Acht

 

Ich bin Corellianer. Wie das Sprichwort schon sagt: Wir lassen uns nicht in die Enge treiben!

Gilad Pellaeon

 

 

REPUBLIKANISCHES ANGRIFFSSCHIFF LEVELER, KURZ VOR JANFATHAL

 

»Alarm, Alarm, Alarm. Alle Mann auf die Gefechtsstationen.«

Für die Leveler war dies jetzt der Ernstfall; die Überholung des Schiffes schien eine Ewigkeit zurückzuliegen. Pellaeon stand auf der abgedunkelten Brücke. Die Hände hatte er flach auf die Steuerungskonsole gelegt, während er nach draußen in die Leere starrte, die nichts preisgab, bis es zu spät war. Laut Geheimdienstinformationen handelte es sich bei dem Separatistenschiff um den Leichten Kreuzer Zwietracht, aber die Frage, die Pellaeon sich jetzt stellte, war, ob er dem Republikanischen Geheimdienst vertrauen konnte.

»Gegner lokalisiert, Entfernung eins-drei-sechs-hundert, angepeilt, Kurs gesetzt…« Der befehlshabende Gefechtsoffizier – Derel – war ein Klon, und wenn es nach Pellaeon gegangen wäre, hätte er alle Gefechtsstationen mit ihnen besetzt. »In Schussweite, Sir.«

»Was, meinen Sie, wollen unsere separatistischen Freunde, Derel?«

»Angesichts der Tatsache, dass die Zwietracht sich in Schussweite befindet, Sir, würde ich sagen, dass Sie uns in einem Stück haben wollen.«

Normalerweise wäre es die Aufgabe des Gefechtsoffiziers gewesen zu entscheiden, wann das Ziel ins Visier genommen werden sollte, und er hoffte, dass Derel sich deshalb nicht zurückgesetzt fühlte.

»Dem würde ich zustimmen«, sagte Pellaeon. »Aber warum ist der Rest der Flottille nicht dabei? Die können doch nicht tatsächlich so sehr von JanFathal eingenommen sein. Der Planet hat doch gar keine weltraumtaugliche Flotte; denn das ist ja der Grund, warum sie uns überhaupt brauchen.«

»Vielleicht meinen sie ja, für einen Kampf mit uns nicht gerüstet zu sein, und sind nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht.«

»Meriones? Bringen Sie die Echtzeitkarte auf den großen Schirm, Lieutenant.« Er knuffte den Jungen auf den Hinterkopf, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Die taktischen Stationen waren in Armreichweite, wenn er einen Schritt nach links oder rechts tat. »Na los. Ein bisschen fix!«

»Fertig, Sir.«

Pellaeon strich sich mit dem Zeigefinger über den schmalen Schnurrbart, während er im Kopf die verschiedenen Szenarien einer Betrachtung unterzog. Hier ging es nicht darum, ein Gefecht zu gewinnen. Hier ging es darum, ein Schiff und eine Fähre zu retten, oder dem Feind – zumindest – keine Gelegenheit zu geben, die Leveler einzunehmen. Sie mochte vielleicht nicht der Stolz der republikanischen Flotte gewesen sein, aber sie verfügte über modernste Waffen, und das Verhalten der Seps ließ in ihm die Frage aufkommen, ob sie das vielleicht wussten. Die Republik hatte auf jeden Fall Spione in einigen Werften… aber auf Kemla?

Irgendwoher wussten die Seps Bescheid.

Auf diese Entfernung könnten sie uns treffen. Und wir sie.

Warum schicken die nur ein Schiff, wenn eine ganze Flottille da ist? Wenn sie das Shuttle orten können, warum greifen sie es dann nicht an?

Weil sie wissen, dass wir keinen Grund hätten, weiter hierzubleiben, wenn es kein Shuttle mehr gäbe. Und sie wollen dieses Schiff hier.

