11

Janna-Berta war jetzt fast jeden Tag mit Elmar zusammen. Eigentlich mochte sie ihn nicht besonders. Schon daheim war sie ihm aus dem Weg gegangen, obwohl sie ihn bewundert hatte. Jetzt war er noch schwerer zu ertragen. Er hielt endlose Vorträge, und alles sah er nur noch negativ. Wenn ihn jemand reizte, wurde er aggressiv. Aber wenn sie nicht mit Helga und den Friemels zusammensein wollte – wen hatte sie außer ihm?

Meistens trafen sie sich vor dem Schulgebäude, denn er wohnte in der entgegengesetzten Richtung. Fast immer war er schon vor ihr da. Wenn das Wetter schön war, schlenderten sie in den nächsten Park. Wo Hamburg grün war, so meinte Janna-Berta, sah es Schlitz ein bißchen ähnlich.

»Grün?« sagte Elmar verächtlich. »Wo ist denn diese Betonwüste grün?«

»Mit wem unterhältst du dich, wenn du daheim bist?« fragte sie ihn einmal.

»Du meinst, bei meinen Verwandten?« fragte er zurück. »Mit niemandem. Mein Vater brütet vor sich hin, und meine Verwandten interessieren sich für nichts. Jedenfalls nicht für das, was mir wichtig ist.«

Janna-Berta nickte.

Einmal empfing Elmar sie mit dem Ruf: »Wir werden arm, Janna-Berta!«

»Wer?« fragte sie verdutzt. »Du und deine Eltern?«

»Ich spreche von uns allen«, sagte er ungehalten. »Grafenrheinfeld macht uns arm. Die vielen Obdachlosen und Arbeitslosen und Kranken! Die bringen nichts ein. Die kosten nur. Und die Landwirtschaft ist sowieso kaputt. Der Verkehr ist halb gelähmt. Die Industrie ist gestört –«

»Siehst du denn was von Armut?« fragte Janna-Berta erstaunt. »Ich nicht.«

Elmar sah sie entrüstet an. »Wenn du die Augen aufmachst, siehst du's überall! Die Verkäufe, die Ausverkäufe! Siehst du die vielen ZU-VERKAUFEN-Schilder nicht? Und die vielen Anzeigen in den Zeitungen: Umständehalber abzugebend Gehst du blind durch die Stadt? Und liest du keine Zeitung?«

Janna-Berta verteidigte sich. In Hamburg war ihr alles neu. In Schlitz wären ihr solche Schilder aufgefallen. Und was die Zeitung betraf: Die Anzeigenseiten hatte sie noch nie gelesen.

»Solltest du aber!« rief Elmar. »Sie inserieren um ihr Leben. Aber sie kriegen ihr Zeug nicht los, egal, ob's eine Fabrik oder ein Pelzmantel ist. Supermärkte, Ladengeschäfte, Wohnhäuser, alles kann man zu Spottpreisen bekommen. Eine Zwangsversteigerung nach der anderen!«

Von all dem wußte Janna-Berta nichts. Elmar war empört, daß sie sich auch die Nachrichtensendungen im Fernsehen nicht ansah. Janna-Berta seufzte. Meistens saßen die Friemels vor dem Fernseher, und denen ging sie aus dem Weg.

»Wer sich nicht informiert, verdrängt«, sagte Elmar. »Würde ich dann so herumlaufen?« fragte sie zornig.

 

Einmal kam Elmar auf seine Verwandten zu sprechen.

