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Dezember 2005, 78 km westlich von Kabul, Afghanistan Joe Stevens lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken neben Matt und versuchte, sich auf dem steinigen, harten Untergrund in eine einigermaßen bequeme Position zu bringen. Sie lagen bäuchlings auf felsigem und unwegsamem Gelände am Arsch der Welt. Es dämmerte bereits und in nicht mal einer Stunde würde es stockdunkel sein. „Langsam werdích für sònen Mist echt zu alt, Matt!“ Joes leises Lachen war kaum hörbar. „Meinst du, wir sind Weihnachten zuhause? Tammy macht mir die Hölle heiß, wenn nicht. Sie hat ihre streng gläubigen Eltern zu uns nach Hause eingeladen.“ Kaum hatte Joe den Namen seiner Frau ausgesprochen, wurde Matts Mund trocken und er stöhnte innerlich auf. Tammy! Joes Ehefrau und heißester Feger, der ihm je untergekommen war! Na ja, nicht direkt untergekommen! Matt schloss ergeben die Augen und schluckte heftig. Er versuchte, seine heftige Reaktion wieder einmal zu verbergen und war bereits ziemlich gut darin. „Dabei würde ich die Feiertage lieber nicht mit Gebeten und frommen Sprüchen verbringen, sondern viel lieber genau das Gegenteil von fromm sein!“ Leise kichernd rollte Joe sich in Matts Richtung und musterte seinen Kumpel aufmerksam von der Seite. Joe hatte Matt mehr als einmal aus verdammt vertrackten Situationen heraus das Leben gerettet. Matt verdankte ihm mehrfach sein Leben und vertraute ihm blind. Joe war Matts bester Freund, sein Bruder. Gerade eben war er jedoch wieder einmal mächtig angepisst von ihm und er seufzte theatralisch. „Hab ich Grütze im Gesicht?“, raunzte Matt seinen Kumpel nun an und begann damit, wütend seine Remington 700 zu zerlegen. Joe jedoch schien nicht zu bemerken, wie genervt Matt war. „Was machst du an Weihnachten?“, fragte Joe Matt ungerührt. „Hättest du nicht Lust, zu uns zu kommen?” Joe schaute ihn erwartungsvoll an. Er wusste genau, dass Matt wie üblich das Weihnachtsfest alleine oder bei der Truppe verbringen würde. Seine Eltern waren bereits seit vielen Jahren tot. Als Matts Mutter vor zwölf Jahren an Brustkrebs verstorben war, hatte sein Vater diesen Schicksalsschlag nie wirklich verwunden und sich völlig in sich selbst zurückgezogen. Dann hatte es vor knapp zehn Jahren auch noch seinen Vater erwischt, Lungenkrebs, er kämpfte ein Jahr, dann starb auch er. Da Matt keine Geschwister hatte, waren sie oftmals unter den Freiwilligen gewesen, die an den Feiertagen Sondereinsätze und Zusatzdienste schoben.

Natürlich hatte sich dies bei Joe seit Tammy drastisch geändert, denn er versuchte mittlerweile, jeden einzelnen freien Tag bei seiner Liebsten zu verbringen, so kam es Matt jedenfalls vor. Bisher hatte Matt jede Einladung seines Freundes, die Feiertage mit ihnen zu verbringen - und das waren einige -