Pellaeon betrachtete die Situation von allen Seiten. Das Sep-Schiff ging ein Risiko ein, indem es sich hier draußen herumtrieb. Doch wenn er es angriff, würde er es am Ende mit allen zu tun haben, und dann kämpfte die Leveler wahrscheinlich auf verlorenem Posten – auch wenn sie hundert Prozent einsatzbereit wäre. Die Separatisten waren – zumindest im Weltraum – ein Feind, der sich aus tumben Droiden und alles andere als intelligenten organischen Lebensformen zusammensetzte, doch hier draußen waren sie in der Überzahl.

Die Lichtpunkte auf der Holokarte bewegten sich ein bisschen, was seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

»Sir, zwei Seps haben sich von der Gruppe getrennt und scheinen ebenfalls in diese Richtung zu kommen.« Derel richtete den Blick auf einen anderen Bildschirm. »Die Erschütterungsraketen sind immer noch offline, aber die Antriebsdämpfer sind stabil und alles andere ist auch einsatzbereit.«

Pellaeon hatte das Gefühl, als hätte er einen 360°-Rundumblick auf der Brücke. Er wusste, dass es mindestens hunderttausend Gründe gab, warum all seine Sinne während eines Gefechts so übermäßig geschärft waren. Und es gab mindestens genauso viele unterschwellige Hinweise im Schiff, auf der Brücke, an denen er ablesen konnte, was seine Mannschaft gerade bewegte. Er hörte das Räuspern, die leisen Schnalzlaute, die das Mienenspiel verrieten – Worte, die gebildet, aber zurückgehalten und nicht ausgesprochen wurden, während man den Atem anhielt.

»Rumahn«, sagte er zu seinem Ersten Offizier, »was würden Sie tun?«

Pellaeon konnte sein Unbehagen förmlich greifen. Rumahn war ein zuverlässiger Stellvertreter, die Art Mann, der es schaffte, einen Mittelweg zwischen Vorschriften und dem, was getan werden musste, zu finden. Er hielt sich an die Dienstvorschriften, aber mit einem gewissen Spielraum. Und man hätte ihn auch nie dabei erwischt, dass er nach einem Flotten-Dinner noch etwas trank und einer wunderschönen Frau unter ihrem Balkon ein Ständchen darbrachte, bis ihr Ehemann auftauchte, um ihn zu bitten, sofort zu gehen. Das war jedenfalls die Kernaussage der Aufforderung gewesen.

Derel gab etwas über die Kontrollen des Sensorschirms ein. Einen Augenblick lang war es auf der Brücke so leise, dass Pellaeon das Klicken der Fingernägel des Offiziers auf dem Plastoid hören konnte.

»Ich würde dem Shuttle entgegenfliegen, Sir«, meinte Rumahn, »und dann ein Lasersperrfeuer eröffnen, um das Schiff zu verteidigen, während es das Shuttle wieder an Bord nimmt.«

»Und wenn Agentin Devis nicht an Bord wäre?«

Rumahn zuckte mit keiner Wimper. »Dann würde ich auf der Stelle einen Hyperraumsprung initiieren, Sir. Wir sind nicht unbedingt für einen Kampf gewappnet, und sich auf ein Gefechteinzulassen, ist nicht der richtige Weg, um die Einsatzbereitschaft des Schiffes zu überprüfen.«

Eine grausam ehrliche Antwort. Es war jedoch das korrekte Vorgehen gemäß den Vorschriften der republikanischen Flotte, denn das Leben von zweitausend Mannschaftsmitgliedern und ein Kriegsschiff standen auf dem Spiel. Aber irgendwie war es auch… falsch.

