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Die Kelten – Die historischen Stämme und Völker

ADUATUKER: Keltisierte Germanen, die links des Rheins im Raum Lüttich siedelten.

ALLOBROGER: Stamm im südöstlichen Frankreich zwischen Rhône und Genfer See, dessen Hauptorte Vienne und Genf waren. 121 vor Chr. wurde er von Rom unterworfen und in die Provinz Gallia Narbonensis eingegliedert.

AMBARRER: Stamm westlich des Genfer Sees an der Saône.

AMBIANER: Nordfranzösischer Stamm der Belger im Gebiet der Somme. Die Stadt Amiens ist nach ihm benannt.

ANDEN (ANDEKAVER): Westfranzösischer Stamm an der unteren Loire mit dem Hauptort Angers, dem er wie der Region Anjou den Namen gab.

AQUITANIER: Stämme im südwestlichen Gallien, die iberischen Ursprungs waren.

AREMORIKER: Stämme im Gebiet der Bretagne.

ARVERNER: Stamm im Gebiet des französischen Zentralmassivs, nach dem die Auvergne benannt ist. Sein Hauptort war das Oppidum Gergovia bei Clermont-Ferrand. Nachdem der Stamm 121 vor Chr. von den Römern besiegt worden war, spielte er beim gallischen Aufstand 52 vor Chr. unter seinem Anführer Vercingetorix eine wichtige Rolle.

ATREBATEN: Nordfranzösischer Stamm der Belger, dessen Name in Artois und dem der Stadt Arras fortlebt.

AULERKER: Stammesgruppe im nordwestlichen Frankreich.

 

BELGER: Stammesgruppe in Nordgallien, deren Gebiete sich von der Seine und Marne bis zum Rhein erstreckten. Teile ihrer Bevölkerung bestanden anscheinend aus eingewanderten und später keltisierten Germanen. Im 1. Jahrhundert vor Chr. siedelten sich belgische Gruppen in Südengland an.

BELLOVAKER: Großer Stamm der Belger nördlich von Paris, nach dem die Stadt Beauvais benannt wurde.

BIBROKER: Britannischer Stamm in der heutigen Grafschaft Berkshire westlich von London.

BITURIGEN: Großer gallischer Stamm, dessen eine Gruppe im Südwesten an der Garonnemündung um Bordeaux siedelte. Eine zweite Gruppe fand sich im Loiregebiet, wo sie der Stadt Bourges ihren Namen gab.

BODIOKASSEN: Stamm in der Normandie um Bayeux.

BOIER: Bedeutender Stamm, der ursprünglich in Gallien siedelte und im 4. Jahrhundert vor Chr. nach Oberitalien auswanderte, wo Bologna an seinen Namen erinnert. Nach ihrer endgültigen Niederlage gegen die Römer 193 vor Chr. zogen die Boier nach Mitteleuropa |244|und besiedelten Teile Tschechiens, wo ihr Name in dem Böhmens fortlebt. Von dort wanderten sie im 1. Jahrhundert vor Chr. teils nach Westen und teils nach Ungarn.

BRANNOVIKEN: Teilstamm der Aulerker an der oberen Loire.

BRIGANTEN: Nordenglischer Stammesverband, über den um 50 nach Chr. Königin Cartimandua herrschte. Nach mehreren Jahrzehnten erbitterten Widerstands mussten sie die römische Herrschaft anerkennen.

BRITANNIER: Keltische Bewohner der Britischen Inseln, die seit 43 nach Chr. von den Römern unterworfen wurden.

 

CAEROSEN: Keltisierte Germanen links des Rheins in Eifel und Ardennen.

CONDRUSEN: Keltisierte Germanen links des Rheins im Gebiet der Maas.

 

DIABLINTEN: Teilstamm der Aulerker, der zwischen Seine und Loire siedelte.

DUMNONIER: Britannischer Stamm in Cornwall und Südwestengland, wo er der Grafschaft Devon ihren Namen gab. Nach dem Ende der römischen Herrschaft entstand dort im 5. Jahrhundert vorübergehend ein keltisches Königreich Dumnonia, von dem aus die Bretagne besiedelt wurde.

 

EBURONEN: Keltisierte linksrheinische Germanen zwischen Maas und Niederrhein, deren Stamm 53 vor Chr. von Caesar vernichtet wurde.

EBUROVIKEN: Teilstamm der Aulerker im Gebiet zwischen Seine und Loire.

ESUVIER: Stamm in der Normandie.

