Lisabet Sarai
»Der Nächste!« Lara tippte mit einem knallrot lackierten Finger auf die Sprechanlage. Sie lehnte sich im Bürostuhl zurück und schloss die Augen. Verzweifelt versuchte sie, irgendwie etwas Begeisterung für ihr nächstes Opferlamm aufzubringen. Wer hätte gedacht, dass es so schwierig sein könnte, ein oder zwei neue Models zu finden? Schließlich waren im Moment alle verrückt nach Vampiren, da sollte man doch meinen, dass ihre Suche nach unmenschlicher Blässe und einer überirdischen Haltung nicht so schwer sein sollte. Die Stadt quoll förmlich über vor Möchtegerndraculas. Aber warum waren die Typen, die in ihrem Büro auftauchten, so lahm?
Sie brauchte neue Gesichter, jemanden, der für neue Aufregung sorgte. Hinter ihr hingen die Cover der letzten Ausgaben in Postergröße an der Wand: dunkelhaarige, kalkweiße Männer mit kantigen Gesichtszügen – genau das, was ihre Leser erwarteten. Sie waren schwarz gekleidet und blickten von ihrem hübschen Opfer auf, das vor ihnen lag. Sie zeigten ihre spitzen Reißzähne, sie strahlten geradezu Gefahr und Verlangen aus. Hin und wieder gesellte sich eine Vampirin dazu, deren blauschwarze Locken ihr in die blasse Stirn hingen und deren knallrote Lippen glänzten, als hätte sie bereits vom Blut gekostet.
Die Bilder waren sexy, ausgefallen und unglaublich angesagt. Im ersten Jahr hatte das Vamp Magazine alle Rekorde für eine Neuerscheinung brechen können. Es war inzwischen in allen Vampire betreffenden Belangen zu einer Autorität aufgestiegen und das Magazin einer Subkultur geworden, die sich nur um die Vampire drehte. Es deckte nicht nur die Moden ab, sondern berichtete auch über die Clubs, die Bands und viele Stars, die sich neuerdings in der Vampirszene herumtrieben. Im Anzeigenteil gab es Werbung für Gesichtsbleiche, für Reißzahnimplantate und verschiedene Angebote eher persönlicher Natur. »Attraktive, weiße Frau sucht dominanten weißen Mann für blutsaugende Abenteuer.«
Diese Szene hatte ihren Zenit noch längst nicht erreicht. Aber Lara wusste, dass sie weiterhin innovativ sein musste, sonst würden Nachahmer sie schneller wieder vom Markt verdrängen, als sie bis drei zählen konnte.
Ein Klopfen an die Tür brachte sie wieder in die Gegenwart. »Herein«, rief sie und versuchte, die Ungeduld aus ihrer Stimme zu verbannen. Sie schob sich die schwarzen Ponyfransen aus den Augen und setzte eine hoffentlich freundliche Miene auf.
Ein Mann glitt durch die Tür. Einen Augenblick glaubte Lara, ein leises Erdbeben habe den Raum erschüttert. Irgendwie verschob sich die Wirklichkeit, und sie spürte, wie ihr Magen wegsackte. Es war ein Gefühl wie in der Achterbahn, wenn der Wagen den höchsten Punkt erreicht und dann in die Tiefe stürzt. Das Büro und die kühle Einrichtung wirkten plötzlich irgendwie massiver, und sie erkannte Details überdeutlich.
Es kostete sie einige Kraft, sich auf den blonden, jungen Mann zu konzentrieren, der vor ihrem Schreibtisch stand. »Guten Tag.« Reflexartig nahm sie die Mappe, die er ihr reichte. »Ich bin Lara Carter, die Herausgeberin des Vamp Magazines.«
»Jim«, stellte sich ihr Besucher vor. Er sprach mit breitem, amerikanischem Akzent. »Ich heiße Jim Henderson. Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen, Ms. Carter.«
Jim Henderson war zweifellos ein attraktiver Mann, aber Lara sah sofort, dass er überhaupt nicht ihren Erwartungen entsprach. Er war nicht muskulös, sondern eher schlank, obwohl er sich recht gut bewegte, als er auf dem Stuhl Platz nahm, den sie ihm mit einer stummen Handbewegung anbot. Seine strohblonden Locken und die rötliche Haut schrien förmlich, dass er jung und gesund war. Sie war noch nie jemandem begegnet, der weniger untot aussah. Er hatte ein so offenes, intelligentes Gesicht, dass Lara sich einfach nicht vorstellen konnte, wie er abgefeimt oder drohend in die Kamera schaute. Er trug nicht mal schwarze Kleidung. Seine braune Hose und das hellblaue Polohemd betonten seine schlanke Gestalt und das Blau seiner Augen. Aber kein Vampir – zumindest kein Londoner Vampir – würde sich dabei erwischen lassen, so herumzulaufen.
»Sie glauben, ich bin der falsche Typ Mann für Ihre Vampirzeitschrift.« Das war eine Feststellung, keine Frage. Er gab ihre Gedanken recht präzise wieder. Lara war erstaunt.
»Sie passen jedenfalls nicht in das übliche Bild eines Vampirs. Es könnte daran liegen, dass Sie für den Geschmack unserer Leser etwas zu ... gesund aussehen.«
Jim lachte. Es klang merkwürdig bitter. »Schauen Sie sich erst meine Fotos an, bevor Sie eine Entscheidung treffen, Ms. Carter.«
Lara öffnete die Mappe und blätterte sie durch. Es gab keinen Lebenslauf. Die ersten beiden Bilder waren Porträtaufnahmen, und Lara musste zugeben, dass der schwelende Blick des Mannes trotz der blauen Augen und der hellen Haare düster und verführerisch genug war, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief.
»Haben Sie Erfahrung?«
»Kommt darauf an, was Sie darunter verstehen. Aber nein, ich habe keine Erfahrung als Model, sowas habe ich noch nie gemacht.«
»Und warum wollen Sie dann für Vamp arbeiten? Was haben Sie bisher gemacht?«
»Ich bin aufs College gegangen.« Er schien über seine Vergangenheit nicht mehr sagen zu wollen. »Als ich Ihre Anzeige gesehen habe, kam es mir ganz natürlich vor, mich zu bewerben.«
Lara musterte ihn mit dem harten Blick, für den sie bekannt war. Aber er war wirklich toll. Sie hätte nichts dagegen, ihn mit nach Hause zu nehmen. Trotzdem brauchte sie keinen Dilettanten. Keinen Collegejungen, der sich einen Spaß erlaubte. Vamp war ihr Lebenswerk. Sie hatte einen tollen Job bei der Vogue aufgegeben, um ihrem Instinkt zu folgen. Und es hatte sich bezahlt gemacht. Aber um ihren Erfolg nicht aufs Spiel zu setzen, brauchte sie Models, die dieses Business genauso ernst nahmen wie sie.
