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Auf dem Schreibtisch des Professors, der uns sein Büro zur Verfügung gestellt hatte, stand ein Farbfoto in einem Rahmen, das den Arzt gemeinsam mit seiner Frau und zwei blonden Mädchen auf einem Felsen über dem Meer zeigte. Ich schaute nur einmal aus Versehen hin.

Für die Befragung, die wir im Klinikum Großhadern durchführen mussten, weil Matrimonia Kolb das Krankenhaus noch nicht verlassen durfte, setzten wir uns an einen weißen Tisch an der Wand, Freya Epp mit ihrem Laptop an die Schmalseite, Medy Kolb und ich einander gegenüber. Freya hatte sich zum Protokollieren bereit erklärt, nachdem Erika Haberls Erkältung über Nacht wieder schlimmer geworden war und sie nach einer Stunde im Dezernat heimgehen musste.

Beginn der Vernehmung: Mittwoch, zehnter April, dreizehn Uhr fünfundfünfzig.

»Ich weise Sie darauf hin, dass Sie im Moment als Zeugin vernommen werden, nicht als Beschuldigte oder Tatverdächtige, und die Pflicht haben auszusagen.«

»Ja.«

»Sie sind in der Lage, der Vernehmung zu folgen.«

»Ja.«

»Bitte sagen Sie sofort, wenn Sie müde werden und sich ausruhen möchten. Dann können Sie das tun.«

»Ja.«

Anmerkung: Hauptkommissar Süden sieht die Zeugin lange an. Je länger er sie ansieht, desto unruhiger wird sie, gleichzeitig aber auch, so scheint es, entschlossener zu sprechen. Als HK Süden den Kopf senkt, kann man den Eindruck haben, die Zeugin sei enttäuscht darüber und warte darauf, dass er sie weiter ansieht.

Zeugin: »Möchten Sie mich nichts fragen?«

»Fahren Sie einen dunkelblauen Citroen Xsara, Frau Kolb?«

»Bitte?«

»Haben Sie die Frage nicht verstanden?«

»Doch. Ja.«

»Mit einer roten Bremsleiste am Kofferraum.«

»Ja.«

»Waren Sie mit diesem Auto am vergangenen Freitagabend auf der Bundesstraße elf unterwegs?«

»Kann schon sein. Ich fahr die Straße oft, die geht ja praktisch bei uns vorbei.«

»Sie waren auf dieser Straße am Freitagabend unterwegs, weil Sie auf der Suche nach Ihrer Tochter Nastassja waren?«

Anmerkung: Die Zeugin fährt sich durch die Haare und legt die Hände dann in den Schoß. Offenbar schwindet ihre Bereitschaft auszusagen, ohne dass klar wäre, warum.

»Haben Sie die Frage verstanden, Frau Kolb?«

»Warum fragen Sie mich das dauernd? Ich bin doch nicht bescheuert! Ich bin doch nicht kopfkrank!«

»Haben Sie Ihre Tochter gefunden?«

Anmerkung: Die Zeugin wirkt völlig konsterniert. Sie will etwas sagen, bringt jedoch keinen Ton heraus. Die Frage scheint sie aus der Fassung zu bringen, sie stößt gegen das Wasserglas und wirft es beinah um. Mit nervösen Bewegungen fährt sie sich wieder durch die welligen, frisch gewaschenen Haare.

»Wenn ich meine Tochter gefunden hätt, dann wär sie doch jetzt da.«

»Waren Sie am vergangenen Freitagabend am Isarkanal bei Höllriegelskreuth?«

»Was hätt ich da sollen?«

»Das weiß ich nicht. Waren Sie dort?«

»Am Isarkanal?«

»Auf der Straße zwischen dem Wasserkraftwerk und dem ›Brückenwirt‹.«

»Nein.«

»Sie waren nicht dort?«

»Wieso denn?«

»Ich habe deshalb gefragt, weil meine Kollegen mit einem Zeugen gesprochen haben, der in dem Haus auf dem Gelände des Kraftwerks wohnt. Und dieser Zeuge behauptet, er habe am Freitagabend einen dunkelblauen Citroen Xsara gesehen, der am Kanal entlanggefahren sei.«

»Ich fahr bestimmt nicht als Einzige so ein Auto. Hat der Zeuge eine Autonummer genannt?«

»Ja.«

Anmerkung: Die Zeugin verstummt. Lange Zeit spricht niemand.