»Der Augenblick, in dem wir nicht mehr alle Anstrengungen unternehmen, um auch das allerletzte Crewmitglied, den allerletzten Soldaten zu retten, das ist dann der Augenblick, in dem die Flotte, die Große Armee, ja, in dem alles auseinanderbrechen wird«, sagte Pellaeon. »Die Seps haben, soweit ich weiß, keine Kriegsgefangenenlager. Das ist aber auch der einzige Vorteil, den unsere Leute, die im Shuttle sind, haben. Also werden wir ihnen entgegenfliegen, so wie Sie es vorgeschlagen haben, Commander Rumahn. Steuermann, bringen Sie uns hin. Rex, General Skywalker, sind Sie bereit? Schnell anlegen und dann reinspringen. Nur kämpfen, wenn es absolut notwendig ist. Wir sind schneller als die Zwietracht, und ich schätze, dass wir ein paar Minuten Vorsprung vor den anderen beiden Schiffen haben.«

»Warten Sie eine Sekunde, Sir. Die wissen, wo wir jetzt sind, deshalb können wir im Grunde auch die Scanner einsetzen.« Derel peilte die Zwietracht an und passte Kurs und Geschwindigkeit der Leveler dem Schiff des Feindes an, was jetzt eigentlich nicht mehr notwendig gewesen wäre. »Nur um sicherzugehen, mit was wir es zu tun haben…«

Pellaeon beugte sich über das Pult, um auf den Bildschirm zu schauen. Man musste schon sehr gut ausgebildet sein, um die Anzeige richtig zu deuten, aber er hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was er da sah.

»Das ist kein Leichter Kreuzer.« Die Sensoren erfassten die Signatur eines viel größeren, besser bewaffneten Schiffes. »Wenn sich der Geheimdienst also mal wieder geirrt haben sollte…«

»Vielleicht nicht, Sir«, meinte Derel. »Scheint so, als könne man das Spiel mit den falschen Transpondersignalen auch zu zweit spielen. Es ist nicht die Zwietracht. Es ist ein Zerstörer – mit an die vierzig Turbolasern.«

Stang! Mehr Feuerkraft als die Zwietracht und schneller noch dazu.

»Verfluchter Mist«, sagte Pellaeon leise.

Er drehte sich zum Kom-Offizier um und zeigte mit einer Handbewegung, als wolle er sich die Kehle durchschneiden, an, dass alle Kommunikationskanäle nach draußen sofort geschlossen werden sollten.

Der Offizier nickte nur.

 

 

VERSORGUNGSSHUTTLE, IM ANFLUG AUF DIE LEVELER

 

»Also keine Kavallerie, die zu unserer Rettung herbeieilt – nur der General«, murmelte Coric. »Die Leveler ist auf sich allein gestellt und wir auch. Das ist nur fair. Kann man machen.«

»Zumindest hat das Hauptquartier uns nicht den Befehl gegeben, bis zum letzten Mann zu kämpfen.« Ince beugte sich über die Rückenlehne des Kopilotensitzes, um auf die Sensoren zu schauen. Er hätte die Informationen über sein HUD abrufen können, aber Rex verstand dieses zutiefst menschliche Bedürfnis, selber einen Blick auf die Anzeige zu werfen. »Sehen wir der Tatsache ins Auge – wir sind tot, ob es nun ein Kreuzer oder ein Zerstörer ist, nicht wahr, Sarge?«

Coric gab ein unverbindliches Schnauben von sich. »Wir halten nur durch, weil wir so viel Spaß haben.«

»Haben Sie den Standort der Leveler schon feststellen können?«, fragte Rex.

»Wenn Sie wissen wollen, ob ich auf die Hangartore zusteuere, Sir, dann ja.« Coric gab sein Bestes, um mit seinem Wissen aus der Grundausbildung eines Piloten ein relativ einfach zu steuerndes Schiff zu manövrieren. Ein Fliegerass war er eindeutig nicht. »Aber außer dass der Kommandant der Seps uns oder die Leveler pulverisieren will, fällt mir nichts anderes ein, was er als Nächstes vorhat.«

»Er wird versuchen, sie kampfunfähig zu machen«, meinte Rex. »Erst den Antrieb, dann die Waffen. Das ist leichter gesagt als getan.«

»Was ist nur aus der guten alten Zeit geworden, als man noch einfach Breitseiten abfeuerte, bis einer der Kontrahenten keine Kriegsschiffe mehr hatte?«

»Das ist lange her – das war vor einem Monat.«

Von wegen geschärfte Sinne in Krisensituationen.

