8. KAPITEL

Als Reda die Hütte betrat, nahmen ihre geschulten Sinne jedes Detail darin wahr. Der Hauptraum war vielleicht zehnmal fünfzehn Fuß groß, und an einem Ende stand ein rußverschmierter Herd aus Ziegelsteinen. Ein Doppelbett thronte daneben auf einem Podest. Am Fuß der gestreiften Matratze stand eine große Truhe, in der sie Decken gegen die Kälte vermutete. Der Rest des Raums war leer bis auf einen großen Schrank in einer Ecke, in dem wohl Vorräte und vielleicht sogar ein oder zwei Haushaltsgeräte untergebracht waren.

Das alles passte zu ihrer Vorstellung von einer Jagdhütte. Die Überraschung befand sich hinter der Tür gegenüber dem Herd, die anscheinend in ein voll ausgestattetes Bad führte, inklusive einer großen Dusche mit mehreren Brausen, die mit seltsam glatten grauen Blöcken gefliest war. „Was zum Teufel …?“

„Kenar hat es vor ein paar Jahren einbauen lassen“, sagte Dayn hinter ihr. „Seine Vorstellung vom schlichten Leben.“

„Ich bin eindeutig nicht mehr in Kansas.“ Sie hatte keine Zisterne gesehen, keine Pumpe oder Solarzellen. Es musste sich also wieder um einen dieser Orte handeln, wo Magie und Wissenschaft zusammentrafen.

„Kansas?“

Sie unterdrückte ein Lachen, das vielleicht hysterisch geklungen hätte. „Nicht so wichtig“, begann sie und drehte sich zu ihm um, „ich …“ Sie verstummte bei seinem Anblick, wie er sich vor dem hellen Fenster abzeichnete, eingerahmt in gelbes Sonnenlicht, das rote Schatten auf ihn warf statt der blauweißen des Mondlichts.

Er hatte seine Tasche in eine Ecke geworfen und seine Bomberjacke und den Pullover ausgezogen, obwohl es in der Hütte kaum wärmer war als im Freien. Also stand er hemdsärmelig neben der Tür und sah sie mit einem Blick an, der ihr bis ins Mark zu gehen schien.

„‚Ich‘, was?“, fragte er und verringerte den Abstand zwischen ihnen. Seine Augen wurden sehr dunkel, als er zu ihr hinabsah.

„Hab ich vergessen“, sagte sie belegt, während ihr Unterbewusstsein ergänzte: Ich stehe einfach auf den Förster. Und dieser Gedanke sandte neue Funken durch ihren Körper, die ihr eine Gänsehaut bereiteten. Die Hütte um sie herum und das Bett hinter ihnen drangen wieder in ihr Bewusstsein.

Sie löste Rucksack und Bogen von ihrem Rücken und ließ beides auf den Boden fallen. Dann hob sie die Hände, um seine Taille zu berühren, presste die Handflächen gegen den warmen Stoff seines Hemdes und spürte die harte Kraft des Mannes darunter.

Er umfasste ihr Gesicht, das schien eine Angewohnheit von ihm zu sein – oder vielleicht tat er es auch nur bei ihr. Dann neigte er sich vor und küsste sie erst auf die eine Wange, dann auf die andere, dann in jeden Augenwinkel, und sie schloss ihre flatternden Lider.

Sie ergriff seine Handgelenke, während er mit den Lippen ihr Gesicht erforschte, sie neckte und die Erwartung eines Kusses hinauszögerte. Ihr Blut erhitzte sich herrlich, und darin lag auch etwas Gefährliches, das tiefer ging als Lust. Das brennende Begehren aus ihren Träumen, die Gefahr, der Trank und der Mann selbst mischten sich zu einem einzigen Drang, einem rohen Verlangen. Ihre Muskeln spannten sich an und ein feuchter Film überzog ihre Haut.

War ihr noch Sekunden zuvor in der kühlen Luft dieser Welt kalt gewesen, fühlte sie sich jetzt überhitzt und kribbelig. Auch wenn er gesagt hatte, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte – Gott sei Dank –, half er ihr jetzt aus ihrer Lederjacke. Zuerst streifte er sie ihr von den Schultern, dann zog er sie langsam ihre Arme hinab und begleitete jede seiner Bewegungen mit einem Kuss.

In ihren Empfindungen gefangen, konnte sie sich nur noch an ihn pressen und seinen Mund liebkosen, während er sie aus dem geborgten Pullover befreite und dann aus ihrem Hemd. Nach nur einem kurzen Zögern, das verriet, dass ihre Welten sich eben doch voneinander unterschieden, meisterte er den Verschluss ihres BHs. Er befreite ihre Brüste, damit er sie berühren konnte, und sie brannten förmlich nach ihm.

Sie würden es wirklich tun. In ihrem Hinterkopf blitzten gleichermaßen Erschrecken und Vorfreude auf, und eine Stimme flüsterte: Oh ja.

Sie keuchte leise auf, als er mit den Fingerspitzen zum ersten Mal über die Seite ihrer Brust strich, und dann noch einmal. Plötzlich sehnte sie sich danach, seine Haut auf ihrer zu spüren, zog das Hemd aus seiner Hose und begann mit zitternden Fingern, es aufzuknöpfen. Er umkreiste eine Brustspitze mit dem Finger, und die Berührung löste kleine Explosionen in ihr aus. Dann bedeckte er mit seinen großen Handflächen ihre Brüste und massierte sie. Sie stöhnte an seinem Mund angesichts der heißen Wellen der Lust, die er in ihr entfachte.

