Kapitel 5 – Midnight at the Lost and Found

 

Frankfurt am Main

 

Frost

 

Das Trouble-Squad. So wurde der Haufen allgemein genannt, in Erinnerung an diverse Aktionen, die sie zusammen gerissen hatten. Sie saßen in einem abgelegenen Aufenthaltsraum, den sie vor langem zu ihrem persönlichen Treffpunkt umfunktioniert hatten. Big Bert, der kräftige Zigarrenliebhaber, nicht nur schlagkräftig sondern auch der Stratege unter ihnen. Hans Lofstraad, immer deprimiert schauender aber mit trockenem Humor gesegneter Waffenexperte. Joachim Lang, der Poet unter ihnen und natürlich Angelina, die große, mollige, männerfressende Walküre. Von ihr sagte man hinter vorgehaltener Hand, dass sie schon jeden Ritter im Orden in ihrem Bett gehabt hatte außer dem Abt und dem Großmeister, und bei letzterem sei man nicht sicher. Man sagte auch, dass es noch keiner bereut hatte.

Frost war ein Teil dieses Bundes, er, der unangepasste Einzelgänger. Doch mit den drei Männern und der Frau verband ihn eine Seelenverwandtschaft. Der Wille der Sache zu dienen und der Widerwille, sich anderen unterzuordnen. Heute waren sie in bedrückter Stimmung, so ernst war, was er zu berichten hatte. In aller Ausführlichkeit hatte er von seinen Erlebnissen erzählt und nur das Mädchen außen vor gelassen, wie Abt Nikolaus befohlen hatte. 

‚Ich weiß nicht, wem man trauen kann und wem nicht’ grübelte er gerade ‚und deshalb muss ich unbedingt zum Abt’

Big Bert runzelte die Stirn ‚Alle Ritter wurden zusammengerufen. Der große Kampf hat begonnen und es soll eine gemeinsame Messe gehalten werden, um für unser aller Wohl zu beten. Der Abt bereitet schon die große Zeremonie vor. Entweder noch hier oder, was wahrscheinlicher ist schon vor Ort. Das Ganze soll morgen auf dem Loreley-Felsen stattfinden.’

Eine große Messe. Frost hatte nicht viel für Messen übrig. Auch die jährliche Messe anlässlich des Jahrestages der Ordensgründung fand auf der Loreley statt. Einmal im Jahr wurde sie im Amphitheater hoch über dem Rhein gehalten. Alle Ritter des Deutschen Ordens kamen dort zusammen, um der Neugründung und vor allem der Neuausrichtung des Ordens zu gedenken und diese zu feiern. Morgen Nacht würde es also eine andere Art von Messe geben. Das Einschwören auf den Kampf, die Vorbereitung auf den möglichen Tod.

Wenn er den Abt ganz sicher irgendwo finden konnte, dann dort. Frost verfluchte seine Verspätung durch die er den Abt verpasst hatte. Doch dann dachte er an diesen Morgen und bereute nichts.

‚Was lächelst Du wie ein liebestoller Kanarienvogel?’ wollte Hans wissen.

‚Ich denke nur gerade daran, dass ich diesmal vielleicht wirklich bei der Messe dabei sein werde.’

‚Die Zeit der Wunder ist endlich gekommen!’

Joe erhob übertrieben die Stimme.

‚Frost der notorische Quertreiber geht zur Messe! Dann ist doch noch nicht alle Hoffnung vergebens!’

 

Wildenstein

 

Kayleigh

 

Sie verbrachte das Mittagessen mit Agnes, Horatio und Corwin. In Gesellschaft dieser drei viel es ihr nicht schwer, ihre düsteren Gedanken zu verdrängen. Nach dem Essen ging sie auf ihr Zimmer und legte sich etwas hin. Die Geschehnisse des Morgens gingen ihr durch den Kopf. Die neuen Bekanntschaften, die Burg, das Treffen mit der Baronin und der unwirklich schöne Zad. Immer wieder kehrten ihre Gedanken auch zu der Szene im Bad der Burgherrin zurück. Mit wirren Bildern im Kopf döste sie ein.

Fast zwei Stunden später wachte sie wieder auf. Jetzt einen Kaffee. Die letzten Tage steckten ihr in den Knochen. Mal sehen, ob sie Agnes finden konnte. Die Haushälterin war in der Küche. Ein kurzer Blick und ohne Worte bereitete die gute Seele der Burg ihr einen herrlichen Kaffee. Das heiße Getränk tat ihr gut und erweckte wieder ihre Lebensgeister.

‚Kann ich irgendetwas helfen?‘

Irgendwie war sie voller Tatendrang.

Lachend verneinte Agnes.

‚Willst Du nicht lieber Corwin bei seinem Training beobachten? Horatio unterrichtet ihn gerade.‘

Das klang interessant. Agnes beschrieb ihr den Weg durch die Burganlagen. Sie folgte der Beschreibung und fand Corwin in einem alten Fechtsaal. Eine Seite war mit raumhohen Spiegeln versehen, verschiedene Gerätschaften standen an den Wänden oder hingen von der Decke. Kayleigh erkannte Boxsäcke, Gewichte, aufgehängte Zielscheiben aus Filz, einen Ständer mit Übungs- und scheinbar auch echten Klingenwaffen, Schwerter, Säbel, Messer und auch Dinge, denen sie keinen Zweck zuordnen konnte. Wie zum Beispiel der mannshohe runde, glatt polierte Holzpfosten an dem unregelmäßige Querbalken in verschiedenen Höhen herausragten. Das Ganze war drehend gelagert und Corwin trainierte daran, als sie den Saal betrat. Mit blitzschnellen aber irgendwie weichen Bewegungen ließ er den Pfosten rotieren.

Immer wieder reagierte er mit Händen, Armen, Beinen und Füßen auf die heran schnellenden Querbalken, die er mit seinen eigenen  Bewegungen herumfliegen ließ. Er war barfuß und trug nur eine lockere, weite Stoffhose und ein T-Shirt. Dieses war schon komplett durchgeschwitzt, so dass sich sein durchtrainierter Körper darunter abzeichnete. Deutlich waren seine definierten Bauchmuskeln zu sehen. Kayleigh genoss den Anblick.

