Prolog

 

IN DER KABINE VON CAPTAIN GILAD PELLAEON AUF DEM REPUBLIKANISCHEN ANGRIFFSSCHIFF LEVELER, DANTUS-SEKTOR

 

Wer will schon Admiral werden?

Das bedeutet doch eh nur eine Uniform mit größerem Rangabzeichen und den ganzen Tag Aktenvermerke. Ist das die Art, wie ein Mann, der es gewohnt ist zu kämpfen, seine Zeit verbringen möchte? Ausschusssitzungen, Haushaltspläne, Politik. Nein danke. Ich muss einen Krieg gewinnen.

Wie dem auch sei, das Kommando über ein Kriegsschiff ist das Einzige, was jeder bei diesem Spiel will – wollen sollte –, denn nur darum geht es. Ich bin nicht in die Flotte eingetreten, um Aktenvermerke zu schreiben. Captain Pellaeon ist genau das Richtige für mich.

Also bleibt mir mit euren Aufstiegsmöglichkeiten vom Leib, Gentlemen. Ich brauche keine Bestätigung von euch.

Stang! Entweder ist dieser Spiegel gesprungen oder ich fange an, Falten zu bekommen. Das wird Hallena gar nicht gefallen.

»Sir?« Lieutenant Meriones klopfte ans Schott. »Sir, Sie haben mich gebeten, Sie zu informieren, wenn…«

»Ich rasiere mich, Lieutenant…« Der Junge erinnert an diese hyperaktiven räudigen kleinen Nager auf Ber de Val, die die ganze Zeit nur zucken und deren Aufmerksamkeitsspanne gleich null ist. »Ich kann jetzt nicht.«

»Wäre es mit einem Depilator nicht ungefährlicher als mit einer Klinge, Sir?«

Meriones und ich gehören eindeutig nicht demselben Flottenverband an; das ist schon lange sonnenklar. Und er muss Beziehungen haben. Völlig unmöglich, dass er auf andere Weise an sein Offizierspatent gekommen ist. Es kursieren ein paar bitterböse Witze in der Flotte der Republik… Wer noch stehen kann, ist drin… oder dass beim Sehtest nicht die Sehkraft überprüft wird, sondern der Arzt nur zählt, ob man noch alle Augen im Kopf hat. Und so geht das in einem fort. Bei der Offiziersauswahl schaut man heutzutage wohl allenfalls, ob beim Aspiranten das Herz noch schlägt und er den entsprechenden gesellschaftlichen Hintergrund hat.

Der totale Krieg ist etwas ganz Neues für uns. Die Republik hat noch nie zuvor in dieser Form kämpfen müssen. Jetzt stellen wir fest, aus was für einem Holz wir geschnitzt sind… sogar so jemand wie Meriones.

Da wundert man sich nicht mehr, dass wir eine Klonarmee haben kaufen müssen…

»Na gut, Lieutenant, dann spucken Sie’s mal aus, ehe ich ernsthaft in Gefahr gerate, mir die Halsschlagader zu durchtrennen.«

»Der Chefingenieur meldet, dass wir startbereit sind, Sir.

Und dann ist da noch eine verschlüsselte Nachricht von einer gewissen Agentin Devis.«

Es schwingt kein süffisanter Unterton in seiner Stimme mit. Er ahnt nichts von Hallena Devis… und mir. Ich möchte gern, dass das so bleibt. »Ich komme auf die Brücke, sobald ich hier fertig bin. Ich werde die Nachricht hier entgegennehmen.«

Was führt sie jetzt schon wieder im Schilde? Warum nimmt sie in dieser Form Kontakt zu mir auf? Um keine Aufmerksamkeit zu erregen?

Es gibt wirklich keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Hallena ist Geheimagentin. Eine Spionin, ein Spitzel. Wenn jemand in einer gefährlichen Situation auf sich aufpassen kann, dann Hallena, und gerade das macht sie so anziehend. Schwache Frauen finde ich unattraktiv.

Aber trotzdem… mache ich mir Sorgen.

Die Leveler ist gerade in den Schiffswerften von Kemla gewartet und überholt worden und verfügt jetzt über ein bisschen mehr Schnickschnack. Immer bin ich derjenige, der die Prototypen bekommt. Vielleicht meint das Flottenkommando ja, dass es kein großer Verlust ist, wenn ich mit einem ihrer neuen Versuchsobjekte in die Luft fliege. Deshalb müssen wir jetzt erst einmal eine ruhige Ecke im Dantus-Sektor finden, wo wir weit von jeder Art von Ärger und auch schön weit von der Werft entfernt sind, um innerhalb von ein paar Tagen, genau wie man es von uns erwartet, alle Probleme zu beseitigen.

Und dann beschäftigen wir uns wieder mit dem Krieg.

Die Konsole auf meinem Schreibtisch piept, damit ich weiß, dass Hallenas Nachricht von der Brücke übertragen worden ist.

»Ähm, sie ist da, Sir.« Dieser kleine Nager guckt erwartungsvoll, als würde ich die Nachricht vor seinen Augen öffnen und lesen. »Ach, noch etwas, Sir.«

»Ja…«

»Captain Rex lässt grüßen und fragt, ob er an Bord der Leveler kommen und sich umsehen dürfe. Er muss neue Truppen und einen unerfahrenen Padawan mit dieser Schiffsklasse vertraut machen.«

»Natürlich.« Rex ist ein solider, vernünftiger Kerl. Er erzählt auch sehr gute Witze, wenn er nicht gerade den gehorsamen Soldaten spielt. »Kein General Skywalker?«

»Nein, Sir. Nur sein Padawan. Eine Togruta.«

Also hindert Rex nichts daran, in der Offiziersmesse Witze zu erzählen. Schön.

»Na gut. Teilen Sie mir mit, wenn er da ist. Weggetreten!«

Ich werde mich jetzt auf die altmodische Art und Weise weiterrasieren und mir Gedanken über Hallena machen, egal ob das nun angebracht ist oder nicht. Ja, ich weiß, dass meine Vorliebe für unpassende Frauen meine Beförderungsaussichten nachhaltig zunichtegemacht hat. Das gehört sich nicht für einen Offizier. Ich sollte besonnener sein, mir die richtige Frau suchen, die meine makellose berufliche Laufbahn unterstreicht, und mit ihr einen Hausstand gründen. Aber in dieser Galaxis steht einem nicht viel Zeit zur Verfügung, und ich habe geschworen, diese Zeit zur Gänze auszukosten.

Da draußen tobt ein Krieg. Vielleicht bleibt mir nicht mehr viel Zeit.

Jetzt will ich diese Nachricht lesen. Nein, sie schreibt nicht, wo sie sich gerade aufhält. Das tut sie nie.

Autsch. Da hat dieser kleine Nager mit der Klinge doch recht gehabt.