14

Ann wollte ihren Vater im Krankenhaus besuchen. Maxine, die Putzfrau, hatte sich verspätet, jedoch felsenfest versprochen, gegen zehn Uhr da zu sein. So lange mochte Ann Ori in ihrem gegenwärtigen Zustand nicht allein lassen. »Ich habe Mrs. Maude angerufen. Sie und Mrs. Emma wollen Mutter Gesellschaft leisten, aber beide können erst heute Nachmittag kommen. Es ist mir sehr unangenehm, Sie zu fragen, aber könnten Sie...?«

»Schon gut. Ich bin gleich unten.«

»Danke.«

Da ich mich gar nicht erst ausgezogen hatte, putzte ich nur die Zähne und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, ln meiner Jugend hatte es Zeiten gegeben, da war es mir wie ein Abenteuer erschienen, die ganze Nacht durchzumachen. Ich erinnerte mich an das herrlich prickelnde Gefühl, wenn der Morgen graute und meine physische Energie mir unerschöpflich erschien. Jetzt hatte versäumter Schlaf nur noch eine seltsame Hochstimmung zur Folge, in der sich die nahende Erschöpfung bereits ankündigte. Vorerst allerdings ging es mir noch gut, und ich reckte mich, um in Schwung zu kommen. Kaffee würde helfen, wenn auch der unvermeidliche Zusammenbruch dadurch nur hinausgezögert wurde.

Ori saß aufrecht im Bett und spielte mit den Bändern an ihrem Nachthemd. Die Unordnung auf ihrem Nachttisch und der Geruch von Alkohol deuteten darauf hin, dass Ann den täglichen Blutzuckertest schon durchgeführt und ihrer Mutter die morgendliche Dosis Insulin gespritzt hatte. Auf dem Medizintablett lag Pflaster, zusammengeknüllt wie ein Klumpen Kaugummi, daran klebte noch ein blutbefleckter Mulltupfer. Die Blutspur auf dem Teststreifen war zu einem rostbraunen Strich eingetrocknet. Und das alles vor dem Frühstück! Ich spürte, wie meine Augen wegzurutschen drohten, und zwang mich dazu, wie eine gute Krankenschwester herumzuhantieren und mich nützlich zu machen. An den Anblick von Toten war ich auf Grund langjähriger Erfahrung gewöhnt, aber angesichts dieser Abfälle drehte sich mir fast der Magen um. Resolut warf ich alles in einen Plastikkorb, den ich außer Sichtweite stellte und ordnete Tablettenröhrchen, Wasserglas, Karaffe und Bandagen auf dem Nachttisch neu an. Normalerweise wurden Oris Beine bandagiert, doch heute wollte sie sie offenbar lüften. Ich versuchte, nicht hinzusehen auf ihre unförmigen, wabbeligen Waden und die eiskalten, schlecht durchbluteten Füße mit den blaugrauen, trockenen, schuppigen Zehen. An der Innenseite des rechten Fußgelenks hatte sie ein talergroßes Ekzem.

»Ich muss mich einen Augenblick setzen«, murmelte ich.

»Kleines, Sie sind ja leichenblass! Gehen Sie in die Küche und trinken Sie ein Glas Saft.«

Der Orangensaft half tatsächlich, und ich aß ein Stück Toastbrot dazu. Anschließend räumte ich auch die Küche noch auf, um vorerst nicht zu der Frau im Nebenzimmer zurückzumüssen. Dreitausend Arbeitsstunden als Privatdetektivin hatten nicht ausgereicht, mich auf die Nebenbeschäftigung als Haussklavin vorzubereiten. Es kam mir fast so vor, als ob ich die Hälfte meiner Arbeitszeit an diesem Fall mit Geschirrspülen verbrachte. Wie kam es bloß, dass Magnum solche Tätigkeiten nie hatte verrichten müssen?

