Die Misshandlung hatte tiefe Spuren hinterlassen. Die Wunden im Gesicht waren inzwischen fast verheilt, aber der Nasenbeinbruch war nicht ganz geheilt. Einige tiefe Schnittwunden waren genäht und die Fäden bereits gezogen worden. Wahrscheinlich sind die Nerven beschädigt, dachte Nielsen. Ein Augenlid hing kraftlos herunter.

»Haben Sie sich satt gesehen?«

Die nasale Stimme klang ungewöhnlich tief für eine Frau. Im Ober- und Unterkiefer fehlten Zähne, wodurch sie eher undeutlich sprach.

»Entschuldigen Sie«, sagte er hastig. »Ich wollte nicht …«

»Ich erkenne Sie wieder«, fiel sie ihm ins Wort. »Kommen Sie rein.«

Sie ging vor ihm in die Wohnung. Ein Bein war bis zur Hüfte eingegipst. Sie ging langsam und keuchte bei jeder Bewegung vor Anstrengung.

»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte sie. »Ich weiß, wie ich aussehe.«

Nielsen folgte ihr.

»Sie scheinen es aber gut überstanden zu haben …«

Katja Walter schnaubte verächtlich.

»Sind Sie immer so übertrieben höflich? Oder sind Sie blind?«

Sie ließ sich auf das Sofa im Wohnzimmer sinken und legte mühsam das Bein hoch. Nach einer Weile deutete sie auf den einzigen Stuhl im Zimmer.

»Sie sind Journalist, ja? Magnusson hat’s mir erzählt. Und jetzt hätten Sie gern was für Ihre Mühe? Etwas, worüber Sie schreiben können.«

Nielsen zog sich den Stuhl heran und nahm Platz.

»Das dürfen Sie selbst entscheiden«, erwiderte Nielsen. »Ich kann Sie zu nichts zwingen.«

Katja Walter verzog den Mund.

»Das wäre ja noch schöner!«

Sie griff nach der Zigarettenschachtel auf dem Tisch.

»Aber ich kann Ihnen das kaum abschlagen, nicht wahr? Wenn Sie nicht gewesen wären, säße ich jetzt nicht hier.«

»Das ist nicht mein Verdienst«, entgegnete Nielsen.

»Ach? Kein Schwein hätte mich in dieser Bruchbude gehört.

Und ich wäre aus eigener Kraft nicht mehr von dort weggekommen.«

Katja Walter musterte die Zigarettenschachtel in ihrer Hand und warf sie auf den Tisch zurück. Sie deutete auf ihre Lippen.

»Kein sonderlich hübscher Anblick, nicht wahr? Und es tut so verdammt weh, dass ich kaum noch rauchen oder sprechen kann.«

Sie lächelte.

»Alles hat eben auch seine guten Seiten.«

Sie betrachtete ihn.

»Sie wollen natürlich, dass ich drauflosrede und Ihnen Material liefere. Aber leider habe ich nicht viel zu sagen.«

»Sie erinnern sich nicht?«, fragte Nielsen.

Katja Walter schnitt eine Grimasse.

»An die Vorfälle im Haus erinnere ich mich, obwohl ich sie lieber vergessen würde. Aber wie ich dort hingeraten bin und was vorher war …«

Sie machte eine ratlose Geste.

»Wenn Sie Lust haben, mir zu erzählen, woran Sie sich erinnern, höre ich gern zu«, meinte Nielsen.

Katja Walter dachte nach.

»Ich bin in diesem verdammten Keller aufgewacht«, sagte sie dumpf. »Wusste nicht, wie lange ich schon dort gelegen hatte, zwei Tage müssen es mindestens gewesen sein. Er hatte mich wie Schlachtvieh festgebunden. Immer wieder ist er runtergekommen und hat mich getreten …«

Sie verstummte und schüttelte den Kopf.

»Weshalb?«, fragte Nielsen.

»Hat man Ihnen das nicht verraten?«

Sie sah ihn verärgert an.

»Ich sah ihn an jenem Morgen nach dieser Sache in Rönnåsen nach Hause kommen. Das habe ich den Bullen erzählt.

Wahrscheinlich haben sie diese Information an ihn weitergegeben, obwohl sie versprochen hatten dichtzuhalten.

Aber denen ist vermutlich scheißegal, was aus so jemandem wie mir wird …«

»Hat er gesagt, dass es deswegen war?«, unterbrach sie Nielsen.

»Er sagte ungefähr Folgendes: ›Ich zeige dir, was passiert, wenn man die Schnauze nicht hält. Ich glaube nicht, dass dir das nochmal passiert.‹«

Sie ließ ihren Blick auf Nielsen ruhen.

»Er hätte mich totgeschlagen. Wenn es mir nicht gelungen wäre, mich zu befreien, und ich den Besenstiel nicht gefunden hätte, wäre ich jetzt tot. Sie glauben mir nicht? Sie haben doch gesehen, wie ich aussah, oder etwa nicht?«

Er nickte.