Corwins Gesicht und Arme glänzten schweißnass. Das Holz krachte, wenn er es attackierte, parierte, nach seinem Willen lenkte. Horatio, der das Training begleitete und Corwin genau beobachtete, schob eine zweite Apparatur, genau wie die erste, zu seinem Schüler. Dieser bearbeitete nun beide, wand sich zwischen ihnen hindurch. Sein Körper wirbelte so schnell wie die Hölzer. Kayleigh kam es wie ein Tanz vor. Fasziniert schaute sie zu.

Corwin schien nicht müde zu werden, Minute um Minute übte er in atemberaubenden Tempo. Nach langer Zeit wurde seine Reaktion jedoch langsamer, seine Bewegungen weniger fließend. Die ersten Hölzer die er nicht in perfekter Choreographie kontrollieren konnte, krachten gegen seine Rippen. Erst nur ganz vereinzelt, doch schließlich immer öfter. Der Rhythmus war unterbrochen. Horatio gab ein kurzes Kommando und Corwin ließ von den Hölzern ab. Stattdessen sprang er auf Horatio zu, der gepolsterte Handschuhe trug und diese wie ein Boxtrainer bewegte. Sein Schützling hämmerte mit Schlägen und Tritten darauf ein, aus verschiedenen Winkeln, sich dabei drehend, mit verschiedenen Techniken und mit brutaler Geschwindigkeit und Wucht.

Kayleigh sah nun nicht mehr den netten, Auto polierenden Jungen, sondern einen meisterlichen Kampfsportler bei der Ausübung seiner Kunst. Sie war schwer beeindruckt. Irgendwann, ihr kam es endlos vor, gewährte Horatio dem Erschöpften eine Pause. Stoßweise atmend legte Corwin die Hände zusammen, verbeugte sich knapp vor Horatio und ließ sich erschöpft auf den Rücken fallen. Begeistert klatschte Kayleigh in die Hände.

Corwin sprang sofort wieder auf und grinste sie an.

,Danke, Danke. Aber Du solltest mich erst mal mit den Messern sehen.‘

Sie trat näher.

,Messer?‘

Horatio nickte ihr freundlich zur Begrüßung zu und erläuterte.

‚Klingen-, Schlag- und Schusswaffengebrauch genau wie der waffenlose Kampf gehören zur Ausbildung des jungen Mannes. Entgegen seiner eigenen Einschätzung hat er dabei aber noch viel zu lernen. Auf!‘

Er wandte er sich direkt an Corwin

‚Die Pause ist zu Ende.‘

Der stöhnte und machte sich wieder ans Training.

Die nächsten zwei Stunden leistete Kayleigh den Männern Gesellschaft. Die beiden zeigten ihr verschiedene Kampfstile, vom Duell mit Schwert, Messer oder Säbel bis hin zu Stab und Stock. Als Krönung zeigten sie ihr einen inszenierten Kampf mit Rapier, einer eleganten italienischen Fechtwaffe der Renaissance, und Dolch. Horatio war in allen Techniken sehr bewandert. Zwar hatte er nicht mehr die Schnelligkeit und Stärke des Jungen, glich dies aber mit Erfahrung und einer fast unheimlichen Vorahnung bezüglich der Bewegungen des Gegners aus.

Während Horatio gerade lässig die Angriffe Corwins mit einem Rapier abwehrte stellte sie weiter Fragen.

‚Woher beherrscht Du diese ganzen Kampftechniken. Das ist nicht gerade typisch für einen Burgverwalter. Nicht dass ich außer Dir noch einen Burgverwalter kennen würde.‘

Horatio machte einen Halbschritt zur Seite und ließ einen Angriff Corwins ins Leere laufen.

‚Die Verwalter Stelle mache ich eher nebenbei. Genau wie diese Kammerdiener-Geschichte. Übrigens eine Art Hobby von mir, mein Vater war Kammerdiener im Haus eines englischen Lords. Das Kämpfen habe ich bei einer Spezialeinheit der englischen Armee gelernt. Ich könnte Dir erzählen bei welcher, aber dann müsste ich Dich zwingen den Rest Deines Lebens auf dieser Burg zu verbringen. Mit diesem Tollpatsch hier.‘

Bei diesen Worten drehte er sich um seine eigene Achse und setzte Corwin die Klinge in den Nacken. Die Übungen gingen weiter. Bei allem liebevollen Spott musste Horatio sich doch voll konzentrieren um seinen Schüler im Griff zu behalten. Beide klopften ihre Sprüche und alle hatten ihren Spaß. Der Abend nahte viel zu schnell.

 

Corwin bekam nach dem Abendessen den Auftrag, den Bentley fertig zu machen, er sollte spät abends noch die Baronin ausfahren. Voller Freude sprang er auf. Kayleigh lachte über seine Begeisterung. Er hatte den Wagen wohl noch nie alleine fahren dürfen und war jetzt ganz aus dem Häuschen. Horatio redete ihm gründlich ins Gewissen und gab ihm Anweisungen wie er den Bentley zu behandeln hatte. Sie meinte sogar, so etwas wie Besorgnis in seinem Blick zu sehen. Die Wagen waren ihm heilig. Sie musste lächeln.

Insgeheim hatte sie gehofft, den Abend mit Corwin verbringen zu können oder mit der Baronin zu plaudern, die sie irgendwie ängstigte aber auch faszinierte. Am besten mit dem mysteriösen Zad, der jedoch verschwunden war. Kayleigh wusste nicht, ob er die Burg wieder verlassen hatte. Der Gedanke an ihn ließ etwas in ihr erklingen, dass sie nicht genau fassen oder zuordnen konnte. Hoffentlich würde sie ihn wieder sehen. Andererseits wollte sie selbst schnell weg von hier. In Berlin wartete vielleicht etwas Normalität auf sie. D fiel ihr Frosts Handy ein. Sie hatte es gestern Abend in ihre Hosentasche gesteckt. Wo war es? Hektisch wollte sie sich auf ihre Sachen stürzen doch da sah sie es schon auf einer Kommode liegen. Wer hatte es da hin gelegt? Wahrscheinlich Agnes als sie ihre Sachen zum Waschen geholt hatte. Bestimmt. Sie nahm es schnell. Das Gerät hatte nur eine Taste und kein Display. Nach kurzem Zögern drückte sie die Taste. Nach einigen Sekunden Knistern meldete sich Frosts Stimme.