»Ich bin kein Dilettant. Mir ist es ernst mit diesem Job.«
Laras Augen verengten sich. Seine Sensibilität war wirklich erstaunlich.
»Sehen Sie sich bitte auch die anderen Fotos an.«
Sie blätterte um und sog unwillkürlich die Luft ein. Das Foto war unbeschreiblich. Die Szene war ihr vertraut – solche Szenen stellten sie oft nach –, aber die Intensität machte es zu etwas völlig Neuem. Sie erkannte Jim fast nicht. Er trug einen schwarzen Samtmantel mit rotem Innenfutter und dazu weiße Handschuhe. Er hob den Kopf von einem schönen Mädchen mit langen, roten Haaren, das seinen nackten Körper kaum verbarg. Seine vollen Lippen verzogen sich zu einem Fletschen und zeigten die realistischsten Fangzähne, die Lara bisher gesehen hatte. Blut tropfte von den spitzen Zähnen und sammelte sich in schimmernden Tropfen auf der blassen Haut der Frau. Aus den winzigen Wunden am Hals rann weiteres Blut. Die Augen des Mannes waren nicht auf seine Beute gerichtet, deren Gesicht einen Ausdruck tief empfundener Lust zeigte. Nein, er schaute direkt in die Kamera. In seinem Blick brannte ein spürbarer Hunger, der Lara hart schlucken ließ.
»Wow«, flüsterte sie. Das Foto hatte eine dramatische, körperliche Wirkung auf sie. Ihr Herz raste, und ihre Handflächen wurden schweißnass. Unter ihrem schwarzen Pulli spürte sie ihre Nippel, die sich zu kleinen, harten Knötchen zusammenzogen. »Das ist wirklich erstaunlich. Wie habt ihr so gute Bilder hinbekommen?«
»Sehen Sie sich das nächste an.« Er war sichtlich angespannt, als müsste er sich mühsam zurückhalten. Nur zögernd riss sich Lara von seinem ausdrucksstarken Blick los und blätterte um.
Das nächste Foto zerriss sie förmlich. Obwohl es auch hier um Vampirismus ging, konnte man es nicht mit den Fotos vergleichen, die sie in ihrem Magazin zeigte. Dieselbe rothaarige Frau lag nackt auf einer mit Satinlaken bezogenen Bahre. Sie war anmutig und blass. Ihre Handgelenke waren über dem Bauch gekreuzt, direkt unterhalb ihrer kleinen Brüste. Ihr Gesicht war der Kamera zugewandt, sie hatte die Augen geschlossen und den Mund leicht geöffnet. Eine rote Flüssigkeit rann an ihrem Hals hinab über den weißen Satin und auf den Fußboden.
Hinter der Bahre stand der Vampir. Seine rechte Hand hielt eine weiße Kerze, die recht gut das Gewölbe ausleuchtete. Seine linke Hand schloss sich um die Brust seines Opfers, und sein Daumen ruhte auf ihrem rötlichen, harten Nippel.
Diesmal hatte er das blonde Haar aus der Stirn gestrichen, und es war verschwitzt und nass. Seine Haut war mit dem Blut überzogen, das er getrunken hatte, und etwas Blut klebte auch noch an seinen Lippen. Als Lara in diese Augen blickte, die so dunkel wie die Hölle waren, spürte Lara alles: seine Trauer, seine Schuldgefühle, aber vor allem sein entsetzliches, alles verschlingendes Begehren.
Wer war diese Frau? Dieses himmlische, schrecklich überzeugende Opfer? Und er? Wer oder was war er?
Sie bemerkte nicht, wie er sich bewegte. Trotzdem stand er plötzlich hinter ihr. Seine Hände ruhten auf ihren Schultern, und er beugte sich vor. »Sie hieß Barbara«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Sie war meine Freundin, damals im College. Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht.«
Er war ihr so nah, dass sie die Hitze seines Körpers hätte spüren müssen. Aber es war, als drückte sich kein lebendiger Mensch an sie, sondern eine Schaufensterpuppe. Aber sie konnte ihn riechen: ein scharfer, grasartiger Geruch, der sie an das Landleben und weite Steppen denken ließ.
Beiläufig fuhr er mit einem Finger ihren Hals hinauf zu ihrem Ohrläppchen. Ein Schauer rann durch ihren Körper, erfasste ihre Nippel und fuhr bis hinab in ihr Geschlecht. »Wenn du mich fragst, weißt du längst, wer ich bin, oder? Zumindest, was ich bin.«
Lara wusste, was er damit sagen wollte. Sie konnte es nur einfach nicht glauben.
»Hier.« Noch immer hinter ihr stehend, nahm er ihre Hand und legte sie sich an den Hals. Seine Haut war kälter als die Luft, so kalt und glatt wie Marmor. »Spürst du einen Puls?«
»Nein, aber ... Das ist einfach nicht möglich. Es ist nur ein Mythos. Eine Mode, eine Marotte. Heutzutage tut jeder so, als ob er ...«
Er hob ihr Handgelenk an seine Lippen und fuhr mit der Zunge über die Stelle, wo die Adern dicht unter der Haut pulsierten. Sein Mund war heiß, so ganz anders als der Rest von ihm. Heftiges Verlangen durchbebte und erschütterte ihren Körper. »Schließ die Augen«, murmelte er.
Ich sollte diese Farce schleunigst beenden, dachte Lara. Aber sie gehorchte trotzdem. Etwas stach in ihr Fleisch, an der Stelle, wo er seinen Mund an ihr Handgelenk drückte. Es war nur ein leiser Schmerz, der kaum den Namen Schmerz verdiente. Dann spürte sie Hitze und ein Ziehen, aber nicht an ihrem Handgelenk, sondern irgendwie in ihrem Herzen, das seinen Schlag beschleunigte und doppelt so schnell pochte.
Röte überzog hinter den geschlossenen Lidern ihr Gesichtsfeld; knallige, tiefrote Wolken, die dreidimensional vor ihren Augen wirbelten. Kurz wurde sie von der kalten Angst gepackt, doch dann verwandelte sich die eisige Kälte in warme, süße Lust, die durch ihre Glieder strömte. Ihre Nippel, ihre Muschi – überall war dieser heiße, feuchte Strom, der irgendwie schmerzte und sie dennoch nicht verstörte.
