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Nick blieben die Worte im Halse stecken.

Julia kam näher. Keine Strähne ihres blonden Haares war verrutscht; ihre Augen leuchteten, erfüllt von Liebe und Besorgnis. Sie stand vor ihm, warm und voller Leben, als wäre sie soeben aus einem irrwitzigen Traum hervorgetreten.

»Nick?«

Wortlos zog er sie an sich und drückte sie so fest, als könnte sie ihm wieder entgleiten und als wollte er in wenigen Augenblicken seine Liebe zu ihr auszudrücken, ehe sie ihm wieder entrissen wurde, diesmal für alle Ewigkeit.

»Was ist, Liebling?«, fragte Julia.

Er bekam immer noch kein Wort heraus.

»Du machst mir Angst.« Furcht schwang in ihrer Stimme mit. »Sag mir doch, was los ist.«

Nick schwieg fassungslos. Ihm war ein unerfüllbarer Wunsch gewährt worden. Er konnte ihr unmöglich sagen, was geschehen war … nein, verbesserte er sich: Was geschehen würde.

»Ich liebe dich«, sagte er schließlich und nahm ihr Gesicht zwischen die Hände. »Es tut mir leid, was ich heute Morgen gesagt habe.«

Er zog sie wieder an sich und küsste sie leidenschaftlich. Und dann lagen sie am Boden und rissen sich voller Verlangen die Kleider vom Leib. Julia lachte, als sie sich vor Nick ankleidete, der mit baumelnden Beinen auf der Anrichte saß und jede ihrer Bewegungen verfolgte. Als sie in ihren schwarzen Rock stieg, verlor sie das Gleichgewicht, verfing sich mit dem Fuß im Reißverschluss und riss den Saum auf.

»Interessante Turnübung«, sagte Nick lachend, als er den Riss in ihrem Rock sah.

»Wenn du möchtest, kannst du mir alles gleich noch mal herunterreißen«, erwiderte sie.

Nick sprang von der Anrichte, griff in die Tasche, holte die goldene Uhr hervor und klappte den Deckel auf. Es war Viertel nach sechs.

»Hübsche Uhr«, sagte Julia, während sie sich die Bluse zuknöpfte. »Hat deine Geliebte sie dir geschenkt?«

»Ja«, erwiderte er. »Damit ich immer rechtzeitig bei ihr verschwinde, sodass du keinen Verdacht schöpfst.«

»Ha!«, machte Julia. »Ich würde es dir an der Nasenspitze ansehen.«

Nick ging ins Esszimmer und sah nach der Glastür, die auf die hintere Terrasse führte. Dann zog er die Vorhänge zu, ging im Erdgeschoss von Zimmer zu Zimmer und verriegelte die Fenster. Zum Schluss legte er an der Haustür den Riegel vor.

»Warum verriegelst du die Türen?«, fragte Julia. »Nach allem, was heute passiert ist, sind wir karmamäßig auf der sicheren Seite.« Sie seufzte. »Ich bin noch immer völlig fertig.«

»Wie meinst du das?« Nick hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon sie sprach.

»Ich kann immer noch nicht fassen, dass ich noch lebe.«

Nick starrte sie an. »Was sagst du da?«

»Der Flugzeugabsturz«, sagte sie, als wäre es offensichtlich. »Ich hätte in der Maschine sitzen sollen.«

»Was?«

 »Ich habe den ganzen Tag versucht, dich zu erreichen, aber du bist nicht ans Telefon gegangen. Ich dachte, du hättest dich zu tief in deine Arbeit vergraben. Hast du meine Nachricht denn nicht bekommen?«

»Du … du solltest in dem Flugzeug sitzen, das heute abgestürzt ist?«, stammelte Nick.

»Ja. Ich dachte, deshalb bist du so aufgewühlt. Weil ich dem Tod um Haaresbreite von der Schippe gesprungen bin.«

»Ich … es tut mir leid«, sagte Nick. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals. »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr …«

»Was ist denn passiert?« Julia legte ihm die Hand aufs Bein und rieb es sanft. »Du bist heute gar nicht du selbst.«

»Erzähl mir von dem Flugzeug«, sagte Nick.

»Ich sollte nach Boston zu einer Besprechung. Sie war in letzter Sekunde angesetzt worden und hätte höchstens eine Stunde gedauert. Ich hätte den Shuttleflug zurück genommen … also wirklich, ich kann es kaum glauben, dass du deine Mailbox nicht abgehört hast.«

»Und warum warst du nicht in der Maschine? Ich meine …«

Plötzlich klingelte das Telefon. Beide erschraken. Das Küchentelefon war ein altmodischer Wandapparat mit einem Hörer an einem langen Spiralkabel. Die Telefonleitungen funktionierten trotz des Stromausfalls noch, da das Telefonnetz ein eigenes Stromversorgungssystem besaß.