‚Kayleigh. Wie geht es Dir?‘

Sie war selbst überrascht, wie erleichtert sie war,  seine Stimme zu hören.

‚Alles soweit gut. Ich will nur schnell wieder weg. Morgen wird mein Bahnticket gebucht und übermorgen fahre ich nach Berlin. Keine Ahnung, warum das nicht schneller geht.‘

‚Mach Dir keine Sorgen, wahrscheinlich bist Du besser aufgehoben wo Du gerade bist als in Berlin. Wenn etwas ist, Du weißt, wie Du mich erreichen kannst.‘

Das kurze Gespräch gab ihr etwas Sicherheit. Sie war nicht ganz allein. Etwas beruhigter holte sie sich ein Buch aus der Bibliothek, zog sich auf ihr Zimmer zurück und fing an mit eingeschaltetem MP3-Spieler zu lesen.

Später lag sie müde im Bett. Viele Gedanken gingen durch ihren Kopf. Der Anblick der Baronin unter der Dusche kam ihr in den Sinn. Es fiel ihr schwer sich das einzugestehen, aber deren nackter Körper hatte sie erregt.

‚Was geht mit Dir?‘

Sie warf sich hin und her und konnte nur schwer einschlafen. Immer wieder wachte sie auf und spürte dabei ein Ziehen in ihrem Geschlecht während Bilder der sich dem harten Wasserstrahl entgegen reckenden Zarah vor ihren Augen aufzutauchen schienen. Feuchtigkeit sammelte sich in ihrem Delta. An die Decke starrend versuchte sie krampfhaft an etwas anderes zu denken als an die sich windende Frau unter der Dusche.

Sie nahm das angelesene Buch zur Hand, legte es aber schnell wieder weg. Keine Chance sich zu konzentrieren. Kayleigh hob den Kopf etwas und sah sich selbst im Spiegel gegenüber des Bettes. ‚Bleib ruhig!‘ forderte sie ihr Spiegelbild auf. Unter ihrem Nachthemd zeichneten sich ihre Brustwarzen bereits deutlich ab. Sie rückte etwas gegen das Kopfteil des Bettes und sah sich an. Noch kämpfte sie mit sich, vergebens. Kayleigh konnte nicht anders. Mit einer Hand zog sie ihr Nachthemd über ihren Bauch und spreizte die Schenkel. Im Spiegel konnte sie nun ihr eigenes zartes Geschlecht bewundern. Ob die Muschel der Baronin wohl genauso aussah? War sie genauso gierig nach einer Berührung? Kayleigh biss sich auf die Unterlippe. Ihre Hände wanderten zwischen ihre weichen und gierigen Schenkel. Die Linke berührte zögerlich ihre unteren ach so zarten und ungeduldig wartenden Lippen. Die Rechte suchte nach ihrer Klitoris. Aaah, das tat so gut. Sich selbst bei der Handarbeit zu beobachten ließ ihre Hände wie die einer Fremden wirken. Einer Fremden die kundig über feuchtes Fleisch glitt, schwellende Lippen teilte und ihr zärtliche Lust bereitete. Mit dem Bild der Baronin vor Augen streichelte sie sich, mit schnellen Bewegungen bearbeitete sie ihre nackte Süße. Ihre Pobacken spannten sich rhythmisch an, ihre Hüfte wölbte sich nach oben. Flinke Finger masturbierten im Fluss ihrer Säfte. Mit aufgerissenen Augen konnte sie sich nicht am Bild ihrer eigenen verschmierten Hände satt sehen. ‚Oh, Zarah!‘ Sie stellte sich vor, die Baronin würde in ihr wühlen. Gepresst aufseufzend kam Kayleigh. Bebend bäumte sie sich im Höhepunkt ein letztes Mal auf.

 

Erschöpft fiel sie in die Kissen und schlief wenig später ein, die Hände immer noch zwischen ihren Beinen vergraben, das Nachthemd über den Bauch hochgeschoben, die Hälfte ihres nackten Körpers entblößt.

 

Zarah

 

Die Baronin Zarah von Wildenstein war eine dunkelhaarige, sehr attraktive Frau. Im Allgemeinen strahlte sie eine ruhige, fast arrogante Gelassenheit aus die jedoch von dem glühenden Feuer in ihren grauen Augen Lügen gestraft wurde. Zarah schaute sich zum wiederholten Mal ein Bild von Kayleigh an. Ein junges, ganz hübsches Ding mit einem erschreckten Gesichtsausdruck. Kein Wunder, nachdem was sie erlebt hatte. Doch sie hatte auch eine Stärke in ihr gespürt.

Zu gerne hätte sie gewusst, was genau das Mädchen in der zerstörten Stadt erlebt hatte. Eine besondere Quelle hatte ihr schon berichtet, was in Bielefeld geschehen war. Die Öffentlichkeit wusste noch nichts. Keine Info in den Nachrichten, nicht im Netz, nirgendwo. Als wäre dort nichts passiert. Als hätte es die Stadt nie gegeben. Dennoch, lange würde die Nachrichten-Blockade nicht halten. Sie schüttelte den Kopf, nicht ihr Problem. Sie hatte heute Abend noch eine ganz besondere Verabredung und begann sich darauf vorzubereiten.

 

Einige Zeit später saß sie auf dem Beifahrersitz des Bentleys. Der Wagen glitt durch die dunkle Nacht. Corwin war Zarahs Anweisungen gefolgt. Er selbst hatte sicher schon lange die Orientierung verloren. Schließlich ließ sie ihn an einer dunklen Ecke halten und wies ihn an, dort auf sie zu warten. Das letzte Stück des Weges ging sie lieber alleine. Keiner brauchte zu wissen, wo sie sich hier traf. Während sie vorsichtig durch das Dunkle ging, ergänzte sie ihren Gedanken. Vor allem durfte keiner wissen, mit WEM sie sich traf.

Mit katzengleichen Schritten ging sie auf eine rostige Fabriktür zu, die in ein stillgelegtes Gebäude führte. Nur nach kräftigem Ziehen öffnete sich die Tür soweit, dass sie hinein schlüpfen konnte. Vorsichtig drückte sie die Tür von innen zu.