Das war es, was Rex an der Raumflotte nicht gefiel. Er mochte das Gefühl, dass er mit beiden Beinen auf der Erde stand und einfach nur den Kopf zu drehen brauchte, um die Lage – mit ein bisschen Unterstützung von seinem Helm – abzuschätzen, oder gar den Deckel bloß abnehmen zu können und alles mit eigenen Augen, Ohren und Geruchssinn zu erleben.

Jedenfalls nahm er seinen Helm nun ab. In solch einer Situation hätte er ihn eigentlich auf alle Fälle aufbehalten sollen, weil die Gefahr eines Hüllenbruchs bestand. Aber er hatte das Gefühl, dass eine Stunde Gnadenfrist, ehe einen durch das Tragen eines Helms die harte Realität des Vakuums einholte, nur ein sehr theoretischer Gesichtspunkt war.

Das Sichtfenster gewährte nur einen begrenzten Ausschnitt des schwarzen, mit Sternen gesprenkelten Weltraums. Es war fast unmöglich, etwas zu sehen, außer es war direkt vor einem und stand im richtigen Winkel, um vom Stern des Fath-Systems beleuchtet zu werden. Aber auch dann war der Weltraum noch immer fürchterlich groß.

Und Sensoren logen.

»Zumindest kann Skywalker uns finden«, meinte Rex. »Diese Jedi sind schon ziemlich nützlich.« Er warf einen Blick über die Schulter. »Will keinem zu nahe treten.«

»Nützlich zu sein, ist eine Tugend«, erwiderte Altis. »Vielen Dank.«

Coric senkte die Stimme. »Nicht einmal der General kann Wunder vollbringen, Sir.«

»Nun, zumindest kann er uns Deckung geben, und das kommt einem Wunder in meinen Augen schon ziemlich nahe.« Rex warf wieder einen Blick nach hinten. Hallena Devis sah mittlerweile nicht mehr sonderlich fit aus; der Schlag auf den Kopf begann seinen Tribut zu fordern. Jetzt stirb uns bloß nicht weg nach allem, was wir durchgemacht haben. Er machte sich wegen möglicher Hirnblutungen, Folgen von Gehirnerschütterungen mit anschließendem Koma und all der Dinge, die noch schiefgehen konnten, Sorgen. Wo ist Skywalker? »Na los, schließen Sie zur Leveler auf.«

»Wow…« Coric starrte einen Moment lang regungslos auf den Bildschirm. »Wo ist sie hin?«

»Was ist los?«

»Ich will Sie ja nicht beunruhigen, aber die Leveler ist gerade in den Hyperraum gesprungen.«

»Na, das Beunruhigen ist Ihnen aber wunderbar geglückt. Lassen Sie mich mal sehen.«

Rex glaubte es nicht. Er beugte sich über Corics Schulter, um sich die Anzeige selbst anzusehen, und ja… Symbol und Spur der Leveler waren verschwunden.

»Wahrscheinlich hat er gerade seinen Transponder deaktiviert, um sie zu täuschen.« Ich kann nichts sehen, ich kann überhaupt nichts sehen. Ich hasse das. »Pellaeon würde nie davonlaufen – nicht ohne Vorankündigung. Oder vielleicht haben sie auch nur ein weiteres technisches Problem.«

Es herrschte betretene Stille. Rex erhaschte gerade noch einen Blick auf Hallenas Miene, ehe sie einen nichtssagenden Gesichtsausdruck aufsetzte. Aber einen Klon konnte sie damit nicht täuschen – einen Klon, der ein Auge für die kleinsten Macken und Eigenarten hatte, um den Einzelnen in einem Meer von völlig identischen Gesichtern zu erkennen.

