13

Es war ein hektischer Sommer. Reinhard hatte eine größere Wohnung aufgetrieben, ein ziemlich vergammeltes Wochenendhaus zwischen den Weinbergen von Wiesbaden-Frauenstein. Die Flüchtlinge, die bisher darin einquartiert gewesen waren, hatten sich aus Angst vor dem Winter eine andere Unterkunft gesucht. Denn das Haus hatte keinen Ofen und keine Heizung, nur einen offenen Kamin.

»Wir lassen einfach alle Zimmertüren offen«, sagte Reinhard.

Paps machte ein skeptisches Gesicht.

»Wie sich die Zeiten ändern«, meinte er. »Früher hätten die Behörden nie und nimmer erlaubt, daß so etwas dauernd bewohnt wird.«

»Ach Paps«, rief Almut, »du hast ja recht. Im Januar werden wir dort Eiszapfen an der Nase haben. Aber die Sommer! Was für Sommer für die Kinder!«

»Ihr werdet euch noch wundern!« sagte Paps düster.

 

Hals über Kopf zogen sie um. Sie hatten nicht viel mitzunehmen. Freunde halfen, Evakuierte wie Einheimische. Bettwäsche fand sich ein, Kinderkleidung, zwei Kinderbettgestelle, eine richtige große Matratze und eine Daunendecke für Janna-Berta, die sich auf dem Dachboden einrichtete. Kehrichtschaufeln voll Staub und Mäusedreck kippte sie aus der Dachluke. Zum ersten Mal trällerte sie wieder.

Zwei Schlafzimmer, Wohndiele, Küche, Bad. Noch immer klein für sechs Personen, wenn man die Maßstäbe anlegte, die vor dem Unglück gegolten hatten. Aber Almut wischte solche Gedanken weg: Die Zeiten hatten sich geändert, man mußte sich arrangieren, das Beste daraus machen, und nun waren sie erst mal glücklich. Sie konnten es kaum erwarten, die beiden Kinder zu holen. Und die Großmutter, die sie vorerst noch versorgte, drängte.

»Die Arbeit wächst ihr über den Kopf«, berichtete Almut, als sie von einem Besuch der Kinder zurückkehrte, zwei Tage, bevor sie sie abholen wollte. »Trotzdem hab ich ein ungutes Gefühl. Die Frau hängt an den Kleinen. Sie bricht in Tränen aus, wenn sie mich nur sieht. Wenn ich daran denke, daß sie übermorgen mutterseelenallein in ihrem Zimmerchen sitzt –«

»Hör zu«, sagte Reinhard, »ich ahne, worauf du hinauswillst. Aber ist dir klar, daß wir uns damit wieder dem Sardinenleben nähern würden, dem wir gerade entkommen sind?«

»Ich hab ja nur überlegt«, seufzte Almut. »Aber wenn ich mir vorstelle, ich würde in ihrer Haut stecken –«

»Wir können sie mit den Kindern besuchen«, meinte Reinhard, »und sie kann zu uns kommen. So oft sie will.«

»Sie könnte mit den Mädchen im Kinderzimmer schlafen«, sagte Janna-Berta.

Weder Almut noch Reinhard antworteten. Sie rührten nicht mehr an das Thema, bis sie am übernächsten Tag aufbrachen, um die Kinder abzuholen. Paps und Janna-Berta warteten ihre Ankunft daheim ab. Janna-Berta putzte noch schnell die Fenster des Kinderzimmers, Paps kochte süßen Reis mit Rosinen. Er verschüttete das Milchpulver, und es gab noch im letzten Augenblick zu kehren und zu putzen.

»Wie leicht jetzt Waisenkinder zu haben sind«, sagte Paps kopfschüttelnd. »Früher mußte man sich Jahre vorher beim Jugendamt anmelden, und dann war es immer noch nicht sicher, ob man für fähig befunden wurde, ein Kind großzuziehen.«

Aber Janna-Berta hörte ihm nicht richtig zu. Sie dachte an die Großmutter der Kinder.

Dann wurde es draußen laut. Sie kamen. Janna-Berta stürzte hinaus. Sie kamen zu fünft.