Julia war vor Nick am Apparat und nahm den Hörer von der Gabel.

»Hallo?«, sagte sie. »Oh, hallo, ich bin froh, dass Sie anrufen.« Sie legte die Hand über die Sprechmuschel und blickte Nick an. »Es dauert nur zwei Minuten.«

Er nickte und verließ die Küche durch den hinteren Flur. Ein Frösteln überkam ihn, als er die kleine Kammer betrachtete. Er schaute die Hintertreppe hinauf, öffnete den Eingang zum Keller, schloss die Tür rasch wieder und sperrte sie ab. Er sah Julias Handtasche am Haken hängen, nahm sie herunter und blickte hinein. Er sah ihre Brieftasche, ihr Handy und ihren Palm Pilot. Dann schaute er sich erneut in dem Raum um, der beinahe klinisch sauber war. Auf dem Boden war kein Tropfen Blut zu sehen, keine Leiche …

… noch nicht.

Nick schüttelte den Albtraum ab, hängte die Handtasche wieder an den Haken und ging in die Garage. Dort nahm er die Schlüssel aus der Tasche und öffnete den Kofferraum, schaute hinein, wühlte im Inhalt, schaute unter der Eishockeytasche und hinter dem Verbandkasten nach.

Nichts. Der Revolver war ihm nicht untergeschoben worden …

… noch nicht.

Nick warf den Kofferraumdeckel zu und sah sich in der Garage um, wie er es vor einer Stunde getan hatte.

Nein, falsch: Wie er es in einer Stunde tun würde.

Was für ein verrückter Gedanke! Nick schwirrt der Kopf. Die Zeit besaß keine lineare Abfolge mehr, sondern war eine Serie surrealer Vignetten, von denen jede einen Teil des Rätsels bildete, und jeden Teil musste er genau betrachten. Vorwärts, rückwärts … er musste sich die Zukunft vergegenwärtigen, während er in die Vergangenheit reiste.

Es fiel ihm schwer, dies alles im Kopf zu behalten, doch er bemühte sich nach Kräften. Er musste die einzelnen Teile des Rätsels ordnen, ohne sich von seinen Gefühlen ablenken zu lassen, wenn er Julias Mörder aufhalten wollte.

Er dachte an den Flugzeugabsturz. War Julia dem Tod entkommen, nur um wenige Stunden später trotzdem vom Schicksal ereilt zu werden? Weshalb war sie nicht an Bord der Maschine gewesen? Und was war das überhaupt für ein Flug? Als sie am Morgen zur Arbeit gegangen war, hatte er gar nicht gewusst, dass sie nach Boston fliegen würde.

Nicht dass es etwas Ungewöhnliches gewesen wäre. Sie beide hatten schon viele Stunden auf Flughäfen und in Flugzeugen verbracht, unterwegs von einer Besprechung zur anderen, immer dem Amerikanischen Traum hinterher. Nick hasste das Fliegen, denn es machte ihm Angst. Ihm war klar, dass seine Furcht irrational war – man brauchte sich nur die Unfallstatistiken anzuschauen –, doch es erfüllte ihn stets mit Beklommenheit, wenn er oder Julia in ein Flugzeug steigen mussten.

Nick hielt es für den schrecklichsten aller Tode, hilflos vom Himmel zu fallen, während einem die Schreie der verzweifelten Mitreisenden in den Ohren klangen, bis man im feurigen Aufprall starb, zusammen mit allen anderen. Nick hatte seine Furcht bezwungen und gelernt, damit umzugehen, doch wenn Julia flog, wuchs seine Angst stets zu neuen Dimensionen und verursachte ihm schlaflose Nächte und angsterfüllte Tage. Einmal hatte er sie wegen eines unguten Gefühls sogar angefleht, nicht zu fliegen. Sie rieb ihm immer wieder unter die Nase, dass damals nicht das Geringste passiert sei.

Doch welcher Glücksfall hatte Julia diesmal gerettet?

Leider war sie vorhin nicht mehr dazu gekommen, es ihm zu erzählen, weil das Telefon geklingelt hatte.

Nick verließ die Garage und betrachtete erneut Julias Wagen. Er dachte an Flucht und daran, Julia so weit fortzubringen, wie er nur konnte.

Aber damit würde er das Unausweichliche nur hinauszögern. Oder? Würde der Unbekannte, der Julia töten wollte, sie nicht später finden? Schon morgen? Oder am Sonntag? Würde Julia dann nicht zu einer Zeit getötet werden, wo er nicht einschreiten und sie retten konnte?

Nick zog die goldene Uhr aus der Tasche und las die Zeit ab: fünf vor halb sieben. Dance hatte gesagt, Julia sei kurz vor 19.00 Uhr erschossen worden. Ihm blieben also noch fünfunddreißig Minuten, dann wurde er wieder zwei Stunden in der Zeit zurückversetzt.

