12
Das ist wunderbar. Was du da gesagt hast, ist wunderbar.
Ich wollte, die Welt würde das begreifen. Ich wollte, die Welt könnte es verstehen, könnte es glauben.
DIESES BUCH WIRD dabei helfen. Du hilfst dabei. Du spielst also eine Rolle, tust deinen Teil zur Hebung des kollektiven Bewußtseins. Das ist es, was alle tun müssen.
Ja. Können wir nun zu einem neuen Thema übergehen? Ich halte es für wichtig, daß wir über die Einstellung reden – die Vorstellung von Dingen –, auf die du, wie du vor einer Weile sagtest, ausführlich eingehen wolltest.
Ich meine hier die Einstellung vieler Leute, die meinen, daß den Armen genug gegeben wurde; daß wir aufhören müssen, die Reichen zu besteuern, das heißt, sie im Endeffekt dafür zu bestrafen, daß sie hart arbeiten und »es schaffen«, nur um den Armen noch mehr geben zu können.
Diese Leute glauben, daß die Armen im Grunde arm sind, weil sie es so wollen. Viele unternehmen nicht einmal den Versuch, da rauszukommen. Sie saugen lieber an den Brustwarzen des Staates, als daß sie die Verantwortung für sich selbst übernehmen.
Viele Leute glauben, daß eine Umverteilung des Reichtums – ein gemeinsames Nutzen des Reichtums – ein sozialistisches Übel ist. Sie zitieren das Kommunistische Manifest mit seiner Forderung, sich nicht an den Fähigkeiten, sondern an den Bedürfnissen des einzelnen zu orientieren, als Beweis für den satanischen Ursprung des Gedankens, daß die Grundlagen für ein menschenwürdiges Leben aller durch die gemeinsamen Leistungen aller sichergestellt werden sollen.
Diese Leute glauben an das Prinzip: »Jeder für sich selbst.«
Wenn man ihnen vorhält, daß das ein kalter und herzloser Gedanke ist, nehmen sie zu dem Spruch Zuflucht, daß jeder die gleiche Chance hat; sie behaupten, daß niemand von vornherein benachteiligt ist; daß, wenn sie es »schaffen« konnten, es jeder kann – und wenn es einer nicht tut, »es seine eigene verdammte Schuld ist«.
DU MEINST, DASS dies ein in Undankbarkeit wurzelnder, arroganter Gedanke ist.
Ja. Aber was meinst du dazu?
ICH HABE KEIN Urteil in dieser Sache. Es ist nur einfach ein Gedanke. Es gibt nur eine relevante Frage in bezug auf diesen oder irgendeinen anderen Gedanken. Ist er euch dienlich? Dient euch dieser Gedanke in bezug auf das, was-und-wer-ihr-seid und zu sein bestrebt seid?
In Hinblick auf die Welt ist das die Frage, die sich die Menschen stellen müssen. Ist es euch dienlich, wenn ihr diesen Gedanken vertretet?
Ich sehe folgendes: Es gibt Menschen – ja ganze Gruppen von Menschen –, die in das hineingeboren werden, was ihr als nachteilige Umstände bezeichnet. Das entspricht den beobachtbaren Tatsachen.
Ebenso wahr ist, daß auf einer sehr hohen metaphysischen Ebene niemand »benachteiligt« ist, denn jede Seele erschafft sich selbst genau die Menschen, Ereignisse und Umstände, die sie braucht, um das zu erreichen, was sie erreichen will.
Ihr wählt euch alles. Eure Eltern, das Land, in dem ihr geboren werdet, Umstände, die alle euren »Wiedereintritt« begleiten.
Und ebenso fahrt ihr im Laufe der Tage und Zeiten eures Lebens fort, die Menschen, Ereignisse und Umstände auszuwählen und zu erschaffen, die euch die von euch erwünschten und genau richtigen und perfekten Gelegenheiten verschaffen sollen, euch so zu erkennen, wie ihr wahrhaft seid.
Mit anderen Worten, niemand ist »benachteiligt« in Anbetracht dessen, was die Seele zu erreichen wünscht. Zum Beispiel mag die Seele den Wunsch haben, mit einem behinderten Körper oder in einer repressiven Gesellschaft unter enormem politischem und ökonomischem Druck zu arbeiten, um die Bedingungen herzustellen, die sie für das braucht, was sie erreichen will.
Wir sehen also, daß sich Menschen in physischer Hinsicht tatsächlich mit »Benachteiligungen« konfrontiert sehen, daß diese aber metaphysisch betrachtet eigentlich die richtigen und perfekten Umstände und Bedingungen sind.
Was bedeutet das auf praktischer Ebene für uns? Sollten wir den »Benachteiligten« Hilfe anbieten oder einfach erkennen, daß sie in Wahrheit genau dort sind, wo sie sein wollen, und ihnen so gestatten, »ihr eigenes Karma auszuarbeiten«?
DAS IST EINE sehr gute – und sehr wichtige – Frage.
Denk als erstes daran, daß alles, was du denkst, sagst und tust, ein Spiegelbild dessen ist, was du in bezug auf dich selbst entschieden hast; es ist eine Aussage darüber, wer-du-bist; es ist ein Schöpfungs-Akt im Kontext deiner Entscheidung, wer du sein möchtest. Ich komme immer wieder darauf zurück, weil es das einzige ist, was ihr hier macht; darum geht es für euch. Nichts sonst geschieht, und nichts sonst steht für die Seele auf der Tagesordnung. Ihr strebt danach, zu sein und zu erfahren, wer-ihr-wirklich-seid – und das zu erschaffen. Ihr erschafft euch in jedem Moment des Jetzt aufs neue.