»Entspann dich«, flüsterte er. »Lass einfach los.«
Sie hörte seine Stimme, die aus weiter Ferne zu ihr drang. Sie sah seine Augen wie durch einen roten Schleier. Sie waren nicht mehr blau, sondern tiefschwarz. Und ja, sie spürte, wie sie in den schwarzen Tiefen versank. Ein letzter Rest Selbstbeherrschung wollte sie zwingen, ihm zu widerstehen. Aber sie gab dem Impuls nicht nach. Er war zu stark für sie, sein Wille war unwiderstehlich, und die Gaben, die er ihr anbot, waren zu wertvoll, um sie einfach abzulehnen. Sie spürte, wie sie in dem blutroten Strom seiner Lust versank.
Als er sich von ihr löste, traf es sie wie ein schmerzhafter Schock. In ihren Schläfen erwachte ein pochender Schmerz. Sie öffnete die Augen und schnappte nach Luft. Rote Punkte tanzten vor ihren Augen. Sie drehte sich um und blickte zu ihm auf, gleichermaßen staunend und entsetzt.
»Tut mir leid.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich wusste nicht, wie ich dich anders überzeugen sollte.«
»Du bist ... Du bist wirklich so einer, nicht wahr?« Lara glaubte, ihre Brust müsse zerspringen. »Ein Nosferatu. Ein Untoter.« Sie rieb sich die pochenden Schläfen. »Ich hätte nie gedacht ...«
»Glaub es ruhig«, sagte er. Plötzlich saß er wieder im Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs und ließ sie mit ihrem hämmernden Herz allein. Sein breites Lächeln, mit dem er sie bedachte, war das eines fröhlichen, amerikanischen Jungen. Lara kam langsam wieder zu Atem und versuchte, sich zu beruhigen und einen klaren Gedanken zu fassen.
Es war unmöglich. Vampire waren Fiktion, eine Legende. Kreaturen, die der Fantasie und Alpträumen entsprangen. Vampire berührten etwas tief in der menschlichen Vorstellungskraft und befeuerten diese. Sie kannte Dutzende, vielleicht Hunderte Menschen, die sich verzweifelt danach sehnten, dass Vampire tatsächlich real waren. Diese Menschen waren der Antrieb ihres Erfolgs. Aber selbst diejenigen, die schier besessen von dem Gedanken waren, die Fliegen fingen und aßen oder in Särgen schliefen, kannten die Wahrheit.
Es gab keine Vampire.
Trotzdem wurde genau diese Wahrheit jetzt von ihm in Frage gestellt.
Er konnte ihre Zweifel spüren. Ob er in ihren Gedanken las oder sie ihr so deutlich ins Gesicht geschrieben standen, wusste sie nicht. Plötzlich verschwand er und erschien innerhalb eines Lidschlags mit einem Glas Wasser neben ihr. »Sieht so aus, als könntest du das hier brauchen.« Ein erneutes Blinzeln, und er saß wieder im Stuhl und lächelte sie über den Schreibtisch hinweg an. Das Wasserglas war da, es stand direkt neben ihrem Ellbogen. Es war also keine Halluzination gewesen. Sie nahm einen Schluck. Sie konnte ihren Sinnen offenbar nicht mehr trauen; es war unmöglich, dass er ein Vampir war.
Und doch stimmte es.
»Bist du sehr alt?«, fragte sie schließlich. Die Frage klang in ihren Ohren absurd. Was tat sie denn da? Führte sie das Bewerbungsgespräch weiter? Jim lachte bloß, aber diesmal war es ein Lachen aus vollem Herzen.
»Ich bin 24. Zumindest war ich so alt, als ich vor fünf Jahren auf der Party meiner Studentenverbindung von der Schwester einer Freundin verwandelt wurde. Ich muss zugeben, dass ich einfach betrunken war. Barbara hat mir an dem Abend gesagt, sie würde sich gerne mit mir verloben, und ich wusste, dass ich noch nicht so weit war. Ich hatte ihr gesagt, ich würde sie lieben, aber das genügte ihr nicht. Darum bin ich verschwunden, habe mich besoffen – na ja, und das Nächste, woran ich mich erinnere, ist diese etwas schlampige Brünette, mit der ich im Bett gelandet bin. Sie hatte ziemlich spitze Zähne.« Lara konnte nicht anders: Sie musste unwillkürlich kichern. Seine Geschichte klang so vollkommen anders als die Mythen, die sie so erfolgreich vermarktete.
»Und dann? Was ist als Nächstes passiert? Was war mit Barbara?«
Jims Miene verfinsterte sich. »Sieh mal, ich will wirklich nicht darüber reden. Nicht hier und jetzt. Können wir woanders hingehen, wo es schön dunkel und ruhig ist? Wie wär’s mit einer Bar?«
»Kannst du denn trinken? Ich meine, abgesehen von ... du weißt schon.«
»Klar. Ich kann allerdings nichts essen. Es ist entsetzlich, weil meine Sinne extrem empfindlich sind. Ich kann ein saftiges Steak drei Straßen weiter riechen, wenn es auf den Grill gelegt wird. Das ist echt Folter.« Er seufzte. »Jedenfalls, ehe ich es vergesse. Was ist mit dem Job? Oder glaubst du immer noch, dass ich nicht qualifiziert bin, Ms. Carter?«
Lara hörte nur zu deutlich die Provokation, die in seiner Stimme mitschwang. Ihr Körper zitterte noch immer angesichts der Nähe zu diesem waschechten Geschöpf der Nacht. Aber zugleich arbeitete ihr Verstand. Wie konnte sie ihn am besten für ihre Zwecke einsetzen? Wie konnte er ihr helfen, ihr vampirisches Imperium zu vergrößern? Seine Fotos waren viel zu brutal, um sie in ihrem Magazin abzudrucken. Konnte er dieselbe Intensität in einer etwas weniger abschreckenden Szene zeigen? Und was war mit den weiblichen Models, mit denen er zusammenarbeitete? Könnte er bei ihnen dieselbe entzückte Reaktion hervorrufen, die sich auf Barbaras Gesicht abzeichnete? Ohne allerdings ihr Blut zu trinken natürlich.
Sie stellte sich vor, wie es ihr an Stelle der Frau erginge, wenn sie ihren Hals diesen grausamen Zähnen darbot. Die Vorstellung war überaus verlockend. Er hatte ihr ja schon einen Vorgeschmack gegeben. Wie es sich wohl anfühlte, sich dieser Macht vollständig zu ergeben? So überwältigt zu werden und von einer übernatürlichen Gier vereinnahmt zu werden ... Die Vorstellung war wirklich aufregend. Sie hatte eigentlich immer diejenige sein wollen, die die Macht hatte, und sich nie vorgestellt, wie es wäre, sich in die Hand eines anderen zu begeben. Und jetzt wurde sie allein bei dem Gedanken feucht, sich diesem Wesen hinzugeben. Schwindel erfasste sie, dicht gefolgt von Angst.