Gegen halb elf endlich erschien Maxine mit ihrem Putzwerkzeug in einem Plastikeimer am Arm. Sie gehörte zu den Frauen, die gut hundert Pfund Übergewicht wie eine wabbelnde Gummihülle mit sich herumtrugen. Sie hatte einen Schneidezahn in Form und Farbe eines rostigen Nagels. Übergangslos nahm sie einen Staublappen aus dem Eimer und begann, sich wischend durchs Zimmer fortzubewegen. »Tut mir Leid, dass ich so spät komme, aber mein alter Wagen is ums Verrecken nich angesprungen. Ich hab John Robert gebeten, mit dem Überbrückungskabel zu kommen. Aber ich musste ‘ne halbe Stunde warten, bis er endlich da war. Das mit Royce hab ich schon gehört. Der Himmel beschütze ihn.«

»Ann soll mich heute Abend zu ihm fahren«, sagte Ori. »Vorausgesetzt, ich fühle mich gut genug.«

Maxine schnalzte nur mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »Möchte wetten, dass Sie noch nichts von Bailey gehört haben. Wer weiß, wo der steckt!«

»Ich bin ganz krank vor Sorge. Ich hab ihn noch nicht einmal gesehen nach all den Jahren. Und jetzt ist er wieder weg.«

Maxine zog ein Gesicht, das Mitgefühl und Bedauern ausdrücken sollte. Dann schwenkte sie aufmunternd ihr Staubtuch. »Mary Burney macht sich zum Gespött der ganzen Stadt! Sie hat sämtliche Fenster verrammelt und ein Vorhängeschloss an der Tür. Sie ist fest überzeugt, dass Bailey bei ihr auftauchen und sie entführen wird.«

»Aber weshalb das denn?«, fragte Ori völlig verdutzt.

»Also, dass Mary besonders helle ist, habe ich noch nie behauptet, aber die halbe Stadt hat sich bis an die Zähne bewaffnet. Im Radio haben sie gesagt, er würde vielleicht Unterschlupf bei alten Bekannten suchen. So was Dämliches! Ich habe gleich zu John Robert gesagt, dass Bailey nicht so blöd ist. Und Mary Burney kennt der doch überhaupt nicht mehr. Davon abgesehen würde er bei ihr nie auftauchen! Ihr Grundstück grenzt nämlich ans Munitionslager der Nationalgarde mit elektrischem Zaun, Flutlicht und so weiter. Herr im Himmel, habe ich zu John Robert gesagt, Bailey is vielleicht ‘n Krimineller, aber beschränkt ist er nicht!«

Sobald ich dezent in die Unterhaltung eingreifen konnte, sagte ich Ori, dass ich jetzt gehen würde. Maxine wurde verdächtig still. Zweifellos hoffte sie eine Information aufzuschnappen, die sie bei nächster Gelegenheit an John Robert und Mary Burney weitergeben konnte. Ich vermied daher tunlichst jeden Hinweis darauf, was ich vorhatte. Beim Hinausgehen sah ich noch, wie Maxine Ori einen Stapel ungeöffneter Post reichte und anfing, das Bücherregal, auf dem die Briefe gelegen hatten, mit Möbelpolitur zu bearbeiten.

Tap Grangers Witwe bewohnte ein blaugrünes Holzhaus mit Veranda in der Kay Street. Tür und Fensterrahmen waren gelb, die Stufen zur Veranda morsch und löchrig. Sie stand in der Tür, bleich und mager bis auf ihren Kugelbauch, mit vom Weinen geröteter Nase und verquollenen Augen. Sie war ungeschminkt, ihr Haar sah spröde aus, von vielen Dauerwellen strapaziert. Sie hatte schmale Hüften und trug verwaschene Jeans und ein ärmelloses T-Shirt, das ihre knochigen Arme sehen ließ, die in der kühlen Morgenluft eine Gänsehaut hatten. Auf ihrer Hüfte saß ein dickes Baby, es hatte seine Schenkel wie ein Reiter vor dem Absprung um ihren runden Bauch geklemmt. Der Schnuller in seinem Mund sah aus wie ein Stöpsel, den man herausziehen konnte, um die Luft entweichen zu lassen. Darüber ernste Augen und eine tropfende Nase.

»Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe, Mrs. Granger. Ich bin Kinsey Millhone, Privatdetektivin. Kann ich mal mit Ihnen sprechen?«

»Warum nicht?« Sie war kaum älter als sechsundzwanzig und hatte den verhärmten Ausdruck einer Frau, die um ihre Jugend betrogen worden war. Es würde schwer für sie sein, mit fünf Kindern wieder jemanden zu finden.

Das Haus war klein und einfach gebaut, aber die Möbel wirkten neu. Vermutlich Kreditkäufe, die noch längst nicht abbezahlt waren. Eine Couch und zwei Sessel in grünen Kunstlederbezügen, ein hellfurnierter Couchtisch und zwei Beistelltische, noch ganz ohne Spuren von Kinderfüßen, die Faltschirme der Tischlampen steckten in Zellophanschutzhüllen. Die Raten liefen vermutlich, bis die jüngsten Kinder in die Highschool kamen. Sie setzte sich auf ein Couchpolster, das sich seitlich hochwölbte und zischend die Luft entließ. Ich nahm auf der Kante eines Sessels Platz, darauf bedacht, das angebissene Nutellabrot auf dem Sitz nicht zu berühren.

»Linetta, hör sofort auf!«, rief sie plötzlich aus, obwohl außer uns niemand im Zimmer zu sein schien. Mit Verspätung registrierte ich, dass das Quietschen eines Bettes, in dem ein Kind auf-und abgesprungen war, abrupt endete. Sie stellte das Baby auf die Füße, es schwankte, klammerte sich an ihre Jeans, und der Schnuller in seinem Mund begann sich zu drehen, als es mit leisem Schmatzen darauf herumkaute.

»Was wollen Sie?«, fragte sie. »Die Polizei war schon zweimal hier, und ich habe denen schon alles gesagt, was ich weiß.«

»Ich will mich kurz fassen. Sie machen zur Zeit viel durch.«

»Egal.« Sie zuckte mit den Schultern. Ihr Gesicht war ganz fleckig vor Aufregung und Trauer.

»Haben Sie gewusst, was Tap gestern vorhatte?«

»Ich wusste, dass er plötzlich Geld hatte, aber er hat gesagt, dass er eine Wette gewonnen hat.«

»Eine Wette?«

»Vielleicht stimmte es ja gar nicht«, entgegnete sie trotzig. »Aber wir haben es weiß Gott brauchen können, und ich hab nicht so genau nachgefragt.«

»Haben Sie gesehen, wie er aus dem Haus gegangen ist?«

»Eigentlich nicht. Ich war gerade vom Dienst gekommen, und als er und die Kinder aus den Haus waren, bin ich sofort ins Bett gegangen. Ich schätze, er hat Ronnie und die Mädchen abgesetzt und Mac dann zur Tagesmutter gebracht. Danach erst muss er nach San Luis Obispo gefahren sein.«

»Aber er hat kein Wort über den Fluchtplan gesagt oder wer ihn dazu angestiftet hat?«

»Wenn ich was gewusst hätte, hätte ich das nie zugelassen.«

»Haben Sie eine Ahnung, wie viel man ihm bezahlt hat?«

Sie war plötzlich sichtlich auf der Hut, doch ihre Miene verriet nichts. »Nö«, murmelte sie und kratzte sich am Kinn.

»Niemand wird das Geld zurückverlangen. Mich interessiert nur die Höhe der Summe.«

»Zweitausend«, flüsterte sie. Großer Gott, dachte ich. Eine naive Frau und ein Mann ohne einen Funken Verstand! Für zweitausend Dollar sein Leben aufs Spiel zu setzen!