»Das Armwerden ist für sie noch nicht das Schlimmste«, sagte er, »obwohl sie's hart ankommt, vom hohen Roß herunter zu müssen. Viel schlimmer ist die Angst, die sie jetzt kriegen: Angst vor Unruhen, Angst vor dem Pleitegeier, Angst vor den Langzeitfolgen. Tante Hedi schläft nicht mehr gut, und Onkel Kurt schreit bloß noch alle an. Wir sind zäh, wir Deutschen, und wenn's drauf ankommt, vollbringen wir Wunder, Wirtschaftswunder. Aber einen Silberstreifen am Horizont müssen wir sehen können.«

Schon damals, in Fulda, hatten sich die Klassenkameraden zugezwinkert, wenn er so in Fahrt gekommen war. Jetzt sprach er noch hektischer, noch besessener. Janna-Berta starrte ihn gebannt an. War er noch ganz bei Trost? Vielleicht nicht. Zwar schimmerte immer noch etwas auf von seinem alten Musterschülerglanz. Immer noch war er imstande, eine Lage schnell zu übersehen, Probleme zu durchschauen. Aber das, was sie früher so sehr an ihm bewundert hatte, konnte er nicht mehr: Lösungen finden. Ihr schien, als ob er daran am meisten litt.

»Lösungen?« sagte er, wenn sie danach fragte. »Ich sehe keine. Weder für mich noch für irgendwen.«

Er blieb stehen und sah sie an. »Ich wollte Arzt werden«, sagte er.

»Und ich wollte Kinder haben«, sagte Janna-Berta.

Aber Elmars Drang, Vorträge zu halten, ließ nach. Je näher das Ende des Schuljahres kam, desto schweigsamer wurde er. Zwar traf er sich noch mit ihr, aber er trottete stumm neben ihr her. Jetzt sehnte sie sich nach seinen Vorträgen. Sie sah sich die Nachrichten an und las die Anzeigenseiten.

 

Acht Tage vor Ferienbeginn wurde das Mädchen aus Bad Brückenau krank, und sie kam die ganze Woche nicht mehr zum Unterricht.

»Ich hab sie besucht«, berichtete der Junge aus Bamberg. »Es geht ihr schlecht.«

Auf die Frage der Klassenkameraden, was sie für eine Krankheit habe, sprach er von Lungenentzündung. Janna-Berta paßte ihn auf dem Schulhof ab und fragte: »Wirklich?«

»Natürlich nicht«, antwortete er. »Es ist Leukämie. Es ging ihr schon die ganze letzte Zeit so schlecht, aber sie hat's nicht wahrhaben wollen. Du weißt ja. Gestern haben sie sie in eine Spezialklinik geschafft.«

 

Als Janna-Berta aus der Schule heimkam, öffnete ihr Helga die Tür.

»Wir müssen in den nächsten Tagen unbedingt zum Friseur«, sagte sie. »Perücken sind jetzt knapp, und dein Geburtstag ist in zwei Wochen.«

»Ich zieh keine Perücke auf!« rief Janna-Berta.

»Beruhige dich«, sagte Helga. »Du kannst ihnen ja erzählen, daß du eine Perücke trägst.«

»Und was haben sie davon?« fragte Janna-Berta.

»Ach Kind, du willst einfach nicht verstehen. Es sieht nun einmal, wie soll ich sagen, bedrückend aus, wenn ein junger Mensch keine Haare hat. Ich bitte dich, das läßt sich doch so leicht arrangieren. Nur so lange, bis alle wieder abgereist sind.«

Schließlich nickte Janna-Berta resigniert und ging mit zum Friseur. Aber sie lehnte es ab, sich selber eine Perücke auszusuchen. Helga mußte es für sie tun. Sie entschied sich für eine kurzgelockte, mittelblonde.

»Ich war viel heller«, sagte Janna-Berta.

Aber es gab keine hellere Perücke, die ihr paßte. Helga ließ die mittelblonde einpacken.

»Du wirst sicher reich beschenkt werden«, sagte sie auf dem Nachhauseweg, das Päckchen mit der Perücke unterm Arm.

Janna-Berta zuckte mit den Schultern. Zu Hause schaltete sie das Küchenradio ein und hörte Rockmusik, bis Onkel Friemel böse wurde.

Janna-Berta freute sich nicht auf den letzten Schultag, und als er da war, dachte sie ratlos an die Ferien. Das Zeugnis, das sie ausgehändigt bekam, enthielt nur eine probeweise Versetzung.

