Einstellungen und Haltungen – wie wir der Umwelt begegnen

Sie kennen das viel zitierte Wasserglas, das für den einen halbvoll und für den anderen halbleer ist. Wie kommt das? Nun, das hängt an unserer Sicht der Dinge. Die einen gehen grundsätzlich positiv und optimistisch durchs Leben und sehen damit die Möglichkeiten, die aus einem halb gefüllten Wasserglas entstehen können. Die anderen sehen dagegen den Mangel und bedauern, wie wenig nur noch übrig ist. Unsere Einstellungen, Haltungen und Überzeugungen schaffen somit für uns Tatsachen und haben starken Einfluss auf unsere Empfindungen und Verhaltensweisen.

Wie Einstellungen entstehen

Unsere Einstellungen sind das Resultat unserer Erfahrungen. Zum Teil sind dies Kindheitserfahrungen, die uns geprägt haben, wie z. B. die Erfahrung, dass man sich Anerkennung verdienen muss. Zum anderen entwickeln wir selbst aus unserer Lebenserfahrung Haltungen und Einstellungen. Aus unserer Kindheitserfahrung, stets Liebe und Aufmerksamkeit zu erlangen, wenn man etwas Tolles gemacht hat, kann die Einstellung entstanden sein, dass man grundsätzlich viel leisten und erreichen muss, um Anerkennung zu erhalten.

Eine völlig andere Erfahrung in späteren Jahren kann sein, dass Vorgesetzte eigennützig Macht ausüben und nur für ihre eigene Karriere sorgen. Daraus wiederum kann die Überzeugung entstehen, dass alle Führungskräfte so ticken. Die Haltung Vorgesetzten gegenüber wird dann von höchster Skepsis und Zurückhaltung geprägt sein. Unsere Einstellungen lassen sich jedoch durch neue Erfahrungen oder andere Sichtweisen auch verändern. So können wir z. B. durch positive Erfahrungen mit einem neuen Chef unsere grundsätzlich negative Einstellung gegenüber Führungskräften revidieren.

Wie uns unsere Einstellung beeinflusst

Unsere Haltung bewirkt auch, dass wir ganz bestimmte Gedanken und Gefühle für eine Situation, eine Aufgabe oder einen Menschen entwickeln. So können wir mit einer positiven Einstellung bessere Ergebnisse erzielen, während wir mit Angst und Skepsis kaum etwas Positives erreichen werden.

Beispiel: Einstellungen beeinflussen Ergebnisse

Herr Althoff fiebert einem Kundentermin entgegen. Er ist davon überzeugt, heute eine Unterschrift für einen großen Auftrag zu bekommen. Die Rahmenbedingungen sind zwar nicht optimal, aber Althoff lenkt seinen Blick auf die Vorteile, die sein Leistungspaket bietet, und hat die Einstellung, dass sein Unternehmen wirklich tolle Produkte herstellt. Außerdem sieht er im Kunden einen aufgeschlossenen Menschen, mit dem er gerne zusammenarbeitet. Mit dieser Haltung tritt er dem Kunden gegenüber – und bekommt am Ende die Unterschrift.

Selbstbild und Selbstwert: Einstellung zum eigenen Ich

Unser Selbstbild ist im Prinzip ebenfalls eine Einstellung – und zwar uns selbst gegenüber. Es ist die Vorstellung, die wir von uns selbst haben, d. h., wie wir uns selbst wahrnehmen. Wir haben einen ganz bestimmten Eindruck von unseren Eigenschaften und Fähigkeiten und davon, wie wir auf andere wirken.

Unser Selbstbild entscheidet über unser Selbstwertgefühl. Haben wir ein positives Selbstbild, verfügen wir über ein positives Selbstwertgefühl. Ein negatives Bild von uns selbst geht mit Minderwertigkeitsgefühlen einher. In der Folge meiden wir soziale Kontakte und entwickeln Ängste. Unser Selbstwert ist also die subjektive Bewertung unserer eigenen Persönlichkeit. Was wir tun, wird immer auch von unserem Selbstwert gesteuert: Er bestimmt die Zufriedenheit mit uns selbst und beeinflusst, ob wir Erfolg oder Misserfolg haben. Er bedingt, wie wir anderen gegenüber auftreten und was wir von uns zeigen. Wenn wir uns als Versager betrachten, werden wir immer wieder Aktivitäten kreieren, in denen wir versagen können.

Wie wir unseren Selbstwert schützen

Reden andere schlecht über uns oder kritisieren uns, fühlen wir uns oft in unserem Selbstwert getroffen. Grundsätzlich versuchen wir dann, unser Selbstwertgefühl zu stärken bzw. zu schützen. So entspringt manch irrational erscheinende Reaktion dem Bedürfnis, den eigenen Selbstwert zu erhöhen.