Wenn ihr in diesem Kontext auf eine Person trefft, die offensichtlich, so wie ihr es in den relativen Begriffen eurer Welt beobachtet, benachteiligt zu sein scheint, dann müßt ihr als erstes die Frage stellen: Wer bin ich, und wer will ich in bezug dazu sein?
Mit anderen Worten, wenn ihr einer anderen Person begegnet, egal in was für Umständen sie sich befindet, sollte eure erste Frage immer lauten: Was will ich hier?
Hast du das gehört? Deine erste Frage muß immer sein: Was will ich hier? Und nicht: Was will die andere Person hier?
Das ist die faszinierendste Einsicht, die mir je über den Umgang mit menschlichen Beziehungen zuteil wurde. Sie widerspricht auch allem, was ich je gelehrt wurde.
ICH WEISS, ABER eure Beziehungen sind deshalb ein solcher Schlamassel, weil ihr immer herauszufinden versucht, was die andere Person will und was die anderen Leute wollen, statt daß ihr herausfindet, was ihr wirklich wollt. Dann müßt ihr euch entscheiden, ob ihr es ihnen geben wollt.
Und diese Entscheidung trefft ihr folgendermaßen: Ihr schaut euch erst mal an, was ihr möglicherweise von ihnen wollt. Und gibt es eurer Meinung nach nichts, was ihr von ihnen wollen könnt, dann fällt der Hauptgrund dafür, ihnen zu geben, was sie wollen, flach, und so gebt ihr es ihnen auch sehr selten. Wenn ihr andererseits seht, daß ihr etwas von ihnen wollt oder möglicherweise wollen könntet, dann aktiviert sich euer eigener Überlebensmodus, und ihr versucht ihnen zu geben, was sie haben wollen.
Anschließend seid ihr sauer – vor allem dann, wenn euch die andere Person letztlich doch nicht das gibt, was ihr wollt.
Bei diesem Spiel des Tauschhandels baut ihr ein sehr empfindliches Gleichgewicht auf. Du erfüllst meine Bedürfnisse und ich die deinen.
Doch der Sinn und Zweck aller menschlichen Beziehungen – der Beziehungen zwischen den Nationen wie auch der zwischen den Einzelpersonen – hat mit all dem gar nichts zu tun. Sinn und Zweck deiner heiligen Beziehung mit jeder anderen Person, mit jedem Ort oder Ding bestehen nicht darin, daß du herauszufinden versuchst, was sie wollen oder brauchen, sondern was für dich erforderlich ist oder was du jetzt brauchst, um zu wachsen, um der zu sein, der-du-sein-willst.
Deshalb habe ich überhaupt die Beziehung zu anderen Dingen und Wesen erschaffen. Wenn es nicht darum ginge, hättet ihr weiterhin in einem Vakuum, in einer Leere, im ewigen Alles leben können, aus dem ihr gekommen seid.
Doch in diesem Alles seid ihr einfach und könnt kein »Gewahrsein« von irgend etwas im besonderen erleben, da es in diesem Alles nichts gibt, was ihr nicht seid.
Also habe ich für euch eine Möglichkeit ersonnen, aufs neue zu erschaffen und zu erkennen, wer ihr in eurem Erleben wirklich seid. Dies tat ich, indem ich euch folgendes mitgab.
- Relativität – ein System, in dem ihr als ein Ding oder Wesen in
bezug zu etwas anderem existieren könnt.
- Vergessen – ein Vorgang, bei dem ihr euch willentlich der
totalen Amnesie unterwerft, damit ihr nicht erkennen könnt, daß
die Relativität nur ein Trick ist und daß ihr Alles seid.
- Bewußtsein – ein Seinszustand, innerhalb dessen ihr euch
weiterentwickeln könnt, bis ihr die volle Bewußtheit erlangt und
dann zu einem wahren und lebendigen Gott werdet, eure eigene
Realität erschafft und erfahrt, diese Realität erweitert und
erkundet, sie verändert und um-gestaltet in dem Maße, wie ihr euer
Bewußtsein zu neuen Grenzen ausdehnt – oder sollen wir sagen, zu
keinerlei
Grenzen.
Innerhalb dieses Paradigmas ist Bewußtsein alles.
Bewußtsein – das, wessen ihr euch wahrhaft bewußt seid – ist die Grundlage aller Wahrheit und somit aller wahren Spiritualität.
Aber was für einen Sinn hat das Ganze? Erst läßt du uns vergessen, wer-wir-wirklich-sind, damit wir uns dann daran erinnern können, wer-wir-wirklich-sind?
NICHT GANZ. DAMIT ihr erschaffen könnt, wer-ihr-seid und-sein-wollt.
Das ist der Akt Gottes, wodurch er Gott ist. Ich bin ich – durch euch!
Das ist der Kernpunkt allen Lebens.
Durch euch erfahre ich, Wer-und-Was-Ich-Bin. Ohne euch könnte ich es wissen, doch nicht erfahren.
Wissen und Erfahren sind zwei verschiedene Dinge. Ich wähle jedesmal das Erfahren.
Ja, das tue ich. Durch euch.
Ich glaube, ich habe vergessen, was hier die ursprüngliche Frage war.
HM, ES IST schwierig, Gott beim Thema zu halten. Ich habe eine so ausufernde Art.
Laß uns sehen, ob wir zurückfinden.
O ja. Was ist in bezug auf die weniger Glücklichen zu tun?
Erstens, entscheide, was und wer du in Beziehung zu ihnen bist.
Zweitens, wenn du dich dazu entscheidest, dich als Beistand, als Hilfe, als Liebe und Mitgefühl und Fürsorglichkeit erfahren zu wollen, dann sieh zu, wie du dies am besten sein kannst.