Er musste ihren Mörder aufhalten, und zwar jetzt! Er musste erfahren, wer es war, damit er nicht wieder aus dem Dunkel gegen Julia losschlagen konnte.

Nick nahm sein Handy hervor und tätigte den Anruf, den er schon in dem Augenblick hatte machen wollen, als er Julia lebendig und gesund in den Armen gehalten hatte.

»Byram Hills Police, Sergeant Manz am Apparat«, antwortete eine Stimme.

»Guten Abend. Mein Name ist Nick Quinn …«

»Wie kann ich Ihnen helfen, Mr. Quinn?«

»Ich glaube, jemand wird versuchen, meine Frau zu ermorden.«

»Was bringt Sie zu dieser Vermutung?« Die Stimme des Beamten war ernst und ohne jede Regung.

Nick fehlten plötzlich die Worte. Er hatte geglaubt, er könnte einfach die Polizei rufen und den Mörder festnehmen lassen, ehe dieser auch nur in die Nähe Julias kam, aber so einfach war es nicht.

»Mr. Quinn?«

»Wir sind in unserem Haus …«

»Ist sonst noch jemand da?«, fragte Sergeant Manz. »Ein Eindringling? Oder ist jemand draußen vor dem Haus?«

»Nein«, antwortete Nick, wobei er sich umsah. »Aber ich glaube, dass bald jemand kommen wird.«

»Es tut mir leid, Mr. Quinn, dass ich Ihnen am Telefon diese Fragen stellen muss, aber Sie können sich bestimmt vorstellen, dass wir wegen des Flugzeugabsturzes sehr knapp an Personal sind. Hat jemand Ihre Frau bedroht?«

 »Nein.« Nick wusste, dass er das Gespräch nicht mehr weit führen konnte, ohne sich wie ein Verrückter anzuhören.

Manz stieß die Luft aus. »Wie ich schon sagte, Mr. Quinn, sind unsere Leute an der Absturzstelle. Ich könnte in frühestens einer halben Stunde einen Streifenwagen zu Ihnen schicken. Wir haben nur zwei Beamte für Notfälle frei. Ich schlage vor, dass Sie und Ihre Frau das Haus sofort verlassen und sich irgendwohin begeben, wo Sie beide sich sicher fühlen. Warum kommen Sie nicht einfach hierher? Dann können Sie mir auch besser erklären, warum jemand Ihre Frau ermorden will, und wir können die betreffende Person festnehmen, ehe etwas geschieht.«

Nick dachte über den Vorschlag nach. Sämtliche Polizeikräfte befanden sich an der Absturzstelle. Er wusste, dass angesichts dieser Katastrophe auf seinen wirren Anruf hin schwerlich ein Streifenwagen erscheinen würde, während auf Sullivan Field über zweihundert Tote lagen. Er war auf sich allein gestellt.

»Das ist eine gute Idee«, log Nick.

»Ich versuche, jemanden vorbeizuschicken, der bei Ihnen nachsieht, sobald ich einen Kollegen von der Absturzstelle loseisen kann. Kommen Sie bis dahin hierher.«

»Danke, Sie haben mir sehr geholfen.« Nick klappte das Handy zu.

Er befürchtete, dass der Unbekannte, der es auf Julia abgesehen hatte, nicht aufgeben würde, ehe sie tot war. Sich im Polizeirevier zu verstecken würde den Mörder nur für kurze Zeit abhalten. Für Nick war es keine Frage, dass er sie später erwischen würde. Und dann – zu irgendeinem Zeitpunkt, der in der Zukunft lag – hätte er keine goldene Uhr mehr in der Tasche, die die Zeit manipulierte.

Also musste er den Mörder jetzt fassen, ehe er Julia umbrachte. Und wenn die Polizei nicht dazu in der Lage war, musste er es eben selbst tun.

 Nick ging zurück zum Haus. Er war zuversichtlich, dass er Julia retten konnte. Er hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite, denn er wusste, dass der Mörder kam. Der Mörder hingegen wusste nichts von Nick.

Doch er konnte Julia nicht allein retten. Wenn er ihren Tod verhindern wollte, brauchte er Hilfe.

Julias Hilfe.

Nick durchquerte den hinteren Flur, nachdem er die Tür zur Garage verschlossen hatte, und schaltete die Alarmanlage ein. Nach einem Stromausfall lief sie zwölf Stunden im Akkubetrieb, um die filmtypischen Fälle zu verhindern, in denen der Dieb die Stromleitung kappte und damit die Alarmanlage ausschaltete.

Als Nick in die Küche kam, telefonierte Julia noch immer.

»Julia …«, unterbrach er das Gespräch.

Sie hielt den Finger hoch und horchte aufmerksam, was am anderen Ende gesprochen wurde. Unbewusst schob sie sich das blonde Haar hinters Ohr, während sie zuhörte.

