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Rosemarie Haug saß im Wohnzimmer und las in der Zeitung, daß Urs Koch, 32, in den Verwaltungsrat der Koch-Werke eingetreten war und die Führung des Elektronikbereichs übernommen hatte. Thomas Koch, 66, war vom operativen Bereich zurückgetreten.

Der Kommentator der Meldung bezeichnete dies als den ersten Schritt zum Machtwechsel in den Werken. Und zwar nicht vom Vater zum Sohn, wie man Außenstehende glauben machen wolle, sondern von der Stiefgroßmutter zum Enkel. Elvira Senn habe zuerst als Vorsitzende des Verwaltungsrates und später als graue Eminenz die Werke mit sicherer Hand geleitet. Der Einfluß des lebenslustigen Thomas Koch auf die operative Führung habe sich während dieser ganzen Zeit in den von Elvira Senn eng gesteckten Grenzen gehalten. Die Einsetzung des talentierten und ehrgeizigen Urs im zwar nicht größten, aber prestigeträchtigen Elektronikbereich werde von Insidern als Zeichen dafür gewertet, daß die Nachfolgeregelung in ihre entscheidende Phase getreten sei.

Rosemarie legte die Zeitung beiseite. Sie wußte nicht, ob Nachrichten aus dem Hause Koch momentan zu den Dingen gehörten, mit denen sie Konrads Interesse fesseln konnte. Seit ihrer Rückkehr aus Capri besuchte sie regelmäßig, manchmal mit ihm, manchmal allein, eine Beratungsstelle für Alzheimerpatienten und deren Angehörige. Sie kam sich dort unter all den gestandenen Ehepaaren zwar etwas fehl am Platz vor. Es war ihr peinlich, daß sie die einzige war, die von ihrem Partner immer wieder verwechselt wurde, obwohl die übrigen Symptome bei den meisten anderen viel weiter fortgeschritten waren. Aber sie tat es, denn irgend etwas mußte sie tun.

Konrad machte dort Übungen fürs Gedächtnistraining, die sie zu Hause mit ihm fortsetzte. Sie hielt sich auch brav an die anderen Ratschläge, nannte ihm immer wieder Datum und Wochentag, unterhielt sich mit ihm über Ereignisse des vergangenen Tages, hielt ihn dazu an, sein Zimmer aufzuräumen, hörte Musik mit ihm, las ihm aus der Zeitung vor und versuchte herauszufinden, womit sie sonst sein Interesse wecken und seine Beziehung zur Realität wachhalten konnte.

Aber es fiel ihr immer schwerer, ihn einzuschätzen. Manchmal interessierten ihn Dinge, für die er in den anderthalb Jahren, seit sie ihn kannte, nie das geringste Interesse gezeigt hatte: Fußballresultate, Lokalpolitik, Hundeausstellungen. Dann wieder konnte er stundenlang vor sich hin starren und nur abwesend nicken, wenn sie seine Lieblingsthemen anschnitt: Chopin, Capri, die Kochs. Manchmal konnte er unvermittelt sagen: »Gloria von Thurn und Taxis hat dem Fürsten zum Sechzigsten einen Geburtstagskuchen mit sechzig Penissen aus Marzipan machen lassen. Er war nämlich schwul. Aber das wußten nur Eingeweihte.«

Kurz nach Capri hatte Konrad zum erstenmal gegen Rosemarie im Backgammon verloren. Nicht lange darauf hatte er Mühe bekundet, das Spiel zu verstehen. Jetzt spielten sie es schon lange nicht mehr.

Auch zu kochen hatte er aufgehört. Immer öfter war er ratlos in der Küche gestanden und konnte sich nicht entscheiden, was in welcher Reihenfolge zu tun sei. Immer häufiger mußte Rosemarie einspringen und aus dem Chaos von halbgerüsteten Zutaten etwas improvisieren.

Eine Zeitlang waren sie noch ab und zu in ein Restaurant gegangen. Aber Konrad hatte mehr und mehr Schwierigkeiten, sich für ein Menü zu entscheiden. Sein langsames Essen hatten Küche und Bedienung so aus dem Rhythmus gebracht, daß sie auch die Restaurantbesuche aufgegeben hatten.

Das Klavier rührten sie auch nicht mehr an. »Es sagt mir nichts mehr«, behauptete Konrad, wenn sie vorschlug, gemeinsam eines ihrer zweihändigen Stücke zu spielen, die noch aus dem Repertoire ihrer ersten Bekanntschaft stammten.

Eines Tages war sie vom Einkaufen nach Hause gekommen und hatte ihn belauscht, wie er verzweifelt versuchte, einen seiner virtuosen einhändigen Läufe zu spielen. Es klang, wie wenn ein Kind auf einem Klavier klimpert. Seither hatte sie ihn nicht mehr auf das Klavierspielen angesprochen.

