Kapitel 10 – Bat out of Hell

 

Der Club

 

Kayleigh

 

Sobald Zarah wieder normal atmen konnte entzog sie sich Kayleighs Nähe. Stattdessen bedeutete sie Robert das Mädchen hinauszuführen. Er brachte Kayleigh in eine Art Badeeinrichtung, hell und lichtdurchflutet. In der Mitte ein kleines Badebecken, rund mit einem Durchmesser von vielleicht vier Metern. Mehrere junge Männer, nur bekleidet mit um die Hüften geschlungenen Handtüchern, saßen gemütlich plaudernd herum. Rundherum waren Türen, die offensichtlich in verschiedene Sauna-, Dampfbad- und Badebereiche führte. Robert sprach kurz mit zwei der Männer, worauf diese Kayleigh am Arm nahmen und in das Badebecken führten. Einer der beiden stellte eine herumstehende hölzerne Bank mitten hinein und bedeutete Kayleigh, sich darauf zu legen.

‚Hi, ich bin Dorian und das ist Rasmus. Wir sollen Dich ein bisschen verschönern, ist das okay für Dich?‘

Er lachte sie an. Noch völlig durcheinander von dem Geschehen war Kayleigh etwas verwirrt durch diese im Plauderton vorgebrachte Frage, die so gar nicht zu dem bisher Erlebten und der Atmosphäre dieses Hauses passen wollte. So brachte sie erst nur ein zustimmendes Nicken zustande. Mist, schimpfte sie sich innerlich selbst. Sie riss sich zusammen und brachte mit einem schiefen Lächeln zumindest ein paar Worte heraus.

Was immer das heißen mag‘.

Dorian legte ihr ein Kissen unter den Kopf. Er bedeutete ihr, die Beine zu spreizen und neben der Bank ins Wasser zu stellen. Behutsam wanderte seine Hand zu ihren Brüsten und löste ohne Vorwarnung die Klemmen an ihren Brustwarzen. Das gleiche machte er mit den Klemmen an ihren Schamlippen. Das Blut strömte in die malträtierten Stellen zurück und verursachte einen stechender Schmerz. Scharf zog sie die Luft ein. Dorian und Rasmus nahmen weiche Naturschwämme und seiften sie mit einem sanft duftenden Badeschaum ein.

Bald schnurrte sie ob der zärtlichen Behandlung wohlig. Ihr Unterkörper hob sich gierig als die Schwämme sich zwischen ihre Schenkel schoben um ihr Geschlecht und ihren Anus zu waschen. Leider waren die Berührungen nur kurz und unbefriedigend. Sollte sie selbst heute Nacht überhaupt keine Befriedigung erfahren? Wenigstens konnte sie das sanfte Streicheln der Schwämme über ihre Haut genießen dachte sie sich und schloss genüsslich die Augen. Angenehme Minuten später wurde sie mit einer warmen, weichen Brause abgeduscht. Eine Hand legte sich sanft aber bestimmend auf ihren unteren Bauch und fixierte sie. Etwas Kühles wurde auf ihren Schamhügel und die äußeren Lippen ihres Geschlechts aufgetragen. Aus dem Nichts fuhr etwas kleines Hartes darüber, während ihre Schenkel festgehalten wurden. Hektisch wollte sie sehen, was mit ihr geschah. Als sie die Augen öffnete, legte ihr Rasmus seine zweite Hand auf die Schulter und hinderte sie daran sich aufzurichten. Da wurde ihr klar, was passierte. Ganz sanft wurde ihre Scham rasiert. Zum Abschluss der Prozedur spürte sie einen leichten Hauch, wie einen Kuss auf ihrem nun nackten Venushügel. Diesem folgte einem wütender Ausruf und ein heftiges Klatschen. Rasmus hatte sie losgelassen und Dorian einen harten Schlag auf den Po versetzt. Sie richtet sich halb auf und sah, wie er nach einem Stock griff und den anderen damit zu schlagen begann. Der bat verzweifelt um Verzeihung und beugte sich willig nach vorne. Rasmus wandte sich ihr zu, lächelte und befestigte die Klemmen wieder an ihren Brüsten und Schamlippen. Er war entschieden zurückhaltender als die Baronin und drehte die Schrauben nicht so fest, was sie ihm mit einem erleichterten Blick dankte. Anschließend kleidete er sie in einen schwarzen Seiden-Morgen-Mantel und führte sie aus dem Raum. Hinter der Tür war ein langer Gang. Dort zeigte er auf eine Tür am anderen Ende.

‚Warte dahinter auf Deine Herrin. Viel Glück.‘

Mit einem Augenzwinkern wandte er sich ab und ging zurück in den Baderaum. Kayleigh sah noch, wie das Handtuch von seinen Hüften glitt. Mit steil aufgerichtetem Geschlecht ging er auf den immer noch nach vorne gebeugten Dorian zu und zog mit beiden Händen dessen Pobacken auseinander. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss.

Was für eine Nacht. Mädchen, das ist total abgefahren. Kayleigh konnte noch gar nicht verarbeiten was geschah. Warum läufst Du eigentlich nicht irre mit den Augen rollend durch die Gegend? Nein, Du erlebst die verrücktesten Sachen und bist eigentlich nur gespannt, was als Nächstes kommt.  Kayleigh schüttelte den Kopf über sich selbst. Wie auch immer, hier stehen zu bleiben machte jedenfalls keinen Sinn.

Zögernd ging sie den Gang entlang, ignorierte die seitlich abgehenden Räume und öffnete die Tür an seinem Ende. Ein großer Raum, mit Ledersesseln und  einem schweren Tisch an dem lederbespannte Stühle mit hohen Lehnen standen. Zwei weitere Türen gingen von dem Raum ab. Sie war allein. Na gut, sie würde warten.

Eingehüllt in den seidenen Morgenmantel saß Kayleigh in einem tiefen Sessel. Gehorsam wartete sie auf Zarah. Nach einiger Zeit hörte sie, wie sich hinter ihr die Tür öffnete.

‚Jetzt bin ich gespannt, wie es weitergeht‘ flüsterte sie vor sich hin.

Die Tür fiel ins Schloss und schwere Schritte kamen auf sie zu. Ein riesenhafter Mann, bestimmt über zwei Meter groß, mit unnatürlich bleichem Gesicht und scharfen Gesichtszügen sah sie aus schwarzen Augen an. Wildes tiefschwarzes langes Haar stand im Kontrast zu einem teurem schwarzen Anzug mit gleichfarbigem Hemd. Dunkle Augen sahen sie abschätzend an. Kayleigh hatte ein richtig ungutes Gefühl. Und das wollte nach all ihren Erlebnissen der letzten Tage etwas heißen.

‚Wer sind Sie?‘ 

Der Mann verzog keine Miene und musterte sie weiter.

‚Ich bin Schwarz. Viel spannender ist die Frage, wer Du bist.‘

Kayleigh verstand kein Wort, wusste jedoch aus tiefem Herzen, dass sie mit diesem Mann nicht allein sein wollte. Rasch erhob sie sich aus ihrem Sessel und wollte sich unauffällig rückwärts zur Tür begeben. Aus dem unguten Gefühl war ein Klumpen der Angst geworden, der sich in ihrem Magen bildete. Es war in dem Zimmer kälter geworden. Sie fröstelte.

Nett, Sie kennenzulernen.‘

Ihre Stimme klang nervös, während sie einen kleinen Rückwärtsschritt Richtung Zimmertür machte.

‚Mal sehen.‘

Der Mann musste mindestens zwei Meter zwanzig groß sein. Ohne sich zu rühren durchbohrte sie sein Blick aus pupillenlosen schwarzen Augen. Nur raus hier, schnell. Sie wandte sich um und rannte zur Tür. Mit wenigen Schritten war sie da. Ihre Hand griff nach dem Knauf, schaffte sie es? Nein, eine riesige Hand packte sie und warf sie wie eine Spielzeug-Puppe rücklings auf den großen Tisch.

‚Du willst schon weg? Wir haben doch noch gar nicht angefangen.‘

Schreien wäre jetzt das einzig Richtige gewesen doch ihre Stimmbänder versagten ihr den Dienst. Panisch wandte sie sich in dem eisenharten Griff. Ihre Fuß- und Handgelenke wurden wie von Fesseln gebunden auseinandergerissen und von Geisterhand auf den schweren Tisch gepresst. Die unsichtbare Gewalt spreizte ihre Arme und Beine weit auseinander. Schwarz riss ihr mit einem Ruck die Seide vom Körper. Seine Augen erglühten in dunklem Rot. Eine Hand umfasste ihren linken Schenkel und prüften die Festigkeit ihres Fleisches. Die andere glitt über ihren Hals zu ihrer Brust und packte diese hart. Trotz der Panik, die sich in Kayleigh ausbreitete, wurden ihre Brustwarzen hart. Eine Reaktion ihres Körpers. Harte Finger kneteten grob ihre Brust, bis diese von der rauen Behandlung rot wurde. Die zweite Hand wanderte vom Schenkel höher und schloss sich um ihr Geschlecht, drückten es, rieben es. Entsetzt merkte Kayleigh, wie sie feucht wurde. Schwarz starrte sie weiter an, beobachtet ihre Reaktionen, spielte mit ihr. Er bearbeitete auch ihre andere Brust, ließ seine Hand grob über ihren weichen Bauch wandern, fuhr unter ihren Hintern und mit einem gefühllosen Finger ihre Furche entlang.

‚Nur ein kleines Mädchen.‘

Fast war es Kayleigh, als hätte sie Enttäuschung aus der eiskalten Stimme herausgehört. Grausame Furcht breitete sich in ihr aus. Gleichzeitig genoss ihr Körper jedoch die brutalen Berührungen des riesigen Mannes. Noch mehr als er einen riesigen Finger in ihre Grotte schob und darin herumwühlte. Den ganzen Abend hatte Kayleigh sich gewünscht endlich irgendetwas zwischen die Beine zu bekommen dass ihr Geschlecht ausfüllte. Daher konnte sie sich gegen die Reaktion ihres Körpers gar nicht wehren. Die Quelle ihrer Lust begann zu sprudeln. Das bemerkte natürlich auch der brutale Fremde. Nass von ihrem Saft zog er seinen Finger wieder heraus, steckte ihn in das enge Loch zwischen ihren Pobacken und presste seinen Daumen in ihr triefendes Geschlecht. Dort spielte er mit ihrem Fleisch, presste die Verbindung zwischen den Löchern, weitete ihre Lippen und den Kranz des Anus, fuhr ein und aus. Ein Ächzen entrang sich ihrer Kehle. Zulange hatte sie auf Berührung und Befriedigung gewartet. Ihre Hüfte drängte sich der quälenden Hand entgegen. Ihr Körper zuckte in Wellen schmerzhafter Lust.

Schwarz trat einen Schritt zurück und riss sich die Kleidung vom Leib. Sein riesiger Körper war mit schwarz glühenden Symbolen bedeckt die unheiligen Stammes-Abzeichen glichen. Unter der Haut zeichneten sich unnatürlich ausgebildete mächtige Muskeln und Sehnen wie Drahtseile ab. Kayleighs Blick wurde angezogen von dem riesigen Phallus, der sich hart zwischen seinen Schenkeln aufrichtete. Selbst für seine Körpergröße war er gewaltig, von schwarzen Zeichnungen überzogen und gekrönt von einer schwarzrot glänzenden Eichel, die pulsierend zuckte und das Geschlecht wie ein eigenständiges Lebewesen aussehen ließ. Er trat zwischen ihre Schenkel und zog sie zu sich heran. Die unsichtbaren Fesseln ließen das zu, gaben aber keinen Millimeter nach, als sie versuchte, sich irgendwie zu befreien. Schwarz öffnete den Mund und eine gespaltene Zunge fuhr heraus, wurde länger und länger und schlängelte auf ihr Geschlecht zu. Auch der Phallus des Wesens, kein Mensch, wie längst klar war, wuchs und wand sich ihre Schenkel entlang. Kayleigh war von den Empfindungen, die sie durchrasten, aufgeputscht. Sie klammerte sich mit Gewalt an den Rest rationalen Denkens, das ihr noch verblieben war. Dieser Teil von ihr wunderte sich,  wie sie hier gefesselt, mit gespreizten Gliedern vor diesem Monster liegen konnte, nackt, in Todesangst und trotzdem die Penetration dieser unnatürlichen Zunge und dieses riesigen Phallus herbeisehnend, der sie sicherlich schon mit seiner schieren Größe zerreißen würde.