immer abgelehnt. Wieder wagte Joe einen Vorstoß, „Vielleicht könnten wir mit ein paar Horrorgeschichten dafür sorgen, dass Tammys Eltern ein oder zwei Tage früher abreisen, was meinst du?“ Joes freches Grinsen entblößte sein strahlend weißes Gebiss, um das ihn jeder Filmstar beneiden würde. „Glaub mir, Matt, das wäre für mich ein prima Weihnachtsgeschenk.“ Er hatte aufgehört zu lachen und blickte Matt forschend an. „Nein Mann, das werden wir nicht tun. Tammy macht uns sonst `nen Kopf kürzer, wobei dir das ja nicht schaden würde.“ Energisch schüttelte Matt den Kopf. Mit seinen 1,93 Metern überragte Joe Matt ein gutes Stück. Joes Lächeln ließ jedes Frauenherz schneller schlagen und das von dem ein oder anderen Mann sicher auch. Seine himmelblauen Augen wurden von langen, dunklen Wimpern umrahmt und kleine Lachfältchen bewiesen, dass dieser groß geratene Junge auch noch Humor besaß und gerne lachte. An seinem schlanken, gut durchtrainierten Körper war kein Gramm Fett zuviel, was ihm zu einem ausgezeichneten Läufer machte. Seine enorme Ausdauer und Geschwindigkeit verdankte er unter anderem seinem Hobby und zweiten großen Leidenschaft, dem Marathonlauf. Seine letzte Teilnahme an einem Marathon war zwar berufsbedingt schon mindestens zwei Jahre her, dies lag aber sicher auch an seiner knapp vorhandenen Freizeit. Matt konnte sich noch gut daran erinnern, als sein Kumpel die knapp 43 km des „Rock ńŔoll San Diego Marathon“ mitgelaufen war und als Zweiter von über 8000 Teilnehmern im Ziel ankam. Er war schwitzend und dampfend angekommen, hatte sich eine Flasche Wasser über den Kopf geschüttet und eine Zweite in einem Zug runtergekippt. Matt und Tammy hatten in der Nähe des Ziels gestanden und gebannt beobachtet, wie Joe sich die Silbermedaille geholt hatte.

Sie waren so euphorisch und dabei locker und entspannt, dass es sich für Matt fast anfühlte, als sei dies sein Mädchen, was er sich heftig verboten hatte. Als Joe sie entdeckte, war er zu ihnen gelaufen und hatte sie beide mit je einem Arm fest an sich gedrückt. Dabei hatte er seinen Kopf zwischen sie sinken lassen, sein schweißnasser Oberkörper eng an sie angeschmiegt. Sein nasses Haar kitzelte Matts Wange und den Hals und noch bevor er sich überhaupt klar war, was hier gerade passierte, hatte Joe zuerst Tammy und dann ihm einen hauchzarten, sanften Kuss auf den Halsansatz gedrückt. Joes Lippen waren feucht und weich und…

köstlich. „Du stinkst, mein Lieber.“ Tammy rümpfte die Nase und rückte einige wenige Zentimeter von Joe ab, gerade soweit es sein Arm zuließ. Matt war durch diese ihm neue Situation völlig überrumpelt gewesen, so dass er zuerst gar nicht reagierte, als Joe Tammy fest an sich zog und begann, sie heiß und eng zu küssen. Er liebkoste ihren Mund, um dann mit seiner Zunge schnell und hart in ihren Mund vorzudringen und dass alles, während er Matt mit seinem anderen Arm umschlungen hielt. Wie schräg ist dass denn? Matts Gedanken überschlugen sich, aber anstatt peinlich berührt zu sein, machte ihn dieser intime Moment total an.

Wenige Zentimeter vor ihm küssten sich sein bester Freund und dessen Liebste und er stand dabei und spannte. Joe Augen öffneten sich plötzlich und bohrten sich in seine, so dass es Matt glühend heiß direkt zwischen die Beine fuhr. Sein Schwanz wurde so schnell hart, dass er völlig fassungslos war. Was zur Hölle passierte hier? Was war nur mit Joe los? Konnte es sein…? Nein, das war völlig unmöglich, seine Sinne spielten ihm einen Streich. Wieso nur fühlte es sich an, als küsste Joe ihn und nicht Tammy? Dieser Gedanke kam so plötzlich und verwirrte Matt komplett. Joes Blick durchbohrte ihn so eindringlich, sogar noch, als sich Matt von ihm losriss und aufgelöst zusah, wie Joe Tammy immer noch heiß küsste. Dieser verdammte … Matt brauchte Abstand. Sofort! Es war Tammy, die sich zögernd von Joe löste und sich aus der Umarmung wand. „Dein Freund ist total durchgedreht, völlig übergeschnappt und nur noch plemm, plemm“ lachte sie Matt an. Ihre Atmung war hektisch und ihre Wangen hatten eine tiefe Rötung angenommen, sie sah einfach zum Anbeißen aus, so erregt und atemlos. Matt hatte damals den Rückzug angetreten und war unter einem Vorwand aufgebrochen. Es hatte seitdem einige wenige Vorfälle gegeben, bei denen Matt auch das Gefühl gehabt hatte, das sich irgendetwas zwischen Joe und ihm abspielte. Allerdings hatte er nie auch nur ein Wort darüber verloren und mittlerweile war sich Matt ziemlich sicher, sich dass alles nur eingebildet zu haben.

