12
Ich parkte vor meinem Haus, ging hinein, warf meine Aktenmappe zur Seite, griff meinen Anorak vom Haken hinter der Tür und ging die zwei Blocks bis zum Kai zu Fuß. Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, aber das Eicht war bereits grau. Die Tage waren jetzt von dieser verlängerten Dämmerung gekennzeichnet, in der sich unter den Bäumen schon Dunkel sammelte, während der Himmel noch immer die Farbe von blankem Aluminium hatte. Wenn die Sonne dann schließlich unterging, färbten sich die Wolken lila und blau, und das letzte Licht bohrte sich in roten Strahlen durch die Düsternis. In Kalifornien bewegt sich die Temperatur in den Winternächten gewöhnlich um zehn, zwölf Grad, und dasselbe gilt auch für viele Sommernächte, was es einem gestattet, das ganze Jahr unter einer Steppdecke zu schlafen.
Zu meiner Rechten, etwa vierhundert Meter weiter, umspannte der schlanke Arm der Mole das Hafenbecken, Segelschiffe in seiner Beuge wiegend. Das Meer schlug gegen die Kaimauer, und wuchtige Wellen sprühten Gischt über mich hinweg. Unter meinen Füßen schien sich der Pier zu bewegen, als schöben ihn die Wellen vor sich her. Der Geruch von Kreosot stieg wie Dunstschwaden aus den dunkelglänzend nassen, massigen Holzpfeilern. Das Wasser stand hoch und hatte die Farbe von dunkelblauer Tinte, das silberne Pfahlwerk war von der Nässe verfärbt. Autos fuhren über den Pier, und das Rumpeln loser Bohlen summierte sich zu einem steten Vibrieren über die gesamte Länge. Nebel wälzte sich herein und brachte dumpfigen Tanggeruch mit sich. Dunkle Boote dümpelten gleich vorne im Arme-Leute-Hafen.
Auf dem Kai selbst strahlten die Lichter grell und kalt vor dem tiefen Dunkel des Meeres. Das Yacht-Club-Restaurant war hell erleuchtet, die Luft ringsum erfüllt vom appetitlichen Duft nach Fisch und Steaks, frisch vom Holzkohlengrill. Einer der Parkwächter spurtete gerade zum anderen Ende des kleinen Parkplatzes, um einen Wagen vorzufahren. Möwen hockten auf dem Spitzdach des Anglerkiosks, dessen Schindelschrägen von einem schneeweißen Rand aus angesammeltem Vogeldreck gesäumt war. Die Angler waren am Zusammenpacken und klapperten mit ihren Angelkästen, während ein Pelikan perläugig um sie herumwatschelte und immer noch hoffte, dass ein Happen für ihn abfiel.
Zur Stadtseite hin waren die dunklen Hügel mit Lichtpunkten übersät. Der Freeway 101 verlief parallel zum Strand, der auf diesem Stück einen überraschenden Knick in Ost-West-Richtung macht. Hinter den vier Spuren des Freeway staffelten sich die ein- und zweistöckigen Häuser des Geschäftsviertels entlang der State Street, je weiter weg, desto kleiner, wie ein Musterbeispiel für perspektivisches Zeichnen. Die Palmen hoben sich dunkel vor dem künstlichen Licht ab, das jetzt nach und nach das Zentrum in einen fahlgelben Schein tauchte.
Die Sonne war inzwischen verschwunden, aber der Himmel war immer noch nicht ganz dunkel, sondern hatte eher das aschige Anthrazit von verkohltem Holz. Ich war jetzt bei der braun gestrichenen Bretterbude angelangt, die den Langustenimbiss beherbergt. Acht Holzklapptische und -bänke waren davor auf dem Pier verankert. Die drei Arbeitskräfte, die den Laden schmissen, waren jung, alle um die zwanzig, in Jeans und einheitlichen dunkelblauen T-Shirts, auf denen ein Krebs prangte. Die Front der Bude säumten Seewasser-Aquarien mit lebenden Krebsen und Langusten, die dicht gestapelt aufeinander hockten wie mürrische Meeresspinnen. Außerdem war da eine Schauvitrine mit zerstoßenem Eis und zu grauen, rosa und weißen Reihen drapierten Fischsteaks. Dahinter zog sich der Tresen entlang. Durch eine offene Tür im Hintergrund konnte ich sehen, wie gerade ein riesiger Fisch ausgenommen wurde.
