Kapitel 8 - The Monster is loose

 

Loreley

 

Frost

 

Auf dem Loreley-Felsen hatten sich die Ritter des Deutschen Ordens versammelt. In wohlgeordneten Reihen standen sie im Halbrund um das überdachte Podest herum, auf dem der Abt in Abwesenheit des Großmeisters die Messe vollziehen würde. In der ersten Reihen standen traditionsgemäß die Ritter des ersten Zirkels, gefolgt von denen des zweiten und weit hinten die des dritten Zirkels. Einige hundert Ritter hielten sich jedoch nicht an diese Anordnung sondern hatten sich ganz nach hinten gestellt, egal, welchem Zirkel sie angehörten. Im Dunkel der großen Versammlung fiel das jedoch nicht auf.

Durch die Nacht ertönte ein dunkler Gongschlag und hallte über das Plateau. Wie ein Mann entzündete jeder der Ritter eine metallene Fackel. Dreitausend Flammen flackerten auf und wo sich vorher nur düstere Schatten im Dunkel bewegt hatten, waren nun dreitausend Ritter in weißen Wappenröcken mit schwarzem Kreuz zu sehen.

Big Bert stand in der ersten Reihe und konnte, die Augen nach vorne gerichtet, dieses beeindruckende Bild nicht sehen. Hans und Joe hatten mehr Glück. Sie standen in der Mitte beim zweiten Zirkel und obwohl sie dies schon bei den jährlichen Messen ähnlich erlebt hatten, waren sie von dem epischen Anblick im Innern berührt.

Keiner der versammelten Ritterschaft machte ein Geräusch, nur das Flackern der dreitausend Flammen durchbrach die Stille der Nacht. Die Ritter warteten. Niemand wusste, dass in diesem Augenblick der Abt den Befehl zur Ermordung Frosts gegeben hatte.

 

In der improvisierten Unterkunft des Abts zückte Ritter von Tannenberg sein Kampfmesser und setzte es mit einem gemeinen Grinsen Frost an die Kehle.

‚Du glaubst ja nicht, wie lange ich auf diesen Augenblick gewartet habe, Du arroganter Freak. Wie cool fühlst Du Dich jetzt? Deine Schlampe tot, Deine nichtsnutzigen Freunde so gut wie und die übrigen Scheinheiligen folgen ihnen gleich.’

Frost starrte ihn mit eiskaltem Blick an. Ein Blick, der Tod versprach. In diesem Augenblick war von Tannenberg ganz nach oben auf seiner Liste der offenen Abrechnungen gewandert. Abt Nikolaus hatte sich nicht lange auf Platz Eins gehalten.  Kurz wollte er dem Verräter seine Wut entgegen brüllen. Doch dann breitete sich wieder das altbekannte überhebliche Grinsen in seinen Zügen aus.

‚Das ist alles schon sehr beeindruckend, meine Herren. Euren Plan bewundere ich, werter Abt. Perfekt ausgedacht und bis ins Kleinste ausgefeilt. Ich wünschte, ich selbst wäre so perfekt. Bin ich leider nicht. Wenn ich so nachdenke befürchte ich, mir ist sogar bei der Ablieferung des Mädchens ein kleiner Fehler unterlaufen. Wie dumm von mir. Wo sollte ich sie noch mal hinbringen? ’

Das Gesicht des Abtes verwandelte sich innerhalb eines Lidschlags in  eine wütende Grimasse. Sofort kontrollierte er seine Züge wieder, doch seine Stimme klang gepresst.

‚Von Tannenberg, ruft Bruder Kerzius an.‘

Der Ritter hatte sein Handy schon in der Hand. ‚Von Tannenberg. Ist das Mädchen angekommen?’ Kurze Pause. ‚Das Mädchen, das Frost vorbeigebracht hat!’

Was immer die Antwort war, der Inhalt war klar. Von Tannenberg sah den Abt an.

‚Er hat Frost nicht gesehen, weiß von keinem Mädchen.’

Aufgebracht stürzte er sich auf Frost.

‚Du verfluchter Dreckskerl!‘

Er brüllte ihn an und schlug ihn wild mit der Faust ins Gesicht.

Frost ignorierte die schmerzenden Schläge und grinste mit blutendem Gesicht weiter den Abt an.

‚Was hat Du erwartet alter Mann? Dass ich das erste Mal in meinem Leben einen Befehl befolge? Hast Du meine Akte nicht gelesen? Blöd.‘

Auch wenn er gleich starb und die ganze Welt unterging, das Mädchen würden sie nicht bekommen.

 

Nikolaus

 

Abt Nikolaus hasste Frost. Er hasste ihn so sehr, dass er sich zügeln musste ihn nicht gleich mit eigenen Händen zu erwürgen. Besorgt dachte er daran, wie interessiert der unheimliche Torgänger Leander an dem Mädchen war. Er brauchte dieses lästige Ding. Mit tonloser Stimme stieß er seine Worte hervor.

‚Das wirst Du noch bereuen. Du wirst uns verraten wo sie ist, glaube  mir und das Grinsen wird Dir dabei vergehen. Du wirst Schmerzen erleiden die Dich den Tod herbeiwünschen lassen. Glaube mir, Du wirst reden, oh ja, Du wirst reden.‘ Ruckartig stand er auf. ‚Bindet ihn hier fest, wir kümmern uns nach der Messe um ihn.’

Schnellen Schrittes verließ er den Raum während von Tannenberg und die Wache Frost mit Handschellen an den Schreibtisch fesselten. Dann folgten sie dem Abt.

 

Frost

 

Er lag am Boden. Die Handschellen wären wahrscheinlich kein Problem für ihn gewesen, doch zusätzlich waren seine Handgelenke immer noch mit dem Plastikriemen zusammengebunden. Dieser ließ sich nicht zerreißen oder öffnen. Sein Kopf sank zu Boden und er spürte Verzweiflung in sich aufkommen. Rita tot und alle seine Gefährten, wenn sie nicht schon tot waren, zusammen mit dem Rest des Ordens zum Untergang verdammt. Und er lag hilflos hier und konnte nichts tun außer auf seine Peiniger warten. Vor Wut und Hoffnungslosigkeit schrie er laut auf. Doch niemand konnte ihn hören.

 

Big Bert

 

Ganz vorne in der Phalanx der Ordensritter stehend hatte Big Bert nur wenige Reihen vor sich. Aus Rücksicht auf die hinter ihm stehenden hatte sich der Zwei-Meter-Mann ganz an den Rand seiner Reihe gestellt. Aus Rücksicht - aber auch um das Umfeld besser im Blick zu haben. Wie alle Versammelten hatte er mit dem ersten Gongschlag seine Fackel durch Drücken des elektrischen Zünders entflammt. Eine Gaspatrone versorgte nun das Feuer mit Nahrung.

Minutenlang standen die Ritter regungslos in dem beeindruckenden Fackelmeer. Im Hintergrund ertönte ein Choral, in den nach der ersten Strophe alle einfielen. Das Stück stammte noch aus der Zeit der Kreuzkriege und der Text beschwor die ritterlichen Tugenden, den ehrenhaften Kampf und die Standhaftigkeit bis in den Tod. Auch Bert sang mit lauter Stimme mit. Trotz seiner Abgebrühtheit rann dem großen Mann ein Schauer über den Rücken.

Der Gesang aus dreitausend Kehlen trug die Jahrhunderte alten Worte hoch in den Himmel. Als der letzte Ton erklungen war, schien die Nacht selbst vor Ergriffenheit zu schweigen. Es ertönte ein zweiter Gongschlag. Die Ritter zogen ihre rituellen Schwerter und reckten sie vor sich in den Himmel. Das Geräusch der aus den Scheiden fahrende Schwerter ließ in Bert mittelalterliche Bilder aufsteigen. Wie Ritter vor einer Schlacht, der Feind im Dunkeln lauernd.

Dreitausend Stimmen riefen den Wahlspruch des Ordens ‚Treue, Ehre, Standhaftigkeit’. Auf der Bühne flammten Feuer auf und erleuchteten den Altar mit dem großen Kelch. Der bestand aus Gold und war mit uralten Edelsteinen besetzt. Gefüllt war er mit kostbarem Wein. Man sagte, zu Beginn des Ordens, als die Ritter im Heiligen Land ihren Krieg fochten, sei mit genau diesem Kelch die gleiche Messe wie heute gefeiert worden. Jedoch sei damals Blut im Kelch gewesen. Die Ritter seien einer nach dem anderen an den Kelch getreten und hätten sich eine Wunde in den Unterarm geritzt und aus dieser Blut in den Kelch rinnen lassen. Nachdem er voll war, hätte jeder aus ihm getrunken und so hätten sie sich zu Blutsbrüdern gemacht. Heute würden nur der Abt und die Ersten der Ritter vom Wein trinken um stellvertretend für alle symbolisch die Blutsbrüderschaft darzustellen.

Orgelklänge ertönten und aus dem dunklen hinteren Bereich der Bühne trat Abt Nikolaus hervor. Gemessen schritt er Richtung Altar. Er trug einen dunkelblauen Überwurf aus schwerem Samt, die Ränder gesäumt mit goldenen Stickereien. Das Untergewand mit weiten Ärmeln war mit golden glänzenden Schuppen besetzt. Auf dem Kopf trug er einen goldenen Reif. Hinter dem Altar blieb er stehen und breitete theatralisch die Arme aus. Die Orgelmusik verstummte. Der Abt erhob seine Stimme und sie schallte über den ganzen Felsen. Auch wenn Big Bert kein Mikrophon erkennen konnte, so musste sie doch verstärkt sein, denn jedes einzelne Wort hallte gewaltig wider.