»Willkommen!« rief Paps.

»Nur für die ersten Tage«, sagte die alte Dame verlegen. »Damit sich die Kinder besser eingewöhnen.«

»Dann werden wir weitersehn«, meinte Reinhard. »Vielleicht gefällt's Ihnen ja bei uns.«

Janna-Berta hatte sie sich klein und zierlich vorgestellt, aber sie war so groß wie Paps und ein bißchen mollig. Ihr Haar war fast weiß. Sie trug eine dicke Kurzsichtigenbrille. Ihr Gesicht wirkte alt und müde, und sie ging etwas vorgebeugt. Man glaubte ihr sofort, daß sie's mit den Kindern nicht mehr schaffte. Sie zog mit ins Kinderzimmer, und Janna-Berta borgte ihr ihre Matratze, bis Almut eine andere aufgetrieben hatte.

»Sie hat genauso wunderschöne braune Augen wie ihre Tochter«, sagte Almut zu Janna-Berta, als sie dann allein waren.

Während der nächsten Tage blieb die Frage, ob die alte Dame nur für den Übergang oder für immer bleiben wollte, vorerst offen. Niemand rührte daran, und sie selbst sprach auch nicht davon. Aber die ganze Familie nannte sie »Großmutter«, so, wie sie von den Kindern gerufen wurde.

»Meine Tochter wollte keine ›Oma‹ aus mir machen«, erklärte sie.

 

Almut blieb erst einmal zu Hause und kümmerte sich um die Kinder. Es war nicht einfach mit ihnen. Irmela, die Ältere, weinte viel und hing den ganzen Tag an ihrer Großmutter. Sie war allergisch gegen dies und das und brauchte strikte Diät, und wenn sie nachts unruhig wurde und Almut zu ihr hineinging, fing sie an zu schreien. Die Kleinere dagegen, ein rundes, kräftiges Ding, brauchte ständige Aufsicht, weil sie alles, was sie erreichen konnte, aus den Regalen räumte und wie am Spieß brüllte, wenn sie ihren Willen nicht bekam.

Als Reinhard und Janna-Berta an einem der nächsten Tage aus der Stadt heimkamen, fanden sie Almut in Tränen aufgelöst bäuchlings auf der Couch liegen, während Paps die Kleine in Schach hielt und die Großmutter Irmela auf dem Schoß wiegte.

»Ich schaff's nicht«, schluchzte Almut. »Ich schaff's ganz einfach nicht.«

Auch der Großmutter liefen die Tränen über die Wangen.

»Was schaffst du nicht?« fragte Reinhard und legte seinen Arm um sie.

»Diese Kinder!« rief Almut. »In meinem Leben hab ich nicht so schwierige Kinder gesehen. Ich werd mit ihnen nicht fertig. Verstehst du, ich werd mit ihnen nicht fertig! Sie wollen nicht essen, nicht schlafen, nicht mal spielen wollen sie.«

»Wenn unser Kind dein Temperament geerbt hätte«, unterbrach sie Reinhard, »wär's wahrscheinlich auch schwierig geworden.«

»Aber es wäre –«

»Was?«

»Nichts. Du hast ja recht.«

Sie erhob sich von der Couch und suchte nach einem Taschentuch. Reinhard gab ihr seines. Sie schneuzte sich und sagte: »Du machst ihnen das Abendessen, ja?«

 

Als die Kinder schliefen, setzten sich Almut, Reinhard und Janna-Berta auf die Stufen vor dem Haus und schauten auf die Dächer von Frauenstein hinunter. Es roch nach Heu und Kräutern, und der Duft der Rosen wehte von der Rabatte herüber. Almut lehnte sich gedankenverloren an Reinhard. Wie klein sie war gegen ihn. Er war wie ein Findling, wie ein mächtiger Stein, und Janna-Berta wunderte sich, daß ihn Almuts Schatten fast ganz verdunkelte. Nur sein Schnauzbart und seine buschigen Brauen schimmerten rot in der Abendsonne.

