Frau Althoffs Mucki bekam fast einen Kollaps, als Mattes am nächsten Morgen mit Mina die Redaktion betrat. Er kläffte ohrenbetäubend, sprang im Flur herum, und Mattes registrierte mit großer Genugtuung, dass Mina ihn keines Blickes würdigte und gelassen neben Mattes blieb, als er in sein Büro ging. Er schloss die Tür und grinste zufrieden, als er draußen die Althoff beruhigend auf ihren immer noch kläffenden Hund einreden hörte. Hier begannen jetzt andere Zeiten. Er blickte auf die Uhr. Es war kurz nach neun, und bis zwölf hatte er Zeit, sich vorzubereiten und ein Konzept für die ›Dr. Sommer‹-Rubrik zu entwickeln. Während er mehrere große leere Zettel auf den Tisch legte und nach einem Stift suchte, klopfte es an der Tür und Frau Althoff trat ein.

»Mucki ist daran gewöhnt, der einzige Hund in der Redaktion zu sein, darum bewacht er die Räume. Besonders so große Hunde regen ihn zum Lautgeben an«, entschuldigte sie die laute Kläfferei.

Mattes sah sie an: »Leider ist mein Hund nicht kleiner, darum wird sich Mucki daran gewöhnen und das Laut geben einstellen müssen. Ansonsten müssen Sie ihn zuhause lassen.«

Er bemerkte, dass sie angespannt wirkte, und gab Mina, die sich freundlich begrüßend nähern wollte, ein Zeichen, sich hinzulegen. Das fehlte noch, dass sein eigener Hund sich jetzt anbiedern würde. Erst mal Abstand halten. Schließlich war Mina Chef-Hund. »Frau Althoff«, begann er, und es erstaunte ihn selbst, dass seine Stimme fest und selbstbewusst klang. Genau so macht das ein Boss, dachte er zufrieden, ich kann es ja. Noch mehr erstaunte es ihn, dass Frau Althoff nicht süffisant lächelte, sondern ihn anscheinend völlig ernst nahm. Sein plötzlicher Abgang gestern Nachmittag hatte sie wohl mehr als beeindruckt. Den Trick sollte er sich merken. Einfach grußlos rausgehen, wenn es nicht so lief, wie er es haben wollte.

»Um 12 Uhr erwarte ich alle in meinem Büro. Tina soll sich um den Kaffee kümmern. Das kann sie, nehme ich an.«

Er wartete keine Antwort ab, sondern beugte sich geschäftig über seine Papiere. Frau Althoff verließ das Zimmer und schloss leise die Tür. Grinsend lehnte er sich in seinem Chefsessel zurück, hob die Arme und stieß ein halblautes »Yeah!« aus. Erste Runde gewonnen! Ein Kichern riss ihn aus der Siegerpose. Tina hatte die Tür geöffnet und sah strahlend ins Büro.

»Cool. Sie ham aber gute Laune.«

»Gibt’s was?«, fragte er schnell zurück und versuchte seinen Ärger zu verbergen.

»Ich wollt nur wissen, was ich mit dem Kaffee für Nadine machen soll, weil die Tee hat.«

»Welche Nadine?«

Tina sah ihn erstaunt an und betonte laut und deutlich: »Na, unsere!«

Mattes analysierte blitzschnell die Bezeichnung »unsere« und kam darauf, dass Frau Berger gemeint sein könnte.

»Wenn du Frau Berger meinst und sie keinen Kaffee trinkt, kann sie natürlich Tee bekommen, ist doch klar.«

Tina grinste zufrieden. »Hab ich mir schon gedacht. Ich bin ja nicht doof. Aber man weiß ja nie.«

Die Tür fiel mit einem Klacken zu, und Mattes überlegte kurz, ob er einen Stuhl mit der Lehne unter die Klinke stellen sollte, um nicht erneut überrascht werden zu können, unterließ es aber, weil das dann doch nicht zum Verhalten eines Chefredakteurs passte. Lieber hielt er sich mit den Jubelposen zurück. Er vertiefte sich in seine Überlegungen, während er in den Nachbarzimmern und auf dem Flur die geschäftige Arbeitsatmosphäre kurz vor einer Abgabe mitbekam. Auch der Kopierer dröhnte wieder fast ununterbrochen. Was kopierte Tina da eigentlich den ganzen Tag?