Und beachte, daß deine Fähigkeit, dies zu sein, nichts damit zu tun hat, was andere sind oder tun.
Manchmal kannst du Menschen am besten lieben und ihnen am meisten helfen, wenn du sie in Ruhe läßt oder sie dazu befähigst, sich selbst zu helfen.
Das ist wie ein Festmahl. Das Leben ist ein Büffet, und du kannst den Menschen dabei zu einer großen Portion von sich selbst verhelfen.
Denk daran, daß deine größte Hilfeleistung für eine andere Person darin besteht, daß du sie aufweckst, sie daran erinnerst, wer-sie-wirklich-ist. Es gibt viele Möglichkeiten, das zu tun. Manchmal nur durch ein bißchen Beistand, einen Anstoß, einen Schubs, einen Stups … und manchmal durch die Entscheidung, daß du sie ihren eigenen Kurs nehmen, ihrem eigenen Pfad folgen, ihren eigenen Weg gehen läßt, ohne daß du irgendwie eingreifst oder dich einmischst. (Alle Eltern sind mit dieser Entscheidung vertraut und quälen sich tagtäglich damit herum.)
Deine Chance, etwas für die weniger Glücklichen zu tun, besteht darin, sie zu einem Um-Denken zu veranlassen, zu einem neuen Denken über sich selbst.
Und auch du mußt zu einem neuen Denken über sie gelangen, denn wenn du sie als unglücklich und bedauernswert ansiehst, werden sie es auch tun.
Jesu größte Gabe bestand darin, daß er jede Person als das ansah, was sie wirklich war. Er weigerte sich, das äußere Erscheinungsbild zu akzeptieren; er weigerte sich zu glauben, was andere von sich selbst glaubten. Er hatte immer eine höhere Anschauung und lud stets andere dazu ein.
Aber er respektierte und achtete auch, was andere zu sein gewählt hatten. Er verlangte nicht von ihnen, daß sie seine höhere Anschauung akzeptierten, er bot sie ihnen nur in Form einer Einladung an.
Sein Handeln war auch durch Mitgefühl bestimmt – und wenn andere sich dafür entschieden, sich als hilfsbedürftige Wesen zu betrachten, wies er sie nicht wegen ihrer irrigen Selbsteinschätzung ab, sondern ließ zu, daß sie ihre eigene Realität liebten, und half ihnen liebevoll dabei, ihre Wahl auszuagieren.
Denn Jesu wußte, daß manche auf dem schnellsten Weg zu dem kommen, der-sie-wirklich-sind, wenn sie den Weg über das nehmen, was-sie-nicht-sind.
Er bezeichnete das nicht als einen unvollkommenen Weg, den er damit verdammt hätte. Vielmehr betrachtete er auch diesen als »vollkommen« – und unterstützte so jedermann darin, das zu sein, was er sein wollte.
In dieser Weise erhielt ein jeder, der ihn darum bat, Hilfe von Jesus.
Er verweigerte sich niemandem – achtete aber stets sorgsam darauf, daß seine Hilfe immer den vollkommen ehrlichen Wunsch einer Person unterstützte.
Wenn andere aufrichtig nach Erleuchtung strebten, ehrlich ihre Bereitschaft, zur nächsten Ebene überzugehen, zum Ausdruck brachten, gab Jesus ihnen die Stärke, den Mut, die Weisheit, das zu tun. Er bot sich – zu Recht – den Menschen als Beispiel an und ermutigte sie, wenn ihnen schon nichts anderes möglich war, auf ihn zu vertrauen. Er würde sie nicht, so sagte er, in die Irre führen.
Viele setzten ihr Vertrauen in ihn – und bis auf den heutigen Tag hilft er denen, die seinen Namen anrufen. Denn seine Seele ist die Verpflichtung eingegangen, die aufzuwecken, die danach streben, vollkommen wach und vollkommen lebendig in mir zu sein.
Doch Christus hatte auch Erbarmen mit jenen, die das nicht taten. Er lehnte die Selbstgerechtigkeit ab und gab – wie sein Vater im Himmel – niemals ein richtendes Urteil ab.
Jesu Vorstellung von vollkommener Liebe bestand darin, allen Personen genau die Hilfe zukommen zu lassen, die sie erbaten, nachdem ihnen erklärt worden war, welche Art von Hilfe sie bekommen konnten.
Er weigerte sich nie, jemandem zu helfen, und tat dies vor allem nie aus dem Gedanken heraus, daß »ein jeder so liegen sollte, wie er sich gebettet hatte«.
Jesus wußte: Wenn er den Leuten die Hilfe gab, um die sie gebeten hatten, statt jener, die er ihnen hätte geben wollen, dann stärkte er sie auf der Ebene, auf der sie bereit waren, Stärkung zu erhalten.
So gehen alle großen Meister vor: die, die in der Vergangenheit auf eurem Planeten wandelten, und die, die gegenwärtig unter euch weilen.
Nun bin ich verwirrt. Wann ist ein Hilfsangebot kontraproduktiv? Wann wirkt es sich nachteilig statt förderlich auf das Wachstum eines anderen aus?
WENN DEINE HILFE in einer Weise angeboten wird, die ständige Abhängigkeit statt rasche Unabhängigkeit schafft. Wenn du, im Namen des Mitgefühls, zuläßt, daß eine andere Person sich auf dich zu verlassen anfängt statt auf sich selbst.
Das ist kein Mitgefühl, sondern zwanghafte Machtausübung. Diese Art von Hilfe ist im Grunde ein Machttrip.