»Wieso hat der die Autonummer aufgeschrieben?«

»Er hat sie nicht aufgeschrieben, Frau Kolb, er hat sie sich zufällig gemerkt, sie ist ja auch nicht schwer zu behalten. Es ist die Nummer Ihres Autos.«

»Ich hab die Nasti da gesucht.«

»Sie waren also auf der Straße am Kanal.«

»Ich bin rumgefahren. Das wissen Sie doch! Ich hab mein Kind gesucht. Ich hab mein Kind gesucht und da war ich auch am Kanal und überall. Ich muss auf die Toilette.«

»Meine Kollegin, Frau Epp, wird mit Ihnen kommen.«

»Warum denn?«

Fortsetzung der Vernehmung: vierzehn Uhr vierzig.

»Ich glaub nicht, dass sich der Zeuge meine Autonummer gemerkt hat, das sagen Sie nur so, Sie wollen mich einschüchtern.«

»Ich will Sie doch nicht einschüchtern, Frau Kolb. Ich möchte mit Ihnen gemeinsam herausfinden, warum Ihre kleine Nastassja tot im Wald von Höllriegelskreuth lag.«

Anmerkung: Die Zeugin errötet über das ganze Gesicht, die Nachricht vom Tod ihrer Tochter, den ihr Hauptkommissar Süden bisher verschwiegen hat, versetzt sie in einen Zustand stummer Panik. Sie krallt die Finger um die Tischkante und starrt HK Süden an.

Sie weint nicht.

»Wir haben die Leiche nahe der Straße am Kanal gefunden, auf der Sie am Freitagabend unterwegs waren, Frau Kolb. Meine Kollegin und ich haben sie gefunden. Mit der Hilfe Ihres Sohnes.«

»Fabian war auch dabei?«

»Fabian war auch dabei.«

»Warum denn?«

»Er hatte einen Turnschuh gefunden, einen Schuh von Nastassja. Darüber hat er einen Tag lang nachgedacht, dann hat er mich angerufen.«

»Sie?«

»Ja.«

»Worüber hat er denn nachgedacht?«

»Ich vermute, darüber, wie es möglich ist, dass seine Schwester tot ist.«

»Aber er hat doch gar nicht gewusst, dass sie tot ist! Oder?«

»Nein. Er hat es vermutet. Wo sollte sie denn sein?«

»Und dann hat er gedacht, ich hab sie getötet?«

»Das denkt er.«

»Aber das stimmt nicht!«

Anmerkung: Die Zeugin hat laut geschrien. Sie trommelt mit den Fäusten auf den Tisch, so fest, dass HK Süden ihr Wasserglas festhalten muss, damit es nicht umkippt.

»Das ist falsch, was er denkt!«

»Ich belehre Sie darüber, dass ich Sie von nun an nicht länger als Zeugin vernehme, sondern als Tatverdächtige. Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern und einen Anwalt hinzuzuziehen. Möchten Sie jetzt einen Anwalt anrufen?«

»Nein.«

Anmerkung: HK Süden wiederholt die Fragen, die er Matrimonia Kolb bereits als Zeugin gestellt hat. Bei der Frage, ob sie am Kanal entlanggefahren sei, antwortet sie, anders als vorhin, sofort mit Ja.

