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Ich weigerte mich, ihm dabei zuzusehen, wie er sie umbrachte.
Ohne auf die Konsequenzen zu achten, sprang ich Aubrey an und riß ihn von Katherine los. Sie stolperte und fiel, immer noch hypnotisiert, auf den Boden. Aubrey wirbelte herum, packte mich am Arm und schleuderte mich ebenfalls zu Boden. Ich stand nicht sofort wieder auf. Ich wollte nicht wieder mit ihm kämpfen, weil ich wußte, daß er mich töten würde, wenn ich verlöre.
»Du wirst es nie lernen, oder?« fauchte er. »Steh auf, Risika.«
Ich rappelte mich auf, während ich ihn wachsam beobachtete, aber er zog Katherine lediglich auf die Füße.
Als sie gefallen war, hatte sich ihre Hand in einem Brombeerbusch verfangen, und ich mußte mich von ihr abwenden, weil meine sowieso schon nachlassende Selbstkontrolle durch den Geruch ihres Blutes weiter geschwächt wurde.
Wieder bog Aubrey ihren Kopf zurück, und diesmal fing sich mein Blick auf ihrer Kehle, wie gefesselt von dem Blut, das dicht unter der Oberfläche pulsierte. Ich zögerte einen Moment, während Aubrey sich vorbeugte. Er zögerte nicht, und seine Fänge bohrten sich in ihre Kehle.
»Laß sie gehen, Aubrey«, brachte ich irgendwie heraus, während ich meinen Blutdurst bekämpfte, der mich zum Trinken zwingen wollte.
Er sah auf, und einen Moment lang trafen seine schwarzen Augen meinen Blick, er leckte sich das Blut von den Lippen, und ein gemeines Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Willst du das wirklich?«
»Ja«,fauchte ich.
»Hier.«
Er stieß die Frau in meine Arme und verschwand.
Ich stolperte geschockt, doch als ich mich wieder erholte, hielt ich die bewußtlose Frau sanft in meinen Armen.
Ihre blutende Hand lag auf meinem Arm, ich konnte ihren Puls gegen meine Haut schlagen hören. Ein dünnes Rinnsal lief ihre Kehle hinab, und bevor ich auch nur begriff, was ich tat, leckte ich das Blut ab.
Ich spürte jeden ihrer Herzschläge, als wären es meine eigenen, und jeder Schlag war wie Feuer, das in meinen Venen brannte. Ich wandte den Kopf ab und versuchte, meine Selbstkontrolle wiederzuerlangen, aber schon von dieser einfachen Bewegung wurde mir ganz schwindlig.
Ich hatte seit Tagen nichts getrunken.
Mein Durst war so stark, und ihr Blut schien das süßeste zu sein, daß ich je getrunken hatte. Ich ließ es über meine Zunge gleiten und genoß den Geschmack, wohl wissend, daß ich das nicht tun sollte, aber ich konnte mich beim besten Willen nicht beherrschen.
Ich hörte einen heiseren Schrei, mein Kopf flog hoch. Ich sah meinen Vater. In seinem Blick lag kein Erkennen.
Ich ließ Katherine fallen und zwang mich, sie endlich loszulassen. Ich hatte nicht genug von ihr getrunken, um sie zu ernsthaft zu verletzen; sie würde überleben.
Ich verschwand in die Nacht.