 

‚Brüder und Schwestern, die ihr hier alle versammelt seid, seid gegrüßt. Heute ist eine ganz besondere Nacht. Eine Nacht die in die Geschichtsbücher eingehen wird als der Beginn eines neuen Zeitalters für diese Welt.’

Big Bert stutzte, dies waren nicht die traditionellen Begrüßungsworte. An dem leisen Gemurmel in den Reihen hörte er die Irritation der anderen Ritter. So konnte er schon mal ausschließen, dass er irgendein internes Memo nicht gelesen hatte, in dem die Änderung der Mess-Zeremonie verkündet wurde.

Der Abt nahm mit beiden Händen den gefüllten Kelch und hob ihn in die Höhe.

‚Daemonicus Servicus Rufus, Porta Preparata Est!’

Mit diesen Worten goss er den Inhalt des Kelchs zu Boden wo dieser in offensichtlich vorbereitete Rillen floss und sich entzündete. Ein brennender Kreis von fünf Meter Durchmesser entstand. Hinter dem Abt erschien Ritter von Tannenberg, er zerrte eine junge Frau mit sich, geknebelt und gefesselt.

Bert erkannte eine Ordensschwester, die er schon öfter im Hauptquartier gesehen hatte und mit der er schon einmal ein paar Worte gewechselt hatte. Der Schock durchfuhr ihn, lähmte sein Denken. Dafür übernahmen seine Reflexe das Kommando. Genau wie die Ritter um ihn wollte er nach vorne stürmen. Hoffnungslos. Die Reihe der vordersten Ritter drehte sich um, Maschinenpistolen in den Händen und eröffnete das Feuer auf die Männer und Frauen hinter sich.

 

Auf dem Podest packte der Abt die hilflose Frau, zog ein Messer unter seinem Gewand hervor und durchschnitt ihr mit einer brutalen Bewegung die Kehle. Blut spritzte, die Augen der jungen Frau brachen. Ungerührt stieß er sie in den Flammenkreis. Laut rief er:

‚Nimm Diese als Geschenk und erscheine!’.

Vor Bert stürzten die ersten seiner Ordensgefährten von Kugeln durchsiebt zu Boden. Reaktionsschnell warf er sich nach vorne und presste sich auf den Untergrund. Nur zwei Meter bis zu den mordenden Verrätern. Er blickte auf und wollte sich weiter nach vorne hechten. Doch er sah direkt in das bösartig verzerrte Gesicht eines Ritters der mit rauchender Waffe auf ihn anlegte. Nie hätte er geglaubt durch die Hand eines Ordens-Bruders zu sterben.

Ein gewaltiger Knall erschütterte die Luft. Ein donnerndes Geräusch wie ein  explodierender Öltank. Eine Druckwelle warf alle im Umkreis von dreißig Schritten zu Boden einschließlich des Verräters vor ihm.

Inmitten des vom Abt geschaffenen Flammenkreises war eine gehörnte Gestalt erschienen. Noch größer als Bert, annähernd menschlicher Körper und Kopf, doch dunkle Haut, gewaltige Krallenpranken, sehnige Muskeln an dem verzerrten Körper und rotglühende Augen. Das Wesen brüllte und wuchs vor ihren Augen zu doppelter Größe. Ein Torgänger. Ein Dämon von jenseits des Tores. Er hob eine Klaue und zerfetzte den Körper der ihm geopferten Frau. Mit der anderen machte er eine ausholende Bewegung und sandte einen Strahl blauer Energie in die Menge der Ritter. Wo der durch die dichtgedrängten Menschen fuhr, hinterließ er verbrannte und zerschmetterte Körper.

Bert rappelte sich auf, sah sich um.  Am Rande der Menge noch mehr Feinde. Aus dem Dunkeln tauchten Horden von Torgänger-Monstren auf. Angeführt von sechsbeinigen Jägern, die sich blutgierig mit großen Sätzen direkt zwischen die Ritter warfen und dort wüteten. In den hinteren Reihen suchten die Ritter nach einer Möglichkeit, sich den Angreifern von vorne und der Seite zu stellen, als die in den letzten Reihen stehenden ihre Wappenröcke umdrehten, so dass nun das schwarze Innenfutter zu sehen war. Mit bisher versteckten Waffen eröffneten sie das Feuer auf die eingekreisten Ordensleute. Hunderte von Rittern fielen schon in den ersten Sekunden dieses grausamen Gemetzels. Verraten aus ihren eigenen Reihen starben sie, ohne auch nur den Hauch einer Chance sich zu wehren. Die Apokalypse war über den Deutschen Orden gekommen.

 

Etwa fünfhundert Ritter gehörten zu den Verrätern. Aus den Wäldern um den Versammlungsplatz strömten mehrere tausend tödliche Monster und der Torgänger-Dämon wütete unter den Ordensrittern. Nachdem er seinen Energiestrahl gewirkt hatte griff er mit bloßen Klauen an. Theobald von Büdingen, Erster Ritter und engster Vertrauter des Hochmeisters warf sich dem Dämonen entgegen. Außer seinem Ritualschwert hatte er keine Waffe, also benutzte er diese. Gerade als das aberwitzige Wesen einen der weiblichen Ritter gepackt hielt und ihm mit der anderen Klaue den Leib aufriss, stürzte sich Theobald auf ihn, um ihm die Klinge in die Seite zu rammen.

Das mittlerweile über zwei-manns-hohe Wesen fuhr blitzschnell herum und schlug das heran zuckende Schwert zur Seite. Im gleichen Schwung schlug der Dämon mit dem im Todeskrampf zuckenden Körper in seiner anderen Pranke nach dem Angreifer.

Von Büdingen konnte sich gerade noch ducken, sonst hätte ihn die Wucht des Schlages zu Boden geschmettert. Die Bewegung seiner weggefegten Klinge weiterführend drehte er sich und schlug mit aller Wucht in die Wade des Dämons. Tatsächlich gelang es ihm auch die ledrige Haut zu durchdringen und das Wesen zu verwunden.

 

Mehr überrascht als vor Schmerz schrie der Dämon auf. Waffen aus dieser Welt sollten ihm eigentlich nichts anhaben können. Doch die Jahrhunderte alte Klinge war in heiligen Ritualen geschmiedet worden und hatte in den Dekaden seit ihrer Schaffung unzählige Segnungen und Schwüre erlebt. Sie war gefüllt mit mehr Magie als die meisten anderen Waffen, insbesondere die neueren, dieser Welt. Hier offenbarte sich einer der Fehler im perfekten Plan des Abtes. Gleichwohl die Ritter während der Messe keine ihrer Standardwaffen trugen, so hatten sie doch alle ihre Schwerter dabei. Die meisten waren antike Waffen wie die des ersten Ritters und somit sogar wirksamer gegen die Torgänger als normale Schusswaffen.

Der Dämon warf sich voll Wut auf den Verursacher seiner Wunde.

Theobald hatte seinen letzten Hieb aus dem Schwung gesetzt und noch nicht wieder festen Halt gefunden. Wie einen Schatten nahm er die herannahenden Klauen wahr. Verzweifelt versuchte er sich zu Boden zu werfen, um ihnen zu entgehen. Vergebens. Er spürte wie sich die Krallen in seinen Rücken gruben und flammendheißer Schmerz seinen Körper durchzuckte. Mit roher Gewalt wurde ihm das Rückgrat gebrochen. Der Erste Ritter des Deutschen Ritterordens war tot.

 

Bert hatte das alles mit ansehen müssen. Um ihn herum waren die Ritter entsetzt über den schnellen Tod ihres besten Kämpfers und edelsten Bruders. Doch sie würden niemals aufgeben. Dies war ihre Schicksalsnacht. Sie hatten gesehen, dass der Dämon verwundet werden konnte. Im Bewusstsein verraten, umzingelt von Feinden und verloren zu sein, stürmten sie auf den Dämonen ein. Rache stand in ihren Augen geschrieben.

 

Big Bert rappelte sich auf und packte sein Schwert in reflexartiger Abwehr vor einem heran springenden, eine stählerne Waffe schwingenden Torgänger. Scharf klingend traf die ungeschlachtete, mit unregelmäßigen groben Zacken versehene Hiebwaffe auf das Ordensschwert. Ein halber Schritt zur Seite, eine fließende Bewegung und Berts Schwert drang tief in den Hals des gekrümmt dastehenden Wesens mit der Statur eines Gorillas. Gefällt viel es zu Boden und Bert orientierte sich schnell.

Am Rande der Bühne griffen Ordensritter mit Schwertern inmitten niedergeschossener Kameraden und Kameradinnen die wild um sich schießenden Verräter an. Vorne warfen sich Dutzende von entschlossenen Kämpfern gegen den Dämon der wild raste und die Angreifer niedermähte wie der Schnitter das Gras unter seinen Füssen. Von den Seiten der aufsteigenden Stufen des Amphitheaters strömten mit groben Waffen bewehrte Grems, vier-meter-hohe Mogs und immer mal wieder ein sechsbeiniger Jäger herbei und stürzten sich auf die Reihen der Ritter. Diese wehrten sich verzweifelt, alleine oder Rücken an Rücken mit einem Gefährten.