Ja, sie denkt, es sei nicht der Mann, für den sie ihn gehalten hat – und sie sucht nach Gründen, dass sie Unrecht haben könnte.

»Okay, Sergeant, deaktivieren Sie alle unnötigen Systeme.« Rex trat in den Mannschaftsbereich zurück und klopfte Boro von oben auf den Helm. Der Junge hatte den Kopf gesenkt, als würde er auf sein Datapad sehen, das in der Mitte seiner HUD-Anzeige zu erkennen war. Doch er musste von dem abgelenkt werden, was ihm wirklich durch den Kopf ging. Das mussten sie alle. »Finden Sie heraus, wie viel Sauerstoff wir noch haben, Mann, und ob wir es damit bis Kemla schaffen.«

Sie alle wussten, dass ihre Chancen, es bis Kemla zu schaffen, ohne dabei abgeschossen zu werden, verschwindend gering waren – mit oder ohne Sauerstoff. Aber Rex ging ganz stark davon aus, dass sich in dieser Fähre kein Einziger befand, der so leicht aufgab und den Tod einfach hinnahm. Ahsoka sah ihm direkt in die Augen. Altis und seine beiden Jedi wirkten schwer entschlossen.

Boro brauchte nicht lange. Er schaute von seinem Datapad auf. »Wir haben zwölf Lungen an Bord und genug Sauerstoff für etwa die halbe Strecke. Vielleicht kommen wir auch ein bisschen dichter ran, wenn wir unseren Sauerstoffverbrauch so weit wie möglich reduzieren.«

Nun, das wissen wir alle. Ein Glück, dass ich es hier nicht mit so einem hysterischen Haufen zu tun habe.

»Okay.« Rex legte beide Hände an die Kabelkanäle, die an der Decke verliefen, und sah sich im Truppenabteil um. »Der Moment der Entscheidung.« War es je anders? Es passiert einfach immer wieder. Immer und immer und immer wieder…»Abwarten und hoffen, die Anzahl der Lungen auf die harte Tour halbieren oder die nächste Sauerstoffquelle finden, bei der es sich wahrscheinlich um irgendeinen feindlichen Planeten handelt.«

Hallena schaute zu ihm auf. »Ich bin auf das Lungenhalbierungsprogramm eingerichtet. Und da ich der Meinung bin, dass alle nur meinetwegen in diese Situation gekommen sind, stelle ich mich freiwillig zur Verfügung… Aber ich bin nicht dafür, gefangen genommen zu werden.«

Ihre Stimme verklang, aber sie wandte den Blick nicht von ihm ab.

»Ich hatte auch nicht vor, stillschweigend zu gehen«, erwiderte Rex. »Die letzte Gefangenschaft habe ich nicht sonderlich genossen.«

Altis beugte sich mit auf den Knien abgestützten Ellbogen nach vorn. »Wir… wir Jedi… können uns in eine derart tiefe Trance versetzen, dass unser Sauerstoffverbrauch auf ein Minimum reduziert wird. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das reicht, damit alle anderen durchkommen. Ich denke, wir sollten zurückfliegen und kämpfen.« Er sah Callista und Geith an, die beide nickten. »Also sind wir uns einig?«

»Ich bin dabei«, bestätigte Ahsoka.

Rex sah seinen Trupp an. Er hoffte fast, dass sie widersprachen, mit ihm diskutierten, irgendetwas taten, nur nicht das, was man ihnen Tag für Tag eingebläut hatte, seit sie alt genug gewesen waren, um zu laufen: Befehle befolgen. Doch sie waren Teil der 501. und so trafen sie die ausschlaggebende Entscheidung.

