Nachwort
Neun Autoren stellen in dieser siebten Kopernikus-Ausgabe insgesamt zehn Erzählungen vor, darunter erfreulicherweise auch einige deutschsprachige Autoren. Einer dieser deutschsprachigen Autoren ist Reinmar Cunis, ein 1933 in Bremen geborener und heute in Hamburg lebender Fernsehjournalist. Reinmar Cunis, der Wirtschaftswissenschaften, Soziologie und Psychologie studierte und 1964 promovierte, gehört zu den bekanntesten neuen deutschen SF-Autoren. Von ihm liegen bisher drei Romane vor: Livesendung (1978), Zeitsturm (1979) und Der Mols-Zwischenfall (1981). Er ist hauptberuflich Projektgruppenleiter in der Fernsehspielabteilung des NDR. Science Fiction schreibt er nebenher, aber, wie die drei Romane und einige Stories belegen, mit einigem Erfolg. „Ogun für einen Weißen“ ist seine Veröffentlichung im Moewig Verlag.
Seit vielen Jahren bereits als SF-Kurzgeschichtenautor tätig ist Gerd Maximovič. Der 1944 in der Tschechoslowakei geborene, in Schwäbisch Gmünd aufgewachsene und heute als Handelslehrer in Bremen tätige Maximovič veröffentlichte seine ersten Kurzgeschichten in den frühen sechziger Jahren in Fan-Magazinen und hat seit 1974 eine Reihe von Kurzgeschichten in Anthologien und Zeitschriften (u.a. im Playboy) publiziert. Seine bislang einzige eigenständige Buchveröffentlichung ist eine unter dem Titel Die Erforschung des Omega-Planeten erschienene Sammlung einiger seiner Kurzgeschichten. Im Moewig Verlag erschien eine weitere Erzählung von ihm („Die neuen Menschen“) in Kopernikus 5.
Mit bereits drei Stories in Kopernikus 5 und Kopernikus 6 vertreten ist Gero Reimann, eine, wie ich meine, hochtalentierte Neuentdeckung. Gero Reimann ist hauptberuflich Lehrer in Hannover und Irland-Fan (seine Frau stammt ebenfalls aus Irland).
Auch der Engländer Ian Watson ist dem deutschen Leser schon lange kein Unbekannter mehr. Watson, 1943 geboren, veröffentlichte eine Reihe von Romanen, darunter The Jonah Kid (Der programmierte Wal), The Martian Inca (Das Mars-Koma), Alien Embassy (Botschafter von den Sternen) und Miracle Visitors (Zur anderen Seite des Mondes) und wurde 1974 für den John W. Campbell Memorial Award nominiert. Er gewann mit seinen Romanen den französischen Prix Tour-Apollo, den Orbit (British SF-Award) und den British SF Association Award. Im Moewig Verlag erschienen von Ian Watson bislang zwei Kurzgeschichten in Kopernikus 4 und Kopernikus 5. Die Lektüre seiner Texte ist nicht immer ganz einfach und erfordert Mitdenken, lohnt sich aber fast immer.
Der letzte Satz trifft auch auf Michael Bishop zu, einem 1945 in Lincoln, Nebraska, geborenen Amerikaner, Bishop, ebenfalls eine herausragende Erscheinung unter den jüngeren Autoren, wurde vor allem bekannt durch Romane wie And Strange at Ecbatan the Trees (Die seltsamen Bäume von Ecbatan), Stolen Faces (Gestohlene Gesichter) und A Funeral for the Eyes of Fire (Flammenaugen). Vorzüglich sind aber vor allem seine Erzählungen. Die „Kleine Geschichte des Fahrrads“ bietet hierfür ebenso ein Beispiel wie „Ein Ereignis im kalten Krieg“, eine Erzählung, die in Kopernikus 5 erschienen ist.
Bislang nur mit Kurzgeschichten in Erscheinung getreten sind die amerikanischen Autoren Evelyn Lief und Arthur Jean Cox. Evelyn Lief ist ein neues Talent, das erst seit kurzer Zeit mit Veröffentlichungen hervorgetreten ist. Arthur Jean Cox, bereits in Kopernikus 2 mit der Story „Die Brille des Jorges Luis Borges“ vertreten, ist hauptberuflich Hochschullehrerund schreibt Science Fiction in der Freizeit.
Gardner Dozois, ebenfalls Amerikaner, wurde 1947 geboren und erwarb sich mit einigen vielbeachteten Erzählungen sowie als Romanautor – sein bester Roman, Strangers, erschien unter dem Titel Fremde als Band 3512 in dieser Reihe – und Anthologist Reputation. Die hier abgedruckte Erzählung „Begegnung mit Lilith“ wurde für den Hugo sowie für den Nebula nominiert. Gleiches gilt auch für „A Special Kind of Morning“ (in Kopernikus 5 erschienen) und „Chains of the Sea“ (für Kopernikus 8 oder Kopernikus 9 in Vorbereitung).
Der letzte hier vorzustellende Autor bedarf im Grunde längst keiner Vorstellung mehr, denn er gehört zu den wichtigsten und bekanntesten SF-Schriftstellern der nachgewachsenen Autorengeneration. Die Rede ist von George R. R. Martin, geboren 1948 in Bayonne, New Jersey. Martin, mehrfacher Hugo- und Nebula-Preisträger im Kurzgeschichtenbereich, wurde auch bei uns mit dem Roman Dying of the Light (Die Flamme erlischt), den Kurzgeschichtensammlungen Songs of Stars and Shadows (Lieder von Sternen und Schatten) und A Song for Lya (Die zweite Stufe der Einsamkeit (Moewig-SF 3567) sowie zahlreichen Kurzgeschichtenveröffentlichungen bekannt. Neben der schon erwähnten Story-Sammlung erschienen im Moewig Verlag mehrere Kurzgeschichten von George R. R. Martin in den Kopernikus-Anthologien. In Vorbereitung befindet sich der gemeinsam mit Lisa Tuttle verfaßte Roman Windhaven (Kinder des Windes). „Aussichtlose Varianten“ ist nicht nur Martins neueste Kurzgeschichtenveröffentlichung, sondern auch eine seiner besten Geschichten überhaupt. Es sollte mich wundern, wenn sie nicht im nächsten Jahr für einen Preis wie den Hugo oder Nebula nominiert würde.
Hans Joachim Alpers