Es war gleich Feierabend, und die drei waren schon am Aufräumen und Putzen. Ich beobachtete Tippy fast eine Minute lang, ehe sie mich bemerkte. Ihre Bewegungen waren energisch, ihr ganzes Auftreten effizient und kompetent. Sie wartete darauf, dass ein Mann vor der Schauvitrine seine Wahl traf. »Letzte Bestellung für heute. Wir müssen in fünf Minuten schließen.«
»Oh, klar. Tut mir Leid. Ist mir ganz entgangen, dass es schon so spät ist.« Er trat rasch an das Wasserbassin und zeigte auf das unglückliche Objekt seiner Begierde. Sie steckte den Bestellblock in ihre Tasche und tauchte den Arm in das trübe Wasser. Sie packte die Languste flink von oben, hielt sie ihm zur Inspektion hin, klatschte sie dann auf die Arbeitsplatte, griff sich ein Schlachtermesser und setzte die Spitze unter dem Panzer an, dort, wo der Schwanz aus dem pieksigen Körper austritt. Ich sah zwar noch rechtzeitig weg, hörte aber das dumpfe Geräusch, als sie auf den Messerschaft schlug und dem Tier sauber die Wirbelsäule durchtrennte. Was für eine Art, sich sein Brot zu verdienen. So viel Tod für einen Hungerlohn. Sie steckte die Languste in den Dampferhitzer, schlug die Tür zu und stellte die Uhr. Dann wandte sie sich mir zu, ohne zu registrieren, wen sie vor sich hatte.
»Bitte?«
»Hi, Tippy. Kinsey Millhone. Wie geht’s?«
Ich sah den verspäteten Funken des Erkennens in ihren Augen. »Oh, hi. Meine Mom hat gerade angerufen und gesagt, Sie würden vorbeikommen.« Sie wandte den Kopf. »Corey? Kann ich jetzt gehen? Ich mache morgen die Kasse, wenn du’s heute machen kannst.«
»Kein Problem.«
Sie wandte sich dem Mann zu, der auf seine Languste wartete. »Möchten Sie was trinken?«
»Haben Sie Eistee in Dosen?«
Sie nahm die Dose aus der Kühlbox, gab Eis in einen Pappbecher und fischte ein kleines Schälchen Krautsalat aus der Vitrine. Sie schrieb die Gesamtsumme von Hand unten auf den Kassenbon und riss diesen mit einer schwungvollen Bewegung ab. Er reichte ihr einen Zehner, und sie gab ihm mit der gleichen Effizienz das Wechselgeld heraus. Die Uhr am Kocher begann zu piepen. Sie griff mit einem Küchenhandschuh hinein und klatschte die dampfende Languste auf einen Pappteller. Der Typ hatte kaum sein Essen entgegengenommen, als sie schon die Schürze abband und durch die zweiteilige Tür an der Seite heraustrat.
»Wir können uns an einen von den Tischen setzen, oder wollen Sie lieber woanders hin? Mein Auto steht dort drüben. Sollen wir im Wagen reden?«
»Wir können ja mal in die Richtung gehen. Ich habe wirklich nur ein paar kurze Fragen.«
»Sie wollen wissen, wo ich in der Nacht war, als Tante Isabelle ermordet wurde, stimmt’s?«
»Stimmt.« Es wurmte mich, dass Rhe Zeit gehabt hatte, sie vorzuwarnen, aber was hätte ich machen sollen? Selbst wenn ich direkt hergekommen wäre, hätte Rhe Zeit genug gehabt für einen Anruf. Jetzt hatte Tippy die Möglichkeit gehabt, sich eine schlaue Geschichte auszudenken... falls sie das nötig hatte.
»O Mann, ich habe versucht, mich zu erinnern. Ich denke, ich war bei meinem Dad.«
Ich starrte sie einen Moment an. »Sie wissen es nicht mehr?«
»So konkret nicht. Ich war damals noch auf der High School. Da hatte ich sicher eine Menge Hausaufgaben zu machen oder so was.«
»Hatten Sie nicht Ferien? Das war doch der Tag nach Weihnachten. Die meisten Schüler haben in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr frei.«
Sie runzelte leicht die Stirn. »Kann sein. Wenn Sie’s sagen. Ich weiß es wirklich nicht mehr.«
»Haben Sie eine ungefähre Vorstellung, wann Ihre Mutter anrief, um Ihnen die Sache mit Isabelle mitzuteilen?«
»Hm, vielleicht eine Stunde später. So etwa eine Stunde, nachdem es passiert war. Ich weiß, dass sie von Tante Isabelle aus angerufen hat, aber da war sie wohl schon eine Weile bei Simone.«
»Könnte es sein, dass Sie so um eins, halb zwei noch unterwegs waren?«
»Um halb zwei nachts? Sie meinen, ob ich noch aus war?«
»Ja, vielleicht mit einem jungen Mann, oder auch einfach nur so, mit Freunden.«
»Mm-mm. Mein Dad wollte nicht, dass ich so lange wegblieb.«
»War er in dieser Nacht zu Hause?«
»Bestimmt. Wahrscheinlich«, sagte sie.