Inzwischen war es Spätsommer und Konrad Lang mehr und mehr zu einem Pflegefall geworden. Konrad, der, als sie sich kennenlernten, immer elegant und, nachdem er mit dem Trinken aufgehört hatte, auch gepflegt gewirkt hatte, begann sich zu vernachlässigen. Er trug dieselben Sachen, bis sie sie in die Wäsche oder die Reinigung gab. Er rasierte sich schlecht und immer seltener. Seine Fingernägel waren ungepflegt, und als sie ihn darauf aufmerksam machte, nein, als sie ihn in einem Anflug von Ärgerlichkeit (etwas, was ihr immer öfter passierte) bat, sich die Nägel zu schneiden, stellte sich heraus, daß er es nicht konnte. Er stand da mit der Nagelschere in der Hand und hatte keine Ahnung, was er damit tun sollte.

Seit ein paar Tagen fand sie an den unmöglichsten Orten der Wohnung Unterhosen. Manchmal waren sie feucht. Etwas, worauf sie Felix Wirth schon seit einiger Zeit vorbereitet hatte. »Spätestens wenn er anfängt, die Hosen naß zu machen, brauchst du eine Hauspflege«, hatte er gesagt.

Am Anfang hatte sie diese Idee weit von sich gewiesen. Die Vorstellung, eine fremde Person im Haus zu haben, war ihr zuwider. Sie wußte auch, wie schwer es Konrad inzwischen fiel, sich an jemand Neues zu gewöhnen. In letzter Zeit hatte sie immer öfter den Eindruck, er wisse nicht, wer sie sei. Nicht nur, daß er ihren Namen verwechselte (Elisabeth nannte er sie, oder Elvira), es kam auch vor, daß er sie anstarrte wie einen wildfremden Menschen.

Solche Situationen pflegte er zu überbrücken mit einer seiner Floskeln, die er in petto hatte. »Küß die Hand, gnä’ Frau« oder »Kennen wir uns nicht aus Biarritz?« oder »Small world!«, in der Hoffnung, sie helfe ihm weiter. Meistens tat sie es. Nur manchmal, wenn sie es leid war, ließ sie ihn hängen.

In letzter Zeit dachte sie gelegentlich, wenn er mich ohnehin als Fremde betrachtet, kann ja auch eine andere Fremde seinen Dreck wegmachen.

Rosemarie Haug stand auf und ging nachsehen, wo Konrad steckte. Er war schon vor einer ganzen Weile aus dem Zimmer gegangen. In letzter Zeit war es immer öfter vorgekommen, daß er sich in der Wohnung nicht zurechtfand.

Als sie ihr Schlafzimmer betrat (sie hatten seit kurzem getrennte Schlafzimmer, eine Maßnahme, die Konrad nur schwer verständlich zu machen war), hörte sie, wie er an der Badezimmertür hebelte. Das Badezimmer war von hier und vom Gang aus zugänglich. Sie hatte begonnen, die Tür zu ihrem Schlafzimmer abzusperren, weil Konrad manchmal in der Nacht in der Wohnung herumgeisterte und schon ein paarmal plötzlich vor ihrem Bett gestanden hatte.

»Hier ist abgeschlossen, Konrad«, rief sie, »nimm die andere Tür!«

Anstatt zu antworten, trommelte Konrad wild auf die Tür ein. Rosemarie drehte den Schlüssel um und öffnete. Konrad stand mit hochrotem Kopf und erhobenen Fäusten im Bad. Als er sie sah, stürzte er sich auf sie und warf sie aufs Bett.

»Verdammte Hexe«, stammelte er. »Ich weiß genau, wer du bist.«

Dann schlug er sie ins Gesicht.

»Nicht einmal, wenn er dein Mann wäre, könnte man dir das zumuten«, sagte Felix Wirth. Sie hatte ihn gleich nach dem Zwischenfall angerufen. Er war sofort gekommen, hatte Konrad, der immer noch ganz verstört war, ein Beruhigungsmittel gespritzt und geholfen, ihn ins Bett zu bringen. Jetzt saßen sie im Wohnzimmer.

»Er wäre beinahe mein Mann geworden. Im Sommer wollten wir heiraten. Aber auch das hat er vergessen.«

»Sei froh.«

»Trotzdem: In gewisser Weise bin ich seine Frau. Es kommt mir vor, als würden wir uns schon ewig kennen.«

»Er hat dich geschlagen, Rosemarie. Und er wird es wieder tun.«

»Er hat mich mit jemandem verwechselt. Er ist der sanfteste Mann, den ich je getroffen habe.«