»Doch, das hab ich gesehen.«

Er machte eine Pause, bevor er weitersprach.

»Und erinnern Sie sich, was davor passiert ist?«

»Ich bin nach Hause gekommen … Ich weiß nicht, an welchem Tag das war … Dann ist alles schwarz … Doch, ich muss in einem Auto gelegen haben. Gefesselt. Wie ein Paket bin ich hin und her gerollt und habe mich nirgends festhalten können. Ich habe mir die Lunge aus dem Leib gekotzt … Daran erinnere ich mich …«

Sie atmete tief ein und schüttelte sich vor Unbehagen.

»Aber sonst an nichts.«

»Mikael Bellander …«

Nielsen hatte kaum gesprochen, da fiel sie ihm schon ins Wort.

»Glauben Sie etwa, die hätten mich nicht über ihn ausgefragt?

Ununterbrochen! Über Bella. Und Li. Über diese Geschichte weiß ich nichts. Und ich begreife es auch nicht. Pfui Teufel …«

Sie schüttelte den Kopf.

»Ich will nicht daran denken und auch nicht darüber reden. Es ist schon schlimm genug.«

In dem Licht, das durch die Jalousien sickerte, wirkte ihr Gesicht aschfahl.

»Und was geschieht jetzt?«, fragte er nach einer Weile.

»Nichts«, antwortete sie.

»Sie glauben nicht, dass es zum Prozess kommt?«

»Das ist mir scheißegal und spielt auch keine Rolle.«

Katja Walter holte tief Luft.

»Ich hätte nichts anderes tun können. Und ich würde es, wenn nötig, wieder tun.«

Nielsen musterte sie. »Eine außergewöhnliche Schönheit.«

Hatte sich Magnusson nicht auf diese etwas gestelzte Art ausgedrückt? Wahrscheinlich hatte er nicht übertrieben. Spuren ihrer Schönheit waren immer noch zu erkennen, trotz ihres Lebenswandels und der Misshandlung, obwohl sie jetzt gut dreißig Jahre älter war. Die hohen Wangenknochen. Die geschwungenen Lippen. Die Augen. Vor allem die Augen.

Hellblau, wie er es nie zuvor gesehen hatte. Aber diese Augen hatten auch noch etwas anderes. Sie waren intelligent, kühl und berechnend. Bereits als er ihrem Blick zum ersten Mal begegnet war, hatte er das bemerkt.

»Ich habe nicht die Absicht, Ihnen etwas anzubieten«, sagte sie. »So höflich bin ich nicht, müssen Sie wissen. Außerdem bin ich müde. Ja, das alte Weib ist müde. Und Sie haben schließlich so einiges in Erfahrung gebracht, oder?«

Er nickte und erhob sich.

»Was diesen Teppich betrifft«, sagte er, als sei er ihm gerade erst in den Sinn gekommen. »Ich glaube nicht, dass es ratsam wäre, ihn jetzt zu verkaufen. Ich glaube nicht, dass er sich momentan gut absetzen lässt.«

Katja Walter schwieg und fixierte ihn.

»Sie haben doch nicht im Ernst geglaubt, dass man dieses Detail übersehen würde? Schließlich war es nicht schwer zu erraten. Zum einen die Fasern eines handgeknüpften Teppichs in Lindbergs Wohnung, zum anderen Anneli Holm, die der Polizei erzählt, dass dort vor dem Einbruch ein Teppich gelegen hatte.

Sie glaubte, er stammte vom Trödler oder aus einem Müllcontainer. Aber beschreiben konnte sie ihn. Ein Dosar, in Tabris geknüpft, vermutete der Experte, mit dem ich mich unterhalten habe.«

Nielsen verstummte und sah sie an. Er meinte, ein Lächeln über ihr Gesicht huschen zu sehen.

»Bei einem der Raubüberfälle, für die Bellander und Lindberg als Täter in Betracht kommen - eine alte Frau in der Gegend von Sveg, die erschlagen wurde -, verschwand unter anderem ein Perserteppich. Ein Tabris, ein Erbstück, das irgendwann in den zwanziger Jahren nach Schweden gelangte und damals schon eine Antiquität war. Die Enkel wussten, dass sie ihn in den siebziger Jahren hatte schätzen lassen. Damals war er zwischen fünfzig- und sechzigtausend Kronen wert gewesen.

Als ich beim Auktionshaus Bukowski in Stockholm anrief, wollten die den Teppich natürlich sehen, um ihn schätzen zu können. Sie meinten jedoch, dass für echte Teppiche dieser Art auf internationalen Auktionen je nach Zustand Preise von einer Million erzielt würden. Außerdem erfuhr ich, dass sie bereits eine gleichlautende Anfrage erhalten hatten. Eine Frau hatte etwa einen Monat zuvor angerufen und den Tabris beschrieben.«

Er hielt wieder inne. Katja Walters Miene verriet nichts.