Tierische Laute. Noch andere Wesen im Zimmer, zwei menschengroße Wesen mit grausam verzerrten Gesichtszügen und Gliedmaßen, mächtigen Klauen und geifer triefenden Fängen in tiergleichen Mäulern. Eine weitere Gestalt. Schlank, hochgewachsen, schwarze Haut, lange schwarze Haare und rotglühende Augen.  Schwarz wendete sich von Kayleigh ab, sein zuckender Phallus und die gespaltene Zunge hinterließen feuchte Schleimspuren auf ihrem Körper. Mit dröhnender Stimme wandte er sich der anderen Gestalt zu.

‚Sul Durat, da bist Du endlich. Dieses Menschen-Weibchen hier soll etwas Besonderes, sein. Da habe ich so meine Zweifel, schau sie Dir nur an. Leander will sie dem Hexenzirkel übergeben. Das kann er gerne tun, aber ich will kein Risiko eingehen. Für den Fall, dass sie wirklich eine wilde Hexe ist, möchte ich sie nicht den alten Weibern überlassen. Zumindest nicht so. Nimm ihren Geist und zerstöre ihn.‘

Der Neuankömmling schaute Schwarz mit leicht gesenktem Kopf und brennendem Blick an. Eine leuchtende Klinge materialisierte in seiner rechten Hand.

‚Bist Du Dir sicher, dass wir sie nicht für uns behalten sollen?‘

Schwarz grinste, eine Grimasse voller Grausamkeit und Sadismus.

‚Zu jeder anderen Zeit hätte ich sie genommen um mit ihr zu spielen, sie zu zerbrechen und vielleicht einem Günstling zu schenken. Aber die Zeit drängt. Sie darf nur noch eine leere Hülle sein!‘

Ein gefährliches Glitzern glomm in Sul Durats Augen, er hob leicht die Klinge.

‚Zu Befehl, Meister.‘

Kayleigh fing an zu schreien.

 

Zarah

 

Zarah hatte sich gerade frisch geduscht und umgezogen. Schnallenbesetzte Lederstiefel bis über die Knie, eine enge Lederhose, ein kurzes Ledermieder und lange Handschuhe, alles in dunklem Rot. Sie würde Kayleigh noch etwas zappeln lassen und sie dann mit in ihr Lieblingszimmer auf der Burg nehmen. Lächelnd dachte sie an die unschuldige Neugier und die Leidenschaft, die hinter der schüchternen Fassade des hübschen Mädchens lagen. Plötzlich trat Robert eilig ins Zimmer.

‚Wir haben ein Problem am Eingang, die Wachen sind verschwunden.‘

Ohne merkliches Zögern trat sie zu ihrer Reisetasche. Heraus fischte sie mit einem schnellen Griff ein Schulterhalfter mit einer großen Automatik auf der einen und Ersatzmagazinen auf der anderen Seite. Beim Anlegen war sie schon auf dem Weg zur Tür.

‚Kayleigh?‘

Ein kurzer Blick zu Robert. Nach den vielen Jahren die sie sich kannten brauchten sie nicht mehr viele Worte um sich zu verständigen. Immer wieder bewunderte Robert wie sich die Baronin in kritischen Situationen von einer wunderschönen Frau in eine effiziente Hochleistungswaffe verwandelte. Jede Bewegung, jede Aktion flüssig, elegant, kraftvoll und effizient.

Alter Salon, Erster Stock, die Verstärkung braucht zweieinhalb Minuten.‘

Das war zu lange. Zarah stürmte den Gang entlang, die Treppe hoch. Ein angsterfüllter Schrei schallte durch die Gänge. In ihrer Hand lag die Automatik, gezogen ohne nachzudenken. Die Tür. Ein Tritt und sie sprang auf. Rolle vorwärts. Noch in der Bewegung zwei Schüsse. Elegant kam sie mit der Waffe im Anschlag auf die Beine und nahm in Sekundenbruchteilen die Situation auf. Es sah verdammt schlecht aus.

Auf einem schweren Eichentisch inmitten des Raumes lag nackt, mit ausgebreiteten Armen und Beinen Kayleigh, offensichtlich unverletzt. Zarah sah den Schrecken in ihren Augen aber nicht den Wahnsinn, zu dem es andere in so einer Situation getrieben hätte. Ein paar Schritte von ihr entfernt aber seinen leuchtenden Degen auf das Mädchen gerichtet stand Sul Durat, ihr Geliebter. Was zur Hölle machte er hier? Irgendetwas setzte ihm zu und er schien sich dagegen zu wehren. Zarah spürte und sah seinen inneren Kampf. Sehnen traten an seinem Hals hervor, die Augen waren zusammen gekniffen und ein rotes Leuchten trat aus ihnen hervor. Sein ganzer Körper zitterte vor Anstrengung. Sie wusste, diesen Kampf konnte er nicht gewinnen. Am Ende gab es nur einen Weg ihn zu stoppen. Vor dem Tisch lagen die zwei toten Grems die sie beim Sprung ins Zimmer erwischt hatte. Fast schon Verschwendung für die kostbare Munition, die sie geladen hatte.

Vor dem Tisch der Meisterdämon Schwarz. Der Herr Sul Durats. Ein mächtiger Gegner. War heute Dämonen-Abend? Sie musste eindeutig mit Robert über die Sicherheit im Club reden. Im Augenblick ihres Eingreifens hatte Schwarz sich Zarah zugewandt. Sie sah die Überraschung in seinem Gesicht. Er spürte etwas an ihr. So standen sie nun Auge in Auge, zwischen sich sechs Meter und eine schwere Automatik, die direkt zwischen seine Augen zielte.

Sechsundzwanzig Zehntelsekunden nachdem Zarah die Tür aufgestoßen hatte, wollte sie den Abzug durchdrücken und dem Dämonenfürsten eine Kugel aus Torgänger-Adamantium durch den Schädel jagen. Eine Kugel, die ihn endgültig auslöschen sollte. Doch er war schneller, viel schneller. Ohne eine sichtbare Bewegung wirkte er seine Magie. Bleierne Schwere fiel über sie und sie konnte sich nicht mehr rühren. Ihr Körper war erstarrt, selbst ihre Augen konnte sie keinen Deut mehr bewegen. Sie versuchte dagegen anzukämpfen, irgendeinen Muskel anzuspannen, nur ein wenig. Verzweifelt bemühte sie sich, ihren Zeigefinger dazu zu bringen, sich nur zwei Millimeter zu bewegen, genug um den gespannten Abzug der Waffe zu drücken. Vergebens.

Der Torgänger blickte kurz zu Sul Durat und nickte in Richtung der Baronin.

‚Töte sie.‘

Der Dämon schrie auf, sein ganzer Körper verkrampfte sich, dann schritt er zögernd, bebend zur Baronin. In Zeitlupe hob er seine Waffe und setzte sie ihr auf den Hals, die Spitze bohrte sich in die zarte Haut direkt an ihrer Kehle. Ein heller Blutstropfen bildete sich an der Klinge. Zarah spürte den tödlichen Stahl.

 

Kayleigh

 

Sie lag in panischem Schrecken da und sah mit aufgerissenen Augen, was um sie herum geschah. Die Baronin stürzte ins Zimmer und erschoss mit einer riesigen Waffe ganz beiläufig die ekligen Wesen. Das war nicht die vornehme Burgherrin. Auch nicht die eiskalte Domina oder die erotische sich der Lust hingebende Frau. Das hier war eine erprobte  Kämpferin mit tödlichen Reflexen und ohne Nerven. Wer war die Baronin wirklich? Doch all ihre Fähigkeiten schienen ihr nichts zu nützen. Wie erstarrt stand sie da, konnte sich nicht mehr bewegen. Der schwarze Mann, ein Diener dieses nichtmenschlichen Monsters war dabei Zarah zu töten. Die Frau, der sie verfallen war! Er schien gegen irgendeinen Zwang anzukämpfen, fast sich zu wehren, als wollte er die Baronin nicht töten. Doch dieser Zwang war stärker. Die Klingenspitze senkte sich in das Fleisch Zarahs.

Kayleigh zerrte an den unsichtbaren Fesseln, die sie auf dem Tisch fest hielten. Verzweifelt spannte sie ihre Muskeln an, wütend schrie sie auf. Das durfte nicht passieren! Auf einmal ertönte wie ein Echo eine Stimme in ihrem Kopf. Die Stimme, die sie schon einmal gehört hatte. Sie sprach zu ihr.

Konzentriere Dich, werde ganz ruhig, und dann zerschmettere mit all Deiner Willensstärke seine Magie. Du kannst es.

Sie vertraute der Stimme. Warum auch immer. Ein tiefes Durchatmen. Sie stellte sich ihre Gitarre vor. Konzentrierte sich nur auf das Bild ihrer Gitarre in ihren Gedanken. Alles andere blendete sie aus. Ein Zittern durchlief sie. Ihr war, als würde sie sich aus ihrem Körper entfernen. Die Realität um sie herum verdrehte sich wie ein Strudel mit ihr als Zentrum. Auf einmal war sie sich unheimlich scharf der Welt um sich herum bewusst. Schärfer, deutlicher und umfassender als je zuvor nahm sie alles wahr. Den riesigen Dämonenmeister, nackt mit seinem grausigen, zuckenden Geschlecht. Zarah, herrlich anzuschauen, die Waffe auf ihn gerichtet aber keiner Bewegung fähig. Den schwarzen Mann, Sul Durat, die leuchtende Klinge an die Kehle der Baronin gedrückt. Sich selbst, nackt mit gespreizten Gliedern da liegend, ihre Brustwarzen hart aufgerichtet, ihr Geschlecht gierig bebend, ihr Körper vor Furcht zitternd, gefangen in der Magie des Dämonenmeisters. Kayleigh fühlte sich ganz ruhig.

 

Sul Durat

 

Er sah in die Augen der Frau, die er gleich töten würde, die Frau die er liebte. Er hatte noch nie jemanden oder etwas geliebt. Sein Verrat an ihr schmerzte ihn wie ein loderndes Feuer. Gleichwohl konnte er der Macht seines Meisters nicht widerstehen. Diese Macht, diese Verbindung  ließ ihm keine Wahl, er spürte sie in sich. Mit jeder Faser seines Seins war er sich ihrer bewusst, sie war sein Lebenszweck, sein Triebfeder und alles was ihn am Leben hielt.

Ein mächtiger Impuls ausgehend von Schwarz durchzuckte ihn.

‚Töte sie, Jetzt!‘.

Sein Arm spannte sich an zum entscheidenden Stoß, ein letzter Blick in diese stolzen Augen.

‚Nein‘.

Mühsam und mit gepresster Stimme kamen diese Worte über seine Lippen, er senkte die Klinge und drehte sich  zu seinem Herrn um.

‚Nein.‘

Schwarz brüllte auf, ein Brüllen wie ein Erdbeben. Dies war etwas Unnatürliches, etwas das gar nicht geschehen durfte. Eine Verletzung der Naturgesetze. Ein Dämon, der den Befehlen seines Meisters nicht folgte.

Der Raum versank im Chaos als er seine Macht freisetzte. Als würde das Licht selbst von dem mächtigen Dämonen verschluckt wurde es dunkel und alles verzerrte sich. Die Wirklichkeit verbog sich. Mit einem fürchterlichen markerschütternden  Schrei, einem ohrenbetäubenden unirdischen Brüllen ließ Schwarz seinen Arm nach vorne schnellen. Seine rechte Hand hatte sich in eine riesige Klaue verwandelt aus der dunkles Feuer wild loderte. Mit einem Hieb so schnell, dass er nur wie ein Blitz erschien, schlug er nach Sul Durat. Das dunkle Feuer spaltete diesem Schädel, Brust und Leib von oben nach unten bis es Feuer einer Klinge gleich an seiner Hüfte wieder herausgerissen wurde. In stummer Agonie brach Sul Durat zusammen. Den Mund vor unmenschlichem Schmerz aufgerissen, das Leuchten seiner Augen erloschen, nur schwarze Klumpen in seinen Augenhöhlen, sein Körper in höllischen Flammen gebadet. Mit der gleichen Bewegung die Sul Durat vernichtet hatte, zuckte Schwarz zu Zarah herum. Schneller als jede menschliche Bewegung sein konnte. Der Tod raste auf Zarah zu.