Das Knirschen unter den Stiefeln seines Freundes brachte Matt wieder zurück in die Gegenwart und er betrachtete seinen Kumpel. Matt hatte nicht die Größe von Joe, dafür allerdings wesentlich muskulöser. Sein Körper war ebenfalls bestens durchtrainiert und durch ihr tägliches Fitnessprogramm und seine zusätzlichen Kickbox-Trainingseinheiten hatte auch er keine überflüssigen Fettreserven am Leib. Er spielte zudem gerne Eishockey. Bis Anfang 1998 hatte er sogar bei den San Diego Gulls gespielt und besuchte sein ehemaliges Team von Zeit zu Zeit immer noch. Trotzdem fühlte sich Matt neben Joe manchmal nicht nur körperlich klein. Während Joe der Draufgänger, Geschichtenerzähler und Spaßvogel der Truppe war, hielt sich Matt meistens still im Hintergrund. Seine Zurückhaltung Frauen gegenüber war genauso berühmt berüchtigt wie Joes Draufgängertum es war. Dieser Zurückhaltung und seiner stoischen Ruhe verdankte Matt seinen Spitznahmen genauso, wie es seine Augenfarbe tat. Seine Kameraden nannten ihn nur Ice.

Sobald Matt wütend oder erregt wurde, verwandelten sich seine sonst strahlend tiefblauen Augen in zwei Gletscher, kaltes, stahlblaues Gletschereis.

Joe nannten alle nur Dancer – in Anlehnung eines berühmten Zuchthengsts. Diesen Namen hatte er sich verdient in seinen „Vor–Tammy-Zeiten“, als er noch bei jeder Gelegenheit eine andere Lady abgeschleppt hatte. Matt grinste. Der wilde Hengst war endlich gezähmt, longiert, gesattelt und eingeritten. Frustriert musste Matt über seinen eigenen Vergleich lachen. Wie gerne würde er sich einfangen und satteln lassen. Vor allem gegen das Einreiten hätte er überhaupt nichts einzuwenden. Im Gegenteil, sofort und gerne. Dumm nur, dass die einzige Frau, die das schaffen konnte, bereits mit seinem besten Freund Joe verheiratet war.

Wieso nur hatte er dann diesen verdammten Druck in der Magengegend, immer wenn er sich diese Tatsache bewusst machte? Aus diesem Grund traf ihn Joes nächste Äußerung auch wie eine Granate. „Wir versuchen, schwanger zu werden.“ Matt glaubte, sich verhört zu haben, aber Joe seufzte tief und fuhr fort, „Sie bespringt mich jede freie Minute und glaube mir, das ist echt verdammt hart!“

Die Vorstellung, dass Tammy seinen Kumpel zum Sex zwingen musste, ließ Matt innerlich aufstöhnen. Zur Hölle. Bei dem Gedanken an ihre Beine, um seine Hüften geschlungen, richtete sich sein Schwanz schlagartig auf. Allerdings kamen Matts Schuldgefühle Joe gegenüber genauso schnell und ernüchterten ihn sofort wieder.

Joe und Matt lernten sich 1998 während der Grundausbildung im US Marine Corps kennen. Sie hatten schon einige Einsätze zusammen durchlebt, als sie, Joe damals 27 Jahre und er selbst, 25 Jahre alt, von einer Spezialeinheit hörten, deren Einsätze der höchsten Geheimhaltungsstufe unterlagen. Ihren außergewöhnlich guten Fähigkeiten als Scharfschützen hatten sie es schließlich zu verdanken, dass sie sich für diese Eliteeinheit qualifizierten. Die darauf folgende Spezialausbildung war wesentlich härter und umfassender als die der anderen Kameraden. Die Trainingseinheiten waren auf extrem harte Bedingungen bei Einsätzen ausgelegt, wie zum Beispiel absolute Regungslosigkeit bei sehr niedrigen Temperaturen oder stundenlanges Ausharren in Wasser. Inzwischen bildeten Joe und er zusammen mit Jose Ghost Sertez und Tramaine Shot Stockard ein völlig autark handelndes Fire Team, das von ihrem Captain Thomas Farris geleitet wurde. Joe und er waren vor zwei Monaten endlich zu Staff Sergeants befördert worden, was in den Augen ihres Colones James Stryker auch längst überfällig gewesen war. Ihr kleines Team unterstand keinem Squad, sondern direkt Colonel Stryker und hatte den Ruf des First Fire Teams, da sie bisher all ihre Operationen mit positivem Ergebnis zum Abschluss gebracht hatten. Sie galten als tödlich und effizient. Ghost und Shot waren für Matt ebenfalls sehr gute Freunde geworden. Er war heilfroh, sie in seinem Team zu haben und konnte sich zu 100