»Sie haben den beiden geholfen, habe ich Recht? Lindberg und Bellander. Sie haben ihnen Käufer für ihre Waren besorgt.

Sie besaßen noch Kontakte aus Ihrer Zeit mit dem Antiquitätengeschäft. Interessenten mit viel Geld, die es nicht so genau nahmen. Ich frage mich, ob Sie nicht noch tiefer mit drinstecken. Sie haben ihnen gesagt, wonach sie suchen sollten.

Vielleicht haben Sie sogar Bestellungen bei ihnen aufgegeben.«

Katja Walter schnappte nach Luft.

»Sie scheinen ja ordentlich gegrübelt zu haben. Und ich dachte, Sie würden mir einen Besuch in aller Freundschaft abstatten. Aber offenbar scheinen Sie der Ansicht zu sein, dass mir noch das Messer im Rücken fehlt?«

Sie richtete ihre blauen Augen auf ihn.

»Jemand hat angerufen und wegen eines Teppichs gefragt, sagen Sie? Und Weine und ich haben eine Zeit lang mit Antiquitäten gehandelt. Ist das alles? Das legt dann den Schluss nahe, ich hätte mich der Beihilfe zu einem Raubmord schuldig gemacht, vielleicht sogar noch mehr?«

Sie legte den Kopf schief.

»Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Mir wäre es fast lieber, wenn Sie sich mit jemand anderem über diese Sache unterhalten würden. Dann würden Sie vielleicht wegen Verleumdung und Rufmord ordentlich was aufs Maul kriegen!«

Nielsen zuckte gleichgültig mit den Schultern.

»Sie glauben, dass man keine Beweise gegen Sie finden wird?

Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie nie eine Spur hinterlassen haben? Man hinterlässt immer Spuren, auch wenn man das selbst nicht glaubt.«

Katja Walter betrachtete ihn. Dann lachte sie beinahe herzlich.

»Versuchen Sie, mir Angst einzujagen? Und Sie meinen, das könnte Ihnen gelingen? Für wen halten Sie sich eigentlich?«

»Sie waren dabei«, fuhr Nielsen stur fort. »Sie wussten genau, was Lindberg und Bellander trieben. Sie haben mit ihnen zusammengearbeitet. Wahrscheinlich schon seit Jahren. Aber hinsichtlich dieses Teppichs erwies sich die Zusammenarbeit als problematisch. Wollten die beiden Sie nicht am Gewinn beteiligen? Oder sollte Bellander nichts abbekommen? Lindberg behielt das kostbare Stück einfach für sich. Aber nach der Schlamperei in Rönnåsen sahen Sie Ihre Chance gekommen und versuchten, Lindberg kaltzustellen. Sie sind in seine Wohnung eingedrungen und haben den Teppich einfach mitgenommen.

Vielleicht haben Sie ja auch mit Bellander gemeinsame Sache gemacht? Recht gewagt, nicht wahr? Schließlich war mit ihm nicht zu spaßen, und das wussten Sie. Ihm muss klar gewesen sein, worum es ging, als er von dem Einbruch erfuhr. Deswegen ist er auch, sobald sich die Gelegenheit ergab, abgehauen.

Wahrscheinlich hat er Sie nur deswegen misshandelt. Er wollte Sie zum Reden bringen …«

»Langsam gehen Sie mir auf die Nerven«, unterbrach ihn Katja Walter. »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich müde bin.

Ich habe keine Lust, mir den ganzen Unsinn anzuhören, den Sie zusammenphantasiert haben. Und keiner kann mich dazu zwingen. Schließlich gibt es Gesetze in diesem Land, wussten Sie das, Nielsen? Wenn Sie nicht sofort verschwinden, werde ich mich dieser Gesetze bedienen.«

»Sie haben sie umgebracht«, sagte Nielsen.

Sie starrte ihn an.

»Wie bitte? Wovon reden Sie eigentlich?«

»Anneli Holm. Vielleicht haben Sie sie nicht eigenhändig erdrosselt, aber Sie haben dafür gesorgt, dass ihr die Schlinge um den Hals gelegt wurde.«

Rasch wandte Katja Walter ihr Gesicht ab.

»Sie waren im Sommerhaus«, sagte Nielsen. »Bellander und Sie kamen zu dem Schluss, dass es das Beste wäre, sie aus dem Weg zu räumen. Hat sie zu viel gewusst?«

Er hielt inne.

»Bosse Lindberg muss ebenfalls dort aufgetaucht sein. War das geplant? Oder war das eine Überraschung …«

»Kein Wort mehr!«

Sie wandte sich ihm wieder zu. In ihrem zerstörten Gesicht zuckte es.