Hier geht es unter Umständen um sehr feine Unterschiede, und manchmal weißt du gar nicht, daß du dich auf einem Machttrip befindest. Du glaubst wirklich, daß du einfach das Beste tust, um jemandem zu helfen … doch achte sorgsam darauf, daß du nicht einfach nur darauf bedacht bist, deinen eigenen Selbstwert zu steigern. Denn in dem Maße, wie du einer anderen Person gestattest, dich für sie verantwortlich zu machen, gestattest du ihr, dich zu einer machtvollen Person aufzubauen. Und das gibt dir natürlich ein Selbstwertgefühl.
Diese Art von Hilfe ist ein Aphrodisiakum, das die Schwachen verführt.
Ziel ist es, den Schwachen dabei zu helfen, daß sie stark werden, nicht die Schwachen noch schwächer werden zu lassen.
Das ist das Problem vieler staatlicher Hilfsprogramme, denn sie bewirken oft letzteres statt ersteres. Staatliche Hilfsprogramme haben oft die Tendenz, sich selbst zu verewigen. Ihr Ziel kann oft ebensosehr in der Rechtfertigung ihrer eigenen Existenz liegen wie in der Hilfe für jene, für die sie gedacht sind.
Gäbe es ein Limit für alle Hilfe von seiten des Staates und der Regierung, würde den Menschen geholfen, wenn sie wirklich Hilfe brauchen, aber sie könnten von dieser Hilfe nicht abhängig werden und sie gegen ihr eigenes Selbstvertrauen eintauschen.
Regierungen wissen, daß Hilfe Macht bedeutet. Deshalb bieten sie so vielen Menschen soviel Hilfe an, wie man ihnen durchgehen läßt – denn je mehr Menschen eine Regierung hilft, desto mehr Menschen helfen dieser Regierung.
Wer von der Regierung unterstützt wird, der unterstützt die Regierung.
Dann darf es also keine Umverteilung des Reichtums geben, und das Kommunistische Manifest ist tatsächlich satanisch.
NATÜRLICH GIBT ES keinen Satan, aber ich verstehe, was du meinst. Der Gedanke hinter der Forderung des Kommunistischen Manifests, sich nicht an den Fähigkeiten, sondern an den Bedürfnissen des einzelnen zu orientieren, ist nicht des Teufels, er ist schön. Damit wird nur auf andere Weise gesagt, daß ihr eures Bruders Hüter seid. Es ist die Durchführung dieser schönen Idee, die häßlich werden kann.
Ein Miteinanderteilen muß eine Lebensweise, kann kein von der Regierung verordneter Erlaß sein. Das Miteinanderteilen sollte freiwillig erfolgen, es darf nicht erzwungen werden.
Aber hier haben wir es wieder! Eine optimale Regierung ist das Volk, und dessen Programme sind einfach Instrumente einer »Lebensweise« aufgrund derer die Menschen mit vielen anderen Menschen teilen. Und ich würde meinen, daß die Menschen sich kollektiv, über das Instrument ihrer politischen Systeme, dazu entschieden haben, weil sie die Beobachtung machten und die Geschichte sie lehrt, daß die »Besitzenden« nicht mit den »Besitzlosen« teilen.
Die russischen Bauern hätten warten können, bis die Hölle einfriert, um zu erleben, daß der russische Adel seinen Reichtum mit ihnen teilt – welchen er gewöhnlich durch die harte Arbeit der Bauern erwarb und vermehrte. Den Bauern wurde nur gerade so viel gegeben, daß sie ein kärgliches Dasein fristen konnten, als »Anreiz« dafür, weiterhin das Land zu bearbeiten – und die Landbarone noch reicher zu machen. Sprich du mir von Abhängigkeitsbeziehungen! Das war ein ausbeuterisches und schamloseres Arrangement des Ich-helfe-dir-nur-wenn-du-mir-hilfst, als es jemals von einer Regierung ersonnen wurde!
Es war eine Schande, gegen die die russischen Bauern revoltierten. Aus der Frustration der Menschen darüber, daß die »Besitzenden« aus freien Stücken nichts an die »Besitzlosen« abgaben, entstand ein Regierungssystem, das die Gleichbehandlung aller Menschen sicherstellte.
So war der Spruch Marie Antoinettes kennzeichnend für die Situation: »Sollen sie doch Kuchen essen!« sagte sie, als die hungernden, zerlumpten Massen unter ihrem Fenster protestierten, weil es kein Brot gab, während sie in einer vergoldeten Badewanne auf einem juwelengeschmückten Podest saß und importierte Weintrauben aß.
Gegen diese Haltung protestierten die Unterdrückten. Das sind die Umstände, die zur Revolution und zur sogenannten Willkürherrschaft führten.
Regierungen, die von den Reichen nehmen, um es den Armen zu geben, werden als Willkürherrscher bezeichnet, aber Regierungen, die nichts unternehmen, wenn die Reichen die Armen ausbeuten, sind Unterdrücker.
Frag heute noch die Bauern in Mexiko. Man sagt, daß zwanzig oder dreißig Familien – die reiche und mächtige Elite das Land buchstäblich beherrschen (im wesentlichen deshalb, weil sie es besitzen!), während zwanzig oder dreißig Millionen in tiefster Armut leben. Also unternahmen die Bauern 1993-94 eine Revolte, um die elitäre Regierung dazu zu zwingen, ihre Pflicht zu tun und den Menschen die Mittel für ein Leben mit einem Mindestmaß von Würde an die Hand zu geben. Es besteht ein Unterschied zwischen elitären und »vom, durch und für das Volk« geschaffenen Regierungen.
Werden nicht Volksregierungen von wütenden Menschen geschaffen, die der grundsätzlich selbstsüchtige Charakter des menschlichen Wesens frustriert?
Werden Regierungsprogramme nicht als Abhilfe geschaffen, weil die Menschen unwillig sind, selber für Abhilfe zu sorgen?