Er murmelte etwas – vielleicht einen Schwur, vielleicht ihren Namen – und küsste sie wieder. Und während seine Küsse vorher zurückhaltend und sanft gewesen waren, eine Art behutsames und romantisches Vorspiel, presste er die Lippen jetzt fest auf ihre und stieß die Zunge verlangend in ihren Mund. Ihr Körper reagierte, indem er in Flammen stand.

Genau so, dachte sie. Ja. Die Vergangenheit und die Zukunft verloren an Bedeutung, sie hörten schier auf zu existieren, als sie seinen Kuss erwiderte. Sie ergab sich ganz diesem Augenblick und diesem Mann. Ihre Hände zitterten, als sie sein Hemd von seinen Schultern schob, dann seine Arme hinab, bis es neben ihren Taschen zu Boden fiel. Und dann drängte er sie gegen seinen Körper, und sie waren plötzlich Haut an Haut. Es war wie ein Schock. Sein weiches männliches Haar kitzelte ihre Sinne, als sie sich umarmten und tief und leidenschaftlich küssten.

„Bei allen Göttern und dem Abgrund“, stöhnte er gegen ihre Lippen. „Reda.“

Das rohe Begehren in seiner Stimme trieb ihr Tränen in die Augen, die sie wegblinzelte. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, wie ihr ganzer Körper im Takt ihres Herzens pochte. Sie reckte sich und versuchte, noch mehr von ihm zu spüren, aber ihr Größenunterschied hinderte sie daran.

Wieder schien er zu ahnen, was sie nicht zu sagen vermochte. Er legte einen Arm um ihre Taille und hob sie hoch gegen seinen Körper. Sie stöhnte, als sie die Beine um seine Hüften schlang, um sich an seiner stahlharten Erektion zu reiben, die unter seiner Kleidung verborgen war. Und dann noch einmal, als er sie gegen die nächstgelegene Wand presste und dort festhielt, sie tief küsste und mit seinen großen, sanft-groben Händen ihre Brüste umfasste. Er stieß seine Hüften in einem Rhythmus gegen sie, der ihr vertraut sein sollte und sich doch so anfühlte, als hätte sie so etwas noch nie erlebt.

Sie berührte seinen nackten Rücken und spürte dort parallele Narben, die nur von Klauen stammen konnten, fuhr mit den Händen die schlanken harten Muskeln seiner Arme entlang bis zu den Schultern und spürte, wie er unter ihren Berührungen erbebte. Seine Vergangenheit und sein Begehren verschmolzen zu einem Mann, der anders war als alle, die sie bisher getroffen hatte oder je treffen würde.

Sie fuhr mit den Fingern in seine dichte Mähne aus schwarzem welligem Haar und entspannte sich. Ja, drängte sie ihn innerlich. Ja.

Als hätte er sie gehört, unterbrach er den Kuss, presste seine Wange an ihre und hauchte: „Oh süße Reda. Süße, süße Reda. Kommst du mit mir ins Bett?“

Ihr Herz zog sich bei seinem rauchigen Tonfall zusammen, und ihr Inneres bei dem Gedanken, ihn tief in sich zu spüren. Aber sie nickte erst in Richtung Badezimmer. „Wie wäre es, wenn wir uns erst den Reisestaub abwaschen?“

Seine Augen umwölkten sich und wurden dann wieder klar. „Wirklich?“ Er sah zum Badezimmer.

Wieder wurde der Unterschied zwischen seinem Leben und ihrem deutlich. Dieses Mal allerdings brachte es kein Unbehagen, sondern eine neue Welle der Hitze und des Verlangens. Sie beugte sich vor, biss ihn spielerisch in die Wange und strich dann mit der Zunge über die Stelle. Als er mit den Händen rhythmisch ihre Hüften massierte und Reda an sich zog, flüsterte sie ihm ins Ohr: „Dann ist das eine Premiere für dich, nicht?“ Und eine Erinnerung, die er durch den Bogen von Meriden mitnehmen konnte, wenn sie sich trennten.

Um das Verlangen zwischen ihnen nicht durch solche bittersüßen Gedanken zu trüben, nahm sie schnell sein Ohrläppchen zwischen die Zähne und reizte ihn mit sanften Küssen und leichtem Zupfen, als er sie von der Wand löste und zum Badezimmer trug. Dort setzte er sie ab und stellte sich hinter sie, während sie die etwas fremdartigen Armaturen bediente. Er umfasste ihre Brüste und beugte sich vor, um ihren Hals zu küssen, ihr Ohr und ihren Kiefer.

Sie schloss die Augen und wiegte sich dicht an seinem Körper, während das Wasser kam und die Strahlen aus vier Brausen sich in der Mitte der verglasten Duschkabine trafen. Der Raum füllte sich mit dem Rauschen des Wassers und einem unerwarteten Duft nach Pinie und Citrus, der unglaublich verlockend war. Vielleicht war es ein weiteres Aphrodisiakum der Wolfyn, denn als das Wasser wärmer wurde und das Glas beschlug, spürte sie, wie durch einen Nachhall des Wolfsbene Hitze von ihrem Körper ausstrahlte, und auch von seinem ging sie aus.

Er legte einen Arm unter ihre Brüste und hielt sie damit sanft fest, während er mit der freien Hand ihren Körper hinabglitt und mit dem Verschluss ihrer Jeans spielte. Die ganze Zeit küsste er dabei ihren Hals und machte sie halb wahnsinnig. Das Gefühl wurde noch dadurch verstärkt, dass sie ihn nicht richtig anfassen konnte, nicht so, wie sie wollte.