Wo Bert hinsah, fielen die Ritter einer nach dem anderen. Von der Anhöhe hörte er das Rattern automatischer Waffen. Direkt neben ihm wurde ein schlanker Ritter , der gerade seine Klinge aus dem Leib eines Grems zog, von einem Jäger mit Dolchzähnen angesprungen. Bert stieß dem Torgänger sein Schwert entgegen. Die Klinge durchfuhr die Brust des Ungetüms und blieb in seiner Schulter stecken. Verwundet und aus der Bahn geworfen landete es und wandte sich brüllend Bert zu. Der hatte die Waffe nicht festhalten können und zog seine verborgene Groß-Kaliber-Automatik. Vom Heiligen Vater persönlich geweihte Munition. Mal sehen wie das dem Monster schmeckte. Ununterbrochen feuernd jagte er ein halbes Magazin in den Jäger. Der schlanke Ritter neben ihm hatte nun seine Klinge befreit und schlug ebenfalls auf den Sechsbeiner ein, bis dieser sein letztes Zucken von sich gab.

Bert zog sein Schwert aus dem toten Monster und rief dem Ordensbruder zu:

‚Zur Anhöhe’.

Der nickte und machte sich daran, dem riesigen Ritter mit dem Schwert in der einen und der Automatik in der anderen Hand zu folgen. Dabei gab er ein Signal an einen weiteren Bruder. Mit riesigen Schwüngen um sich schlagend focht Bert sich seinen Weg zur Anhöhe frei. Die zwei anderen folgten in seinem Schatten, links und rechts Angriffe abwehrend. Weitere Ritter schlossen sich ihnen an und so bildete sich schließlich ein Keil der sich durch die Schlacht Richtung Anhöhe schob.

 

Joe

 

Der brennende Bannkreis erschien und Joe wusste sofort Bescheid. Er packte Hans Lofstraad an der Schulter.

‚Wir müssen hier weg. Auf zum Zelt. Da ist Frost.’

Es überstürzten sich die Ereignisse. Der Dämon erschien und nur wenige Meter hinter ihnen wurde das Feuer auf die Menge eröffnet. Das Hämmern der Waffen und die Schreie der Getroffenen vermischten sich zu einem Crescendo der Vernichtung. Hans brummte.

‚Das war ja mal wieder klar. Egal wo man mit Frost hingeht, es gibt Ärger. Bleib hinter mir.’

Während um sie herum die Ritter versuchten, die Angreifer auszumachen, zog Lofstraad eine Kapuze tief über sein Gesicht und drängte sich vornübergebeugt durch die Masse den Hang hinauf. Die Kapuze hatte einen ganz speziellen Schimmer. Joe tippte auf eine spezielle Kevlar-Beschichtung. Der Waffenspezialist Hans schien auch Wert auf seine passive Bewaffnung gelegt haben.

Schnell kamen sie an den oberen Rand der Menge, wo mehrere hundert Verräter wild in die Menge feuerten. Geschosse pfiffen wie aufgescheuchte Hornissen durch die Luft und Blut spritzte aus getroffenen Körpern.

Die beiden mussten sich zu Boden werfen um nicht gleich getroffen zu werden. Joe sah direkt in das Gesicht einer Ordensschwester mit toten Augen, im Gesicht noch der Ausdruck von Erstaunen und Verständnislosigkeit. Wie ein Mann zogen sie ihre eigenen Waffen und erwiderten das Feuer. Sie konzentrierten sich auf die Stelle, wo sie den Durchbruch schaffen wollten.

Im schlechten Licht des verlöschenden Fackelmeeres konnten die Verräter in ihren umgedrehten, dunklen Wappenröcken die Herkunft der Schüsse nicht ausmachen. Vielleicht bemerkten sie in ihrem Blutrausch und dem Chaos des Angriffes gar nicht, dass zurück geschossen wurde. Einer nach dem anderen wurde getroffen und brach zusammen.

Die Menge der Ritter im inneren Bereich der Zuschauerterrassen bemerkte das an einer Stelle das Angriffsfeuer schwächer wurde. Ohne eine Alternative zu haben wandte sich die Masse der Ritter gegen die Bewaffneten oberhalb ihrer Position. Aus dem Anrennen Einzelner die im Kreuzfeuer fielen, wurde eine Welle, die wie ein Sturm über die Verräter hereinbrach und deren Mauer aus todspeienden Schusswaffen durchbrach.

Auch Hans und er sprangen auf, rannten jedoch nicht zu dem Haufen in dem sich Verräter und verzweifelte Ordensritter im Nahkampf gegenseitig töteten. Ihr Ziel waren die Container des Abtes. Joe immer im Rücken von Hans, dessen versteckter Körperpanzer einige Treffer abhielt. Im Durcheinander der tobenden Schlacht und im Dunkel der Nacht schafften sie es fast bis zum Vordach des Zeltes, das die Containeranlage verbarg. Gleich waren sie da. Joe schöpfte Hoffnung. Doch diese trog. Eine Maschinenpistolen-Salve peitschte aus dem Eingang und eine Wache trat hämisch grinsend hervor. Die Schüsse trafen Hans in die Brust und warfen ihn wild zuckend zu Boden. Joe wurde mitgerissen und konnte nur noch zuschauen, wie der Leibgardist mit angelegter Waffe auf ihn zukam.

 

Er schloss mit seinem Leben ab. Ärgerlich, dass es so enden würde. Da ein Krachen. Was war das? Irgendwo schepperte und krachte es, ein anhaltendes Geräusch das sich immer mehr näherte. Hinter dem Verräter kam eine Gestalt ächzend hervor gerannt, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und einen großen Blechschreibtisch hinter sich herziehend.

Die Wache des Abts hatte drehte sich um starrte genauso erstaunt wie Joe. Dann wurde sie von dem merkwürdigen Gespann auch schon umgerannt. Begraben von einem schnaufenden Frost und einem Schreibtisch ging der Mann zu Boden. Joe schüttelte fassungslos den Kopf.

 

Nachdem die Wache ausgeschaltet und Frost von seinen Fesseln mitsamt dem Schreibtisch befreit war, kümmerten sie sich um den reglos daliegenden Hans. Zu ihrer beider Erstaunen öffnete er die Augen und tastete seinen Körper ab.

‚Mindestens drei gebrochene Rippen’.

Seine Tonfall war mürrisch.

Joe konnte es nicht fassen.

‚Du alter Griesgram, sei froh, dass Du überhaupt noch lebst.’

 

Hans klopfte auf seine eigene Brust.

‚Spezial-Kevlar, solltest Du auch mal versuchen.‘

Trotz seiner lässig geknurrten Bemerkung war er sichtlich benommen.

 

Frost

 

Er blickte auf die kämpfende Menge unter ihnen und die von allen Seiten heran strömenden Monster. Trocken kommentierte er:

Freut mich, dass es Dir gut geht. Es könnte aber eine kurze Freude sein’.

Ein riesiger Dämon tobte in einem Getümmel kämpfender und sterbender Ritter. An den Rändern der Schlacht fanden erbitterte Zweikämpfe statt. Auf dem Hügel, an der oberen Schlachtlinie gelang es vereinzelten Rittern durchzubrechen, doch die meisten fielen kurz darauf verstreuten Torgängern zum Opfer. Inmitten des Getümmels war eine große dunkle Gestalt zu erkennen. Big Bert! Irgendwie schaffte er es, sich mit einem Keil von mittlerweile vielleicht hundert Rittern Richtung Container durchzukämpfen. Er wusste, würde ihnen nicht schnell etwas einfallen, wäre auch dies vergebens. Er wandte sich an die beiden anderen.

‚Die Container, wie sind die hierhergekommen?’

Die beiden schauten ihn fragend an. Joe antwortete als erster.

‚Wie sollen die hierhergekommen sein? Das sind die mobilen Unterkünfte für den Abt.’

‚Ja, schon klar, aber wie sind die hierhergekommen?’

Hans grummelte.

‚Geflogen sind die nicht, dafür gibt es Sattelschlepper.’

Frost grinste.

‚Das wollte ich wissen.’

 

Hans und Joe schauten ihn an, dann nickten sie verstehend.

 

Bert

 

Er konnte mit dem Schwert in der Linken gerade noch den Schlag eines unförmigen Mogs in eine ungefährliche Richtung ablenken. Ohne seine Vorwärtsbewegung zu stoppen jagte er ihm mit der Waffe in seiner Rechten eine gesegnete Kugel durch den Schädel. Brüllend pferchte er sich durch die Masse der Feinde. Wen er nicht beiseite drängen oder überwalzen konnte, wurde von den Männern links und rechts hinter ihm niedergemacht. Wie ein Pflug fuhr ihr Keil aus wütenden Kämpfern durch die Armee der Torgänger.

Mit der Zeit wurden seine Arme schwerer, die Flut ihrer Feinde nicht weniger. Nur nicht nachlassen. Nicht jetzt. Sein ganzer Wille war darauf konzentriert, die Männer und Frauen hinter sich auf die Anhöhe zu führen und sei es nur, um dort zu sterben. Sein ehemals weißer Wappenrock mit dem schwarzen Kreuz war blutgetränkt.