»Wenn ich ohnehin früher als vorgesehen sterbe«, meinte Hil, »dann würde ich gern noch ein paar Blechbüchsen mitnehmen, Sir.«

Darauf hätte Rex wetten können. »Damit werden wir JanFathal zwar nicht retten, aber wir werden uns besser fühlen, nicht wahr?«

»Ja, Sir«, erwiderte Boro. »Was mich angeht auf jeden Fall.«

»Und während wir da unten sind, fällt uns vielleicht auch noch etwas ein, wie wir von dem Felsbrocken irgendwann wieder runterkommen.«

Coric wendete die Fähre um fast 180°, deaktivierte alle Systeme bis auf den Antrieb und die für die Lebenserhaltung notwendigen Funktionen, um dann wieder Richtung Oberfläche zu fliegen.

»Das ist so unauffällig, wie ich es hinbekomme, Sir. Wohin geht’s?«

»Nach Athar.« Rex öffnete sein Komlink und sandte eine kurze kodierte Nachricht an Skywalker. Je weniger Funkverkehr, desto geringer die Chance aufgespürt zu werden. »Die besten Probleme sind immer die, die man bereits kennt.«

 

 

V-19-TORRENT-JÄGER ECHO-97,

IM ALL UM JANFATHAL

 

Anakin streifte die Flugbahn des Zerstörers und wusste, dass irgendetwas furchtbar schiefgegangen war.

Es war viel zu spät, sich jetzt noch zu verstecken. Er konnte die gewaltige Präsenz des Schiffes als Erschütterung in der Macht spüren, und seine Sensoren zeigten ein großes Zielobjekt, aber alles, was er sehen konnte, war ein völlig sternenloser Bereich des Weltraums, wo sich das Schiff im Dunkeln befand. Erst als er im Bogen darum herumflog, wurden die Umrisse vor der blendenden Sonne sichtbar.

Und die Leveler war fort. Sie hatte einen Hyperraumsprung gemacht.

»Rex?« Anakin überprüfte noch einmal die eingegangene Nachricht. Nur ein einfacher Code: 0065, Rückkehr zu den letzten bekannten Koordinaten. Keiner, der diese Nachricht abfing, hätte damit etwas anfangen können. Es konnte alles sein – ein Befehl oder auch eine Bestätigung. Und nur der Empfänger wusste, um welche Koordinaten es sich handelte.

Der letzte Ort, von dem aus Rex’ Komlink ein Signal gesendet hatte, war Athar gewesen.

»Okay, Rex, das letzte Mal, als ich sagte, ich würde wiederkommen – habe ich das nicht getan.« Anakin konnte das Shuttle nirgendwo auf seinen Anzeigen entdecken, aber die Jedi spürte er eindeutig. »Dieses Mal ist es anders.«

Der Sep-Zerstörer konnte den Torrent wahrscheinlich sogar auf diese Entfernung aufspüren, aber Anakin spürte, dass der Kommandant kein Interesse an einem einzelnen Sternenjäger hatte. Wahrscheinlich überdachte er gerade, was er jetzt tun sollte, nachdem die Leveler verschwunden war.

Das war gar nicht Gilad Pellaeons Art.

Sogar ein Kampfdroide hätte das herausfinden können. Aber welchen Plan er damit verfolgte – und warum er so stillschweigend verschwunden war – konnte Anakin noch nicht einmal raten. Er hielt auf den Planeten zu und steuerte sein Schiff mithilfe einer Signatur, die kein Sensor je erfassen würde – die eindeutige Spur, die ein Jedi hinterließ.

Ein paar von ihnen waren in der Macht sehr stark zu spüren und unterschieden sich deutlich von Ahsoka. Sie wurde von ihnen fast überlagert.

Altis. Ja, Qui-Gon musste wohl ein paar sehr interessante Freunde gehabt haben.