»Keine Sorge«, sagte Jim. »Im Ernst, ich hab mich im Griff. Alle paar Wochen breche ich in eine Klinik oder beim Roten Kreuz in die Blutbank ein, und nachdem ich mich bedient habe, verändere ich die Daten im Computer, sodass niemand bemerkt, dass was fehlt. Ich bin nur gefährlich, wenn ich sehr hungrig bin. Und ich habe nichts dagegen, wenn du mich benutzt, um dein kleines Imperium aufzubauen. Darum bin ich schließlich hier.«
Lara errötete. Es war schwierig, sich vorzustellen, dass dieser offenbar so naive, junge Mann ihre Gedanken lesen konnte. Wusste er, dass ihr Höschen nass war? Oh ja. Sein freundliches Grinsen verriet ihr, dass er ihre Gedanken sehr gut verstand.
Sie stand auf. Es kostete sie einige Kraft, sich zu beherrschen. Dennoch streckte sie ihm die Hand entgegen. »Also gut, Jim. Ich freue mich, dich bei Vampires, Ltd. willkommen zu heißen. Wollen wir vielleicht irgendwo hingehen und was trinken?«
»Natürlich, Lara.« Er half ihr in den Mantel und hielt ihr die Tür auf. Ein altmodischer, gut erzogener Gentleman ist er auch noch, dachte Lara. Wie bezaubernd. Sie stellte sich ein Bild vor: Jim, wie er die Tür zu einer Gruft aufhielt und ein junges, geiles Ding in die Tiefe lockte. Das könnte funktionieren. Dann fing sie Jims Blick auf, der sie mit einem leisen Lächeln auf den vollen Lippen beobachtete. Verdammt. Sie konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, dass er jeden ihrer Gedanken erriet.
Ihre Assistentin Felicia hob eine ihrer bleistiftdünnen Augenbrauen, als sie das Vorzimmer betraten. Wie alle, die für Vamp arbeiteten, trug auch Felicia schwarze Kleidung und weißes Make-up. »Gehen Sie weg, Ms. Carter? Da draußen warten noch zwei Models, die sich Ihnen vorstellen möchten.«
»Sag ihnen, sie sollen bitte morgen noch mal vorbeikommen. Ich gehe mit Mr Henderson zu Tisch, wir müssen übers Geschäft reden.«
Schweigend traten sie in den kühlen Herbstnachmittag und machten sich auf den Weg zu einer von Laras Lieblingskneipen. Draußen waren viele Menschen unterwegs. Geschäftsmänner und Einkaufende hasteten an ihnen vorbei, ohne Jim und Lara eines zweiten Blicks zu würdigen. Es wurde bald dunkel, und in Kürze begann die Hauptverkehrszeit.
Lara blieb stehen. Sie betrachtete Jim in seinem Mantel. »Es ist Tag«, bemerkte sie beinahe anklagend und stieß mit ihrem Zeigefinger in seine Brust.
»Ja, und?«
»Na ja, was ist mit der Sonne? Ich dachte immer, Vampire können tagsüber nicht vor die Tür gehen?«
»Heute scheint die Sonne nicht, oder?«, erwiderte Jim und blickte zum bedeckten Himmel hinauf. »Das ist ein Grund, warum ich nach England gekommen bin. Ich vertrage kein direktes Sonnenlicht, aber Wetter wie dieses ist absolut in Ordnung. Eine Sonnenbrille und ein Hut helfen auch.«
»Aber dann bist du gar kein richtiges Nachtwesen!«
Jim packte die Hand, mit der sie auf ihn zeigte. Langsam und absichtlich rieb er mit dem Daumen über die kleine Wunde an ihrem Handgelenk. Lara erbebte bei der Erinnerung. »Kommt darauf an, wie man Nachtwesen definiert, meinst du nicht?« Sein Lächeln ließ sie erschauern, weil ein merkwürdiges Verlangen sie durchströmte. Als er sie losließ, musste sie gegen den Drang ankämpfen, vor ihm auf die Knie zu gehen. Er nahm ihren Arm und führte sie in Richtung Lokal.
»Glaub nicht alles, was du hörst. Knoblauch stört mich nicht. Ich kann in einer Kirche schlafen oder in Weihwasser baden, ohne dass es mir schadet. Elektromagnetische Strahlung hingegen könnte mich vermutlich umbringen. Sogar ein Handy schwächt mich. Ein Elektroschocker würde mich vermutlich um die Ecke bringen.«
Lara wechselte ihre Handtasche mit dem Handy auf den anderen Arm.
»Laute Geräusche sind auch ein Problem, weil mein Gehör so empfindlich ist. Explosionen, Sirenen ... Am Anfang wurde ich für eine ganze Woche taub, weil mein Mitbewohner Ozzy Osbourne so laut gedreht hat. Jetzt trage ich immer Ohrstöpsel.«
»Wie sieht’s mit dem Fliegen aus? Oder damit, unsichtbar zu werden?« Lara erinnerte sich daran, wie er in ihrem Büro offenbar verschwunden war.
»Ich kann mich extrem schnell bewegen, wenn ich will. Ich habe allerdings überhaupt nichts mit Fledermäusen am Hut!«
Sie erreichten das Donnie’s, wo sie hinwollte. Es war, wie er es sich erbeten hatte, ein dunkles und ruhiges Lokal, besonders nachmittags um vier. Sie setzten sich weiter hinten im Gastraum in eine Nische, und Lara bestellte sich einen Gin Tonic. Jim bat um ein Glas Cabernet und grinste, als sie ihn erstaunt anblickte.
Sie entledigten sich ihrer Mäntel. Jim saß direkt neben ihr auf der Bank. Sein Oberschenkel war nur einen Zoll von ihrem entfernt. Es war seltsam, weil sie seine Körperwärme nicht durch ihre dünne Strumpfhose spüren konnte. Plötzlich fragte sie sich, wie sich wohl sein Schwanz anfühlte. Ob er so kalt wie sein Hals war? Oder doch eher so warm wie seine Lippen?
»Ich würde es dir gerne zeigen.« Jim lachte.
Lara spürte, wie sie bis in die Haarwurzeln errötete. »Verdammt, kannst du denn jeden verfluchten Gedanken hören, den ich denke?«
»Nicht so richtig. Manchmal ist es nur ein großes Durcheinander. Aber es scheint wohl so, dass ich, je mehr Gefühl mit einem Gedanken verbunden ist, umso deutlicher hören kann, was da gedacht wird.«
Er strich ihr behutsam die Ponyfransen aus den Augen. »Du machst auf mich den Eindruck einer sehr gefühlsbetonten Frau, Lara.«
Gefühlsbetont? Das widersprach eindeutig dem Bild, das sie von sich pflegte. In ihren Augen war sie eine rational denkende, geschäftstüchtige und ehrgeizige Frau. Sie ließ nicht zu, dass ihre Gefühle ihr im Weg standen oder wichtige Entscheidungen beeinflussten. Ihre beiden Expartner hatten sie »kalt« genannt, aber das hatte sie nicht gekümmert. Sie war einfach diszipliniert. Sie hatte sich unter Kontrolle.