»Tut mir leid wegen vorhin«, sagte Almut. »Ich bin ein bißchen ausgerastet.«

»Werdet ihr die Kinder wieder abgeben?« fragte Janna-Berta.

Almut setzte sich gerade und warf den Kopf zurück.

»Aber nein«, sagte sie. »Vergiß mein Geheule von vorhin. Ich hab nur endgültig Abschied genommen von ein paar Träumen.«

»Bist du sicher, es war endgültig?« fragte Reinhard.

Almut sah ihn groß an und hob die Schultern. Dann lief sie ins Haus.

»Setzt euch doch mit zu uns!« hörte Janna-Berta sie rufen.

Paps kam heraus und setzte sich neben Janna-Berta. Erst eine Weile später erschienen auch Almut und die Großmutter. Almut trug einen Stuhl für sie und schob ihn ihr unter.

»Wir haben noch was beschließen müssen«, sagte sie. »Wir haben beschlossen, daß Großmutter weiter bei uns wohnen bleibt–«

»– wenn niemand was dagegen hat«, sagte die Großmutter.

»Niemand!« rief Janna-Berta.

 

Die Einweihung des Zentrums rückte näher, Termine drängten, Demonstrationen standen an. Scharenweise zogen deutsche Demonstranten über die französische Grenze, um sich am Widerstand der französischen Bevölkerung gegen die Atommeiler zu beteiligen. Während Paps und die Großmutter die Kinder hüteten, fuhren Almut, Reinhard und Janna-Berta mit einer Gruppe von Freunden nach Cattenom. Sie mußten über Feldwege wandern, denn die Franzosen hatten den Grenzübergang geschlossen. Auch andere Gruppen tauchten zwischen den Feldern auf und schlossen sich ihnen an. Unter ihnen entdeckte Janna-Berta plötzlich die Hofmanns und die Jordans aus Schlitz. Herr Jordan war mager geworden, Frau Jordan hatte Hosen an und einen Parka, und Janna-Berta fand, daß sie ungemein komisch darin aussah.

»Janna-Berta!« rief Tina Hofmann, lief auf sie zu und umarmte sie. Tina hatte noch ihren Lockenschopf, obwohl sie Schlitz erst Stunden nach ihr verlassen haben mußte. Die Hofmanns waren wohl nicht in den Gewitterregen geraten.

»Du Arme«, sagte Tina.

Janna-Berta schluckte.

»Sie wachsen ja wieder«, sagte sie fast feindselig. »Siehst du den Flaum?«

»Tina meint den Tod deiner Eltern und deiner kleinen Brüder«, sagte Frau Hofmann.

Janna-Berta mußte erzählen, wo sie jetzt wohnte und wie es ihr ergangen war.

»Du hast dich verändert«, sagte Frau Jordan. »Als wir dich das letzte Mal gesehen haben, warst du noch ein Kind.«

»Wir haben uns ja auch verändert«, sagte Herr Jordan.

»Und deine Großeltern?« fragte Frau Hofmann.

Janna-Berta erzählte, daß sie noch immer auf Mallorca seien. Nein, sie wüßten noch nichts von Vatis und Muttis Tod und dem Tod der Brüder.

»O mein Gott«, sagte Frau Jordan. »Was steht ihnen da noch bevor! Wenn demnächst die Sperrzone DREI freigegeben wird, werden sie ja bald heimkommen.«

Herr Hofmann trieb die Gruppe an. Der Abstand durfte nicht zu groß werden. Tina blieb neben Janna-Berta. Sie liefen durch Nebel. Dann fing es an zu nieseln. Janna-Berta erfuhr, daß man für den ersten Oktober mit der Freigabe rechnete.

»Jordans wollen gleich heim«, erzählte Tina. »Am ersten Tag. Wegen ihrem Garten. Frau Jordan würde lieber noch abwarten, aber er ist nicht zu halten. Auch die Bauern aus dem Schlitzerland wollen sofort nach Hause. Sie müssen ja noch die Ernte unterpflügen, bevor der Winter kommt.«

Andere, so erfuhr Janna-Berta, wollten gar nicht mehr heim. Eggelings zum Beispiel. Sie fürchteten ein zu großes Risiko für die Gesundheit. Das Gift säße ja noch wer weiß wie lange im Boden, und alles, was man äße oder auch nur berühre, sei verseucht. Eggelings lebten jetzt an der holländischen Grenze bei Verwandten, dort wollten sie auch bleiben. Sie waren Rentner. Sie konnten leben, wo sie wollten.