„Lass mich“, sagte er heiser an ihrem Hals, und für einen Moment erstarrte sie und glaubte, die scharfe Spitze eines Fangzahns zu spüren. Schlimmer noch, sie wusste, wenn er das wollte, wäre sie im Augenblick nicht in der Lage, es ihm zu verweigern. Doch dann löste sich ihre Hose und fiel hinab, gefolgt von ihrem Slip, und er glitt mit der Hand weiter hinab, zwischen ihre Beine. Er zögerte, als er sie dort vollkommen nackt vorfand, aus Gewohnheit gewachst, weil sie nicht zugeben wollte, dass es dazu keinen Grund gab und schon lange keinen mehr gegeben hatte.

Jetzt allerdings entlockte diese Blöße ihm ein anerkennendes Stöhnen, als er sie fester an sich zog. Sie stöhnte ebenfalls und ließ den Kopf zurückfallen, als er sie berührte, erforschte und dann an sich zog, sodass sie seinen harten Schaft an ihrem Po spürte. Sie war feucht für ihn, verzehrte sich nach ihm, und doch hielt er sie vor sich fest und streichelte sie gnadenlos, herrlich, drang in sie ein und doch wieder nicht, und seine Finger glitten geschickt zwischen ihre heißen geschwollenen Falten.

Reflexartig wollte sie sich zusammenkrümmen, aber er hielt ihren Oberkörper fest an seine Brust gedrückt, sodass sie jede Berührung seiner unglaublich geschickten Finger spürte. „Dayn“, keuchte sie, es war fast ein Schluchzen. Ihr ganzer Körper zog sich zusammen, spannte sich an in atemloser Erwartung ihres Orgasmus. „Ich brauche … Oh Gott, ich will …“

„Lass mich“, flüsterte er wieder. „Lass los.“ Und er drang mit zwei Fingern tief in sie ein, stieß schneller in sie hinein, bis sie sich aufbäumte und sich immer fester um ihn klammerte.

„Oh. Oh Dayn, ich …“ Sie stieß einen tiefen vibrierenden Schrei aus und erbebte in seinen Armen, als Hitze und Lust sie durchfuhren und sich dort sammelten, wo seine Hand sie berührte.

Die Welt schien kleiner zu werden, schien den Atem anzuhalten und einen … einzigen … Augenblick lang stillzustehen. Dann kam Reda mit einem schluchzenden Stöhnen. Sie sagte seinen Namen immer und immer wieder, als die rohen rhythmischen Wellen sie durchfuhren, sie vollständig machten … und schließlich abebbten und sie kraftlos in seinen Armen zurückließen.

So kraftlos, dass sie sich fast nicht aufrecht halten konnte, als er sie unter die Dusche stellte und für einige Minuten das Badezimmer verließ – lange genug, dass sie sich fragte, wohin er gegangen war und was er machte.

Das warme Wasser umspülte sie und holte sie zurück in die Wirklichkeit, als Dayn ins Badezimmer zurückkehrte, kurz stehen blieb, um seine Stiefel und Hosen auszuziehen, und dann zu ihr in die Dusche trat.

Ohne ein Wort zu sagen, zog er sie auf die Zehenspitzen und in einen harten intensiven Kuss, und sie wusste, dass sie noch nicht fertig waren. Noch lange nicht.

Der Kuss brachte ihr Blut wieder in Wallung, und sie genoss es, seinen nassen Körper so dicht an sich zu spüren, als die Dusche sie beide mit Wasser überströmte. Nackt war er ein Traum: breiter Knochenbau, schlanke kräftige Muskeln und eine fast unmenschliche Grazie, als wäre er selbst der Mann gewordene Wolfyn. Aber an der Stelle, an der sie ihn berührte, war er ganz Mann. Sie fuhr mit der Hand seine beeindruckende Länge entlang, die ihre Finger nicht ganz umfassen konnten.

Er stöhnte und drängte sich ihrer Berührung entgegen. Zuerst versuchte er, sie zu küssen und ebenfalls zu berühren, doch dann lehnte er sich einfach zurück in die Wasserstrahlen. Eine Hand lag an ihrer Hüfte, mit der anderen stützte er seinen großen Körper an der Wand ab. Und auch wenn ihr erster Gedanke noch gewesen war, dass sie direkt dort weitermachen würden, wo sie im anderen Zimmer aufgehört hatten, schmolz die leidenschaftliche Glut jetzt zu einem weicheren, sanfteren Begehren.

Sie wollte ihn anfassen, wollte, dass er sich gut fühlte.

Auf einem kleinen Regal in der Duschkabine fand sie eine schäumende Lotion, die holzig roch und sich zunächst kühl anfühlte, als sie sie zwischen ihren Händen verrieb, dann aber wärmer wurde, als wäre sie lebendig.

Als Reda um ihn herumging, drehte er sich nach ihr um, aber sie schob ihn sachte zurück und sagte einfach nur: „Lass mich.“

Er gab nach und lehnte sich mit den Armen gegen die Wand, sodass sein Kopf unter einer der Duschbrausen war, dort, wo das Wasser am stärksten prasselte, und schloss die Augen.

Bei diesem Vertrauensbeweis zog sich ihr schmerzlich das Herz zusammen. Und das Gefühl wurde noch verstärkt, als ein Schauer seinen Körper durchfuhr, weil sie ihm mit ihren seifigen Händen über die Narben strich, die Klauen auf seinem Körper hinterlassen hatten. Wie lange war es her, seit ihn jemand angefasst hatte, nur um ihn zu berühren, nicht als Teil einer Abmachung, sondern nur weil die andere Person es wollte?