»Ist Ihnen eigentlich klar, dass die Schrotpatronen mit grobem Steinsalz gefüllt waren?«

Erneut musterte sie mich vorsichtig. »Tap hat gesagt, dass auf diese Weise niemandem was passieren würde.«

»Außer ihm selbst.«

Der etwas unterbelichteten Dame schien allmählich was zu dämmern. »Oh!«

»War es sein Schrotgewehr?«

»Nö. Tap hat nie eine Waffe gehabt. In einem Haus voller Kinder hätte ich das nie zugelassen.«

»Haben Sie denn irgendeine Ahnung, mit wem er dieses Geschäft abgeschlossen haben könnte?«

»Mit irgend ‘ner Frau, habe ich gehört.«

»Wirklich?«, sagte ich überrascht.

»Jemand hat die beiden zusammen im Billardsalon gesehen. Am Abend davor.«

Es dauerte den Bruchteil einer Sekunde, bis ich begriffen hatte. »Mist, das bin ich gewesen. Ich habe versucht, an Informationen über diesen Bailey Fowler ranzukommen, und wusste, dass die beiden befreundet gewesen waren.«

»Oh! Ich dachte, er und eine andere Frau...«

»Ausgeschlossen«, wehrte ich ab. »Er hat den halben Abend von seiner Familie erzählt und mir Fotos gezeigt.«

Sie wurde rot, und Tränen traten in ihre Augen. »Schade, dass ich Ihnen nicht helfen kann. Sie sind so nett.«

Ich zog eine Visitenkarte aus der Tasche und schrieb die Telefonnummer des Motels auf die Rückseite. »Unter der Nummer können Sie mich die nächsten Tage erreichen. Rufen Sie mich an, wenn Ihnen etwas einfällt.«

»Kommen Sie zur Beerdigung? Morgen Nachmittag in der Baptistenkirche. Es wird voll werden. Tap mochten nämlich alle.«

Ich hatte da zwar meine Zweifel, aber offensichtlich war der Gedanke tröstlich für sie. »Ich werde zusehen, dass ich kommen kann, aber möglicherweise habe ich zu tun.« Der Gedanke an Reverend Haws ließ mir meine Teilnahme als sehr unwahrscheinlich erscheinen, aber ausschließen mochte ich nichts. In den letzten Monaten war ich auf zahlreichen Beerdigungen gewesen, und ich glaubte nicht, eine weitere überstehen zu können. Seit meinem fünften Lebensjahr machte ich aus meiner Abneigung gegen organisierte Religionsausübung, damals für mich personifiziert in der Sonntagsschullehrerin mit Mundgeruch und schwarzen Haarbüscheln in den Nasenlöchern, keinen Hehl. Die Presbyterianer hatten für mich die Bibelstunde der Congregational Church am Ende der Straße empfohlen. Da man mich schon bei den Methodisten rausgeworfen hatte, hatte meine Tante jegliche Hoffnung aufgegeben. Ich persönlich freute mich lediglich auf eine neue Version jener Hafttafeln, an denen man das Jesuskind, mit Papierflügelchen versehen, von dem Himmel aus Filztuch lösen konnte, um es dann im Sturzflug in die Krippe niedersausen zu lassen.

Joleen ließ ihren Jüngsten, an der Couch balancierend, zurück, während sie mich zur Tür brachte. Im selben Augenblick, als sie öffnete, klingelte es. Auf der Schwelle stand Dwight Shales und machte ein ebenso überraschtes Gesicht wie wir. Er blickte von Joleen zu mir und wieder zurück. Dann nickte er Joleen zu. »Ich wollte nur mal nach dir sehen.«

»Danke, Mr. Shales. Das ist nett von Ihnen. Das ist...«

Ich streckte die Hand aus. »Kinsey Millhone. Wir kennen uns bereits.«

»Ja, ich erinnere mich«, sagte er, und wir schüttelten uns die Hand. »Ich bin gerade im Motel gewesen. Wenn Sie einen Augenblick warten, könnten wir uns noch ein bisschen unterhalten.«

»Gern«, erwiderte ich und wartete auf der Veranda, während er kurz mit Joleen sprach. Ich schloss aus ihrem Gespräch, dass sie vor nicht allzu langer Zeit seine Schülerin in der Highschool gewesen war.