Ein Schuss in die Feinde vor ihm, ein Klicken, die Waffe war leer. Keine Zeit zum Nachladen. Die Klinge mit beiden Händen packend kämpfte er sich wie ein Berserker nach oben. Ein Ritter in schwarzem Rock stellte sich ihm entgegen, die Maschinenpistole zum Schuss erhoben. Ohne Zögern fuhr seine Klinge nieder und spaltete den Verräter von der Schulter bis zur Hüfte. Big Bert nahm den erstaunten Ausdruck auf dem wegkippenden Gesicht seines Gegners nicht wahr. Er tobte weiter und war auf einmal durchgebrochen. Die Anhöhe war erreicht. Vor ihnen lagen die im Leuchten der Schlacht schimmernden Wände der Container-Anlage. Das Zelt war schon zusammengebrochen.

 

Der dunkelhäutige Hüne tat einige Schritte darauf zu und reckte dann sein Schwert in die Luft.

Hierher Ritter!’

Um ihn herum formierten sich die Überlebenden seiner Keilformation. Knapp hundert erschöpfte Ritter in blutgetränkten Überwürfen. Im Kreis, sich gegenseitig den Rücken deckend, stellten sie sich auf. Bereit zum letzten Gefecht.

Wo sie standen zogen sich die Feinde zurück, umringten sie, tobten drohend.

Die Ritter waren hoffnungslos in der Unterzahl, doch keiner der Torgänger wollte der erste sein, der ihrer klingenblitzenden Verteidigung zum Opfer fiel.

Weiter unten tötete der Dämon den letzten der ihn angreifenden Ritter und richtete seinen Blick auf die Anhöhe.

 

Big Bert stand im Schatten der Nacht da wie eine Verkörperung seines Ordens, hinter sich der Kreis der todgeweihten Ritter. Sein Blick kreuzte sich mit dem des Dämonen. Von Büdingens Kampf und der ungestüme Angriff der Ritter hatte Berts Leuten Zeit verschafft. Zweifelhaft, ob diese ihnen etwas nutzen würde. Ein unheiliges Grollen lag über dem Schlachtfeld. Götterdämmerung. Er machte sich bereit.

Unerwartet ertönte eine Fanfare durch die Luft, genaugenommen die Dreiklangfanfare eines schweren Sattelschleppers der mit leerem Auflieger und brüllendem Motor direkt auf die versammelten Ritter zuhielt. Hinter ihm folgte ein zweiter, rücksichtslos über die Leiber wegspringender Torgänger rumpelnd.

 

Ihm blieb der Mund offen stehen. Das war nicht zu fassen. Aus dem Führerhaus des ersten Trucks winkte ihm jemand zu. Frost. Wer sonst. Nicht einmal einen epischen Abgang gönnte einem der Kerl.

‚Springt auf, alle!’

Es war Frost, der sich brüllend weit aus dem Fenster des Führerhauses lehnte.

Die schweren Laster fuhren auf die Gruppe zu und verringerten ihre Geschwindigkeit ohne ganz anzuhalten. Gerade noch hatten die verzweifelten Kämpfer mit dem Leben abgeschlossen. Jetzt reagierten sie ohne zu zögern, warfen sich auf die Ladefläche der Schlepper und  hielten sich an allem fest, was sie finden konnten. Wer es nicht auf den ersten schaffte, fand Platz auf dem zweiten.

Big Bert stellte sicher, dass alle mit kamen und schwang sich in letzter Sekunde auf den schon wieder beschleunigenden hinteren Wagen. Die Trucks rasten durch die Menge der Angreifer in Richtung Parkplatz. Dort würden sie das Gelände verlassen können und auf asphaltierten Straßen fahren. Bis dahin mussten sie überleben.

Einige der Ritter hatten Schusswaffen erbeutet oder noch ihre eigenen, eigentlich nicht erlaubten. Auch wenn diese wenig gegen die Torgänger halfen, so konnten sie doch etwas Distanz schaffen und taten ihre Schuldigkeit an den Verrätern aus dem Orden. Andere wehrten mit Schwertern und bloßen Händen Monster ab, die versuchten, auf die Ladeflächen der fliehenden Sattelschlepper zu springen. Ihr Hauptproblem jedoch war der mächtige Dämon, der mit großen Sätzen seiner muskelbepackten Beine die Verfolgung aufgenommen hatte.

 

Nikolaus

 

Der Abt betrachtete das Geschehen von weiter weg. Immer noch stand er hinter dem blutigen Altar inmitten des glühenden Bannkreises. Eiskalt analysierte er was er sah. Keinerlei Mitgefühl für die sterbenden Männer und Frauen die jahrelang mit ihm zusammen gelebt hatten. Ihn interessierte nur, was er für seine weiteren Pläne aus dem Geschehen lernen konnte. Die Ritter wehrten sich erfolgreicher als erwartet, dennoch war ihre Chancenlosigkeit offensichtlich. Interessant war, wie die alten Klingen den Dämon verletzen konnten und gegen die Torgänger gute Dienste leisteten. Das würde er sich merken.

Abt Nikolaus war klar, nach Errichtung des Großtores und der Invasion der Welt durch die Torgänger könnte er seinen Wert verlieren. Daher würde er rechtzeitig vorsorgen. Milliarden neuer Sklaven mussten verwaltet werden. Dies konnte nur jemand machen, der die Menschen auf dieser Welt kannte. Nur er. 

Wieder sah er auf das Schlachtfeld. Irgendwie bereute er, nicht über das Schlachtweg wandeln und die Kämpfer von Nahem sterben sehen zu können. Sei es darum. Auch von seinem Standpunkt aus war die Vernichtung des Ordens ein zutiefst befriedigender Anblick. Er würde ihn wieder auferstehen lassen, nach seinen eigenen Vorstellungen.

 

Frost

 

Aufgeblendete Scheinwerfer warfen ihr Licht durch die Nacht, gequälte Motoren brüllten. Auf dem ersten Schlepper hatte sich eine resolute Schwester in das Fahrerhaus gehangelt und knarrzte Frost an, ihr das Steuer zu überlassen.

‚Du fährst ja wie ein Mädchen.’

Ohne Widerworte rutschte er zur Seite und überließ ihr das Steuer. Tatsächlich hatte sie es drauf. Noch eine Spur schneller und viel ruhiger raste der LKW Richtung Parkplatz. Immer wieder schlug etwas gegen seine Front oder Seite. Ein leichtes Rumpeln verkündete anschließend von einem Angreifer, der im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder kam. Sollte ihnen tatsächlich die Flucht gelingen? Noch waren sie nicht vom Gelände herunter und hinter ihnen immer noch der Dämon.

Als reichte das noch nicht, erschien vor ihnen in der Luft ein Licht und entpuppte sich schnell als der Scheinwerfer eines Hubschraubers. Die Lichter des Helikopters rasten heran. Jede Sekunde zählte. Frost richtete seine Waffe auf die gleißenden Lichter, wissend, dass nur ein Zufallstreffer den Hubschrauber stoppen konnte. Egal, er hatte ein fast volles Magazin und nichts zu verlieren. Aus dem Fenster gelehnt versuchte er so viel Stabilität zu bekommen wie möglich. Fester Anschlag. Zielen.

Im Augenblick da er abdrücken wollte wurde im Kopter kurz die Kabinenbeleuchtung angemacht. In dem schwachen Licht erkannte er Angelina und…Rita!

Fast wäre Frost ein Jubelschrei entfahren .

Jemand fragte ‚Alles klar?‘

Okay, wohl nicht nur fast. Verstärkung aus der Luft und Rita lebte! Er brüllte aus dem Fenster.

‚Nicht schießen, der gehört zu uns!‘

Zumindest der ein oder andere gab den Ruf weiter. Und schon war der Hubschrauber über sie hinweg. Sich zur Fahrerin beugend rief er:

‚Mitten durch den Parkplatz und dann nichts wie auf die Straße. Ich steige vorher aus.‘

 

Mit bis zum Zerreißen gespannten Muskeln und voll konzentriert mit dem ruckelnden Lenkrad des Vierzig-Tonners kämpfend nickte die Frau kurz. Ein unmenschlicher Schrei. Aus dem Nichts sprang ein böse grinsender Grem auf die Motorhaube des Trucks und rutschte krachend gegen die Windschutzscheibe. Seine Streitaxt schmetterte ins Glas und verfehlte die Fahrerin nur knapp.

Frost versuchte sein Gewehr auf den Angreifer zu richten, wurde jedoch behindert von der Enge des Führerhauses.

Mit der einen Axt fest verankert, holte der Grem mit der anderen Hand aus, in der er eine zweite Kampfaxt trug. Diesmal zielte er genau.

Die Kämpferin am Steuer starrte ihn wild an, ihrem Tod ins Auge sehend ohne die Möglichkeit etwas zu tun. Jedes Loslassen des Lenkrades, sei es nur mit einer Hand, würde den Sattelschlepper ausbrechen lassen. Selbst wenn es durch Glück nicht zu einem Überschlagen des Fahrzeuges kommen würde, ihre Flucht wäre zu Ende.

Frost sah das Unheil kommen, in Zeitlupe nahm er den Schlag des Torgängers wahr. Einem Albtraum gleich fühlte er sich wie von Sirup behindert, seine Bewegungen viel zu langsam um ihn aufzuhalten.