 

Kayleigh

 

Mit vollkommener Ruhe sah sie die Klaue des Dämonen auf Zarah zurasen. Zu schnell, als dass sie überhaupt etwas hätte sehen dürfen. Aber für sie schien die Zeit langsamer zu werden. Dann schlug sie zu. Mit all ihrer geistigen Kraft, dem Willen in ihr, mit allem was sie ausmachte, der aufgestauten Wut, dem erlittenen Schmerz, all ihrer Leidenschaft, Lust, Liebe und Verzweiflung. Alles legte sie in einen Gedanken. Kein Satz, kein Wort, nur ein Gefühl. Etwas formte sich in Kayleigh und brach in wilder Eruption aus ihr heraus. Wie das Leuchten eines explodierenden Sterns, unsichtbar und von gewaltiger Energie löschte es für einen kurzen Augenblick die Magie des Meisterdämons aus, ließ alle im Haus Sekundenbruchteile erstarren und alle dunklen Wesen im Umkreis mehrerer Kilometer in Pein aufschreien.

 

Weit entfernt zuckte der Abt Nikolaus wie von einem Stromschlag getroffen zusammen. Ein Engel hob wie lauschend den Kopf und in einer anderen Welt wandte der Herrscher eines riesigen Reiches sein Haupt.

 

Eine Stimme in Kayleighs Kopf sprach zu ihr wie aus weiter Ferne. Gut.

 

Kayleigh hatte nicht die geringste Ahnung von dem, was sie bewirkt hatte. Zarah jedoch konnte sich auf einmal bewegen und nutzte die Unterbrechung des dämonischen Banns um den Abzug ihrer Waffe durchzuziehen. Der Schuss hallte bellend und die spezialummantelte Kugel durchschlug mit tödlicher Präzision das Auge des Dämonenmeisters. Sein Brüllen verwandelte sich in einen wütenden Schmerzensschrei. Er wurde zurückgeworfen und zu Boden geschleudert. Eiskalt trat die Baronin auf ihn zu um einen zweiten Schuss in seinen Schädel zu jagen. Angesichts seines Todes blieb ihm nur die Flucht. In einem Aufwallen dunkler Energie verschwand der Dämon.

Kayleigh fühlte keine Fesseln mehr und blickte erschüttert auf eine in wütendem Schmerz auf ihren Geliebten schauende Zarah, den sterbender Sul Durat und die Leichen zweier Monster. Wird das jemals aufhören?

Sie war vollkommen erschöpft. Auch ohne die Fesseln konnte sie sich kaum bewegen, war zu schwach, alleine aufzustehen. In diesem Augenblick betrat Robert mit einem Trupp Bewaffneter in den zerstörten Raum gestürmt. Nachdem er sich einen Überblick verschafft hatte, kam er zu ihr und hüllte sie in den seidenen Bademantel, den ihr Schwarz vom Leib gerissen hatte. Mit seiner Hilfe richtete sie sich auf. Das Zimmer sah aus wie ein Schlachtfeld. Was hatte sie gemacht? Sie lauschte nach der Stimme in ihrem Kopf. Stille. Vielleicht war sie noch nicht ganz verrückt, aber normal war sie auch nicht mehr. Ein Blick umher. Okay, normal war in ihrer neuen Welt auch sehr relativ.  Ihr Blick fiel auf Zarah. Die Baronin war über dem Wesen namens Sul Durat gebeugt.

‚Sul, schau mich an, Bitte!‘

Zarah suchte vergeblich seinen Blick, der Schmerz des Todeskampfes machte ihn im wahrsten Sinne des Wortes blind.

Kayleigh verstand nichts mehr. Zarah stand auf seiner Seite? Sorgte sich um dieses dämonisches Wesen? Die Rätsel um die Baronin wurden immer größer.

‚Wir müssen zur Wildenstein!’

Die Stimme der Baronin hatte den Klang gefrorenen Stahls.

Keiner widersprach. Robert nickte ernst.

‚Ich kann Dir eine Handvoll Männer mitgeben, mehr nicht. Wir müssen hier alles abbrechen und einen Unterschlupf aufsuchen.‘

Zarah lud ihre Waffe nach.

‚Danke, ich weiß das zu schätzen. Bindet ihn fest.‘

Sie wies auf Sul Durat.

‚Keine Ahnung, wie lange er durchhält, aber ich werde ihn nicht hier sterben lassen. Wir nehmen ihn mit.‘

Kayleigh sah den Schmerz in Zarahs Augen. Obwohl sie selbst zutiefst erschüttert und aufgewühlt war, hätte sie der anderen gerne Trost gespendet. Doch die Baronin hatte einen emotionalen Schutzschirm herabgelassen und kümmerte sich bereits um die Abfahrt. Das Nötigste zusammenpackend verließen sie das Haus. Zumindest hatte jemand für Zarah eine Armee-Hose in annähernd ihrer Größe und einen Pullover. Begleitet von dem Trupp Bewaffneter stiegen sie in die Wagen. Einer von Roberts Männern fuhr den Wagen der Baronin, ein zweiter saß auf dem Beifahrersitz mit einer schweren Waffe im Anschlag. Kayleigh kauerte in warme Decken eingehüllt neben Zarah auf der Ladefläche eines Militär-Hummers, ihnen gegenüber zwei Bewaffnete. Zwischen ihnen lag auf einer Trage Sul Durat. Kayleigh nutzte die Gelegenheit und legte den Arm um Zarah. Unter deren harter Schale spürte sie die tiefe Trauer um diesen schwarzen Mann - oder was es für ein Wesen war. Sie versuchte zu verstehen, was da in diesem Raum passiert war. Die aufwühlenden Erlebnisse, bevor der unheimliche Dämon Schwarz sie angegriffen hatte, verblassten gegen das Geschehen danach. Das Grauen, ausgelöst von dem riesenhaften Wesen. Die Erregung, als er ihre Öffnungen geweitet hatte. Die Todesangst, als er Sul Durat befahl, ihren Geist auszulöschen. Was war dann geschehen? Irgendetwas war mit ihr passiert. Oder war es nur die Erregung gewesen und die Todesangst? Plötzlich erinnerte sie sich an Bielefeld. Auch dort hatte sie Todesangst gehabt, als diese Wesen sie umstellt hatten und kurz davor waren, sie zu zerfetzen. Erinnerungen überrollten sie wie eine Welle, die über sie hereinbrach und dann wieder verschwunden war. Sie hatte fast das gleiche Gefühl gehabt und auch damals war etwas geschehen. Bei aller Mühe konnte sie sich nicht daran erinnern was. Es blieb ein schwarzer Fleck in ihrem Gedächtnis.

Etwas anderes hatte sie jedoch nicht vergessen. Die Stimme die vorhin zu ihr gesprochen hatte. Klar und deutlich in ihrem Kopf. Es war die gleiche Stimme, die seit Bielefeld immer wieder verschwommen in ihrem Kopf gesprochen hatte. Eine Männerstimme die sie noch nie in Wirklichkeit gehört hatte. Wer war das und wie kam er in ihren Kopf? Vielleicht verarbeitete sie die schlimmen Ereignisse so unmenschlich gut weil sie schon verrückt geworden war? Ein kalter Schauer lief Kayleigh über den Rücken. Was war überhaupt in dem Club passiert? Was wollte dieser Schwarz von ihr, wie war die Beziehung zwischen Sul Durat und Zarah? Zumindest darauf konnte ihr jemand eine Antwort geben. Sie sprach die Baronin an.

‚Wer ist das? Er hat Dich angegriffen, und doch liegt er Dir so am Herzen? Was ist das für ein Wesen?‘

‚Das ist ein Dämon. Ein Wesen aus einer anderen Welt. Nicht der Torgänger-Welt, aus der die Armeen stammen, die Bielefeld zerstört haben. Eine weitere Welt. Manche nennen sie die Zwischenwelt. Er und ich wir…, wir sind befreundet. Mehr als das. Ich fühle mich zu ihm hingezogen. Stärker als zu irgendjemand anderem seit langem. Zu seiner Macht, seiner Ausstrahlung. Zu diesem Etwas, dass ihn irgendwie menschlicher macht, als andere seiner Art. Ich fühle mich gut in seiner Nähe. Und wir schlafen miteinander. Seit einiger Zeit. Dafür, dass er mich angegriffen hat, kann er nichts. Dämonen müssen ihrem Meister gehorchen. Sie können gar nicht anders. Es ist wie ein Naturgesetz. Wie Deine Hand den Anweisungen Deines Kopfes folgen muss. Irgendwie hat er sich aber dennoch dagegen gewehrt. Das ist die Strafe. Ich will ihn aber nicht alleine sterben lassen. ‘

Am liebsten hätte sie Zarah zugeredet, dass seine Verwundung nicht schlimm sei und er es schaffen würde. Aber danach sah es wirklich nicht aus. Nach einer kurzen Pause fragte sie weiter.

‚Was wollte denn sein Meister von mir? Was habe ich mit Dämonen zu tun?

‚Was immer es ist, es hängt mit dem zusammen, was in Bielefeld passiert ist. Du erinnerst Dich immer noch nicht, was Du erlebt hast, bevor Frost Dich gefunden hat? ‘

‚Nein, es ist wie ein schwarzes Loch in meiner Erinnerung. Wird er mich weiter verfolgen? Ich habe Angst. ‘

‚Erst jetzt?‘

 

Die Wagen rasten durch die Nacht. Den Menschen darin war, als würden sie manchmal ledrige Schwingen über sich hören, die durch die Nacht kreisten. Noch tiefer drückten die Fahrer die Pedale durch, um die Sicherheit der Burg zu erreichen. Kayleigh war erleichtert, als sie es endlich geschafft hatten. Nie hätte sie gedacht, dass sie die düsteren Mauern mal gerne betreten würde. Am äußeren Burgtor wurden sie von Horatio und Corwin empfangen. Der Verwalter in Kampfanzug, der Blick konzentriert und wach. Corwin in der Hand ein automatisches Gewehr, bekleidet mit Militärhose und Keflarprotektoren. Sein sonst so fröhliches Gesicht todernst und besorgt. Robert hatte sie schon über Funk informiert. Die Burgmauern und die Innenhöfe waren in Flutlicht getaucht und das Tor schloss sich sofort, nachdem die Wagen hereingefahren waren. 

Kayleigh bemerkte bei aller Aufregung wie professionell die anderen alle auf das Geschehene reagierten. Es war, als wäre das für sie alle Routine. Horatio, Corwin, Zarah, selbst Agnes wirkten, als wären sie im Urlaub gewesen und würden jetzt ihrem normalen Tagwerk nachgehen. Wer waren diese Leute? Verdammt, sie wollte irgendwann auch einmal Antworten und nicht nur neue Rätsel. Zarah befahl Corwin, sich um Kayleigh zu kümmern. Zwei von Roberts Männern wies sie an, die Trage mit Sul Durat zu nehmen. Sie führte sie zur alten Burgkapelle, ein würdigerer Ort zu sterben als ein zweifelhafter Club. Die verbleibenden Männer verteilten sich unter dem Kommando Horatios in der Burg.