»Ich habe gerade meine Frau verloren und weiß, wie dir zu Mute sein muss«, begann er. Von der herablassenden Art, die er mir gegenüber an den Tag gelegt hatte, war nichts mehr zu merken. Sein eigener Schmerz war ihm so deutlich anzusehen, dass Joleen unwillkürlich erneut die Tränen kamen.

»Vielen Dank, Mr. Shales. Wirklich. Mrs. Shales ist eine so nette Frau gewesen, ich weiß, dass sie schwer krank war. Möchten Sie reinkommen? Ich könnte uns Tee machen.«

Er sah auf die Uhr. »Im Augenblick nicht, danke. Ich bin schon spät dran. Aber ich komme wieder. Ich wollte dir nur sagen, dass wir an der Highschool an dich denken. Kann ich irgendwie helfen? Hast du genug Geld?«

Joleen war überwältigt. Ihre Nase wurde rosarot, und ihre Stimme klang heiser, als sie sagte: »Danke, ich komme zurecht. Heute Abend kommen meine Eltern aus Los Angeles. Wenn sie hier sind, geht’s mir gleich besser.«

»Na, sag Bescheid, wenn wir irgendetwas für dich tun können. Morgen Nachmittag könnte jemand aus der Oberstufe auf die Kinder aufpassen. Bob Haws sagt, dass die Trauerfeier um zwei Uhr beginnt.«

»Das Angebot nehme ich gern an. Ich hab noch gar nicht daran gedacht, wer auf die Kinder aufpasst. Kommen Sie zur Beerdigung? Tap hätte das schrecklich gefreut.«

»Natürlich komme ich. Er war ein guter Mensch, und wir waren alle stolz auf ihn.«

Ich folgte Shales auf die Straße, wo er den Wagen geparkt hatte. »Ich habe die Schulakte von Jean Timberlake besorgt«, sagte er. »Wenn Sie mit in mein Büro kommen, können Sie sie einsehen. Sind Sie mit dem Wagen da? Sonst nehme ich Sie gern mit.«

»Ich nehme lieber meinen Wagen. Er steht vor dem Motel.«

»Dann steigen Sie ein. Ich setze Sie dort ab. Ich fahre sowieso in die Richtung.«

Er hielt die Tür für mich auf, und wir unterhielten uns während der kurzen Fahrt über Belanglosigkeiten. Lieber wäre ich zu Fuß gegangen, doch ich wollte sein Angebot nicht zurückweisen; immerhin hoffte ich, dass er den Daten in Jeans Akte möglicherweise persönliche Erinnerungen hinzufügen konnte.

Ann war aus dem Krankenhaus zurück, und ich sah, wie sie aus dem Bürofenster schaute, als wir vorfuhren. Sie und Shales lächelten sich zu, winkten, und dann war sie verschwunden.

Ich stieg aus und beugte mich durchs geöffnete Fenster. »Ich muss noch kurz was erledigen, dann komme ich zu Ihnen.«

»Gut. Bis dahin versuche ich herauszukriegen, ob irgendeiner der Lehrer noch eine nützliche Information beisteuern kann.«

»Danke«, murmelte ich.

Als er davonfuhr und ich mich umdrehte, stand ich plötzlich Ann gegenüber.

»Wollte er nicht reinkommen?«

»Ich glaube, er musste in die Schule zurück. Ich habe ihn gerade bei Joleen Granger getroffen. Wie geht’s Ihrem Vater?«

»Den Umständen entsprechend. Der Krebs hat mittlerweile Lunge, Leber und Milz befallen. Sie geben ihm nicht mal mehr einen Monat.«

»Und wie hat er das aufgenommen?«

»Schlecht. Ich dachte, er habe sich bereits damit abgefunden, aber er war ziemlich aufgebracht. Er möchte mit Ihnen sprechen.«

Ich erschrak. Das war das Letzte, was ich brauchte. Ein Gespräch am Sterbebett. »Gut, vielleicht kann ich heute Nachmittag bei ihm vorbeifahren.«