Kurz vor dem angesetzten Termin hämmerte es unbeholfen an der Bürotür. »Herein«, sagte Mattes, und von außen rief Tina kläglich: »Geht nicht!« Er sprang auf, öffnete ihr, und sie ging mit einem beladenen Tablett an ihm vorbei und kündigte stolz an: »Der Kaffee kommt. Und auch Tee für Nadine.« Mit lautem Klirren stellte sie das Tablett mitten auf seinen Zetteln mit der ›Dr. Sommer‹-Idee ab und rief übergangslos: »Ist der süß!! Cool! Ist das Ihrer?« Ehe Mattes reagieren konnte, hing sie schon quer über Mina und streichelte sie.

»Hey, du kannst doch nicht einfach auf einen fremden Hund zustürzen!«, rief Mattes aus.

»Ach, der ist lieb, das hab ich gleich gesehen«, beruhigte Tina.

»Sie kann beißen«, warnte Mattes und sah, wie sich Mina gelassen auf den Rücken drehte und von Tina den Bauch kraulen ließ. Verräterin, dachte er. Jetzt hätte sie doch mal knurren können.

Tina lachte auf: »Mit Hunden kenn ich mich aus. Wenn Sie da mal nix wissen, ich weiß ganz viel. Das lernen Sie auch ganz schnell. Und wenn’s nicht klappt, haben Sie ja mich für zum Fragen.«

Ein Räuspern von Frau Althoff, die in der Tür stand, brachte Tina sofort wieder auf die Beine, und die strenge Frage: »Tassen, Tina?«, zurück in die Küche, wo sie mit lautem Klappern Tassen und Löffel zusammensuchte.

Einige Minuten nach zwölf saß Mattes in seinem schwarzen Leder-Chefsessel und sah auf die vollständig versammelte Redaktionsmannschaft, die aus drei Mitarbeitern und einer Praktikantin bestand und um seinen Schreibtisch verteilt saß. Er hatte selten eine Ansammlung so verschiedener Typen auf einen Blick gesehen.

Die Althoff, bestimmt schon an die 60, hatte die charmante Ausstrahlung einer Geheimagentin aus Moskau. Oder eher die einer Doppelagentin, das war’s. Ihr war von keiner Seite zu trauen. Und wer weiß, vielleicht war sie wirklich eine Spionin. Genau solche Typen agierten eiskalt in James-Bond-Filmen. Die Mata Hari des Verlagswesens. Agentin Althoff, Spezialistin für Magazinspionage und die Beseitigung störender Chefredakteure. War sie eigentlich verheiratet? Der arme Mann!

Nadine Berger war ganz nett und – er sah zum ersten Mal genauer hin – die sah nicht mal schlecht aus. Sie hatte ein glattes, regelmäßiges Gesicht und nette Augen. Aber sie war das personifizierte Unscheinbare. Ein sanftes Wesen mit mausbraunen Haaren und ohne auffällige Charakterzüge. Auf der Straße würde er sie einfach übersehen.

Das würde ihm bei dem seltsamen Grafiker nicht passieren. Wie sollte man eigentlich jemandem glauben, dass er ein Händchen für gutes Design hatte, wenn er wie eine Mischung aus Rot-Kreuz-Kleidersack und Hausbesetzer aussah? Und wieso saß der eigentlich so provozierend auf seinem Stuhl? Arme verschränkt und Beine weit von sich gestreckt. Und dabei dieser penetrante Nikotingeruch, der in jede seiner Fasern eingedrungen war und nun leicht müffelnd aufstieg und die Büroluft füllte. Hatte der übersehen, dass er seinen 20. Geburtstag vor sehr langer Zeit gefeiert hatte? Fühlte sich vermutlich cool und merkte nicht, dass es schon seit langem ins Lächerliche umgeschlagen war. Und Tina? Die färbemittelgeschädigte Praktikantin, die sich mit Nadeln Löcher in die Ohren bohrte? Oh, Gott. Nee! Das war das Team, mit dem er durchstarten wollte. Na, herzlichen Glückwunsch! Wieso war er auf die Idee gekommen, dass der Job als Chefredakteur ein Aufstieg sei? Hier war der Abgrund, und er saß mittendrin.

»Alles gut gelaufen mit der Abgabe?«, fragte er, um das Gespräch zu beginnen. Herr Plattler brummte »Mmh« und setzte deutlich »Wie immer« hinterher. Das stellte sofort klar, dass es auch ohne Mattes wunderbar lief. Und es war eine knallharte Provokation.

»Wie immer gibt es nicht mehr«, sagte Mattes in den Raum und sah mit Freude, dass die Anwesenden überrascht guckten.