»Er wird dich wieder mit jemandem verwechseln. Du bist zu neu in seinem Leben. Die Erinnerung an dich ist an der Stelle des Gehirns gespeichert, die zuerst kaputtgeht. Er wird nicht mehr wissen, ob es Sommer oder Winter, Tag oder Nacht ist, er wird sich nicht mehr anziehen können oder waschen. Er wird Windeln tragen und gefüttert werden müssen, er wird niemanden mehr erkennen, nicht mehr wissen, wo er ist, und schließlich auch nicht mehr, wer er ist. Laß mich nach einem Platz in einem Pflegeheim schauen. Tu ihm und dir den Gefallen.«

»Mit welchem Recht? Ich bin weder verwandt noch verheiratet mit ihm. Ich kann doch einen erwachsenen, mündigen Mann nicht einfach ins Heim stecken.«

»Ich schreibe ihm ein Attest, mit dem er innerhalb kürzester Zeit entmündigt ist.«

Eine Weile schauten sie schweigend auf die erleuchtete Dachterrasse. Ein Wind war aufgekommen und beutelte die Zierrebe an der Brüstung.

»Ich habe Frauen erlebt, Ehefrauen, die dreißig, vierzig Jahre mit ihren Männern gelebt hatten, die sich ein Leben ohne sie überhaupt nicht vorstellen konnten, die mir sagten: Wenn ich ihn nicht bald aus dem Haus habe, fange ich an, ihn zu hassen.«

Rosemarie sagte nichts.

»Liebst du ihn?«

Rosemarie überlegte. »Ich war ein Jahr lang sehr verliebt.«

»Das reicht nicht für fünf Jahre Hintern wischen.«

Der Wind klatschte jetzt schwere Regentropfen an die Terrassenfenster.

»Du siehst schlecht aus.«

»Danke.«

»Ich sage dir das, weil es mir nicht egal ist, wie du aussiehst.«

Rosemarie schaute auf und lächelte. »Vielleicht nehme ich eine Hauspflege. Wenigstens für die Nacht.«

Als Konrad Lang erwachte, war es dunkel. Er lag in einem fremden Bett. Es war schmal und hoch, und Elisabeth lag nicht neben ihm. Er wollte aufstehen, aber das ging nicht. Auf beiden Seiten des Bettes waren Gitter.

»He!« rief er. Und dann lauter: »Hehehehe!«

Niemand kam. Alles blieb dunkel.

Er rüttelte am Gitter. Das machte viel Lärm. »Hehehehe!« rief er im Takt des Schepperns. Und schließlich: »Hilfe!«

»Hilfe!« – »Hehehehe!« – »Hilfe!«

Die Tür ging auf, und im hell erleuchteten Viereck des Rahmens stand eine massige Gestalt. Das Licht im Zimmer ging an. »Was ist los, Herr Lang?«

Konrad Lang kniete im Bett und umklammerte die Stäbe des niedrigen Gitters.

»Ich bin eingesperrt«, keuchte er.

Die Pflegerin kam zum Bett. Sie trug eine weiße Schürze, und an einem Band baumelte eine Lesebrille vom mächtigen Busen. Sie hängte das Gitter aus.

»Sie sind nicht eingesperrt. Das ist nur, damit Sie nicht wieder aus dem Bett fallen. Sie können jederzeit heraus.« Sie zeigte auf den Klingelknopf am Haltegriff über dem Spitalbett. »Sie brauchen nur hier zu klingeln. So wecken Sie Frau Haug nicht auf.«

Konrad kannte keine Frau Haug. Er begann aus dem Bett zu klettern.

»Müssen Sie aufs Klo?«

Konrad antwortete nicht. Er würde jetzt Elisabeth suchen gehen. Aber das ging die Frau nichts an.

Er stand neben dem Bett und schaute sich im fremden Zimmer um. Seine Kleider hatten sie auch verschwinden lassen. Aber damit hielten sie ihn nicht auf.

Als er zur Tür gehen wollte, hielt ihn die Frau am Arm zurück. Er versuchte, sie loszuschütteln. Aber sie hielt ihn fest.

»Loslassen«, sagte er, ganz ruhig.

»Wohin wollen Sie denn, Herr Lang. Es ist zwei Uhr morgens.«

»Loslassen.«

»Seien Sie lieb, Herr Lang. Jetzt schlafen Sie noch ein, zwei Stündchen, und dann ist es hell, und Sie gehen spazieren.«

Konrad riß sich los und rannte zur Tür. Die Pflegerin folgte ihm und erwischte ihn am Ärmel, der mit einem lauten Geräusch riß. Konrad schlug um sich und traf die Frau im Gesicht. Sie schlug zurück, zweimal.

In diesem Moment ging die Tür auf, und Rosemarie stand vor den beiden.

»Elisabeth«, sagte Konrad. Er fing an zu weinen.

Das war die zweite Hauspflege, die Rosemarie entließ. Die erste hatte sie zwar nicht dabei erwischt, wie sie Konrad schlug. Aber eines Morgens hatte er blaue Flecken am Oberarm und ein blaues Auge gehabt. Die Frau hatte behauptet, er sei in der Badewanne ausgerutscht. Konrad konnte sich an nichts erinnern.