»Hat Ihre Autonummer eine bestimmte Bedeutung? Stehen die Buchstaben für einen Namen?«

»Bitte?«

»M-MA drei-drei-zwei-zwei. Bedeutet das den Namen Emma?«

»Wieso?«

»Wer ist Emma, Frau Kolb?«

»Niemand. Meine Tochter hätt so heißen sollen. Aber Torsten wollt den Namen nicht, der wollt Nastassja, der fand den Namen modern.«

»Ihnen gefällt der Name nicht?«

»Ich hab mich dran gewöhnt.«

»Warum wollten Sie Ihre Tochter Emma nennen?«

»Meine Großmutter hat so geheißen, die war die einzig Normale in der Familie.«

»Ihre Tochter hat also in Ihren Augen einen falschen Namen.«

»Der ist schon richtig, der Name, der passt schon zu ihr. Sie ist eine richtige Nastassja.«

Anmerkung: Die Tatverdächtige wirkt jetzt angespannt und kühl, eigentlich kalt.

»Erklären Sie mir, was Sie mit einer ›richtigen Nastassja‹

meinen.«

»Nein.«

»Ich möchte Ihnen ein Foto zeigen.«

Anmerkung: Aus einer Mappe nimmt HK Süden ein Foto, auf dem das tote Kind zu sehen ist.

»Ist das Ihre Tochter Nastassja, Frau Kolb?«

»Sie haben die ganze Zeit gewusst, dass sie tot ist, aber Sie haben es mir nicht gesagt.«

»Ist das Ihre Tochter?«

»Warum fragen Sie mich das?«

»Ja oder nein.«

»Ja.«

Anmerkung: Als die Tatverdächtige nach dem Foto greift, steckt es HK Süden zurück in die Mappe.

»Warum darf ich das nicht anschauen?«

»Sie hatte neue weiße Socken an, als wir sie gefunden haben. Haben Sie Ihrer Tochter die Socken angezogen?«

»Ich?«

»Haben Sie ihr die Socken angezogen?«

»Weiß ich nicht mehr.«

»Warum ist Ihre Tochter am Freitagabend von zu Hause weggelaufen?«

»Weiß ich nicht.«

»Sie haben sich gestritten. Sie haben Nastassja geschlagen.«

»Nein.«

»Nastassja hat ihren Vater getroffen, er wollte mit ihr zum Schwimmen.«

»Ja.«

»Sie ist zwar ins Auto gestiegen, aber bald wieder ausgestiegen. Die beiden haben sich gestritten. Haben Sie eine Ahnung, warum sie sich gestritten haben könnten?«

»Mit Nasti muss man sich dauernd streiten.«

»Obwohl sie erst sechs Jahre alt ist?«

»Sie ist eine richtige Nastassja, sie macht dauernd Ärger, und wenn man sie zur Rede stellt, streitet sie alles ab oder widerspricht.«

»Warum ist sie nicht nach Hause zurückgekommen, nachdem sie sich mit ihrem Vater gestritten hatte?«

»Das weiß ich nicht.«

»Sie haben sich dann auf die Suche nach ihr gemacht.«

»Ja.«

Anmerkung: HK Süden sieht die Tatverdächtige lange an, länger als beim ersten Mal, und sie ringt mit sich, sie holt mehrmals Luft und setzt an, etwas zu sagen. Sie erwidert den Blick wie hypnotisiert. Dann beugt sie sich so weit über den Tisch, dass ihr Gesicht beinahe das von HK Süden berührt. Jetzt atmet sie heftig und stoßweise. Dann lehnt sie sich ein Stück zurück und streckt den Rücken. Die Haare fallen ihr ins Gesicht, sie wischt sie beiseite, und sie fallen ihr wieder vors Gesicht. Sie hält beide Hände flach an ihren Kopf. Man könnte meinen, sie halte sich die Ohren zu. Als wolle sie sich selber nicht sprechen hören. Die Hände sind aber vor den Ohren. Die Tatverdächtige zittert am ganzen Körper, ihre Beine zucken. Dann senkt sie mit einer schnellen Bewegung den Kopf.