Eine lange nicht mehr gespürte Nervosität ließ Zarah leicht erschauern. Gespannt folgte sie einem schwachen Leuchten, das sie durch einen langen Gang in einen großen Raum führte. Wohl die ehemalige Fabrikationshalle. Der ganze Raum lag in tiefem Dunkel, die Wände und Decken waren nicht zu sehen. Ihr Blick versuchte etwas zu erkennen.

In der Mitte, zumindest vermutete sie das Zentrum dort, ruhte wie ein Altar ein zwei auf drei Meter großer, etwas ein Meter hoher schwarz glänzender Metallblock. Um ihn herum brannten vier Fackeln in eisernen Ständern. Das Leuchten, welches sie hergeführt hatte. In den äußersten Ecken des Blocks war je ein offenes Metallband befestigt, dessen Zweck sie nicht erkennen konnte. In anderer Position und mit Verschlüssen hätten es Fesseln sein können. Bei dem Gedanken spürte sie, wie sich unter ihrem dünnen Kleid ihre Brustwarzen aufrichteten und hart gegen den Stoff drückten.

Mit einem Mal bemerkte, nein, sie spürte es mehr, dass noch jemand im Raum war. Dann hörte sie eine Stimme. Sie drang durch ihren ganzen Körper. Hallte sie durch den Raum oder erschallte sie direkt in ihrem Kopf?

Auf jeden Fall waren die Worte die sie vernahm klar und deutlich.

‚Ich will Dich nackt’. 

Das klang nicht wie ein Wunsch, auch nicht wie ein Befehl. Eher wie eine Feststellung von etwas Unausweichlichem. Zarah glitt aus ihren Schuhen und zog lasziv das schlichte Abendkleid über ihre Schultern und ihre vollen Brüste nach unten. Auch wenn sie selbst nur wenig sehen konnte, spürte sie die Blicke des anderen über ihre nackten Rundungen, die aufgerichteten Brustwarzen, den flachen Bauch und besonders forschend über ihr glattrasiertes Geschlecht wandern. Das Kleid floss seidig über ihre Hüften und offenbarte ihren nackten Körper.  Wie schwarzes Feuer wellten sich ihre Haare über ihre Schultern.

Sich ihrer Wirkung voll bewusst fuhr sie mit den Händen durch ihr Haar. Die Stimme schwieg und sie spürte förmlich wie der Blick aus dem Dunkeln über ihren Körper wanderte, jede Wölbung, jede Linie musterte.

Endlich ertönte wieder die Stimme, irgendwie hatte sie sich nach ihr gesehnt.

‚ Auf den Altar!‘

Der kalt glänzende Block wartete. In den Worten lag eine unterschwellige Drohung und gleichzeitig ein süßes Versprechen. Beides brachte ihr Blut in Wallung. Ihr Körper schien von ganz alleine zu reagieren, sie spürte ein leichtes Ziehen im Unterleib und das Anschwellen ihrer Schamlippen.

Wie eine Katze bewegte sie sich auf den Altar zu, setzte ein Knie darauf, beugte ihren Körper nach vorne und legte beide Hände auf den Block. Unerwartet war er nicht kalt sondern von einer fast organischen Wärme. Zarah zog das andere Knie nach und ließ sich aus dieser Position nach vorne gleiten. Anmutig legte sie sich seitlich auf die harte Oberfläche, ein Bein über das andere geschlagen, den Kopf auf einen Ellenbogen gestützt. Die Fackeln warfen flackernde Schatten über ihren Körper, ließen ihren perfekt geformten Busen, ihre geschwungene Hüfte und die Formen ihrer Schenkel noch sinnlicher erscheinen. Selbst nackt strahlte ihre Haltung Selbstbewusstsein aus. Innerlich hingegen war sie hin- und hergerissen zwischen erotischer Neugier und beklemmender Spannung. Der Hauch eines Geräuschs. Zu ihren Füssen trat eine Gestalt aus dem undurchdringlichen Schatten. Groß, sehr schlank, eingehüllt in einen schwarzen Kapuzenmantel, das Gesicht vollkommen verborgen. Aus dem Schatten der Kapuze leuchteten raubtierhafte Augen. Sie leuchteten in unmenschlichem Rot. Lautlos warf die Gestalt die Kapuze zurück und ließ den Umhang herunter gleiten. Ein Mann, oder zumindest ein männliches Wesen stand vor ihr. Bekleidet mit einem langen schwarzen Rock, gehalten von einem breiten Gürtel um die Taille. Ein Körper zart und kräftig zugleich. Jeder Muskel war definiert und zeichnete sich unter der seidigen Haut ab. Diese Muskeln hatten keine Ähnlichkeit mit denen eines Bodybuilders oder Marathonläufers. Vielmehr hatten sie etwas Animalisches, zeugten von Geschmeidigkeit und Schnelligkeit, eher denen eines Raubtiers gleich als denen eines Menschen. Schmal und edel war das Gesicht, von kantigem Ebenmaß. Gleichzeitig strahlten die Züge eine brutale Härte aus. Schulterlange schwarze Haare vielen über den Nacken Schultern und teilweise ins Gesicht. Immer noch leuchteten die Augen im Halbdunkel. Am Beeindruckendsten war die Haut des Mannes. Wie von Öl glänzend war sie schwarz wie die ewige Nacht. Unmenschliches Schwarz wie das eines Dämons. Und genau das war er, Sul-Durat, ein Dämon aus einer anderen Welt und das Wesen dem sie verfallen war. Zarah von Wildenstein lehnte sich zurück, spreizte Arme und Beine und lieferte sich dem Diener des Bösen aus.