Kayleigh war froh, dass zumindest Corwin bei ihr blieb. Er begleitete sie zu ihrem Zimmer. An seiner Körperhaltung sah sie seine Anspannung, er schien jederzeit einen Angriff zu erwarten, seine Augen erfassten jeden Zentimeter ihrer Umgebung und wanderten ständig umher, immer begleitet vom Lauf seiner Waffe. Dafür war sie sehr dankbar, nicht weil sie hier in der Burg Angst hatte, sondern weil es verhinderte, dass er bemerkte, dass sie unter der zu großen Hose und dem überweiten Pulli nichts an hatte und sich darüber vielleicht Gedanken machte. Auf ihrem Zimmer zog sie sich schnell um. Statt einer ihrer üblichen engen Jeans entschied sie sich für eine weit geschnittene Cargo-Hose aus festem Military-Stoff und knöchelhohe Doc Martens. Trotz des Ernsts der Lage dachte sie an Corwin, wie er vor der Tür wartete und sie bewachte. Wie er wohl reagieren würde wenn... Sie konnte der Versuchung nicht verstehen. Mit nacktem Oberkörper, mit einem Arm ihre Brüste nur ungenügend verbergend, rief sie nach ihm. Sofort stand er im Zimmer, die Waffe im Anschlag. Sie musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Das wäre nicht angebracht gewesen. Stattdessen setzte sie einen unschuldigen Blick auf. Nachdem Corwin realisiert hatte, dass keine Gefahr drohte, sah er sie fragend an. Doch sein Blick richtet sich nicht lange in ihre Augen. Magisch angezogen wanderte er zu ihrem nur halb bedeckten Busen. Weiche volle Rundungen boten sich ihm dar. Errötend hob er wieder den Kopf, nur um wie ferngelenkt wieder tiefer zu wandern. Sie schaute ihn mit großen Augen an.

‚Was meinst Du, sollte ich anziehen? Einen Kampfanzug oder so habe ich nicht‘.

Corwin schluckte, seine Konzentration war verschwunden, oder besser, auf etwas anderes gelenkt. Sichtlich bemüht fand er seine Sprache wieder.

‚Zieh Dir etwas Warmes, Robustes an. Wir wissen nicht, was uns die nächsten Stunden erwartet. Ich.....ähm...ich warte draußen. ‘

Schnell zog er sich zurück. Kayleigh lächelte und zog sich dann ein Longsleeve und einen weichen Rollkragenpulli an. Nun gut, sie hatte ihn nackt gesehen, er sie halbnackt. Das war zumindest der Anfang eines Ausgleichs. Wenn erst die Baronin ihr Versprechen einlöste und sie Corwin haben konnte… Etwas aufgeheitert ging sie hinaus. Er stand immer noch Wache und hatte sich mittlerweile wieder etwas gefasst. Zusammen machten sie sich auf den Weg zur Küche um etwas zu Essen zu besorgen. Die Nacht konnte noch lang werden.

 

Zarah

 

Sul Durat lag in der Kapelle auf dem Altar, der seit mehr als einem Jahrhundert nicht mehr benutzt worden war. Zwei fünfarmige Kerzenleuchter erhellten den kleinen Raum. In der Ecke stand ein Ghetto-Blaster. Musik hatte der Dämon als die größte Errungenschaft dieser Welt angesehen. Er war verrückt nach ihr gewesen. Nun füllte Gitarrenklänge das alte Gemäuer und unterlegten die eindringliche Stimme von Axl Rose die aus den Lautsprechern klang. Zarah kniete vor Sul Durat und hielt seine Hand. Er war an den Altar gebunden, denn er wand sich in unsäglicher Pein. Sie war sich in der kurzen Zeit, seit sie sich kennengelernt hatten, nie so wirklich bewusst gewesen, dass sie ihn liebte. Als wäre das ein vor langem abgelegtes Gefühl. Leidenschaft, ja. Bewunderung für seinen Körper, seine Macht, seine eiskalte Intelligenz, ja. Auch Momente der Geborgenheit, Wärme. Dieses Gefühl einen Seelenpartner gefunden zu haben. Doch Liebe? Dabei war es eigentlich eindeutig. Hätte sie ihre Gefühle analysiert, überlegt was es war, das sie zu ihm hinzog, wäre es offensichtlich gewesen. Genau genommen wäre es jedem anderen so gegangen. Sie selbst hatte gar nicht geglaubt, dieses Gefühls noch fähig zu sein. Sie hatte es auch nicht vermisst. Stattdessen schwelgte sie im Hochgefühl der Jagd, wenn sie Schatten durch die Nacht jagte, sie stellte und sich mit ihnen im tödlichen Kampf maß. Oder in der Leidenschaft der körperlichen Liebe, dem Rausch sich ganz den Sehnsüchten ihres Körpers hinzugeben, die Schönheit anderer Körper zu bewundern, andere dazu zu bringen, sich ihr hinzugeben oder sich selbst hinzugeben. Doch jetzt und hier, an seinem Sterbebett, wurde ihr gewahr, dass es Liebe war. Sie spürte den Schmerz und die Trauer der sie erzittern ließ.

Doch wahre Liebe erforderte mehr als Trauer. Sie war auch eine Verpflichtung. Sie wusste, warum sie hier war. Warum nur konnte sie nicht weinen? Vielleicht würde das ihren Schmerz lindern. Stattdessen musste sie stark sein, wie immer in ihrem Leben. Nur bei ihm hatte sie schwach sein können.

Zarah stand auf. Wahre Liebe. Sie griff zu ihrer Waffe und zog einmal den Schlitten durch. Wahre Liebe. Eine Patrone wurde ausgeworfen. Es war ihr, als würde sie in Zeitlupe aus dem Auswurfschacht fliegen. Jede Einzelheit konnte sie erkennen. Die schlanke, konische Form, die Rillen unter der Kugel, wo diese auf der Hülse aufsaß und am unteren Ende über dem Zündplättchen. Die Farbe des Spezialmetalls, heller als Platin aber von ebenso tiefem Glanz. Wahre Liebe. Die Patrone fiel zu Boden und machte dabei ein helles Geräusch. Achtzehn weitere befanden sich im Magazin im Griff der Pistole. Eine, genau eine befand sich in der Kammer. Sie spannte die Waffe. Jetzt nur noch den Bruchteil einer Bewegung ihres Zeigefingers am Abzug und diese eine Patrone würde ihr Werk tun. Wahre Liebe. Baronin Zarah von Wildenstein richtete die Waffe auf den Kopf Sul Durats, Dämon und Geliebter.

‚Ich liebe Dich.’

Ein leichtes Rauschen, wie von Flügeln im Wind. Eine Stimme wie Glockenklang.

Weißt Du jetzt, wo Du stehst, Zarah?‘

Sie drehte sich um. Zad stand an eine Säule gelehnt, wie immer in Weiß gekleidet. Es schien, als bräuchte er kein Kerzenlicht, als ginge ein Leuchten von ihm aus. Zarah schaute ihn nur an. Tief sah er ihr in die Augen und nickte.

Ich habe immer gewusst, wo Du stehst. Jetzt weißt Du es auch wieder. ‘

Zad trat auf sie zu und nahm sie in die Arme. Zarah ließ es geschehen und spürte den Frieden, den ihr die Umarmung gab. Nach einiger Zeit sprach er wieder.

‚Gehe hinaus zu den anderen, sie brauchen Deine Hilfe. Ich kümmere mich um ihn. ‘

Kurz wollte sie aufbegehren doch in Wahrheit war sie dankbar. Ein letztes Mal wandte sie sich Sul Durat zu, küsste ihn auf den schmerzverzerrten Mund und verließ die Kapelle ohne sich noch einmal umzusehen. Auf ihrem Weg hörte sie die Musik immer leiser werden. Das letzte was sie hörte waren Axl Roses Stimme ‚It’s hard to hold a candle, in the cold November rain.‘

 

Heimwelt

 

Leander

 

Er liebte diese Momente. Diese ruhigen Augenblicke bevor große Dinge geschahen. Er fühlte sich dann wie im Auge des Sturms, eines Sturms, den er kontrollierte. Mit der Vernichtung des Deutschen Ordens war der stärkste Gegner auf der Erde ausgeschaltet. Der Hexenzirkel hatte zugestimmt, ihm im Austausch gegen das Menschenmädchen, die mutmaßliche wilde Hexe, die Äonen-Klinge zur Nutzung zu überlassen. Gut, es hatte einen kleinen Rückschlag durch die Unfähigkeit des Abtes gegeben, aber jetzt wussten sie ja, wo das Mädchen war. Groch war bereit zuzuschlagen. Fast tat es ihm leid, das Mädchen den Hexen geben zu müssen. Da war das augenscheinliche Interesse des Kaisers und ihr Talent, sich jedem Zugriff zu entziehen. Egal, erst mal wollte er sie bei sich haben. War das Großtor geöffnet, konnte ohne den Deutschen Orden nichts Kal-Sors Truppen aufhalten. Sie würden eine Stadt, ein Land und dann die ganze Welt erobern. Eine Welt voller unentdeckter Schätze und Reichtümer und vor allem voller Leben. Er würde seine Gefolgsleute auf den wichtigsten Positionen haben lange bevor der Kaiser seine Rechte beanspruchte. Insgeheim würde diese Welt Leander gehören. Und damit bald noch viel mehr.

Leander lehnte sich zurück und wartete in aller Ruhe auf die Ankunft des Mädchens.

 

Wildenstein

 

Kayleigh

 

Sie saß mit Corwin in der Küche. In ihrer Hand ein schnell zubereitetes dick belegtes Brot. Erst nachdem sie in der Küche nach etwas zu Essen geschaut hatte, war ihr bewusst geworden, wie hungrig sie war. Mit vollem Mund sah sie ihn an.

‚Warum bist Du bewaffnet? Wir sind hier doch sicher? ‘

‚Horatio hat einen Anruf bekommen. Jemand, ich weiß nicht, wer in der Leitung war, hat ihm berichtet, dass ihr angegriffen wurdet. Aber darüber weißt Du ja mehr als ich. Jedenfalls hat er sofort Alarm gegeben. Er will sicher gehen, dass wir vorbereitet sind, falls die Angreifer Euch gefolgt sind oder wissen, wo die Wildenstein ist. Er hat alles mobilisiert, was er in der kurzen Zeit hinbekommen hat. Aus dem Dorf sind sechs Mann gekommen, auf die wir uns uneingeschränkt verlassen können. Zusammen mit den Leuten, die ihr mitgebracht hat, sollten wir die Burg gegen jeden verteidigen können, der was von uns will. ‘

Sie dachte an den Meisterdämon und seine Gehilfen. Vielleicht irrte sich Corwin diesmal. Den Gedanken behielt sie aber für sich.

‘ Wo ist die Baronin hin? ‘

‚Soviel ich mitbekommen habe, zur alten Kapelle. Der Mann, oder was auch immer er ist, den ihr mitgebracht habt, scheint schwer verletzt zu sein. Was ist da draußen passiert, Kayleigh? ‘

Jetzt zögerte sie.

‚Ja, das ist gar nicht so einfach zu erklären.‘

Gerade als sie überlegte wo sie anfangen sollte und vor allem, was sie überhaupt erzählen konnte, ging das Licht im ganzen Schloss aus. Gleichzeitig ließ eine gewaltige Explosion das Gemäuer erzittern. Unheimliches Heulen aus vielen Kehlen drang durch die pechschwarze Nacht. Der Angriff begann.

 

Horatio

 

In einem riesigen Flammenball war der Ostturm explodiert. Ein Black-Hawk-Hubschrauber in neutralem Tarnanstrich hatte eine Rakete abgefeuert und flog nun einen weiteren Angriff. Seine zweite Rakete traf das vordere Torhaus und zerstörte es zusammen mit dem äußeren Tor. Tief jagte er über die innere Burgmauer und hing wie ein bedrohlicher Schatten über dem Innenhof. Seile fielen aus den geöffneten Seitenluken und acht in schwarz gekleidete Angreifer seilten sich in trainierter Synchronität ab. Zwei Gestalten rannten Richtung inneres Tor. Die übrigen verschwanden jeweils zu zweit in den Schatten.

Horatio trug den alten Tarnanzug aus seiner Zeit bei den  britischen Rangers. Der erinnerte ihn an eine Zeit des Kampfes, der täglichen Konfrontation mit dem Tod. Seine streng geheimen Einsätze hatten ihn überall in die Welt geführt und jedes Mal war er dem Grauen begegnet. Immer wieder hatte er sich gefragt, wie die Torgänger diese Welt so zahlreich besuchen konnten, ohne dass die Öffentlichkeit irgendetwas mitbekam. Nichts wusste, von dem Krieg, der da draußen tobte. Irgendwann hatte er seine Vorstellung revidiert. Was ihm wie ein Krieg vorgekommen war, entpuppte sich immer mehr als eine ewige Reihe von Geplänkeln. Jeder Kampf gegen die unheimlichen Gegner kostete Menschenleben. Er war sich sicher, einem echten Angriff hätten sie nichts entgegenzusetzen. Zu wirkungslos waren ihre Waffen, zu mächtig die Zauber der Torgänger. Die Erinnerung packte ihn jedes Mal, wenn er seine alte Ausrüstung trug. Gerade deswegen hatte er sie heute Abend angelegt, der Tod war wieder nahe. Natürlich trug er moderne schusssichere Kevlarteile, das neueste Kommunikationsset und zwei Automatik-Pistolen mit geweihter Munition. Die leichter zu bekommende Alternative zur Munition aus Torgänger-Metall, die aus gesammelten Ausrüstungsgegenständen getöteter Eindringlinge gefertigt wurde. Seiner Ansicht nach war die Weihe durch einen Voodoo-Priester am effizientesten, das war aber stark Geschmackssache.