 

GABALER: Südfranzösischer Stamm in den Cevennen.

GALATER: Keltenstämme, die 280 vor Chr. in Kleinasien einwanderten und sich schließlich im anatolischen Hochland ansiedelten. Ihr Gebiet wurde 25 vor Chr. römische Provinz.

 

HAEDUER (AEDUER): Mächtiger gallischer Stamm, dessen Gebiete sich zwischen Loire und Saône erstreckten. Das Hauptoppidum der traditionell mit Rom verbündeten Kelten war Bibracte bei Autun.

HELVETIER: Bedeutender keltischer Stamm, der angeblich aus Südwestdeutschland in die heutige Schweiz eingewandert war. Seine Abwanderung ins westliche Gallien verhinderte Caesar 58 vor Chr.

HELVIER: Südfranzösischer Stamm an der unteren Rhône.

 

IKENER: Stamm im ostenglischen Norfolk, der im Jahr 61 von den Römern unterworfen wurde, nachdem er mit anderen Britanniern unter Führung seiner Königin Boudicca einen Aufstand unternommen hatte.

INSUBRER: Nach Oberitalien eingewanderter Stamm, dessen Siedlungsgebiete um seinen Hauptort Mailand (Mediolanum) lagen. 225 vor Chr. wurde der Stamm in der Schlacht von Telamon von den Römern besiegt, die drei Jahre später seinen Hauptort einnahmen. Um 196 vor Chr. erfolgte die endgültige Unterwerfung.

 

KADURKER: Keltischer Stamm in Aquitanien nördlich der Garonne, an den der Stadtname Cahors erinnert. Der letzte gallische Widerstand gegen Caesar brach unter den Kadurkern 51 vor Chr. zusammen.

|245|KALEDONIER: Schottischer Stamm, nach dem das Land seinen antiken Namen Caledonia erhielt. Die Kaledonier wurden niemals von den Römern unterworfen, sorgten immer wieder für Überfälle am Hadrianswall und gingen schließlich in den Pikten auf.

KALETEN: Belgischer Stamm am Unterlauf der Seine.

KANTIAKER: Britannischer Stamm in Südostengland, nach dem Kent benannt ist.

KARNUTEN: Gallischer Stamm, dessen Gebiet sich südlich von Paris zwischen Seine und Loire erstreckte. Sein Hauptort war das heutige Orléans, während im Namen der Stadt Chartres der des Stammes fortlebt. Nach Caesars Angaben galt das Land der Karnuten als Mittelpunkt Galliens, wo sich an heiliger Stätte einmal jährlich alle Druiden versammelten.

KATURIGER: Stamm in den Westalpen im Tal der Durance.

KATUVELLAUNER: Britannischer Stamm nördlich der Themse.

KELTIBERER: Bezeichnung mehrerer Stämme im zentralspanischen Hochland. Sie leisteten den römischen Eindringlingen erbitterten Widerstand, der 133 vor Chr. mit der Eroberung Numantias gebrochen wurde.

KENOMANEN: Teilvolk der Aulerker in Nordfrankreich, dessen Name in dem der Landschaft Maine und dem der Stadt Le Mans fortlebt. Teile des Stammes zogen mit anderen Gruppen nach Oberitalien, wo sie das Gebiet um den Gardasee mit Brescia als Hauptort besiedelten.

KEUTRONEN: Stamm im heutigen Savoyen, dessen Name auch unter den Belgern auftaucht.

KORIOSOLITEN: Stamm in der Bretagne.

 

LATOBRIGER: Stamm im Gebiet des Schwarzwaldes, vielleicht an den Donauquellen.

LEMOVIKEN: Gallischer Stamm in Westfrankreich, nach dessen Namen die Landschaft Limousin und die Stadt Limoges benannt sind.

LEPONTIER: Stamm, der in den Alpen im Gebiet des Tessins und Graubündens siedelte.

LEUKER: Ostgallischer Stamm in Lothringen mit dem Hauptort Toul.

LEXOVIER: Gallischer Stamm an der unteren Seine, dessen Name sich in dem der Stadt Lisieux erhalten hat.

LINGONEN: Ostfranzösischer Stamm zwischen Marne und Maas, dessen Name in dem der Stadt Langres fortlebt.

 

MANDUBIER: Stamm nordwestlich des heutigen Dijon, in dessen Oppidum Alesia die Gallier 52 vor Chr. die entscheidende Niederlage gegen die Römer erlitten.