»Ja, gut, danke«, sagte sie in den Hörer und schaute Nick an. »Ich bin jetzt in der Warteschleife. Was ist los?«

»Leg auf.«

»Wieso? Es dauert nur noch zwei Minuten …«

Nick riss ihr den Hörer aus der Hand und legte auf.

»Verdammt, Nick! Was soll denn das? Weißt du eigentlich, wie wichtig dieses Gespräch war?«

»Julia, sieh mich an«, sagte er, ohne auf ihren Wutausbruch zu achten. Er musste sie dazu bringen, dass sie sich ganz auf ihn konzentrierte. »Jemand wird versuchen, dich umzubringen!«

Julia blickte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Der Augenblick hing schwer in der Luft, doch als sie sah, wie ernst es ihm war, wich ihre Verwirrung zuerst Verunsicherung, dann panischer Angst. »Wie meinst du das?«

 »Ich weiß nicht wieso, aber sie sind fast hier.« Sein Entsetzen war ihm anzuhören.

»Wer? Woher weißt du das?«

»Ich weiß nicht wer. Und ich kann dir jetzt nicht erklären, woher ich es weiß. Aber du musst mir glauben!«

Julia schaute sich gehetzt in der Küche um, als könnte sich jeden Augenblick aus einer dunklen Ecke jemand auf sie stürzen. »Das ist doch verrückt.«

Beide zuckten zusammen, als es plötzlich an der Haustür klopfte.

Nick kauerte sich hinter die Kochinsel und zog Julia neben sich auf den Kiefernholzboden. »Bleib hier.«

»Ist er das? O Gott, wir müssen die Polizei rufen!«

»Habe ich schon versucht. Die gesamte Polizeitruppe ist am Ort des Flugzeugabsturzes. Wir können von Glück sagen, wenn in einer halben Stunde jemand hier ist.«

»Das alles muss ein Missverständnis sein!«, stieß Julia hervor. »Wieso sollte jemand mich umbringen wollen?«

Wieder war das Klopfen zu vernehmen.

»Julia«, sagte Nick beschwörend. »Glaub mir!«

Seine Stimme und die Angst in seinen Augen überzeugten sie.

»Dann sollten wir von hier verschwinden, ehe wir in unserem eigenen Haus in der Falle sitzen«, sagte Julia. Sie klang plötzlich verzweifelt.

»Bleib hier«, sagte Nick, während er um die Kochinsel herum kroch und Julia auf dem Küchenboden zurückließ, zusammengekauert hinter dem Aufbau neben dem Herd, von den Fenstern aus nicht zu sehen. »Bleib auf dem Boden und halte dich von den Fenstern fern! Und geh nicht zur Garagentür«, beschwor er sie und verließ die Küche. Julia zog die Knie an und schlang die Arme um die Beine. Sie glaubte Nick. Er zog niemals Schlüsse, ehe er nicht sämtliche Fakten kannte, und er irrte sich selten. Julia hatte keinen blassen Schimmer, was vor sich ging, und fühlte sich wie benebelt. Noch nie hatte sie echte Todesgefahr erlebt. Sie hatte immer geglaubt, sich in Krisensituationen gut zu halten. Nun aber war sie von lähmender Angst erfüllt. Eiseskälte schien durch ihre Adern zu strömen. Ein Unbekannter machte Jagd auf sie.

Ihr sonst so nüchterner Verstand wehrte sich; ihr verkrampfter Magen schmerzte, und Entsetzen drohte sie zu lähmen – die Angst um ihr Leben und die Furcht, von Nick weggerissen zu werden. Sie konnte sich nicht auf die Fragen konzentrieren, die ihr durch den Kopf schossen, zu groß war die Panik, die sie erfasst hatte. Wichtig war nur, dass sie am Leben blieb, weiterlebte für Nick, für ihre Zukunft, die so viel versprach.

Sie hatte den ganzen Tag versucht, Nick zu erreichen und ihm von ihrer Beinahe-Begegnung mit dem Tod zu erzählen, und dass sie wie durch ein Wunder vor dem Start aus der Maschine des Fluges 502 ausgestiegen war. Normalerweise wäre sie vom Flughafen sofort nach Hause gefahren, um Nick davon zu erzählen, doch bei einem ihrer wichtigsten Mandanten war ein Problem aufgetreten, das sofort bereinigt werden musste.

Jedenfalls hatte sie immer wieder angerufen, ohne Nick zu erreichen, denn wegen des Stromausfalls funktionierten weder der Anrufbeantworter noch das schnurlose Telefon in seinem Büro. Sie hatte ihn mehrmals auf dem Handy zu erreichen versucht und Nachrichten auf der Mailbox hinterlassen, doch er hatte das Handy offenbar den ganzen Tag nicht angerührt. Wahrscheinlich wegen der Terminarbeit, sagte sie sich: Nick musste Immobilien- und Finanzinformationen auswerten und Dutzende von Jahresberichten lesen, die er auf seiner viertägigen Reise durch den Südwesten gesammelt hatte. Und er wollte den Bericht noch heute abschließen, damit er nicht am Wochenende am Schreibtisch sitzen musste. Außerdem war er bestimmt nervös, weil es keinen Strom gab, sodass er am Laptop arbeiten musste.