Prozent auf sie verlassen. Joe und er jedoch standen sich so nahe, als seien sie Brüder, sie waren Seelenverwandte geworden.

Nun lagen sie hier, wieder einmal mitten im Nirgendwo. Fast zwei Tage harrten sie hier nun schon aus und hatten dabei ihr Ziel ausgespäht, es in und auswendig kennen gelernt. Über ihr Headset wurden sie von Ghost oder Shot mit neuen Informationen versorgt. Natürlich bekamen sie auch derbe Sprüche zu hören, insbesondere über die traute Zweisamkeit, die Joe und er wieder einmal genossen.

Allerdings bildeten Matts Kameraden ihrerseits ein Zweierteam, also konnten Joe und er die Frotzeleien der beiden mit gleicher Münze heimzahlen. Und wenn Matt ehrlich zu sich war, brauchte er diese Späße und Witzeleien auch, um bei Aufträgen wie diesen nicht total durchzudrehen. Es war Matt nur zu bewusst, dass es keinen Menschen gab, mit dem er mehr Zeit verbrachte und wenn er darüber nachdachte, auch keinen, mit dem er sie lieber verbrachte, als mit seinem besten Freund Joe. Diese Zuneigung, die Matt für seinen Freund empfand, war so stark, dass ihn der Gedanke, er könnte ihn verlieren, in Angst und Schrecken versetzte.

Für ihn war es nicht einfach gewesen, Tammy in Joes Leben zu akzeptieren.

Anfänglich hatte er sie sogar als Eindringling gesehen und dass, noch lange, bevor er sie überhaupt nur gesehen hatte.Der Gedanke, Joe mit jemand zu teilen, war ihm damals genauso unerträglich, wie es ihm unerklärlich war, was genau er eigentlich fühlte.

Den Tagesauflauf ihrer Zielperson Remir Deniz kannten Joe und er bereits besser, als ihnen lieb war. Sie wussten, was der Kerl am liebsten zum Frühstück aß, wann er aufs Klo ging, wann seine Besprechungen stattfanden und dass er eine Vorliebe für schlechte Pornos hatte. Dass Deniz darauf stand, andere Menschen zu erniedrigen, hatte der Mistkerl gestern Abend eindrucksvoll demonstriert. Einer seiner Lakaien hatte wohl nicht nach den Wünschen des großen Meisters gehandelt und sich dessen Unmut zugezogen. Jedenfalls beobachteten sie, wie dieser Dreckskerl den Mann vor allen anderen Kerlen mit zwei gezielten Tritten von den Beinen holte, sein Ding aus der Hose zog und ihm unter dem Gejohle seiner Männer über Kopf und Hals pisste. Angewidert hatten sich Matt und Joe nur angesehen und die Szene stumm beobachtet. Kurzum, Deniz war nicht nur ein gefährlicher Waffenhändler, sondern auch ein widerlicher, Menschen verachtender Drecksack. Er hatte unzählige Menschenleben auf dem Gewissen und war unter anderem auch unmittelbar Schuld am Tod eines ihrer Kameraden. Mike Custer, ebenfalls Marine und ein enger Freund von Joe und Matt, hatte sich bei einem ihrer früheren Einsätze Undercover in Denizínneren Zirkel einschleusen lassen und dort verdeckt ermittelt. Bis seine Tarnung aufgeflogen war. Durch einen dummen Zufall. Ein Ex-Militär, jetzt Söldner, hatte Mike als Marine erkannt und an Deniz verraten und dieser hatte sich für den Verrat erbarmungslos gerächt. Deniz gab den Befehl, Mikes Frau und seinen Sohn hinrichten zu lassen. Als seine Leute die Tötungen ausgeführt hatten und Mike völlig zerbrochen und verzweifelt war, hatte Deniz auch ihn durch einen Kopfschuss töten lassen. Sein Bekennerbrief war eine Live – Übertragung im Internet, deren Adresse er per Email an die verschiedenen Behörden schickte. Matt hasste solche Typen. Hasste alles, für was sie standen und was sie repräsentierten. Aber vor allem hasste er Remir Deniz, den kaltblütigen Mörder seines Freundes und dessen Familie. Eigentlich hatten sie auf die Schussfreigabe durch ihren Sergeant Tom Ferris gewartet, der ihnen stattdessen vor vier Minuten der Befehl zum Abbruch der Operation gab. „Status bitte wiederholen.“ Fragend blickte Matt zu Joe, der genauso ungläubig aus der Wäsche schaute wie er. Es dauerte ein oder zwei Sekunden, dann drang die Stimme von Ferris über den Kopfhörer an Matts Ohr. „Bestätige Abbruch der Operation Downtrop und sofortigen Rückzug.“ FerrisŚtimme klang stahlhart und fest. Die erste Ungläubigkeit wich aus Matts Miene und er machte seinem Ärger Luft. „Das gibt’s doch nicht“, raunte er Joe zu, „Wir haben diesen Dreckskerl jetzt seit zwei Tagen im Visier. Wieso sollen wir Gott verdammt noch mal jetzt abbrechen?“

