Tipps und Tricks bei speziellen Problemen

Verschiedene Beeinträchtigungen können die Ernährung erschweren. In diesem Kapitel finden Sie Ratschläge, wie Sie beispielsweise Bewegungseinschränkungen ausgleichen, welche Tricks bei Appetitlosigkeit helfen, wie Verdauungsbeschwerden gelindert oder Schluckbeschwerden kompensiert werden können.

Wenn Bewegungseinschränkungen die Nahrungsaufnahme erschweren, gibt es einige praktische Hilfsmittel, die Sie sich anschaffen können. Beispielsweise eine rutschfeste Unterlage anstelle eines Tischsets, die für sicheren Halt von Tellern, Tassen und Gläsern sorgt.

Eine Tellerranderhöhung wird mit Klammern am Rand eines Tellers befestigt. So werden Speisen beim Essen nicht über den Rand geschoben, selbst wenn Sie nur mit einer Hand essen können. Griffverdickungen für Besteck geben sicheren Halt bei eingeschränkter Handkraft, Arthrose und Versteifungen der Handgelenke. Dieses Besteck ist auch mit gebogenen Griffen erhältlich. Ein Trinkbecher mit konisch geformtem Innenbecher ermöglicht das Trinken ohne Neigung des Kopfes. Diese Hilfsmittel erhalten Sie im Sanitätshaus oder im Internet z. B. unter → www.thomashilfen.de.

Wenn Sie keinen Appetit oder Durst haben

Bei Appetitlosigkeit ist es besonders wichtig, sich eine schöne Umgebung zum Essen zu schaffen. Bereiten Sie sich nur eine kleine Portion zu, damit Ihnen nicht gleich die Lust vergeht. Verschiedene Hausmittel können den Appetit anregen. Dazu gehören Pepsinwein, Kümmeltee, Wermuttee oder -wein, Bitter-Elixier und Amara-Tropfen. Auch frische Luft und Bewegung fördern den Appetit. Wenn Sie nur wenig Appetit haben, versuchen Sie dennoch, folgende Mengen täglich zu verzehren, um eine Mindestversorgung mit allen wichtigen Nährstoffen zu gewährleisten:

  • 1 warme Mahlzeit
  • 1 Stück Obst, Kompott oder Saft
  • 1 Portion Gemüse oder Salat, roh, gekocht oder als Saft
  • etwa 1,5 Liter Flüssigkeit
  • 1 Glas Milch und Joghurt, Quark oder Käse
  • 1 Scheibe Vollkornbrot oder 1 Portion Getreideflocken
  • mehrmals pro Woche 1 Stück Fleisch, Fisch oder 1 Ei

Mit dem Alter lässt das Durstgefühl bei vielen Menschen nach. Manchen ist auch der Toilettengang einfach lästig. Wenn noch eine Blasenschwäche dazu kommt, ist die ausreichende Flüssigkeitszufuhr oftsehr schwierig. Wie weiter vorne bereits erwähnt, hat Wasser jedoch ausgesprochen wichtige Funktionen und wenn Sie zu wenig trinken, macht sich das unmittelbar bemerkbar. Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen, Kreislaufprobleme oder auch eine erhöhte Köpertemperatur weisen auf Wassermangel hin. Auch Verstopfung wird durch zu wenig Trinkflüssigkeit verstärkt. Machen Sie sich einen Plan, um regelmäßig an das Trinken zu denken. Beginnen Sie gleich nach dem Aufstehen mit einem großen Glas Wasser und trinken Sie im Laufe des Tages zu festgelegten Zeiten. Wenn Sie abends nicht mehr so viel trinken wollen, um nachts nicht aufstehen zu müssen, sorgen Sie dafür, dass Sie bis zum Mittag schon etwa einen Liter getrunken haben. Essen Sie außerdem wasserreiche Lebensmittel. Melonen, Trauben, Gurken, Tomaten, auch Rettich und Radieschen enthalten viel Flüssigkeit.

Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt über die Behandlungsmöglichkeiten von Blasenschwäche, falls Sie davon betroffen sind.

So könnte der Tag trotz geringem Appetit aussehen

Beispiel 1

Beispiel 2

Frühstück

2 Tassen Tee

Grießbrei

2 Tassen Kaffee

1 Scheibe Grahambrot mit Tomaten

Zwischendurch

2 Tassen Tee

1 Banane

1 Glas Buttermilch

Mittagessen

1 Glas Saftschorle

Spiegelei mit Spinat und Kartoffelpüree

1 Glas Wasser

Milchreis mit Zimt und Zucker, dazu Fruchtkompott

Nachmittags

1 Glas Milch

2 Tassen Malzkaffee

Zwischendurch

1 Glas Wasser

1 Glas Wasser

Abendessen

1 kleine Flasche Malzbier

1 Scheibe Knäckebrot mit Quark, dazu Gurkenstücke

1 Glas Saftschorle

Möhreneintopf mit Würstchen

Bei Verdauungsstörungen

Die Formel gegen Verstopfung lautet: Reichlich Vollkornprodukte + Hülsenfrüchte + Gemüse + Obst (für die Ballaststoffversorgung) + 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit am Tag. Das ist jedoch für manch einen leichter gesagt als getan. Versuchen Sie, die Mengen ballaststoffreicher Lebensmittel langsam zu steigern. Hier sind einige Vorschläge zum Ausprobieren:

  • Fragen Sie Ihren Bäcker nach fein gemahlenem Vollkornbrot.
  • Essen Sie Weizenvollkorntoast statt Weißbrot.
  • Probieren Sie Pumpernickel statt Mischbrot.
  • Wie wäre es mit Vollkornkeksen? Einige Sorten sind sehr lecker.
  • Testen Sie auch einmal Vollkornzwieback.
  • Tauschen Sie Weizenmehl Type 405 gegen Type 550 aus.
  • Probieren Sie Müsli aus feinen Getreideflocken.
  • Vollkornnudeln haben einen schönen nussigen Geschmack.
  • Kochen Sie einmal in der Woche Hülsenfrüchte.
  • Essen Sie Beerengrütze mit Vanillesauce anstelle von Pudding.
  • Beachten Sie die Empfehlung „5 mal am Tag“Obst und Gemüse.

Bei Unverträglichkeiten und Allergien

Wenn der Bauch nach dem Milchgenuss aufgebläht ist oder der Mund nach dem Verzehr von Ananas kribbelt, besteht wahrscheinlich eine Unverträglichkeit oder eine Allergie. Das sind grundsätzlich verschiedene Krankheitsbilder. Eine Unverträglichkeit, beispielsweise auf Milchzucker oder Fruchtzucker, macht sich im Magen-Darm-Trakt bemerkbar. Eine Allergie kann verschiedene Symptome wie Ausschlag der Haut, Schwellungen der Schleimhäute, Atembeschwerden, Durchfall oder Erbrechen zeigen. Die Ursachen sind sehr unterschiedlich und auch die Folgen können milde bis schwerwiegende Ausprägungen haben. An dieser Stelle lässt sich daher keine allgemeine Empfehlung für die Ernährung bei Unverträglichkeiten oder Allergien geben.

Voraussetzung für die Behandlung einer Lebensmittelallergie ist die eindeutige Diagnosestellung. Allergieauslöser sind beispielsweise Eier, Fisch oder Nüsse. Auch Milch, Sellerie oder Senf können zu allergischen Reaktionen führen. Die Ernährung soll dann nach persönlichen Gewohnheiten möglichst ausgewogen zusammen gestellt werden und keine pauschalen Verbote beinhalten. Lassen Sie sich von einem Allergologen und einer Diätassistentin beraten. Ohne die individuelle Beratung wird oftmals mehr weggelassen, als notwendig ist.