Hätte sie doch eher mit ihm gesprochen! Sie hatte ihm nie etwas über ihre Täuschung gesagt, ihre vorsätzliche Lüge. Sie hatte ihm die Wahrheit sagen wollen, unter vier Augen, an diesem Abend. Sie hatte es die ganze Woche hinausgezögert und bereute es nun umso mehr.

Wieder klopfte es an der Tür. Gleichzeitig klingelte das Telefon. Julia hob den Blick. Sie konnte sich denken, wer anrief: vermutlich ihr Gesprächspartner, der verärgert war, weil Nick aufgelegt hatte.

Doch jetzt hatte sie ganz andere Sorgen.

Julia ließ es klingeln. Und während sie sich verängstigt umschaute, schien der Augenblick sich zur Ewigkeit zu dehnen.


 
Nick schob sich in die Bibliothek und blickte aus dem Fenster. Auf das klingelnde Telefon, das ihm lauter vorkam als in der Erinnerung, achtete er gar nicht. Ein blauer Wagen stand am Ende der Zufahrt; Einzelheiten konnte Nick nicht erkennen; die Entfernung war zu groß. Er blickte hinunter zur Vordertür. Ein Mann stand dort und drehte sich lässig von links nach rechts. Er war Ende vierzig, Anfang fünfzig. Nick besaß keine Erfahrung mit Kriminellen, doch der Mann sah völlig harmlos aus: graues Haar, Hornbrille, gut hundert Kilo schwer und dabei weniger als einssiebzig groß. Eine Hand ruhte leger in der Tasche. Eine Waffe war nicht zu sehen, und der Mann machte keinen bedrohlichen Eindruck. Doch es stand außer Frage, dass jemand versuchen würde, Julia zu ermorden, und Nick wollte kein Risiko eingehen.

Er kauerte sich auf den Boden und öffnete den Schrank hinter seinem kleinen Schreibtisch. Dann schob er einen Stapel Bücher beiseite und legte den kleinen Safe frei. Er hatte ihn installieren lassen, um Julias Schmuck und ihre Pässe, ihre Besitzurkunden und andere wichtige Dokumente sicher aufzubewahren. Nick drehte das Rad nach rechts, nach links und wieder nach rechts. Mit einem Klicken ließ die Tür sich öffnen. Die 9-mm-Pistole, eine SIG Sauer, lag seit über einem halben Jahr hier, geölt und in ein Tuch eingeschlagen. Nick verabscheute Schusswaffen, konnte aber mit einer Waffe umgehen, auch wenn er die Pistole seit Februar nicht mehr abgefeuert hatte. Er wickelte sie aus, ließ sie in seine Hand gleiten und nahm ein Magazin aus der Schublade des Safes. Er schob es in den Pistolengriff, zog den Schlitten zurück, ließ eine Patrone in die Kammer gleiten und ging zur Tür.

Als er die Bibliothek verließ und ins Wohnzimmer ging, verstummte das nervtötende Klingeln des Telefons. Die plötzliche Stille wirkte auf Nick wie ein böses Omen. Er hielt sich dicht an der Wand, die Pistole vor der Brust, und spähte in den Korridor. Im nächsten Moment fiel ihm ein, dass er den Alarm vergessen hatte. Aber das konnte ein Vorteil sein: Die überforderte Polizei würde ohnehin nicht erscheinen, wenn der Alarm aktiviert wurde, aber vielleicht schreckte er Eindringlinge ab und brachte ihm, Nick, dadurch den Vorteil, den er brauchte.

Nick entsicherte die Pistole, huschte in den Eingangsbereich und vergewisserte sich mit einem Blick durch die kleinen Fenster links und rechts neben der Haustür, dass der schwergewichtige Mann noch immer draußen stand. Geräuschlos hob Nick die Hand und drückte den Panikknopf.


 
Julias Angst verebbte, und sie konnte wieder halbwegs klar denken. Wer könnte es auf ihr Leben abgesehen haben? War in letzter Zeit irgendetwas geschehen, das …

Ihr stockte der Atem.

 Mit einem Mal wusste sie, weshalb man es auf sie abgesehen hatte.

Sie durfte nicht wieder ans Telefon gehen! Der Mann, mit dem sie vorhin fünf Minuten lang telefoniert hatte, rief gerade wieder an.

Der Mann, an den sie sich mit ihrem Problem gewandt hatte.

Der Mann, der sie nun töten wollte.