Zwanzig Jahre, sagte ihre Stimme der Vernunft. Und dieses Mal gab es keine Stimme, die widersprach. Er befand sich fast so lange in dieser Welt, wie ihre Mutter verschwunden war. Und er war die ganze Zeit so gut wie allein gewesen, gezwungen, seine wahre Natur vor allen außer Candida zu verbergen, die selbst eine Einzelgängerin gewesen war.

Reda tat das Herz weh, als sie ihm zuerst die breiten Schultern und Arme einseifte, dann den Nacken. Dann ließ sie die Hände hinab zu den festen Muskeln an seinem Hintern gleiten, der sich unter ihrer Massage rhythmisch zusammenzog, und weiter hinunter zu seinen Oberschenkeln und Waden.

Seine schnellen tiefen Atemzüge gerieten aus dem Takt, als sie eine der Brausen verstellte, um ihn abzuspülen, und dann noch einmal mit den Händen über seinen ganzen Körper strich, um den Seifenschaum abzuwaschen.

Sobald die Rückseite sauber war, wandte sie sich wieder der Vorderseite zu, um dort weiterzumachen und sich dabei vielleicht einen Kuss zu stehlen. Aber er richtete sich von der Wand auf und zog sie an sich, eine Hand auf ihrem Rücken, die andere in ihrem Nacken. Sein Blick war tief und dunkel vor Emotionen, als er zu ihr hinabsah. „Götter. Reda.“ Er ließ den Kopf sinken und presste seine Stirn an ihre, atmete ein, als wolle er etwas sagen, stieß dann aber nur ein Seufzen aus und flüsterte: „Danke.“

Sie verfielen so selbstverständlich in den Kuss, wie sie atmeten, und dieses Mal war es nicht nur Hitze und Lust, sondern ein neues Geben und Nehmen, das Gefühl, dass er ihr nicht nur einfach Lust bereiten wollte, sondern es auch selbst genoss. Ein Kuss ging über in den nächsten und wieder in den nächsten. Plötzlich griff er nach den Armaturen, drehte das Wasser ab und ließ ein seltsames weiches Licht von allen Seiten aufleuchten.

„Was … oh!“ Ein Kribbeln zog von Kopf bis Fuß über ihre Haut. Als es vorüber war, war sie trocken. Selbst ihr Haar war nur noch feucht, und die normalerweise störrischen Locken waren gezähmt und fühlten sich weich an. „Magie“, flüsterte sie mit erstickter Stimme.

„Die Wolfyn haben auch ihre Vorzüge“, sagte er heiser und hob Reda in seine Arme, sodass sie an seine Brust geschmiegt lag.

Sie quietschte und wehrte sich ein bisschen, aber dann ergab sie sich und knabberte an seinem Hals, während er sie in den Hauptraum trug. Dort stieß sie ein leises „Oh“ aus, als sie einen Berg Decken auf dem Bett entdeckte und ein prasselndes Feuer im Herd. Der Raum war warm und wirkte auf einmal sehr gemütlich. Und bei dem Anblick zog sich ihr die Kehle zusammen, weil er es für sie getan hatte. Selbst in der Hitze des Gefechts hatte er daran gedacht, es ihr gemütlich zu machen.

Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter. „Du bist ein Prinz.“

„Das war ich früher.“

Sie hasste es, wie hohl ihre Stimme klang, als sie sagte: „Du wirst wieder einer sein. Wenn wir …“

Er unterbrach sie mit einem Kuss. Immer noch küssend, legte er sie auf die breite Matratze, sodass sie unter ihm lag, die Beine neben seinen ausgestreckt, seine Oberschenkel zwischen ihren. Seine harte Erektion presste sich gegen ihren Bauch und pulsierte in einem inneren Rhythmus, der tief in ihr widerklang.

Begehren wogte in ihr auf wie ein Freund, den sie gerade erst kennengelernt hatte. Es fühlte sich schärfer und viel wichtiger an als je zuvor, und es stieg mehr und mehr, während sie sich küssten und er einen Oberschenkel zwischen ihre Beine schob und damit Druck ausübte. Mit einer Hand streichelte er sie vom Rippenbogen bis hinab zu den Knien und wieder zurück, federleicht, bis ihre Haut förmlich brannte und sie nach mehr betteln wollte.

Sie wurde noch feuchter, neue Sehnsüchte erwachten in ihr zum Leben, als er sie streichelte, sie berührte, sich aber auch in ihre Berührungen lehnte und innehielt, um zu genießen, wie sie seinen Hals leckte und ihn dann mit sanftem Druck gegen seine Schultern auf den Rücken drehte, damit sie an seinem Körper hinabwandern konnte, immer weiter hinab.

„Warte, Reda. Ich … Aaah.“ Er erschauerte am ganzen Körper, als sie mit der Zunge die hervorstehende Ader an der Unterseite seines Schafts berührte. „Götter.“

Er streckte die Hand nach ihr aus, aber dann fuhr sie mit der Zunge langsam von seinem Ansatz zur Spitze, und er krallte die Hände stattdessen in die weichen schweren Laken und stöhnte. Sie wiederholte die Bewegung und fand die Stellen, an denen er besonders empfindlich war. In der Vergangenheit hatte sie Oralsex immer als Pflichtübung angesehen, aber jetzt genoss sie es, nahm seine Reaktionen bewusst wahr und sonnte sich in der Art, wie er sich ihr hingab.

Bald war sein ganzer Körper fest angespannt, seine Hände krallten sich in die Decken und sein Schaft zuckte in ihrem Mund. Die Bewegungen entfachten aufs Neue die Leidenschaft in ihr.