»Ich habe mir gestern Abend ›Hassos Herrchen – Finas Frauchen‹ angesehen und das war der Tod des Magazins.«

So krass hatte er es gar nicht sagen wollen. Es war ihm einfach herausgerutscht, weil ihn die ablehnende Haltung der Anderen ärgerte.

Frau Althoff fragte mit skeptischem Unterton: »Sie wollen es ändern?«

»Nein«, sagte Mattes und hörte sich sagen: »Nicht ändern. Wir machen ein komplett neues Magazin.« Frau Althoff lächelte leicht, als wäre Mattes ein Kind, das sich zu Weihnachten das Matterhorn wünscht. Sie nahm ihn nicht ernst. Auch der Grafiker hatte spöttisch die Augenbrauen hochgezogen und sah ihn mit unverhohlener Überheblichkeit an. Nur die Augen von Frau Berger waren vor Erstaunen kugelrund geworden. Vermutlich aber nicht, weil sie so überrascht von der großartigen neuen Idee war, sondern weil sie sich wunderte, wie der neue Chefredakteur so einen Blödsinn von sich geben konnte. Wenn er es jetzt nicht durchzog, hatte er verloren. Er war auf das Zehnmeterbrett geklettert und musste springen, wenn er nicht unter dem überheblichen Grinsen der ›Haben-wir-doch-gewusst,-dass-er’s-nicht-macht«-Zuschauer geschlagen und blamiert die Leiter wieder hinunterklettern wollte.

»Ich mache keine Witze«, sagte er mit fester Stimme und hielt sich inzwischen fast selber für einen Witz. »Wir entwickeln ein komplett neues Magazin, und das schon für die nächste Ausgabe.«

Diesmal war die Stimme von Frau Althoff deutlich verstört: »Das geht nicht!« Mattes stimmte ihr innerlich völlig zu und hielt sich für einen kompletten Vollidioten. Was machte er da? Er hatte überhaupt keine Ahnung, wie er auf die Schnelle ein neues Magazin entwickeln sollte. Eigentlich hatte er nur eine Fragerubrik einbauen wollen. Aber jetzt war er schon zu weit gegangen. Er hatte soeben einen kompletten Neustart angekündigt. Aber warum eigentlich nicht? Wenn es schief ging, war er draußen, aber das war ganz bestimmt nicht das Schlechteste, was ihm passieren konnte. Er hatte keinerlei Erfahrung im Entwickeln von Magazinen und pokerte weit über seinen Möglichkeiten, aber Kreativität und Frechheit konnten die fehlenden Kenntnisse bestimmt ausgleichen.

Laut zählte er auf: »Neuer Titel, neues Design, neuer Inhalt. Und das Magazin erscheint nicht mehr wöchentlich, sondern einmal im Monat.«

Die Idee war ihm spontan gekommen. Einmal im Monat bedeutete weniger Arbeit als eine wöchentliche Abgabe und ließ ihm wesentlich mehr Zeit für andere Sachen.

»Unmöglich!«, rief Frau Althoff, und Herr Plattler schnaubte halblaut: »Nicht mit mir!«

Mattes spielte weiter: »Das ist ab jetzt Chefsache! Ich will neue Anzeigenkunden, hochwertigere Fotos und interessantere Artikel.«

Frau Althoff bemerkte scharf: »Wir sind nicht ›Der rote Teppich‹.«

Mattes drehte sich zu ihr hin: »Nein, aber wir wollen eine Auflagenhöhe wie ›Der rote Teppich‹ haben. Und wir wollen von allen gelesen werden, nicht nur von Hassos Herrchen und Finas Frauchen.«

»Nein«, sagte Frau Althoff.

»Doch«, sagte Mattes.

Er blickte seine Mitarbeiter an, die stumm zurückblickten. Scheiße, dachte er. Das nehmen die mir niemals ab. Die wissen ganz genau, dass eine Neuentwicklung viel zu lange dauert, um beim nächsten Heft umgesetzt werden zu können.

Tina meldete sich zu Wort: »Also, ich find das echt cool. So mit roter Teppich und so.« Sie wandte sich erklärend an die Anderen: »Er kennt sich nicht mit Hunden und so aus, aber ich kann das gut. Mit Hunden bin ich echt gut. Die sind voll süß.«

Wie recht sie hat, dachte Mattes. Was weiß ich von Hunden und was von der Leitung einer Redaktion? Er sah in die spöttischen Augen des Grafikers und hörte sich sagen: »Meine Erfahrungen mit Hunden und mit der Herstellung eines Magazins sind größer, als Sie vielleicht vermuten. Auch Frau Althoff weiß nicht alles über meinen Lebenslauf.«

In diesem Moment glaubte er selber, dass er aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen konnte. Immerhin stand er seit fast 20 Jahren im Berufsleben.

