Fall gelöst?

Der Ocean Kletterpark lag direkt am Meer, und die drei ??? mussten nur immer geradeaus die lange Küstenstraße entlangfahren. Aus der Ferne hörten sie die Brandung und das Kreischen der Möwen. Peter wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Das müssen heute riesige Brecher sein. Wären wir bloß an den Strand zum Wellenreiten gefahren.« Justus fuhr noch schneller. »Dann hätten wir aber keinen spannenden Fall zu lösen. In der Sonne liegen können wir noch die ganzen Ferien.«

Nach etwa sieben Kilometern entdeckten sie ein großes Schild an der Straße. »Ocean Kletterpark«, las Bob. »Wir sind gleich da.« Wenig später konnten sie schon die hohen Holzpfähle der Kletteranlage erkennen. Auf jedem Pfahl wehten bunte Fahnen im Wind, und laute Kinderstimmen waren zu hören. Kurz darauf standen die drei ??? vor dem Eingang und stellten ihre Räder ab. Bob betrachtete den Eingangsbereich. Er sah aus wie ein riesiges Spinnennetz. Unzählige Seile verknoteten sich in einem zentralen Punkt in der Mitte. Dort hockte ein großer Affe aus Plastik und schlug sich mit beiden Fäusten auf die Brust. »Mich erinnert das eher an einen Jahrmarkt«, staunte er.

Aus Lautsprechern waren Urwaldgeräusche zu hören, und ab und zu erklang dumpf eine Trommel. Plötzlich kam ein Mann auf sie zu. Er sah aus, als würde er von einer Safari kommen. An seinem Hut steckte eine lange Feder. »Hereinspaziert, Jungs«, begrüßte er sie. »Willkommen im Ocean Kletterpark. Ihr seht alle drei mutig aus. Habt ihr Lust herauszufinden, wie mutig ihr seid? Hier könnt ihr eure Grenzen kennenlernen.«

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Justus blickte skeptisch nach oben. »Ich kenne meine Grenzen bereits. Wir wollen uns nur ein wenig umsehen.« Der Mann schien nichts dagegen zu haben. »Kein Problem«, lachte er. »Seht euch nur alles an. Im Ocean Kletterpark wird keiner gezwungen herumzuklettern. Wenn ihr irgendwelche Fragen habt, dann wendet euch einfach an mich. Ich heiße übrigens Edward Roney – aber alle nennen mich Ed. Aber sagt mal, irgendwoher kenne ich euch doch. Seid ihr schon einmal hier gewesen?« Peter schüttelte den Kopf. »Nein, ganz sicher nicht. Bis gestern wussten wir gar nicht, dass es hier einen Kletterpark gibt.«

Ed Roney klopfte Peter auf die Schulter. »Dann habe ich mich geirrt. Ich bekomme jeden Tag so viele Leute zu Gesicht. Wahrscheinlich bin ich da etwas durcheinandergekommen. Viel Spaß, Jungs!«

Kaum war er weg, zog Justus seine beiden Freunde zu sich. »Ich wette, der hat das Foto von uns in der Zeitung gesehen.« Bob nickte zustimmend. »Garantiert. Nur waren wir mit den Helmen auf den Köpfen nicht richtig zu erkennen. Aber eine Sache zeigt uns das: Dieser Ed hat den Artikel in der Zeitung gelesen. Das bedeutet, dass er sich für die Sache interessiert. Meiner Meinung nach passt alles zusammen. Mich würde es nicht wundern, wenn er in die Sabotage verwickelt ist. Vielleicht können wir diesmal den Fall ganz schnell lösen?«

»Ich weiß nicht«, unterbrach Peter. »Mir klingt das alles zu einfach. Wir haben nicht einen einzigen Beweis dafür. Nur weil der Monkey Mountain Kletterpark eine Konkurrenz für Edward Roney sein könnte, heißt das nicht, dass er hinter der Sabotage steckt. Just, was machen wir jetzt?«

»Na, das, was Ed gesagt hat: Wir sehen uns um.«

Im Kletterpark gab es eine Vielzahl an unterschiedlichen Parcours. Zwischen den hohen Pfählen waren unzählige Seile gespannt, an denen man sich heruntergleiten lassen konnte. Rings um die Kletteranlage standen viele kleine Buden. Hier konnte man Getränke, Bratwürste und Süßigkeiten kaufen. Jetzt erst bemerkten die drei ???, dass nicht viel los war im Park. Die lauten Stimmen kamen lediglich von einer Gruppe kleiner Kinder, die sich über ein flaches Seil am Boden hangelten. Plötzlich stand Ed Roney wieder neben ihnen. »Tja, leider ist mein Kletterpark seit heute recht leer. Niemand traut sich mehr auf die höheren Kletterwege. Die Knirpse hier dürfen nicht mal auf die kleine Affenschaukel. Und alles nur wegen diesem Zeitungsartikel.«