»Wissen Sie noch, was Ihre Mutter sagte, als sie anrief?«
Sie dachte kurz nach. »Nein, ich glaube nicht. Ich meine, ich weiß noch, dass sie mich geweckt hat und dass sie geweint hat und so.«
»Hat Ihr Vater einen Lieferwagen?«
»Nur in der Firma«, sagte sie. »Er hat einen Malerbetrieb und transportiert seine Ausrüstung in einem Lieferwagen.«
»Hatte er damals schon denselben Lieferwagen?«
»Den hat er, solange ich zurückdenken kann. Jetzt braucht er allerdings einen neuen.«
»Ist der, den er hat, weiß?«
Das ließ sie kurz stutzen. Womöglich eine Fangfrage? »Ja«, sagte sie zögernd. »Wieso?«
»Die Sache ist die«, sagte ich. »Ich habe mit jemandem gesprochen, der sagt, er hätte Sie in der fraglichen Nacht draußen herumfahren sehen, mit einem weißen Lieferwagen.«
»Also, das ist ein Ding. Ich war nicht weg«, sagte sie mit einem Hauch von Empörung.
»Und Ihr Vater? Vielleicht hat er den Lieferwagen benutzt?«
»Das glaube ich nicht.«
»Wie heißt er? Ich kann ihn ja fragen. Vielleicht fällt ihm etwas ein.«
»Bitte, nur zu. Meinetwegen. Er heißt Chris White. Er wohnt am West Glen, von meiner Mutter aus gleich um die Kurve.«
»Danke. Das hilft mir sehr.«
Das schien sie zu beunruhigen. »Ach, ja?«
Ich zuckte die Achseln und sagte: »Ja, sicher. Wenn Ihr Vater bestätigen kann, dass Sie zu Hause waren, ist diese andere Sache wohl nur eine Verwechslung.« Ich ließ gerade eben eine Spur von Skepsis in meiner Stimme schwingen, ein kleines Zweifelsvögelchen, das weit weg im Wald zwitscherte. Es verfehlte seine Wirkung nicht.
»Wer war das, der gesagt hat, er hätte mich gesehen?«
»Darüber würde ich mir keine Gedanken machen.« Ich sah auf die Uhr. »Ich lasse Sie jetzt besser gehen.«
»Soll ich Sie heimfahren oder so? Das macht mir nichts aus.« Ganz das hilfsbereite kleine Mädchen.
»Ich bin gleich zu Hause, danke. Ich melde mich später noch einmal.«
»Nacht«, sagte sie. Ihr Abschiedslächeln schien aufgesetzt, einer dieser Strahleversuche, den widersprechende Emotionen sabotieren. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie ihren Stirnrunzel-Falten mit dreißig nur noch mit einer Schönheitsoperation beikommen können. Ich sah ihr nach, und sie bedachte mich mit einem halbherzigen Winken, das ich genauso halbherzig erwiderte. Ich marschierte über den Pier zurück und dachte aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen: »Schisshase, Lügennase.«
Mein Abendessen bestand aus Knusper-Flakes und Magermilch. Ich aß an der Spüle stehend, das Schüsselchen in der Hand, und starrte aus dem Fenster. Ich tilgte alles aus meinem Denken, zerrubbelte die Ereignisse des Tages zu einem Wölkchen Staub. Die Sache mit Tippy ließ mich immer noch nicht los, aber es hatte keinen Sinn, irgendetwas forcieren zu wollen. Ich übergab das Ganze meinem Unterbewusstsein zur weiteren Bearbeitung. Was immer es war, was mich irritierte, es würde schon noch an die Oberfläche kommen.
Um 18 Uhr 40 machte ich mich auf den Weg zu meinem Termin bei Francesca Voigt. Wie die meisten Hauptpersonen in diesem Drama wohnten auch sie und Kenneth in Horton Ravine. Ich fuhr den Cabana westwärts und die lange, gewundene Hügelstraße bis über Harley’s Beach hinaus, so dass ich von hinten in die Schlucht gelangte, von der der Ortsteil seinen Namen hat. Ursprünglich hatte es hier zwei Ranches von jeweils über dreitausend Morgen gegeben, die um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts ein Kapitän namens Robertson erworben, zusammengelegt und seinerseits an einen Schafzüchter namens Tobias Horton weiterverkauft hatte. Seither war das Land in über 670 Parzellen aufgeteilt worden, die zwischen eineinhalb und fünfzig Morgen groß und durch fast fünfzig Kilometer Straßen und Schleichpfade vernetzt waren. Ein Luftbild hätte gezeigt, dass die beiden Häuser, obgleich scheinbar meilenweit voneinander entfernt, in Wahrheit nur zwei Grundstücke auseinander lagen und weniger durch räumliche Distanz als durch gewundene Straßenkilometer voneinander getrennt waren. Tatsächlich war David Barney nicht der Einzige, der ganz in der Nähe von Isabelles Haus wohnte.