Frau Althoff sagte mit Nachdruck: »Das Magazin lief bisher problemlos und brachte die Kosten wieder herein. Der Verlag wird einer Änderung nicht zustimmen.«

»Wir fragen ihn nicht, wir machen es einfach. Wenn wir erfolgreich sind, wird er schon zustimmen. Lesen und schreiben scheinen Sie hier ja zu können und das sind schon mal gute Voraussetzungen.«

Sein sarkastischer Unterton war selbst ihm etwas zu deutlich. Langsam und drohend, was Mattes spontan an Szenen aus alten schwarz-weißen Gangsterfilmen erinnerte, sagte Herrn Plattler: »Hier wird gar nichts geändert. Ansonsten sind Nadine und ich nicht mehr dabei.«

Nadine guckte ihn überrascht an und biss sich auf die Lippen.

Na super, dachte Mattes. Ich poker und die Belegschaft geht. Das Spiel habe ich verloren. Er legte bedächtig seine Papiere zusammen: »Gut. Wenn ihr hier alle nicht wollt, fährt das Schiff ohne mich weiter. Sucht euch einen neuen Kapitän!«

Frau Althoff fragte vorsichtig: »Was haben Sie sich vorgestellt? Womit wollen Sie beginnen?«

Mattes sah sie überrascht an und bemerkte, dass auch Herr Plattler und Frau Berger diese Wendung nicht erwartet hatten. Schlagartig kam ihm die Erkenntnis, dass auch auf der anderen Seite gespielt wurde. Es war für ihn nicht zu durchschauen, wer welches Ziel hatte, aber das plötzliche Umschwenken der Althoff zeigte, dass sie zu Kompromissen bereit war, wenn er blieb. Weiß der Himmel, warum sie mich als Chefredakteur braucht, aber jetzt kommt es darauf an, wer überzeugender spielt und seinen Willen durchsetzt.

»Ähm …«, er kramte in den Zetteln, in denen er sich nur Ideen für eine Fragerubrik notiert hatte, die aber nichts von einer kompletten Neuentwicklung enthielten. Jetzt musste er Anweisungen aus dem Ärmel schütteln, und zwar schnell, damit er überzeugend blieb. Da! Er hatte es: »Wir treffen uns morgen um zehn, und bis dahin überlegt sich jeder für seinen Bereich, was wichtig für ein modernes, informatives Monatsmagazin ist. Ich erwarte geniale Ideen. Im Übrigen wäre es schön, wenn wir das verspielte Aussehen des Eingangsbereiches verändern würden, indem dort die bunten Fensterbilder verschwinden. Nichts gegen Kreativität, aber bei uns muss die Latte höher liegen.«

Herr Plattler sprang vom Stuhl hoch, nuschelte Unverständliches und verschwand.

Frau Berger guckte verstört, lächelte ein wenig schief und strich sich beim Aufstehen nervös die Haare aus dem Gesicht. Sie wartete, bis auf dem Gang nichts mehr zu hören war.

»Wenn es geht, möchte ich möglichst wenig mit Herrn Plattler zusammen machen«, sagte sie an Mattes gewandt.

Häh? Die waren doch das angeblich so eingespielte Team? Was war denn da jetzt schon wieder los? Irgendeine Beziehungsgeschichte? Aber nein, nicht zwischen dem abgehangenen Plattler und der stillen Höhere-Tochter Nadine Berger. Mattes seufzte. Es wurde immer undurchsichtiger, und anscheinend war niemand bereit, ihm zu irgendetwas eine nähere Erklärung zu geben.

»Na dann …«, sagte Nadine unsicher, nachdem sie eine Weile auf die weiterhin ausbleibende Antwort gewartet hatte, und verließ leise das Zimmer.