Es war aber ziemlich schwer, sich unter Kontrolle zu haben, wenn man neben diesem schönen und verführerischen ... Phänomen saß.
»Warum hast du eigentlich auf meine Anzeige reagiert? Wonach hast du gesucht? Mit deiner Macht kannst du bestimmt so viel Geld zusammenraffen, wie du willst.«
»Ich war einsam. Auch wenn ich nicht besonders viel Ähnlichkeit mit Dracula habe, spüren die Menschen etwas. Sie erkennen nicht unbedingt, was ich bin, aber sie wissen instinktiv, dass ich nicht einer von ihnen bin. Wenn ich nicht meine Fähigkeiten nutze und sie bezirze, verstoßen sie mich früher oder später.«
Lara nickte. Sie erinnerte sich nur zu gut an die merkwürdigen Empfindungen, die sie gespürt hatte, als er ihr Büro betrat.
»Ich habe gedacht, wenn ich für ein Vampirmagazin arbeite, bin ich ständig von Menschen umgeben, die an den Gedanken eines Untoten gewöhnt sind. Sie würden mich glamourös und sexy finden. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.« Ein Schatten glitt über Jims Gesicht. »Es könnte zu gefährlich sein, wenn ich für dich arbeite.«
»Für dich? Oder für mich?«
»Wahrscheinlich für uns beide.« Er nippte an seinem Wein, der seine vollen Lippen rötlich verfärbte. Lara stellte sich kurz vor, wie es wohl wäre, ihn zu küssen. Dann unterdrückte sie den Gedanken, ehe er ihn erhaschen konnte. Er war in seine eigenen Sorgen verstrickt und reagierte nicht. Lara spielte mit der Limette in ihrem Drink.
»Erzähl mir von Barbara«, bat sie schließlich. »Die Frau auf den Fotos.« Als sie zu ihm aufblickte und sein verzerrtes Gesicht sah, bereute sie diese Frage sofort.
»Ich war dumm und unerfahren. Und wir waren so schrecklich verliebt ... Als ich erkannte, was aus mir geworden war, kroch ich auf Händen und Knien vor ihr und bat sie um Vergebung. Es tat mir so schrecklich leid, weil ich unsere Pläne von einem gemeinsamen Leben kaputt gemacht hatte. Aber Barbara hatte einen anderen Vorschlag. Sie meinte, nach allem, was sie wisse, könnten wir doch jetzt auf ewig zusammenbleiben. Dafür müsste ich sie bloß ebenfalls in eine Vampirin verwandeln.
Ich habe gezögert, aber schließlich hat sie mich überzeugt. Sie war so schön, dass mir der Gedanke, sie könne irgendwann altern und sterben, einfach unerträglich war, zumal ich dann noch immer der junge Mann von heute wäre.
Also haben wir uns sorgfältig auf das Ritual vorbereitet. Es war fast so, als bereiteten wir uns für eine Hochzeitszeremonie vor ...«
»Die Fotos«, unterbrach Lara ihn.
»Ja, genau.« Jim lachte bitter auf. »Ich habe die Kamera so eingestellt, dass sie alles aufnahm. Die Initiation meiner Geliebten, die in das Reich der Untoten eintrat. Aber dann lief es so schrecklich schief ...« Er schluckte schwer. Es klang wie ein unterdrücktes Schluchzen.
Lara spürte, wie sich in ihrer Kehle etwas schmerzlich zusammenballte. »Was ist passiert?«
»Jeder weiß, wie man einen neuen Vampir erschafft. Erst trinkt man das Blut des Opfers und bringt es dem Tode nah. Dann erlaubt man dem Opfer, das eigene Blut zu trinken. So hatten wir es geplant und wir haben es auch so gemacht. Es war unbeschreiblich, entsetzlich und ekstatisch.«
»Aber?«
»Ja ... Aber sie starb. Ich konnte sie nicht retten. Ich konnte sie nicht verwandeln. Erst danach erfuhr ich die Wahrheit.«
Lara wartete stumm, dass er weitersprach.
»Um einen neuen Vampir zu erschaffen, muss man ihm das Blut aussaugen, während man körperlich miteinander verbunden ist. Während man Sex hat.«
»Du machst Witze!« Lara musste sich zurückhalten, um nicht laut zu lachen.
»Nein, das ist kein Scherz. Darum bin ich zu dem geworden, was ich heute bin. Das Mädchen auf der Party – sie wollte eigentlich nur mein Blut. Aber eins führte zum anderen, und schließlich vögelten wir. Ich glaube, sie hat es selbst nicht so genau verstanden, was da vor sich ging.«
Kein Wunder, dass seine kleine Demonstration bei mir eine so heftige Reaktion hervorgerufen hatte. Für ihn waren Blutlust und sexuelles Begehren untrennbar miteinander verbunden. Der instinktive Drang, sich zu vermehren und mehr Seelen über die Schwelle des Todes in die Schattenwelt zu bringen, die er bewohnte ... Das war etwas, das er nicht leugnen und nur unzureichend kontrollieren konnte.
Lara wusste, dass sie Angst haben sollte. Sie sollte schleunigst aus dem Dunstkreis seiner verführerischen Gegenwart verschwinden, ehe sie einen letzten, unverzeihlichen Fehler machte. Die Gefahr bewirkte aber nur, dass sie ihn noch mehr wollte. Er beobachtete sie; deutlich spürte sie seinen Blick, der auf ihren Lippen und ihrer Kehle ruhte. Auf ihren Brüsten. Ihr Atem beschleunigte sich.
Sie schaute sich in der Bar um, die sich jetzt langsam füllte, weil es inzwischen nach fünf war. Donnie’s war nicht gerade als Treffpunkt der Vampirszene bekannt. Trotzdem bemerkte sie mindestens ein halbes Dutzend Männer, die schwarze Mäntel trugen und weißes Make-up aufgelegt hatten. Hinzu kamen zwei oder drei Frauen in verführerischen, schwarzen Kleidern und mit Perücken. Es war erbärmlich, wie sie alle nach dem flüchtigen Eindruck einer übermenschlichen Macht hungerten. Wie sehr sie sich nach einem Hauch Unsterblichkeit verzehrten. Und sie saß hier neben einem Mann und drückte ihren Schenkel an den des Wesens, nach dem all diese Menschen suchten.
