Das Nervensystem und der Streß

Geist und Seele sind sicherlich nicht das Produkt des Nervensystems, wie einige Neurologen noch immer glauben. Hirn und Nervensystem sind eher die Schaltstellen, die der Geist im Laufe der Evolution selbst in den Leibern veranlagte. Sie vermitteln zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos, zwischen den transsinnlichen und den sinnlich materiellen Aspekten des Seins.

Die Großhirnrinde (Neo-Kortex), hat zu 80 Prozent mit erlerntem Verhalten und zu 20 Prozent mit den Sinnen zu tun. Mit der Menschwerdung, die vor etwa vier Millionen Jahren ihren Anfang nahm, kam es zu einer wahrhaft pilzartigen Explosion dieses Hirnteils. Zeitgefühl, abstraktes Denken und das Ego, ja die ganze menschliche Kultur, Sprache und erlerntes Verhalten sind darin verankert.

Entwicklungsgeschichtlich viel älter ist dagegen das Althirn, das wir mit den Reptilien und Ursäugern gemeinsam haben. Hier ist der Instinkt, die natürliche Weisheit der Spezies, verankert. Hier entstehen die Reflexe. Hier wird unmittelbar – gedankenlos – auf die Umwelt reagiert. Geschlechtstrieb, Freßtrieb, Flucht und Aggression, territoriales Verhalten und Rhythmus haben hier ihren Sitz.

Zwischen dem archaischen alten Hirn und dem Neuhirn vermittelt das limbische System, das auch retikuläres Aktivierungssystem genannt wird. Das limbische System koordiniert Seele und Körper, das Innen mit dem Außen. Durch die Sinne vermittelte äußere Eindrücke ebenso wie vom Großhirn ausgehende gedankliche Impulse, Vorstellungen und Ideen werden in diesem Zwischenhirn in somatische Reaktionen umgewandelt. Der Kern, die zentrale Schaltstelle des retikulären Aktivierungssystems, ist der Hypothalamus. Er ist das »Hirn des Hirns«. Wie der chinesische Kaiser, der, ohne etwas zu tun, ohne beschäftigt zu sein, mitten in der Hauptstadt in seinem Palast sitzt und dennoch das ganze Reich steuert und reguliert, herrscht auch der Hypothalamus über das psychosomatische Geschehen.

Unter anderem reguliert erfolgende Funktionen:

• die Körpertemperatur,

• das autonome Nervensystem,

• die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), die neurologische Reize in endokrine Prozesse überträgt,

• das Hungergefühl,

• die Lust.

Unter normalen Umständen funktioniert die Vermittlung des Zwischenhirns relativ gut. Gelegentlich kommt es je doch zu Unstimmigkeiten zwischen den Prioritäten des Althirns und denen der Großhirnrinde. Den Reizen entsprechend gibt das Reptilienhirn dem Körper die hormonischen und reflektorischen Signale zur Paarung, zum Angriff, zur Flucht oder zum Fressen. Doch das von der Kultur geprägte Großhirn (das Über-Ich Freuds) sagt oft »Nein!« Will beispielsweise etwa das »Tier« in uns, der alte gehörnte, haarige Teufel, den unsympathischen Nachbarn erschlagen, dessen Frau vergewaltigen und ihm den Kühlschrank leer fressen, verwehrt ihm das der »Engel«, der das im Neokortex verankerte soziale Gewissen personifiziert.

Die Kontrolle, die der Neokortex über die subkortikalen Zentren ausübt, ist oft zu streng. (Pelletier 1988:49) Langfristig erzeugt das unerträgliche Spannungen. Besonders in der heutigen Zeit wird das zum Problem. Die Impulse, die vom Fernsehen, Videospiel oder Kino auf uns zukommen, die fesselnden Szenen von Sex, Gewalt und Aktion, reizen das alte Reptil zu Reaktionen, die jedoch nicht ausgelebt werden dürfen. Zu den Anzeichen, daß das »Tier« in Aufruhr ist, gehören Verdauungsstörungen, Schlaflosigkeit, Impotenz, Herzklopfen, Verspannungen, Hämorrhoiden und dergleichen.