Er rief ihren Namen, nahm ihre Hand und zog sie an seinem Körper hoch, bis sie Brust an Brust waren. Dann drehte er sie herum, sodass er wieder die Kontrolle hatte und sie mit seinem angenehm schweren Gewicht in die Matratze drückte. Ihre Körper waren feucht vor Erregung, feucht vor Leidenschaft, und als er sich zwischen ihre Beine sinken ließ, glitt er wie von selbst an die richtige Stelle, wo er innehielt, bereit, in sie einzudringen.

Reda bewegte sich unter ihm, sodass er sich an ihrer feuchten Haut rieb und sie beide reizte. Doch plötzlich erstarrte sie. „Warte.“ Fast zu spät erinnerte sie sich daran, dass sie sich vielleicht nicht in der eigenen Wirklichkeit befand, aber auch nicht in ihren Träumen. „Brauchen wir etwas?“

Mit fast schon glasigen Augen sah er sie an. „Etwas?“ „Schutz? Vor, äh, Krankheiten und so.“ Bitte zwing mich nicht, es dir zu erklären.

„Oh.“ Verstehen stand in seinem Blick, dann Bedauern und vielleicht sogar ein wenig Traurigkeit. „Keine Krankheiten bei meiner Spezies, weder bekommen wir sie, noch geben wir sie weiter. Und was das ‚und so‘ angeht – ich muss erst vom Hals meiner Partnerin trinken, ehe ein Kind entstehen kann.“

Sie wollte nachfragen, tat es aber nicht. Er musste die Frage allerdings in ihren Augen gelesen haben, denn er schüttelte kaum merklich den Kopf. „Nein. Noch nie.“

Sie hatte Schuldgefühle wegen der Erleichterung, die sie verspürte, obwohl sie kein Recht darauf hatte. Sie versuchte, die Leere in seiner Stimme mit einem Kuss zu lindern, der sanft und fast träge begann und sie anrührte. Die Sanftheit wurde wilder, die Trägheit wandelte sich in Verlangen und die Schuldgefühle wichen Gier und dem Begehren, ihn nicht nur in sich zu haben, sondern ihn zu haben, zu ihm zu gehören, wie er zu ihr gehörte.

Aber weil sie wusste, dass das unmöglich war, beendete sie den Kuss und rieb ihre feuchte Wange an der rauen Haut über seinem Kiefer. „Jetzt. Bitte, jetzt“, flüsterte sie.

Sie schloss die Augen, verschloss sie vor dieser seltsamen Welt mit all ihren Gefahren. Sie wollte einfach nur hier sein, in diesem Augenblick, bei ihm. Dann knurrte er aus tiefster Seele und stieß zu. Als er in sie hineinglitt – sie dehnte, ausfüllte und eine Welle der Gefühle mit sich brachte, die sie nicht zu erforschen wagte –, musste sie die Welt um sich herum nicht mehr ausschließen, weil er das für sie tat. Ihn zu fühlen, zu fühlen, wie perfekt sie zusammenpassten, ließ in diesem Augenblick alles andere verblassen.

Mit dem Mund formte sie ein lautloses Oh der Lust. Sie presste die Finger in die harten Muskeln seiner Schulter, als er sich über ihr erhob, einen atemlosen Augenblick lang vor Vorfreude innehielt … und dann anfing, sich zu bewegen.

Zuerst war er zärtlich, sein Tempo langsam, als wollte auch er jedes einzelne Gefühl festhalten. Sie bewegte sich im Takt mit ihm, nicht aus eigenem Entschluss, sondern instinktiv. Sie dachte nicht nach, plante nicht, sie erlebte einfach nur. Sie genoss das flüssige Verschmelzen seines Körpers mit ihrem, das Gefühl des Ausgefülltseins zwischen ihren Beinen, die Art, wie ihre Lust mit jedem Stoß zunahm und sein vibrierendes Stöhnen, als sie mit den Händen zu seinen Hüften glitt, dort zupackte und ihn damit weiter anspornte.

Als die Dinge in Fahrt kamen, gab es keinen Unterschied mehr zwischen Vampir und Mensch oder zwischen einem Märchenprinzen und einem unehrenhaft entlassenen Cop. Sie waren nur noch zwei verlorene Seelen, die gegenseitig die Leere ausfüllten und nicht mehr allein waren. Jedenfalls für den Augenblick.

Begehren und Verlangen vermischten sich in ihr, als die Lust sie erfüllte, in ihr Wurzeln schlug und zu wachsen begann. Und während ihr erster Orgasmus heftig und strahlend gewesen war, ein inneres Feuerwerk heißer Befriedigung, war die Spannung, die jetzt von ihr Besitz ergriff, tiefer und verschlingender, ließ sie all ihre Muskeln anspannen, übernahm ihre Sinne und verlieh dem Augenblick plötzlich viel mehr Bedeutung, als er haben sollte.

Das ist es, schien ihr Körper zu sagen. Darauf hast du gewartet.

Sie wandte sich von der Gefahr ab, barg ihr Gesicht an seinem Hals und bewegte sich unter ihm. Die Bewegung entlockte seiner Kehle ein Stöhnen, und dann flüsterte er anbetend: „Reda.“

Ihr Name hatte nie zuvor wie Magie geklungen.

Sie zwang die Tränen zurück, die ihr in den Augen stachen, und küsste mit offenem Mund seinen Hals, als er sich weiter auf ihr bewegte, sich aufbäumte und die Erregung in ihr zu neuen Höhen trieb.

