Tatort Kletterpark
Am nächsten Morgen trafen Peter und Bob wie verabredet auf dem Schrottplatz ein. Der Kirschbaum war fast leergepflückt, und nur noch ein paar Vögel kümmerten sich um die letzten Früchte hoch oben in den Ästen. Tante Mathilda hatte den Frühstückstisch auf der Veranda gedeckt und den ersten Kirschkuchen der Saison in die Mitte gestellt. Zur Feier des Tages stand sogar ein kleiner Kerzenleuchter daneben. Onkel Titus legte kurz seine Zeitung beiseite. »Guten Morgen, Jungs. So früh schon auf den Beinen? Und das in den Ferien! Was habt ihr vor?«
Justus sah seine beiden Freunde kurz scharf an. Auch sein Onkel sollte nicht wissen, was im Kletterpark vorgefallen war. Bob setzte sich. »Nun ja, wir wollen an den Strand zum Surfen. Und morgens sind die Wellen immer besonders gut.«
So ganz glaubte es ihm Onkel Titus anscheinend nicht, aber er vertiefte sich wieder in seine Zeitung. »So so, morgens sind also die Wellen am besten. Aber mir kann es egal sein, was ihr vorhabt. Erwachsene müssen ja nicht alles wissen. Macht nur keinen Blödsinn!«
Plötzlich riss Justus die Augen auf. Direkt auf der Rückseite der Zeitung sah man ein großes Foto von ihnen, wie sie hoch oben in den Seilen der Kletterbäume hingen. Darüber stand in fetten Buchstaben geschrieben: Tatort Kletterpark! Schrecklicher Unfall in 20 Meter Höhe!
Justus wusste, dass er sofort handeln musste. Es würde nicht mehr lange dauern, bis Onkel Titus die Zeitung umdrehte und das Foto erblickte. Fieberhaft dachte er nach. Sollte er einfach seinen Becher Kakao über die Zeitung schütten? Doch dann kam ihm der Zufall zur Hilfe: Als sein Onkel sich mit der Zeitung nach vorn beugte, berührte das Papier die Flamme der Kerze, und die Zeitung fing Feuer. Onkel Titus sprang entsetzt vom Stuhl auf. »Hilfe! Feuer!«
Augenblicklich warf er die Zeitung zu Boden, schüttete den Rest seines Kaffees darüber und trampelte schließlich darauf herum. Die Flamme war so klein, dass es nicht besonders gefährlich geworden wäre, doch die Zeitungsblätter waren ruiniert.
Tante Mathilda kam aufgeregt auf die Veranda gelaufen. »Was ist denn das für ein Geschrei? Ist was passiert?« Onkel Titus beruhigte sie. »Nein, kein Problem. Die Zeitung hat plötzlich Feuer gefangen. Ich muss an die Kerze gekommen sein. Na egal, es stand sowieso nichts Spannendes in dem Käseblatt.«

Justus sammelte eilig die angekokelten Blätter auf. »Die Zeitung ist hin«, sagte er übertrieben laut. »Peter, Bob, kommt ihr mit? Ich werde sie gleich wegschmeißen.«
Verwundert sah Tante Mathilda den drei Jungen hinterher. »Ihr wollt zu dritt eine Zeitung in den Müll werfen?« Doch sie bekam darauf keine Antwort. »Seltsam mal wieder, diese Jungen«, wunderte sie sich. »Das muss an den Ferien liegen. Ohne Schule gehen bei den dreien merkwürdige Dinge im Kopf vor.« Onkel Titus grinste. »Lass sie nur. Ich war früher genauso.«
Eilig lief Justus mit der Zeitung hinter den Schuppen von Onkel Titus. Peter verstand immer noch nicht, was überhaupt geschehen war. »Just, was ist los? Was soll das mit der angebrannten Zeitung?« Vorsichtig breitete Justus die nasse Rückseite auf dem Boden aus. Genau in der Mitte des Fotos sah man ein großes Brandloch. »Habt ihr das denn nicht gesehen? Der Vorfall von gestern steht dick und fett in der Zeitung. Hier: Tatort Kletterpark.«
Aufgeregt lasen die drei ??? den Artikel, soweit es trotz Brandloch und Kaffeeflecken ging. Bob staunte nicht schlecht. »Das hört sich an, als wäre dort alles zusammengestürzt. Ein richtiger Sensationsbericht. Allein dieser Satz hier: Mehrere Kinder sind gerade noch einmal mit dem Leben davongekommen.« Justus faltete das Blatt ganz auseinander. »Geschrieben hat den Artikel ein gewisser Paul Mandock. Das ist bestimmt dieser Reporter gewesen, den wir beobachtet haben. Ist das ein Kollege von deinem Vater, Bob?«
»Nein, mein Vater arbeitet bei einer anderen Zeitung in Los Angeles. Die würden so einen Artikel niemals schreiben. Eins ist auf jeden Fall klar: Alle, die das hier gelesen haben, werden den Monkey Mountain Kletterpark bestimmt nicht besuchen.« Peter sah das genauso. »Steve Landers kann einem leidtun. Er hat ja gesagt: Wenn das an die Öffentlichkeit kommt, dann ist er ruiniert.«
Justus hob die Zeitung wieder auf. »Und genau darum müssen wir etwas unternehmen, Freunde. Irgendjemand ist verantwortlich für die Sabotage. Ich habe den Kletterpark in der Nähe von Rocky Beach im Verdacht. Die hätten zumindest ein Motiv. Denn wenn es einen Kletterpark weniger gibt, dann bekommen die dort mehr Gäste. Los, wir fahren mal hin und sehen uns den Park genauer an.«