Rasch kroch Julia in den Flur und vergewisserte sich, dass Nick die Tür abgeschlossen hatte. Sie hob den Arm, nahm die Handtasche vom Haken und zog sie zu sich auf den Boden. Sie griff hinein, nahm ihr Handy heraus und wählte mit zitternden Fingern die 911.

»Notrufzentrale«, meldete sich eine Frauenstimme.

»Hier ist Julia Quinn«, flüsterte sie. »Townsend Court, Byram Hills. Bitte, ich brauche Hilfe. Beeilen Sie sich! Mein Mann und ich …«

Dann hörte sie das Geräusch, und ihr versagte die Stimme. Kalter Schweiß brach ihr aus, und ihr Atem ging stoßweise.

Wieder hörte sie, wie die Tür zur Garage ein leises Klicken von sich gab.

Wie erstarrt beobachtete Julia, wie die Tür sich öffnete.


 
Nick riss die Haustür auf und hob die Pistole, doch der massige Mann war verschwunden. Nick trat auf die Veranda, die Waffe in beiden Händen, die er in weitem Bogen von links nach rechts schwenkte. Endlich entdeckte er den Mann; ohne sich umzusehen, eilte der Fremde unbeholfen zu seinem Wagen.

Nick atmete erleichtert auf, senkte die Pistole und legte mit dem Daumen die Sicherung vor. Das Läuten des Telefons verstummte; nur noch das Schrillen des Alarms war zu vernehmen. Das Gefühl einer unmittelbaren Bedrohung schwand.

 Dann aber blieb Nick fast das Herz stehen, als er beobachtete, wie der dicke Mann die Autotür öffnete und einstieg. Sofort packte Nick den Pistolengriff fester, entsicherte die Waffe wieder und rannte zur Küche.

Er verfluchte sich selbst. Wie hatte ihm ein solcher Fehler unterlaufen können? Er hatte sich überlisten und für einen kurzen Moment von Julia weglocken lassen – mit verhängnisvollen Folgen.

Nick hatte nie die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass es mehr als ein Mörder sein könnte.

Und nun hatte er beobachtet, wie der dicke Mann an der Beifahrerseite des Wagens einstieg.

Es gab noch jemanden.


 
Julia starrte zu der Waffe hoch. Die Welt bewegte sich nur noch im Kriechtempo; die Zeit floss zäh wie Sirup. Sie konnte nicht verstehen und würde nie begreifen, woher Nick gewusst hatte, dass dieser Augenblick käme. Sie bedauerte, nicht auf ihn gehört zu haben und nicht in der Küche geblieben zu sein, denn sie wusste, dass seine schreckliche Vorhersage nun eintreffen würde.

Jetzt würde sie Nick nie mehr in die richtige Richtung lenken können. Niemand würde je die Wahrheit erfahren. Ihr Mörder hatte sie am Telefon beschäftigt, hatte sie mit seinen Anrufen abgelenkt, während er zu ihr gefahren war, damit sie an Ort und Stelle blieb.

Julia starrte auf den seltsamen Revolver, der wie ein kostbares Sammlerstück aussah. Und in diesem winzigen Augenblick erkannte sie die Waffe, denn sie hatte noch am gleichen Tag ein Bild davon gesehen …

Eine Flamme zuckte aus dem Lauf, und ein Rauchfähnchen stieg empor.

 Als die Kugel aus dem langen Lauf des verzierten Colt Peacemaker jagte, wobei eine grelle Flamme zuckte, lief die Zeit wieder normal.

Das Geschoss tötete Julia auf der Stelle.


 
Nick rannte durch die Küche, während der Alarm heulte. Als er um die Ecke bog, sah er, wie Julia nach hinten geschleudert wurde. Die Hälfte ihres Kopfes wurde weggerissen und spritzte gegen die Wand.

Nick unterdrückte einen Aufschrei und rannte los, während Julia noch zuckend auf dem Boden lag. Ihm war klar, dass er nichts mehr für sie tun konnte. Und er wusste genau, was sie Sekundenbruchteile zuvor gesehen hatte. In seinem auf den Kopf gestellten Zeitablauf hatte er schon vor einer Stunde vor ihrem entstellten Leichnam gestanden, von Trauer erfüllt. Dies erneut durchleben zu müssen hätte seinen Schmerz ins Unerträgliche gesteigert und ihn daran gehindert, den Mörder zu identifizieren und den ganzen Wahnsinn zu verhindern.

Nick sprang über Julias Leiche und prallte gegen die halb offene Tür. Er stürmte durch die Garage. Als er durch das offene Tor ins Freie gelangte, sah er Julias Mörder, der zu seinem Wagen rannte, der am Ende der Auffahrt stand. Die Fahrertür war offen. Nick lief ebenfalls auf den Wagen zu und feuerte auf den fliehenden Mann. Kugeln prallten vom Boden ab und durchschlugen das Heck des blauen Pkw, doch der Mann rannte weiter, ohne innezuhalten, während die Geschosse ihn nur um Zentimeter verfehlten. Schneller, als Nick erwartet hätte, erreichte der Mörder den Wagen und warf sich hinters Lenkrad.