Ist das nicht der Ursprung für Mietgesetze, Vorschriften in bezug auf Kinderarbeit, Unterstützungsprogramme für alleinerziehende Mütter?
Ist die Sozialhilfe nicht der Versuch der Regierung, etwas für die älteren Menschen zu tun, was deren eigene Familien nicht für sie tun können oder wollen?
Wie vereinbaren wir unseren Haß auf die vom Staat ausgeübte Kontrolle mit unserem Mangel an Bereitschaft, irgend etwas zu tun, was wir nicht tun müssen, sobald es keine Kontrolle gibt?
Man sagt, daß manche Bergwerksarbeiter unter grauenhaften Bedingungen arbeiteten, bis die Regierung die schäbigen reichen Minenbesitzer anwies, ihre lausigen Minen in Ordnung zu bringen. Warum haben diese Besitzer das nicht von allein getan? Weil es ihre Profite geschmälert hätte!
Und den Reichen war es egal, wie viele Arme in den gefährlichen Minen umkamen, damit die Profite flossen – und anwuchsen.
Die Wirtschaftsunternehmen zahlten den Arbeitern anfänglich Sklavenlöhne, bis ihnen die Regierung ein Mindestgehalt auferlegte. Diejenigen, die für eine Rückkehr zu »den guten alten Zeiten« plädieren, sagen: »Na und? Sie haben Arbeitsplätze geschaffen, oder? Und wer trägt denn das Risiko? Der Arbeiter? Nein! Der Investor, der Besitzer, trägt alle Risiken! Also sollte er auch den größten Lohn einstreichen!«
Jeder, der denkt, daß die Arbeiter, von deren Arbeit die Besitzer abhängig sind, mit Würde behandelt werden sollten, wird als Kommunist bezeichnet.
Jeder, der denkt, daß niemandem aufgrund seiner Hautfarbe eine Wohnung verweigert werden sollte, wird als Sozialist bezeichnet.
Jede, die denkt, daß keiner Frau, nur weil sie die »falsche« Geschlechtszugehörigkeit hat, Einstellungschancen oder berufliche Aufstiegsmöglichkeiten verweigert werden sollten, wird als Radikalfeministin bezeichnet.
Und wenn sich Regierungen über ihre gewählten Repräsentanten daranmachen, die Probleme zu lösen, die selber zu lösen sich die Machthabenden in der Gesellschaft standhaft weigern, werden sie als Zwangsherrschaft bezeichnet! (Natürlich nicht von den Menschen, denen sie helfen, sondern von denen, die sich weigern, selber diese Hilfe zu leisten.) Nirgends zeigt sich das deutlicher als beim Gesundheitswesen. 1992 entschieden ein amerikanischer Präsident und seine Frau, daß es unfair und unangemessen ist, wenn Millionen von Amerikanern keinen Zugang zu einer Gesundheitsfürsorge haben; das setzte eine Debatte über das Gesundheitswesen in Gang, die sogar die Vertreter des Ärztestandes und der Versicherungswirtschaft in den Ring steigen ließ.
Die wirkliche Frage ist nicht, wessen Lösungsvorschlag der bessere war: der von der Regierung oder der von der Privatindustrie vorgeschlagene Plan. Die wirkliche Frage lautet: Warum hat die Privatindustrie nicht schon längst ihren eigenen Lösungsvorschlag vorgelegt!
Ich sag dir, warum. Weil sie es nicht mußten. Und der Industrie ging es ausschließlich um Profite.
Profite, Profite, Profite.
Mein Standpunkt ist daher folgender: Wir können wettern und schreien und uns beklagen, soviel wir wollen. Die schlichte Wahrheit ist, daß der Staat für die Lösungen sorgt, wenn der Privatsektor es nicht tut.
Wir könnten auch behaupten, daß Regierungen das, was sie tun, gegen die Wünsche des Volkes unternehmen, aber solange die Menschen die Regierung kontrollieren – und das tun sie in den Vereinigten Staaten in weitem Maße –, so lange wird die Regierung weiterhin Lösungen für soziale Mißstände fordern und mit Lösungsvorschlägen aufwarten, weil die Mehrheit der Menschen nicht reich und mächtig ist und sich deshalb per Gesetz verordnet, was die Gesellschaft ihr nicht freiwillig gibt.
Nur in Ländern, wo eine Regierung nicht durch die Mehrheit ihres Volkes kontrolliert wird, unternimmt sie wenig oder gar nichts zur Aufhebung des sozialen Unrechts.
Das ist also das Problem: Wieviel Regierung ist zuviel Regierung: Und wieviel ist zu wenig? Und wie und wo gelangen wir zu einem Gleichgewicht?
WOW! SO HABE ich dich ja noch nie loslegen sehen! Du hast hier ja so lange geredet wie bisher in keinem unserer beiden Bücher.
Du hast gesagt, dieses Buch würde auf einige der umfassenderen globalen Probleme eingehen, mit denen sich die Menschenfamilie konfrontiert sieht. Ich denke, ich habe ein riesiges Problem dargelegt.
JA. JEDERMANN VON Toynbee über Jefferson bis Marx hat schon seit Hunderten von Jahren versucht, es zu lösen.
Okay – wie sieht deine Lösung aus?
WIR WERDEN HIER ein paar Schritte zurückgehen und noch mal altes Terrain beackern müssen.
Nur zu. Vielleicht muß ich es zweimal hören.
DANN WERDEN WIR mit der Tatsache beginnen, daß ich keine »Lösung« habe. Und das deshalb, weil ich nichts davon als problematisch ansehe. Es ist nur das, was es ist, und ich hege hinsichtlich dessen keine Vorlieben. Ich beschreibe hier nur, was sich beobachten läßt; was jeder ganz schlicht und einfach sehen kann.
