Bababa Pišk

Ich weiß nicht, wie andere es machen, aber im Winter des vergangenen Jahres hat Erik Pišk schon seine dritte Frau begraben, und kaum war das Trauerjahr vorüber, da stolperte schon eine neue neben ihm daher, die er sich aus der Welt der Segediner Einödhöfe hatte bringen lassen. Sie war ein kleines, schmächtiges Geschöpf, und als ich ihr gründlicher nachschaute, kam mir der Gedanke, daß sie womöglich noch nie in ihrem Leben ausgespuckt hatte, weil ihr sogar dazu der Mut fehlte. Die Frau hatte einen häßlichen Gang und wohl auch nicht viel Blut, ihre Stimme war nicht zu hören. Erik Pišk hatte drei Frauen gehabt, und es ging das Gerücht, er habe sie zu Tode bestiegen. Alle drei, Adriana, Svetlana und Erzsébet, waren daran gestorben, daß der Mann, dieser großgewachsene rotgesichtige Mensch mit der Pfeife, sie Tag und Nacht bestieg, selbst wenn er mittags kurz zum Essen vorbeikam, bestieg er sie, und auch nachts kroch er ein paarmal auf sie, und nicht einmal als der Krieg ausbrach und sogar die Vormittage zerbombt wurden, konnte er damit aufhören. Erik Pišk bestieg seine Frauen, ob es still war oder ob der Himmel dröhnte, das war seine Natur, er konnte nichts dafür.

Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, wie es ist, ständig jemanden zu besteigen, einen anderen Menschen, selbst wenn es deine Frau ist, aber auch das ist wohl falsch, wie ich es sage, denn ich weiß ja nicht einmal, wie das ist, jemanden zu besteigen, so ganz allgemein, weil ich noch nie mit einer Frau zu tun gehabt habe. Ich habe Angst vor ihnen. Das ist die Wahrheit. Auch wenn mir die Sache bislang nicht viel ausgemacht hat. Wurde die Spannung in mir zu groß oder meine Bauchdecke hart, legte ich mich auf die Erde und ließ zu, daß die Erdklümpchen, das seidige Gras oder die Steine, Kiesel und Ziegelbrocken unter mir warm wurden. Wenn, sagen wir, ein Haus bombardiert worden war, legte ich mich gern in die Ruinen. Ich hatte die Erde liebgewonnen, denn sie erlaubte so viel. Ja, die Erde ist nachgiebig, viel nachgiebiger als der Himmel, der Stein oder eine Kirche. Am meisten liebte ich an ihr, daß sie mich reden ließ. Oder manchmal half mir auch der Himmel, ich schaute in sein blaues Wogen, bis die zögerliche, unnütze Wärme meinen Schoß durchströmte. Zuweilen, wenn ich ein Stück Landschaft, die Belgrader Autobahn, die Theiß oder einen gerade entstehenden Kinderpark sah, mußte ich heftiger seufzen. Als wäre die Erde, das Land meine Frau. Von einer richtigen, lebendigen Frau aber fielen mir immer nur die Schmucktücher ein. Daß die so leicht sind und davonfliegen, wenn der Himmel nur einmal im Traum seufzt; und wenn es keinen Distelstrauch gibt, an dem sie hängenbleiben, dann siehst du sie nie wieder, höchstens am Hals von Erik Pišk.

Ich hatte Angst vor Frauen, sehr große Angst, um ehrlich zu sein, nur zu den Frauen von Erik Pišk vielleicht war mein Verhältnis irgendwie anders. Vor ihnen, ihrem Atem, ihrem Duft hatte ich nicht soviel Angst, auch wenn ich sozusagen drei Schritte Abstand hielt. Aber langsam wurde auch ich alt, die Beine taten mir immer öfter weh, ja, und ich hatte auch keine Verwandten. Als ich Kind war, hatten sie meinen Vater als Statisten zu einem Partisanenfilm beordert, Weißer Nebel hieß er, glaube ich, und er kam nie wieder zurück. Meine Mutter ist vor gut zehn Jahren fortgegangen, in den unruhigen Zeiten um Kádárs Tod. Damals kam auch ein ungarischer Bekannter von jenseits der Grenze herüber, Gál, der Käsechauffeur. Jetzt, wo der Alte tot ist, sagte er, könntest du dir wirklich eine Frau nehmen, du Taugenichts. Aber ich lachte ihm ins Gesicht vor Angst, he, Gál, zum Teufel mit deiner Mutter, daß die Arme dir das Sprechen beigebracht hat, war verdammt überflüssig.