»Das verstehe ich nicht ganz«, sagte Jim, der offenbar wieder ihre Gedanken gelesen hatte. »Warum wollen sie gerne sein wie ich? Die Macht ist ganz nett, aber insgesamt führe ich eine recht einsame und elende Existenz.«
»Vielleicht ... Vielleicht kann ich dir etwas von dieser Einsamkeit nehmen. Zumindest für kurze Zeit.« Lara umfasste kurz seine Wange, ehe sie seinen Mund an ihren zog. Seine Lippen waren so weich wie alle anderen, waren warm und kräftig, als sie auf ihre trafen und mit ihren Lippen verschmolzen. Sie schmeckte den Wein, den er getrunken hatte, und dahinter schmeckte sie etwas Salziges, Eisenhaltiges. Seine Zunge fühlte sich lebendig an, wie sie ihre umspielte und sie neugierig erforschte.
Ihre harten Nippel drückten sich schmerzhaft gegen den dünnen Stoff ihres Oberteils und flehten geradezu um Aufmerksamkeit. Natürlich wusste er, was sie wollte. Ohne den Kuss zu unterbrechen, umfasste er beide Brüste und fuhr in gleichmäßigen, kreisenden Bewegungen mit den Fingern über die Nippel. Ihre Möse zuckte. Sie öffnete unbewusst die Beine und bewegte sich auf der Bank leicht vor und zurück, um ihre Klit an dem harten Holz zu reiben.
»Bitte«, stöhnte sie in seinen offenen Mund. Dann schwieg sie, weil sie nichts mehr sagen musste. Er unterbrach den Kuss nur kurz, um eine Zwanzigpfundnote auf den Tisch zu legen, ehe er sie wieder an seine Brust zog.
»Stell dir deine Wohnung vor«, sagte er dicht an ihrem Ohr. »Denk an dein Schlafzimmer. Und halt dich gut an mir fest.«
Sie atmete tief durch und wurde im nächsten Moment von tiefster Dunkelheit verschluckt. Sie spürte Jims Körper, der sich an ihren presste, aber sie konnte nichts sehen. Ein heulender Wind riss an ihrer Kleidung. In ihren Ohren klingelten Hunderte verstimmte Glocken. Angst stieg in ihr auf und umschloss ihre Kehle. Aber ehe sie schreien konnte, war es schon vorbei.
Das Licht kehrte zurück. Sie stand auf dem groben Wollteppich in ihrem Zimmer und klammerte sich an Jims Polohemd. Ihre Knie gaben unter ihr nach, und er hielt sie an sich gedrückt, damit sie nicht fiel.
»Ich ... Was ... Wie ...?«, brabbelte sie.
»Pssst, Lara. Es gibt keinen Grund, zu reden.« Er küsste sie erneut, und dieses Mal spürte sie, wie tief in ihm ein Feuer erwachte. Sie spürte seine übermenschliche Kraft, als er sie auf ihr Bett hob und sich zwischen ihre Beine kniete. Er schob ihre Strumpfhose herunter und zog kommentarlos ihr Höschen herunter, das völlig durchnässt war. Sie spürte einen Lufthauch, als er sich hinabbeugte und seinen Mund ganz nah an ihre sehnsüchtige Muschi legte. Aber da war kein Atemhauch, der sie traf. Ihre Klit pochte wie ein kleines Herz, weil sie von ihrem Blut geschwollen war. Sie wusste, dass er ihr Blut durch die Haut witterte. Für ihn musste das Aroma ihres Geschlechts wie eine Flut sein, die über ihn hinwegschwappte.
Nimm mich, dachte sie. Ehe sie den Gedanken auch nur zu Ende gedacht hatte, glitt seine Zunge durch ihre Spalte und erkundete ihre Schamlippen. Er leckte ihre Säfte auf, als wäre das die Flüssigkeit, nach der er sich am meisten verzehrte. Sie hob sich ihm entgegen, wand sich lustvoll unter ihm und öffnete sich seinem Körper und seinem Verstand. Er vergrub seine Zunge in ihren Tiefen, dann saugte er heftig an der schmerzenden Knospe ihrer Klit. Die Empfindungen erfassten von diesem winzigen Punkt ausgehend ihren ganzen Körper und strömten bis in ihre Fingerspitzen.
Sie kniff durch ihr Oberteil ihre Nippel und erschauerte, weil die Lust bis in ihre Möse schoss, wo er sie inzwischen noch schneller leckte. Er saugte heftig an ihr, hielt ihre Schamlippen mit den Fingern auseinander, um mit seiner Zunge noch tiefer einzudringen. Seine Daumen hielten ihr nasses Schamhaar beiseite. Lara wand sich unter ihm und drückte sich ihm entgegen, sodass er sein Gesicht in ihren nassen Falten vergrub. Er brauchte nicht atmen, erkannte sie. Er konnte hiermit ewig weitermachen.
Vielleicht war es dieser Gedanke, der sie über den Gipfel trug. Vielleicht war es auch der plötzliche Schmerz, weil seine Zähne an ihrer Klit knabberten. Oder sein nasser Finger, der in ihren Hintereingang eindrang. Was auch immer letztlich der Auslöser war, ließ einen Höhepunkt durch ihren Körper rasen und zerriss sie geradezu. Die Ekstase wuchs ins Unermessliche und erreichte den Gipfel. Sie schrie und bebte, während die Leidenschaft ihren Körper erschütterte. Anschließend fühlte sie sich so schlaff wie eine Stoffpuppe.
»Ich will dich nackt«, sagte Jim. Seine Stimme klang leise, aber der Befehlston duldete keinen Widerspruch. »Ich will sehen, wie dein Puls unter deiner Haut rast, will die Hitze deines Bluts spüren, das in deinen Venen kreist.« Er half ihr auf die Füße, und sie ließ es geschehen. Sie war immer noch ganz benommen und schwach von ihrem Orgasmus. Er zog ihr den Pullover über den Kopf und entblößte ihre kleinen, mit Sommersprossen übersäten Brüste mit den harten, tiefroten Nippeln. Dann öffnete er den Reißverschluss ihres Rocks und drückte zugleich ihren Hintern, ehe er ihren Bleistiftrock über ihre Hüften schob und dieser auf den Boden sank.
Lara ließ sich von ihm entkleiden und genoss passiv seine Berührungen. Sie konnte nicht begreifen, warum sie plötzlich diese Mattigkeit verspürte. Normalerweise war sie im Schlafzimmer diejenige, die sagte, wo es langging. Aber jetzt wollte sie sich bloß auf den Rücken legen und ihn tun lassen, was er wollte.