Alte Kulturen kommen dem zuvor mit jahreszeitlichen Festen, mit wilden Narrentreiben, in denen »die Sau herausgelassen« wird, und mit feierlichen Zeremonien, die mit den animalischen Tiefen kommunizieren. Dazu kommen die »rites de passage«, die den Instinkten Rechnung tragen: die Übergangsriten in der Pubertät sowie die Riten, die bei Hochzeit, Geburt, Amtsantritt oder Tod den sozialen Rollenwechsel erleichtern. Wenn es dennoch zu krankmachenden Unstimmigkeiten kommt, gibt es traditionelle Heilmethoden, besonders die der Schamanen.

Um das Oben mit dem Unten zu verbinden, um die Instinkte mit den kulturellen Erwartungen in Einklang zu bringen, wird getrommelt, getanzt und gesungen. Rhythmus ist die Sprache der archaischen Schichten unseres Nervensystems, nicht die logische Argumentation. Der monotone Klang bringt das kluge Geschwätz des Großhirns zum Schweigen und beruhigt das aufgebrachte Reptilienhirn, so daß die mit dem Kosmos verbundene Weisheit des Körpers wieder zur Geltung kommen kann.

Das Schamanisieren geht einher mit Räucherungen, von denen wir wissen, daß sie den Neokortex umgehen und über die Nase direkt auf das limbische System einwirken. Weihrauch, Sandelholz, Wachholder und der amerikanische Steppenbeifuß haben samt und sonders eine beruhigende Wirkung. Die Räucherstoffe, wie auch anhaltendes Tanzen, bewirken die Ausschüttung von körpereigenen neurochemischen Stoffen, etwa das schmerzstillende, euphorisierende Encephalin, das schmerzstillende Endrophin oder das beruhigende, entspannende Serotonin. Die Düfte wirken auf verschiedene Bereiche, die sich der unmittelbaren Kontrolle des Neokortex entziehen – mit anderen Worten, sie kommunizieren mit dem Reptil.

Auch die traditionellen Schamanenkräuter, die bewußtseinserweiternden Pflanzen gehören hierher. Es sind, wie Albert Hoffmann jüngst sagte, »Psychovitamine«. Und es kommt nicht von ungefähr, daß unser Hirn Rezeptoren für derartige Wirkstoffe hat. Auch sie sind als Gaben Gaias zu verstehen und dienen dem harmonischen Ganzen. Nachtschattengewächse, Hanf, Pilze und andere psychotrope Kräuter ermöglichen (allerdings nur in Händen des kompetenten Schamanen, der um ihre Zubereitung und Anwendung weiß) Kontakt mit den tieferen Schichten unseres neurobiologischen Systems und können zu einer Neustrukturierung, einer Harmonisierung beitragen. Die dadurch bewirkten Veränderungen werden als heiliges, das heißt »heilendes« Geschehen erlebt, als Begegnung mit den Göttern, Ahnen und Geistern. Leider haben wir kaum mehr Schamanen in unserem Kulturkreis. Sie wurden gnadenlos verfolgt und als Hexen verbrannt, so daß wir über den Umgang mit den psychotropen Pflanzen und den inneren Welten, die sie offenbaren, nichts mehr wissen. Es ist nicht leicht, diesen Zugang wieder herzustellen. Vor Pseudo-Schamanen des NewAge sei gewarnt!

Der Schamanistische Heiler behandelt den ganzen Menschen. Aber auch die spezifischen Symptome des Stresses, die sich – je nachdem, wo der Schwachpunkt des Körpers liegt – in dem einen oder anderen Organ bemerkbar machen, werden innerhalb des Schamanistischen Heilsystems behandelt. Wenn sich die Spannung als Herzangina äußert, werden herzspezifische Kräuter verwendet; wenn der Streß auf die Nieren geht, werden Nierenkräuter genommen. Wesentlich ist, daß das Heilmittel, egal wo es wirkt, mit einem Spruch, Mantra oder Segenswunsch verabreicht wird. Es geht also nicht nur um die Wirkstoffe. Auch der Spruch – der sich an transsinnliche Helfer, an die Götter oder an den Geist der Pflanze wendet – wirkt als Impuls in den subkortikalen (unterbewußten) Zentren und wird in eine somatische Wirkung umgesetzt.