Beispiel: Angriffe auf den Selbstwert

Herr Mertens und Frau Bauer reden seit längerem nicht mehr miteinander. Herr Mertens hatte im Gespräch mit einer gemeinsamen Kollegin Frau Bauer als „Klatschtante“ bezeichnet. Dies war Frau Bauer zu Ohren gekommen. Im Gegenzug enthält sie nun Herrn Mertens wichtige Informationen vor. Sie empfindet sein Lästern als unverschämt und (unbewusst) als Angriff auf ihren Selbstwert.

Auch Sie werden schon beobachtet haben, dass manche Kollegen nicht mehr miteinander sprechen und vielleicht nur noch schriftlich kommunizieren. Arbeitsprozesse verzögern sich, die Qualität leidet. Der im Selbstwert getroffene Mitarbeiter will mit seinem veränderten (destruktiven) Verhalten demonstrieren, dass er Macht ausüben kann. Er will sich bewusst am anderen rächen, ihn treffen oder ihm Schaden zufügen, um selbst wieder besser dazustehen. Im Umgang mit anderen sollten wir dieses Grundbedürfnis, den Selbstwert zu schützen, immer im Auge behalten.

Wichtig

Viele (Handlungs-)Entscheidungen werden nicht wirklich aufgrund rationaler Überlegungen getroffen, sondern haben vielmehr mit der Beziehungsqualität zwischen den Beteiligten zu tun. Überprüfen Sie daher immer wieder, wie es um diese bestellt ist, und sprechen Sie Ihre Eindrücke offen aus.

Gestalter oder Opfer

Welchen Einfluss schreiben Sie sich selbst zu? Sind Sie eher der Aktive, der Gestalter, der sich seiner Wirkkraft bewusst ist, oder der Passive, der sich eher als Opfer betrachtet und kaum Einfluss auf die Umwelt nehmen kann? Der Gestalter hat Sätze wie „Nur wer fleißig und diszipliniert arbeitet, kann Erfolg haben“ verinnerlicht, während ein Mensch in der Opferhaltung davon überzeugt ist: „Ich kann eh nichts machen“.

Beispiel: Aktiv und passiv

Herr Fischer und Herr Weiß besitzen beide ein Restaurant mit anschließendem Biergarten. Da der Sommer gerade verregnet ist, bleibt der Biergartenbetrieb weit unter den Erwartungen. Herr Fischer beschließt, besondere Events anzubieten, um dennoch Kunden in sein Lokal zu locken. Herr Weiß zieht sich dagegen in die Jammerrolle zurück, weil er das Wetter ja nun wirklich nicht beeinflussen kann.

In der Gestalterrolle nehmen Sie nicht nur die widrigen Umstände wahr, sondern suchen nach Auswegen. Sie nehmen Dinge, die Sie nicht ändern können hin, und lenken Ihre Aufmerksamkeit auf die Bereiche, die Sie steuern können. In der Opferrolle sind Sie dagegen nur auf die negativen Aspekte fokussiert – und damit blockiert. Dass diese gegenläufigen Einstellungen gerade im beruflichen Kontext zu Konflikten führen können, liegt auf der Hand. Die einen sehen sich dann als diejenigen, die die Firma retten, die anderen werden als Blockierer gesehen, die nur ständig jammern und sich nicht verändern wollen.

Einstellungen bei beziehungsorientierten Menschen

Gemeinsam ist den menschenorientierten Personen, dass sie positive Beziehungen zu anderen Menschen unterhalten wollen, denn Beziehungen werten sie als Bereicherung. Beim Extravertierten zeigt sich diese Einstellung in einem großen Bekanntenkreis, während der Introvertierte eher einen kleinen vertrauten Freundeskreis und den Familienzusammenhalt pflegt. Gemeinschaftliches Handeln empfinden beide Persönlichkeitstypen – wenn auch aus unterschiedlichen Motiven heraus – in der Regel angenehmer als alleine etwas zu bewerkstelligen. Daher kann man sie auch als Teamplayer bezeichnen. Die Unterschiede liegen aber ganz klar in der Einstellung zu sich selbst sowie der Haltung Neuem und Machbarem gegenüber.