Als die Explosion ertönte befand er sich gerade auf einem Rundgang, um die Aufstellung seiner Leute zu kontrollieren. Jetzt sprintete er los und rief über Funk nach Corwin. Dieser antwortete und er befahl ihn zum Burgfried, den sichersten Platz in der Burg.  Schnell erreichte er den Burghof. Beim Ausfall der Scheinwerfer hatte er automatisch auf seine Uhr geschaut. Noch zwei Minuten, dann musste der Notstrom anspringen. Vorsichtig schlich er sich an der Burgmauer entlang. Seine Schritte wurden vom Rotor des Hubschraubers, dem prasselnden Feuer in den Resten des Ostturms und dem unheimlichen Heulen in der Luft übertönt. Aber er wollte nicht gesehen werden. Vor ihm zwei Schatten gebückt durchs Dunkel huschend. Mit Maschinenpistolen bewaffnete Eindringlinge. Nach ihren Bewegungen und der unausgesprochenen Abstimmung in der sie sich als Team bewegten, militärische Ausbildung. Vermutlich mit Kevlar geschützt wie er selbst. Ob er sie mit einem Schuss würde ausschalten können, war unsicher. Mit flüssiger Bewegung zog er sein Kampfmesser und stellte sich so in Position,  dass sie bei ihm vorbeikommen würden. Sie näherten sich. Der hintere zögerte. Die dunkle Stelle, die nicht einsehbar war, ließ eine Alarmglocke in seinem Unterbewusstsein klingeln. Doch der vordere Angreifer war schon einen Schritt zu weit. Blitzschnell trat Horatio auf ihn zu und rammte ihm sein Messer von hinten unter die Schutzweste die sein Gegner wie erwartet trug. Der schrie auf, sein Flügelmann eröffnete sofort das Feuer. Horatio stieß den Mann, den er erwischt hatte, auf den wild schießenden schwarz Gekleideten und warf sich hinterher. Er schaffte es in Nahkampfreichweite und trat dem anderen die Waffe zur Seite. Sein Messer fuhr durch die Luft, verfehlte sein Ziel. Mit einer Drehung kam Horatio näher und trat mit dem Schwung der Bewegung dem anderen gegen den Hals. Dieser war durch einen hohen Kragen der Schutzweste geschützt, der heftige Tritt reichte aber aus, um den Gegner auf die Knie fallen zu und sich röchelnd an den Hals fassen zu lassen. Das nutzte Horatio um sein Kampfmesser wieder zum Einsatz zu bringen. Tief fuhr es in den Hals des Gegners und schaltete ihn aus.

Das Ganze war in Sekundenschnelle vor sich gegangen. Horatio verschwand sofort wieder im Schatten, wissend, dass die Schüsse auf ihn aufmerksam gemacht hatten. Da bemerkte er ein Stechen im Oberschenkel. Ein Blick. Eine Kugel hatte ihn erwischt, das Hosenbein war schon von einem dunklen Flecken Blut gezeichnet. Unbeeindruckt griff Horatio in seine rechte Beintasche und holte Verbandstape und Druckpflaster heraus. Schnell verband er die blutende Wunde.

Sein Hauptproblem war nun der Hubschrauber. Jemand hatte ein Maschinengewehr in seiner Luke in Stellung gebracht und beschoss systematisch das Haupthaus. Eine weitere Explosion ertönte. Ganz gezielt hatten die Angreifer mit einer Ladung Plastiksprengstoff das innere Tor gesprengt. Das gespenstische Heulen wurde zum kreischenden Crescendo und ein halbes Dutzend sechsbeiniger Gestalten von der Größe ausgewachsener Löwen jedoch mit riesigen geifernden Haimäulern stürmten durch das Tor. Horatio revidierte sich. Der Hubschrauber war nicht das Hauptproblem.

 

Zarah

 

Sie hörte die erste Explosion und rannte sofort los. Die Kapelle lag im unteren Burghof. Sie war viel zu weit weg. Keine Zeit sich zu ärgern. Schneller rennen. Auf dem Weg zum oberen Hof lief sie fast in das explodierende Torhaus. Noch im Krachen der wegfliegenden Mauerstücke hörte sie das Heulen der Jäger. Da meint es jemand ernst. Sie überdachte die Lage. Tödliche Pranken, mörderische Kiefer und eine Haut, die praktisch nicht zu durchdringen war. Nicht gut.

Um den Trümmerstücken zu entgehen warf sie sich hinter eine kleine Mauer, die die Umrandung des Brunnens bildete. Die Jäger stürzten durch die Trümmer des Tores in Richtung Haupthaus. Hinter ihnen spurtete eine Gruppe von etwa zehn Bewaffneten hinterher, alle in grauen Kampfanzügen mit einem roten Abzeichen auf der Brust. Auf ihrem Gesicht erschien ein bösartiges Grinsen.

‚Ein bisschen zu viele ungebetene Gäste heute Nacht. Zeit für das Begrüßungskomitee.’

Sie sprang aus ihrer Deckung und legte an. Zwei Mal bellte ihre Waffe und zwei Angreifer stolperten getroffen zu Boden. Während die vornweg Rennenden gar nichts davon mitbekamen, drehte sich einer der hinteren um und sah seine Komplizen fallen. Ein lauter Schrei alarmierte den Rest der Truppe bevor ihm Zarah im Vorbeistürmen eine Kugel durch den Kopf schoss. Fast sämtliche Angreifer drehten sich um. Mittlerweile hatte sie ihre ersten Opfer erreicht, steckte ihre eigene Waffe ein und griff sich deren Maschinenpistolen. Jeweils eine in der Hand richtete sie sich auf, der Blick aus ihren Augen war eiskalt.

 

Becker

 

Ritter Ralf Becker hatte sich schon vor gut zwei Jahren der dunklen Gefolgschaft des Abtes angeschlossen. Die Aussicht auf Macht über andere und diese losgelöst von moralischen Zwängen einer verweichlichten Gesellschaft ausüben zu können, hatte ihn sofort fasziniert. Seine Aufnahme in die  Truppen der Torgänger war mit einem Ritus verbunden, bei dem er die brutale körperliche Unterwerfung zelebrieren konnte. Noch heute dachte er mit  einem Hochgefühl an das um Gnade wimmernde Mädchen... Der Einsatz heute Nacht kam ihm gerade recht. Kein Verstecken, kein Heucheln der Ordenswerte mehr. In Kürze würde die Welt ihre neuen Herrscher kennen lernen.

Er führte seine Gruppe durch das explodierende Tor, sein Ziel war das Haupthaus. Sein Auftrag: Alles auslöschen, was sich in der Burg befand. Seine Männer riefen. Er drehte sich geschmeidig um, die Waffe bereit zu Feuern. Zunächst sah er nur die Flammen und den Rauch des zerborstenen Tores. Einer seiner Männer war zusammengebrochen, zwei weitere verschwunden. Aus dem Rauch trat eine hochgewachsene Gestalt, es sah aus als würde sie direkt dem Feuer entsteigen. Eine Frau in blutrotem Leder. Langes schwarzes Haar, das wild im Feuersturm wehte. In jeder Hand eine Maschinenpistole. Becker erschien sie wie ein Racheengel der aus der Hölle kam um seinen Tribut einzufordern. Die Zeit stand still. Wie in Zeitlupe nahm er wahr wie sie die Waffen hob und mit langen Schritten auf sein Team zuschritt. Laut brüllte er das Kommando zum Feuern, seine Stimme schien ihm selbst aus weiter Ferne zu kommen. Aus den Waffen der grausam schönen Frau spie der Tod. Bevor er selbst den Abzug drücken konnte zerrissen gleißende Kugeln seine Brust. Das Letzte was er in dieser Welt sah, war der gnadenlose Blick aus Augen hart wie Stahl.

 

Zarah

 

Sie feuerte ohne Unterlass, wie Sicheln mähten ihre Feuergarben durch die Männer. Einige konnten noch ihre eigenen Gewehre auf sie richten, da war sie schon heran, fegte mit einem hohen Tritt Läufe zur Seite und entleerte ihre Waffen in die geschockten Gegner. Ein zweimaliges Klicken, die Magazine waren leer. Achtlos ließ sie die Maschinenpistolen fallen und griff sich die Waffen zweier Männer noch während sie getroffen zu Boden stürzten. Schüsse wurden auf sie abgegeben. Mit einem akrobatischen Überschlag wich sie aus, duckte sich tief auf ein Knie und zielte mit ausgestreckten Armen. Stahlmantelgeschossen surrten wie wildgewordene Hummeln.

Für Sul! Die Waffen hämmerten in bellendem Stakkato. Für meine Burg. Körper fielen um sie herum wie Gräser im Sturm. Dafür, dass Ihr es verdammt noch mal gewagt habt Euch mit mir anzulegen! In das Brüllen ihrer Waffen mischte sich ihr Schrei, mit dem sie ihre Wut und ihre Trauer hinausschrie. Ihre Waffen schwiegen irgendwann. Leergefeuert, erhitzt, rauchend. Zarah kniete in einem blutigen Kreis des Grauens. Tote Körper um sie herum. Sie selbst in deren Blut getränkt. Keiner regte sich mehr. Dennoch spürte sie einen Blick auf sich ruhen und drehte den Kopf. Ein Jäger hatte sich umgedreht und war zurückgetrottet. Nun stand er fünfzehn Meter von ihr entfernt und sah sie aus kleinen blutgierigen Augen an. Ruhig begegnete sie dem Blick. Sein Körper spannte sich zum Sprung, messerscharfe Fänge öffneten sich wie zu einem irren Lachen.

Scheiße.‘

 

Horatio

 

Nachdem er seine Gegner ausgeschaltet hatte, nahm Horatio per Funk Kontakt mit einem seiner Männer auf.

‚Mark, tu was gegen den Kopter, schnell. ‘

‚Bin gleich soweit, drei-zwei-eins, bereit. ‘

Er schaute hoch zum Burgfried, wissend, was jetzt kam. Ein Holzverschlag auf dem Dach des Turms wurde zurückgeschlagen und ein zweiläufiges Schnellfeuer-Geschütz schob sich fast drei Meter in die Höhe. Er hätte das Surren der Hydraulik gehört, wäre nicht der Lärm um ihn herum gewesen. Die Kanone zuckte umher und richtete dann beide Läufe auf den schwebenden Helikopter aus. Ehe der Pilot auch nur die Gefahr wahrnahm, spie das Geschütz Tod und Verderben. Einige Geschosse waren mit Leuchtspuren versehen. Horatio sah das Blitzen als sie den Hubschrauber durchsiebten. Das Fluggerät zuckte förmlich und explodierte in einem gleißenden Feuerball. Trümmerstücke regneten auf den Hof. Der brennende Rumpf stürzte herab und begrub eines der angreifenden sechsbeinigen Monstren unter sich. Jetzt klangen von überall her peitschende Schüsse. Zwei von Roberts Männern hatten sich auf einem der Wehrgänge verschanzt und deckten die Jäger mit Salven aus automatischen Gewehren ein. Schotter und Steinsplitter spritzten um die Bestien auf, doch Treffer machten ihnen so viel aus wie Mückenstiche einem rasenden Nashorn. Horatio zählte noch vier von den geschuppten Angreifern.

 

Kayleigh

 

Als die erste Explosion die Burg erschütterte, packte Corwin sie am Arm und zog sie hoch.

Wir müssen zum Burgfried, dort sind wir am sichersten. ‘

Sie zögerte.