Die Verwalterin des Pflegedienstes weigerte sich, Rosemarie einen Ersatz zu schicken. »Herr Lang ist ein aggressiver Patient, da kann es schon einmal passieren, daß jemand zurückschlägt«, war ihr Standpunkt.

Es war wieder Felix Wirth, der ihr half. Er kannte eine ehemalige Schwester, die zwei Kinder aufgezogen hatte und sich jetzt überlegte, wieder in den Beruf einzusteigen. Eine gut bezahlte, private Nachtpflegestelle kam ihr sehr gelegen.

Sie hieß Sophie Berger und war bereit, am gleichen Abend probeweise anzufangen.

Sie war eine schlanke, große, rothaarige Frau Mitte Vierzig. Als sie ihren Dienst antrat, zeigte sich Konrad von seiner besten Seite: »Small World!« rief er aus, plauderte angeregt mit ihr und benahm sich wie der gewandte Gastgeber, der er einmal gewesen war.

Als er ins Bett ging und Sophie Berger ihm erklärte, sie bleibe heute nacht hier und falls er etwas brauche, solle er ungeniert klingeln, zwinkerte er und sagte: »Worauf du dich verlassen kannst.«

»Anzüglichkeiten und Vertraulichkeiten sind sonst überhaupt nicht seine Art«, entschuldigte sich Rosemarie, als Konrad gegangen war.

»Das wäre der erste«, lachte Sophie Berger.

Aber so harmonisch der Abend verlaufen war, die Nacht war ein Alptraum. Immer wieder hörte Rosemarie Türen schlagen, das Rütteln am Gitter des Stahlrohrbettes und Konrads Stimme.

Schließlich hielt sie es nicht mehr aus, stand auf und ging zu seinem Zimmer. Konrad kauerte in einer Ecke seines Bettes und hielt schützend beide Hände über den Kopf. Die Nachtschwester stand am Fußende des Bettes und hatte Tränen in den Augen. »Nicht angefaßt habe ich ihn«, sagte sie, als Rosemarie das Zimmer betrat, »nicht ein Härchen gekrümmt.«

Konrad sagte immer wieder: »Mama Anna soll weg. Mama Anna soll weg.«

Am nächsten Tag verschwand Konrad Lang. Beim Frühstück aß er mit ungewöhnlichem Appetit. Die Nachtschwester erwähnte er mit keiner Silbe. Rosemarie half ihm, sich anzuziehen, und tat die Dinge, die man ihr beigebracht hatte, um seinen Bezug zur Realität herzustellen.

»Ein richtig schöner Herbsttag, so warm für Ende Oktober«, sagte sie und: »Was haben wir heute, Dienstag oder Mittwoch?«

Er antwortete wie immer in letzter Zeit: »Jeder Tag mit dir ist ein Sonntag.«

Sie las ihm aus der Zeitung vor, und wie immer zum Schluß, um seine Präsenz zu testen, schlug sie den Börsenteil auf. »Koch-Werke, plus 4.«

An diesem Morgen setzte er, anstatt sie verständnislos anzuschauen, wieder einmal seine Millionärsmiene auf und befahl: »Kaufen.«

Sie lachten beide, und Rosemarie, die in dieser Nacht nicht viel geschlafen hatte, fühlte sich besser.

Die schlaflose Nacht war auch schuld daran, daß sie nach dem Mittagessen im Fauteuil einschlief. Als sie erwachte, war es drei Uhr, und Konrad war verschwunden.

Sein Mantel war weg, seine Hausschuhe lagen im Korridor, und als sie die Polizei schon angerufen hatte, merkte sie, daß auch sein Kopfkissen fehlte.

Felix Wirth kam, sobald er in der Klinik weg konnte, und blieb bei ihr, ohne ein Wort des Vorwurfs.

Jetzt war es Abend, und noch immer keine Spur von Konrad. Vor den Fernsehnachrichten brachten sie eine Vermißtenanzeige. Als Rosemarie Konrads lächelndes Gesicht (das Foto hatte sie selbst auf Capri gemacht) am Bildschirm sah und die Stimme sagen hörte, Konrad Lang sei verwirrt, man bitte um schonendes Anhalten, füllten sich ihre Augen mit Tränen.

»Eines verspreche ich dir«, sagte sie, »wenn ihm nichts zugestoßen ist, bin ich einverstanden mit dem Pflegeheim.«

Konikoni lag im Gärtnerschuppen und war ganz still. Es war dunkel, aber nicht kalt. Er hatte sich ein Bett gemacht im Torf. Er war warm zugedeckt mit Jutesäcken. Sie waren voller Tulpenzwiebeln gewesen. Er hatte sie in einen Haraß geleert. Und er hatte das Kopfkissen.