Er legte sie auf die champagnerfarbene Satintagesdecke. Der kühle, glatte Stoff liebkoste ihren Hintern und ihren Rücken. Plötzlich war auch er nackt und kroch zwischen ihre gespreizten Schenkel. Sein Schwanz war riesig und blass, die Spitze aber von lebhaftem Rot. Ist er heiß oder kalt?, fragte sie sich wieder. Er lächelte leise und vergrub sein untotes Fleisch in ihrem.
Er war kalt. Eiskalt und so hart wie Granit. Sein Schwanz erfüllte sie und dehnte sie beinahe schmerzhaft. Sie spürte Panik in sich aufsteigen, die durch das merkwürdige Gefühl dieses unmenschlichen Schwengels verstärkt wurde. Bestimmt würde er sie zerreißen. Die Leute redeten immer von irgendwelchen Schwänzen, die hart wie Stahl oder Stein waren. Aber dieser hier war nicht metaphorisch steinhart. Eisig vergrub er sich in ihren Tiefen und ließ sie heftig zittern.
Auf Jims Gesicht zeichnete sich Besorgnis ab. »Soll ich aufhören? Ist es zu viel?« Beim Klang seiner Stimme änderte sich etwas. Der harte Schwengel, der tief in ihr steckte, wurde warm und ließ ihren Widerstand und ihre Angst einfach dahinschmelzen. Die Lust erwachte wieder und war so süß wie Honig. Sie war von ihm erfüllt, aber zugleich wollte sie mehr. Sein Schwanz nahm sie in Besitz, und das war genau das, was sie wollte. Sie wollte, dass er sie nahm, sie benutzte, sie verzehrte.
Er hörte es. Nun zog er seinen Schwanz halb aus ihr heraus, rammte ihn wieder in sie und entlockte ihr damit ein schmerzliches Wimmern. Mehr, dachte sie. Erneut spießte er sie auf, diesmal langsamer, damit sie spürte, wie er von ihr Besitz ergriff. Lara keuchte. Sein Schwanz rieb sich an ihrer schmerzenden Klit und weckte die schillernde Erinnerung an ihren Orgasmus.
Sie blickte zu ihm auf und sah, wie seine Augen sich verdunkelten. Er öffnete leicht den Mund, und sie sah die Spitzen seiner Eckzähne hervorlugen. Entsetzen packte sie. Nein, das war keine Fantasie. Das war die Wirklichkeit.
Mehr. Er begann, sie eifrig zu ficken, sie schnell und hart zu stoßen. Sie vergrub die Hände in der Decke und hob sich ihm entgegen, weil sie noch immer mehr wollte. Die Kraft seiner Stöße erschütterte ihren ganzen Körper. Ohne Mühe und völlig unerwartet kam sie erneut und schrie ihre Lust aus sich heraus. Sie schlug um sich, aber er trieb seinen Schwengel erbarmungslos in sie, bis er ihrem geschundenen Körper einen dritten Höhepunkt entrungen hatte.
Er ragte über ihr auf und stützte sein Gewicht auf seine Arme, während sein Unterleib sich an ihrem rieb und sein Schwanz sich in ihrer Muschi mit metronomischem Gleichmaß bewegte. Sein Gesicht war schön und schrecklich zugleich. Die Augen waren schwarz und unergründlich, er verzog das Gesicht zu einer Grimasse und zeigte jetzt die volle Pracht seiner spitzen Zähne. Seine Nasenflügel bebten. Lara wusste, dass er ihr Blut witterte.
Jetzt kam es ihr fast so vor, als könnte sie seine Gedanken lesen. Sie spürte seinen verzweifelten Hunger und seinen Kampf, diesen Hunger zu kontrollieren. Er wollte sie, wollte ihren Körper, wie kein Mann sie je begehren würde. Die Kraft seines Verlangens erstaunte sie, und jetzt verstand sie auch die Bilder, die er in ihrem Verstand hervorgerufen hatte, in völlig anderem Zusammenhang. Wenn man ein Vampir war, ging es nicht um die Macht oder die Unsterblichkeit. Es ging um unendliche, unersättliche Lust.
Mitleid und Verlangen wallten gleichzeitig in ihr auf. Außer dieser schrecklichen Gier zählte jetzt nichts mehr. Eine Gier, die nur sie stillen konnte. Sie wandte den Kopf zur Seite und entblößte die pulsierende Arterie an ihrem Hals. »Nimm mich«, stöhnte sie zwischen den einzelnen Stößen. »Schmeck mein Blut, trink es. Mach mich zu deiner Gefährtin.«
»Nein.« Er stieß das Wort zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich kann nicht. Ich tu’s nicht.« Seine Stöße wurden langsamer, doch sein Schwanz blieb in ihrer Möse.
Lara spannte ihre Muskeln an. Er zuckte in ihr. »Du brauchst mich.«
»Es ist nicht richtig.«
Laras Hand berührte ihn dort, wo sie miteinander verbunden waren. Sie badete ihre Finger in ihrer eigenen Nässe. Dann fuhr sie mit den feuchten Fingern vom Ohr zu ihrem Schlüsselbein, direkt über ihren Puls. Sie schmierte ihren Saft auf ihre vom darunter pulsierenden Blut erhitzte Haut. Der Geruch nach reifer Möse stieg auf. »Nur ein bisschen«, flehte sie. »Du weißt, dass du es willst. Du musst mich ja nicht vollständig nehmen.«
»Ich könnte aber nicht mehr aufhören.«
»Ich werde dich aufhalten.«
Jim lachte bitter auf. »Oh nein, das wirst du nicht. Erinnerst du dich nicht an meine kleine Demonstration? Wärst du in der Lage gewesen, mich aufzuhalten?«
Leise Furcht packte Lara und versetzte ihr einen schmerzhaften Stich. Sie ignorierte diese Angst. Sie wollte es, und ohne ihr Geschenk würde er sterben. Sie wusste, sie konnte die Kontrolle behalten.
»Bitte!«
»Nein!«
Lara ertrug nicht, wie gequält er klang. Sie hob ihr Handgelenk an den Mund, jenes Handgelenk, das er vorhin leicht geritzt hatte. Mit den Zähnen riss sie die Wunde wieder auf. Ein roter Tropfen drang hervor. Sie drückte ihr Handgelenk an seine Lippen. »Trink!«
Mit einem erstickten Stöhnen packte der Vampir ihre Hand. Er benutzte seine Reißzähne, um die Wunde weiter zu öffnen. Der Schmerz rann vom Handgelenk zu ihrer Muschi, wo er sich unerwartet in große Lust verwandelte. Sie spürte, wie sein Saugen an ihrem Blut zerrte und wie ihr Herz gegen dieses Ziehen ankämpfte. Das Gefühl war ihr inzwischen vertraut, es fühlte sich gleichermaßen schrecklich und beruhigend an. Mit jedem seiner Schlucke wurde ihr Atem langsamer. Ihre Glieder entspannten sich. Jede Nervenfaser sang vor Lust. Es gab kein Streben nach Erfüllung mehr. Ihr wahrhaftigstes und tiefstes Verlangen wurde erfüllt, als er seinen Hunger an ihr stillte.