Probleme mit den Zähnen

Bei Zahnproblemen wird ofteine weiche Kost bevorzugt, die eher zum „Lutschen“als zum Kauen ist. Manch einer wird dadurch zum „Pudding-Vegetarier“, was die ausreichende Nährstoffversorgung erschwert. Die erste Frage ist natürlich, inwieweit Ihr Zahnarzt die Probleme behandeln kann. Besprechen Sie mit ihm die Möglichkeiten der Schmerzbehandlung oder auch die Anpassung einer schlecht sitzenden Prothese. Wählen Sie weiche Speisen aus, wenn das Kauen schwierig ist, achten Sie aber trotzdem auf eine vielseitige Auswahl. Hier sind Vorschläge, die das Kauen erleichtern:

  • Essen Sie fein gemahlenes Vollkornbrot anstelle von grobem.
  • Probieren Sie Vollkorntoast, anstatt auf Weißbrot zurückzugreifen.
  • Zwieback oder Kekse lassen sich in Milch oder Kaffee einweichen.
  • Essen Sie Obstkompott, wenn Ihnen frisches Obst zu hart ist.
  • Auch Säfte aus 100% Frucht liefern Ihnen Vitamine und Mineralstoffe.
  • Kochen Sie Gemüse sehr weich oder bereiten Sie Cremesuppen aus Gemüse zu. Gemüsesäfte und weiche Salate sind ebenfalls kaufreundlich.
  • Fisch und Eierspeisen sind in der Regel weich und leicht zu kauen.

Schluckstörungen sind häufiger, als man denkt

Etwa ein Fünftel der Menschen über 55 Jahren haben Probleme beim Schlucken. Anzeichen dafür können häufiges Verschlucken von Flüssigkeiten, das Gefühl des Steckenbleibens im Hals oder auch Husten und Räuspern nach den Mahlzeiten sein. Indirekte Hinweise gibt die Beobachtung, dass die Betroffenen weniger essen und trinken, die Auswahl der Lebensmittel unbewusst anpassen oder ungewollt Gewicht verlieren. Nehmen Sie diese Anzeichen ernst, wenn Sie sie feststellen, und besprechen Sie das Thema mit Ihrem Hausarzt. Gemeinsam mit einem Logopäden lässt sich herausfinden, wie die Beschwerden verringert werden können.

Ein wichtiger Aspekt, um die Beeinträchtigungen auszugleichen, ist die passende Konsistenz der Speisen und Getränke.

Getränke andicken

Falls Sie sich häufig an Getränken verschlucken, können Sie Getränke mit verschiedenen Produkten ein wenig andicken. Dann bekommt Kaffee beispielsweise eine saucenartige Konsistenz. Durch das Pulver verlangsamt sich die Fließgeschwindigkeit. Das trägt zur Erleichterung des Schluckens bei. Die Vorstellung von angedicktem Kaffee ist erst einmal befremdlich. Probieren Sie es einfach mal aus – manch einer ist überrascht, wie genussvoll es sich doch trinken lässt, wenn man sich einfach nicht daran verschluckt. Auch Säfte oder Wein lassen sich auf diese Art andicken. Es funktioniert wie Puddingpulver zum Kaltanrühren. Sie erhalten das Produkt, das speziell für das Andicken von Getränken gemacht ist, in Apotheken, lassen Sie sich dort zur Verwendung des Pulvers beraten. Auch natürliche dickflüssige Getränke wie Bananen- oder Pfirsichnektar oder Buttermilch und Milch lassen sich leichter schlucken als dünnflüssige wie Apfelsaft oder Wasser.

Weiche Konsistenz erleichtert das Schlucken

Ihnen selbst ist vielleicht auch schon aufgefallen, wenn Sie eher zu Kompott als zu frischem Obst greifen und das Gemüse vielleicht weicher kochen, als Sie es üblicherweise getan haben. Schluckstörungen lassen sich durch eine angepasste Speisenauswahl kompensieren. Empfohlen wird eine weiche Kost, ohne Krümel und Fasern. Sie soll möglichst homogen sein. Achten Sie trotzdem auf eine vielseitige Ernährung und essen Sie weiterhin reichlich Getreideprodukte, Obst und Gemüse. Passen Sie nur die Konsistenz der Speisen an Ihre Bedürfnisse an.