»Was sind Sie bloß für ein Klugscheißer! Pfui Teufel! Sie reden, aber Sie haben nichts begriffen. Aus Ihrem Mund kommt nur Schrott!«

»Ach?«, gab Nielsen zurück. »Ich glaube, ich habe Sie da an einem wunden Punkt erwischt. Etwas angesprochen, das Ihnen ein verdammt schlechtes Gewissen bereitet …«

»Wollen Sie wissen, was ihr zugestoßen ist?«, unterbrach sie ihn.

Nielsen betrachtete sie.

»Ich will die Wahrheit wissen. Das scheint ja nicht gerade Ihre Stärke zu sein …«

»Wollen Sie es jetzt wissen oder nicht?«

Sie hatte ihre Stimme erhoben. Er nickte. Sie streckte sich wieder nach der Zigarettenschachtel, nahm einen Glimmstängel heraus und zündete ihn mit dem Feuerzeug aus der Tasche ihres Trainingsanzugs an.

»Sie bilden sich ein, dass Sie so verdammt schlau sind, was?

Aber Sie wissen überhaupt nichts. Weder über mich noch darüber, was vorgefallen ist. Wissen Sie, was ich getan habe?

Ich habe versucht, sie zu retten! Die ganze Zeit. Ich habe versucht, sie von diesem verdammten Schwein wegzubringen.

Aber sie war zu dumm, um zu begreifen, was gut für sie war.

Bis zuletzt.«

Sie lehnte sich zurück, blies den Rauch zur Decke und sah ihm versonnen nach.

»Sogar Bella hat begriffen, dass auf Bosse Lindberg kein Verlass war. Dass er früher oder später jeden betrog. Auch sich selbst. Aber Li glaubte ihm jedes Wort und obwohl er log, sobald er den Mund aufmachte …«

Schweigend starrte sie in den Zigarettenrauch, der sich mit dem einfallenden Sonnenlicht vermengte.

»Was ist passiert?«, fragte Nielsen.

»Bella hat sie abgeholt«, antwortete sie. »Ich hatte ihn geschickt. Sie glaubte, er würde sie zu Bosse bringen. Sonst wäre sie nie mitgekommen. Und getroffen hat sie ihn zuletzt ja auch …«

»Sie waren also auch im Sommerhaus«, meinte Nielsen,

»wussten aber nicht, dass Lindberg dorthin kommen würde?«

Sie sah ihn ausdruckslos an.

»Ich wusste, dass er die Biege gemacht hatte. Das habe ich sofort erfahren. Ich habe noch meine Kontakte. Unverzüglich schickte ich Bella los, um Lillan abzuholen. Ich hielt es für das Sicherste. Ich glaubte nicht, dass Bosse es bis zum Sommerhaus schaffen würde, bevor wir das Quartier gewechselt hätten. Ich glaubte nicht, dass er überhaupt so weit kommen würde. Aber ich irrte mich. Es dauerte nur eine Stunde, bis er da war. Er riss die Tür auf und trat ein.«

Sie nahm einen Zug und inhalierte.

»Ich versuchte, ihr zu erklären, was er für ein Mensch war«, fuhr sie fort, »aber ich hätte genauso gut gegen eine Wand reden können. Ich sei ganz einfach ein eifersüchtiger alter Drachen, sagte sie. Dann stand Bosse Lindberg plötzlich vor uns, und der Spaß fing an.«

Sie schüttelte den Kopf. Dann deutete sie auf ihre Nase.

»Damit fing er an. Dann wollte er mir die Zähne in den Hals treten. Ich lag da und blutete wie ein Schwein.«

»Und wie reagierte Bellander?«, fragte Nielsen.

Sie hustete.

»Was glauben Sie? Er wagte es nicht mal, ohne Erlaubnis zu blinzeln, wenn Bosse in der Nähe war. Aber Li versuchte, ihn zum Aufhören zu bewegen. Er nahm die Wäscheleine, die über dem Ofen hing, und legte sie ihr um den Hals …«

Katja Walter verstummte und starrte verbittert ins Leere.

»Wissen Sie, wie lange so etwas dauert? Er schien eine Ewigkeit dafür zu brauchen! Sie kämpfte wie eine Löwin, aber er ließ nicht locker. Die ganze Zeit schrie sie. Wissen Sie, was sie schrie? ›Ich will nicht sterben! Ich will nicht sterben, Bosse!‹

Immer wieder. ›Ich will nicht sterben!‹, bis sie blau anlief und in sich zusammensackte…«

Sie verstummte und schluckte mehrmals.

»Dann ließ er von ihr ab und begann zu schluchzen und zu jammern wie ein kleines Kind. ›Du musst es tun!‹, schrie er Bella an. ›Du musst!‹ Und Bella gehorchte. Er zog die Schlinge an, bis sie sich nicht mehr regte …«

Die Zigarette war bis zum Filter heruntergebrannt. Einen Augenblick betrachtete sie die Glut zwischen ihren Fingern, dann ließ sie die Kippe in den Aschenbecher fallen.

»Sie behaupten also, dass Lindberg und Bellander sie gemeinsam getötet haben?«, sagte Nielsen nach einer Weile.

