Schlusswort

Unsere Reise quer durch die Zeit, die Kontinente und die Pharmakologie unserer Nahrung ist beendet. Und überall sind wir auf Drogen gestoßen. Bei uns in Deutschland hat der Begriff freilich einen üblen Beigeschmack; Drogen müssen bekämpft werden. Da kommt der englische Begriff «drugs» der Ambivalenz stimmungsaufhellender Stoffe schon näher – «drugs» meint nicht nur Rauschgift/Droge, sondern je nach Zusammenhang auch Heilmittel/Medikament. Und in unseren Vorgärten und Gewürzregalen wimmelt es von psychoaktiven Substanzen; Kulinarisches, Psychogenes, Medizinisches und Toxisches liegen bei Muskatnuss & Co. eng beieinander. Suchterregend sind diese Drogen nicht, aber abhängig sind wir in gewisser Weise schon von ihnen.

Essen ist schließlich Genuss, Lebensfreude und Kultur – nicht zuletzt wegen der vielen die Stimmung hebenden Substanzen, mit denen ein geschickter Koch, eine ambitionierte Köchin ihre Mahlzeiten abrundet. Wer nach einem guten Menü beschwingt vom Tisch aufsteht, wird Bedauern für all jene empfinden, die sich diese Freude im Namen der Gesundheit versagen und anderen zu vermiesen suchen. «Genussdrogen» sind nicht nur Teil unseres geselligen Zusammenlebens – es wären ohne sie auch Literatur, Musik und bildende Kunst um vieles ärmer. Kaum ein Künstler war abstinent, kaum einer hat (freiwillig) gehungert. Wie schon Voltaire meinte: «Ich habe gefunden, dass Menschen mit Geist und Witz auch immer eine feine Zunge besitzen; jene aber mit stumpfem Gaumen beides entbehren.»

Psychotrope Stoffe in Lebensmitteln


Psychotroper Stoff bzw. Präkursor/Vorläufer Literatur im Rohstoff

Wirkstoff entsteht bei Herstellung/Zubereitung

Psychotrope Substanz entsteht im Körper

Banane

Acetaldehyd

Salsolinol (Alkaloid)

Dopamin, Serotonin, Tyramin (biogene Amine)

β-Carboline (wirken als MAO-Hemmer)

Serotonin

Bier

Hopein (Opiat, im Hopfen)

Lupulon (Bitterstoff im Hopfen)

Ethanol, Methanol (via Hefe)

Hordenin (im Gerstenmalz)

Methylbutanol (wirkt beruhigend, entsteht aus Lupulon)

Salsolinol,

β-Carboline (via Acetaldehyd, Formaldehyd)

Champi-

gnons

Hydrazine

wirken als MAO-Hemmer

Cola

Myristicin, Elemicin (Allyl- und Propenylbenzole in natürlichen Aromen)

Coffein

Amphetamine: MMDA, TMA (entstehen aus Myristicin, Elemicin)

Frucht-

säfte

Ethanol, Methanol

Acetaldehyd

β-Carboline

Acetaldehyd (entsteht aus Ethanol)

β-Carboline (entstehen aus Acetaldehyd und biogenen Aminen)

Käse

DMT, Bufotenin (aus biogenen Aminen entstanden)

β-Casomorphin (Exorphin aus Milcheiweiß freigesetzt)

Ketchup

Serotonin, Tryptamin (in Tomaten)

Acetaldehyd (im Essig)

Dimethyltryptamin, Bufotenin

β-Carboline

halluzinogene Amine (entstehen aus Serotonin, Tryptamin)

Kopfsalat

Lactucin und weitere Sesquiterpene (Bitterstoffe)

Lebku-

chen

Benzaldehyd (in Mandeln)

Allyl- und Propenylbenzole (in Gewürzen)

Exorphinhaltige Proteine (im Weizen)

Tetrahydro-β-Carboline

Amphetamine (aus Allyl- und Propenylbenzolen)

Pommes

frites

Alkaloide

β-Carboline

Schoko-

lade

Aldehyde

Salsolinol

Theobromin (im Kakao)

Anandamide (Cannabinoide)

Bufotenin, DMT

Exorphine werden beim Verdauen aus Milchpulver freigesetzt

Sojasoße

β-Carboline, Salsolinol

biogene Amine Dihydrobenzothiazine

Wurst-

waren

Haemorphine (in Fleisch und Blut)

Myristicin, Elemicin (in Muskat)

β-Carboline (entstehen beim Erhitzen von Fleisch)

Biogene Amine (bei der Fleischreifung entstanden)

Exorphine (werden im Verdauungstrakt aus den Proteinen freigesetzt)

Amphetamine (entstehen aus Myristicin und Elemicin)