Hier würde ihn niemand finden. Hier konnte er bleiben, bis der Winter kam. Vor dem Schuppen gab es Zwetschgen und Baumnüsse. Und neben der Tür einen Wasserhahn, der manchmal auf die blecherne Spritzkanne tropfte. Toc.

Es roch gut nach Torf, Blumenzwiebeln und Dünger. Manchmal bellte ein Hund, aber weit weg. Manchmal raschelte es im Laub vor der Tür. Eine Maus, vielleicht, oder ein Igel. Sonst war es ganz still.

Konikoni schloß die Augen. Toc.

Hier findet sie ihn nicht.

Die ganze Nacht wartete Rosemarie Haug vergeblich auf eine Nachricht. »Bitte rufen Sie uns nicht mehr an«, bat sie ein gereizter Polizist gegen zwei Uhr früh, »wir melden uns sofort, sobald wir etwas hören.«

Felix Wirth konnte sie gegen drei Uhr dazu überreden, ein leichtes Schlafmittel zu nehmen. Als sie eingeschlafen war, legte er sich aufs Sofa und stellte den Wecker seiner Armbanduhr auf sechs.

Um sieben Uhr brachte er Rosemarie Orangensaft und Kaffee ans Bett. Und die Nachricht, daß man nichts Neues wisse. Dann ging er in die Klinik.

Kurz vor acht klingelten zwei Polizisten an der Wohnungstür. Rosemarie öffnete ihnen und erschrak über ihre ernsten Mienen. »Ist etwas passiert?«

»Wir wollten nur nachfragen, ob Sie etwas Neues wissen.«

»Ob ich etwas Neues weiß?«

»Manchmal tauchen Vermißte wieder auf, und die Angehörigen sind so erleichtert, daß sie vergessen, uns zu benachrichtigen.«

»Wenn er auftaucht, werde ich Ihnen sofort Bescheid geben.«

»Nichts für ungut. Man erlebt so allerhand.«

»Bestimmt ist etwas passiert.«

»Meistens finden sie sich wieder. Gerade die Verwirrten«, beruhigte sie der ältere Beamte.

»Wenn nichts passiert wäre, hätte man ihn bestimmt inzwischen gefunden.«

»Manchmal gehen sie in fremde Häuser. Bis sie dann dort jemand findet und uns anruft – das kann ewig dauern.«

Der jüngere Beamte fragte: »Keller, Garage, Luftschutzräume: alles überprüft?«

Rosemarie nickte.

»Nachbarn?«

Rosemarie nickte.

Die zwei Polizisten verabschiedeten sich. »Sobald Sie etwas hören, eins eins sieben«, sagte der Jüngere beim Lift.

»Sie können sich darauf verlassen«, antwortete Rosemarie.

»Machen Sie sich keine Sorgen, der taucht wieder auf«, rief der Ältere, während sich die Lifttür schloß.

»Und sei es aus dem See«, grinste er, als der Lift anfuhr.

Unter den Rhododendren war es dunkel. Durch das dichte Blätterdach sah Konikoni Schnipsel des dunstigen Oktoberhimmels. Das Moorbeet war feucht und kühl und roch nach Herbst und Moder. Unter den Steinen, die den Granitplattenweg säumten, lebten graue Kellerasseln. Wenn er sie mit dem Finger berührte, rollten sie ihre Panzer zu Kugeln, mit denen er Murmeln spielen konnte.

Vor einer Stunde hatte der Gärtner keinen Meter vor ihm Laub gerecht. Konikoni rührte sich nicht, und der Gärtner entfernte sich langsam.

Später gingen alte Frauenbeine vorbei. Kurz darauf junge. Jetzt war es still.

Eine Amsel trippelte über den Weg. An der Beeteinfassung stocherte sie kurz im Torf, und das Ende eines Regenwurmes kam zum Vorschein. Sie zog daran und hielt plötzlich inne. Ihr ausdrucksloses Auge hatte ihn entdeckt. Er hielt den Atem an.

Die Amsel riß den Wurm vollends aus der Erde und machte sich davon.

Der Wind trug den Geruch eines Laubfeuers herbei.

Wenn sie rufen, gebe ich keine Antwort, nahm sich Konikoni vor.

Als Rosemarie gegen Mittag auf die Terrasse trat, sah sie ein Polizeiboot, das langsam das Ufer entlangtuckerte. Am See erkannte sie Polizisten in blauen Überkleidern. Sie bildeten jetzt zwei Gruppen, die in entgegengesetzten Richtungen das Seeufer entlanggingen.

Kurz darauf tat sie etwas, das sie von sich selbst nie erwartet hätte: Sie rief Thomas Koch an.