Die Voigts lebten auf circa sechs bis acht Hektar, falls die Grundstücksgrenzen identisch mit den Hecken waren, die sich die Straße entlang schlängelten und den Hang hinunter zogen. Die Sträucher und Beete waren durchweg sorgsam gepflegt, und am Rande des Gartens standen Grüppchen von hohen Eukalyptusbäumen. Die Zufahrt beschrieb einen Halbkreis, dessen Zentrum ein dicht bepflanztes Stiefmütterchenbeet bildete, ein Gemisch aus Tiefrot- und Lilatönen, die im Schein der Gartenstrahler leuchteten. Auf der rechten Seite sah ich Pferdeställe, eine Sattelkammer und eine leere Koppel. Die Luft muffelte ein ganz klein wenig nach Stroh, Feuchtigkeit und den verschiedenen Abfallprodukten von Pferden.
Das Haus war flach, weißes Balkenwerk, weiß getünchter Backstein, mit lang gezogenen Steinterrassen entlang der Vorderfront und dunkelgrünen Holzläden, die breite, zweiflügelige Fenster flankierten. Ich stellte meinen Wagen in der Zufahrt ab, klingelte und wartete. Ein phlegmatisches weißes Hausmädchen in schwarzer Tracht öffnete mir. Die Frau war meiner Schätzung nach in den Fünfzigern und wirkte aus irgendeinem Grund ausländisch — Gesichtsform, Statur... ich kam nicht dahinter. Sie sah mir nicht richtig in die Augen. Ihr Blick blieb irgendwo in der Nähe meines Schlüsselbeins hängen und verharrte dort, während ich ihr sagte, wer ich war und dass ich erwartet würde. Sie antwortete nicht, vermittelte aber durch ihre Körpersprache, dass sie meine Erklärungen verstanden hatte.
Ich folgte ihr durch die mit poliertem weißem Marmor ausgelegte Diele und dann über weißen Teppichboden, so dick und so rein wie eine jungfräuliche Schneedecke. Wir durchquerten das Wohnzimmer — Glas und Chrom, kein Nippes, kein Buch. Der Raum schien für eine Familie von Riesen bestimmt. Die Möbel waren alle weiß bezogen und überdimensioniert: breite, klobige Sofas, wuchtige Sessel, der Glas-Couchtisch so groß wie eine Doppelbettmatratze. Auf einer mächtigen Anrichte stand eine Schüssel mit hölzernen Äpfeln vom Kaliber eines Softballs. Der Effekt war eigenartig: Ich fühlte mich, wie ich mich mit fünf Jahren gefühlt hatte. Vielleicht war ich ja geschrumpft, ohne es zu merken.
Wir gingen durch einen Flur, durch den locker ein Schneepflug gepasst hätte. Das Hausmädchen blieb vor einer Tür stehen, klopfte einmal an, öffnete, hielt mir die Tür auf und starrte höflich auf mein Brustbein, während ich an ihr vorbeischlüpfte. Francesca saß an einer Nähmaschine in einem Zimmer, das für gewöhnliche Menschen dimensioniert und buttergelb gestrichen war. Über eine ganze Wand zog sich ein ästhetisch unterteilter, maßgeschreinerter Einbauschrank, dessen offene Türen den Blick auf verschiedene Fächer mit Schnittmustern, Stoffballen, Litzen und Borten sowie Nähzubehör freigaben. Das Zimmer war luftig, die Beleuchtung ausgezeichnet, die hellen Hartholzdielen abgezogen und lackiert.
Francesca war groß und sehr schlank, mit hyperkurzem, braunem Haar und fein ziselierten Gesichtszügen. Sie hatte vorstehende Wangenknochen, eine markante Kieferpartie, eine lange, gerade Nase und einen Schmollmund mit einer ausgeprägten Oberlippe. Sie trug weite, weiße Hosen aus einem geschmeidig fallenden Material und eine lange, pfirsichfarbene Tunika mit einem schweren Ledergürtel. Ihre Hände waren schmal, die Finger lang, die Nägel konisch gefeilt und lackiert. Sie hatte einen Satz schwerer, silberner Armreifen am Handgelenk, die wie Ketten klirrten und mich in meinem Verdacht bestätigten, dass Glamour eine Bürde ist, die nur schöne Frauen verkraften. Sie sah aus, als würde sie nach Flieder oder frisch geschälten Orangen duften.
Francesca streckte mir lächelnd die Hand hin, und wir stellten uns vor. »Setzen Sie sich. Ich bin gleich fertig. Wenn Sie möchten, kann uns Guda ein Gläschen Wein bringen.«
»Das wäre nett.«
Ich sah mich um und bekam gerade noch mit, wie Gudas Blick zu Francescas Gürtelschnalle hinabglitt. Ich deutete es als Zeichen dafür, dass sie verstanden hatte und gehorchen würde. Sie nickte und schwebte auf ihren Kreppsohlen hinaus. »Spricht sie Englisch?«, fragte ich, als die Tür zu war.