‚Was ist mit den anderen? ‘

‚Agnes schläft sowieso dort. Horatio koordiniert draußen die Verteidigung und befehligt die Männer. Wenn es zum Äußersten kommt, werden sie sich auch alle in den Burgfried zurück ziehen. Die Baronin war zuletzt in der Burgkapelle, aber sie kommt alleine zurecht, glaube mir. Wichtig ist, dass wir schnellstens einen sicheren Ort für Dich finden. Komm! ‘

Sie überlegte nicht länger sondern folgte Corwin Richtung Haupteingang. An der Treppe angelangt, die geschwungen in die Empfangshalle führte, hörten sie schon Schüsse, den Helikopter und das laute unwirkliche Heulen. Etwa die halbe Treppe waren sie schon herab, da wurde die schwere Eingangstür gewaltsam aufgebrochen. Zwei Männer in dunklen Tarnanzügen und Gesichtsmasken unter matten Helmen stürmten mit Waffen im Anschlag herein. Zwei weitere verstauten ein langes Brecheisen mit Verlängerungsrohr am Stiel.

Corwin zeigte auf die Männer.

‚Die haben das genau geplant. Das ist ein militärisch organisierter Angriff. ‘

Er ging auf ein Knie, zielte und gab einen gezielten Feuerstoß ab. Die Kugeln wanderten über den Körper des ersten Eindringlings und hoch bis zum Helm. Der Angreifer stürzte zu Boden, die anderen drei gingen in Deckung.

‚Zurück!‘

Corwin scheuchte sie wieder die Treppenstufen hinauf. Hastig schaute er sich um und zog sie dann nach links.

‚Wir müssen zur Trainingshalle und von dort über den Hof zum Turm. ‘

Sie rannten durch die nächste Tür durch den Gang, hinter ihnen Rufe. Corwin griff an den Gürtel und zückte eine Handgranate. Kayleigh starrte darauf. Das würde der Einrichtung nicht gut tun. Ob das eine Versicherung bezahlen würde? Corwin hatte andere Prioritäten. Er wusste, Kayleigh durfte den Angreifern nicht in die Hände fallen, der Auftrag der Baronin war eindeutig gewesen. Er warf die Granate hinter sie beide. Kullernd rollte sie in die Richtung, aus der sie gerade gekommen waren. Hastig zog er sie weiter. Eine mörderische Explosion ertönte hinter ihnen. Ob Corwin einen oder mehrere der Angreifer erwischt hatte, wusste sie nicht. Ganz sicher würden sie nicht zurück gehen um es herauszufinden. Entscheidend war, dass die Granate ihnen Zeit verschafft hatte. Nach einer wilden Hatz durch die Gemächer der Burg gelangten sie ungehindert zur Eingangstür der Fechthalle. Leise betraten sie diese.

Corwin erläutere ihr seinen Plan.

‚Wir steigen durch eines der Fenster in den Hof zu steigen und schleichen im Schatten der Burgmauer den kurzen Weg bis zum Burgfried. Dort kann uns einer von Horatios Männern hereinlassen. ‘

Der Fechtsaal lag in dunklen Schatten. Nur durch die hochgelegenen Fenster in den dicken Mauern drang das Flackern des brennenden Ostturms, des abgestürzten Hubschraubers und der Schein des Flutlichts. Das Notstromaggregat war angesprungen und versorgte die Burg wieder mit Strom.

Sie überkam ein ganz schlechtes Gefühl. Angestrengt versuchte sie mit ihrem Blick das Dunkel zu durchdringen. Irgendetwas war hier. Sie blieb stehen und hielt Corwin zurück.

‚Halt, ‘ flüsterte sie, ‚ich habe Angst. ‘

Er drückte ihre Hand.

‚Das habe ich auch, aber gleich sind wir in Sicherheit. ‘

‚Nein, ich meine genau hier. Etwas ist in diesem Saal. ‘

Corwin packte sein Gewehr fest mit beiden Händen und schaltete die darauf befestigte Taschenlampe ein. Der Strahl glitt suchend durchs Dunkel. Da, ein Schatten der sich aus dem Lichtstrahl bewegte! Corwin feuerte los und drehte sich dabei im Halbkreis. Sie sprang zurück zum Eingang, ihre Hand suchte nach dem Lichtschalter, tastete an der Wand entlang. Corwin feuerte weiter bis sein Magazin leer war. Da war der Schalter, schnell drückte Kayleigh ihn und die Lampen im Saal gingen an. Gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie eine schlanke dunkle Gestalt hinter Corwin aufragte, eine Klinge bereit zum Stoß. Sie schrie so laut sie konnte. Corwin reagierte blitzschnell und tauchte weg. Der Angreifer reagierte genauso schnell, mit einem hohen Tritt traf er Corwin an der Schläfe und schickte ihn zu Boden.

In aller Ruhe wandte er sich um und schritt auf sie zu. Sie sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an. Was für ein Typ. Sein schmales Gesicht war unnatürlich bleich und der Wahnsinn sprach aus seinem Blick. Verzweifelt stieß sie sich von der Wand ab und versuchte an dem beängstigendem Mann vorbei zu springen. Keine Chance. Lässig griff er nach ihr und hielt sie mit unbarmherzigem Griff am Arm fest. Mit einem Ruck drehte er sie zu sich. Sein irrer Blick wanderte über sie, ihren Körper und schließlich blickte er ihr direkt in die Augen. Panik ergriff sie.

Der Killer packte sie am Hals und fuhr ihr mit der anderen Hand über das Gesicht, dabei grinste er diabolisch. Mit brutaler Kraft stieß er sie so heftig von sich, dass sie stolperte und zu Boden stürzte. Mit der gleichen Bewegung richtete er sein langes blitzendes Messer auf sie.

‚Zeit zu sterben, Kleine.‘ 

Sie hatte Todesangst. Auf einmal erstarrte er und bewegte sich keinen Millimeter mehr. Hinter ihm stand, wie aus dem Nichts erschienen, Corwin. Nie hatte er ihr besser gefallen. Er hatte ein scharf geschliffenes Rapier in der Hand, bereit zum Stoß. Die tödliche Spitze bohrte sich in den Nacken des unheimlichen Killers.

‚Lass das Messer fallen und keine falsche Bewegung.‘

In Zeitlupe hob der so Überraschte beide Arme und hielt sein Messer weit von sich.

‚Bitte, bitte nicht. ‘

Seine Stimme klang wie ein rostiges Reibeisen.

Ich….‘

Kayleigh sah förmlich, wie sich die Spannung in seinem Körper ausdehnte, sie wollte schreien, zu spät. Wie eine gespannte Stahlfeder die plötzlich gelöst wurde, drehte der Killer seinen Oberkörper. Mit seinem linken Arm brachte er Corwins Klinge aus der Stoßrichtung. Das Messer noch in der Hand stach er mit dem rechten nach dem Jungen. Der reagierte hastig, schaffte es nach hinten zu springen und mit der Rapierklinge das Messer zu parieren. Eine zweite Klinge aus dem Ärmel zaubernd attackierte der Killer erneut. Nur mit Mühe konnte Corwin ausweichen, setzte aber dabei gleich selbst zum erneuten Angriff ein. Es entspann sich ein verbissenes Duell in atemberaubender Geschwindigkeit. Angriff, Parade, Gegenattacke. Die Klingen wirbelten und spannen ein tödliches Netz. Die Kontrahenten tanzten einen innigen Tanz voll grausamer Schönheit. Sie sprangen, glitten dahin, wichen aus. Machten Ausfallschritte zur Seite, nach hinten, nach unten. Die Bewegungen waren so schnell, dass sie ihnen kaum folgen konnte und die scharfen Klingen nur klirrende Schemen waren.

‚Ein interessanter Kampfstil mein junger, todgeweihter Held. Erinnert mich sehr an die kaiserliche Garde. Wer hat Dir den beigebracht? ‘

Der fremde Killer geriet nicht außer Atem und fand noch Luft zum Plaudern während er Corwin heftig bedrängte. Der versuchte ständig, auf Abstand zu gehen, um die größere Reichweite seines Rapiers auszunutzen. Der Killer hingegen suchte die Nähe, um die größere Beweglichkeit auf kurze Distanz und seine beiden bewaffneten Hände besser einsetzen zu können.  Lange Zeit schien es, als könnte der junge Mann dem unmenschlichen Angreifer Paroli bieten. Er kämpfte mit höchster Konzentration und Anstrengung. Schweiß bedeckte bald seinen ganzen Körper. Sein Gegner kämpfte mit kalter Präzision und selbstbewusster Lässigkeit. Den Bruchteil einer Sekunde zu spät reagierte Corwin und mörderischer Stahl zog einen blutigen Streifen über seinen linken Oberarm. Der scharfe Schmerz ließ ihn zusammenzucken. Nur mit viel Glück konnte er der folgenden Attacke ausweichen.

Kayleigh erinnerte sich an die Worte Horatios. Trägt ein Kämpfer eine offene Wunde davon, bleiben ihm längstens drei Minuten, bis der Blutverlust ihn so schwächt, dass er nur noch ein Opfer ist. Bei Schnittwunden weniger. Corwin musste diesen Kampf sofort beenden. Horatio hatte noch etwas gesagt. Trifft ein Gegner, kann es sein, dass einen Hauch überschwänglich wird. Vielleicht war er dann einen Augenblick unkonzentrierter. Corwin erinnerte sich offenbar auch daran und setzte alles auf eine Karte. Die nächste Attacke des Killers parierte er mit einer halbkreisförmigen Bewegung des Unterarms. Die tiefe Schnittwunde, die er dort davon trug, nahm er bewusst in Kauf. Gleichzeitig machte er einen tiefen Ausfallschritt zur Seite und leicht nach vorne. Wenn dieser Angriff sein Ziel nicht fand, war er verloren. Er würde niemals schnell genug aus dieser Position hochkommen um dem Gegenangriff auszuweichen oder ihn zu parieren.

Mit der Schnelligkeit jahrelanger Übung, durchtrainierter Reflexe und letzter Verzweiflung schnellte sein gestreckter Arm zum Gegner. Kayleigh sah seinen Ausfall der die Eleganz einer Raubkatze hatte und konnte die Bewegung seiner Klinge nur erahnen.

Es reichte nicht. Mit unveränderter Lässigkeit parierte der Killer und schlitzte mit der anderen Klinge den Waffenarm des jungen Kämpfers auf. Er wirbelte herum, ließ ein Bein gegen Corwins Kopf krachen und schickte ihn schwer zu Boden. Corwin wollte sich wegdrehen doch eine Klinge durchfuhr seinen Oberschenkel und nagelte ihn auf das Parkett. Er schrie vor Schmerzen, Kayleigh vor Angst. Mit letzter Anstrengung versuchte er nach seinem fallen gelassenen Rapier zu greifen. Unbarmherzig nagelte der Killer mit seiner zweiten Waffe auch seinen Oberarm auf das Parkett. In aller Ruhe nahm er selbst das Rapier in die Hand und trat einen Schritt zurück. Genussvoll prüfte er die Schärfe der Klinge.

‚Eine sehr schöne Waffe, würdig meiner Kunst. Weißt Du, für einen Fremdweltler warst Du nicht schlecht, nicht wirklich gut, aber auch nicht schlecht‘.

Seine Stimme war die eines Wahnsinnigen. Er holte genüsslich zum Todesstoß aus. Das konnte Kayleigh nicht zulassen. Aber was konnte sie tun? Sie war nur ein schwaches Mädchen und Corwin, der durchtrainierte Kämpfer, hatte keine Chance gehabt. Egal. Sie würde irgendetwas tun. Wie sie es immer getan hatte wenn irgendein Arschloch glaubte seine Überlegenheit gegenüber Schwächeren ausspielen zu müssen. Es ging gar nicht darum, was sie tun konnte, sondern nur darum, dass sie etwas tat. Solange ein Funken Leben in ihr war würde sie nicht aufgeben. Niemals. Irgendwie ging ihr das durch den Kopf. Verdammt, sie war doch keine kitschige Heldin? Egal. Mit einem Aufschrei warf sie sich auf den Irren.

Verwundert wich er ihr aus und schmetterte sie mit einem Schlag krachend gegen die Wand. Kayleigh spürte Blut aus einer Platzwunde über ihre Stirn laufen. War das ihr Ende?

Mit erhobener Klinge ging der Killer drohend auf sie zu. Seine Mundwinkel zu einem grauenhaften Grinsen verzerrt.