 

Angelina

 

Ein Pilot der GSG 9 steuerte den Helikopter. An der offenen Seitenluke kauerten Rita und Angelina. Das blutige Chaos vor ihnen erfüllte sie mit Grauen. Beide erprobte Kämpfer konzentrierten sie sich trotzdem auf das Hauptproblem und das war offensichtlich: Großer böser Dämon verfolgt Laster – und hat ihn gleich.

 

Angelina blickte mit zusammengekniffenen Augen auf die Tragödie, die sich gerade abspielte. Nur noch wenige Sätze und das riesige todbringende Wesen würde direkt auf der Ladefläche des hinteren Schleppers landen. Verzweifelt schossen Ritter auf den Verfolger. Ohne Erfolg, die Treffer richteten praktisch keinen Schaden an. Ab und zu musste geweihte Munition dabei sein, denn zumindest ein Auftreffen auf der ledrigen Haut des Ungetüms war zu erkennen, mehr nicht.

‚Ja, der Bursche steckt einiges weg. Aber wir haben das Richtige für ihn mitgebracht.‘

Rita hatte gefunden, was sie suchte und reichte der Ordensschwester ein schweres, kurzes Rohr nach vorne. Eine Art Panzerfaust, etwas größer als der Standard, Hightech-Visier. Mit wenigen Handgriffen war die Waffe einsatzbereit. Rita öffnete auch die gegenüberliegende Luke so dass der Wind durch den Heli stürmisch wehte. Schnell ging sie vorne im Cockpit in Deckung. Ein kurzer Blick zu Angelina. Jetzt hing alles von der dunkelhaarigen Walküre ab.

 

Angelina schrie wild in die Nacht, ihre Gesichtszüge wurden starr vor Konzentration. Linke Hand – Visier. Hochklappen. Rechte Hand. An den Abzug. Stütze an die Schulter. Beine gegen die Türkante stemmen. Oberkörper in die Gurte des Hubschraubers pressen. Visier ausrichten. Der Dämon erschien in einem grün leuchtenden Fadenkreuz. Zeit wird knapp. Ruhe bewahren. Blick nicht mehr vom Ziel wenden. Linke Hand stützt Abschussrohr.

Der Dämon gräbt seine Krallen in den LKW.

Ausatmen.

Abschuss.

 

Ein feuriger Strahl schoss weit aus dem hinteren Ende des Werfers.  Aus der vorderen Öffnung jagte eine Granate, schneller als bei jeder anderen Bazooka. Von einem unirdischen Glühen umgeben raste das Geschoss aus Torgänger-Metall, bestückt mit hochexplosivem Zünder und gefüllt mit mehrfach geweihter Ladung, auf sein Ziel zu. Wenn Angelina jetzt verfehlt hatte, war es um die Ritter geschehen. Wie ein glühender Komet zog die Granate ihre Bahn. Senkte sich.

Der Dämon blickte auf. Sah die heranfliegende Granate. Zu spät. Treffer!

Wie von einer unsichtbaren Götterfaust getroffen wurde der Dämon durch die Luft zurückgeworfen. Unglauben zeigte sich auf seinem Gesicht. Die Granate explodierte und zerriss ihn in einer schillernden Explosion. Nichts blieb von ihm, als ein grüner übel stinkender Nebel, der sich wabernd zu Boden senkte. 

 

Frost

 

Während der hintere Wagen gerade seinem Schicksal entkommen war, sahen die Fahrerin und Frost im vorderen hilflos zu, wie ihres von einem einzelnen Grem mit zwei Äxten besiegelt werden sollte. Beide rissen die Augen auf. Aus dem Nichts erschien, irgendwann zwischen dem letzten und vorletzten Augenblick, ein Kampfstiefel Größe fünfundvierzig und traf den Torgänger mitten ins verzerrte Gesicht.

Der Grem verlor den Halt, rutschte über die Motorhaube und fiel über den Kühler. Ein Rumpeln unter der Vorderachse war das letzte, was von ihm zu hören war.

Von oben hörte Frost eine bekannte Stimme. Es war Joe, der in den Fahrtwind brüllte.

,Unbequem hier, aber tolle Aussicht!‘

Nachdem Joe ins Fahrerhaus geklettert war, machte sich Frost fertig zum Abspringen. Tatsächlich hatten sich die beiden Schlepper von der feindlichen Meute absetzen können. In der Mitte des Parkplatzes öffnete der Ritter die Tür, rief den beiden anderen einen Gruß zu und sprang hinaus.

Er versuchte sich abzurollen, überschlug sich aber dennoch mehrmals. Ächzend rappelte er sich auf und orientierte sich. Ja, da war sein Auto. Mit wenigen Schritten war er beim Wagen und warf sich hinein. Der schwere Achtzylinder brüllte auf und mit schlingerndem Heck folgte Frost den Trucks und dem über ihnen schwebenden Hubschrauber.

‚Merke Dir das Max, nie den V8 zurück lassen.‘

 

Bert

 

Er klammerte sich an eine Befestigung auf der Ladefläche und blickte zurück. Tränen traten ihm in die Augen. Über zweitausend Ordensgefährten lagen tot hinter ihnen, viele Freunde, einst im Glauben an das Gute vereint. Zweitausend Menschen mit Hoffnungen und Träumen, die nie wahr werden würden. Getötet durch Verrat, niedergemetzelt ohne jede Chance sich zu wehren. Seine Fäuste waren geballt, die  Knöchel weiß. Tränen flossen ungehemmt über sein Gesicht. Tränen der Trauer und der Verzweiflung.

 

Kapitel 8 – Wasted Youth

 

Washington D.C.

 

Kerrington

 

Air-Force General Dan Kerrington hatte es sich nicht nehmen lassen, seinen alten Freund selbst zum Präsidenten zu bringen. Der hatte ihm schon einiges berichtet, das dem abgebrühten Veteranen tiefe Sorgen bereitete. Die Eskorte hielt und der Besucher aus dem alten Europa stieg aus. Kerrington wollte noch etwas wissen.

‚Ist es ernst?‘

‚Ja.‘

Auf der Rückfahrt beschäftigte sich der General mit dunklen Gedanken.

 

Malesh Kumar

 

Das Pentagon. Schaltzentrale der Macht. Hier waren heute einige der bedeutendsten Politiker der Welt versammelt. Der amerikanische Präsident, sein engster Berater, der sowjetische Ministerpräsident mit zwei seiner Leute, sowie, dazu geschaltet per sicherer Leitung, der chinesische Staatschef. Ebenso der deutsche Bundeskanzler.

Alle schauten sie mit besorgter Miene auf den großen, breitschultrigen Mann mit der Hakennase und den stechenden Augen, der in ihrer Mitte stand. Mahesh Kumar, Großmeister des Deutschen Ordens. Schulterlange schwarze Haare, von Silber durchzogen. Dunkle Haut, Zeuge seines arabischen Erbes, mit mehr Furchen als Falten. Seine Haltung zeugte von großem Selbstbewusstsein, auch in Anwesenheit dieser mächtigen Herrscher. Man dem Großmeister des Deutschen Ordens seine über sechzig Jahre nicht an.

Mit fester und eindringlicher Stimme versuchte er die Anwesenden von seinem Anliegen zu überzeugen. 

‚Der Angriff hat begonnen, die erste Schlacht dieses Krieges wurde geschlagen und wir haben sie verloren. Eine ganze Stadt wurde ausgelöscht. Es liegt jetzt an Ihnen zu entscheiden, wie wir reagieren. Von dieser Entscheidung wird es abhängen ob unsere Welt wie wir sie kennen weiter bestehen wird. Wenn wir es nicht schaffen uns gegen den gemeinsamen Feind zu vereinen, sind wir alle dem Untergang geweiht.’

Der Berater des U.S.-Präsidenten äußerte sich zuerst.

‚Nun, der Verlust dieser Kleinstadt ist bedauerlich und unser Mitgefühl gilt allen Angehörigen der Opfer. Aber ist es nicht übertrieben von einer Schlacht zu sprechen? Ein Haufen Zivilisten, wehrlos, überfallen von einer blutrünstigen Meute. Natürlich hatten sie keine Chance. Ich denke ein Regiment unserer Truppen hätte diese Wilden mit ihren Monstren weggefegt. Wir haben moderne Waffen denen nichts widerstehen kann. Und wir haben die Bombe.‘

Der Deutsche Bundeskanzler protestierte gegen die Verharmlosung der Verluste. Alle anderen nickten dem amerikanischen Berater zustimmend zu, bis auf den chinesischen Staatschef, der starr in die Kamera schaute.

Der Großmeister sah ihn an.

‚Vielleicht stimmt unserer chinesischer Partner hier nicht zu.‘

‚Ich habe dazu nichts zu sagen‘.

‚Nun, fuhr der Ordensritter fort ‘so möchte ich Ihnen etwas zeigen.‘

Auf der Leinwand erschienen Bilder von Kampfszenen, Menschen gegen Torgänger, in einer steppenähnlichen Landschaft.