Thomas Koch war nicht einfach zu erreichen. »Es ist privat«, reichte nicht, um verbunden zu werden. »Es handelt sich um einen Notfall« auch nicht. Erst als sie sagte: »Ein Unglücksfall in der Familie«, hatte sie kurze Zeit später Thomas Koch am Draht.

»Konrad Lang gehört nicht zur Familie«, schnappte er, als sie ihm erklärt hatte, worum es ging.

»Ich wußte mir nicht anders zu helfen.«

»Und was erwarten Sie von mir? Soll ich ihn suchen gehen?«

»Ich habe gehofft, Sie könnten Ihren Einfluß geltend machen. Mir scheint, die Polizei nimmt die Sache nicht ernst.«

»Wer sagt, daß ich Einfluß bei der Polizei habe?«

»Konrad.«

»Da muß er wohl schon etwas durcheinander gewesen sein.«

Rosemarie legte auf.

Simone Koch hatte sich die Ehe anders vorgestellt. Sie war jetzt ein Jahr und vier Monate mit Urs Koch verheiratet und befand sich bereits in ihrer sechsten Ehekrise. Dabei hatte sie ihre Erwartungen nicht zu hoch gesteckt. Sie hatte gewußt, daß Urs eine sehr dominante Persönlichkeit war, und hatte sich darauf gefaßt gemacht, daß es meistens nach seinem Kopf gehen würde. Sie war auch darauf vorbereitet gewesen, daß er viele geschäftliche und auch einige gesellschaftliche Verpflichtungen besaß, bei denen sie nicht immer dabeisein würde. Simone hatte nicht viele eigene Interessen, und es fiel ihr daher nicht schwer, die eines anderen zu ihren eigenen zu machen. Sie interessierte sich für elektronische Hochtemperaturüberwachungsanlagen, Rallyefahren, die Tokioter Börse, Fasanenjagd in Niederösterreich, Military-Reiten, Golf und die Arbeiten einer jungen Textildesignerin, bis sie sie mit Urs Hand in Hand in einem kleinen Restaurant erwischte. Simone hatte sich dort mit einer Freundin verabredet. Urs war durch ein Geschäftsessen verhindert.

Sie war so verblüfft gewesen, daß sie gelacht hatte. Dann war sie aus dem Lokal gerannt und ihrer Freundin begegnet, die gerade ihr Taxi bezahlte.

»Komm, wir gehen woanders hin, hier ist es rammelvoll.«

Sie gingen in ein anderes Lokal, und Simone verschwieg Judith den Vorfall, obwohl sie ihre beste Freundin war. Sie hätte sich zu sehr geschämt, zugeben zu müssen, daß ihr Mann sie schon nach sechs Wochen Ehe betrog.

Erst zu Hause weinte sie. Urs blieb die ganze Nacht weg. Wenn sie nicht gelacht hätte, sagte er ihr später, wäre er nach Hause gekommen.

Das war Simone Kochs erste Ehekrise.

Manchmal dachte sie, sie hätte eine richtige Szene machen sollen, damals. Dann wären vielleicht nicht so viele weitere Krisen gefolgt.

Urs Koch ließ keinen Zweifel daran, daß für ihn die Ehe nicht den Verlust der persönlichen Freiheit bedeutete, wie er sein Recht auf kleine, für ihre Beziehung völlig folgenlose Affären bezeichnete.

Simone war von ihrer Mutter zu einer in vielerlei Hinsicht pragmatischen Frau erzogen worden. Aber das hier war eine neue Erfahrung. Sie hatte bisher immer Verständnis dafür gehabt, wenn es Männer mit der Treue nicht so genau nahmen. Allerdings war damals immer sie die Frau gewesen, mit der sie in verschwiegenen Lokalen Händchen hielten.

Daß ein Mann nach so kurzer Zeit das Interesse an ihr verlor, verletzte sie nicht nur, es machte ihr auch angst. Ihre Mutter hatte ihr immer gesagt: »Du bist wie ich: niedlich, nicht schön. Unsereiner muß mit spätestens fünfundzwanzig unter der Haube sein.«

Sie war jetzt dreiundzwanzig und hatte gelernt, nicht alles für bare Münze zu nehmen, was ihre Mutter sagte. Aber wenn sie in den Spiegel schaute und sich ihr Kindergesicht mit Falten vorstellte, fragte sie sich schon, ob die Zeit noch reiche für einen Neuanfang.

So wehrte sie sich nur schwach, zählte ihre Ehekrisen und wurde zusehends depressiver. Etwas, was ihrem Aussehen nun wirklich schadete.

Was die Situation noch verschlimmerte, war der Umstand, daß sie in der »Villa Rhododendron« wohnten. Urs baute in der Nähe ein »denkendes Haus«, das unter anderem seine Fenster nach dem Sonnenlauf ausrichtete, seine Energiequellen nach Witterung und Verbrauch selbst bestimmte, seine Bewohner automatisch identifizierte und einließ. Er hatte, ohne Simone zu konsultieren, Elviras Angebot angenommen, bis zur Fertigstellung dieser Mischung aus Traumvilla und Werbegag für Koch-Electronics in den Trakt zu ziehen, der seit dem Auszug von Thomas Kochs dritter Frau ohnehin leer stand.