Sie schmeckte das Salz auf seiner Haut, spürte das Pochen seines Pulses an ihren Lippen. Er schlug im Takt mit seinen Bewegungen, mit dem Pochen ihrer eigenen Begierde, die mit jedem Zustoßen heftiger in ihr wurde, dort, wo er sich in ihr vor- und zurückbewegte und genau die richtige Stelle traf, oh, ja, genau da.

Tief in ihr erwachte ein Drang, ihn zu beißen, sein Wesen in sich aufzunehmen und sie miteinander zu verbinden. Sie ignorierte ihre Zweifel, fuhr mit den Zähnen seine Halsschlagader entlang und schnappte danach.

Er zischte und krallte plötzlich seine Finger in ihre Haut, während er tief in Reda eindrang und neue Empfindungen in ihr weckte, die von einer so rohen Kraft zeugten, dass sie versucht war, davor zurückzuweichen.

Sie spürte, wie er nach Kontrolle rang, spürte, wie sie selbst zögerte, vor der Intensität und den möglichen Folgen zurückweichen wollte. Doch weil sie sich in diesem Augenblick weigerte, vor ihm als Feigling dazustehen, suchte sie seine Ader erneut. Und biss fest zu. Es blutete nicht, aber es war nahe daran.

Der letzte Faden von Dayns Selbstbeherrschung riss fast hörbar. Er warf den Kopf zurück, beugte sich vor und schlang die Arme um sie, um ihren Körper bei seinen Stößen festzuhalten, die noch an Tempo und Härte zunahmen und sie beide weiter vorantrieben.

Sein Griff war fest, unerbittlich, und Reda genoss es. Sie liebte seine Kraft und seine Intensität, liebte es, sich klein und weiblich und überwältigt zu fühlen – zumindest hier bei ihm. Sie liebte es, wie er seinen Kiefer an ihre Schläfe presste, einen Kuss auf ihre Stirn drückte, und wie er ihren Namen flüsterte, als ihr Körper sich anspannte und die Lust sich in ihr sammelte und wartete, wartete …

Er drehte den Kopf, fuhr ihren Hals vorsichtig mit einem verflucht scharfen Eckzahn entlang und flüsterte noch einmal ihren Namen. Angst und Erregung waren auf einmal eins, scharf und strahlend, und sie keuchte auf und kam für ihn.

Lust durchfuhr sie, so heftig und scharf wie ein Schwert, das ihre Einsamkeit und ihr Zögern durchschnitt und neue Kraft und Verwunderung hinterließ. Sie bäumte sich unter ihm auf, ihr Atem war fast ein Schluchzen. Ihre Lippen formten seinen Namen, als die Wellen immer weiter über sie hereinbrachen. Dann presste er sich fest an sie und bewegte nur noch seine Hüften, während er leise und ausgedehnt unzusammenhängende Worte stöhnte – ihren Namen, Komplimente, Flehen – und sich in sie ergoss.

Sie glaubte, eine Hitze in sich zu spüren, die wärmer war als ihre, die sie von innen her verwöhnte, während sie noch bebte und seinen Samen in sich aufnahm. Und sie, deren biologische Uhr immer langsam getickt hatte, wenn überhaupt, verspürte den leisen sehnsüchtigen Wunsch, dass es zählen könnte, dass sie sich wahrhaftig gepaart hätten.

Und zur Abwechslung hatten Logik und Verstand nicht das Geringste zu sagen.

Er drückte sie noch immer an sich, während ihre Lust abebbte und schließlich verging und sie die Welt um sich herum wieder wahrnahmen. Sie hörte das Prasseln des Feuers, nahm das Licht des hellen Tages durch die geschlossenen Lider wahr und fühlte die Erschütterung der Matratze, als Dayn sich auf die Ellenbogen stützte, um sein Gewicht von ihr zu nehmen.

Auch wenn sie den Augenblick gerne noch ein wenig hinausgezögert hätte, öffnete sie die Augen und erwiderte seinen Blick aus smaragdgrünen Augen. Und zum ersten Mal, seit sie ihn getroffen hatte – und sie wollte keine Sekunde lang darüber nachdenken, dass das erst wenige Stunden her war, wenn man bedachte, was gerade geschehen war –, war seine Miene offen und ungetrübt. Er sah dadurch jünger aus und ein wenig ungezogen, und er erinnerte sie an die Art Mann, die zu einem Galopp ausritt, um Dampf abzulassen, ohne zu wissen, dass der Morgen ihr Leben für immer verändern würde.

Sie fühlte sich ebenfalls verändert, aber sie wollte nicht zu ausgiebig darüber nachdenken. Noch nicht. Vielleicht nie.

Er räusperte sich. „Ich, ähm, habe das Gefühl, ich sollte etwas sagen. Aber ich habe keine Ahnung, was.“

Eine Spannung, die sie nicht einmal bemerkt hatte, wich von ihrem Nacken und ihren Schultern. „Ich auch, und ich auch nicht. Wie wäre es, wenn wir beide ‚Danke‘ sagen und es erst mal dabei belassen?“

Seine Züge entspannten sich. „Dann danke ich dir, meine süße Reda, dass du mir gezeigt hast, wie man duscht, dass du mich in dein Bett gelassen hast, dass du mich berührt und deinen herrlichen, herrlichen Körper mit mir geteilt hast.“

Ihr Herz flatterte in ihrer Brust, ihre Augen drohten sich mit Tränen zu füllen, ihre Kehle zog sich zusammen. Sie wagte im Augenblick nicht, etwas zu sagen. Wenn sie jetzt den Mund aufmachte, würde sie sich zum Idioten machen, und dann wurde es für sie beide peinlich. Darum, auch wenn sie sich wie ein Feigling vorkam, nickte sie nur stockend und küsste ihn auf die Wange.