‚Dies sind Bilder aus dem Osten Chinas. Bei den Torgängern handelt es sich unserer Meinung nach nur um einen Spähtrupp, der zufällig entdeckt wurde. Entweder befindet er sich zum Zeitpunkt des Kampfes in unmittelbarer Nähe des Tors oder sie haben einen Magier dabei. Bisher haben wir Tore jedoch eindeutig nur in Mitteleuropa nachweisen können. Also gehen wir eher von einem Magier aus. Bei den kämpfenden Einheiten handelt es sich um chinesisches Militär, keine Zivilisten. Sie sehen schwere Waffen bis hin zu Panzern.  Und sie sehen, dass das Militär verzweifelt versucht zu fliehen. Ich will aber auf etwas anderes hinaus. Jetzt schauen sie genau hin, ich schalte auf Zeitlupe.‘

Alle schauten gebannt auf die Bilder, der Blick des Chinesen starr, sein Gesicht unbeweglich doch an seiner Schläfe pochte verräterisch eine Ader.

Der Großmeister setzte seine Ausführung fort.

Hier am linken Bildrand erscheint….jetzt… ein Kurzstrecken-Flugkörper. Eine Bombe. Nun sind unsere Freunde in China etwas direkter in ihrer Herangehensweise als wir es hier sein würden. Wir haben die Bombe überprüft. Die Rakete trägt einen nuklearen Sprengkopf.‘

Die Versammelten sprangen auf, der Großmeister bedeutete ihnen, sich wieder zu setzen.

‚Bitte, schauen sie sich die Bilder an.‘

Es war zu sehen, wie sich die Rakete mitten auf das Schlachtfeld senkte. Eine kleine Explosion war zu beobachten und einige der Betrachter kniffen unwillkürlich die Augen zusammen, in Erwartung des Blitzes der Atomreaktion. Stattdessen entstand nur eine bunt schillernde Kugel, ähnlich einer riesigen Seifenblase. Nach wenigen Augenblicken verging sie und nichts war geschehen.

Der Großmeister schaute in Richtung des Chinesen. Dieser hatte mit steinernen Zügen die Vorführung verfolgt und sprach nun mit fast tonloser Stimme.

‚Keine Reaktion. Weder konventionelle noch die nukleare Waffe erzeugten nennenswerte Wirkung. Wie wir später feststellten, gab es noch nicht einmal Anzeichen für erhöhte Radioaktivität in diesem Bereich. Irgendetwas hat unsere Waffen einfach neutralisiert. Es gibt nur eine Möglichkeit uns vor den Torgängern zu schützen: Wir müssen die Tore zerstören, die in unsere Welt führen. Alle und für immer.‘

Betroffenes Schweigen breitete sich aus. In die Stille hinein ertönte ein leises Summen. Der Großmeister griff nach einem Handy und las eine Nachricht.

Der Präsident sah seinen Berater böse an.

‚Ich dachte, hier kommen keine elektronischen Geräte rein?’ Der zuckte hilflos mit den Schultern.

Der Großmeister hatte seine Aufgabe erfüllt.

‚Leider muss ich nun gehen, weitere Ereignisse erfordern meine Aufmerksamkeit. Meine Herren, sie kennen die Fakten. An ihnen ist es, die Erde zu retten oder sie untergehen zu lassen.’

Er drehte sich um und ging.

 

Wildenstein

 

Kayleigh

 

Vom Pentagon einige tausend Kilometer entfernt und einige hundert vom Treffen der Tempelritter wussten die Bewohner der Burg Wildenstein nichts von der Tragödie, die sich auf dem Loreley-Felsen abspielte. Umgeben von Wäldern, Schluchten und Felsen war die Burg ein grauer Schatten in der dunklen Nacht. Nur aus wenigen Fenstern leuchtete etwas Licht. Kalt und bedrohlich ragten die Mauern empor. Im Inneren wurde Kayleigh allerdings eher heiß.

Ausgelöst von den vorangehenden Zärtlichkeiten der Baronin hatte sich ein Kribbeln in ihrem Körper ausgebreitet. Ihre Spannung stieg weiter, als sie ihr nun durch die Gänge folgte. Die Baronin führte Kayleigh in eines ihrer Schlafzimmer. Ein schmaler Ankleidespiegel und zwei Stühle mit hohen Lehnen und ledernen Sitzbezügen waren die einzigen Möbel neben dem großen Bett, welches von allen Seiten zugänglich mitten im Zimmer stand. An einer Wand war ein großer Bildschirm angebracht. Er konnte durch rote Vorhänge verdeckt werden die augenblicklich aber zurückgezogen waren. Eine Tür führte weiter in ein kleines Bad.

Kayleigh sah sich um.  Irgendwie wirkte das Zimmer... anders. Sie versuchte zu erkunden, was genau dieses Anders war. Schließlich wurde ihr bewusst, was sie irritierte. Die ganze Anordnung wirkte, als hätte das Bett einen Zweck. Nicht den des Schlafens. Es wirkte wie eine Bühne. Das Prickeln in ihrem Bauch wurde stärker. Geschmeidig trat Zarah von hinten an sie heran und legte die Arme um sie. Kayleigh spürte die Brüste, den Körper und den heißen Unterleib der anderen Frau, der sich leicht an sie schmiegte. Ein gutes Gefühl.

Mit festem Griff drehte Zarah sie in ihren Armen um und küsste sie auf die Lippen. Feucht und fordernd schob die andere die Zunge in ihren unerfahrenen Mund. Willig überließ sie sich dem Zungenspiel. Ohne Mühe drückte Zarah sie sanft aber bestimmt auf das Bett. Über ihr kniend strich sie genießerisch über ihre jungen Brüste. Dabei spürte Kayleigh, wie sich das rechte Knie der reifen Frau fest zwischen ihre Beine drückte, genau dort, wo ihre Lust pochte.

Sie hatte die Arme über den Kopf gestreckt und die Lippen leicht geöffnet, bereit sich dem hinzugeben was da kommen sollte.

‚Zieh doch diese enge Hose aus und mache es Dir bequem. Ein bisschen Fernsehen? Hier ist die Fernbedienung. Ich bin gleich bei Dir‘.

Überrascht und mit Enttäuschung über die abrupte Unterbrechung blickte sie Zarah nach, die im Badezimmer verschwand, nicht ohne einen begehrlichen Blick auf Kayleigh zu werfen.

Sie war erregt. Ihre Hormone tobten wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Gleichzeitig schaltete sie aber auch wieder ihren Verstand ein. Die Frau verführte sie. Nicht zu glauben. Eine Frau!

Der Bitte der Baronin folgende zog sie die enge Jeans über ihre weichen weißen Schenkel und entledigte sich so des Kleidungsstücks. Schnell drehte sich auf den Bauch und schloss unwillkürlich die Beine, als könnte sie so ihre Unschuld schützen. Entgeistert von ihrem eigenen Verhalten schüttelte sie den Kopf, um ihn frei zu bekommen. Dabei fiel ihr Blick auf die Fernbedienung, die ihr die Baronin hingelegt hatte. Verzweifelt auf der Suche nach etwas Normalität nahm sie das Gerät in die Hand. Wahllos drückte sie einen Knopf und der große Bildschirm sprang sofort an.

Mit großen Augen starrte sie darauf. Oh Mann!

Das Haus war mit teuren Empfangsanlagen ausgestattet, die weltweite Sender empfangen konnten und alle Fernseher waren an ein DVD-Filmarchiv angeschlossen welches jederzeit eine Vielzahl von Filmen bot. Aber was ihr jetzt gezeigt wurde hatte sie gewiss nicht erwartet. Sie stützte sich auf ihre Ellbogen um besser sehen zu können. Das sich ihr bietende Bild hätte alltäglicher nicht sein können. Ein junger Mann lag in engem T-Shirt und Jeans fernsehend auf einem Bett. An sich nichts besonderes, aber sie kannte den Jungen. Es war Corwin. Der Radiowecker neben seinem Bett zeigte die aktuelle Uhrzeit.

Sie konnte Corwin live mit einer Kamera beobachten! Fasziniert blickte sie auf den Bildschirm. Corwin hatte ein Buch in der Hand, während der Fernseher lief. Etwas schien ihn zu stören. Er schaute irritiert auf und griff zur Fernbedienung. Offensichtlich funktionierte diese nicht.

Kayleigh sah, wie er wild darauf herumdrückte. Leider konnte sie nicht erkennen, was auf seinem Bildschirm lief. Mit einem Mal hörte er auf die Fernbedienung zu bearbeiten. Er legte sie weg und schaute gebannt Richtung Fernseher. Kurz darauf folgte das Buch. Was ihn wohl so interessierte? Egal, Kayleigh könnte ihn stundenlang anschauen. Der durchtrainierte Körper, das gut geschnittene Gesicht. Auf einmal hielt sie den Atem an. Corwins rechte Hand wanderte über seinen Schenkel und legte sich leicht über seinen Schritt. Bei genauerem Hinsehen sah sie auch eine verdächtige Wölbung. Sie bekam so eine Idee, was für ein Film gerade lief. Corwins Hand bewegte sich. Mit leichtem Druck massierte er die Erhebung in seiner Hose. Das durfte nicht wahr sein! Kayleigh stieß einen kleinen Jauchzer des Entzückens aus, als er mit beiden Händen seine Gürtelschnalle öffnete um dann den Reißverschluss seiner Hose herunterzuziehen. Er hob leicht die Hüfte und schob Hose und Unterhose mit einer Bewegung tiefer. So befreite er sein herrliches, hart aufragendes Geschlecht. Die linke Hand leicht auf dem Schenkel liegend umfasste seine Rechte mit festem Griff den Schaft des Gliedes. Kayleigh war gebannt vom Anblick des männlichen Ziels ihrer Begierde, von dem geaderten Schaft bis zur rot glänzenden Eichel. Heiß durchfuhr es ihren Körper.