Simone fühlte sich in diesem alten, großen Haus mit seinen vielen Erinnerungen, die sie nicht teilte, und seinen vielen Ritualen, die sie nicht kannte, noch mehr als Außenseiterin. Sie hatte das Gefühl, alle beobachteten ihre Reaktion auf Urs’ Eskapaden, die weder den Familienangehörigen noch dem Personal verborgen blieben, und verlören zusehends das bißchen Respekt, das sie ihr am Anfang noch entgegengebracht hatten.

Elvira, Thomas und Urs waren alle auf ihre Art so mit sich selbst beschäftigt, daß sie Simones Anwesenheit nur dann bemerkten, wenn es gesellschaftlich erforderlich war.

Sonst war sie ihrer Schwermut überlassen, die jetzt, wo der Herbst sie daran erinnerte, wie rasch die Zeit vergeht und die Falten kommen, auch nicht leichter zu ertragen war.

Wie alle Schwermütigen ständig auf der Suche nach einer Kulisse für ihre Melancholie, schlich Simone durch den abgelegenen Teil des Parks, als sie etwas plätschern hörte. Aus den dichten Rhododendren, die den Plattenweg säumten, ragte ein älterer Herr, der offensichtlich am Pinkeln war.

Als er sie sah, nestelte er verlegen an seiner Hose. Simone wandte sich diskret ab. Als sie sich wieder umdrehte, war er verschwunden.

»Hallo!« rief sie. Keine Antwort. Nur eine schwache Bewegung der Blätter, dort, wo er gestanden hatte.

»Bitte kommen Sie heraus«, sagte Simone mit unsicherer Stimme.

Nichts rührte sich.

»Etwas nicht in Ordnung, Frau Koch?« fragte eine Stimme hinter ihr. Es war der Gärtner, Herr Hugli, der den Weg heraufkam.

»Da ist jemand«, antwortete sie. »Dort, in den Rhododendren, ein älterer Herr.«

»Sind Sie sicher?«

»Ich habe ihn gesehen. Jetzt ist er untergetaucht. Etwa dort.«

»He, raus hier, hopp!« rief Herr Hugli.

Alles blieb still. Er warf Simone einen skeptischen Blick zu.

»Ich habe ihn gesehen. Er hat gepinkelt, und dann ist er verschwunden. Er muß dort unten sein.«

Herr Hugli betrat vorsichtig das Beet und watete durch die Rhododendren, die ihm bis unter die Arme reichten. Simone dirigierte ihn.

»Etwas mehr nach rechts, ja, und jetzt sind Sie gleich dort. Vorsicht!«

Herr Hugli blieb stehen, verschwand in den Pflanzen und kam kurz darauf mit dem älteren Herrn wieder zum Vorschein. »Herr Lang!« stieß er überrascht aus.

Jetzt erkannte Simone den Mann wieder. Konrad Lang, der Brandstifter von Korfu.

Kurz vor Mittag hatte sich bei der Polizei ein Taxifahrer gemeldet. Er sei gestern zu Rosemarie Haugs Adresse bestellt worden. Ein älterer Herr mit einem Kissen. Er habe sich zur Fichtenstraße 12 fahren lassen. Daß er ihm für die Fahrt statt zweiunddreißig Franken hundert bezahlt hatte, erwähnte er nicht.

Fichtenstraße 12 war eine Villa aus den Gründerjahren, die zu einem Bürohaus umgebaut worden war. Niemand dort kannte Konrad Lang oder hatte einen älteren Herrn mit einem Kissen beobachtet. Aber weil der Taxifahrer darauf bestand, daß er ihn zu dieser Adresse gebracht und gesehen habe, wie er das Grundstück betrat, bat Polizeiwachtmeister Staub um Erlaubnis, sich im Garten umsehen zu dürfen, und forderte einen Hund an.

Der Garten hinter der Villa war düster und verwildert. Er stieg in zwei Terrassen gegen den Hang an. Auf der obersten befand sich ein bemooster, längst von großen Tannen überschatteter Wäscheplatz mit verrosteten Teppichstangen. Gleich dahinter grenzte eine dichte Thujahecke das Land gegen das Nachbargrundstück ab.

Zu dieser Hecke führte Senta, die Schäferhündin, ihren Hundeführer. Als er sie losband, verschwand sie im Gestrüpp. Nach einer Weile hörten die Polizisten, wie sie im Nachbargrundstück Witterung aufnahm.