Dayn, gesegnet sei sein edles Herz, schien sie zu verstehen. Er fuhr mit den Fingern über ihre Wangen, als wollte er die Tränen fortwischen, die zu weinen sie sich nicht gestattet hatte, und sagte dann: „Bleib hier und versuch, ein wenig zu schlafen. Ich sehe noch einmal nach den Schutzzaubern.“

Sie nickte wieder und spürte, wie der seltsam intime Augenblick sie erröten ließ. Sie waren immer noch Fremde, außer in ihren Träumen. Er stieg aus dem Bett und tapste herrlich nackt ins Badezimmer, wo er sich Hosen und Stiefel anzog und dann sein Hemd überwarf, ohne es zuzuknöpfen. Als er zu ihr zurückkam, steckte eines der kurzen Schwerter in seinem Gürtel.

Er hätte dadurch nicht noch anziehender wirken sollen als vorher. Sie war eine moderne Frau und ein hoch entwickeltes menschliches Wesen. Aber anscheinend hatte diese moderne Frau eine Vorliebe für Männer mit Schwertern.

Nicht Männer, dachte sie, nur Dayn. Und aus ihr sprach weder Logik noch Vernunft. Es war einfach eine Tatsache. Und selbst wenn das Ganze mit einem gebrochenen Herzen endete, war das vielleicht nicht das Schlimmste, was passieren konnte. Wenigstens würde sie das aus ihrer Teilnahmslosigkeit reißen.

Als er zurück in den Hauptraum kam, schnappte er sich einen der Wasserschläuche, ging ans Bett und bot ihr zuerst an. „Durst?“

„Am Verdursten.“ Einfach Wasser von ihm anzunehmen, sollte sich nicht so bedeutsam anfühlen, genau wie der zufriedene Blick, mit dem er ihr beim Trinken zusah, nicht neues Verlangen in ihr entzünden sollte. Nervös reichte sie ihm den Schlauch zurück. „Danke.“

„Ruh dich aus. Ich bin in ein paar Minuten wieder da.“

Sie nickte, legte sich zurück und rollte sich mit dem Rücken zum Feuer zusammen. Als sie die Augen schloss, schienen sich die Geräusche um sie herum zu verstärken. Sie lauschte Dayns Bewegungen: dem Klang seiner Schritte, dem Schließen der Tür hinter ihm, dem Knirschen der Kiesel draußen und dem aufgebrachten Ruf eines Vogels, der sich in seiner Ruhe gestört fühlte.

Wie versprochen kehrte er innerhalb weniger Minuten zurück. Seine Kleider raschelten und seine Stiefel polterten, als er sich wieder auszog, ehe er sich zu ihr ins Bett gleiten ließ. Er legte sich hinter sie, seine Brust an ihrem Rücken, und verschränkte über ihrem Herzen seine Hände mit ihren.

So schlief sie ein, in seine Wärme gehüllt, und merkte, wie dankbar sie war, dass er kein Wolfyn war. Denn wenn doch, stünde sie ohne Zweifel in seinem Bann.

Dayn erwachte gegen Mittag. Seine innere Uhr warnte ihn, dass sie nicht mehr allzu lange hier liegen bleiben konnten, falls ihre Verfolger noch hinter ihnen her waren.

Im Schlaf hatte Reda sich zu ihm umgedreht. Jetzt war sie eng an seine Seite gekuschelt, und ihr Kopf lag auf seinem Arm, den er um sie gelegt hatte. Ihr Atem war warm auf seiner Haut, ließ seine Brustwarzen sich zusammenziehen und schickte kleine Wellen weiter seinen Körper hinab. Aber diese körperlichen Reaktionen waren nur ein Tröpfeln im Gegensatz zu der tiefen Welle der Gefühle, die in ihm aufstieg und ihn mit sich zu reißen drohte.

Zuneigung, Dankbarkeit, Erleichterung, Sorge – all das und noch mehr, eine komplizierte Mischung, die ihm sagte, dass er sie wahrscheinlich nicht hätte lieben sollen, und ganz bestimmt nicht so intensiv, wie es am Ende geworden war … Doch gleichzeitig konnte er seine Entscheidung nicht bereuen, auch nicht den letztendlichen Kontrollverlust.

Sie hatten einander gut und gründlich geliebt, ohne Verstellung, ohne Erwartungen und in dem Wissen, dass sie sich am Bogen trennen und nur gute Erinnerungen mit sich nehmen würden. Den Stich, den dieser Gedanke ihm versetzte, ignorierte er und konzentrierte sich darauf, wie verdammt gut er sich auf einmal fühlte – erfrischt, energiegeladen und bereit, die Welt zu erobern.

Oder sich einem angefressenen Wolfsrudel zu stellen und einem Countdown zur übernächsten Nacht – der vierten Nacht.

Der Gedanke ernüchterte ihn, und er berührte Reda an der Schulter. „Komm, Dornröschen. Zeit, aufzuwachen.“

Halb erwartete er, dass sie aus dem Schlaf schreckte und Panik bekam, weil sie zusammen im Bett lagen. So entgegenkommend und aufregend seine süße Reda auch gewesen war, er bezweifelte, dass sie je einen Liebhaber genommen hatte, den sie erst vor wenigen Stunden kennengelernt hatte. Sie war es sicher nicht gewohnt, in den Armen eines Fremden aufzuwachen. Ihre Beziehung allerdings verlief zwangsweise gestrafft und beschleunigt.