Übrigens wurde erzählt, Erik Pišk habe einmal auf einer Großveranstaltung sogar Josip Broz Tito geküßt, der für einen Moment versonnen auf den hochgewachsenen Mann mit der Pfeife starrte, sich dann selbstvergessen mit dem Zeigefinger über die Lippen fuhr und murmelte, ei, ei, der Genosse müsse ein Mann von verdammt großer Natur sein. Solche Geschichten kreisten um Erik Pišk. Und daß er seine Frauen zu Tode bestieg, aber das habe ich schon gesagt. Drei Frauen zu Grabe tragen, grübelte ich, das ist wirklich keine Kleinigkeit. Drei Frauen sind schon viel. Zwei wären noch nicht so viel. Nicht übertrieben. Zwei Frauen könnten sozusagen auch zufällig neben einem in die Grube sinken, aber bei dreien muß irgendwie schon das Schicksal am Werk sein. Und obendrein gibt es da jetzt noch diese vierte, diesen blassen, kleinen, wortlosen Spatz. Man braucht nicht sonderlich viel Vorstellungskraft, um auch ihr Schicksal zu kennen. Der Himmel hat aus diesem Rindvieh von Pišk einen Blaubart gemacht, dabei ist es nur seine wilde Natur. Also wozu drei tote Frauen für einen einzigen Mann, diese Unmengen an Erinnerungen, so viele Sachen, Kleider in den Kommoden, Stiefel und Sandalen, Briefe, Tagebücher, Schminkzeug, wozu das, dachte ich, besser gesagt, darauf berief ich mich.

Denn ich hatte etwas ausgeheckt. Ich hatte Angst vor Frauen und hatte keine Ehefrau. Aber ich wollte nicht unter die Erde, ohne nicht auch einmal eine gehabt zu haben im Leben. Ich machte also einen Plan, Geld hatte ich genug, der Hof warf einiges ab. Und auch der Krieg half mir, denn ein paar schwere Jungs an der Grenze kauften und verkauften über mich Waffen, Käse und Alkohol.

So schlenderte ich also an einem zögerlichen Morgen, als der Hahn noch nicht heiser geworden war, zu Erik Pišk, klopfte an sein Fenster, das zur Straße hinaus blinzelte. Er kam auch bald, schlang sich gerade noch den Gürtel seines Militärmorgenmantels um die Hüfte, das Haar wie ein schlecht aufgetürmter Heuhaufen, und natürlich rauchte er auch jetzt Pfeife. Er knurrte etwas wie einen Gruß, dann winkte er nur, ich solle ihm folgen, ins Haus. Er führte mich in die Küche, stapfte aber vor mir her wie ein Gefängniswärter. Ich setzte mich höflich ihm gegenüber und kam sofort zur Sache.

Ich sagte, paß auf, Erik Pišk, ich kaufe dir eine deiner Frauen ab. Genau so habe ich es gesagt, daß ich bereit sei, Geld zu opfern für eine seiner Frauen, wenn er sie nicht umsonst hergebe oder sie mir, sagen wir, schenke. Erik Pišk schien nicht überrascht, er zog nur stärker an seiner Pfeife als nötig gewesen wäre. Sein Gesicht war, als würde er ein totes Pferd anschauen.

Aber an welche ich denn dächte, fragte er und räusperte sich. Eigentlich wäre es einerlei, aber wenn ich schon wählen könnte, würde ich Adriana wählen, denn sie war die stillste, und ich habe zum Beispiel selbst gesehen, wie ihr an einem Sommertag das Blut die Beine herunterrann.

So, so, dieses Blut hätte ich also gesehen, fragte Erik Pišk.

Ich hatte es nicht sehen wollen, ich habe nicht auf der Lauer gelegen, das ist nicht meine Art, es war einfach Zufall, erklärte ich. Sie ging vor mir her, auf dem Weg vom Laden nach Hause, doch es war, als trüge ihr Schatten sie, so leicht waren ihre Knöchel. Sie hatte Wein für dich eingekauft, Erik Pišk. Weinflaschen waren in Adrianas Korb und vielleicht Schafskäse, Hefe, ungarische Butter und ein paar deutsche Konserven. Wie sie so vor mir ging, mit weich wiegenden, müden Hüften, glitzerte plötzlich dunkel der Streifen Blut an ihren Waden, rann unter ihrem Rock hervor, floß ihr bis zu den Knöcheln. Die Riemen ihrer Sandalen wurden blutig.