Sul Durat hob leicht die Arme und die metallenen Schellen an den Ecken des Altars bewegten sich von selbst auf die Hand- und Fußgelenke der Baronin zu. Mit eisernem Klang schlossen sie sich. Die schweren Eisenbänder waren an Ketten befestigt, die sich nun spannten und Zarahs Arme und Beine noch weiter auseinanderrissen. Sie stieß ein unterdrücktes Stöhnen aus. Der Dämon genoss den Anblick des gestreckten Körpers. Wie sich die Muskeln der angespannten Gliedmaßen abzeichneten, die Brüste mit erregten Nippeln nach oben reckten. Der vor Anspannung und Furcht bebende Bauch. Der sich ihm darbietende Unterleib. Wie sich ihm ihr Venushügel entgegen wölbte. Die geschwollenen Schamlippen, die sich öffneten und die dunkleren, von Feuchtigkeit gezeichneten inneren Lippen offenbarten. Diese Frau war perfekt und sie gehörte ihm. In seiner Hand erschien nun eine lange Reitgerte, ein Instrument der Bestrafung vom festen phallusförmigen Griff bis zur schmerzverheißenden Spitze. Aufreizend ließ er sie über die Wange der Gefesselten gleiten. Strich über ihren Hals, ihre Schultern, ihre weichen Brüste mit den harten Spitzen, über ihren Bauch. Es erregte ihn zu sehen, wie sich ihr Unterleib zusammenzog, als die Gerte über ihren Magen und tiefer streifte. Leicht fuhr er mit der Peitsche über ihren linken Schenkel bis zur Wade und den rechten wieder hinauf. Die Spitze legte er direkt auf ihre Scham und übte herrischen Druck aus. Aufstöhnend wölbte sein nacktes Opfer ihr Geschlecht der Peitsche entgegen.

‚Halte still.‘

Er unterstrich seinen Befehl mit einem leichten Schlag auf ihren Schenkel.

Das ließ Zarah noch mehr aufstöhnen und ihr Schenkel zuckte. Zur Strafe schlug er, nun kräftiger, auf die Innenseite ihres anderen Schenkels. Ein rosa Streifen zeigte sich auf dem gepeinigten Fleisch. Zarah versuchte still zu liegen. Ihr Geschlecht pulsierte, wollte mehr. So gerne hätte sie sich aufgebäumt um vielleicht eine Berührung der zuckenden Gerte zu erhaschen. Doch nach der eindeutigen Warnung hielt sie sich mühsam unter Kontrolle. Innerlich fieberte sie der nächsten Züchtigung entgegen die erregende Signale durch ihren hilflosen Körper sendete. 

Sul-Durat konzentrierte sich auf ihre Waden, sah sie mit feurigen Augen an.

Was bedeutete das, warum wurde sein Blick nicht von ihrem feuchten Delta oder ihren runden Brüsten angezogen? Plötzlich fühlte sie einen Druck um ihre Unterschenkel, als wären sie von einem festen Griff umschlossen. Wie ein umgeschnalltes Blutdruckmessgerät das aufgepumpt wurde. Was immer den Druck ausübte, es bewegte sich. Höher ihre Waden hinauf. Umspannte ihre Schenkel, fuhr sie fest hinauf und hinunter. Was für ein geiles Gefühl. Zarah bebte.

Voller Gier bewegte der Dämon seine Hände und steuerte damit den Druck der über ihren Körper lief. Er beobachtete, wie sich ihr Fleisch unter seiner Magie bewegte. Mühelos ließ er sie höher wandern, flüchtig über ihr Geschlecht, ihre Taille umspannend, sich dort verbreiternd und hoch zu ihren Brüsten. Dort ließ er die Kraft hin und her wallen, sah, wie ihre Brüste geknetet wurden.

Unter der Bearbeitung durch den Dämon fiel es der Baronin schwer, sich zu beherrschen. Ihre Knospen schienen noch härter zu werden, als sich der Druck um ihren Oberkörper legte und sich massierend um ihren Busen legte. Sie biss sich auf die Lippen um nicht lauthals aufzustöhnen, ihre Lust hinauszuschreien. Doch ihre Grotte hatte sie nicht unter Kontrolle. In ihrer Erregung spürte sie, wie sie immer feuchter wurde. Schon tropfte ihr Saft wie Honig aus ihrer Vulva.

Sofort bemerkte das ihr Peiniger. Ohne Zögern bestrafte er sie mit drei schnellen Schlägen auf ihre Schenkel und ihren Bauch. Diese brannten wie Feuer, aber Zarah regte sich nicht. Innerlich zitternd hielt sie still.

Sul-Durat hatte die Arme ausgestreckt und zog sie nun kontrolliert zurück.

Zarah fühlte den Druck über ihren Brustkorb und ihre Taille tiefer wandern, über ihre Hüfte und ihren Unterleib bis zu ihren Oberschenkel, die sich nun fühlten, wie von Schlingpflanzen umfangen.

Der Dämon streckten einen Arm nach vorne und machte mit der Hand eine drehende Bewegung, die andere riss er nach oben.

Zarahs ganzer Körper wurde hoch gerissen. Wie gekreuzigt schwebte sie einen Meter über dem Altar. Ihre Arme und Beine bis zum Zerreißen gespreizt. Der Druck um ihre Schenkel bewegte sich die Innenseite ihrer Beine hoch. Oh, Ja, bitte! Ihrem unausgesprochenen Flehen folgend wanderte der Druck bis zu ihren Leisten. Noch ein Stück! Unsichtbar doch dafür umso nachdrücklicher umschloss er ihr Geschlecht. Das war zu viel.

Sie stöhnte vor Erregung auf. Etwas wühlte sich zwischen ihre Beine. Etwas das wie lebendiger weicher Kautschuk ihr Geschlecht einhüllte, sich zwischen ihre Pobacken zwang und fordernd zwischen ihre nassen Schamlippen drang. Sie konnte nicht mehr an sich halten und zerrte unkontrolliert an ihren Fesseln. Ihr Körper wand sich wollüstig. Gutturale Stöhnlaute entglitten ihrer Kehle. Ohne Zögern schlug die Gerte zu. Über ihre Schenkel, ihren Bauch, ihre Arme. Aber sie konnte sich nicht zurückhalten, ihr Unterleib zuckte in Ekstase, von den Schlägen nur noch mehr angeheizt.

Weiter und weiter ließ Sul-Durat die Gerte über ihren Körper tanzen, blutige Striemen bildeten sich auf der zarten Haut, auf ihren Brüsten, ihrer Kehle, auf der Wölbung ihrer glatten Scham, auf ihren Wangen, den in wilder Lust tanzenden Pobacken. Mit einem Griff öffnete der Dämon seinen Gürtel und ließ ihn achtlos fallen. Ohne Halt glitt auch sein Rock zu Boden und entblößte seinen Unterleib. Zwischen seinen Schenkel erhob sich ein mächtiges schwarzes Glied. Kräftige, wild pochende Adern zeichneten den harten Schaft. Er stieg auf den Altar und trat zwischen Zarahs Beine.