Er raufte sich die Haare und schlug mit der Faust auf den Boden, so dass kleinere Steinchen zur Seite stoben. „Bitte um Erklärung des neuen Status. Was ist da los, Sir?“, herrschte er grimmig in sein Mikro. Eigentlich sollten sie diesem Befehl gehorsam folgen, aber es war einfach zu krass, jetzt aufzuhören.

Ghost und Shot, die vor knapp drei Tagen den Aufenthaltsort dieses Stinkers ausgemacht hatten, protestierten ebenfalls heftig. Auch sie wollten wissen, wieso Matt keine Schussfreigabe bekam und ihre Arbeit quasi nutzlos in die Tonne getreten wurde. „Zum Teufel Ice. Dancer und du, schwingt Eure Ärsche zum Treffpunkt und zwar sofort. Das ist ein Befehl!“, drang die geknurrte Antwort ihres Teamleaders über Matts Headset an sein Ohr. „Ghost, ihr lest sie am Treffpunkt Alpha auf und zwar in zehn Minuten.“ Klang FerrisŚtimme selbst nicht auch bitter? Oha. Matt schwante Böses. Nicht Ferris hatte den Abbruch der Oparation bestimmt. Das kam garantiert von weiter oben. Egal, das Ergebnis war gleich beschissen. Sie müssten diesen menschenverachtenden Abschaum Deniz ziehen lassen. Matt war außer sich vor Zorn und knurrte böse auf, als er Ghosts unterdrückt aggressive Stimme an seinem Ohr vernahm. „Ja, Sir, bestätige, zehn Minuten beim Treffpunkt Alpha.“ Matt hoffte, dass sie bald erfahren würden, wieso der Abbruch der Operation befohlen wurde und von wem. „Verdammt noch mal“, fluchte er erneut und wischte sich über die Augen. Verdammte, läppische 580

Meter trennten den Kopf dieses Drecksackes von der todbringenden Kugel aus dem Lauf seiner Remington 700. 580 Meter! Ein einziger Schuss und sie hätten die Welt um einen miesen, gefährlichen und gewissenlosen Menschen erleichtert.