Ei, ei, brummte Erik Pišk unruhig. Das ist ja wohl nichts besonderes! Wenn eine Frau blutet! Frauen bluten oft, das gehört zu ihnen, zu ihrem Leben, er habe da schon Besseres auf Lager. Er kenne Frauen, die könne man noch so sanft, hingebungsvoll und aufmerksam besteigen, sie bluten trotzdem dabei.

Damit beendete Erik Pišk die Unterhaltung. Na gut, der wird schon noch weich, dachte ich und äugte durch den schmalen Spalt der Schlafzimmertür zu der neuen Frau hinein, die kleine, blasse Frau aus Segedin. Sie lag noch im Bett, die Daunendecke hatte sie sich bis ans Kinn hochgezogen, sie klammerte sich geradezu daran fest und zitterte vor Angst. Ich fuhr mir nur leicht über die Stirn, aber dabei, wozu es leugnen, wurde mir warm im Bauch.

Am nächsten Tag ließ mich Erik Pišk durch einen Veteranen aus Jakulevo rufen, ich mähte gerade im Kirchgarten. Er braucht Geld, dachte ich, was sonst. Er wartete in der Kneipe und hatte sich schon eine ganze Wolke über den Kopf gepafft.

Wenn du zum Beispiel Svetlana bräuchtest, warum dann gerade sie, fragte er, kaum daß ich mich neben ihm niedergelassen hatte.

Einmal, im Klee, sagte ich mit Bedacht, überkam mich das Zittern, und ich mußte mich auf die Erde legen. Ich legte mich in den Klee, den grünen, duftenden Klee, erzählte ich Erik Pišk, dessen Blick aufmerksam und gespannt war, und als mir alles zu zittern anfing, dort im Klee, hörte ich plötzlich, daß jemand in der Nähe weinte. Svetlana war es, die weinte, und vielleicht ist es wegen dieses Weinens, daß ich sie bräuchte, wenn ich sie bräuchte. Als sie so weinte, Erik Pišk, verzeih, aber davon wurde es gut für mich.

Das verstehe ich, wie sollte ich das nicht verstehen, murmelte Erik Pišk und öffnete eine Flasche Wein, auf deren Etikett ein Held namens Predrag Nagy prangte. Pišk zog den Korken mit den Zähnen heraus. Nichts hatte er verstanden, er hatte nur den Köder geschluckt. Wir tranken, als wären wir Freunde.

Übrigens ist es nichts Besonderes, erklärte Erik Pišk, wenn eine Frau weint. Frauen sind so. Sie sind dann in ihrem Element. Er kenne da zum Beispiel eine, erklärte er brummend, die mitten in der Nacht plötzlich zu schluchzen anfängt, die heult, als würde man sie prügeln, dabei träumt sie bloß. Ich solle mir nur vorstellen, daß es sogar Frauen gibt, die weinen, während man mit ihnen schläft, dabei spürt man genau, daß es gut für sie ist. Es ist gut, und ihre Tränen fließen in Strömen.

Das muß wirklich schön sein, nickte ich.

Und ob – der Tabak in Erik Pišks Pfeife glühte auf –, es ist wunderschön.

Na, und die Erzsébet, warum bräuchtest du die, wenn du sie bräuchtest, fragte er dann nach kurzem Schweigen.

Weil sie Ungarin war, sagte ich.

Und was ist, wenn sie Ungarin war?

Die sind nicht so, sagte ich.

Wie sind sie dann?!

Sie sind anders.

Erik Pišk, der seine Frauen zu Tode bestiegen hatte, lachte so heftig, daß der Totenkopf aufblitzte, der an seinen Gaumen geklebt war.

Na gut, sagte ich trotzig, einmal habe ich sie singen gehört. Diese Erzsébet, deine dritte Frau, hat einfach nur irgendein Liedchen vor sich hingeträllert. Das war vor Jahren, an die Melodie erinnere ich mich nicht mehr, nur daran, daß es gut war zu hören, wie sie dem Himmel ihre Stimme gab. Am Ufer der Theiß war das, in der Nähe des Buschwalds bei Seleic. Die Mücken stachen wie verrückt, sie aber sang nur. Und es wurde sehr gut für mich.