Das autonome Nervensystem und die Heilkräuter

Das vegetative Nervensystem wird auch als das autonome Nervensystem bezeichnet, da es sich gewöhnlich unserer bewußten Kontrolle entzieht. Es reagiert unter Anleitung des Hypothalamus automatisch auf Streß und Reize. Nicht persönliche Willkür, sondern die mit den kosmischen Rhythmen verbundene evolutionäre Weisheit der Art ist hier am Werk. Zwar sind echte Schamanen oder Yogis imstande, ihren Herzschlag, ihre Verdauung und ihre Körpertemperatur willentlich zu beeinflussen, aber auch sie tun das nicht aus bloßer Neugierde.

Das System ist zweigeteilt. Der Sympathikus ist für Erregung zuständig, für die Vorbereitung auf Kampf oder Flucht; der Parasympathikus sorgt für das Wiederabregen, für Entspannung. In einer bedrohlichen Situation springt der Sympathikus in Aktion: Die Muskeln verspannen sich, auch die Venen; das endokrine Drüsensystem wird aktiviert, unter anderem durch Ausschüttung von Adrenalin; die Pupillen erweitern sich, daß man vor Angst oder Wut nur verschwommen sehen kann; wie bei den Tieren stehen die Haare zu Berge, der Nacken versteift sich; die Atmung wird schnell und flach; die Verdauung wird abgestellt, der Mund ist trocken, die Peristaltik lahmgelegt, der Afterschließmuskel verkrampft; das Herz pocht auf Hochtouren; um möglichen Blutverlust zu vermeiden, zieht sich das Blut aus den äußeren Kapillaren zurück, es gibt kalte Füße und Blässe; kalter Schweiß tritt auf die Stirn; die Glieder zittern, und an Sex ist überhaupt nicht zu denken. Ist die vermeintliche Gefahrensituation vorüber, kommt der Parasympathikus zum Zuge: Die Muskeln entspannen sich, die Verdauung funktioniert wieder, der Bissen bleibt nicht mehr im Hals stecken. Der unschuldige Afrikaner, der sich der Giftprobe unterziehen muß, kann dank des Parasympathikus den Trank erbrechen. Auch der Beischlaf kann wieder problemlos vollzogen werden.

Natürlich kann die parasympathische Reaktion auch überzogen sein, so daß der Betroffene in einer Streßsituation einschläft.

Die gelegentliche Anspannung, die Aktivierung des sympathetischen Nervensystems, ist ganz natürlich und stellt an sich keinen Streß dar. Im Gegenteil, wie wir vom Sport her wissen, hat sie sogar eine günstige Auswirkung auf das Immunsystem und macht wach. Ein Problem entsteht erst, wenn die Spannung anhält und nicht abreagiert werden kann, etwa wenn eine ansonsten schon boshafte Ehegattin nun auch noch den abendlichen Wirtshausbesuch verbietet, oder wenn man sich nach einem hektischen Arbeitstag unter der Fuchtel eines neurotischen Vorgesetzten auch noch durch den Stau kämpfen muß und zu Hause dann wie immer die Hölle los ist. Auch die abendliche »Entspannung« vor der Glotze ist Streß, wie Blutdruckmessungen ergeben haben.

Langanhaltender Streß und aufgestaute Frustrationen führen zu ununterbrochener sympathetischer Reaktion. Es ist vorherzusehen, daß das schwächste Glied der Kette reißen, das empfindlichste Organ erkranken wird. Die Symptome reichen von Krampfadern, Hormonstörungen, Verminderung der Sehstärke, Herzbeschwerden, Heuschnupfen, Verdauungsproblemen bis zu Potenzschwierigkeiten und Frigidität. Wo immer der schwache Punkt liegt, in jedem Fall hält der Makrokosmos, hält Mutter Gaia Heilkräuter bereit, die dem angeschlagenen Mikrokosmos helfen können. Die Werke von Pfarrer Kneipp, Prof. R. F. Weiß, Kräutermutter Treben, dem Findhorn Herbalisten David Hoffman und anderen haben da etliches zu bieten. Es wäre müßig, die vielen Venenmittel, Herz-, Lungen-, Nieren- und Verdauungskräuter hier noch einmal aufzuzählen.

Es ist zwar unerläßlich, die einzelnen angeschlagenen, geschwächten Organe oder Körpersysteme mit den Kräften der Heilkräuter zu unterstützen, aber das rührt noch nicht an der Ursache, wenn diese Dauerstreß heißt. Der Patient sollte sein ganzes psychisches und soziales Umfeld orten und seine Einstellung dazu oder die Situation selbst verändern. Als hilfreich erweisen sich auch nervenstärkende und nervenentspannende Kräuter.