Qualm stieg auf, als die Reifen mit schrillem Kreischen durchdrehten; dann griff das Gummi, und die blaue Limousine schoss auf die Straße.

 Fluchend rannte Nick zu Julias Lexus, der im Wendekreis stand. Diesmal war er froh, dass der Zündschlüssel steckte. Er ließ den Motor an, legte den Gang ein, jagte aus der Grundstückszufahrt und machte sich an die Verfolgung des Killers.

Townsend Court lag am Ende einer Sackgasse. Nick und Julia hatten sich das Haus wegen der Ruhe und Abgeschiedenheit fernab der Stadt und der Hauptstraße ausgesucht. Das Wohngebiet hatte keine Durchfahrtsstraße; die nächste Verbindung zum Rest der Welt war mehr als anderthalb Meilen entfernt.

Nick bog scharf nach rechts auf den Sunset Drive und sah den fliehenden blauen Wagen keine halbe Meile vor sich. Er trat aufs Gaspedal und holte rasch auf. Er sah, wie Julias Mörder nach links auf die Elizabeth Place zu entkommen versuchte. Die Reifen blockierten und kreischten protestierend, als der Mann die Abbiegung verfehlte und quer durch den Vorgarten der Tannens fuhr, ehe er auf die Elizabeth gelangte.

Nick verringerte den Abstand zum fliehenden Wagen noch einmal um die Hälfte, indem er die Handbremse zog und den Lexus nach links schleudern ließ. Inzwischen hatte er erkannt, dass der blaue Wagen ein Chevrolet Impala war. Wieder trat Nick aufs Gas und fuhr auf dreißig Meter an sein Ziel heran, doch Julias Mörder wollte so leicht nicht aufgeben: Er beschleunigte bergab. Sein Wagen stieg mehrmals etliche Zentimeter in die Luft, wenn er über Bodenwellen und Buckel auf der unebenen Straße raste.

Nick beschleunigte ebenfalls. Sie waren keine halbe Meile von der Route 128 entfernt, einer Landstraße mit mehr Abzweigungen, als man zählen konnte. Nick wusste, dass es dort für den Mörder viele Auswege gab, viele Möglichkeiten zu entkommen, ehe er ihn identifizieren konnte.

Als der Abstand nur noch zehn Meter betrug, konnte Nick das Nummernschild lesen: Z8JP9. Er prägte es sich ein.

 Und dann hatte er den Mörder eingeholt. Der Impala war nur noch Zentimeter entfernt, hielt aber nicht an. Nick krachte mit voller Wucht ins Heck des blauen Pkw. Beim Aufprall wurde er nach vorn geschleudert, bremste kurz und trat wieder aufs Gaspedal. Diesmal scherte er wie zum Überholen aus und rammte die Seite des Chevys. Metall kreischte. Glas klirrte. Die Motoren röhrten. Beide Fahrzeug näherten sich einer scharfen Kurve. Dahinter lag, keine Viertelmeile entfernt, die Auffahrt zur Route 128.

Nick hatte nur noch eine Chance.

Er lenkte den Lexus auf die Gegenfahrbahn und betete, dass niemand ihm entgegenkam, sonst wurde er ohne Zweifel getötet und Julias Leben endete tatsächlich an der Hintertreppe ihres Hauses.

Nick beschleunigte in der Kurve, den Impala rechts neben sich. Zu gern hätte er in den Wagen geschaut, um den Mann hinter dem Steuer zu sehen, konnte es aber nicht riskieren, den Blick auch nur für eine Sekunde von der Straße zu nehmen. Er schlug das Lenkrad ein und drängte den blauen Wagen an die Steinmauer, die auf der rechten Seite hinter einer Baumreihe die Straße begrenzte. Der Fahrer des Impala verlor die Gewalt über seinen Wagen, der mit hundertzwanzig Stundenkilometern dahinschoss. Das Heck brach aus, beide Hinterreifen platzten, und der Chevy geriet ins Schleudern, flog über den Randstein und prallte gegen einen Baum. Die vordere Hälfte des Wagens wickelte sich förmlich um den Stamm.

Ohne nachzudenken und ohne einen Funken Bedauern trat Nick aufs Gas und rammte das Heck des Impala. Vor ihm explodierte der Airbag und presste ihn in den Sitz.

Rasch schob er den wieder zusammenfallenden Sack beiseite und rollte sich aus dem Wagen auf den Boden, die entsicherte Pistole schussbereit, ohne auf die Prellungen und Abschürfungen in seinem Gesicht zu achten. Er kroch auf den Impala zu, der sich zwischen dem Baumstamm und der Mauer verkeilt hatte. Treibstoff lief aus, Kühlmittel zischte, Dampf quoll unter der Motorhaube hervor.