MEDIOMATRIKER: Ostgallischer Stamm im Gebiet des heutigen Lothringen, dessen Name wahrscheinlich in dem der Stadt Metz fortlebt.

MELDER: Nordfranzösischer Stamm im Marne- und Seinegebiet.

MENAPIER: Belgischer Stamm an der unteren Maas.

MORINER: Stamm der Belger, der an der Nordseeküste siedelte.

 

NEMNETER: Westgallischer Stamm an der unteren Loire, dessen Hauptort Nantes war.

NANTUATEN: Stamm östlich des Genfer Sees im Schweizer Kanton Wallis.

NERVIER: Belgischer Stamm, angeblich germanischer Abkunft.

NITIOBROGEN: Südwestfranzösischer Stamm an der Garonne.

NORIKER: Keltisch-illyrischer Stamm in den Ostalpen im Gebiet der Steiermark und |246|Kärntens, der im 2. Jahrhundert vor Chr. ein einflussreiches, stark romanisiertes Reich begründete. 15 vor Chr. besetzten römische Truppen das Land, das schließlich die Provinz Noricum wurde.

 

ORDOVIKEN: Stamm im nördlichen Wales, der im 1. Jahrhundert nach Chr. den vordringenden Römern erheblichen Widerstand leistete.

OSISMER: Nordgallischer Stamm in der Bretagne.

 

PAEMANEN: Keltisierte Germanen links des Rheins im Maasgebiet.

PARISIER: Gallischer Stamm in der Gegend des heutigen Paris, das nach ihm benannt wurde und vorher Lutetia hieß.

PETRUKORIER: Südwestfranzösischer Stamm nördlich der Garonne, nach dem die Landschaft Périgord benannt ist.

PIKTEN: Mehrere nordschottische Stämme, die seit dem 3. Jahrhundert nach Chr. erwähnt wurden und deren Kultur wahrscheinlich starke vorkeltische Elemente enthielt. Ihr Name bedeutet vermutlich »die Bemalten« und verweist auf die Berichte antiker Historiker, die einen derartigen Körperschmuck schildern. Im frühen Mittelalter gingen die Pikten in den Skoten auf, wonach ihre Sprache und Kultur verschwanden.

PIKTONEN: Westgallischer Stamm südlich der Loiremündung, dessen Name in dem der Stadt Poitiers fortlebt.

 

RAETER: Volk in den Alpen, das im Umfeld keltischer Kultur stand.

RAURAKER (RAURIKER): Stamm am Hochrhein, der wahrscheinlich um 100 vor Chr. in Basel ein großes Oppidum besiedelte.

REDONEN: Stamm der Bretagne, nach dem die Stadt Rennes benannt ist.

REMER: Belgischer Stamm an Marne und Aisne, dessen Name in dem der Stadt Reims fortlebt. Zu Beginn des gallischen Krieges gehörte er zu den angesehensten Stämmen Galliens.

RUTENER: Gallischer Stamm in Aquitanien.

 

SALLUVIER: Keltisch-ligurischer Stamm in Südfrankreich östlich der Rhônemündung, in Nachbarschaft zur griechischen Kolonie Marseille. 122 vor Chr. wurden die Salluvier von den Römern besiegt und der Provinz Gallia Narbonensis eingegliedert.

SANTONEN: Südwestfranzösischer Stamm zwischen Garonne und Loire, der der Stadt Saintes ihren Namen gab.

SEDUNER: Stamm im heutigen Schweizer Kanton Wallis östlich des Genfer Sees, dessen Name in dem der Stadt Sion (Sitten) fortleben soll.

SEGNER: Keltisierte Germanen links des Rheins.

SEGUSIAVER: Gallischer Stamm an der Rhône.

SENONEN: Die Stammesgebiete lagen in Zentralgallien an der Seine, wo der Name in dem der Stadt Sens erhalten blieb. Teile des mächtigen Stammes wanderten im 4. Jahrhundert vor Chr. in Oberitalien ein und besiedelten dort die Adriaküste um Rimini und Senigallia.

SEQUANER: Großer ostgallischer Stamm, der zwischen Jura, Rhône und Saône siedelte; sein Hauptort war Visontio, das heutige Besançon. Kurz vor Caesars Intervention in Gallien waren die Sequaner zu den mächtigen Rivalen der Haeduer geworden.

|247|SILUREN: Britannischer Stamm in Südwales.