Erik Pišk lächelte immer noch, aber ich merkte, daß er unruhig war. Er zog Luft durch die Zähne. Balancierte einen Zahnstocher auf der Zungenspitze. Seufzte. Grummelte.

Na gut, brummte er, stimmt schon, es gibt Frauen, die in ihrem Leben sehr viel singen. Wenn sie aufstehen, singen sie. Wenn sie ins Bett gehen, singen sie. Sie singen in der Kirche, auf dem Friedhof, im Rathaus, sie stehen vor der Kneipe und singen, wenn ihnen der Mann wegbleibt. Er wisse sogar von einer Frau, die zu singen anfängt, sobald man sich auf sie legt.

Erik Pišk verstummte. Dann stand er plötzlich auf, als hätte ich ihn beleidigt. Sein Blick war zornig, erregt.

Na gut, wir reden schon noch miteinander, knurrte er und verließ die Kneipe, mit seinem starken Stiernacken zog er den dichten, grauen Schleier seiner Pfeife hinter sich her.

Die Tage vergingen, weil jemand sie verbrauchte. Sagen wir, nicht ich. Wer allein lebt, verbraucht nicht viel Zeit. Manchmal sah ich die neue Frau von Erik Pišk, die schwach war und schmächtig, aber nicht blutete und weder Tränen aus den Augen seufzte noch sang. Ich wußte nicht, wie sie hieß. Sie war nur eine Frau. Ein Schatten. Die Frau von Erik Pišk.

Das nächste Mal sprach er mich vor der Kirche an.

Wie ich das eigentlich machen wolle, fragte er. Weil seine Ehefrauen, Gott hab sie selig, alle im Gemeinschaftsgrab lägen, das wisse ich ja bestimmt, neben den Marmorgruften der Familien Nagy, Kramberger und Petrović. Ob ich zum Beispiel eine ausgraben wolle. Oder wie ich mir das eigentlich vorstelle?

Ich sagte, so würde ich mir das vorstellen, genau so, selbst wenn das etwas merkwürdig klinge, ich zahle auch, wenn nötig, wenn mir Erik Pišk eine von ihnen nicht schenkt, ich bezahle mit Deutschmark, und dann gehört die Frau mir. Meine Grabstelle habe ich auch schon gekauft, die habe ich im Rathaus mit Deutschmark bezahlt. Ich bringe Svetlana, Adriana oder Erzsébet in mein Grab hinüber und pflanze Blumen über ihrem Sarg. Allen werde ich erzählen, daß sie eine gute Frau gewesen ist. Mit ihrer Verwandtschaft söhne ich mich aus. An rauhreifbesetzten Wintertagen, in der Morgendämmerung, wenn man sich gar nicht vorstellen kann, daß es einmal hell wird, werde ich an sie denken, und meine Schultern werden zittern.

Das reichte Erik Pišk. Er schüttelte den Kopf und trat nach mir, er trat mir gegen das schmerzende Bein.

Fick deine Mutter, Bobar. Aber er hatte den Köder geschluckt, das wußte ich schon. Ich war alt, aber ich war nicht auf den Kopf gefallen. Jedenfalls war Erik Pišk, glaube ich, völlig durcheinander. Das heißt, wie gesagt, er hatte den Köder geschluckt. Er hielt mich auf der Straße an, manchmal kam er bei mir vorbei, ins Haus oder in den Garten, und stellte mir seltsame Fragen. Zum Beispiel welche Haarfarbe Adriana gehabt habe. Deine Frau Adriana war blond, nur vorn hatte sie eine schwarze Strähne, die ihr in die Augen hing, sagte ich. Ein andermal fragte er, bei welcher der kleine Zeh gefehlt habe, worauf ich sagte, am Gang der ungarischen Erzsébet hätte ich gesehen, daß ihr ein Stückchen Fleisch oder Knochen am Fuß fehlte, während Svetlana eine verrenkte Hüfte gehabt habe und deshalb hinkte, Adriana hingegen hätte nicht ein einziges Loch in den Zähnen gehabt. Erzsébet zeichnete schön, Adriana kühlte mit dem ersten Schnee die Traurigkeit des Herbstes in ihrem Schoß, und Svetlana fing Wespen, ohne gestochen zu werden.