Vom Boden aus konnte Nick in den Wagen blicken. Obwohl er den Fahrer am liebsten getötet hätte, indem er ihm die Pistolenmündung gegen den Kopf drückte und ihm die verbliebenen Patronen ins Hirn jagte, konzentrierte er sich auf das, was nun wichtig war: Er musste den Mann identifizieren, wenn er eine Chance haben wollte, ihn in der Vergangenheit aufzuhalten.

Auf dem Bauch kroch Nick zur Beifahrertür vor der Steinmauer. Als er den Blick hob, sah er die aufgeblähten Airbags. Der Mann hing bewusstlos im Beifahrersitz. Nick stemmte sich langsam auf die Knie, blickte zum Lenkrad und sah den Fahrerairbag.

Doch der Fahrersitz war leer.

Ein Schuss peitschte.

Die Kugel hackte in den Baumstamm. Nick duckte sich und machte einen Satz zum zerstörten vorderen Teil des Wagens, wo die aufsteigenden Dampfwolken ihm Deckung gaben.

Kugeln pfiffen ihm um die Ohren, prallten von der Steinmauer ab und rissen Rinde vom Baum. Der Geschosshagel wanderte weiter, näherte sich Nicks Position. Nick saß in der Falle: Links war die zweieinhalb Meter hohe Mauer, hinter ihm der Baum. Einen Ausweg gab es nur über die Motorhaube des Wagens zu seiner Rechten oder zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. In beiden Fällen würde er sich vor den Lauf des Mörders begeben.

Nick drückte sich tief in den aufgewühlten Boden und blickte unter dem Fahrzeug hindurch. Auf der anderen Seite, am linken Hinterrad, entdeckte er die schmutzigen Schuhe des Schützen. Ohne zu zögern, zielte Nick und feuerte dreimal. Er traf den Mörder ins Schienbein.

 Vor Schmerz aufbrüllend, stürzte der Mann zu Boden. Nick sprang auf, huschte aus seiner beengten Stellung und suchte hinter Julias Lexus Deckung.

Der Mörder schoss planlos auf ihn, feuerte fünf Schüsse in rascher Folge ab. Dann hörte Nick ein verräterisches Klicken: Die Waffe war leer.

Jetzt habe ich dich!

Als Nick um den Wagen herumkam, sah er neben der Fahrertür eine kleine metallene Sperrpistole liegen, die zum Schlösserknacken diente und wie eine Kreuzung zwischen Elektrotacker und Zahnbürste aussah. Jetzt wusste er, wie der Mörder die verschlossene Tür zum Flur ohne Schlüssel hatte öffnen können.

Neben der Sperrpistole lag der Colt Peacemaker. Aus den Kammern der Trommel stieg Rauch. Der Mörder hatte keine Zeit gehabt, Nick die Waffe unterzuschieben, als der ihn verjagt hatte.

Der Anblick der verzierten Waffe ließ Wut in Nick auflodern. Dass dieser Hurensohn ausgerechnet ihm den Mord an seiner eigenen Frau anhängen wollte! Zugleich aber wurde ihm klar, dass die Zukunft sich bereits geändert hatte: In seinem Kofferraum würde kein Revolver liegen, der ihn mit dem Mord in Verbindung brachte … und schon bald gäbe es auch keinen Mord mehr.

Nick näherte sich dem Mann. Er lag bäuchlings neben dem Wrack des Impala. Sein Rücken hob und senkte sich unter schweren Atemzügen, und sein dunkles Haar lugte blutgetränkt unter einer Baseballmütze der New York Mets hervor. Der linke Arm stand in merkwürdigem Winkel ab; vermutlich hatte der Mann ihn sich beim Aufprall gegen den Baum gebrochen. Er hielt eine 9-mm-Pistole in der rechten Hand. Das blutige linke Bein, von Nicks Kugel durchschlagen, hatte er von sich gestreckt.

 Nick ging neben dem Mann in die Hocke, packte den Kragen seines Hemdes im Nacken und bekam ein Silberkettchen zu fassen. Er riss es ab. Von seiner geschlossenen Faust baumelte ein Christopherus-Anhänger.

Mit einer Mischung aus Erleichterung und Wut starrte Nick auf den Mann. Er hatte den ersten Schritt getan, um Julia zu retten. Einen Augenblick lang stieg Hoffnung in ihm auf. Wider jede Vernunft wusste er, dass er Julia vielleicht wirklich retten könnte.

Nick drehte den Kopf des Mannes zu sich, um endlich in das Gesicht des Killers zu blicken, der gerade seine Frau ermordet hatte.

Doch ehe er das Gesicht sehen und Julias Mörder identifizieren konnte, umfing ihn undurchdringliche Schwärze.