SKORDISKER: Stamm, der an dem Angriff auf Delphi beteiligt gewesen sein soll (279 vor Chr.) und danach Singidunum an der Donau gründete, das heutige Belgrad. Später wurden die Skordisker von den Römern unterworfen.

SUESSIONEN: Belgischer Stamm zwischen Marne und Oise, der Soissons seinen Namen gab.

 

TAURINER: Stamm in Nordwestitalien, dessen Name in dem von Turin erhalten blieb.

TAURISKER: Stamm in den Ostalpen, der im Reich der Noriker aufging.

TEKTOSAGEN: Teilstamm der Volker, der in Südwestfrankreich siedelte und mit der römischen Eroberung nach 121 vor Chr. in die Provinz Gallia Narbonensis eingegliedert wurde. Andere Gruppen des Stammes zogen auf den Balkan und überschritten 280 vor Chr. den Bosporus nach Kleinasien, wo sie einen Teil der Galater bildeten.

TIGURINER: Teilstamm der Helvetier.

TOLISTOBAGIER (TOLISTOBOIER): Teilstamm der Galater in Anatolien.

TREVERER: Stamm im Moselgebiet, dessen Hauptorte die Oppida auf dem Titelberg in Luxemburg und auf dem Martberg bei Pommern an der Untermosel waren. Die römische Gründung Trier (Augusta Treverorum) wurde nach den Treverern benannt.

TRIBOKER: Keltisierter Suebenstamm, der in der Gegend von Straßburg im Elsass siedelte.

TRIKASSEN: Stamm an der oberen Seine, dessen Name in Troyes fortlebt.

TRINOVANTEN: Stamm in Ostengland im heutigen Essex und Suffolk, dessen Hauptort Colchester war.

TROKMER: Stamm der Galater in Anatolien.

TURONEN: Gallischer Stamm im Loiregebiet, dessen Name sich in denen der Landschaft Touraine und der Stadt Tours erhalten hat.

 

VELIOKASSEN: Belgischer Stamm am Unterlauf der Seine um Rouen.

VELLAVIER (VELLABIER): Gallischer Stamm in den Cevennen.

VENELLER (UNELLER): Gallischer Stamm in der Normandie.

VENETER: Bedeutender gallischer Stamm an der bretonischen Westküste, dessen Name in dem der Stadt Vannes fortlebt.

VERAGRER: Stamm in den Alpen östlich des Genfer Sees.

VINDELIKER: Stamm im südlichen Bayern zwischen Donau und Alpen. Mit ihnen sollen sich die Römer auf dem Bodensee eine Schlacht geliefert haben. Die Vindeliker stellten mutmaßlich die Bevölkerung des Oppidums Manching.

VIROMANDUER: Stamm der Belger.

VOKONTIER: Südostgallischer Stamm zwischen Rhône und Alpen.

VOLKER: Südgallischer Stamm um Toulouse und Nîmes, der 121 vor Chr. von den Römern besiegt und der Gallia Narbonensis eingegliedert wurde.

 

Diese Aufzählung keltischer Stämme stellt lediglich eine Auswahl dar, die allerdings die größten und bedeutendsten Völkerschaften berücksichtigt. Gemäß der schriftlichen Überlieferung existierten zwischen Spanien und Kleinasien erheblich mehr Gruppen, die eine eigene Stammesidentität hatten. Zur Zeit der großen Wanderungen des 4. und 3. Jahrhunderts vor Chr. splitterten sich häufig Teile dieser Stämme ab, um in anderen Ländern ihr Glück zu suchen – wovon die Nennung ein und desselben Namens in weit voneinander |248|entfernten Gebieten zeugt. Obwohl die Beziehungen zwischen den unzähligen keltischen Groß- und Kleinstämmen durchlässig gewesen zu sein scheinen, gab der Stamm seinen Angehörigen Halt und Identität. Dafür sprechen unter anderem Nachrichten über fortbestehende Kontakte weit entfernt siedelnder Stammesgruppen. Zu größeren Zusammenschlüssen und auf die Dauer festen Stammesverbänden ist es offensichtlich nirgends gekommen. Als Gliederungsprinzip der Kelten wird deshalb vor allem auf die sprachgeschichtlich begründete Teilung in Festlandkelten und Inselkelten zurückgegriffen. Darüber hinaus bietet die Archäologie eine Fülle an Fundkriterien, die sich zum Beispiel an Befestigungsarten und Fibeltypen orientiert. Dies lässt Kontakte und kulturelle Beziehungen erkennen, ohne dass man mit Sicherheit auf feste Stammesgebiete schließen könnte.