1. Baldrian (Valeriana officinale)

Baldrian war den Alten vor allem als Liebesmittel bekannt. »Mann und Weib sollen es zusammen in Wein nehmen, das macht gut Freundschaft!« schreibt der alte Kräutermann Brunfels. Außerdem vertreibe es Hexen, die einem Unglück und Krankheit anzaubern wollen, und halte Pest und Teufel fern. In Schweden heißt es, es vertreibe den Neid der Elfen.

Interessanterweise wurde die beruhigende Wirkung dieser duftenden Waldpflanze erst im Maschinenzeitalter von einem englischen Kräutermann namens John Hill entdeckt; Man könnte sagen, der Baldrian-Deva offenbarte diesen Aspekt seines Wesens erst, als die gestreßten Menschen es wirklich nötig hatten. Hufeland verschrieb den Tee als »eines der besten Nervenmittel... Ich habe langwierige Nervenschäden, Hysterie und Krämpfe aller Art verschwinden sehen.«

Die Indikationen der Pflanze sind Schlafstörungen, Spannungs- und Erregungszustände, Wechseljahre, Depressionen und vegetative Dystonie, die sich in nervösem Herz-Kreislaufbeschwerden äußert. Schon in der Antike erkannte man die positive Wirkung auf die Sehkraft der Augen, die ja unter anderem von psychischen Faktoren abhängt. Vor allem bei geistiger Überarbeitung leistet Baldrian gute Dienste.

Die Wirkung der Pflanze ist eine amphoterische (nach der griechischen Amphorta, der Vase mit zwei Henkeln), das heißt, sie wirkt in zwei Richtungen: Sie beruhigt Unruhige und regt Erschöpfte an.

Die korrekte Zubereitung ist ein Kaltwasserauszug, wobei man die kleingeschnittenen Wurzeln, zwei Teelöffel pro Tasse, acht Stunden lang ziehen läßt.

2. Herzgespann oder Löwenschwanz (Leonurus cardiaca)

Der Herzgespanntee wirkt beruhigend, krampflösend und vor allem herzstärkend. Er ist angesagt bei nervösen Herzbeschwerden, bei verzögerter oder gehemmter Monatsblutung, die von Angst und Spannungszuständen herrührt, und in den Wechseljahren.

3. Helmkraut (Scutellaria lateriflora)

David Hoffmann, der Kräuterexperte der Findhorn-Gemeinschaft, nennt das Helmkraut »wahrscheinlich das wichtigste Nervenmittel, das uns in der Heilkunde zur Verfügung steht«. (Hoff mann 1985) Der Tee wird verschrieben zur Beruhigung von nervösen Spannungszuständen, auch prämenstruellen Spannungen, bei hysterischen Anfällen, Epilepsie und akuten Depressions- und Erschöpfungszuständen. Er läßt sich gut mit Baldrian kombinieren. Bei Migräne soll eine Mischung mit Lavendel helfen.

Auch im Ayurveda wird das im Himalaya wachsende Helmkraut als beruhigendes Nervenmittel, Antispasmodikum und Umstimmungsmittel geschätzt. Es reduziert übermäßiges Pitta, das heißt, es kühlt das feurige, cholerische Temperament und feurige Gefühle wie Zorn, Haß und Eifersucht. Es beruhigt das Herz und stillt übermäßiges Verlangen. Seine Qualität wird als sattwisch beschrieben, es fördert also Bewußtseinsklarheit. Schlaflosigkeit, Konvulsionen, Neuralgien, Epilepsie, nervöse Kopfschmerzen, erhöhter Blutdruck, Arthritis und unfreiwilliger Abgang von Urin und Samenflüssigkeit sind die ayurvedischen Indikationen.

Der kleine Lippenblütler mit himmelsblauen Blüten wächst mit Vorliebe in Sümpfen und Mooren und ist schwer zu finden. Das im kommerziellen Handel erhältliche »Helmkraut« ist meistens der Salbeigamander (Teucrium scorodonia) – das Kraut, mit dem der grüne Schweizer Kräuterkäse gewürzt ist. Das echte Helmkraut läßt sich jedoch recht gut im Garten ziehen. Samen oder Pflänzchen sind in Wildgärtnereien, etwa dem innovativen Hof-Berggarten in Großherrischwand/Schwarzwald, erhältlich.