»Weil du sehr spät im Schuljahr an diese Schule gekommen bist«, hieß es, »und ohne Zeugnis. Wir kennen deine Leistungen noch nicht so genau.«

In der Pause verteilte ein Mädchen aus Janna-Bertas Klasse Einladungskärtchen für ihren Geburtstag. Janna-Berta erhielt keines.

»Vergiß es«, sagte der Junge aus Bamberg, der plötzlich neben ihr stand. »Du bist nicht eingeladen, genausowenig wie ich. Nicht wegen ihr – ihre Mutter hat was dagegen.«

Janna-Berta nickte. Sie war keine Zierde für einen Geburtstag.

Die anderen hatten es eilig, als sie der Klassenlehrer entließ. Sie nicht. Sie wartete vor Elmars Klasse. Aber als seine Mitschüler den Raum verließen, war er nicht dabei.

»Weißt du's noch nicht?« fragte einer. »Er ist nicht versetzt worden. Deshalb brauchte er heute nicht zu kommen.«

»Elmar?« fragte Janna-Berta ungläubig.

»Hat nichts mehr getan und nichts mehr gesagt«, bekam sie zur Antwort. »Hat sich einfach hängenlassen.«

Janna-Berta war den Tränen nahe.

»Daheim«, sagte sie, »war er der Beste.«

»Daheim wart ihr alle die Besten«, hörte sie noch irgend jemanden sagen, dann ging sie davon.

 

Helga war schon früher heimgekommen. Wortlos legte ihr Janna-Berta das Zeugnis auf den Schreibtisch.

»Ich habe mich über deine Noten schon informiert«, sagte Helga. »Du wirst in den Ferien viel für die Schule tun müssen. Ich werde mich darum kümmern.«

»Ich möchte jemand zu meinem Geburtstag einladen«, sagte Janna-Berta.

Sie nannte Elmars Namen. Zu ihrem Erstaunen hatte Helga nichts dagegen.

»Er hat auch keine Haare«, sagte sie.

Helga sah Janna-Berta scharf an.

»Ich mag ihn!« schrie Janna-Berta und lief in ihr Zimmer.

 

Das Abendessen verlief schweigsam. Janna-Berta wunderte sich. Tante Friemel aß nur ein paar Bissen.

»Du mußt doch nicht gleich in Panik geraten, nur weil dir ein paar Haare ausgehen«, sagte Onkel Friemel halblaut und tätschelte ihre Hand.

»Ach, was weißt du!« rief sie, stand auf und verschwand in ihr Zimmer, noch bevor die anderen fertig gegessen hatten. Das tat sie sonst nie. Im Gegenteil – bei Janna-Berta fand sie's ungehörig. Onkel Friemel blieb hüstelnd sitzen. Nach dem Essen schaltete er den Fernseher ein.

»Expertengespräche«, knurrte er. »Jeden Tag Expertengespräche.«

Er schaltete wieder aus, wünschte eine gute Nacht und zog sich ebenfalls zurück. Helga setzte sich, nachdem sie das schmutzige Geschirr in den Geschirrspüler gestapelt hatte, in ihrem Arbeitszimmer an den Schreibtisch. Janna-Berta blieb allein im Wohnzimmer.

Das war neu. Die Stimmen der Friemels klangen sehr leise und sehr fern, und bald verstummten sie ganz. Ein paar Mücken summten um die Lampe. Janna-Berta schaltete den Fernseher ein. Noch immer das Expertengespräch. Natürlich über die Katastrophe. Gerade sprach der neue Innenminister. Sie erwischte ihn mitten in einem Satz.