»Nicht fließend, aber gut genug. Sie ist Schwedin. Sie ist erst einen Monat bei uns. Die Ärmste. Ich weiß, sie hat Heimweh, aber ich bekomme nicht viel aus ihr heraus.« Sie setzte sich wieder an ihre Maschine und nahm sich eine Bahn hauchdünnen blauen Stoffs vor, die sie an dem einen Ende gereiht hatte. »Ich hoffe, Sie finden mich nicht unhöflich, aber ich lasse ungern ein Stück halb fertig liegen.«
Sie drehte die Stoffbahn mit einer geübten Bewegung um, verstellte einen Knopf und nähte mit Zickzack-Stichen über das andere Ende. Die Nähmaschine gab ein beruhigendes, tiefes Surren von sich. Ich sah ihr zu und hatte das Gefühl, als sei ich stumm. Ich verstand nicht genug vom Nähen, um eine konkrete Frage formulieren zu können, aber Francesca schien meine Neugier zu spüren. »Das wird ein Turban, falls Sie sich fragen, was ich hier mache. Ich entwerfe Kopfbedeckungen für Krebspatientinnen.«
»Wie sind Sie darauf gekommen?«
Sie legte ein Stück Klettband auf den Stoff und nähte es entlang der Kanten fest, indem sie den Antriebshebel der Maschine mit dem Knie bediente. »Ich musste mich vor zwei Jahren einer Chemotherapie unterziehen, wegen Brustkrebs. Eines Morgens, als ich unter der Dusche stand, fielen mir die Haare in dicken Büscheln aus. Ich hatte in einer Stunde eine Lunch-Verabredung, und da stand ich mit meinem Kahlkopf. Ich band mir einen improvisierten Turban um, aus einem Schal, den ich gerade zur Hand hatte, aber es war nicht gerade der große Hit. Synthetik hält nicht so gut auf der glatten Kopfhaut. Diese Geschäftsidee hat mich während der Chemotherapie aufrechterhalten und wieder auf die Beine gebracht. Komisch, wie so etwas läuft. Die tragischsten Dinge können sich ins Positive wenden, wenn man offen dafür ist.« Sie sah zu mir herüber. »Waren Sie je ernstlich krank?«
»Ich bin zusammengeschlagen worden. Zählt das?«
Sie reagierte nicht mit den üblichen Ausrufen indignierten Entsetzens. Nach dem, was sie durchgemacht hatte, erschien ihr ein schlichter Schlägerei-K.o. wahrscheinlich als mindere Widrigkeit. »Rufen Sie mich an, falls Ihnen das noch einmal passiert. Ich habe Spezial-Kosmetika zum Abdecken von Blutergüssen. Ich führe nämlich eine ganze Produkt-Linie für alle Wechselfälle des Lebens. Die Firma heißt >Steck’s weg<. Ich bin die Alleineigentümerin.«
»Wie geht es Ihnen jetzt gesundheitlich?«
»Gut. Danke für die Nachfrage. Heutzutage schaffen es viele. Es ist nicht mehr wie früher, als eine Krebsdiagnose noch ein Todesurteil war.« Sie nähte das zweite Stück Klettband fest, stellte das Füßchen hoch, zog das fertige Werk darunter weg und schnitt die Fäden ab. Dann drapierte sie den Turban gekonnt um ihren Kopf. »Na, was sagen Sie?«
»Sehr exotisch«, sagte ich. »Aber Sie könnten sich auch Klopapier um den Kopf wickeln und würden immer noch gut aussehen.« Sie lachte. »Das gefällt mir. Der Einmal-Turban.« Sie notierte es sich im Stillen, setzte dann den Turban ab und schüttelte ihr Haar aus. »Fertig. Gehen wir doch nach draußen auf die Terrasse. Wir können ja die Heizung anstellen, wenn es kalt wird.«
Von der breiten Steinterrasse hinter dem Haus sah man über Santa Teresa und bis zu den Bergen. Unter uns brannten schon Straßenlaternen, die das Gitternetz der Straßen nachzeichneten. Wir setzten uns in Korbsessel mit dicken Sitzkissen aus blumengemustertem Chintz. Der Pool war von Strahlern erhellt, ein schimmerndes blaugrünes Rechteck mit einer Druckdüse am einen Ende. Dampfschwaden stiegen von der Oberfläche auf und erzeugten eine milde, chlorhaltige Brise. Das Gras ringsherum wirkte üppig und dunkel, das Haus hinter uns wie ein gelber Leuchtkörper.