Der extravertierte, beziehungsorientierte Mensch

Hier herrscht die Einstellung vor: Alles ist machbar! Was kostet die Welt? Kleine Brötchen backen – das können andere. Ist mal was schief gegangen? Na, macht doch nichts! Das nächste Mal schaffen wir's! Der grenzenlose Optimismus, der oft auch Tatsachen ignorieren lässt, zieht diesen extravertierten Menschen auch nach Niederlagen und emotionalem Tiefstand wieder aus dem Sumpf. Das ist seine große Stärke. Er lässt sich einfach nicht unterkriegen. Und durch die positive Grundhaltung Menschen, Ereignissen und sich selbst gegenüber ist dieser Mensch auch durchaus auf Erfolgskurs. Seine Karriere verläuft zwar vermutlich nicht ganz geradlinig, aber er wird viel Erfahrung auf unterschiedlichsten Gebieten vorzuweisen haben. Dies lässt sich dadurch erklären, dass die klare Zielorientierung und das entsprechende Durchhaltevermögen bei ihm fehlen. Die Lust auf Neues und seine Spontanität sind meist größer als die Fähigkeit, konsequent bei einer Sache zu bleiben und sich durchzubeißen.

Der introvertierte, beziehungsorientierte Mensch

Diesem Menschen geht es darum, für andere mitzudenken und dem Gemeinwohl zu dienen. Er setzt sich daher gerne für andere ein und ist auch sonst der Meinung, dass man nur in einer positiven, sprich harmonischen, Atmosphäre gute Leistungen erbringen und sich wohl fühlen kann. Moderieren, kooperieren und schlichten sind somit Verhaltensweisen, die diesen Einstellungen folgen, während Konflikten eher aus dem Weg gegangen wird.

Sich selbst gegenüber hat er eher eine negative Einstellung, wie „Man sollte sich selbst nicht so wichtig nehmen“ oder „Andere können das viel besser als ich“. Daher macht er sich anderen gegenüber eher klein und tritt, was das eigene Vorankommen angeht, auf der Stelle. Die eigene Definition als Opfer bringt Passivität, Widerstand oder Jammern mit sich. Der eher geringe Selbstwert, der vielen menschenorientierten Introvertierten eigen ist, bewirkt, dass neue Anforderungen als Bedrohung erlebt und Verantwortung eher an andere abgegeben werden. Der große Erfolg wird durch die eigene Abwertung meist verhindert.

Einstellungen bei aufgabenorientierten Menschen

Aufgaben oder Probleme sind da, um gelöst zu werden. Hierfür wenden diese kopfgesteuerten Menschen dann auch ihre meiste Energie auf. Der Extravertierte betrachtet jedoch so ziemlich alles als Herausforderung, der er sich stellen will, während der Introvertierte die Welt um sich herum eher negativ erlebt: Er sieht überall Risiken, Fehler und Nachteile.

Der extravertierte, sachorientierte Mensch

Ohne Ziele geht's nicht im Leben des extravertierten Denkers. Man muss ja etwas erreichen – es muss vorangehen. Dazu hat jeder seinen Beitrag zu leisten oder kurz: zu funktionieren, und zwar ohne große Kompromisse genauso, wie sich das dieser Mensch in den Kopf gesetzt hat. Die Zielerreichung muss sichergestellt werden, egal wie. Diese Hartnäckigkeit, gepaart mit einer positiven Einstellung zur eigenen Leistungs- und Erfolgsfähigkeit macht diesen Menschen in der Regel sehr mächtig. Dass diese Dominanz manche erdrückt, ist für den sachorientiert Extravertierten zwar meist gar nicht erkennbar – aber grundsätzlich für ihn auch akzeptabel. Es herrscht eben nicht die Einstellung vor, es muss allen gut gehen, sondern es müssen Ergebnisse erzielt werden.

Der introvertierte, sachorientierte Mensch

Gut ist nicht gut genug – denn für den introvertierten Denker muss alles perfekt sein. Und dies setzt in der Regel eine saubere Planung voraus. So muss alles durchdacht sein, bevor gehandelt wird. Fehler dürfen nicht passieren, selbst eine Abweichung vom Plan wird schwer akzeptiert. In diesem Zusammenhang steht auch seine Devise: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Nur durch genaue Prüfprozesse lassen sich eben Fehler vermeiden, und die Wahrscheinlichkeit steigt, die Dinge im Griff zu haben. Um dem extrem hohen Anspruch gerecht zu werden, steht auch die eigene Persönlichkeit ständig unter Aufsicht und Beschuss. Dieser Mensch weiß zwar, dass er etwas kann, vieles ginge aber halt noch besser. So ist seine Haltung sich selbst gegenüber höchst kritisch, und er findet immer etwas, das es zu bemängeln gibt. In der Folge leiden bisweilen Selbstwert und Außenwirkung, denn Eigenleistung und Person werden als nichts Besonderes betrachtet (obwohl Arbeitsqualität und Wissen in der Regel extrem hoch sind).