Okay, du hast keine Lösung und keine Vorlieben. Kannst du mir eine Beobachtung anbieten?
ICH BEOBACHTE, DASS die Welt sich noch ein Regierungssystem einfallen lassen muß, das eine umfassendere Lösung beinhaltet – obschon das Regierungssystem der Vereinigten Staaten einer solchen bislang am nächsten gekommen ist.
Die Schwierigkeit besteht darin, daß Güte und Fairneß moralische und keine politischen Fragen sind.
Über ein Regierungssystem macht der Mensch den Versuch, Güte zu verordnen und Fairneß zu garantieren. Doch es gibt nur einen Ort, wo Güte geboren wird: im Herzen. Es gibt nur einen Ort, wo die Vorstellung von Fairneß entsteht: im menschlichen Geist. Es gibt nur einen Ort, wo Liebe wahrhaft erfahren werden kann: in der menschlichen Seele. Denn die menschliche Seele ist Liebe.
Ihr könnt moralisches Verhalten nicht gesetzlich verordnen. Ihr könnt kein Gesetz verabschieden, welches besagt:
»Liebt einander.«
Wir drehen uns nun hier im Kreis, denn wir haben das bereits alles abgehandelt. Doch die Diskussion ist gut, also hak ruhig weiter nach. Es ist okay, selbst wenn wir über dieselben Dinge zwei- oder dreimal reden müssen. Wir versuchen hier, der Sache auf den Grund zu gehen; zu sehen, wie ihr sie jetzt gestalten wollt.
Na gut, dann stelle ich dieselbe Frage wie zuvor. Sind nicht alle Gesetze nur einfach ein Versuch der Menschen, moralische Vorstellungen und Prinzipien zu kodifizieren? Ist die »Gesetzgebung« nicht einfach nur unsere zusammengefaßte Übereinkunft über das, was »richtig« und »falsch« ist?
JA. UND ES sind bestimmte zivile Gesetze – Regeln und Vorschriften – in eurer primitiven Gesellschaft erforderlich. (Du begreifst, daß in nichtprimitiven Gesellschaften solche Gesetze unnötig sind. Alle Wesen regulieren sich dort selbst.) In eurer Gesellschaft seht ihr euch noch mit bestimmten sehr elementaren Fragen konfrontiert. Sollt ihr an der Straßenkreuzung anhalten? Sollt ihr nach bestimmten Regeln kaufen und verkaufen? Gibt es irgendwelche Beschränkungen hinsichtlich eures Umgangs miteinander? Aber in Wahrheit sollten selbst diese elementaren Gesetze – Verbote von Mord, Zerstörung, Betrug oder sogar der Nichtbeachtung einer roten Ampel nicht nötig sein und wären auch nicht nötig, wenn überall alle Menschen ganz einfach den Gesetzen der Liebe folgten.
Das heißt dem Gesetz Gottes.
Was not tut, ist ein Wachsen des Bewußtseins, nicht ein Anwachsen von Regierung und Staat.
Du meinst, alles wäre in Ordnung, wenn wir nur die Zehn Gebote befolgten!
ES GIBT KEINE Zehn Gebote. (Darüber wird im ersten Band ausführlich gesprochen.) Gottes Gesetz heißt »kein Gesetz«. Das ist etwas, das ihr nicht versteht.
Ich brauche und verlange nichts.
Viele Leute können deiner letzten Aussage keinen Glauben schenken.
LASS SIE BAND 1 lesen. Er enthält die vollständige Erklärung.
Ist das dein Vorschlag für diese Welt? Völlige Anarchie?
ICH SCHLAGE GAR nichts vor. Ich beobachte nur, was funktioniert, und sagte dir, was ich beobachtet habe. Nein, ich mache nicht die Beobachtung, daß Anarchie – das Fehlen von Regierungsformen, Regeln, Vorschriften oder Einschränkungen jeglicher Art – funktioniert. Ein solches System läßt sich nur mit fortgeschritteneren Wesen praktizieren, als die Menschen meiner Beobachtung nach sind.
Ein bestimmtes Maß an Regierungsform und Staatsgewalt wird so lange erforderlich sein, bis das Menschengeschlecht in seiner Entwicklung am Punkt angelangt ist, wo es ganz natürlich das tut, was natürlich richtig ist.
Ihr seid klug, wenn ihr euch bis dahin selbst eine Regierung gebt. Die von dir angeführten Punkte sind augenfällig und unanfechtbar. Die Menschen tun oft nicht, was »richtig« ist, wenn es ihnen überlassen bleibt, nach ihrer eigenen Devise zu handeln.
Die eigentliche Frage ist nicht, warum Regierungen den Menschen so viele Regeln und Vorschriften aufzwingen, sondern: Warum müssen Regierungen das tun?
Die Antwort hat mit eurem auf Trennung ausgerichteten Bewußtsein zu tun.
Mit der Tatsache, daß wir uns als voneinander getrennt betrachten.
JA.
Aber wenn wir nicht voneinander getrennt sind, dann sind wir eins. Und bedeutet das nicht, daß wir füreinander verantwortlich sind!
JA.
Nimmt uns das nicht die Fähigkeit, zu individueller Größe zu gelangen? Wenn wir alle füreinander verantwortlich sind, hatte das Kommunistische Manifest recht!
WIE ICH SCHON sagte, enthält es einen sehr noblen Gedanken, der aber seiner noblen Eigenschaft beraubt wird, wenn man ihn rücksichtslos durchsetzt. Das war das Problem mit dem Kommunismus. Nicht der Gedanke, sondern dessen Durchführung.