‚Dann eben Du zuerst.‘

Kayleigh war paralysiert. Corwin schwer verletzt ausgeschaltet. Keine Stimme in ihrem Kopf, die ihr half.

Kurz bevor er bei ihr war barst eine Tür und ein Mann im Kampfanzug des Deutschen Ordens stürmte herein. Frost!

Der verrückte Killer schien sich über Frosts Ankunft sogar zu freuen. Er grinste genüsslich und wandte sich mit ausgebreiteten Armen dem Ankömmling zu.

‚Francis Frost, ein verlorener Ritter auf hoffnungsloser Mission. Freut mich Dich zu treffen. Mein Name ist Groch und ich heiße Dich Willkommen zum jüngsten Tag. ‘

Einladend breitete er die klingenbewehrten Hände aus. Geschmeidig glitten seine Füße in Fechtposition.

Frost hob seine  Pumpgun und fegte den Wahnsinnigen mit einem ganzen Magazin Spezialmunition weg.

‚Quatsch nicht so viel.’

 

Zarah

 

Wenige Minuten früher. Zarah schätzte ihre Chancen ab, den geifernden Jäger mit ihrer Waffe auszuschalten. Dazu musste es ihr gelingen diese in den ungeschützten Rachen der Bestie zu schieben und abzudrücken. Mit ein bisschen Glück konnte das klappen. Ganz vorsichtig, wie in Zeitlupe, erhob sie sich. Sie bewegte ihr rechtes Bein in eine Stellung, die ihr einen schnellen Sprung ermöglichen würde. Das geifernde Monster vor ihr beobachtete sie lauernd. Sie starrte mit angespanntem Blick zurück. Keine Regung zeigen, reine Konzentration. Vermochte sie seinen Blick zu bannen, entging ihm vielleicht die Bewegung ihrer rechten Hand, mit dem sie zentimeterweise die Waffe in Anschlag brachte. Das Monster schnaubte, Zarah erstarrte. Zwei Jäger schauten sich gegenseitig an, jeder auf seine Art von absoluter Tödlichkeit und Wildheit. Beide waren sich bewusst einem gleichwertigen Gegner gegenüber zu stehen. Die Frau mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung, die Bestie aufgrund ihres Urinstinktes. Der Ausgang des Kampfes konnte von Kleinigkeiten abhängen. Dem kurzen Rutschen über einen kleinen Kiesel. Der winzigen Ablenkung durch ein fernes Geräusch. Eine Stunde zu wenig Schlaf, die das Reaktionsvermögen um den Bruchteil eines Prozents verlangsamte. Ein ganz klein wenig Glück auf der einen oder anderen Seite. Die beiden Gegner wurden zu einem eigenen Universum. Der geschmeidige Körper der schönen Frau, durchtrainiert und von atemberaubender Anmut, in zum Töten bereiter Anspannung. Ihr animalisches Gegenstück, der muskelbepackte Corpus der brutalen Kampfmaschine, dessen tödliche Muskeln vor Anspannung zitterten. Kalter Stahl der Pistole. Gebaut in erschreckender Präzision nur zu einem Zweck, dem Töten. Das Ying. Geifernde grausame Reißzähne und vernichtende Klauen. Das Yang. Unaufhaltsam baute sich die Spannung zwischen den beiden auf. In wenigen Augenblicken würde es zur Explosion kommen, zum Aufeinandertreffen der beiden Kämpfer, aus dem nur einer lebend hervorgehen würde.

Da schob sich eine zweite Bestie in das Sichtfeld der Baronin. Die Kräfteverhältnisse hatten sich dramatisch verändert.

Zarah wusste nun, sie hatte keine Chance. Zumindest nicht so. Sie machte sich bereit, etwas zu tun, vor dem sie sich fürchtete. Eine Grenze zu überschreiten, die sie vor langen Jahren gezogen hatte. Sie kannte die Folgen und war sich nicht sicher, ob es nicht besser war, von den beiden Monstern zerfetzt zu werden. Doch sie dachte auch an Kayleigh, das junge Mädchen in ihrer Obhut, an Sul Durat, ihren toten Geliebten, und das dafür noch niemand bezahlt hatte. Ein unbestimmtes Funkeln erschien in ihren Augen. Die Haare auf ihrer Haut stellten sich auf. Eine Hand ging zum Anhänger an ihrem Hals.

Die Zeit stand still als durch das Getöse des auf der Burg tobenden Kampfes ein dunkles Röhren ertönte. Überrascht lauschte sie, genau wie die beiden Monster, die vor ihr auf der Zufahrt kauerten. Das klang wie, wie….., sie kannte das Geräusch genau. Das war das Brüllen eines mit höchster Drehzahl laufenden Achtzylinders. Ein alter Dodge Challenger mit einem wild grinsenden Frost am Steuer brach durch die Trümmer des Tores. Mit voller Geschwindigkeit rammte er die beiden Monstren, schob sie vor seinem Kühlergrill her und schmetterte sie mit fast hundert Stundenkilometer gegen die innere Burgmauer.

Nachdem er sich von dem Aufprall und dem Explodieren der nachgerüsteten Airbags erholt hatte, kletterte er mühsam aus dem qualmenden Autowrack. Er packte mit der rechten seine Lieblingswaffe und zeigte mit der linken auf sie.

‚Du schuldest mir einen Wagen. ‘

Frost. Sie schüttelte den Kopf. Konnte er auch mal etwas ohne einen coolen Spruch machen? Egal, Hauptsache er war rechtzeitig aufgetaucht. Das mit dem Wagen ließ sich regeln.

Leicht humpelnd kletterte er über die geschrottete Motorhaube zu den zuckenden Körpern der Monster. Verwundet waren diese zwischen Autowrack und Mauer eingeklemmt. Einem nach dem anderen setzte er die Pumpgun in den Rachen und  pustete ihm heiliges Blei in die Schädel.

‚Scheissviecher.‘ 

Sie eilte zu ihm, er rief ihr zu:

‚Habe etwas Verstärkung mitgebracht, müsste gleich da sein. Wo ist das Mädchen? ‘

‚Irgendwo in der Burg. Gehe Du über die Garagen und die Trainingsräume, ich über die Wohngebäude, wir treffen uns in der Eingangshalle. ‘

Frost nickte. Beide spurteten los.

 

Horatio

 

An vielen Stellen in der Burg wurde gekämpft. Er rechnete mit noch mehr Angreifern als den sechs Jägern, die durch das explodierte Haupttor kommen würden. Dennoch musste er sich zuerst um die kümmern. Per Funk koordinierte er seine Leute, die wild auf die Bestien schossen.

‚Konzentriert Euer Feuer auf einen, den am nächsten zum Burgfried.’

Er hörte vier Bestätigungen und nun hagelten alle Schüsse auf ein einziges Monster nieder, darunter auch Salven aus einem Maschinengewehr. Die Kugeln regneten förmlich auf das Wesen, das in seinem Vormarsch gestoppt wurde. Sich wild drehend versuchte es den unangenehmen Geschossen auszuweichen. Eine Kugel fand ihren Weg in das wild fletschende Maul des Monsters und verletzte es dort. Wütend jaulte es auf. Es richtete sich auf seinen Hinterbeine auf, als wollte es den versteckten Schützen einer Herausforderung entgegen brüllen. Unendlich lang dauernde Sekunden dauerte der Geschosshagel bis eine der tausenden von Kugeln ein winziges Auge traf. Glücklich drang das Geschoss in den Schädel. Das Wesen brach im Todeskampf zuckend zusammen.

Aus seiner Deckung beobachtete Horatio das Ende der Bestie. Die drei übrigen waren in verschiedene Richtungen davon gestoben. Eine war durch die offene Tür des Haupthauses gestürmt. Er rannte hinterher und versuchte gleichzeitig Funkkontakt zu Corwin aufzunehmen.

‚Corwin, melden. Melde Dich Junge.’

Keine Antwort.

‚Hat irgendjemand etwas von Corwin oder dem Mädchen gesehen oder gehört?’

‚Negativ, Negativ.’

Keiner hatte seit Beginn des Angriffs etwas gehört. Die letzte Bestätigung von Corwin war kurz vor dem Angriff gekommen, er war bei Kayleigh gewesen. Horatio erreichte den Eingang des Hauptgebäudes und spähte vorsichtig hinein. Kampfspuren. Am Ende der Galerie hatte es eine Explosion gegeben. Er sah zwei, nein drei reglose Gestalten in den Tarnanzügen der Angreifer. Mindestens einer hatte die Explosion überlebt. Jedoch nicht den hereinstürmenden Jäger, der sich auf ihn gestürzt hatte und gerade dabei war, die Reste des Unglücklichen zu zerfetzen. Diese Bestien waren unkontrollierbare Verbündete, zumindest wenn niemand da war, der sie befehligte. Horatio stutzte, es musste ein Bestienmeister bei ihnen sein, irgendwo in der Nähe. Er tastete seinen Gürtel ab, drei Handgranaten hatte er dabei. Es waren Spezialgranaten, gemacht dazu, auch Torgänger zu töten. Das Problem bei den Jägern war, sie durch die gepanzerte Haut zu verletzen, spezielle Munition hin oder her. Horatio drückte sich an den Türrahmen und zog schnell hintereinander die Sicherungsstifte aller Granaten und warf sie in Richtung der Bestie. Die Würfe waren platziert, um die scharfgemachten Explosivkörper in unmittelbare Nähe des tobenden Monsters zu bekommen. Schnell zog er sich nach draußen zurück, neben den steinernen Türbogen. Kurz nacheinander erschütterten die explodierenden Granaten die Eingangshalle. Druckwellen und Trümmer fegten aus dem Eingang. Bevor sich Horatio noch vom Erfolg seiner Attacke überzeugen konnte, sah er den jungen Hund Hellf ziellos über den Hof laufen. Mit seinen tapsigen Pfoten stolperte er herum, die Ohren ängstlich angelegt, aber gleichwohl suchend umherschauend. Wahrscheinlich suchte er Kayleigh, die beiden hatten sich schnell angefreundet. Die Tür des Bergfrieds ging auf und Agnes schaute hinaus. Sie machte drei Schritte in den Hof und rief nach dem Hund. Nein! Er versuchte ihr zuzurufen, sich in die Sicherheit des Turms zurück zu begeben. Im Lärm der Nacht konnte sie ihn nicht hören. Noch etwas war auf Agnes aufmerksam geworden. Eine der Bestien hatte sich auf die Burgmauer hochgearbeitet, ungeachtet der Schüsse, die ihr folgten. Von dort wurde sie Agnes gewahr und richtete ihre kleinen Killer-Augen auf die hilflose Frau im Burghof. Mit einem riesigen Satz sprang sie hinunter.

Horatio reagierte sofort. Ohne Rücksicht auf sich selbst rannte er auf die Bestie zu, die ihrerseits auf Agnes zustürmte. Die Haushälterin sah das Monster und blieb wie erstarrt stehen. Noch im Laufen zog er seine Waffen, richtete sie auf den Jäger. Aus den Augenwinkeln sah er Dorian und zwei seiner eigenen Männer ebenfalls brüllend mit gezogenen Waffen auf die Bestie zurennen. Aus dem Turm versuchte jemand mit gezielten Schüssen das Biest zu stoppen. Die Feuersalven hatten aufgehört, zu groß die Gefahr Agnes zu treffen. Der Jäger hatte die wie gelähmt dastehende Frau fast erreicht und sprang. Horatio war noch acht Meter entfernt, fünf. Der gepanzerte Monsterkörper flog mit aufgerissenen Fängen durch die Luft. Gleich würde er die erstarrte Frau unter sich begraben. Da, ein Schatten von der Seite! Hellf, der junge Hund war schneller als die Bestie. Er machte einen Satz und warf Agnes um, aus der Bahn der Bestie.