»Aber dass Lindberg der eigentliche Täter war?«

Sie erwiderte nichts, nickte nicht einmal.

»Aber soweit ich weiß, hat er keine Spuren hinterlassen«, fuhr er fort. »Weder auf der Wäscheleine noch woanders im Sommerhaus.«

Sie schnaubte verächtlich.

»Nein, natürlich nicht. Man hat ja auch sonst nirgends Spuren von ihm gefunden, oder? Und selbst in seiner eigenen Wohnung gab es kaum welche. Wahrscheinlich hatte er eine krankhafte Angst vor Bakterien. Er hat sich dauernd die Hände gewaschen und nichts angefasst, was vor ihm schon andere berührt hatten.«

Sie sah ihn wieder an.

»Außerdem trug er Handschuhe. Welche aus dem Schuppen.

Bella besaß ein ganzes Lager von Kleidung aus dem Krankenhaus und OP-Handschuhen. Sachen, die sich vielleicht noch mal verwenden ließen, pflegte er zu sagen.«

»Lindberg hatte es also geplant?«

Katja Walter verzog den Mund.

»Ich habe ihn nie gefragt, kam nicht dazu.«

Nachdenklich starrte Nielsen sie an.

»Und Bellander?«, fuhr er fort. »Was geschah mit ihm?«

Sie schnippte eine neue Zigarette aus der Schachtel.

»Ich kann mir vorstellen, was passiert ist«, entgegnete sie nach einer Weile. »Obwohl ich es nicht gesehen habe. Denn da hatten sie mich bereits verschnürt und verklebt wie eine Mumie. Ich bekam kaum noch Luft. Aber ich hörte sie. Sie gingen in die Küche, und Bosse sagte so was wie, Bella sähe aus, als könnte er eine Stärkung gebrauchen und dass er ihm eine vorbereiten würde. Dann fragte er Bella, wo er den Stoff aufbewahre.«

»Also mischte Bosse Lindberg ihm einen Schuss, der ein Pferd umgebracht hätte, und Bellander nahm ihn dankbar entgegen und setzte ihn sich ohne weiteres. Und das soll ich Ihnen abnehmen?«

Katja Walter zündete die Zigarette an und inhalierte tief. Dann warf sie Nielsen einen abschätzigen Blick zu.

»Glauben Sie, was Sie wollen. Das geht mir sonstwo vorbei.«

Ein paarmal hustete sie rasselnd, dann fuhr sie fort:

»Bosses Wunsch war Bella Befehl. Er gehorchte ihm wie ein Hund, und vielleicht versuchte er auch, sich einzureden, dass es nichts weiter sei als ein gewöhnlicher Fix, und dass Bosse ihm verziehen und vergessen habe, wie ungehorsam er gewesen sei.

Dass es ein Test sei. Ich glaube nicht, dass Sie sich vorstellen können, welche Macht er über andere Menschen besaß …«

Sie verstummte. Nielsen wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Rücken schmerzte, bis ins Bein hinunter und in den Fuß, den er nicht mehr besaß. Er ging ein paar Schritte durchs Zimmer.

»Aber nicht über Sie, Katja. Mit Ihnen konnte er nicht umspringen, wie er wollte, nicht wahr?«

Sie würdigte ihn keiner Antwort und zuckte leicht mit den Schultern. Sie rauchte schweigend. Nielsen blieb vor dem Sofa stehen.

»Wieso haben Sie sich überhaupt in diesem Sommerhaus aufgehalten?«

»Ich wusste, dass Bosse Lindberg wahrscheinlich nicht länger in Untersuchungshaft bleiben würde. Wie ich schon sagte: Ich verfüge immer noch über Kontakte. Ich hatte keine Lust, zu Hause zu sitzen und abzuwarten, bis sie ihn laufen ließen.«

Nielsen schüttelte den Kopf.

»Das erklärt immer noch nicht, was Sie in Bellanders Sommerhaus zu suchen hatten.«

Er musterte sie.

»Es ist also genau so, wie ich dachte, nicht wahr? Sie waren von Anfang an dabei. Sie wussten die ganze Zeit, welche Geschäfte Lindberg und Bellander miteinander gemacht haben.

Sie haben genauso tief dringesteckt wie sie.«

Katja Walter betrachtete ihn mit ausdrucksloser Miene.

»Ich wusste nicht, dass die beiden solche Idioten waren«, sagte sie dann.

Sie starrte ihn eine Weile mit gerunzelter Stirn an.

»Ich habe ihnen ein paar Ratschläge gegeben«, fuhr sie schließlich fort. »Das war dumm von mir. Bis zu der Sache in Rönnåsen war mir nicht klar, wozu die beiden fähig waren.