Der Hundeführer zwängte sich durchs Dickicht und stieß auf einen eisernen Staketenzaun, dem er in der Richtung, in der Senta verschwunden war, folgte. Schon nach wenigen Metern erreichte er ein schmales Tor, das halb offenstand. Dahinter einige überwachsene Stufen, die ins Unterholz des Nachbargrundstücks führten.

Der »Villa Rhododendron«.

Als die Polizisten am Eisentor zur »Villa Rhododendron« läuteten, öffnete ihnen ein überraschter Herr Hugli.

»Schon da?« sagte er. Es war höchstens eine Minute her, daß er auf Geheiß von Thomas Koch die Polizei benachrichtigt hatte.

Polizeiwachtmeister Staub räusperte sich. »Wir suchen eine vermißte Person und haben Grund zur Annahme, daß sie sich hier auf dem Grundstück befindet«, erklärte er.

»Und ob«, antwortete Herr Hugli und führte sie ins Haus.

In der Halle der Villa standen Elvira und Thomas Koch vor einem geschnitzten, mittelalterlich anmutenden Stuhl von den Ausmaßen eines Thrones, auf dem die traurige Gestalt Konrad Langs saß, zerzaust, unrasiert und teilnahmslos im zerknitterten, erdverkrusteten Anzug. Neben ihm stand Simone Koch, die versuchte, ihm heißen Tee einzuflößen.

Als die Polizisten kamen, ging Thomas Koch auf sie zu. »Ah, meine Herren, das ging aber schnell. Bitte kümmern Sie sich um ihn. Man hat ihn hier auf dem Grundstück aufgegriffen. Es handelt sich um Konrad Lang. Er ist geistig verwirrt.«

Polizeiwachtmeister Staub trat an Konrad Langs Stuhl heran. »Herr Lang?« fragte er lauter als nötig. »Sind Sie in Ordnung?«

Konrad nickte.

Etwas leiser sagte Staub zu Elvira und Thomas: »Seit gestern vermißt.«

Und wieder lauter zu Konrad: »Sie machen Sachen!«

»Keine Ahnung, wie der hier hereingekommen ist«, sagte Thomas Koch zu Polizeiwachtmeister Staub.

»Wir schon: durch die kleine Tür beim unteren Nachbargrundstück.«

»Eine Tür?« fragte Thomas Koch.

»Dort unten gibt es eine verrostete Gittertür, kaum zugänglich und wohl schon ewig nicht mehr benutzt. Wußten Sie das nicht?«

Elvira antwortete für ihn. »Ich hatte es vergessen. In der Villa dort unten wohnte ein Freund meines ersten Mannes. Aber der zog noch zu Lebzeiten von Wilhelm weg. Seither wurde die Tür nicht mehr benutzt.«

»Wie lange ist das her?«

»Sechzig Jahre«, sagte Elvira, mehr zu sich selbst.

Thomas schüttelte den Kopf. »Davon hatte ich keine Ahnung.«

»Ich würde etwas dagegen unternehmen, da kann jeder rein«, riet ihm Staub. Dann wandte er sich wieder mit lauter Stimme an Konrad:

»Kommen Sie, wir bringen Sie jetzt nach Hause.«

Konrad schaute den Polizisten verständnislos an. »Ich bin doch zu Hause.«

Die Kochs und die Polizisten tauschten ein Lächeln aus. »Ja, ja. Ins andere Zuhause bringen wir Sie jetzt.«

Konrad überlegte einen Moment. »Ach so«, murmelte er schließlich und stand auf. Er schaute Thomas Koch an. »An die Tür erinnerst du dich nicht?«

Thomas schüttelte den Kopf.

Konrad verdeckte seinen Mund halb mit der Hand und raunte ihm zu: »Die Piratentür.« Dann nahm er Simones Hand. »Danke.«

»Nichts zu danken«, antwortete Simone.

Er schaute sie einen Moment prüfend an. »Kennen wir uns nicht aus Biarritz?«

»Schon möglich«, erwiderte Simone. Die Polizisten brachten Konrad Lang hinaus. Simone ging mit.

Thomas Koch schüttelte den Kopf. »Die Piratentür. Die Piratentür. Irgend etwas klickt. Hat nicht jemand gesagt, er könne sich an nichts mehr erinnern?«

Elvira antwortete nicht.

Thomas blickte den Polizisten, Konrad Lang und Simone nach. »Biarritz! Die kennen sich doch nicht aus Biarritz?«

Zehn Tage später informierte Schöller seine Chefin darüber, daß Konrad Lang ins Alters- und Pflegeheim »Sonnengarten« eingewiesen worden sei.

»Ich nehme an, damit ist das Thema ›Konrad Lang‹ für uns erledigt«, fügte er mit einem schmalen Lächeln hinzu.

Elvira Senn hätte beinahe geantwortet: »Hoffentlich.«

An diesem Abend ging Schöller sehr spät.