Er eröffnete das Feuer, wild hämmerten seine Schüsse auf den Jäger ein. Der landete neben Agnes, war jedoch von seinen Angriffen abgelenkt und warf sich stattdessen auf ihn. Mit einem grausamen Krachen trafen sich die beiden. Knochen barsten. Ein heftiger Schmerz durchzuckte seinen Brustkorb. Zurückgeworfen fiel er auf den Rücken, die gewaltige Bestie über sich. Riesige Klauen krallten sich in seine Schultern und seinen Oberkörper.  Brennender Schmerz durchzuckte ihn. Ungewollt musste er laut aufschreien. Trotzdem ließ er seine Waffen nicht fallen. Mit aller Kraft drückte er seine Arme nach vorne. Die Bestie riss den Rachen auf um ihn zu zerfetzen. Er drückte ab, zweimal, dreimal. Die tödlichen Zähne rasten auf ihn zu, er hörte nur noch das Brüllen des Jägers und das Peitschen der Schüsse. Dann war nichts mehr.

 

Zarah

 

Nach dem überraschenden Auftauchen Frosts rannte sie Richtung Haupthaus. Hinter ihr ertönte das Brummen eines weiteren Helikopters. Neue Angreifer fürchtend drehte sie sich um und richtete ihren Blick in den Rauch verhangenen Nachthimmel. Durch den Qualm der brennenden Burg schob sich ein Hubschrauber. In dunklem Grau erkannte sie die Kennzeichnung, die sie aufatmen ließ: GSG 9. Die Verstärkung war eingetroffen.

Sie lief weiter. Im oberen Hof bot sich ihr ein Bild der Verwüstung. Die schwere Tür des Haupteingangs durch eine Explosion aus den Angeln gerissen. Der Ostturm eine brennende Ruine. Mitten im Hof das glühende Wrack eines abgeschossenen Hubschraubers. Mehrere Männer hatten sich beim Bergfried versammelt und rollten einen toten Jäger von einem niedergestreckten reglosen Körper. Im Hintergrund kauerte Agnes, den Arm um den Hund Hellf gelegt. Eine dunkle Vorahnung beschlich sie. Nähertretend erkannte sie die bleichen Züge Horatios. Ihr alter Weggefährte war schwer verwundet, ein kurzer Blick reichte um zu sehen wie es um ihn stand.

Hinter ihr seilten sich die Neuankömmlinge aus dem Hubschrauber ab. Eine junge resolute Frau befahl sechs ihrer Begleiter den Hof zu sichern und schickte nach einem kurzen Blick einen Sanitäter zu Horatio. Zarah fühlte sich müde, eine Müdigkeit die mehr war als körperliche Erschöpfung. Das Ergebnis eines Lebens voller Verluste, voll des Abschiedsnehmens von geliebten Personen und alten Freunden. Die Kampfgeräusche waren verstummt, es schien, als wäre der Angriff zurückgeschlagen worden. Aber um welchen Preis. Aus Richtung Fechthalle kam Frost, den Arm um eine schluchzende Kayleigh gelegt. Sie sah, wie er zwei Männer Richtung Halle befahl, die schnell losrannten. Mit ernstem Blick trat er zu der Gruppe um Horatio. Er hatte diesen speziellen Blick alter Krieger, die schon viele Kampfgefährten sterben gesehen haben. In sich zurückgezogen, die emotionalen Schutzwälle hochgezogen. Keine Emotion zeigen, um nicht zusammenzubrechen. Sie wusste, dass sie selbst gerade genauso blickte.

Frost sprach alle an.

‚Wir brauchen auch einen Arzt für Corwin, dringend. ‘

Er brachte Kayleigh zu Agnes und warf dann der jungen GSG-9-Anführerin einen Blick zu, den diese erwiderte. Zarah fiel dieser Blick auf, konzentrierte sich jedoch ganz auf Horatio und den Sanitäter. Der schaute mit einem leichten Kopfschütteln in die Runde. Aus seiner Tasche zog er eine Spritze und verabreichte sie dem Schwerverletzten. Wie von weitem hörte Zarah, dass jemand einen Krankentransport anforderte. Sie kniete nieder und beugte sich zu Horatio. Sein Atem war fast zum Stillstand gekommen. Zarah nahm in die Arme und bettete seinen Kopf auf ihren Schoß. Seine Augenlider zuckten und mühsam öffnete er noch einmal die Augen. Sie versuchte, ihn anzulächeln.

‚Na, alter Kämpfer, musstest Du es mal wieder alleine versuchen? Wie damals mit dem Dämon auf Island? Du konntest danach vier Wochen nicht laufen, nur weil Du zu stolz warst, auf mich zu warten. ‘

Horatios Lippen zuckten in der Andeutung eines Lächelns. Flüsternd und unter Schmerzen antwortete er.

‚Du hättest mich nur behindert. Ich fürchte allerdings, diesmal ist es mit vier Wochen nicht getan. ‘

Er hustete, dabei spuckte er Blut.

‚Hör zu Zarah, kümmere Dich um das Mädchen, verspreche es mir. ‘

Zarah sah ihm direkt in die Augen.

‚Ich verspreche es Dir mein Freund. ‘

‚Wo ist Corwin? ‘

‚Er hat Kayleigh beschützt und ist gleich da. ‘

‚Gut.‘

Horatio hustete dunklen Schaum.

‚Agnes?‘

Diese trat schluchzend zu ihnen.

‚Agnes,‘

Seine Stimme war nur ein Flüstern.

,Auch Du musst mir etwas versprechen, als alte Freundin. ‘

Die am Boden zerstörte Frau kauerte sich neben Zarah und beugte sich zu ihm.

‚Ja?‘

‚Kümmere Dich um den Hund, er wird dem Mädchen ein treuer Begleiter in schweren Zeiten sein. Ich weiß, er wird noch eine sehr wichtige Rolle spielen. ‘

Zarah wollte es das Herz zerreißen, noch im Sterben versuchte er der guten Frau etwas von der Last auf ihren Schultern zu nehmen. Agnes flossen die Tränen, die Zarah nicht weinen konnte. Sie barg ihr tränennasses Gesicht an Horatios Brust.

‚Ja, ich verspreche es. Komme was wolle. ‘

Vor Schluchzen waren ihre Worte kaum zu verstehen. Um sie herum standen Horatios Männer, mehr als einem standen ebenfalls die Tränen in den Augen. Frost hielt mit ernstem Blick die kreidebleich aussehende Kayleigh im Arm, während sich der junge Hellf an sie drückte. Mühsam hob Horatio eine Hand und legte sie Agnes auf das Haupt. Mit der anderen suchte er Zarahs Hand und drückte sie fest. Dabei schaute er ihr in die Augen.

‚Am Ende wird Frieden sein und alle unsere Kämpfe werden zum Ziel geführt haben. Finde auch Du Deinen Frieden. Ich habe meinen jetzt gefunden. Du wirst es nicht glauben, ich sehe tatsächlich ein Licht. Hoffentlich haben die da oben Scotch. ‘

Mit einem Seufzer schloss er die Augen, der Griff seiner Hand löste sich während Zarah sie weiter fest umklammerte. Commander Horatio Rogers war tot.

 

Es war kalt geworden. Schneeflocken begannen zu fallen. Die ersten Vorboten eines langen eisigen Winters. Zarah richtete sich auf und brachte auch Agnes dazu aufzustehen. Kurz sah sie Rasmus an, er nahm die Haushälterin bei der Schulter. Mit rauer Stimme befahl die Baronin, Agnes und Kayleigh ins Haus zu bringen. Corwin musste versorgt werden, sie hoffte, dass seine Verletzungen nicht auch so ernst waren. Die Schäden mussten begutachtet werden und das weitere Vorgehen geplant. Die GSG-9-Einheit sicherte zusammen mit ihren Männern die Burg. Sie musste prüfen, ob es weitere Verluste gab. Genug zu tun, um sich von ihrer Trauer abzulenken.

Mit einem Mal wurde es still um sie. Alle Augen wanderten in Richtung Kapelle. Zarah drehte sich um und sah, was sie Aufmerksamkeit aller auf sich zog. Über den leichten Schnee, durch das kalte Flutlicht unwirklich erhellt, kam Zad auf die Gruppe zu. Seine Schönheit hatte heute Nacht etwas Kaltes. Die Blicke der Menschen galten jedoch nicht dem blonden Mann. Neben ihm, von Zad gestützt, ging taumelnd aber lebend Sul Durat. Seine schwarze Haut hatte einen grauen Schimmer. Eine feurig leuchtende Linie, wie der Türspalt, der einen Blick in eine brennende Welt gewährte, zog sich über sein Gesicht. Aber er lebte und er schaute sie mit einem Blick voller Liebe an. Zarahs Herz zog sich zusammen. Sie ging auf ihn zu und endlich floss eine Träne aus ihrem Auge.

 

Kayleigh

 

Was ist mit aus meinem Leben geworden fragte sie sich. Noch vor wenigen Tagen war sie ein ganz normales Mädchen mit einem ganz normalen Leben gewesen. Jetzt stand sie hier umgeben von toten Monstern, lebenden Dämonen und blutbeschmierten Kämpfern. Sie hatte sich von einer mysteriösen Frau verführen lassen, ihren Körper feilgeboten und dunkle Triebe in sich entdeckt. Bestien hatten sie gejagt, ein Dämonenlord sie töten wollen und ein irrer Killer sie überfallen. Sie hatte neue Freunde gefunden und wieder verloren. Die Trauer um Horatio tat körperlich weh. Genau wie die Sorge um Corwin. Gleichzeitig war sie wütend auf die Unbekannten, die das alles verursacht hatten. Wie sollte das alles nur weitergehen?

Das ist erst der Anfang. Kristallklar erklang die Stimme in ihrem Kopf. Noch mehr Torgänger werden diese Welt überrennen wenn wir sie nicht aufhalten. Sie werden morden, foltern, vergewaltigen. Unsere Welt wird zerstört und die Menschheit versklavt. Es gibt aber einen Weg sie aufzuhalten. Die Tore müssen zerstört werden. Ich kann das schaffen. Doch ich brauche Deine Hilfe denn ohne Dich finden wir den Weg nicht zurück. Nur Du kannst mich leiten. Halte durch.

Verzweifelt und aufgebracht flüsterte sie zu dem Unbekannten in ihrem Kopf.

‚Wer bist Du, was bist Du, Warum lässt Du mich nicht in Ruhe? ‘

Keine Antwort. Die Stimme war wieder verstummt. Sie schaute sich um und auf einmal wurde ihr etwas gewahr. Das hier war ihr neues Leben. Jenseits von allem, was sie sich vor einigen Tagen hätte vorstellen können. Und sie hatte es für sich akzeptiert. Ihr schien es wie eine Ewigkeit als ihre Lehrerin gefragt hatte, ob sie die Welt retten würde, wenn sie es könnte. Sie wusste es immer noch nicht. Wenn sie aber die Gelegenheit bekäme, ein paar von diesen verdammten Torgängern in den Hintern zu treten, würde sie es tun.

 

In der kalten Novembernacht stand ein junges rothaariges Mädchen zwischen der bunt zusammen gewürfelten Truppe und fragte sich, wie ihre Zukunft und die Zukunft der ganzen Welt aussehen würde. Im Flackern der Flammen erschienen die ersten Schneeflocken des Winters blutrot. Ihr war als würden düstere Gitarrenklänge durch die Nacht hämmern.

 

 

ROCKCHILD

 

Der erste Teil der Erotik-Fantasy-Saga voller Porno, Blut und Rock’n’Roll.

 

Die Stadt Bielefeld wird von fremden Wesen, den Torgängern, angegriffen und zerstört. Die junge Kayleigh

überlebt unter mysteriösen Umständen. Frost, Ritter des Deutschen Ordens, rettet sie und bringt sie zur

undursichtigen Baronin Zarah.

 

Schnell verfällt Kayleigh der Baronin und stimmt zu, sich ihr für eine Nacht hinzugeben. Sie ahnt nichts von deren

Liebhaber, dem Dämon Sul-Durat oder davon, dass eine Reihe menschlicher und nicht-menschlicher Verfolger auf

der Jagd nach ihr sind.

 

Während ihr Retter Frost in eine tödliche Falle gerät, wird Kayleigh in einen Strudel aus Leidenschaft, Gewalt,

Verrat und Liebe gerissen.

 

Schließlich kommt es auf der Burg der Baronin zum Kampf, bei dem jeder zeigen muss, auf welcher Seite er steht.

 

‚Wäre J.R.R. Tolkien ein versauter Rock’n’Roller und Manga-Fan gewesen, hätte Herr der Ringe so ausgesehen.

Erotisch, blutig, episch.‘

Lucius Love