»Du bist schlau genug zu erraten, was ich jetzt tun werde, nicht wahr, Rex?«, murmelte Anakin vor sich hin. »Du wirst nicht einfach das Feuer eröffnen, nur weil ein nicht identifiziertes, schnelles Objekt plötzlich direkt hinter dir auf dem Sensorschirm angezeigt wird…«

Anakin schloss einen Moment lang die Augen und folgte dem Sog der Macht. Es war wie ein Druck auf der Brust, der nachließ, wenn man nachgab. Als er wieder aufschaute – es waren nur Sekunden vergangen, in denen er Tausende von Kilometern pro Stunde weitergeflogen war –, füllte der Planet fast sein ganzes Sichtfenster aus. Und vor dem Hintergrund aus grünen Ozeanen und weißen Wolken zeichnete sich die Fähre ab.

Jedes Sep-Schiff musste mittlerweile die Wärmesignatur des Jägers aufgefangen haben – zumindest wenn sie Ausschau danach hielten. Vielleicht waren sie aber auch damit beschäftigt zu überlegen, ob und wo die Leveler vielleicht wieder auftauchen würde.

Außer natürlich sie hat ein größeres Problem, was die Einsatzbereitschaft betrifft. Es ist gar nicht Pellaeons Art so sang- und klanglos zu verschwinden…

Anakin näherte sich dem Shuttle von oben und neigte den Jäger so, dass dessen prägnante dreiflügelige Form gleich vom Piloten zu erkennen war. Dann setzte er sich vor die Fähre und zeigte damit an, dass er die Führung übernehmen würde. Es war immer noch angebracht, keinen Funkkontakt aufzunehmen. Er behielt bis zum Eintritt in die oberste Schicht der Atmosphäre Sichtkontakt mit dem Shuttle über dessen Reflexion im Cockpit-Schild des Torrent und dann verschwamm alles in einem Wirbel aus heißem Gas.

Er befand sich auf einer Höhe von fünfzehntausend Metern, ehe sein Komlink anging und Rex’ Stimme zu vernehmen war: »Wisst Ihr, wo es hingeht, Sir, oder sollen wir ein hübsches Örtchen empfehlen?«

»Aus der Entfernung sah alles deutlich netter aus.«

»Ihr wisst doch, dass Ihr jetzt nichts mehr für uns tun könnt, oder? Ihr solltet verschwinden, solange es noch geht.«

»Ich kann Ihnen Gesellschaft leisten, bis Ihr Abzug gesichert ist.«

Es trat eine kurze Pause ein. »Danke, Sir.«

»Haben Sie eine Karte von der Gegend?«

»Schwenkt nach rechts ab, und setzt Euch hinter uns. Wir wissen, wo die spektakulärsten Ruinen stehen«, meinte Rex.

»Haben Sie noch irgendetwas von der Leveler gehört, ehe sie gesprungen ist?«, fragte Anakin.

»Nichts, Sir. Aber Pellaeon wird einen Plan haben. Das hat er immer.«

Es war eine ganz lockere Unterhaltung; keine Anspannung, kein Festhalten an sprachlichen Formalien, nichts, was ein Hinweis darauf gewesen wäre, dass zwei Schiffe bewusst in ein Gebiet zurückgeflogen waren, welches jetzt im wahrsten Sinne des Wortes Feindesland war, und sie weder fliehen noch den Kampf gegen eine ganze Flotte aufnehmen konnten. Anakin hielt Rex nicht für die schicksalsergebene Sorte Mensch, aber sogar mit einer Gruppe von Jedi…Okay. Verstanden.

»Wir haben hier fünf Jedi, eine Geheimdienstagentin der Republik und sieben Soldaten von der Fünfhundertersten«, zählte Anakin. »Listenreich eingesetzt ist das eine ganze Armee.«

Der Trick an der ganzen Sache war, die Situation aus dem richtigen Blickwinkel zu betrachten. Gewaltige feindliche Truppen oder ein Schlachtfeld voller potenzieller Zielobjekte; feindliches Territorium oder ein Nachschubgebiet für Waffen und Fahrzeuge.

»Ich fühl mich schon viel besser«, entgegnete Rex.