Sie schien kurz vor dem Aufwachen gestanden zu haben, denn sie keuchte nicht auf oder wich vor ihm zurück. Stattdessen lächelte sie mit geschlossenen Augen und sagte: „Wenn ich Dornröschen bin, sollte mein Märchenprinz mich mit einem Kuss wecken.“

„Findest du mich märchenhaft?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, beugte er sich vor und berührte ihre Lippen mit seinen, erst keusch, doch als ihre Lippen weich wurden und sich ihr Mund unter seinem öffnete, vertiefte er den Kuss.

Murmelnd rückte sie näher an ihn heran, schlang die Arme um seinen Hals und hielt ihn fest. Die Geste rührte ihn und füllte eine Lücke in ihm, deren Existenz er bisher nicht einmal geahnt hatte. Wilde Freude durchfuhr ihn, als er sich auf sie legte, sie in die Matratze drückte und leidenschaftlich küsste. Sein Körper reagierte auf die Anwesenheit einer Geliebten, seiner Geliebten.

Sie stöhnte leise, und er wollte sie hochheben und mit ihr wild durch die Hütte tanzen. Sie zog sanft an seinen Haaren, und er wollte singen, so laut er konnte, obwohl er keinen Ton traf. Er spürte ihren Körper unter seinem, ihre Beine, die ihn zwischen sich aufnahmen, während er anschwoll und fast sofort hart wurde, obwohl er erst vor ein paar Stunden in ihr gekommen war. Er wollte hinaus in den Wald rennen und die gefährlichste Bestie jagen, nur um ihr die Trophäe seiner Jagd zu bringen. Dann fiel ihm ein, dass Menschen, was das anging, manchmal empfindlich waren. Vielleicht sollte er ihr lieber ein paar wilde Blumen pflücken.

Obwohl es so lächerlich war, fand er die Vorstellung auf einmal sehr verlockend. Genau wie den Gedanken, noch einmal in sie einzudringen und sie bis zur Besinnungslosigkeit zu lieben. Er konnte die einladende Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen fühlen und das erregte Rasen ihres Pulsschlags unter ihrer weichen Haut. Und auch wenn sie die Hütte rasch verlassen mussten, verzehrte er sich danach, sich noch einmal in ihr, mit ihr, zu verlieren.

Plötzlich legte sie ihre Finger um ihn und führte ihn. Er erstarrte, löste die Lippen von ihrem Mund und stöhnte, als sie die Spitze seines harten Schaftes an ihrer feuchten Haut entlanggleiten ließ.

Er hob den Kopf und sah hinab auf ihre kupferfarbenen Locken und das Funkeln in ihren blauen Augen. „Bei den Göttern, Reda. Wir haben nicht viel Zeit.“

„Ich weiß.“ Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. „Also beeil dich.“ Fest schlang sie ein Bein um seine Hüften und zog ihn in sich.

Stöhnend drang er in sie ein und keuchte genussvoll, als ihre feuchte Wärme ihn in sich aufnahm und ihn tiefer drängte. Er konnte sich schon kaum noch beherrschen, da hob sie sich ihm entgegen, und die Bewegung raubte ihm den letzten Rest Selbstbeherrschung. Vergessen war jeder Gedanke daran, sich erst um ihre Befriedigung zu kümmern, ehe er an seine dachte.

Stöhnend stieß er ihren Namen aus, packte sie an Schulter und Hüfte und hielt sie fest, während er heftig in sie hineinstieß – einmal, zweimal, ein drittes Mal, schon begann das kribbelnde Ziehen, das einen Höhepunkt ankündigte. Er versuchte nicht, dagegen anzukämpfen, kostete es stattdessen aus, drang noch zweimal in sie ein, ehe aus dem Kribbeln ein heißes Brüllen wurde. Das Bedürfnis, sich gehen zu lassen, überwältigte ihn, und er beugte sich über sie, stieß so weit zu, wie er konnte, und ergoss sich mit einem bebenden Stöhnen.

Ihm verging Hören und Sehen, er spürte nichts weiter als die Lust, in ihr zu kommen. Sein Orgasmus ging immer weiter und schien länger zu dauern als der Sex.

Langsam spürte er das scharfe Brennen, wo ihre Fingernägel sich in seine Schultern gruben, und den Druck ihrer Fußsohlen an den Rückseiten seiner Oberschenkel, wo sie ihre Knöchel verschränkt hatte. Und er merkte, dass er sie wahrscheinlich unter sich erdrückte.

„Götter.“ Er stützte sich auf einen Arm, der zitterte wie die Beine eines neugeborenen Fohlens, und sah zu ihr hinab, erwartete … Zur Hölle, er wusste nicht, was er erwartete. Aber bestimmt nicht diese vor Staunen weit aufgerissenen Augen, in denen auch Angst stand.

Im nächsten Augenblick wurde ihm klar, dass es die Situation eigentlich ganz gut zusammenfasste.

„Es war nicht nur der Trank, nicht?“, fragte sie leise.

„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Das sind wir, Reda.“ Er wollte sie fragen, ob sie gekommen war, konnte aber nicht eingestehen, dass er so sehr die Kontrolle über sich selbst verloren hatte. Stattdessen nahm er sich vor, es bei ihr gutzumachen, wenn sie die nächste Rast einlegten. Er verspürte Vorfreude bei dem Gedanken, und er erwartete mit Spannung die nächste Rast, und die danach und alle, die sie auf dem Weg zum Bogen von Meriden noch halten würden.

Und danach … Verdammt, er wusste nicht, was danach kam. Er wusste nur, dass er einen Eid zu halten und Verantwortungen zu erfüllen hatte. Er konnte nur hoffen, dass er all das tun und sich außerdem Reda gegenüber richtig verhalten würde.

Irgendwie.