Als hätte sie nur darauf gewartete stand die Baronin wieder im Zimmer. Wäre Kayleigh nicht auf anderes konzentriert gewesen, hätte sie erkannt, dass sie ihre bequemen Hausschuhe gegen hohe schwarze Stiefel eingetauscht hatte. Zarah glitt neben ihr auf das weiche Bett. Ihr rechter Schenkel schob sich über ihren und ihr Oberkörper schmiegte sich eng und warm an sie.

‚Wie gefällt Dir das Programm?‘

Sie spielte mit der Hand im geöffneten Haar Kayleighs.

Ihr Bick musste Antwort genug sein. Entrückt beobachtete sie, wie Corwins Hand in geübten Bewegungen sein Geschlecht hinauf und hinab glitt. Dieses schien dadurch noch mehr anzuschwellen. Seine Linke schob sich unter seine Hoden. Kayleigh war es, als wollte er ihr den prallen Sack präsentieren, ihre Zunge fuhr über ihre Lippen.

Die Baronin indes lies die Hand ihren Rücken entlang wandern bis sie zur mädchenhaften Unterwäsche gelangte. Mit beiden Händen packte sie diese und zerriss sie mit einem harten Ruck. Zwei perfekte Halbkugeln offenbarten sich ihr, geteilt von einer verlockenden Ritze. Zarah umfasste ihren Pobacken und erkundete sie. Mit dem linken Arm langte sie unter Kayleighs Pulli und umfing ihre schlanke Taille. Die rechte Hand tauchte zwischen Kayleighs weiche Mädchenschenkel. Willig öffnete sie diese. Sie spürte wie Zarahs Hand ihre sanfte Haut auf der Innenseite der Schenkel streichelten. Wie sie höher wanderten und ganz leicht die weichen Haare, die spärlich ihr junges Geschlecht bedeckten berührten. Tiefer wanderten die Finger bis sie ihre heißen und feuchten Lippen berührten konnte, die das Tor zu ihrer Lust bildeten. Leicht wurde ihr zartes Fleisch ertastet. Die Berührung war so intim, so erregend. Die Finger der Baronin ertasteten die Form ihres zarten Fleisches. Prüfend, forschend, kundig. Sie wanderten die sanften Schwellungen ihrer Schamlippen entlang, bewegten sie leicht hin und her, erhitzten sie immer mehr.

Die Baronin zog mit Daumen und Zeigefinger ihre äußeren Schamlippen zurück um mit dem Mittelfinger sanft über die inneren zu streichen. Ohne dass sie es kontrollieren konnte zuckte Kayleighs Unterleib wild. Dann tauchte Zarah ganz tief  in ihre lüsterne Feuchtigkeit ein.

Aaaahh!‘

Ein Ausruf entfuhr Kayleigh. Hin und her gerissen zwischen der Lust in ihrem Geschlecht und den erregenden Bildern auf dem Bildschirm wälzte sie sich wollüstig im Griff der Baronin hin und her. Sie überließ sich ganz ihren Gelüsten.

Zarah rückte ihr noch näher. Ihre Lippen näherten sich ihrem Ohr und flüsterten ihr zu:

‚Komm, meine Kleine, halte Dich nicht zurück. Ich will Deinen geilen Körper in Ekstase zucken sehen‘.

Gleichzeitig machte sie irgendetwas mit der Fernbedienung des Bildschirms. Die Kamera zoomte näher an Corwin heran. Sein Kopf war nun nicht mehr zu sehen, dafür jede Einzelheit seines prallen Gliedes. Seine Hand war in einen festen Rhythmus verfallen, sein Becken presste sich nach oben. An der Spitze seiner Eichel hatte sich ein kleiner Tropfen gebildet, als Vorbote der Lust, die das Geschlecht verspritzen wollte. 

Die Hand der Baronin wühlte in Kayleigh und verursachte Gefühle in noch nie erlebter Intensität. Mit fordernden Bewegungen trieb die Frau sie zum Höhepunkt. Ihr ganzer Körper glühte. Sie war die Sonne. Grenzenlos aufgegeilt konnte sie doch nicht den Blick vom Bildschirm lassen. Corwins Hand schob sein T-Shirt weg von seinem durchtrainierten Bauch. Sein strammes Glied zuckte in Wellen. Auch Zarah hörte nicht auf. Deren erfahrenen Finger in ihrer Muschel trieben sie über die Klippe. Auf dem Bildschirm ergoss sich eine Fontäne von Sperma sich über harte Bauchmuskeln, sie hörte ihr eigenes Keuchen... Kayleigh explodierte.

 

Etwas später. Sie lag in den Armen der Baronin und allmählich beruhigte sich ihr Atem. Zarah schaute sie an und sprach.

‚Höre mir genau zu mein Engel, ich möchte Dir ein Angebot machen. Du kannst es annehmen oder nicht. Ich bin Dir nicht böse oder sonst was, egal wie Du Dich entscheidest. Aber ich mache es Dir nur einmal.‘

Kayleigh musste sich zwingen, den Worten zu folgen, so aufgelöst war sie noch. Für den Augenblick konnte sie sich nichts vorstellen, was die Baronin ihr noch bieten konnte, über das gerade Erlebte hinaus. Sie horchte in ihren Körper hinein, spürte den Widerhall der neuen Gefühle und das so wundervolle Echo der Lust, die sie erlebt hatte. Mit verschleiertem Blick sah sie die schöne Frau an, die so elegant neben ihr lag und deren Hand noch wie zufällig zwischen ihren Beinen lag. Unvermittelt riss sie ihre erwachten Augen auf, als sie verstand was die Baronin weiter sagte.

‚Du fährst morgen nicht nach Berlin. Stattdessen bist Du eine Nacht meine Sklavin und er gehört eine Nacht Dir. Nimmst Du an, Ja oder Nein?‘

Da war wieder Kayleighs altes Problem. Zu viel Spontanität, zu wenig Denken. Ohne zu Überlegen antwortete sie.

‚Ja.‘

 

Später versuchte sie Frost zu erreichen um ihm zu sagen, dass sie noch etwas länger blieb und er sich keine Sorgen machen sollte. Sie erreichte nur eine Mailbox. Egal, ihre Gedanken waren ganz woanders.

 

Aurora, Heimwelt

 

Leander

 

Jeder, der am Hof des Gottkaisers etwas werden wollte, und sei es nur älter, hatte einen Wohnsitz in der Hauptstadt des Reiches: Aurora. Offiziell hieß es sie liege wie ein strahlender Kranz um den Palast des Herrschers. Auf der Straße erzählte man sich dagegen, sie habe sich wie ein Krebsgeschwür darum ausgebreitet. Sah man die tiefen dunklen Straßenschluchten, die düsteren Mauern der gewaltigen, schmucklosen Bauten und die graue Luft, genährt aus hunderttausenden Feuern, entzündet von den Armen, die sich weder Wärme noch Licht gespeist aus Magie leisten konnten, so stimmte man eher letzterem zu.

Leander kümmerte dies alles nicht. Er wollte definitiv etwas werden. Ehrgeiz war nach seiner eigenen Einschätzung seine einzige Schwäche. Seine Stellung erlaubte ihm nicht nur ein gut eingerichtetes Heim mit allen Annehmlichkeiten sondern auch noch das ein oder andere Anwesen weit weg vom Grau der Stadt. Jetzt war sogar eine riesige Burg hinzugekommen, von solcher Wehrhaftigkeit, dass der Gottkaiser heute keinem mehr gestatten würde eine solche zu bauen. Doch die Festung des Kriegsherren war nicht sein Rückzugsort, der befand sich inmitten der Hauptstadt. Leanders Stadtwohnung lag in einem der Viertel, die schon etwas heruntergekommenen waren und mit Vorliebe vom niederen Hofstaat mit Aufstiegsambitionen bewohnt wurde. Nachdem er die Nacht mit Lady Sir-Tek verbracht hatte, hatte er sich mittels zweier Wegsteine so nahe an die Stadt begeben wie es erlaubt war. Mit einer Schwebekutsche legte er den Rest des Weges zurück und ließ sich zu einer schmalen steinernen Treppe an einem Haus fahren, das über zwanzig Stockwerke in den düsteren Himmel ragte. Auf Höhe jedes Stockwerks führte eine Galerie entlang, an der mehrere Eingangstüren waren. Leander musste zehn Stockwerke die Treppe hinauf, bis er zu seiner Wohnungstür kam. Normalerweise hatten solche Häuser einen Aufzug, doch an diesem schien diese Modernisierung vorbeigegangen sein. Ohne außer Atem gekommen zu sein erreichte Leander seine Tür. Wie alleine öffnete und schloss sie sich hinter ihm. Mehrere Bedienstete kamen sofort auf ihn zu um ihm seinen Mantel und die schweren Schuhe abzunehmen. Gleich danach reichten sie ihm eine Tasse Kaffee. Eine Erfindung der neuen Kolonie. Schon dafür würde es sich lohnen, diese Welt zu erobern. In aller Ruhe setzte er sich auf einen hölzernen Lehnstuhl in einem karg aber elitär eingerichteten Zimmer.