Guda erschien mit einer Flasche Chardonnay in einem Kühler, zwei langstieligen Weingläsern und einem Tablett mit verschiedenen Häppchen. Ich deponierte meine Füße auf einer korbgeflochtenen Ottomane und sprach den kleinen Köstlichkeiten zu. Guda brachte uns Knäcke-Kräcker, so krachig und geschmacksneutral wie Holzschindeln, mit kleinen Häufchen von knoblauchigem Kräuter-Frischkäse garniert. Auf dem Kräcker-Teller hatte sie außerdem noch thunfischgefüllte Cocktail-Tomaten und hausgemachte Blätterteig-Käsesticks arrangiert. Nach meinem üppigen Flocken-Mahl musste ich mich sehr bezwingen, um mich nicht auf die Häppchen zu stürzen wie ein hungriger Hund. Ich kostete den Wein, eine seidige Mischung aus Apfel und Eiche. Arme, geschundene Privatdetektive leben kaum je so. Wir toben unsere Luxusbedürfnisse auf der Ebene von offenem Tischwein aus. »Sie haben’s gut«, sagte ich.
Francesca musterte ihre Umgebung, als sähe sie alles durch meine Augen. »Komisch, dass Sie das sagen. Ich denke daran, Kenneth zu verlassen. Ich werde warten, bis der Prozess vorbei ist, aber dann wüsste ich nicht, was mich noch halten sollte.«
Dieses Geständnis verblüffte mich. »Im Ernst?«
»Ja, im Ernst. Es ist eine Sache der Prioritäten. Seine Liebe zu gewinnen erschien mir früher so wichtig. Jetzt merke ich, dass mein Glück überhaupt nichts mit ihm zu tun hat. Er hat zu mir gehalten, über die Operation und die Chemotherapie hinweg, und ich bin ihm sehr dankbar dafür. Ich habe eine Menge Horrorgeschichten gehört, von Ehepartnern, die dem Dauerstress gegen Krebs nicht gewachsen sind. Ich bin diejenige, die sich verändert hat. Dankbarkeit macht noch keine Ehe. Ich bin eines Morgens aufgewacht und habe gemerkt, dass ich nicht mehr ich selbst bin.«
»Was hat diese Erkenntnis ausgelöst?«
»Nichts Bestimmtes. Das ist, als ob man in einer Dunkelkammer sitzt und plötzlich das Licht angeht.«
»Was wollen Sie tun, wenn Sie ihn verlassen?«
»Ich weiß es nicht genau, aber irgendetwas Simples. Für mich ist dieses Haus wahrscheinlich genauso erstaunlich wie für Sie. Ich bin nicht reich geboren. Mein Vater war Hausmeister in einer Grundschule, und meine Mutter hat in einer Apotheke gearbeitet und die Regale mit Zahnseide und Gurgellösung aufgefüllt.«
Ich musste über das Bild lachen. »Aber Sie wirken, als gehörten Sie hierher.«
»Ich weiß nicht recht, ob das ein Kompliment ist. Ich lerne schnell. Als ich Kenneth kennen lernte, habe ich die Leute in seiner Umgebung genau beobachtet. Ich habe herausgefunden, wer wirklich Klasse hatte, und den Betreffenden alles nachgemacht, mit ein paar eigenen Schnörkeln, als persönliche Note. Das ist alles nur eine Reihe von Tricks. Ich könnte es Ihnen an einem Nachmittag beibringen. Es ist ganz amüsant, aber nicht weiter wichtig.«
»Finden Sie es nicht toll, das alles zu haben?«
»In gewisser Weise schon. Ich meine, natürlich ist es nett, aber ich verbringe meine Tage meistens im Nähzimmer. Das könnte ich woanders auch.«
»Ich kann’s nicht fassen, dass Sie so etwas sagen. Ich hatte gehört, Kenneth sei für Sie alles.«
»Das habe ich auch gedacht, und das war wohl auch so. Zu Anfang unserer Beziehung war ich total verliebt in ihn. Es war fast schon so etwas wie Besessenheit. Ich hielt ihn für mächtig und stark, klug und verantwortlich. Sehr männlich«, sagte sie mit tiefer Stimme. »Er entsprach genau meinem Idealbild von einem Mann, aber soll ich Ihnen etwas verraten? Er hat sich als ziemlich seicht entpuppt, was nicht heißen soll, dass ich mich für besonders tiefgründig halte. Ich bin eines Morgens aufgewacht und dachte: Was tue ich da? Es ist wirklich mühsam, mit ihm zusammen zu sein. Er liest nicht. Er denkt nicht über die Dinge nach. Er hat vorgefasste Ansichten, aber keine eigenen Ideen. Und die meisten seiner Ansichten bezieht er aus Time-Magazine. Er ist emotional so abgeschottet, dass ich mich fühle, als würde ich in der Wüste leben.«
»Das gilt für die meisten Leute, die ich kenne«, sagte ich.