»– Sie uns doch nicht die Alleinschuld geben!« rief er einem anderen in der Gesprächsrunde zu, den Janna-Berta nicht kannte. »Ich gebe Ihnen recht, daß wir in letzter Konsequenz verantwortlich sind dafür, daß nach Tschernobyl nicht alle Reaktoren abgeschaltet wurden. Aber bitte, wie ist es denn zu der Entscheidung gekommen, nicht abzuschalten: Es ist dazu gekommen in einem langen, demokratischen Entscheidungsprozeß. Und an diesem Prozeß waren alle beteiligt, Wissenschaftler, Politiker und nicht zuletzt doch auch der Bürger, der die Politiker gewählt hat. Und welcher Politiker hätte denn aus seinem Standpunkt in der Frage der Kernenergie ein Hehl gemacht? Nein, wenn Sie glauben, Sie hätten mit den Politikern die Alleinschuldigen ausgemacht, machen Sie es sich zu leicht. Wir alle sind schuld an dem, was geschehen ist, und wir alle müssen –«

Janna-Berta kamen die steinernen Figuren auf dem Regal im Herleshausener Nothospital in den Sinn. Sie waren kühl und griffig gewesen.

»Aber wir haben doch immer auf das Restrisiko hingewiesen!« rief der Vertreter der Kraftwerksbetreiber. »Das können Sie doch nicht bestreiten.«

Einer wie der andere. Keiner wollte schuld sein.

Sie schaltete den Fernseher aus und ging zu Bett.

In der Nacht schlief sie wenig. Sie sah die Ferien vor sich liegen, in den Zeiten vor Grafenrheinfeld die schönsten Wochen des Jahres. Jetzt würden sie zu einem Meer von Einsamkeit, Langeweile und Traurigkeit werden. Sie fürchtete diesen schrecklichen Geburtstag mit einer endlosen Kette von Beileidsbezeugungen, mit sinnlosen Geschenken und einer Fülle von Vorurteilen. Sie sah sich in dunklen Kleidern neben Elmar stehen und spürte sich angesteckt von seiner Hoffnungslosigkeit. Sie sah Helga und die Friemels vertausendfacht bis hin zum Horizont.

 

Am nächsten Morgen kehrte sie zurück in die leere Schule. Es roch nach ungelüfteten Jacken und nassen Tafellappen. Putzfrauen schrubbten die Gänge. Musik aus einem Kofferradio hallte durchs Treppenhaus. Im Sekretariat klapperte eine Schreibmaschine. Janna-Berta öffnete die Tür und bat die erstaunte Sekretärin um Elmars Adresse. Sie erhielt sie auf einem Zettel.

»Du hast die Ferien aber auch nötig, was?« sagte die Sekretärin nach einem prüfenden Blick auf Janna-Bertas Gesicht. »Du bist ja fast durchsichtig.«

Drüben in Barmbek also. Janna-Berta ging zu Fuß. Sie hatte viel Zeit. Auf einer Brücke blieb sie lange stehen, stützte die Ellbogen aufs Geländer und den Kopf in die Hände und schaute ins Wasser hinunter. Es war ölig. Regenbogenschlieren schimmerten.

Elmar wohnte in einem mehrstöckigen Mietshaus. Als Janna-Berta es betrat, fragte sie eine Frau, die ihren Briefkasten leerte, nach Elmars Familie.

»Die lassen sich nicht kondolieren«, sagte die Frau. »Da brauchst du dich nicht zu bemühen. Es macht niemand auf.«

»Kondolieren?« fragte Janna-Berta. »Ist Elmars Mutter gestorben?«

»Die Mutter nicht«, sagte die Frau, »der Junge. Ja, weißt du denn gar nicht –?«

»Aber er war doch vorgestern noch –«, stammelte Janna-Berta und schluckte.

»Hat Schluß gemacht«, sagte die Frau, »ohne jemand was davon zu sagen. Gestern vormittag hat ihn der Vater gefunden. Lag ganz friedlich im Bett. Tabletten. Wer weiß, wo er die her hatte. Sie haben ihn gleich fortgeschafft, aber da war nichts mehr zu machen. Die Kripo war auch hier. Hätten die sich sparen können. Der Junge hat das ganz allein erledigt. Nicht mal ein paar Zeilen hat er zurückgelassen. Armer Kerl. Hat keine Lust mehr gehabt. Er hat's wohl nicht ertragen –«

Mit einem Blick auf Janna-Bertas Kopf verstummte sie.