Dieser skrupellose Kerl verkaufte an Terroristen in aller Welt modernste Waffensysteme, stattete so genannte Trainingscamps für Söldner mit allem aus, was dafür nötig war, käufliche Killer auszubilden. Matt seufzte und lockerte seine Nacken-und Schultermuskulatur. Er war mehr als nur ein wenig angespannt in Anbetracht der Situation. Joe lachte leise neben ihm, ahnend, was in seinem Freund vorging. „Lass gut sein Ice. Ich freu mich schon drauf, endlich aus diesem Loch zu verschwinden. Vielleicht kommen wir ja für ein paar Tage nach Hause. Ich stell mir gerade vor, wie mich Tammy nur mit meinem T-Shirt am Körper an der Haustür empfängt. Im ganzen Haus duftet es nach Zimt und Mandeln, weil sie Plätzchen gebacken hat. Sie hat Mehl im Gesicht und sieht total zersaust aus!“ Genießerisch leckte sich Joe über die Lippen. Seine Stimme wurde zwei Oktaven tiefer und hörte sich plötzlich rau an. „Ich schnappśie mir und schleppśie über der Schulter direkt in die Küche auf die Arbeitsfläche. Sie umschlingt mich und ich bin in ihr, bevor ich überhaupt hallo sagen kann.“

Stöhnend fasste sich Joe in den Schritt, legte seine große Hand über die mächtige Ausbuchtung und begann sich heftig zu massieren. Der grobe Stoff der Hose schien ihn dabei nicht zu stören, denn schon begannen sich seine Hüften rhythmisch zu bewegen. Joe stöhnte verhalten. „Man Matt. Gott verdammt, ich will sie riechen und schmecken.“ Sein tiefes Stöhnen ging Matt durch und durch. Er erstarrte. Sein Kumpel würde jetzt doch nicht jetzt und hier… „Hey, geiles Hörspiel, mach weiter Dancer“, tönte Shots atemlose Stimme über das Headset.

Scheiße. Das ganze Team hatte mitgehört. Ghost, der nicht ganz so rücksichtslos wie Shot war, kicherte nur. „Ihr gottverdammten…“, der Rest von Joes Fluch war nur noch unverständliches Gemurmel. Joe riss sich heftig das Headset vom Kopf und legte sich die freie Hand über die Augen, unterbrach jedoch seine Massage keine Sekunde. Oh Gott im Himmel, hilf! Matt stöhnte innerlich auf. Ihm war glühend heiß geworden bei Joes sehr plastischen Schilderungen. Verdammter Mist, sein Schwanz pochte und wurde noch härter. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

Dagegen war er machtlos. Scheiße, scheiße, scheiße. Matt erinnerte sich genau daran, wie Tammy roch. Er dachte an den Geruch ihrer Haare und ihrer Haut. Sie duftete einfach himmlisch und sein ganzer Körper spannte sich wie ein Bogen.

Tammys erotischen, weiblichen Duft kannte er natürlich nicht, aber der Gedanke daran, sie dort zu schmecken und so zu riechen, machte ihn total verrückt. „Joe, verdammt, lass das sein, sofort!“ schnauzte er seinen Freund an und entlud die Wut auf sich selbst in einem harschen Anschiss. Dann warf er noch mal einen Blick durch das Zielfernrohr seiner Remington, bevor er es in seinem Rucksack verstaute. Seufzend rollte er sich zur anderen Seite, weg von Joe, weg von…, ja, von was eigentlich? Joe konnte nichts dafür, dass Matt sich nach dessen Frau verzehrte. Das durfte sein Kumpel niemals erfahren. Wieder züngelten die Schuldgefühle wie Flammen durch seine Eingeweide, ihm wurde schlagartig schlecht und all die guten Gefühle, die er vor ein paar Minuten noch gehabt hatte, waren verschwunden. Gut so. Er wollte keine Sehnsucht fühlen, nicht ständig einen Ständer kriegen mit Bildern vor Augen, die er niemals haben dürfte. Das alles war falsch, aber so was von falsch. Und die Scham, die auf die Bilder folgte, war nicht gerade angenehm. Sollte Joe jemals rausbekommen, was in Matt vorging, würde er ihn aller Wahrscheinlichkeit töten. Na ja. Vielleicht nicht gleich töten. Aber ihre Freundschaft wäre dahin und das käme einer Tötung gleich. Als Matt Joes leises Stöhnen hörte, schloss er frustriert die Augen. Eigentlich fand er Tammy anfänglich gar nicht mal sonderlich heiß. Oder? Ach verdammt. Zum Teufel, wem wollte er hier was vormachen? Er verzehrte sich nach ihr und war so scharf auf sie, dass seine feuchten Träume alles andere als jugendfrei waren.

„Fuck“, stieß er frustriert aus und erinnerte sich an seine erste Begegnung mit ihr.