»Fabian darf das nicht denken, er darf das nicht denken, das darf er nicht!«

»Er darf nicht denken, dass Sie Nastassja getötet haben.«

»Ich hab sie doch nicht getötet. Nicht getötet. Ich hab sie doch nicht… Ich hab sie gefunden, da oben am Wald, bei dem alten Bahngleis, da lag sie doch. Mit der Plastiktüte. Mit der Plastiktüte. Mit der Tüte über dem Kopf. Zugebunden mit einem Gummi unten. Mit einem Gummi unten zugebunden. Zu. Weil Fabian ihr das gezeigt hat, obwohl ichs ihm verboten hab, der hat sich immer eine Tüte über den Kopf gezogen, das war ein Spiel. Sein Vater hat ihm mal zu Weihnachten eine Stoppuhr geschenkt, mit der hat er die Zeit gestoppt. Hat die Zeit gestoppt und die Tüte über dem Kopf gehabt. So ein Dummkopf! Und er wollt seine Schwester damit erschrecken. Ich hab alle Plastiktüten versteckt. Das ist ja Unsinn, Plastiktüten kriegt man überall, und Gummis auch. Und Fabian hat welche in seinem Zimmer versteckt. Oder in der Schule. Und Nasti hat gesagt, sie will sterben, so wie Fabian ihr das gezeigt hat. Das hat sie gesagt. Dass sie sterben will, wenn… wenn… wenn…«

»Wenn Sie sie wieder schlagen.«

Anmerkung: Die Tatverdächtige braucht lange mit ihrer Antwort.

»Ja. Mit sechs Jahren! Da bringt sich doch kein Kind um. Mit sechs Jahren doch nicht. Oder? Nein. Und dann lag sie da, und ich hab gleich gewusst, sie hat sich jetzt umgebracht. Ich hab da was liegen sehen, im Halbdunkel, und bin hin und da hab ich gleich gedacht, jetzt hat sie das getan. Jetzt ist alles aus. Und dann hab ich die Tüte von ihrem Kopf genommen und hab ihr Gesicht geküsst. Das war ganz kalt. Das war so kalt, das Gesicht, so kalt war das und so weich. Und so kalt. Und so weich. Und so kalt. Und ich hab sie genommen und hab sie versteckt, ich bin noch tiefer in den Wald mit ihr gegangen, noch tiefer rein, weg vom Weg, weit weg vom Weg.«

»Warum haben Sie das gemacht, Frau Kolb?«

»Wollt warten, bis es dunkel ist. Weiß nicht, warum.«

»Und als es dunkel war, haben Sie Ihre Tochter ins Auto gelegt.«

»Ja. Ich bin mit ihr rumgefahren. Überall hin. Und ich hab gedacht… Ich weiß nicht mehr… Ich bin bloß rumgefahren, ich wollt irgendwo hin mit ihr, und ich hab Tabletten genommen. Damit ich nicht so viel weinen muss. Das hat dann aufgehört. Hat dann aufgehört, das ganze Weinen. Und ich bin da runter zum Kanal und da hab ich sie hingelegt und dann bin ich weggelaufen.«

»Und Sie haben ihr weiße Socken angezogen.«

»Bitte? Ja, die waren im Auto. Die müssen aus der Wäsche gefallen sein. Weiß ich nicht mehr. Die hab ich ihr angezogen. Der Schuh war nicht mehr da… war weg… Emma, Emmaly…«

Anmerkung: Die Tatverdächtige summt ein Lied und bricht abrupt ab.

»Emma, Emmaly… Dann wollt ich mich auch umbringen. Aber die Tabletten haben nicht gereicht. Bin wieder aufgewacht. Der Fabian darf das nicht denken. Sie müssen das verhindern, Herr Süden! So was darf er nicht denken.«

»Bevor Nastassja am Freitagabend die Wohnung verlassen hat, haben Sie sie da wieder geschlagen, Frau Kolb?«

»Ja. Ja. Ja.«

»Warum?«

»Weil die hat… Sie ist so dagesessen, so selbstgefällig auf dem Stuhl, so… so provozierend, ja, so provozierend…«