Da gibt es die, die sagen, daß er gewaltsam durchgesetzt werden mußte, weil er gegen die Grundnatur des Menschen verstößt.
DA HAST DU den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Grundnatur des Menschen muß verändert werden. Daran muß gearbeitet werden.
Um den Bewußtseinswandel zu bewirken, von dem du gesprochen hast.
JA.
Wir drehen uns wieder im Kreis. Würde ein Gruppenbewußtsein nicht zur Entmachtung des Individuums führen?
SCHAUEN WIR UNS das einmal an. Würde es nicht, wenn die Grundbedürfnisse jeder Person auf dem Planeten abgedeckt wären – wenn die Masse der Menschen in Würde leben könnte und nicht mehr nur ums schiere Überleben kämpfen müßte –, für die ganze Menschheit den Weg frei machen, sich nobleren Bestrebungen und Beschäftigungen zu widmen?
Würde die Größe und Bedeutsamkeit des Individuums tatsächlich eine Unterdrückung erfahren, wenn das Überleben des einzelnen garantiert wäre?
Muß die universelle Würde dem Glanz und der Glorie von Einzelpersonen geopfert werden?
Was für eine Art von Glanz und Glorie ist das, die auf Kosten anderer erlangt wird?
Ich habe euren Planeten mit mehr als ausreichenden Ressourcen versehen, um die Bedürfnisse aller angemessen zu befriedigen. Wie kann es sein, daß jedes Jahr Tausende verhungern? Hunderte obdachlos werden? Millionen aufschreien und nach ganz einfacher Würde verlangen?
Die Form von Hilfe, die dem ein Ende setzen würde, ist nicht diejenige, die entmachtet oder unfähig macht.
Wenn eure Wohlhabenden sagen, daß sie den Hungernden und Obdachlosen nicht helfen wollen, weil sie sie nicht abhängig machen wollen, dann sind sie Heuchler. Denn niemand kann wirklich sein »Wohl haben«, solange andere dahinsterben.
Der evolutionäre Stand einer Gesellschaft wird daran gemessen, wie gut sie die geringsten ihrer Mitglieder behandelt. Wie ich schon sagte, besteht die Herausforderung darin, daß ihr zu einem Gleichgewicht findet, daß ihr den Leuten helft, ohne ihnen zu schaden.
Hast du hier irgendwelche Richtlinien anzubieten?
EINE ALLGEMEINE RICHTLINIE könnte lauten: Irrt euch im Zweifel zugunsten des Mitgefühls.
Der Test, ob ihr helft oder schadet: Erfahren eure Mitmenschen als Resultat eurer Hilfe eine Erweiterung oder Reduzierung? Habt ihr sie größer oder kleiner gemacht? Fähiger oder unfähiger?
Es wurde gesagt, daß Individuen, wenn man ihnen alles gibt, weniger bereit sein werden, selbst dafür zu arbeiten.
ABER WARUM SOLLTEN sie für ein Leben in einfachster Würde arbeiten müssen? Ist nicht genug für alle da?
Warum sollte das »Dafür-Arbeiten« etwas damit zu tun haben?
Ist nicht die grundsätzliche menschliche Würde das Geburtsrecht eines jeden? Sollte sie es nicht sein?
Wenn man mehr als das Minimum anstrebt – mehr Nahrung, eine größere Behausung, schönere Kleidung –, kann man für diese Ziele arbeiten. Aber sollte jemand ums schiere Überleben kämpfen müssen – auf einem Planeten, auf dem mehr als genug für alle vorhanden ist?
Das ist die zentrale Frage, mit der sich die Menschheit konfrontiert sieht.
Es geht nicht darum, alle gleich zu machen. Die Herausforderung besteht darin, dafür zu sorgen, daß für jeden ein grundsätzliches Überleben in Würde gesichert ist und somit jede Person die Chance hat zu entscheiden, was sie darüber hinaus noch haben möchte.
Es gibt Leute, die dagegen einwenden, daß manche diese Chance auch dann nicht ergreifen, wenn sie ihnen angeboten wird.
UND DAS IST eine richtige Beobachtung. Doch daraus ergibt sich eine weitere Frage: Schuldet ihr denen, die die ihnen angebotenen Chancen nicht ergreifen, noch eine weitere Chance und noch eine?
Nein.
WENN DAS AUCH meine Einstellung wäre, wärt ihr auf ewig zur Hölle verdammt.
Ich sage dir dies: Mitgefühl hat nie ein Ende, Liebe hört niemals auf, Geduld geht in der Welt Gottes nie aus. Nur in der Welt der Menschen hat Güte ihre Grenzen.
In meiner Welt hat die Güte kein Ende.
Auch wenn wir sie gar nicht verdienen?
IHR VERDIENT SIE immer.
Auch wenn wir dir deine Güte um die Ohren hauen?
VOR ALLEM DANN. (»Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm.«) Wenn ihr mir meine Güte um die Ohren haut (was die Menschen übrigens schon seit Jahrhunderten tun), dann sehe ich, daß ihr nur in einem Irrtum befangen seid. Ihr wißt nicht, was am besten für euch ist. Ich habe Mitgefühl, weil sich eure Fehler nicht auf das Böse, sondern auf Unwissenheit gründen.
Aber manche Menschen sind grundsätzlich böse. Manche sind von Natur aus schlecht.
WER HAT DIR das erzählt?
Das ist meine Beobachtung.
DANN KANNST DU nicht richtig sehen. Ich habe es dir schon gesagt: Niemand tut – gemessen an seinem Weltbild – etwas Böses.
Anders ausgedrückt, alle tun in jedem gegebenen Moment das ihnen Bestmögliche.
Die Handlungen eines jeden Menschen hängen von den ihm zugänglichen Informationen ab.