Damit hatte ich nichts zu tun. Davon habe ich erst anschließend erfahren, als Bella mir davon erzählt hat. Er hatte in Rönnåsen in der Hauspflege gearbeitet und über drei Ecken gehört, dass Haglund in seiner Hütte ein halbes Vermögen hortete. Er ließ also die Hausschlüssel mitgehen, bevor er bei dem Pflegedienst aufhörte, und hat ein paar Wochen abgewartet. Dann fuhr er mit Bosse hin, und sie gingen rein. Aber sie fanden nur ein paar Hunderter. Bosse zerrte den Alten aus dem Bett und wollte ihn dazu zwingen preiszugeben, wo er sein Geld versteckt hatte.

Aber er weigerte sich, und da drehte Bosse plötzlich durch …«

Sie presste die Lippen aufeinander.

»Sie hatten eine Axt mitgenommen für den Fall, dass der Schlüssel nicht passte, oder nur, um Schrecken zu verbreiten, wie Bella behauptete. Aber Bosse Lindberg hat sie nicht nur zur Abschreckung benutzt. Er hat ein Blutbad angerichtet. Die Frau ist vor ihm auf die Knie gefallen und hat um ihr Leben gefleht.

Er hat ihr den Schädel gespalten.«

Sie verstummte und schüttelte den Kopf.

»Verrückt«, fuhr sie fort. »Danach ist er auf der Schwelle stehen geblieben, hat nach Bellas Arm gegriffen und ihm mit der Axt die Hand eingeritzt. Er hat bei sich das Gleiche getan und anschließend sowohl Bellas als auch seine Hand gegen den Türrahmen gedrückt. ›Wir wollen doch mal sehn, wer von uns beiden berühmt wird!‹, hat er gesagt und gelacht …«

Sie drückte die halb gerauchte Zigarette im Aschenbecher aus.

»Sie erzählen sehr anschaulich«, meinte Nielsen nach einer Weile. »Fast so, als seien Sie selbst dabei gewesen.«

Katja Walter warf ihm einen misstrauischen Blick zu.

»Mir ist es scheißegal, was Sie glauben.«

»Warum erzählen Sie mir dann davon?«

»Ich dachte, Sie wollten es wissen.«

Nielsen kniff die Augen zusammen.

»Und erwarten Sie auch, dass ich alles für mich behalte?«

Sie sah ihn unverwandt an. Er hatte das Gefühl, als überlegte sie sich genau, was sie darauf erwidern sollte. Dann zuckte sie mit den Schultern.

»Machen Sie doch, was Sie wollen. Wollten Sie einen Artikel schreiben? Tun Sie das. Glauben Sie, dass mich das kümmert?

Dass ich Angst um meinen Ruf habe? Haben Sie denn was Konkretes in der Hand? Außer dem, was ich gesagt haben soll?

Ich habe kein Sterbenswörtchen gesagt, soweit ich mich erinnern kann. Ich werde auch nichts mehr sagen. Vielleicht gibt es gar nichts, was Sie für sich behalten könnten?«

Nielsen wurde langsam ärgerlich.

»Soll ich Ihnen mal sagen, warum Sie sich meiner Meinung nach in Bellanders Sommerhaus aufgehalten haben?«, fragte er schließlich. »Ich glaube, dass Sie ihm nicht trauten. Dass es etwas gab, womit er nicht verschwinden sollte.«

Katja Walter schwieg. Dann holte sie tief Luft und verzog das Gesicht.

»Liegen Sie mir schon wieder mit diesem blöden Teppich in den Ohren?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Falls es überhaupt einen Teppich bei Bosse Lindberg gab«, fuhr sie fort, »wie viel könnte der wert gewesen sein, was glauben Sie? Eine Idee?«

Sie sprach langsam und überdeutlich.

»Ich kann Ihnen auf die Sprünge helfen. Vielleicht ein Hundertstel. Höchstens ein paar Tausend. So viel hätte man bekommen, egal wie antik er war.«

Nielsen runzelte verwundert die Stirn.

»Wollen Sie damit sagen, dass Sie nicht mehr bekommen haben? Das ist sehr unwahrscheinlich. Ich glaube auch gar nicht, dass Sie ihn verkauft haben. Denn dann wären Sie nicht länger hier geblieben und hätten auch nicht in diesem Sommerhaus gesessen, obwohl Lindberg auf freiem Fuß war.«

Katja Walter schwieg und schüttelte erneut den Kopf.

»Sie sind einfach strohdumm, Nielsen. Ich hätte das nicht für möglich gehalten, aber so ist es nun mal. Traurig, aber wahr. Sie sind ganz einfach dumm.«

»Wenn ich so dumm bin, können Sie mich vielleicht aufklären?«, meinte Nielsen. »Warum sind Sie dageblieben?

Sagen Sie mir das.«

»Wohin hätte ich fahren sollen? Glauben Sie etwa, ich hätte eine große Auswahl gehabt?«

Katja Walter sah ihn wütend an. Dann trat Hilflosigkeit in ihr Gesicht.