Einem Besucher wäre schnell klar geworden, dass das Innere der Wohnung nicht der Größe entsprach, die man von außen erwartete. Tatsächlich füllten seine Räume den ganzen Häuserblock aus. Sämtliche anderen Türen waren Täuschungen um zu verbergen, dass hier mitten in der Stadt eine kleine Festung entstanden war.

Leander ließ sich eine Verbindung zu seinen Verbündeten auf Kolonie Sieben, die Welt die es zu erobern galt, herstellen. Alles entwickelte sich nach Plan, jetzt wollte er wissen, wie es dort aussah. Nur einer seiner Diener war in der Lage, die rudimentäre Magie zu steuern, die zur Aktivierung des Fernsteins notwendig war. Der weißhaarige Mann, den er nur Primus rief, als ersten seiner Dienerschaft, genoss durch seine Begabung eine Sonderstellung und war der einzige, der länger bei ihm diente. Alle anderen verschwanden nach einiger Zeit. Genau genommen ließ er sie verschwinden. Leider war es sehr schwierig, jemanden zu finden, der auch nur einfachste Magie bedienen konnte. Dafür sorgten schon die Magier- und die Hexengilde. Und natürlich der Kaiser.

Nachdenklich schaute Leander seinen Diener an. Ein flüchtiger Gedanke wehte wie ein Nebel durch seinen Kopf und fast mit Mühe fing er ihn auf.

‚Bestimmt habe ich Dich schon mal nach Deinem Namen gefragt. Ich habe ihn wohl  vergessen. Wie lautet er nochmal?’

Der ältere Diener mit dem halblangen weißen Haar, und dem wohlgestutzten Bart antwortete ohne den demütigen Blick auf seinen Herrn zu richten.

‚Mein Name ist Elbrecht. Herr.’

Leander nickte, schon wieder desinteressiert und wies den Mann an, eine ganz bestimmte Verbindung herzustellen. Es dauerte nicht lange und das Gesicht von Abt Nikolaus erschien in der leuchtenden Kugel, die vor ihm schwebte. Sein Gesicht strahlte selbstzufriedene Zuversicht aus.

‚Seid gegrüßt werter Abt, wie ich Eurem Lächeln entnehme, ist alles gelaufen wie vorgesehen?‘ 

‚Alles wie geplant. Der Orden ist praktisch vernichtet und ich werde einen neuen auf seiner Asche aufbauen.‘

Ausführlich berichtete der Abt alle Einzelheiten seines Triumphs. Leander beglückwünschte ihn. Auch dort also verlief alles in seinem Sinn. Es galt nur noch eines zu veranlassen.

‚Dieses Mädchen, das sich in Euren Gewahrsam befindet. Ihr wisst schon, dasjenige, welches nach unserem Angriff lebend zwischen toten Jägern gefunden wurde. Ihr müsst sie mir unverzüglich übergeben, ich schicke Euch jemanden der sie zu mir bringt.‘

Das Gesicht des Abtes verlor schlagartig seine Zuversicht.

‚Da gibt es eine kleine Komplikation. Sie ist verschwunden. Der beauftragte Ritter hat sie nicht dort abgeliefert wo er sollte.‘

‚Was?!‘

Leander fiel es schwer ruhig zu bleiben.

‚Ich brauche dieses Mädchen! Sie ist unser Preis um an den Schlüssel für das Tor zu kommen! Findet sie. Schnell!‘

Erbost brach er die Verbindung ab. Das Problem musste umgehend gelöst werden. Zeit Schwarz zu kontaktieren. Von all seinen Verbündeten war der Dämonenlord derjenige, den er als am ebenbürtigsten ansah. Damit auch als am gefährlichsten. Dennoch sprach er am liebsten mit diesem. Der begrenzte Geist Bal-Kars ödete ihn unendlich an und immer wieder musste er sich beherrschen um nicht ungeduldig aus der Haut zu fahren, wenn er mit ihm verhandelte. Dafür war er leicht zu lenken.

Etwas schwieriger war da Lady Sir-Tek, die nicht nur eine wichtige Verbündete war, sondern auch die Frau, die wie keine andere seine fleischlichen Gelüste befriedigen konnte. Er musste immer aufpassen, dass sie dadurch keine Macht über ihn bekam. Sie ähnelte ihm in vielem, aber war weit weg von seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten. Schwarz hingegen hatte die Herrschaft über ein Heer von Dämonen und Dämonendienern,  gewaltige körperliche und magische Kräfte sowie einen scharfen und intriganten Geist. Seine einzige Einschränkung war, dass er nicht unbegrenzt in dieser Dimension weilen konnte. Selbst das konnte sogar ein Vorteil sein, denn in seiner eigenen Welt war er von hier aus unantastbar. Wieder wurde der Fernstein aktiviert.

Der Dämonenlord hörte zufrieden die Nachrichten von Abt Nikolaus. Allerdings musste Leander auch berichten, dass der Dämon, den Schwarz zur Unterstützung des Abtes abgestellt hatte, im Kampf getötet worden war. Wie erwartet wusste Schwarz bereits davon. Die Verbindung zwischen einem Dämonen und seinem Herrn stellte in vieler Hinsicht so etwas wie eine Verschmelzung dar. Leander war sich nicht sicher, ob Schwarz nicht alles, was er ihm über das Massaker am Deutschen Orden erzählte, schon durch die Augen und Ohren seines Dämons erlebt hatte. Trotzdem wallte der Zorn im Dämonenlord bei der Erwähnung der Vernichtung seines Dieners wieder auf.

‚Das hätte nicht passieren müssen.‘

Sein Gesicht verzog sich zu einer zornigen Grimasse und Leander musste sich beherrschen um nicht vor dem schwebenden Abbild seines Gegenüber zurückzuschrecken. Natürlich ließ er sich nichts anmerken.

‚Es sieht nach einer groben Fehleinschätzung des Abtes aus, was die Wehrhaftigkeit seiner eigenen Ritter anbelangt. Vielleicht hat er aber auch die Wirkung der Waffen der Ritter unterschätzt.‘

Er dachte nach.

‚Nach dem Bericht wehrten sie sich vor allem mit antiken Waffen, die eigentlich nur zu Zeremonie-Zwecken dienten. Wie es aussieht, steckt in diesen enorme magische Energie. Diese Welt ist sehr, sehr interessant. Umso wichtiger sie  für uns zu erobern und sie zu beherrschen, wenn der Kaiser beginnt, ihre Ressourcen zu beanspruchen. Also lass uns nicht den gleichen Fehler wie der Abt machen und unsere Gegner zu unterschätzen. Leider hat er sich nochmals verrechnet. Das Mädchen, welches bei dem Invasionsversuch Kal-Sors den  Angriff mehrerer Jäger überlebt hat ist verschwunden. Der Ritter, der sie in die Obhut eines dem Abt folgenden Mönchs bringen sollte, ist seinem Befehl nicht gefolgt. Jetzt ist er geflohen und das Mädchen unauffindbar.‘

Sein monströser Gesprächspartner stieß ein dumpfes Grollen aus. Leander war nicht in der Lage, irgendetwas daraus zu deuten.

‚Ich hätte nicht wenig Lust, diesen Nikolaus in der Luft zu zerreißen.‘

Das war nicht im übertragenen Sinne gemeint.

‚Deine Gefühle kann ich verstehen, aber der Abt spielt eine wesentliche Rolle in unseren Plänen. Nur er kann irgendeine funktionierende Struktur für uns auf dieser Welt aufbauen. Es geht hier nicht um die Vernichtung, sondern um die Eroberung einer neuen Kolonie.‘

Wieder grollte Schwarz, diesmal lauter. Mit Überwindung schloss er sich endlich mit einem angedeuteten Nicken seines gewaltigen Hauptes Leanders Argumentation an.

‚Gut, aber ich halte mir diese Variante offen. Ich habe keine Lust auf Versager. Zumindest kann ich Dir vielleicht mit dem Mädchen helfen. Wenn es um ein junges rothaariges Ding handelt, das aus den Ruinen gerettet wurde, lasse den Abt seine Männer zu einer Baronin Zarah von Wildenstein schicken.‘

Mit diesen Worten verblasste das Bild des Dämons und nur noch das vom Stein erzeugte Leuchten schwebte in der Luft. Schwarz hatte die Verbindung abgebrochen. Sich zurücklehnend deaktivierte Leander den Stein und holte tief Luft. Der enge Kontakt mit dem Dämonenlord erzeugte immer eine Anspannung in ihm. Ja, er würde Nikolaus anweisen, seine Männer zu dieser Baronin zu schicken. Sicherheitshalber jedoch würde er selbst auch jemanden schicken. Nebenbei würde er dem Abt einen Gefallen tun und diesen aufsässigen Ritter erledigen. Vor allem aber musste er endlich dieses Mädchen haben. Es konnte doch nicht so schwer sein, sie in die Hände zu bekommen! Er musste sie in seine Gewalt bekommen, bevor der Kaiser selbst seine Vollstrecker nach ihr aussandte. Nun gut, sein bester Häscher hatte noch nie versagt. Groch der Schatten bekam ein neues Opfer.