»Und ihr?« fragte Janna-Berta.

»Wir wandern aus«, sagte Tina. »Nach Kolumbien. Wir warten nur noch, bis wir das Geld zusammenhaben. Europäer müssen neuerdings eine Kaution hinterlegen, wenn sie für immer ins Land wollen. Und die Überfahrt kostet auch eine Menge. Aber sie nehmen einen auch auf, wenn man verseucht ist.«

Kolumbien? Früher hatte sie sich immer brennend gewünscht, einmal Südamerika zu durchreisen. Jetzt dachte sie an das Haus am Hang. Sie sah es in der Sonne leuchten. Unten lag die kleine Stadt. Die Konturen der beiden Burgen und des dicken Hinterturms zeichneten sich vor dem Himmel ab, dazwischen der schlanke Turm der evangelischen Kirche.

Schlitz war der schönste Ort der Welt.

Als sie die anderen Gruppen erreichten, war das Getümmel bereits in vollem Gang. Die französische Polizei hatte die Demonstranten am Ortsrand erwartet und zurückgedrängt. Janna-Berta löste sich von Tina, um Almut und Reinhard zu suchen.

»Wenn du mal nach Kolumbien willst«, sagte Tina, »dann schreib uns!«

»Ich will nach Schlitz«, antwortete Janna-Berta.

»Schau bei uns rein!« rief ihr Frau Jordan zu und winkte.

Janna-Berta drängte sich durch die Menge, bis sie auf Almut stieß. Sie erfuhr, daß Reinhard festgenommen worden war. Erst gegen Abend kam er wieder frei. Er hatte eine Platzwunde auf der Stirn, notdürftig mit einem Heftpflaster überklebt. In seinen Brauen und seinem Schnurrbart klebte getrocknetes Blut. Der linke Hemdsärmel war an der Schulter fast ganz herausgerissen. Almut umarmte Reinhard stürmisch.

»Ich hab noch Glück gehabt, trotz allem«, meinte er, als sie heimfuhren.

Vier Demonstranten waren umgekommen, drei Franzosen und ein Deutscher. Über dreißig waren schwer verletzt worden, darunter auch einige Polizisten. Man erzählte sich, daß es unter den Polizisten harte Auseinandersetzungen gegeben habe: Viele hätten sich geweigert, gegen die Demonstranten anzugehen, manche hätten sich mit ihnen solidarisiert.

Der Bus hatte eine Panne. Erst um Mitternacht kamen sie heim, todmüde und ausgehungert. Während die Großmutter von den Kindern erzählte, schlich sich Reinhard hinter ihrem Rücken ins Badezimmer, um sie nicht zu erschrecken.

 

Drei Tage später wurde das Datum offiziell bekanntgegeben, an dem die Sperrzone DREI aufgehoben werden sollte: der erste Oktober. Mit knapper Mehrheit war dieser Beschluß im Bundestag gefaßt worden. Der neue Umweltminister hatte die Verseuchung des Gebiets für abgeklungen und dessen Betreten für unbedenklich erklärt. Allerdings, so wurde betont, geschehe die Rückkehr auf eigene Gefahr.

Janna-Berta saß vor dem Fernseher, als diese Nachricht durchkam. Der ganze Clan saß davor, auch die Kinder. Eine Familie aus Frauenstein hatte den alten Kasten heraufgebracht, als Spende für das Zentrum. Aber Almut wollte ihn erst am Tag vor der Einweihung dort aufstellen.

»Sonst hören alle auf zu streichen und zu tapezieren«, sagte sie. »Ich kenn doch die Leute – und mich selber.«

Der Apparat wäre vor Grafenrheinfeld eine Zumutung gewesen. Das Bild war ganz verzogen. In seiner oberen Hälfte wurde alles Runde eierig. Die verzerrten Köpfe der Politiker lösten Gelächter aus.