»Du kannst ja mal klingeln«, sagte sie schließlich. »Aber es waren schon ein paar Leute da, und keinen haben sie reingelassen.«

Janna-Berta dankte, grüßte und ging. Sie stand wieder lange auf der Brücke, saß dann stundenlang in den Anlagen am Alsterufer und kam erst abends heim – so spät, daß sie niemandem zu begegnen brauchte, weder Helga noch den Friemels.

In der Nacht faßte sie einen Entschluß.

 

Gegen Morgen packte sie ein bißchen Unterwäsche, ein Ersatzpaar Schuhe und die Geldbörse mit ihrem Taschengeld in einen Plastikbeutel. Das Päckchen mit der Perücke, das noch immer auf dem Sessel lag, dort, wo Helga es nach dem Einkauf abgelegt hatte, rührte sie nicht an. Aus dem Küchenschrank nahm sie sich noch eine Packung Kekse, dann schlich sie sich aus der Wohnung.

Sie wanderte südwärts durch die Stadt. In einem Second-hand-shop kaufte sie sich ein leuchtend rotes T-Shirt und eine weiße Hose. Sie ließ die neuerworbenen Sachen gleich an. Mit einem Rest von sieben Mark fünfzig trabte sie davon.

Den ganzen sommerblauen Morgen lief sie aus der Stadt hinaus, bis sie an einer Tankstelle jemanden fand, der sie mitnahm.

In fünf Etappen erreichte sie Wiesbaden. Bis auf eine alte Frau waren alle, mit denen sie fuhr, Hibakusha.

Es dämmerte schon, als sie in Wiesbaden ankam. Sie hatte keinen Pfennig Geld mehr bei sich. Unterwegs hatte sie sich eine Tüte mit Pommes frites, eine Bockwurst und etwas zu trinken gekauft. Sie vermutete, daß nur die Coca-Cola »sauber« gewesen war. Aber sie hatte nicht mehr Geld bei sich gehabt und war so hungrig gewesen. Sie war ja sowieso schon verseucht und verloren.

Jetzt war sie müde. Langsam schleppte sie sich den steilen Bierstadter Berg hinauf und fragte sich durch bis zum Wartturm. Da sie im Dunkeln die Hausnummern nicht entziffern konnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als an einer Tür zu schellen.

Schritte schlurften heran. Janna-Berta versuchte sich zu erinnern, wo sie eine ähnliche Szene schon einmal erlebt hatte. Eine alte Dame im Hausmantel öffnete. Mißtrauisch starrte sie Janna-Berta an, die sich für die späte Störung entschuldigte und nach der Hausnummer fragte. Als Janna-Berta bestätigt bekam, daß es die Nummer war, die sie suchte, und sich nach dem Eingang zur Wohnung von Almut und Reinhard Sommerfeld erkundigte, sagte die alte Dame ungehalten: »Es ist Viertel nach zehn. Ein bißchen spät für Besuche.«

»Ich komme aus Hamburg«, sagte Janna-Berta.

»Ohne Gepäck?« fragte die Alte. »Nur mit einem Plastikbeutel? Das glaube dir, wer will.«

»Almut Sommerfeld ist meine Tante«, sagte Janna-Berta. »Sie erwartet mich.«

»Mach dir keine Hoffnungen, hier wohnen zu können«, sagte die Alte. »Die Wohnung ist schon für drei zu klein. Hier kommt mir keiner mehr rein. Keiner!«

Damit schlug sie die Tür zu. Janna-Berta tappte die Stufen hinunter und schlich ums Haus. Aus einem halbgeöffneten Kellerfenster schimmerte Licht. Sie bückte sich und klopfte. Reinhard erschien, horchte und näherte sich dem Fenster.

»Ich bin's, Janna-Berta«, flüsterte sie.

»Mädchen!« rief Reinhard und öffnete das Fenster. »Komm rein!«

Sie fand, daß sie jetzt keine Zeit hatte, nach der Kellertür zu suchen. Sie setzte sich in den Kies und schwang die Beine über die Fensterbank. Reinhard fing sie auf. »Willkommen, Janna-Berta«, sagte er.