So erzählte ich Erik Pišk von seinen toten Frauen, und er stellte Fragen oder schwieg nur, er ließ es zu, daß ich Gott weiß was zusammentrug, und es war offensichtlich, daß er den Köder ganz geschluckt hatte. Ich bin nicht mehr jung, aber ich bin nicht auf den Kopf gefallen. Die Beine tun mir weh. In aller Herrgottsfrühe war ich schon draußen auf dem Feld oder harkte im Kirchgarten. Dann mußte ich immer daran denken, daß Erik Pišk vielleicht gerade in diesem Augenblick auf seine neueste Frau stieg, auf diese kleine Frau, deren Namen ich nicht kannte. Er legt sich mit seinem riesenhaft großen Körper auf sie und besteigt sie wieder und wieder. Und natürlich ging mir auch im Kopf herum, ob es wohl krankhaft war, daß ich daran denken mußte. Ich sah sie geradezu vor mir. Ist es denn krankhaft, wenn ich meinen Nachbarn mit seiner Frau sehe, genauer, wenn ich mir einfach vorstelle, wie sie vögeln? Sagen wir, ich will mir das eigentlich überhaupt nicht vorstellen, die Vorstellung kommt mir einfach ungebeten. Ich bin einsam. Die Beine tun mir weh. Aber ich bin nicht auf den Kopf gefallen, und ich habe beschlossen, das heißt, etwas in mir hat beschlossen, daß ich eine Frau haben werde. Vielleicht ist das Liebe. Dieser Entschluß, der ist wie meine Phantasterei. Daß ich es gar nicht so sehr will, denn ich habe keinen Willen, ich gebe diesem Entschluß nur eine Form, mein Körper, meine Seele werden ihm seine Behausung geben, nicht ich erfinde ihn, nicht ich bestimme über ihn, nicht ich besitze ihn, ich nicke einfach nur und sage ja.

Ja, ja, ja.

Irgendwie so.

Wenn man den Lebenden zu viel von den Toten erzählt, ja, dann werden die Lebenden unruhig. Und ich redete ständig auf Erik Pišk ein, ich würde ihm eine seiner Frauen abkaufen, egal welche. Ich versprach ihm fünftausend Deutschmark. Ich versprach ihm Geld, machte allerlei Angebote, und Erik Pišk schluckte den Köder. Er hatte nach ihm geschnappt und ihn geschluckt. Er hatte ihn geschluckt, fertig. Das sage ich nicht, weil ich besonders klug wäre. Ich habe wenig Verstand, aber den setze ich gut ein.

So kam es, daß eines Morgens, als der Hahn noch nicht heiser war, Erik Pišk an mein Fenster klopfte und sagte, die neue Frau aus der Welt der Segediner Einödhöfe sei da. Er gebe sie mir. Er verlange kein Geld. Sie heiße Bababa. Er gebe, sagte er, Bababa mir und wolle nichts Böses mehr. Keinen weiteren Tod, nein, nichts. Dann zog er an seiner Pfeife und ging. Ich sah, daß er die Richtung zum Friedhof einschlug. Ich lächelte, denn ich hatte gesiegt. Zumindest was Erik Pišk betraf, der seine drei Frauen zu Tode bestiegen hatte, die vierte aber nicht mehr. Ob ich auch mich selbst überwinden kann, ist eine andere Frage. Ich bin alt, die Beine tun mir weh. Ich schaue aus der Küche ins Halbdunkel des hinteren Zimmers. Ich sitze in der Küche, rauche, wie einer, der glücklich ist. Und Bababa liegt im Bett und zittert. Sie kann nicht singen, ihr ganzes Blut hätte Platz in meinem Mund, ich könnte damit gurgeln, und statt zu weinen, zittert sie nur. Nichts kann sie, glaube ich, das ist es, was Bababa wirklich ausmacht, daliegen und zittern. Es ist still, und endlich habe ich eine Frau, sie gehört mir, ich habe sie geschenkt bekommen. Nicht einmal bezahlen mußte ich für sie. Kein schlechtes Gefühl, aber. Und es ist auch warm, in meinem Bauch. Nur hineingehen müßte man jetzt noch zu ihr.