»Sie haben sich durch die Sitzhaltung Ihrer Tochter provoziert gefühlt.«

»Ja. Ja. Sie hat mich provoziert, so wie sie dagesessen ist. Und das hat mich so wütend gemacht, dass ich ihr eine Ohrfeige gegeben hab. Sie ist vom Stuhl gefallen. Und dann hab ich sie wieder hingesetzt und ihr noch eine Ohrfeige gegeben, und sie ist wieder auf den Boden gefallen, mitsamt dem Stuhl. Und dann hab ich gesagt, sie soll in ihr Zimmer gehen und still sein.«

»Und da hat sie die Wohnung verlassen.«

»Ja.«

»Sie haben sich provoziert gefühlt, weil Ihre sechsjährige Tochter nicht richtig auf dem Stuhl saß.«

»Aber deswegen bringt man sich doch nicht um! Sie ist sechs Jahre alt! Woher weiß die denn überhaupt, dass man sich umbringen kann? Mit sechs Jahren. Das kann die doch noch gar nicht wissen! Oder? Woher denn?«

Erst jetzt warf ich einen Blick auf Freya und bemerkte, wie ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Sie gab kein Geräusch von sich und schrieb ununterbrochen Satz um Satz in ihren Laptop, und währenddessen strömten die Tränen aus ihren Augen.

Nach einer ersten Untersuchung durch den Pathologen war das kleine Mädchen tatsächlich erstickt, und wenn es stimmen sollte, dass sie Selbstmord begangen hatte, dann würde der Mediziner Spuren von Kunststoff und Gummi an ihren Fingern feststellen.

Was den Zeugen am Wasserkraftwerk betraf, so hatte er zwar den Wagen gesehen, sich aber nicht die Autonummer gemerkt. Es war ein Trick gewesen, von dem ich nicht wusste, ob er funktionieren würde.

Die Frau mit dem seltsamen Vornamen, den sie vermutlich hasste, und die den Namen ihrer Großmutter durch ihre Tochter in Ehren halten wollte, was ihr Mann ihr nicht erlaubt hatte, atmete mit offenem Mund, die Hände im Schoß, erschöpft und von sich selbst überfordert. Auf die Frage, wieso sie sich nicht schon längst von ihrem Mann getrennt habe, sagte sie, sie würde lieber ihr Leben mit einem Kerl wie ihm verbringen, der immerhin regelmäßig Geld nach Hause bringe, als noch einmal von ihren Eltern abhängig sein.

»Das sind Gefühlstyrannen«, sagte Medy Kolb. »Sie sagen, sie lieben dich, aber sie wollen dich nur ermorden mit ihren Gefühlen. Mein Bruder ist wie sie, der hat sich rechtzeitig angepasst. Er ist auch Lehrer geworden, und wenn er dürfte, würde er die Schüler genauso verhören, wie mein Vater es getan hat.«

Und ich dachte, dass diese Frau, die ihre sechsjährige Tochter nur aus dem einen Grund verprügelte, weil ihr deren Sitzhaltung missfiel, vielleicht ein genetisches Wrack war, aber nicht das geringste Recht hatte, ungestraft davonzukommen.

Und doch würde es so sein. Und das kleine Mädchen, das eine richtige Nastassja in der falschen sein musste, würde unter großer Anteilnahme von Verwandten, Nachbarn, Schaulustigen, Reportern und Psychologen beerdigt werden, und die Mutter würde Verständnis finden, denn sie hätte das Kind aus panischer Verzweiflung im Wald versteckt, und eine Weile würde Fabian in der Schule noch mitleidige Blicke ernten, und der Vater würde wieder in die Josephinenstraße kommen, um seine Frau zu ficken, und er würde keine Anzeige gegen mich erstatten, und der Staatsanwalt würde die Akte schließen, und unter der Obhut des Allmächtigen würden wir weiter unseren Gewohnheiten nachgehen.

Auf einer Bank vor dem Klinikum lehnte sich Freya an mich.

»Entschuldige wegen vorhin«, sagte sie. »Ich habs nicht zurückhalten können.«

»Sei still«, sagte ich, und ich wunderte mich ein wenig über das dreiste Sonnenlicht.