Zitternd hob sie den Kopf als die dunkle, drohende Gestalt vor ihr aufragte. Seine Augen leuchteten wie Höllenfeuer. Sein hartes Geschlecht zog ihren Blick magisch an. Es war groß, viel zu groß. Das tiefe Schwarz der pulsierenden Eichel, die herrliche Krümmung des Schafts, die prallen Hoden zwischen den glänzend schwarzen, muskulösen Schenkel. In seiner steil aufgerichteten Härte wirkte es wie eine drohende Waffe. Dieser Speer machte ihr Angst. Und sie wollte ihn, wollte ihn so sehr.

Trotz oder auch durch die Schmerzen, die seine Peitsche ihr zufügten stieg ihre Lust weiter. Sie versuchte, sich gegen die Fesseln, die sie hielten zu wehren, ihre Muskeln und Sehnen traten vor Anstrengung hervor. Vergebens. Die Ketten gaben keinen Deut nach. Keuchend fühlte sie, wie der Dämon ihre Schenkel mit brutalem Griff packte. Sollte sie sich fürchten oder freuen? Der Druck, der ihre Lust entfacht hatte, war auf einmal verschwunden. Stattdessen musste sie zusehen, wie ihre Schenkel von ihm noch weiter gespreizt wurden und er seinen mächtigen Phallus ansetzte. Seine glühende Eichel war so heiß zwischen ihren nach Eroberung lechzenden Schamlippen. Mit einer einzigen Bewegung seiner Hüfte stiess er seinen Schwanz in sie.

Zarah wurde von dem ehernen Geschlecht des Dämons durchbohrt, tief drang er in sie ein und nahm sie mit animalischer Gier. Es fühlte sich so gut an, wie sein riesiges Teil sie dehnte, ihre Grotte komplett ausfüllte. Gefesselt von magischen Ketten, ihr Körper vor ihm hilflos gestreckt, konnte sie nicht anders, als ihre Muschel seinen Stößen darbieten. Ihr Saft tropfte in Bächen aus ihr, benetzte ihre Schenkel, Zeuge ihrer eigenen Lust, derer sie sich nicht schämte.

Mit unmenschlicher Ausdauer nahm er sie, fickte sie ohne Nachzulassen. Immer wieder hämmerte er seinen Kolben in ihren fiebernden Leib. Es war wie ein nicht endend wollender Rausch. Jeder Stoß jagte Stürme der Wollust durch ihren gequälten Körper. Sie verlor ihr Zeigefühl. Waren es Minuten oder Stunden? Hinweg gerissen von Leidenschaft spürte sie noch wie ihr gefesselter Körper genommen und von einem Höhepunkt zum anderen getrieben wurde. Einer intensiver als der andere. Sein wilder Rhythmus, seine Hände die sich ihren Leib krallten und das Wühlen in ihrer nassen Höhle trieben Zarah am Ende dazu lauthals zu schreien.

Der Dämon warf seinen Kopf triumphierend zurück und brüllte mit gewaltiger Stimme. Aus seinen Nägeln wurden Krallen, die sich tief in ihr Fleisch bohrten und blutige Wunden rissen. Heiße Strahlen seines Samens spritzten in sie und Zarah schrie laut auf, ihr Körper von einem letzten überwältigenden Orgasmus geschüttelt.

 

Lange Minuten später, in denen beide einfach nur erschöpft da lagen, zogen sie sich auf ein weiches Lager zurück. Ganz entspannt schmiegte sich Zarah an die Brust ihres dunklen Liebhabers, in schwarzseidene Laken gehüllt lagen sie auf weichen Fellen, über ihnen funkelten Sterne durch das geöffnete Dach. Sul-Durat strich ihr über das Haar und küsste sie sanft. Zärtlich glitten seine Hände über ihre weiße Haut auf der gerade die letzten rosa Spuren ihrer Verletzungen verblassten. Scheinbar eine Ewigkeit lagen sie eng umschlungen, versunken in sich selbst.

Seine ruhige tiefe Stimme klang zärtlich. ‚Und jetzt erzähle mir alles über das Mädchen.‘

 

Frankfurt am Main

 

Angelina

 

Das Hauptquartier des Deutschen Ordens in Frankfurt war das zu Hause von mehr als fünfzehnhundert Rittern. Es bot diesen alles was sie zum Leben und für ihre Berufung benötigten. Unterkunft, Verpflegung, Trainingsmöglichkeiten, Räume für gemeinsame oder individuelle Besinnung, aber auch Läden für den alltäglichen und den nicht so ganz alltäglichen Bedarf. Durch die Ereignisse seit seiner Ankunft und die Besprechung mit seinen engsten Vertrauten war es draußen schon dunkel geworden und Frost musste seine Aufrüstung noch aufstocken. Vorsichtig geworden begleiteten ihn Hans und Joe auf dem Weg zum Waffen- und Schirrmeister. Außerdem machten sie noch Abstecher zu diversen Läden. Big Bert zog los um einige Leute zu treffen, allen voran den ersten Ritter Theobald von Büdingen. Über dem ganzen Hauptquartier lag eine unterschwellige Spannung. Ein paar Gespräche sollten ihm etwas mehr Informationen verschaffen. Unter den Rittern des Ordens genoss er ein hohes Ansehen. Es wurde Zeit, dies zu nutzen.

Währen die anderen loszogen griff sich Angelina eine Flasche Rotwein, ein Glas und verzog sich in ein ruhiges Eck in der Ritterklause. Dies war ein gemütlicher Gewölbekeller der vom Fiesen Sven bewirtschaftet wurde. Der kauzige Ritter nickte ihr zu als sie sich an den hintersten Tisch setzte. Hier zwischen den Wänden aus echtem Felsgestein, auch wenn dahinter die Betonwände der Anlage lagen, konnte sie am Besten nachdenken.

Frosts Bericht hatte sie ins Grübeln gebracht. Verschiedene Kleinigkeiten der letzten Zeit fielen ihr ein, denen sie bisher keine Bedeutung beigemessen hatte, unter dem Eindruck der neuen Informationen aber misstrauisch machten. Merkwürdige Blicke anderer Ritter. Hatten diese sich bei etwas ertappt gefühlt? Geheime Aufträge, über die keiner etwas wissen durfte. Was steckte dahinter? Darius fiel ihr ein, der alte Mönch hatte eine übersinnliche Begabung gehabt. Er war entscheidend für die Erkundungsmission ins Torgänger-Reich gewesen. Was, wenn sein Tod nicht durch Überanstrengung verursacht worden war? Ein Bruder hatte ihn mit den Symptomen eines Herzanfalls und nicht mehr ansprechbar in einer Kapelle gefunden. Die sofort herbeigerufene Ärztin konnte nichts mehr für ihn tun. War das nicht zu passend gewesen, unterstellte man, dass es wirklich einen Verräter hier im Orden gab?