Mattes wies Tina an, mit den Tassen ebenfalls nach draußen zu verschwinden, und schloss hinter ihr die Tür. Frau Althoff beobachtete ihn, wie er zum Schreibtisch zurückkehrte und sich ihr gegenüber an die Tischkante lehnte. Plötzlich wirkte sie nervös. »So. Und jetzt mal ohne mich für blöd zu verkaufen«, verlangte er. »Was geht hier ab? Ich kann doch zehn Meter gegen den Wind riechen, dass bei euch was nicht stimmt. Warum habe ich die Stelle bekommen? Nur an meinen genialen Berichten im ›Roten Teppich‹ kann es nicht liegen. Und an meiner liebenswürdigen Person auch nicht, das ist mir inzwischen klar.«

Sie atmete tief durch, und er sah, wie sie mit sich kämpfte und dann aufgab. Mit leiser Stimme sagte sie: »Dann setzen Sie sich mal hin!«

Nach dem Gespräch mit seiner Büroleiterin rief er Alex an: »Hast du heute Abend Zeit? Ich muss dich unbedingt sprechen.«

Er konnte sich vorstellen, wie Alex jetzt vor sich hingrinste. »Ist es der neue Job oder hast du eine Frau kennengelernt?«

»Mensch, Alex, ich bin umgeben von krassen Typen in einer mehr als unterirdischen Hunderedaktion, habe völligen Mist gebaut und muss mal wieder einen vernünftigen Menschen sehen. Warum ich auf dich komme, weiß ich auch nicht.«

Alex lachte: »Um acht auf ein Bier.«

Erleichtert legte Mattes auf. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er noch Zeit hatte, auf einige einigermaßen vernünftige Vorschläge für ein Monatsmagazin zu kommen.

Vor dem Treffen mit Alex ging er mit Mina durch den Park. Zum ersten Mal nahm er bewusst wahr, wie viele Hundebesitzer unterwegs waren. Die hatten doch alle ein gemeinsames Thema: ihren Hund. Es musste möglich sein, ein Monatsmagazin zu entwickeln, in dem jeder dieser Halter Berichte fand, die ihn interessierten.

Als er Alex in ihrer bevorzugten Kneipe traf, ging es ihm schon viel besser.

»Der Herr Chefredakteur«, grinste sein Freund ihn an und rückte ein Stück zur Seite, um ihm Platz zu machen. Mattes bestellte sich ein Kölsch und kam gleich zur Sache: »Die haben mich nur genommen, weil sie den Posten besetzt haben mussten. Von irgendwem, der vielleicht ein bisschen schreiben kann und keine Ansprüche stellt. Und da fiel ich ihnen ein.«

»Au, das tut dem Ego weh«, entfuhr es Alex. Mattes nickte: »Du sagst es. Der vorherige Chefredakteur hat alles geschmissen und die Redaktion nach einer Diskussion mit der Althoff verlassen.« Er fügte vertraulich hinzu: »Die Althoff ist ein Drache. Die hat die beklopptesten Typen in Büros gesperrt und da stellen die ihr privates Hundemagazin her. Und weil der Verlag zahlt, aber vergessen hat, dass es die vier letzten Überlebenden im Hinterhof gibt, wollen die auf keinen Fall, dass sie auffallen, denn dann könnte der Verlag auf die Idee kommen, dass sie dort eine Nullnummer schieben und alles dichtmachen. Die machen überhaupt kein Plus. Mich hat die Althoff mit üblen Tricks auf den Chefredakteursposten gebracht. Der Verlag hat nichts davon mitbekommen. Das ging alles hintenrum und wurde von einer ihrer Freundinnen im Personalbüro gedeckt, die nur den Namen in der Akte ausgetauscht hat. Aus Bernhard Schäfer wurde Mattes Reuter. Und das alles, damit Tina und Mucki bleiben können. Was sagst du nun?«

Er nahm einen großen Schluck, stellte das Glas laut auf den Tisch zurück und guckte Alex erwartungsvoll an.

Der hob die Augenbrauen und fragte: »Tina und Mucki?«

»Die blödeste Praktikantin der Welt und der bescheuertste Köter«, grollte Mattes.

Alex grinste: »Ist der bescheuertste Köter nicht deine Mina? Ich meine, dass ich das schon öfter von Astrid gehört hätte.«

»Am bescheuertsten bin ich«, entschied Mattes. »Ich habe nämlich verlangt, dass das Magazin sofort komplett geändert wird, und ich habe dazu zwei Mitarbeiter, von denen die eine fast unsichtbar ist und der andere ›Suizeed‹-gefährdet, dazu einen Drachen als Büroleiterin und eine fast komplett hirnzellenfreie Praktikantin zur Verfügung.«

Alex bekam einen Lachanfall und stieß kaum verständlich aus: »Da passt du doch prima rein.«

»Arsch!«