die keine Anstalten machte, ihn ebenfalls zu verabschieden. „Ich hab unseren Ausflug heute auch sehr genossen.“ Resigniert seufzend schlich Matt Nick hinterher. Der wartete draußen zusammen mit ihm auf die Ablösung, bevor sie sich auf den Heimweg machten.