Justus sah ihn interessiert an. »Was für ein Artikel?« Roney zog eine zusammengefaltete Zeitung aus der Tasche. »Na, dieser Artikel in dem Schmierblatt. Angeblich sollen bei einer anderen Kletteranlage drei Kinder fast abgestürzt sein. So etwas spricht sich natürlich sofort herum. Bei einem Kletterpark haben die meisten Leute Angst, dass ihnen etwas passieren könnte. Jetzt haben wir den Mist.«

Justus tat immer noch ahnungslos. »Aber diese Unfälle haben ja nicht bei Ihnen im Park stattgefunden. Hier ist doch alles sicher? Müssten dann nicht die Leute jetzt alle zu Ihnen kommen?«

»Nein, den Besuchern ist es egal, wo ein Unfall passiert ist. So etwas schadet allen Kletterparks. Da machen die Leute keinen Unterschied. Ich kann nur hoffen, dass ich dadurch nicht in finanzielle Schwierigkeiten komme. Denn ohne Gäste habe ich keine Einnahmen. Und ohne Einnahmen kann ich den Laden zumachen. Ihr seht ja, wie wenig hier los ist. Ich hoffe, den Kollegen im Monkey Mountain Kletterpark geht es besser.«

Justus, Peter und Bob hatten genug gehört und verabschiedeten sich von Ed Roney. »Ihr könnt jederzeit wiederkommen«, rief er ihnen hinterher. »Ihr bekommt auch Freikarten. Seit heute Morgen bin ich froh, wenn hier überhaupt einer herumklettert.«

Die drei ??? lehnten dankend ab, denn sie hatten jetzt Wichtigeres zu tun, als in den Seilen herumzuklettern. Der Fall schien doch komplizierter zu sein als zunächst gedacht.

Bob lehnte sich an einen der dicken Holzstämme. »Meiner Meinung nach fällt Ed Roney erst einmal als Verdächtiger raus. Die schlechten Berichte über Kletterparks schaden ja auch ihm.« Peter nickte. »Stimmt. Es würde keinen Sinn ergeben, wenn Ed hinter der Sabotage im Monkey Mountain Kletterpark stecken würde. Wir stehen wieder am Anfang. Aber von allein wird nicht plötzlich eine Hängebrücke angesägt. Jemand muss einen Grund dafür haben. Uns fehlt das Motiv.«

Mittlerweile kamen doch noch ein paar Gäste in den Park, und Ed Roney kontrollierte bei jedem Einzelnen das Kletterzeug. Anscheinend waren es Kletterprofis, denn schnell hatten die Neuangekommenen die höchsten Punkte der Anlage erreicht. Beeindruckt schaute Peter nach oben. »Nicht schlecht. Die machen das garantiert nicht zum ersten Mal.«

Plötzlich hörte Justus ein leises Klicken hinter sich. Er drehte sich neugierig um und sah vor einer kleinen Milchbar einen Mann, der sich mehrere Kameras um den Hals gehängt hatte. Unablässig schoss er Fotos von der Klettertruppe. Justus erkannte ihn sofort wieder. »He, Freunde, dort hinten an der Bar sitzt unser eifriger Reporter. Es ist der Gleiche, der uns im Monkey Park über den Weg gelaufen ist.«

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Bob beobachtete den Mann unauffällig aus den Augenwinkeln. »Das muss derjenige sein, der den Artikel in der Zeitung geschrieben hat. Wie hieß der noch mal?«

»Mandock. Paul Mandock«, sagte Justus.

Peter war beeindruckt. »Just, wie kannst du dir so was merken? Dein Gehirn könnte ich gut für die Schule gebrauchen.«

»Tauscht doch einfach«, grinste Bob. »Dann macht Peter ab sofort immer die schlauen Sprüche.«

Aber Justus hatte keine Zeit für Scherze. Er beobachtete konzentriert den eifrigen Reporter. »Ich wette, der würde sich freuen, wenn da oben einer abstürzt. Dann hätte er wieder eine Story für seine Zeitung.«

In diesem Moment rutschte tatsächlich einer der Kletterer von einem Balken ab. Doch sofort wurde er von dem Sicherungsseil gehalten. Augenblicklich sprang der Reporter auf und schoss ein Foto nach dem anderen. Auch Ed Roney hatte den Zwischenfall bemerkt und rief besorgt nach oben. »Alles klar bei euch? Braucht ihr Hilfe?« Einer der Männer schüttelte den Kopf und rief laut zurück. »Nein, Ed, alles in Ordnung. Kein Problem. Die Holzbalken sind nur ein bisschen feucht und rutschig. Anscheinend hat es in der Nacht geregnet.«

Der Reporter an der Milchbar schien sich zu ärgern, dass nicht mehr passiert war. Mit grimmigem Gesicht setzte er sich wieder auf seinen Hocker und legte die Kamera auf den Tresen. Justus packte Peter und Bob am Arm. »Kommt! Wir bestellen uns einen Milchshake. Mir kommt da so ein Verdacht.« Neugierig folgten ihm seine beiden Freunde.