»Kann sein. Vielleicht liegt es ja auch an mir, aber er hat sich in den letzten Jahren wirklich sehr verändert. Er ist so finster und verschlossen. Sie haben ihn doch getroffen, oder? Wie war denn Ihr Eindruck?«
Ich zuckte unverbindlich die Achseln. »Er kam mir ganz okay vor«, sagte ich. Ich hatte den Mann erst einmal gesehen, und wenn ich ihn auch nicht gerade anziehend gefunden hatte, hütete ich mich doch generell davor, mit Leuten über ihre Ehepartner herzuziehen. Wer weiß denn schon, ob sich die beiden nicht noch am selben Abend wieder versöhnen und alles, was ich gesagt hatte, brühwarm weiterberichtet wird? Ich wechselte das Thema. »Apropos Eindruck — wie hat denn Isabelle auf Sie gewirkt? Ich nehme an, das wird auch Gegenstand Ihrer Aussage sein.«
Francesca verzog das Gesicht und schob die Antwort auf, bis sie unsere Weingläser aufgefüllt hatte. »Das und die berühmte Geschichte mit der verschwundenen Pistole. Da waren wir ja alle dabei. Also, Isabelle — sie war in gewisser Weise ein bisschen wie Kenneth — viel Charisma an der Oberfläche, aber nichts dahinter. Sie hatte Talent, aber als Mensch hatte sie wenig Herz.«
»Sie und Kenneth haben zusammengefunden, nachdem sie sich mit David Barney eingelassen hatte?«
»Richtig. Wir lernten uns bei einem Wohltätigkeits-Fest im Canyon Country Club kennen. Ich war mit einer Freundin dort, und irgendjemand hat uns miteinander bekannt gemacht. Isabelle hatte ihn gerade verlassen, und er war wie ein geprügelter kleiner Hund. Sie wissen ja, wie das ist. Es gibt nichts Unwiderstehlicheres als einen hilfsbedürftigen Mann. Ich war hingerissen. Ich stellte ihm nach. Ich dachte, ich müsste sterben, wenn ich ihn nicht bekäme. Man hat mich gewarnt, aber ich wollte nicht hören. Die ganzen sechs Monate, die seine Scheidung dauerte, habe ich ihn umsorgt und getröstet und gehätschelt und umgurrt.«
»Und das hat funktioniert?«
»Oh, ich habe bekommen, was ich wollte. Ich hatte nur nicht viel davon. Wir haben geheiratet, sobald er frei war, aber sein Herz war nicht dabei. Er hing immer noch an ihr, was mich natürlich lange Zeit erst recht an ihn gebunden hat. Ich wusste, er liebte mich nicht, wie hätte ich ihm da widerstehen können? Ich musste schwänzeln und tänzeln. Ich musste ihm um jeden Preis gefallen. Aber es hat natürlich alles nichts genützt. Ich meine, im Grunde fliegt er auf Frauen, die ihn genauso zurückweisen wie er mich. Ist das nicht tragisch? Er wird sich wahrscheinlich bis über beide Ohren in mich verlieben, sobald ich die Scheidung einreiche.«
»Was war der Grund für Ihre veränderte Einstellung? Der Krebs?«
»Das war ein Grund. Der Prozess hat auch das Seine dazugetan. An einem bestimmten Punkt ist mir aufgegangen, dass das einfach seine Art war, weiter an Isabelle festzuhalten. So kann er immer noch um sie kreisen. Er kann ihretwegen leiden. Und wenn er sie nicht mehr haben kann, will er wenigstens ihr Geld. Darum geht es doch.«
»Und was ist mit der Tochter, Shelby? Welche Rolle spielt sie bei der ganzen Sache?«
»Sie ist ein nettes Kind. Er sieht sie kaum. Sie ist kaum je zu Hause. Ab und zu — so alle zwei, drei Monate — fährt er sie im Internat besuchen. Dann führt er sie einen Tag lang aus, zum Essen, ins Kino, und das ist es auch schon.«
»Ich dachte, der Prozess fände ihretwegen statt, um sicherzustellen, dass für sie gesorgt ist.«
»Das sagt er, aber es ist einfach lächerlich. Er ist hoch versichert. Wenn ihm etwas passieren würde, bekäme Shelby eine Million Dollar. Was braucht sie denn noch mehr? Er will einfach nicht loslassen, deswegen der Prozess. Herrje, klingt das gemein?«
»Gar nicht. Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen. Ich hatte, ehrlich gesagt, nicht gedacht, dass Sie mir viel erzählen würden.«
»Ich erzähle Ihnen alles, was Sie wissen möchten. Ich nehme auf diese Menschen keine Rücksicht mehr. Früher dachte ich, ich müsse zu ihnen halten. Es gab Zeiten, da hätte ich kein Wort gesagt. Ich hätte Schuldgefühle gehabt und mich als Verräterin gefühlt. Inzwischen macht mir das nichts mehr aus. Ich sehe sie jetzt so deutlich — wie wenn man kurzsichtig ist und plötzlich Kontaktlinsen kriegt. Es ist auf einmal alles so verblüffend klar.«
»Zum Beispiel?«
»Was ich eben gesagt habe... Kenneth und seine Besessenheit. Das Schlimmste nach der Trennung war für ihn, sich der Tatsache zu stellen, dass Isabelle hemmungslos narzisstisch war. Jetzt, wo sie tot ist, kann er sich wieder an den Glauben klammern, sie sei einfach vollkommen gewesen.«
»Isabelle und David haben sich bei der Arbeit kennen gelernt? In Peter Weidmanns Firma?«
»Genau. Es war >Liebe auf den ersten Blick<«, sagte sie, wobei sie mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft malte.