»Ich wollte sie einfach nur von ihm loseisen«, sagte sie mit leiserer Stimme. »Ich wusste, dass er zu allem fähig war. Ich wollte, dass sie das begreift. Ich hätte mich früher aus dem Staub machen sollen. Egal wohin. Oder ich hätte zu den Bullen gehen sollen. Sie hätte mir egal sein sollen. Wahrscheinlich wäre sie dann noch am Leben…«

Sie verstummte. Nielsen stand reglos im Zimmer und starrte sie an.

»Darum ging es Ihnen also? Um Anneli? Die ganze Zeit?«

Er wartete.

»Sie hatten es auf sie abgesehen? Vielleicht war sie eine neue Jenny Larsson?«

Katja Walter war blass geworden. Ihr verletztes Auge tränte.

»Sprechen Sie ihren Namen nicht aus«, sagte sie leise.

»Nehmen Sie ihren Namen nicht in Ihre dreckige Schnauze.

Sie sind das nicht wert. Kein verdammter Mann ist so viel wert!«

Sie stützte sich auf den Couchtisch und erhob sich. Sie war fast so groß wie er. Ein eiskalter Blick traf ihn aus ihrem gesunden Auge, und Nielsen trat unwillkürlich einen halben Schritt zurück.

»Sind Sie jetzt stolz auf sich?«, fragte sie. »Sind Sie jetzt zufrieden?«

Nielsen schüttelte den Kopf.

»Nein«, erwiderte er und ging zur Tür. »Nein, das bin ich nicht.«

Magnusson hatte ihm davon erzählt:

»Ob Katja selbst an den Aktivitäten beteiligt war?«, fragte er und lachte, nachdem Nielsen ihn danach gefragt hatte. »Nein, sie hat vermutlich auch nicht mehr herumgehurt als Sie und ich.

Was immer das heißen mag…«

Dann schüttelte er den Kopf.

»Nein, ihre Begabung lag eher im Management. Aber sie hatte fachkundige Hilfe. Jenny Larsson. Sie war zehn Jahre jünger, Fixerin aus der Gegend von Stockholm. Sie hatte Routine, war schon als Teenager auf den Strich gegangen. Dann begegnete sie Katja. Ich glaube, sie tauchte zusammen mit jemandem, der Weine Strand mit Speed beliefert hat, auf. Dann blieb sie offenbar, zog bei Strand und Katja ein. Und ungefähr ein Jahr später fing der Betrieb an. Das lief dann etwa fünf Jahre so. Als der Laden aufflog, war uns klar, dass Jenny Larsson genauso in die Sache verwickelt war wie Katja Walter. Ja, und Weine Strand natürlich. Aber plötzlich kämpfte Katja wie eine Löwin dafür, um die ganze Schuld auf sich zu nehmen, und das ist ihr auch mehr oder weniger gelungen.«

Nachdenklich betrachtete er Nielsen.

»Dabei hat sich herausgestellt, dass Jenny und sie ein Paar waren. Sie war sozusagen zum anderen Ufer gewechselt.

Vielleicht hat sie auch schon früher solche Neigungen gehabt, ich weiß es nicht. Man konnte ihr daraus auch keinen Vorwurf machen. Jenny Larsson war, soweit ich mich erinnere, viel netter als Strand. Außerdem sah sie viel besser aus.«

Er lachte.

»Aber sie haben nach wie vor mit Weine Strand zusammengewohnt. Ich vermute allerdings, dass er Platz machen musste und nicht sonderlich viel mitzureden hatte. Katja hatte das Kommando.«

»Was ist aus Jenny Larsson geworden?«, fragte Nielsen.

»Hat sich dünn gemacht. Als Katja rauskam, war sie wieder da, wo sie vorher gewesen war. Ging anschaffen, war ziemlich down. Sie starb ein paar Jahre später, vermutlich an Aids.«

Magnusson machte eine abwehrende Geste.

»So kann’s gehen. Und Katja ist angeblich nie darüber hinweggekommen. Deswegen gab es wohl auch ständig Streit, wie an jenem Tag, als Strand das Zeitliche gesegnet hat.

Offenbar hatte Weine Strand Jenny Larsson rausgeworfen, als Katja im Knast war. Es gibt das Gerücht, dass sein Tod kein Unfall, sondern späte Rache war.«

»Was glauben Sie?«, fragte Nielsen.

Magnusson verzog das Gesicht.

»Ich weiß nicht so recht. Nichts deutete auf ein Verbrechen hin. Außerdem war er schon über siebzig. Er war eigentlich nur noch ein wandelndes Skelett. Hatte sich fast schon totgesoffen, von den anderen Drogen ganz zu schweigen. Es ist also gut möglich, dass er auf der Treppe gestolpert ist und sich dabei das Genick gebrochen hat.«

»Ein leichter Stoß hätte vielleicht genügt?«

Magnusson bedachte ihn mit einem ironischen Lächeln.