Ich habe es bereits gesagt – Bewußtsein ist alles. Wessen bist du dir bewußt? Was weißt du?
Ist es nicht böse, wenn uns Menschen in Verfolgung ihrer eigenen Ziele angreifen, verletzen, schädigen, ja sogar töten?
ICH HABE DIR bereits gesagt: Jeder Angriff ist ein Hilferuf.
Niemand hat wirklich den Wunsch, einen anderen zu verletzen. Die es tun – übrigens einschließlich eurer Regierungen –, tun es aus der irrigen Vorstellung heraus, daß dies der einzige Weg sei, etwas zu bekommen, was sie haben wollen.
Ich habe bereits die Lösung auf höherer Ebene für dieses Problem skizziert. Brauche einfach nichts. Hab Vorlieben, aber keine Bedürfnisse.
Doch das ist ein sehr hoher Seinszustand; es ist die Stufe der Meister.
Geopolitisch gesehen: Warum arbeitet ihr nicht als eine Welt zusammen, um die elementarsten Bedürfnisse eines jeden zu erfüllen?
Das tun wir – oder versuchen es.
NACH JAHRTAUSENDEN MENSCHHEITSGESCHICHTE hast du nichts Besseres zu bieten?
Tatsache ist, daß ihr euch kaum weiterentwickelt habt. Ihr agiert immer noch aus einer primitiven Mentalität des »jeder für sich selbst« heraus.
Ihr plündert die Erde aus, beraubt sie ihrer Ressourcen, beutet ihre Lebewesen aus, entzieht systematisch jenen Personen die Bürgerrechte, die euch dabei nicht zustimmen, und bezeichnet sie als »Radikale«.
Ihr tut das alles um eurer eigenen selbstsüchtigen Zwecke willen, weil ihr einen Lebensstil entwickelt habt, den ihr auf andere Weise nicht aufrechterhalten könnt.
Ihr müßt jedes Jahr Millionen Hektar an Baumbeständen fällen, sonst könnt ihr eure Sonntagszeitung nicht bekommen. Ihr müßt die euren Planeten schützende Ozonschicht immer weiter zerstören, sonst könnt ihr euren Haarspray nicht bekommen. Ihr müßt die Flüsse und Bäche irreparabel verschmutzen und verseuchen, sonst können euch eure Industrien nicht mit immer noch mehr und noch Größerem und Besserem beliefern. Und ihr müßt die Geringsten unter euch ausbeuten – die Unterprivilegiertesten, die am wenigsten Ausgebildeten, die am wenigsten Bewußten –, sonst könnt ihr nicht an der Spitze der menschlichen Leiter eines unerhörten (und unnötigen) Luxus leben. Und schließlich müßt ihr leugnen, daß ihr das alles tut, sonst könnt ihr nicht mit euch selber leben.
Euer Herz rät euch nicht, »einfach zu leben, damit andere einfach leben können«. Diese Aufkleber-Weisheit ist zu simpel für euch. Sie ist zuviel verlangt, fordert zuviel von euch. Schließlich habt ihr so hart für das, was ihr habt, gearbeitet! Davon gebt ihr nichts auf! Und wenn der Rest der Menschheit – von den Kindern eurer eigenen Kinder ganz zu schweigen – dafür leiden muß, ist das eben ihr Pech, richtig?
Ihr habt getan, was ihr tun mußtet, um zu überleben, um es »zu schaffen« – sie können dasselbe tun! Schließlich ist es nun mal so, oder etwa nicht: Ein jeder für sich!
Gibt es irgendeinen Ausweg aus diesem Schlamassel?
JA. SOLL ICH es noch einmal sagen? Einen Bewusstseinswandel.
Ihr könnt die Probleme, die die Menschheit plagen und quälen, nicht durch Regierungsaktionen oder politische Maßnahmen lösen. Ihr habt das schon seit Tausenden von Jahren versucht.
Die notwendige Veränderung kann nur in den Herzen der Menschen vorgenommen werden.
Kannst du die Veränderung, die vorgenommen werden muß, in einem Satz zusammenfassen?
DAS HABE ICH schon mehrmals getan.
Ihr müßt aufhören, Gott als von euch und euch selbst als voneinander getrennt zu betrachten.
Die einzige Lösung ist diese höchste Wahrheit: Es existiert im Universum nichts, das von irgend etwas anderem getrennt ist. Alles ist zutiefst miteinander verbunden, unwiderruflich wechselseitig voneinander abhängig, interaktiv, eingewoben in den Stoff allen Lebens.
Alles Regieren, alle Politik, muß auf diese Wahrheit gegründet sein. Alle Gesetze müssen darin verwurzelt sein.
Dies ist die künftige Hoffnung für die Menschheit; die einzige Hoffnung für euren Planeten.
Wie funktioniert das Gesetz der Liebe, von dem du vorhin gesprochen hast?
LIEBE GIBT ALLES und verlangt nichts.
Wie können wir nichts verlangen?
WENN JEDER MENSCH alles gäbe, was würdet ihr dann noch verlangen oder brauchen? Der einzige Grund, aus dem ihr irgend etwas verlangt oder braucht, ist der, daß ein anderer zurückhält. Hört mit dem Zurückhalten auf!
Das kann nur funktionieren, wenn das alle auf einmal tun.
IN DER TAT ist ein globales Bewußtsein erforderlich.
Doch wie soll es zustande kommen? Jemand muß den Anfang machen.
Dir bietet sich diese Gelegenheit.
Du kannst die Quelle dieses neuen Bewußtseins sein.
Du kannst die Inspiration sein.
Ja, du mußt sie sein.
Ich muß?
WER SONST, WENN nicht du?