Der Rhythmus seines Saugens wurde heftiger. Durch ihre Trance verstand Lara irgendwie, dass der Vampir sie noch immer fickte, während er ihr Blut trank. Die Empfindungen in ihrem Geschlecht wurden noch heftiger, die Lust scharfkantig, statt einfach zu verblassen. Sie spürte jede seiner Bewegungen. Wie sein Schwanz pulsierte, während er sich in ihrem Geschlecht suhlte. Sie spürte, wie er an ihrem Handgelenk zerrte, spürte ihr Blut, das an ihrem Unterarm herablief. Die Wärme seiner Zunge ließ ihre Muschi zucken, sie umklammerte seinen harten Schwengel. Ihre Klit war groß und empfindlich. Jede seiner Berührungen hob sie in neue, elektrisierende Sphären der Lust, die ihren ganzen Körper erfassten.
Blutrote Wolken wirbelten vor ihren Augen. Sie roch Zimt und Schwefel. Langsam verblassten die intensiven Empfindungen. Sie vermisste nichts. Der Fluss trug sie davon und umschloss sie herrlich warm. Ihr Herz pochte träge. Sie spürte ihn, er war weit in ihren Verstand vorgedrungen. Zu deutlich spürte sie seine schreckliche Gier, die nachließ, als das Leben aus ihr wich. Sie streckte ein letztes Mal die Hand nach ihm aus, weil sie ihn so sehr liebte und ihm für diesen letzten Dienst dankbar war.
Plötzlich wurde die Glückseligkeit von quälenden Schmerzen zerrissen. Die Qual zerriss ihre Welt. Siedend heiße Schwärze umschloss sie, aus der sich schreckliche, ihr unbekannte Wesen erhoben. Sie konnte nicht atmen. Ihr Hals war wie ausgedörrt, in ihren Augen war ein Schmerz wie von tausend Nadeln. Schmerzhafte Zuckungen erfassten ihre Gliedmaßen.
»Lara! Lara!« Jemand schlug sie ins Gesicht. Heftige Schläge, sodass sie glaubte, die Zähne klapperten in ihrem Kiefer. »Komm zurück, Lara!«
Sie rang nach Luft und öffnete die Augen.
Alles drehte sich. Übelkeit stieg in ihr auf und hinterließ einen sauren Geschmack. Irgendwie konnte sie sich nicht konzentrieren. Alles um sie herum war verschwommen, und das Licht war viel zu hell.
»Atme, Lara. Komm, schau mich an. Du bist zurück, gut. Es tut mir so leid!«
Langsam ließ das Drehen nach. Der stechende Schmerz in ihren Schläfen verblasste zu einem dumpfen Dröhnen. Sie konnte wieder klar sehen.
Jim wirkte jetzt jünger und verletzlicher. Er kniete neben dem Bett, hielt ihr Handgelenk eisern umfasst und versuchte, den Blutfluss zu stoppen. Er sah unglaublich erleichtert aus, als es ihr gelang, sich aufzusetzen.
»Wie fühlst du dich?«
Lara hörte in ihren Körper hinein. »Geschwächt und wund. Aber ich glaube, es geht mir gut.«
»Ich hab’s dir vorher gesagt. Ich habe dich gewarnt, dass wir nicht aufhören können.«
»Aber wir haben aufgehört. Du hast innegehalten, obwohl ich bereit war, mein Leben loszulassen. Du bist stärker, als du dachtest.« Sie blickte zu ihm hinüber. Sein Gesicht war gerötet, und obwohl sie seine Reißzähne nicht mehr sehen konnte, erkannte sie in seinen Mundwinkeln Blutspuren. »Wie fühlst du dich? Ich vermute mal, besser als vorhin?«
Jim runzelte die Stirn. »Das ist nicht lustig, Lara! Ich hätte dich fast umgebracht.«
»Ach ja? Dann hätte ich aber ewig gelebt.«
»Ist es das, was du wirklich willst?«
Lara erinnerte sich an die schreckliche Lust, die sie bei ihrem Vampirliebhaber hatte beobachten dürfen. Sie war nicht sicher, ob sie das ertragen könnte, ohne verrückt zu werden. »Ich weiß nicht. Vielleicht nicht. Also, noch nicht.« Er setzte sich zu ihr aufs Bett. Mit einem Finger wischte sie die Blutreste von seinen Lippen. »Aber mit dir zusammen ... Na ja, lass es mich so sagen. Vielleicht musst du nicht länger einsam sein.«
»Bist du verrückt? Ich habe dich gewarnt, dass ich gefährlich bin.«
»Ich bin bereit, das Risiko einzugehen.« Lara streckte die Hand nach seinem Schwanz aus, der noch immer hart war. Sie streichelte ihn. »Zumindest, wenn es das wert ist.«
Jim stöhnte. Lara fragte sich kurz, ob Vampire überhaupt zum Orgasmus kommen konnten. Sie schwor sich, es herauszufinden. »Auf jeden Fall sehen wir uns in Zukunft häufiger, schließlich bist du jetzt ein Teil der Firma.«
»Ich weiß nicht, Lara ...«
»Weißt du, die Verhandlungen sind hiermit abgeschlossen. Ich mache dich zum stellvertretenden Geschäftsführer. Du triffst die künstlerischen Entscheidungen, ich gebe dir, was du willst. Aber ich muss dich haben.« Sie unterstrich diese Worte, indem sie ihn fester umfasste. Jim wimmerte.
»Bitte.«
»Komm her. Du bist noch nicht gekommen, und es erregt mich ja schon, wenn ich dich anschaue.«
Jim setzte sich auf sie und schob seinen Schwanz in ihre empfindliche Muschi, die sich leicht wund anfühlte. Nach so viel Sex, nach der paranormalen Ekstase und ihrer Nahtoderfahrung fühlte er sich noch immer herrlich an.
»Und weil ich dank meiner Erfahrung mit dir einiges gelernt habe, weiß ich genau, was der nächste Trend wird, den Vamp setzt.«
Jim bewegte sich in ihr. Erst langsam, dann wurde er immer schneller. Er lächelte sie an. »Und was genau könnte das sein, Ms. Carter?«
Lara klammerte sich an ihn. Sie kam schon wieder und konnte nicht sprechen, bis das Beben nachließ.
»Vampirsexclubs natürlich!«