»Tja, so kann man es natürlich auch sehen. Aber für mich ist dieser Fall abgeschlossen. Was geschehen ist, kann man auf dem Totenschein nachlesen.«

Nielsen nickte nachdenklich.

»Und dieser Fall? Ist der auch abgeschlossen?«

Magnusson musterte ihn.

»Noch nicht. Mal abwarten. Aber ich werde kaum jede Minute bis zu meiner Pensionierung dafür verwenden. Ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass ich nicht weiß, wie weit man kommen kann und wie viel das bringen würde. Sie etwa?«

Er hatte sein Auto an der Straße geparkt, ging aber daran vorbei.

Er musste sich die Beine vertreten, brauchte Bewegung. Er bog zwischen die lang gestreckten Mietshäuser ein, und überquerte mit ruckartigen Schritten einen Innenhof mit einem Klettergerüst und einem Sandkasten, in dem Kinder spielten.

Eine Mutter mit einer Zigarette im Mundwinkel starrte ihm misstrauisch nach.

Er durchquerte ein Wäldchen und gelangte zu einem zur Hälfte weggesprengten Felsen. Unterhalb lag eine neue Straße mit braungrauen, dreistöckigen Mietshäusern. Es hatte zu nieseln begonnen. Bei Regen erinnerten die Fassaden an aufgeweichte Pappe.

Er dachte an das Gesicht von Katja Walter. Eine Maske, die er nicht zu durchschauen vermochte. Vielleicht sagte sie über Lindberg und die Ereignisse im Sommerhaus die Wahrheit.

Oder war es anders gewesen? Katja Walter, die außer sich vor Eifersucht und unerwiderter Liebe hinter Anneli Holm stand und die Schlinge um ihren Hals zuzog …

Und der Teppich. Hatte Bellander ihn sich unter den Nagel gerissen? War er bereits weiterverkauft? Oder lag er in irgendeinem Schließfach? Falls er überhaupt wertvoll war.

Er erinnerte sich an Magnussons Worte. »Über diesen Teppich existieren nur die Angaben der Enkel. Er stand auf keiner Inventarliste und war nicht versichert. Auch wenn ein Teppich dieser Art irgendwo auftauchen sollte, hätten wir keine Möglichkeit, ihn zu identifizieren.« Falls Katja Walter das wusste, konnte sie in aller Ruhe abwarten.

Er blieb stehen und blickte sich um. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand. Es hatte aufgehört zu regnen, und die Sonne schien durch die Wolken.

Er ließ sich auf eine Bank an dem Fußweg sinken, dem er schon seit geraumer Zeit gefolgt war. Die feuchte Luft drang durch seine Kleider, aber er blieb sitzen und hing seinen Gedanken nach. Er würde nie erfahren, was geschehen war. War es ihm wichtig? Vielleicht nicht. Nichts wurde davon besser.

Nichts wurde dadurch ungeschehen gemacht. Dafür war es zu spät.

Anneli Holms Gesicht mit dem Schmollmund tauchte plötzlich vor seinem inneren Auge auf, und ihm wurde klar, dass ihm nicht Katja Walters mögliche Schuld zu schaffen machte, sondern seine eigene.

»Du hattest Recht«, sagte er. »Mir war es ziemlich egal, was aus dir wurde. Oder aus Lindberg.«

Sein Blick glitt in die Ferne.

»Und das spielt eigentlich auch keine Rolle. Ich hätte ohnehin nicht viel unternehmen können. Nicht ein Wort von mir hätte etwas ändern können.«

Er schwieg eine Weile und fuhr dann fort.

»Du hättest die Tür nicht öffnen dürfen, weder mir noch sonst jemandem. Du hättest in deiner Wohnung bleiben sollen, bis alles vorüber war.«

Wieder konnte er ihre Stimme hören.

»Habe ich nicht auch Anrecht auf ein kleines bisschen Glück!

Ein einziges, verdammtes Mal!«

Er nickte.

»Klar«, log er. »Klar hast du das.«

Drei junge Männer schlenderten vorbei und musterten ihn neugierig. Nielsen starrte mit ausdrucksloser Miene zurück.

Wahrscheinlich hielten sie ihn für ein ungeeignetes Opfer, für einen Idioten, der Selbstgespräche führte. Außerdem war er zu schäbig gekleidet. Und zu groß. Es war also besser, keine Energie auf ihn zu verschwenden.

Er stand auf und sah sich um. Er musste jemanden finden, den er nach dem Weg zu seinem Auto fragen konnte. Aber er hatte Zeit. Genug Zeit.

Ein kleiner Hund kam aus dem Wäldchen hinter ihm

angesaust. Er jagte einem angekauten Ball hinterher, den jemand geworfen hatte. Er schnappte ihn sich und machte kehrt. Vor lauter Eifer wäre er beinahe über seine eigenen Pfoten gefallen.

Nielsen sah dem Hund hinterher. Glücklich, dachte er.

Vollkommen glücklich.