Schwierig zu schlucken sind Mischkonsistenzen wie Suppen mit Einlage oder Eintopf, faseriges oder krümeliges Fleisch und auch Gemüse mit Fasern wie Sauerkraut oder Bohnen. Pürieren Sie diese Speisen, falls sie Ihnen Probleme bereiten. Auch Milchprodukte mit Stücken wie Fruchtjoghurt lassen sich leichter schlucken, wenn sie püriert werden.

Nehmen Sie sich außerdem Zeit zum Essen! Mit Ruhe lässt sich auch genießen, wenn es etwas länger dauert.

Wenn Sie ungewollt Gewicht verlieren

Gewichtsverlust im Alter entwickelt sich oftmals kaum bemerkt. Appetitlosigkeit, Schwierigkeiten bei Einkauf oder Zubereitung oder andere körperliche Beschwerden können zu allmählich kleineren Essmengen und so zu einer ungewollten Gewichtsabnahme führen. Beobachten Sie Ihr Körpergewicht. Wiegen Sie sich einmal im Monat oder gucken Sie, wie gut die Kleidung sitzt. Wenn Rock- oder Hosenbund immer weiter werden, besprechen Sie dies mit Ihrem Hausarzt. Mit ihm können Sie klären, wie Sie mit Essproblemen umgehen können und welche Möglichkeiten der Behandlung es gibt. Möglicherweise sind Medikamente für Ihre Appetitlosigkeit (mit-) verantwortlich.

Wählen Sie energiereiche Lebensmittel aus, um die Zufuhr zu erhöhen. Bevorzugen Sie fettreiche Milchprodukte. Ergänzen Sie Speisen mit Ölen, Butter oder Sahne an, wenn Sie das mögen. Wählen Sie eher kalorienreiche Getränke wie Säfte, Limonaden oder Malzbier aus. Lassen Sie sich außerdem von einer Diätassistentin zur Speisenzusammenstellung beraten. Ihre Krankenkasse kann Ihnen Ansprechpartner für eine Ernährungsberatung nennen. Wenn Sie insgesamt nur wenig essen, kann der Arzt Ihnen überdies auch sogenannte hochkalorische Trinknahrung verschreiben.

So könnte der Tag bei Schluckstörungen aussehen

Beispiel 1

Beispiel 2

Frühstück

2 Tassen Kaffee (ggf. angedickt)

1 Glas Pfirsichnektar

1 Scheibe Graubrot ohne Rinde mit Quark und Honig und 1 Vollkorntoast mit feiner Fleischwurst

2 Tassen Kaffee (ggf. angedickt)

Haferbrei aus Schmelzflocken mit püriertem Aprikosenkompott

Zwischendurch

1 Glas Hafermilch

1 Banane

1 Glas Buttermilch

1 Scheibe Vollkorntoast mit Gelee

Mittagessen

1 Glas Saft schorle (ggf. angedickt)

Fischfilet mit Schmorgurken und Kartoffelpüree

Apfelmus

1 Glas Wasser (ggf. angedickt)

Königsberger Klopse aus feinem Hackfleisch mit Kartoffeln und Roter Bete (→ S. 45)

Quarkspeise mit pürierten Erdbeeren

Nachmittags

1 Glas Milch

1 Stück weicher Kuchen

2 Tassen Malzkaffee (ggf. angedickt)

1 Milchbrötchen

Abendessen

1 kleine Flasche Malzbier (ggf. angedickt)

1 Pfannkuchen mit Gemüse (→ S. 91)

1 Glas Saft schorle (ggf. angedickt)

Tomatencremesuppe

1 Scheibe Grahambrot ohne Rinde mit Frischkäse

Am späteren Abend

2 Schokoriegel

1 Glas Wasser (ggf. angedickt)

1 weiche Kiwi