Im Mittelalter war die Pflanze vor allem als Fiebermittel bekannt und wurde gegen das Wechselfieber (Malaria) oder nach Bissen durch tollwütige Tiere verwendet.

4. Hopfen (Humulus lupulus)

Der Hopfen, ein Verwandter des Hanf, wirkt dämpfend auf das zentrale Nervensystem. Die Indikationen sind Schlaflosigkeit und nervöse Spannungen. Bei Depressionen ist Hopfen allerdings kontraindiziert, denn er kann diese verstärken. Der Duft eines Hopfenkissens wirkt sedativ auf das Riechhirn. Da die Hopfenbittersäuren die glatte Muskulatur entspannen, vor allem die des Verdauungstrakts, wirkt der Hopfentee beruhigend bei Darmreizung und Kolitis; dazu kommt eine leichte antibakterielle Wirkung.

Die Römer kannten den Hopfen nur als Gemüse (Hopfenspargel, aus den jungen Trieben). Erst ab dem 8. Jahrhundert kamen die Mönche darauf, mit den weiblichen Blütenständen ihr Bier zu würzen und zu klären. Sie bevorzugten es gegenüber anderen Bierzusätzen, weil der Hopfen eine Östrogene Wirkung hat. Hopfen dämpft sexuelle Erregungszustände und vertreibt die lästigen Buhlteufel, die besonders die Klosterbrüder heimsuchten. Wenn die Begierde dennoch stark genug ist, daß es zum Koitus kommt, verhindert der Hopfen den vorzeitigen Samenerguß.

5. Hanf (Cannabis sativa)

Die Blütenrispen der alten Textilfaserpflanze wurden nachweislich schon vor 5000 Jahren von den Chinesen und ebensolange von den Ägyptern als krampflösender, beruhigender Aufguß verabreicht. Der Hanf wirkt leicht euphorisierend, ist aber kein Rauschgift, wie es etwa die Nachtschattengewächse sind. Patienten, die auf Standard-Antidepressiva nicht reagieren, reagieren oft positiv auf Cannabis. (Grinspoon/Bakalar 1994:134)

6. Kalifornischer Mohn (Eschscholzia californica)

Die kalifornischen Indianer brauten aus den oberirdischen Teilen einen Tee bei schmerzhaften Koliken. Der Tee soll beruhigend, schlaffördernd und krampflösend wirken, ohne süchtig zu machen. Da es sich aber um einen Verwandten des Schlafmohns handelt, ist Vorsicht angebracht.

7. Kamille (Matricaria chamomilla)

Für viele alte Kräutermütter war die Kamille schlicht ein Allheilmittel. Wann immer ich als Kind krank war, brachte mir meine Oma heißen Kamillentee. Wenn es mir heute schlechtgeht, brauche ich nur den Duft einzuatmen, und es geht mir schon besser. Ich beruhige mich und kann besser schlafen. Daß es sich dabei nicht nur um eine Placebo-Wirkung handelt, zeigen die neusten Forschungen: Kamille wirkt krampfstillend, wundheilend, blähungswidrig und pilzhemmend.

8. Heilziest (Stachys betonica)

Heilziest wirkt als Tee nervenstärkend bei Angst und Anspannung, er regt die Hirndurchblutung an und wirkt verdauungsfördernd. Die Kelten nannten den Lippenblütler Betonga, weil er den Kopf (Bew) gut (ton) macht. Hildegard von Bingen benutzte das Kraut »gegen Liebe, die durch Zauberworte erregt worden ist«, und der Gelehrte Erasmus trug es als Amulett gegen schreckliche Gesichte und Träume. Bei nervösen Kopfschmerzen kann das Kraut, mit Augentrost und Huflattich gemischt, auch geraucht werden.

9. Lavendel (Lavandula vera)

Lavendel ist ein weiteres mildes krampflösendes und antidepressiv wirkendes Mittel. Bei Streßkopfschmerzen wirkt es, ähnlich wie Lindenblüten, beruhigend.

Es gibt noch viel mehr Kräuter, die sich gegen die Symptome von Streß einsetzen lassen. Dazu zählen die Rauwolfia, das Wassernabelkraut, die Passionsblume, die Zitronenmelisse, der Ginseng, die Mistel, das Eisenkraut und viele andere. Man muß sich bei der Auswahl von der Intuition leiten lassen, bis man seine »pflanzlichen Verbündeten« gefunden hat.

image

image