Sie musste sich den Bericht der Ärztin anschauen, vielleicht gab es einen Hinweis auf eine andere Todesursache. Ohne auszutrinken verließ Angelina die Klause und begab sich direkt in Richtung Bibliothek.

Aus einem dunklen Eck sah ihr ein Ritter aufmerksam hinterher, ohne dass sie ihn bemerkte.

Unmengen von Büchern gab es in der Ordens-Bibliothek. Viele von ihnen Jahrhunderte alt. In Regalen die vom Boden bis an die hohe Decken reichten bargen sie ein unerschöpfliches Wissen. Aber es gab in der Bibliothek auch Computer-Terminals. Darüber konnte man auf das weltweite Internet, eine Vielzahl von Datenbanken verschiedener Einrichtungen und Institutionen und das interne Daten-Netzwerk des Deutschen Ordens zugreifen.

Angelinas Spezialität war Technik. Allem was mit Elektronik, Maschinen und Motoren zusammenhing gehörte ihre Begeisterung und sie war ein Meister in diesen Gebieten. Dadurch gehörte sie auch zu den begabteren Computer-Usern, ohne es dort zu hoher Kunst zu bringen. Aber Ben, der junge Computer-Nerd, hatte ihr einige Tricks beigebracht, um an  Daten zu kommen an die eigentlich keiner gelangen sollte. Dafür hatte sie ihm einige elektronische Gimmicks gezeigt. Mal sehen, was seine Tricks so taugten.

Sie war allein in dem langgezogenen Raum. Die Terminals waren in acht Vierer-Gruppen angeordnet. Sich vorsichtig umschauend setzte sie sich an einen der Bildschirme. Ohne große Probleme, wenn auch nicht ganz regelkonform, fand sie den gewünschten Bericht, er war bei diversen anderen Einsatzprotokollen abgelegt. Sorgfältig las sie ihn durch.

Innerhalb weniger Minuten nach dem Notruf war die Ärztin mit einem Krankenpfleger bei Darius gewesen. Es trennten nur wenige Stockwerke den Krankenhaus-Bereich von den Andachtsräumen und der Kapelle, in der Darius gefunden wurde. Die Symptome waren eindeutig gewesen. Herzinfarkt verbunden mit einem allgemeinen Erschöpfungszustand, der jegliche Rettungsmaßnahme vergeblich gemacht hatte. Nichts Verdächtiges.

Plötzlich stutzte Angelina. Der Name des Krankenpflegers in Begleitung der Ärztin war Laureus Delvecchio. Irgendetwas klingelte bei ihr. Verflixt, wo hatte sie den Namen schon einmal gehört? Jetzt fiel es ihr wieder ein. Eine der anderen weiblichen Ritter hatte diesen Namen erwähnt, im Zusammenhang mit einem Auslandsauftrag. Sie hatte sich kurz gewundert, dass ein  Krankenpfleger zu einem Feld-Einsatz berufen wurde. Angestachelt durchforschte Angelina weitere Dateien und fand die Meldung über die Abberufung des Krankenpflegers. Unmittelbar nach Darius’ Tod war Laureus wegbeordert worden. Rasch rief sie wieder den Einsatzbericht der Ärztin auf und starrte ihn an. Was verbirgst Du vor mir? Irgendein ein Geheimnis lag hier verborgen und sie wollte es aufdecken. Der Bildschirm schien sich auf ihre Netzhaut zu brennen, so intensiv starrte sie darauf. Da! Die Dateigröße wurde im Verzeichnis anders angezeigt. Die dunkelhaarige Ordenskriegerin grinste, hab ich Dich! Angelina spielte etwas mit der Datei und stellte fest, dass die ursprüngliche Version des Einsatzberichtes bearbeitet worden war. Ein paar Kniffe weiter und die Original-Version öffnete sich auf dem Schirm. Das war wirklich interessant. Darius war nicht alleine in der Kapelle gewesen. Neben Christoph von Tannenberg, der die Ärztin benachrichtigt hatte, war auch Abt Nikolaus in der Kapelle gewesen. Die Ärztin hatte Darius ins Krankenhaus bringen wollen, aber der Abt hatte sie angewiesen, Darius in Ruhe sterben zu lassen, er habe seinen Frieden gefunden.

Angelina wurde bleich, der Abt! Die Schlussfolgerung daraus war schrecklich. Noch geschockt von der Erkenntnis sah sie, wie ein Schatten auf ihren Computerschirm fiel. Sie wollte aufspringen, zu spät! Eine Hand riss ihren Kopf zur Seite und etwas Spitzes wurde ihr in den Hals gerammt. Leblos brach die große Frau zusammen.

Über ihr stand Ritter Christoph von Tannenberg und drückte ruhig die Löschen-Taste auf der Tastatur.

 

Frost

 

Auf dem Tisch in der Mitte des kleinen Gruppenraums lagen zerlegte Gewehre und Pistolen, Waffenöl und Reinigungstücher. Frost hatte gerade eine schwere Fünfundvierziger Automatik zerlegt, fein säuberlich gereinigt und sorgfältigst wieder zusammengebaut. Mehrmals zog er nun den Schlitten der Waffe zurück um ihn wieder nach vorne schnellen zu lassen. Seine Vertrauten und Ordensbrüder reinigten und kontrollierten ebenfalls ihre Waffen. Deren Aufbewahrung außerhalb der offiziellen Waffenkammer war strikt gegen die Ordensregeln. Die Gruppe scherte das wenig. Es galt Prioritäten zu setzen. Wie Frost aufgefallen war, setzten auch andere Templer ähnliche Prioritäten. Bei vielen Rittern hatte er Hinweise auf versteckte Waffen gesehen. Etwas braute sich zusammen.