»Wenn sie doch in Wirklichkeit so hohe Stirnen hätten!« rief Paps. »Wieviel größer wären dann ihre Gehirne!«

»Dann hätten sie die Sperrzone noch nicht aufgehoben«, sagte Almut zornig. »Das ist doch noch alles verseucht! Ein Wahnsinn, die Leute da hineinzuschicken. Und sie schämen sich nicht einmal, ihnen das Risiko zuzuschieben – und die Schuld, wenn's dann schiefgeht!«

»Da muß eine starke Lobby zugange gewesen sein«, meinte Reinhard.

»Geschäftsinteressen«, ließ sich Paps aus dem Hintergrund hören. »Und die Angst um den Besitz.«

»Und das Heimweh«, sagte die Großmutter.

Janna-Berta sah sie erstaunt an.

»Ich stamme aus Ostpreußen«, sagte sie. »Ich weiß, wovon ich rede.«

Der September war eine Kette strahlender Sonnentage. Reinhard brachte Nesselballen heim und rollte sie im Garten aus. Für die Kundgebung mußten noch Transparente gemalt werden. Helfer fanden sich ein, malten tagelang mit, wurden zu Freunden. Manche blieben über Nacht. Ein riesiges Spruchband, das über der Rednertribüne hängen sollte, wurde langsam fertig.

 

ES LEBE DAS LEBEN!

 

stand darauf. Daneben lagen andere Transparente im Gras, und die Frauensteiner Kinder standen am Zaun und gafften. Sie begriffen nicht den Sinn von Sätzen wie BETRÜGT DEN TOD! oder LASST EUCH NICHT ABSPEISEN! Sie rätselten an der Frage herum: WOLLT IHR WIEDER BEHAUPTEN, IHR HÄTTET VON NICHTS GEWUSST? Über HIBAKUSHA ALLER LÄNDER, VEREINIGT EUCH! kicherten sie. Nur zu einem Spruch nickten sie: ZUM TEUFEL MIT DEN POLITIKERN! Das hatten sie wohl auch schon zu Hause gehört.

Ruth und Irmela hopsten zwischen den Malern herum, wälzten sich im Gras und kletterten in die Wanne, die, mit Wasser gefüllt, in der Sonne stand. Wenn Janna-Berta erschien, liefen sie ihr entgegen und wollten schmusen und getragen werden. Reinhard hatte ihnen eine Schaukel gebastelt. Vom Schaukeln konnten sie nicht genug bekommen. Die Großmutter saß stundenlang daneben und schubste sie an, bis die Kleinen, rundherum zufrieden, einzunicken begannen. Dabei strickte sie.

»Wenn man das so sieht«, meinte Reinhard, »könnte man meinen, die Welt sei wieder heil.«

»Dann müßte sich hier noch ein drittes Kind tummeln«, sagte Almut traurig.

»Und ein viertes, und ein fünftes«, sagte Janna-Berta.

»Der ganze Hang, das ganze Tal voller Kinder«, sagte Paps. »Und Erwachsene bis hin zum Horizont.«

»Die Zukunft nicht zu vergessen«, sagte die Großmutter und rückte sich die Brille zurecht. »Die Zukunft müßte sich darüber ausbreiten, tiefblau und endlos, mit weißen Federwolken darin.«

Ihre Nadeln klapperten.

»Was wird das?« fragte Janna-Berta und strich über das zarte, weiße Wollmuster.

»Eine Überraschung«, antwortete die Großmutter und blinzelte sie durch die dicke Brille an. »Für dich.«

 

In dieser Nacht träumte Janna-Berta von ihren Eltern. Die saßen, heimgekehrt nach langer Abwesenheit, mit ihr zusammen auf den Stufen des Wochenendhauses und beobachteten den Sonnenuntergangshimmel, und Janna-Berta versuchte vergeblich, sich daran zu erinnern, wo sie so lange gewesen waren.