»Glauben Sie, er hat sie umgebracht?«
»David? Ich weiß nicht recht, was ich darauf antworten soll. Während der Prozess lief, war ich fest davon überzeugt, aber inzwischen erscheint es mir nicht mehr so plausibel. Ich meine, sehen Sie sich die Sache doch mal genauer an. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie >weiblich< diese Mordmethode war? Es erstaunt mich schon die ganze Zeit, dass das noch niemand angesprochen hat. Das mag vielleicht sexistisch klingen, aber es hat doch schon fast etwas >Steriles<, jemanden durch einen Tür-Spion zu erschießen. Vielleicht ist das ja nur ein Vorurteil, aber ich denke, wenn Männer töten, tun sie es gewaltsamer und direkter. Sie würgen oder schlagen oder stechen zu. Das ist geradeheraus. Und wenn sie schießen, dann gehen sie hin und BUMM! Sie ballern ihr Opfer über den Haufen, aber sie schleichen sich nicht heimlich an.«
»Mit anderen Worten: Männer töten Auge in Auge.«
»Genau. Wenn man durch einen Spion schießt, braucht man sich der Wirkung nicht zu stellen. Man muss es nicht mal aushalten, das Blut zu sehen, geschweige denn, sich damit zu beflecken. David mag sie ja verfolgt haben, aber er hat es so offenkundig getan, vor Gottes und vor unser aller Augen. Gerichtliche Verfügungen, Polizei, Schreiereien am Telefon. Da müsste ihm doch klar gewesen sein, dass der Verdacht zuallererst auf ihn fällt. Und diese Geschichte mit dem Joggen! So etwas Idiotisches. Glauben Sie mir, der Mann ist clever. Wenn er es gewesen wäre, hätte er sich bestimmt ein besseres Alibi einfallen lassen.«
»Aber worauf wollen Sie hinaus? Sie müssen doch irgendeine Theorie haben, sonst würden Sie das ja wohl nicht sagen.«
»Simone käme auch in Frage.«
»Isabelles Zwillingsschwester?«
»Kennen Sie die Geschichte nicht?«
»Ich fürchte, nein«, sagte ich. »Aber ich bin sicher, Sie werden mich aufklären.«
Sie lachte über meinen Ton. »Also, passen Sie auf. Die beiden haben sich nie besonders gut verstanden. Isabelle tat, was ihr gefiel, und Simone war meistens die Dumme. Isabelle hatte alles — jedenfalls äußerlich gesehen: Schönheit, Talent, ein reizendes Kind. Und genau das war der wunde Punkt. Simone wollte ein Kind, mehr als alles auf der Welt. Ihre biologische Uhr stand schon auf Sommerzeit. Ich nehme an, Sie haben sie getroffen?«
»Ich habe gestern mit ihr gesprochen.«
»Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass sie hinkt?«
»Doch, natürlich, aber sie hat nicht darüber gesprochen, und ich habe nicht gefragt.«
»Ein schlimmer Unfall. Und Isabelles Schuld. Das war vor sieben Jahren, wenn ich mich recht erinnere, etwa ein Jahr vor Iz’ Tod. Iz war betrunken nach Hause gefahren und hatte das Auto in der Einfahrt stehen lassen, ohne die Handbremse anzuziehen. Der Wagen machte sich selbstständig und rollte den steilen Hang hinunter, pflügte durch die Büsche und wurde immer schneller. Simone war unten am Briefkasten, und er erwischte sie mit voller Wucht. Zertrümmerte ihr das Becken und den Oberschenkelknochen. Es hieß zuerst, sie würde nie wieder laufen können, aber sie hat es geschafft. Sie haben es ja selbst gesehen. Sie ist wieder ganz gut zu Fuß.«
»Aber mit dem Kinderkriegen war es aus.«
»Richtig. Und was noch dazu kam: Sie war damals verlobt, und der Mann hat sie sitzen lassen. Er wollte eine Familie. Punkt, Ende. Das hat Simone den Rest gegeben.«
Ich musterte ihr Gesicht und versuchte, das Gewicht dieser Information abzuschätzen. »Nicht von der Hand zu weisen«, sagte ich.