 

Bert

 

Big Bert war zuerst zu Theobald von Büdingen gegangen. Der erste Ritter des Ordens war der integerste Mensch den Bert kannte. Auch von Büdingen spürte die düstere Stimmung im Orden. Seit seiner Rückkehr aus Bielefeld hatte er versucht den Großmeister zu erreichen. Vergebens. Bert und er verabredeten sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten und vorsichtig zu sein. Ernst legte der erste Ritter seine Hand auf Berts Schulter.

‚Seit Bielefeld kenne ich unseren Gegner. Er ist mächtiger und bösartiger als wir es uns je vorgestellt haben. Lass uns an diesem Feind wachsen. Was immer auch geschieht, wir dürfen nicht aufgeben. Vielleicht sind wir die letzte Verteidigung gegen das ultimativ Böse.‘

Mit diesen Worten verabschiedeten sich die beiden. Big Bert suchte noch weitere Ritter auf. Keiner brachte ihn irgendwie weiter. Er kam einfach nicht an irgendwelche Informationen. Bis er zum Kommunikationszentrum kam.

 

Frost

 

Frost versuchte gerade in Gedanken die Dinge zu ordnen als Big Bert das Zimmer betrat. Seine Miene verhieß nichts Gutes. Die anderen bemerkten sofort seinen ernsten Gesichtsausdruck und schauten ihn alarmiert an.

Der große Ritter kam mit grimmiger Stimme sofort zur Sache. ‚Es hat Ben erwischt. Irgendwo zwischen Bielefeld und hier, in einem kleinen Hotel. Es gibt wenig Informationen. Er hat wohl noch die Selbstzerstörung seines Wagens aktiviert. Viel war nicht mehr zu identifizieren. Es gab noch mehr Tote. Vierzehn Gäste und Angestellte des Hotels. Zerfetzt wie von einem Raubtier-Angriff. Das waren Torgänger.’

Tief betroffen nahmen die Männer die Nachricht auf. Sie waren Verlustmeldungen gewohnt, das war Teil ihres jahrelangen Kampfes gegen die Torgänger und anderes Übel auf dieser Welt. Dennoch war die Nachricht vom Tod eines Mitbruders immer wieder ein Schlag. Bei Ben war es noch schlimmer. Mit allen der Anwesenden hatte er sich gut verstanden. Er war das perfekte Beispiel für einen friedlichen und netten Menschen gewesen. In seinem ganzen Leben hatte er sicherlich noch nie ein böses Wort gesprochen oder gar jemanden etwas zu leide getan.

In Gedanken ging Frost ihren Abschied durch, war da irgendetwas gewesen, was ihm hätte auffallen müssen? Ein Hinweis auf einen Verfolger, jemanden oder etwas, das sie beobachtet hatte? Wie einen Film in Zeitlupe ließ er alles noch einmal vor seinem inneren Auge ablaufen. Nichts Auffälliges war da gewesen.

Mit versteinertem Gesichtsausdruck stand er auf. ‚Ich muss jetzt den Abt erreichen.’ Er verließ den Raum und ging in seine eigene Zelle. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, nahm er sein Handy und rief die rechte Hand des Abts an, von Tannenberg. Die beiden mochten sich nicht. Zu unterschiedlich waren ihre Charaktere und ihre Einstellungen. Aber das musste jetzt zurückstehen.

‚Frost hier. Ich brauche unbedingt eine Verbindung zu Abt Nikolaus. Es ist dringend.’

‚Sehr erstaunlich, der tolle Ritter Frost kann mal etwas nicht im Alleingang regeln.’

Eine blöde Bemerkung konnte sich der Wachhund des Abtes natürlich nicht verkneifen. Dennoch diskutierte er nicht lange herum sondern stellte tatsächlich eine direkte Verbindung her.

Die Stimme des Abtes klang aus Frosts Kommunikator. ‚Frost, ich habe schon auf Dich gewartet.’

‚Hochwürden, die Unterwanderung des Ordens scheint weiter fortgeschritten zu sein, als wir befürchtet haben. Ich habe den Verdacht, dass der Verräter Bruder Bernhard töten ließ und….’

Der Abt unterbrach ihn. ‚Nicht über diese Leitung. Die ist nicht sicher. Sprich mit niemandem und komme morgen vor der Messe zu mir. Ich benötige Deinen persönlichen Bericht. Wir dürfen kein Risiko eingehen.’

Das war es schon. Abt Nikolaus trennte die Verbindung ohne weitere Worte. Morgen also.

Frost lehnte sich zurück und schloss kurz die Augen. Na gut, sie hatten heute Nacht sowieso noch etwas zu tun. Das Ritual für einen gefallenen Freund war klar. Sie würden sich gemeinsam voll laufen lassen um den Toten zu ehren - und den Gedanken an ihre eigene Sterblichkeit zu verdrängen.

 

Nikolaus

 

Abt Nikolaus hielt das Telefon noch in der Hand. Frosts Anruf war nicht unerwartet gewesen. Für einige Minuten ging er alles noch einmal in Gedanken durch. Dann rief er seinen engsten Vertrauten Ritter Christoph von Tannenberg an und ließ sich genau berichten. Zufrieden nickte er.

‚Alles läuft nach Plan. Wir haben das Mädchen. Bis auf Frost sind alle die von ihr wissen könnten tot. Der wiederum wird keinem etwas erzählen und morgen direkt in meine Arme spazieren. Schwester Angelina ist ausgeschaltet und morgen werden ihr die anderen dieser kleinen Quertreiber-Truppe folgen. Genauso wie der Rest dieses Ordens. Wir werden jeden vernichten, der nicht auf unserer Seite steht. Dann gibt es niemanden mehr, der die Invasion aufhält. Und ich werde Herrscher dieser Welt!’

Triumph schwang in der Stimme des Abtes. Der kleine Rückschlag in Bielefeld war schon vergessen. Er selbst hatte sowieso immer darauf bestanden, den Orden auszulöschen, bevor die Invasion begann.

Von Tannenberg hatte noch einen Einwand.

‚Diese Frau von der GSG-9. Frost war letzte Nacht bei ihr. Vielleicht hat er ihr etwas verraten?’

Nikolaus dachte kurz nach. ‚Das glaube ich nicht, aber wir sollten kein Risiko eingehen. Schicke ihren Vorgesetzten folgende Nachricht…..’

Der Ritter lauschte und nickte dann gemein lächelnd. Die letzten losen Fäden würden abgeschnitten werden.