Barbie gewidmet

Weil:

Als ich zehn Jahre alt war, wünschte ich mir so sehr eine Barbie.
Sie sollte alles haben, was ich nicht hatte: blaue Augen, lange blonde Haare, wunderschöne Kleider und „Absatzschuhe“.

Als ich zwanzig Jahre alt war, wollte ich so gerne aussehen wie eine Barbie:
Mit geschminktem Gesicht, kurzen Röcken, hohen Schuhen, langen Fingernägeln und ausgestopftem Büstenhalter suchte ich nach „Ken“ und einem Traumhaus mit Pool.

Als ich dreißig war, wollte ich um Himmels nicht aussehen wie eine Barbie:
Die blöden Blondinen mit ihren Lackaffen im Cabrio waren viel zu dürr und aufgedonnert. Sie hatten piepsige Stimmen, volle Lippen und leere Gehirne und konnten weder putzen noch Windeln wechseln.

Als ich vierzig war, fürchtete ich mich vor den Barbies: Mein „Ken“ war in die Jahre gekommen und hielt Ausschau nach diesen Frauen, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun hatten, als übergewichtigen, verheirateten Männern Flausen in den Kopf zu setzen.

Als ich fünfzig war, bewunderte ich die jungen Frauen mit den Traumfiguren und den langen blonden Haaren. Und ich fragte mich, wie sie wohl aussehen würden, bald, ganz bald, mit Fältchen und Altersflecken, Speckröllchen und geschwollenen Beinen.

Wenn ich sechzig werde, werde ich gelernt haben, dass mit den Jahren auch die Sichtweisen wechseln, und dass die Angst vor dem Älterwerden viel schlimmer ist als das Älterwerden selbst. Dann werde ich keine Barbie mehr fürchten.

Wenn ich siebzig werde und Schwiegertöchter und Enkelinnen mit langen blonden Haaren habe, werde ich sie lieben und achten und mich an ihrer Schönheit erfreuen.

Wenn ich achtzig werde, hole ich die alte Barbie aus dem Keller. Dann schneide ich ihr die blöden Haare ab und setze sie nackt auf den Spülkasten vom Klo. Und dann trage ich hohe Hacken und offenes Haar und lebe endlich so, als sei ich jung und schön.