Tarzanschrei
Justus, Peter und Bob hatten keine Chance. Im Handumdrehen standen sie gefesselt an einem der Bäume. Nick warf einen Blick in die Schatzkarte aus Leder. »So, endlich Ruhe. Dann wollen wir mal sehen, wo deine Vorfahren ihre schönen Goldschätze versteckt haben, Leila. Der Karte nach müsste einer der Schatzbäume ganz in der Nähe sein.« Konzentriert lief der Gangster mit der Karte in der Hand durch den Wald und zählte seine Schritte. »Leila, dies müsste einer der Bäume sein«, rief er laut. »Bring mir die kleine Axt. Ich sehe zwar einen kleinen Spalt, aber der ist fast zugewachsen.«
Als Leila mit der Axt verschwunden war, versuchte Peter, an seine Hosentasche zu gelangen. »Was hast du vor?«, flüsterte Bob.
»Ich will an mein Taschenmesser kommen. Die waren so blöd, dass sie uns nicht durchsucht haben. Da! Ich hab’s!« So unauffällig wie möglich, begann Peter nun, seine Fesseln aufzuschneiden.

Gleichzeitig ertönten aus der Ferne laute Jubelschreie: »Ja! Wir haben was!«, brüllte Nick. »Eine wunderbare Kette mit einem verzierten Goldklumpen dran. Leila! Wir sind reich!«
»Ja, so reich, dass wir alles hinter uns lassen können. Los, Nick, lass uns zu den anderen Bäumen gehen und den Schatz heben.«
Peter hatte es endlich geschafft, sich zu befreien. Hastig schnitt er die Fesseln seiner beiden Freunde auf. »Okay, schnell weg hier«, flüsterte er. »Die beiden sind beschäftigt.«
Doch damit irrte er sich, denn die beiden Verbrecher blickten plötzlich zu ihnen herüber. »He! Was macht ihr da?«, schrie Nick. »Bleibt sofort stehen!« Der Mann hatte immer noch die Axt in seiner Hand und war in Sekundenschnelle bei ihnen. Leila war dicht hinter ihm. Um den Hals trug sie den goldglänzenden Indianerschmuck. »Nick, jetzt reicht es mir mit den Gören. Wir brauchen was Besseres als Seile.« Weiter kam sie nicht, denn aus der Ferne hörte man ein lautes Motorengeräusch.
Bob atmete erleichtert auf. »Na endlich, das müssen Landers und sein Team sein. Das wurde aber auch höchste Zeit.«
Nervös schaute sich das Gangsterpaar um. Schnell wickelte Nick die Schatzkarte wieder zusammen. »Leila, lass uns verschwinden. Wir nehmen die Geländemaschine. Im Wald sind wir damit schneller.« Hektisch rannten die beiden zum Wohnmobil und öffneten eine große Klappe auf der hinteren Seite. Peter staunte nicht schlecht: »Da! Die haben in ihrem Wohnmobil das Motorrad. Es ist das vom Marktplatz.«
Inzwischen hatte der Jeep den zentralen Platz im Kletterpark erreicht, und Landers sprang mit seinen Männern aus dem Wagen. »Jungs! Was ist hier los? Alles okay bei euch? Was ist das für ein Wohnmobil, und wer sind die Leute?«
Justus brüllte zurück. »Das erkläre ich Ihnen später. Sie müssen die beiden aufhalten. Achtung! Die wollen mit der Geländemaschine durch den Wald abhauen. Steve Landers begriff sofort, was zu tun war. »Alles klar, Männer. Das ist immerhin unser Wald, und hier kennt sich keiner so gut aus wie wir. Als Erstes werde ich die großen Scheinwerfer anschalten. Auf die Bäume und dann zum Angriff! Mir nach!«

Wie auf Kommando kletterten die Männer an verschiedenen Strickleitern nach oben und hangelten sich durch das Geäst. Am Boden versuchte Nick währenddessen, die schwere Maschine durch den weichen Waldboden zu lenken. Mit durchdrehenden Rädern raste er davon. Doch plötzlich ertönte über ihm ein lauter Schrei. »Bob schob sich seine Brille zurecht. »Cool. So schreit nur Tarzan.« Im selben Moment schoss Landers über sie hinweg. Seine Hände hatten ein Seil umklammert. »Ahhhhhhiaahhhhh«, brüllte er und riss im Vorbeifliegen Leila vom Motorrad. »Aua! Verdammt!«, schrie sie laut auf. Sekunden später zischte ein Mann aus dem Kletterteam an einem Seil durch die Luft und landete genau auf den Schultern von Nick, dem Gangster. »So, Schluss mit lustig«, lachte der bärige Mann. »Jetzt habt ihr beiden ausgespielt.«
Die drei ??? klatschten sich in die Hände. Der Fall war nun endgültig erledigt. Beide Verbrecher wurden fachmännisch an einem Baum verknotet und noch in der Nacht von der Spezialeinheit aus Los Angeles abgeholt. Wild fluchend wurden Nick und Leila in ein Polizeiauto verfrachtet. »Mistkröten! Dreckskinder! Rotzgören!«, schimpften sie. Justus schüttelte den Kopf und grinste. »Solche Wörter lernt man also auf der Universität. Erschreckend.«
Steve Landers hatte mittlerweile ein großes Lagerfeuer angezündet, und alle versammelten sich darum. Über eine halbe Stunde brauchten Justus, Peter und Bob, um die ganze Geschichte zu erzählen. Reynolds schüttelte jedem von ihnen die Hand. »Bravo, gut gemacht. Beim nächsten Mal brauche ich gar keine Spezialeinheit aus Los Angeles, sondern wende mich gleich an euch drei. So, die Gauner landen im Gefängnis, und die Kette mit dem Goldschmuck kommt ins Heimatmuseum. Aber sagen Sie einmal, Mister Landers: Wo ist jetzt eigentlich diese geheimnisvolle Schatzkarte?«
Alle sahen mit großen Augen den Besitzer des Kletterparks an. Dieser holte tief Luft. »Ach wissen Sie, die Indianer wollten ja gerade nicht, dass man ihren Goldschatz findet. Sonst hätten sie ihn ja nicht so gut in den alten Bäumen versteckt. Und da dachte ich mir: Der Schatz ist dort für alle Ewigkeit gut aufgehoben.«
»Ja, aber was ist denn nun mit dieser Karte?«
Landers ließ sich viel Zeit mit der Antwort und legte noch einen großen Ast auf das prasselnde Feuer. »Tja, wie soll ich sagen: Mit irgendwas musste ich ja mein Lagerfeuer anzünden.«
Für einen Augenblick herrschte Stille – dann lachten alle so laut, dass es durch den ganzen Wald hallte.
